Beiträge von Áedán

    Áedán war auf dem Weg zur Villa Flavia Felix mehrmals falsch abgebogen, hatte sie dann aber schließlich doch gefunden und stand nun mit geröteteten Wangen vor der Villa, an deren Tür er auch prompt klopfte.


    Während er wartete, dass sich die Porta öffnete, brachte er seine rotblonden Haare in Ordnung und band sie mit dem Lederband, welches er von Cimon als Geschenk erhalten hatte, wieder zusammen, um sie aus seinem Gesicht zu halten.


    Seine blaugrünen Augen blickten wartend auf das Holz der Tür vor sich. Hoffentlich dauerte das Ganze nicht all zu lange. Er war sehr aufgeregt. War es doch das erste Mal seit seinem Ankunft in der Villa Aurelia, dass er sie verlassen durfte. Es war auch sein erstes Mal auf Roms Straßen, seit er von Titus Tranquillus an Domina Celerina verkauft worden war. War sie nicht eine Flavia?


    Er wollte nur schnell die Botschaft überbringen und dann die Antwort an den Ehemann seiner Herrin weitergeben. Wenn er so bewies, dass man ihm so etwas anvertrauen konnte, durfte er vielleicht in Zukunft öfter einmal aus der Villa. War das doch die Gelegenheit, Rom etwas kennen zu lernen.

    Der junge Gallier stand nun aufrecht vor dem Aurelier. "Ich werde mich bemühen, dich zu finden, Dominus Corvinus. Und ich werde mich bemühen, dich nicht zu enttäuschen." versicherte Áedán dem Ehemann seiner Herrin und dann eilte er auch schon los. Allerdings tat er dies nicht, ohne einen Sklaven vor Verlassen des Hauses nach dem Weg zur Villa Flavia zu fragen, damit er sich nicht unterwegs verirrte.

    "Verzeihung, Dominus Corvinus." murmelte Áedán und biss sich auf die Unterlippe. "Áedán bedeutet Feuer." Die Meinung des Aureliers zu seiner Tat, die ihn in die Sklaverei gebracht hatte, überraschte ihn nicht wirklich. "Natürlich weiß ich das, Dominus Corvinus." sagte er ernst. "Alkohol lässt Frauen schöner aussehen und dumme Ideen genial aussehen."


    Dann nickte er eifrig. "Es ist mir eine Ehre, Dominus. Wo finde ich dich, wenn ich zurückkehre?" fragte er den Ehemann seiner Herrin. Nicht, dass dieser am Ende glaubte, er wäre abgehauen, obwohl er ihn nur nicht finden konnte.

    Unsicher trat Áedán von einem Fuß auf den anderen. "Natürlich bin ich mir der Folgen bewusst, Dominus Corvenius." sagte der junge Gallier leise. Dann schluckte er einen Kloß im Hals hinunter. Diese Frage. Jedes Mal wenn er sie beantwortete, fühlte er sich noch dümmer und noch schäbiger.


    "Es war eine Kombination aus Alkohol und großer Dummheit, Dominus Corvenius. Wir haben gefeiert, getrunken und einer von meinen Freunden hielt es für eine super Idee eine Patrouille zu überfallen, um den Römern zu zeigen, dass Gallien den Galliern gehört. - Wie das ausging, kannst du dir sicherlich ausmalen." erklärte er verlegen. "Ich wurde gefangengenommen und als Sklave verkauft. Einige meiner Freunde sind tot, andere ereilte das gleiche Schicksal." Seine blaugrünen Augen verfärbten sich ein wenig mehr ins Blaue. Es machte ihn traurig, daran zu denken.

    Der junge Gallier sah erschrocken auf und blickte dabei direkt in die braunen Augen des Aureliers. "Ich bitte vielmals um Verzeihung, Dominus Marcus Corvinus." sagte er und sah ihn entschuldigend an. "Es ist alles noch so neu für mich. Mir wurde gesagt, ich solle niemanden von den Herren oder Damen ins Gesicht sehen, Dominus. Deswegen starre ich auf den Boden."


    Dann hörte er auch schon zu, wie er dem Mann seiner Herrin helfen konnte. "Ich soll also zur Villa der Flavier gehen und bei Consul Flavius Furianus nachfragen, wann er dich und deinen Vetter empfangen kann?" hakte er nach. "Du halst also keine Angst, das ich irgendwie abhauen könnte oder dergleichen? - Es gibt Leute hier im Haus, die glauben, ich würde nur Ärger bedeuten..."


    Es ehrte ihn, dass ihm endlich einmal jemand so weit vertraute, dass er eine Aufgabe außerhalb der Villa erhielt. Die meiste Zeit kam er sich ohnehin so überflüssig vor, da Domina Celerina ihn bislang nicht benötigt hatte. Der Ehemann seiner Herrin hatte schönes Haar, stellte er eben fest. Es konnte durchaus seinen Vorteil haben, sich die Herren des Hauses auch einmal anzusehen, dachte er. Immerhin wusste er dann auch, wer überhaupt wer war.

