"Nenn mich wie immer du willst.."
Ich nahm meine Hände von ihr, faltete sie hinter meinem Rücken und tigerte wieder durchs Zimmer.
"Diese Überkorrektheit war mir immer eigen. Früher sah man mich nie in der Öffentlichkeit dem Wein frönen, stets legte ich Wert auf Anstand und Sitte. Und was hat es mir gebracht?
Sicher, Titel und Ehren usw. Aber damit einhergehend auch ein Attentat, ein hinterhältiger Angriff auf mein Leben.
Da gerät man ins Grübeln..."
Meine Schritte waren langsamer geworden, ich stand nun mitten im Raum und sah mich um. Ein Schluck Wein wäre wieder angebracht. Ich entschied mich anders und setzte mich wieder, Aug in Aug mit Livia.
"All das was ich erreicht hatte wurde plötzlich unwichtig. Ich hatte unter anderem das Gefühl etwas verpasst zu haben, nicht richtig gelebt zu haben. Sieh zu, daß dir das nicht passiert.. Feier die Feste wie sie fallen, bewahre von mir aus den Anschein der gesitteten Patrizierin nach außen, aber bitte fühl dich in meiner Gegenwart nicht zu irgendwelchen Ritualen oder Floskeln gezwungen."
Kurzfristig war meine Stimmung betrübt, wieder einmal plagten mich Erinnerungen. Als ich jedoch endete und in Livias Antlitz blickte, umspielte wieder ein Lächeln meine Lippen.