    Natürlich spürte der junge Gallier den musternden Blick des Aureliers auf sich, aber er wagte es nicht, aufzusehen. Inzwischen hatte er es sich verinnerlicht, hier niemanden in die Augen zu sehen, der nicht zu den Sklaven gehörte. Diese Lektion hatte er behalten, nachdem er es oft genug von anderen Sklaven gehört hatte.


    "Dominus, Ursus, ich erledige gerne einen Botengang für dich, aber ich kenne mich kaum in Rom aus." erklärte er dem Ehemann seiner Herrin. "Man spricht es A-edan, Dominus Ursus." äußerte er sich dann noch zur Aussprache seines Namens.


    Natürlich wusste er nicht, warum der Ehemann seiner Herrin nicht gerade gut gelaunt war. Die Gerüchteküche wurde von ihm noch weitgehenst ferngehalten. Also wusste er auch nicht, was mit Phraates oder irgendeinem anderen Sklaven geschehen war. "Wie kan nicht dir helfen, Dominus Ursus?"

    Áedán entdeckte seine Herrin und ging zu ihr hinüber. So konnte er wenigstens ein wenig näher an die Szenerie, ohne großartig als anwesend aufzufallen. Ihm war bewusst, dass er jetzt unmöglich zu Cimon gehen und diesen in die Arme schließen konnte, um sich noch einmal anständig von ihm zu verabschieden. Deswegen stand er einfach nur mit bläulich verfärbten Augen und steinernem Gesicht neben Domina Celerina und beobachtete alles, während er inständig hoffte, dass er den Nubier irgendwann wieder sah und dieser nicht für immer aus seiner Nähe verschwand.


    Sie waren irgendwie doch gute Freunde geworden und er weigerte sich zu glauben, dass er ihn nie wieder sehen würde.

    Der junge Gallier entdeckte keine Seele, die ihm sagen konnte, wo sich Domina Celerina befinden könnte, aber dafür fand ihn irgendein Aurelier, der ihn fragte, ob er der neue Sklave seiner Frau sei.


    Eine Strähne der rotblonden Haare rutschte aus dem Lederband nach vorne und er Strich sie zurück.


    "Wenn du der Ehemann von Domina Celerina bist, ja, Dominus." antwortete er und wagte es nicht, dem Mann in die Augen zu sehen. Es war mehr als deutlich, dass er in der Rangordnung des Hauses sehr weit oben stand. Seine Körperhaltung, seine Tonwahl und seine Worte ließen keine Zweifel daran. Außerdem beschlich Áedán das Gefühl, dass er nicht ganz so freundlich war wie Dominus Ursus. Allerdings wollte er sich nicht zu vorschnell eine Meinung bilden. Er wusste ja immerhin nicht, ob dieser Aurelier vielleicht gerade einfach nur keine gute Laune hatte und ob er sehr beschäftigt war.


    "Sucht sie mich etwa? Ich suche sie nämlich gerade..." erklärte er dem hohen Herren noch, ehe er noch ein wenig mehr seinen Kopf senkte.

    "Ja, Domina Flora. Ich habe noch viel zu lernen." sagte der rotblonde Gallier und gab ihr damit schon wieder recht. "Cimon will mir vielleicht auch ein wenig das Lesen beibringen." erklärte er ihr dann noch und sah zu Marei. "Wenn du das wünscht, werde ich natürlich Marei helfen. Wenn du etwas brauchst, brauchst du es mir nur zu sagen. Ich hole es dir, Domina Flora." erklärte Áedán ihr noch und ging dann auch schon zum Sklavenmädchen hinüber, um ihr beim Laubsammeln zu helfen.


    Da seine Hände größer waren als die des Mädchens, brauchte er nicht all zu viel Handgriffe, um Laub in den Sack zu werfen. Er hatte immer gleich eine Fülle an Blättern in der Hand, wenn er zugriff. Diese Arbeit war für ihn nicht schwer, sondern einfach nur nervig, da er dazu in die Hocke gehen musste. Der junge Gallier war immerhin nicht so klein wie das Mädchen.

    Da der junge Gallier nicht lesen konnte, wusste er nicht, was sie geschrieben hatte, aber viel sah es nicht aus. "In Gallien ist alles so viel anders wie in Rom." stellte er wieder einmal fest und sah sie aufmunternd an. "Bei uns suchen sich doch noch vor allem die Frauen ihre Männer aus. Sie werden umworben, beschenkt und dann haben sie zumindest für eine Jahr eine Ehefrau. Wenn die Frau nach einem Jahr den Mann nicht mehr sehen kann, wird das Bündnis einfach nicht verlängert. - Das mit dem nicht Verlängern hat allerdings schon lange nachgelassen. Früher war das noch anders. Da hatten manche Frauen mehrere Kinder von unterschiedlichen Männern." meinte er und sah sie interessiert an.


    "Bist du jetzt eigentlich Domina Flora oder Domina Narcissa? Ich habe meine Probleme, Zwillinge auseinander zu halten..." erklärte er ihr um Verzeihung heischend. "Wenn ich dich vom Schreiben abhalte, sag es mir! Ich kann zwar nicht lesen, was da geschrieben steht, aber ich denke, meine Anwesenheit wird schön störend genug sein."


    Kurz sah er sich nach Marei um. Er hatte keine Lust ihr zu helfen, aber noch weniger Lust, die Aurelia zu verärgern.

    Der junge, rotblonde Gallier eilte in die Küche, bat einen der Sklaven nach dem verdünnten Saft. Diese hatten jedoch keine Zeit und sagten ihm nur, wo der Saft stand. Nun hatte er eine Auswahl an Fruchtsäften, die er alle nicht kannte. Er konnte nicht lesen, deswegen auch nicht erahnen, in welcher Amphore sich nun genau was befand. Er roch an den Gefäßen und wählte schließlich einen Saft aus, der zwar süßlich roch, aber auch noch sehr schmackhaft. "Pfirsich ist eine gute Wahl." meinte eine Sklavin und eilte weiter. Irgendwie waren alle so geschäftig und er war so unnütz.


    Dann eilte er auch schon mit dem Kelch zurück in den Garten zur jungen Römerin, um ihr das Getränk zu geben. "Bitte schön, Domina." sagte er und reichte ihr das Getränk. "Hast du dir eigentlich schon einen Mann ausgesucht?" fragte er sie dann freundlich, aber denoch beiläufig. Im heiratsfähigen Alter war die Aurelia ja, da würde sie sich sicherlich bald einen Mann aussuchen, mit dem sie Kinder bekommen wollte.

    Der junge Gallier biss sich auf die Unterlippe. Na prima, jetzt hatte er die junge Römerin verärgert. Er wusste zwar immer noch nicht, welchen der Zwillinge er vor sich hatte, aber die Aurelia hatte zweifellos recht. "Du hast recht, Domina. Ich werde nächstes Mal Brix fragen. Ich muss noch viel lernen und danke für diesen Rat." sagte er und war dabei doch recht untertänig. Es brachte nichts, gegen die junge Frau zu rebellieren. Vor allem, wenn sie doch zweifellos so sehr recht hatte.


    "Was möchtest du denn zum Trinken haben? Saft? Wein mit Wasser?" fragte Áedán freundlich und blickte kurz zu Marei, die gerade dazu aufgefordert worden war, mit dem Quengeln und Weinen aufzuhören und statt dessen zu arbeiten.


    Er hatte zwar keine Lust, mit dem Mädchen Laub zu sammeln, nur weil er ihr die Puppe weggenommen hatte, damit sie endlich aufhörte, sich über ihn lustig zu machen.

    Der junge, rotblonde Gallier hielt sich etwas abseits und sah sich die Abschiedsszenerie mit traurigen Augen an, während er versuchte, wenigstens seine Mimik unter Kontrolle zu halten. Die Verärgerung darüber, Cimon jetzt erst einmal eine ganze Weile nicht mehr sehen zu können, war bei weitem nicht so schlimm, wie die Traurigkeit, einen Freund zu verlieren, weil sein Herr wegzog.


    Auch wenn der Nubier sich im Augenblick betriebsam gab und nicht aufzufallen versuchte, hatte Áedán ihn längst gesehen und war unschlüssig, ob er zu ihm gehen, und sich noch einmal richtig verabschieden oder einfach stehen bleiben und ihm beim Arbeiten zusehen sollte. Theoretisch konnte er dem anderen Sklaven auch helfen, aber eigentlich gab es da kaum etwas zu helfen.


    Marei hatte ein Lied gesungen und schien sich auf die Reise zu freuen, aber er selbst war einfach nur traurig darüber, seinen Freund zu verlieren. Deswegen waren seine Augen auch wieder einmal verräterisch blau.

    Der junge Gallier ließ sich die Tunika ohne Gegenwehr zu leisten vom Körper ziehen. Es war immerhin auch in seinem Interesse, endlich mehr Nähe mit Hautkontakt zu haben. Dass der Nubier nun so sehr auf ihn einging und von sich aus mehr Kontakt suchte, ließ sein Herz einen Sprung machen. Er drängte sich gegen den dunkelhäutigen Mann und hörte immer wieder die Geräusche, die der andere von sich gab. Es klang nicht wirklich so, als würde es den Schwarzen stören. Allerdings änderte sich irgendwann etwas, denn der andere Sklave strich ihm die Haare aus dem Gesicht und legte seine dunklen Hände auf das Gesicht. Das Streicheln der Finger über seinen Wangen ließ ihn genießend die Augen zu schließen, aber sein Atem ähnelte in der Unruhe dem des anderen Mannes.


    Die Frage ließ ihn die Augen wieder öffnen. Erstaunt sah er Cimon an, dann fiel ihm ein, dass der andere ja gar nicht wusste, was er tun sollte und Verständnis war in seinen Augen zu sehen. "Erst Finger... am besten wäre irgend etwas öliges..." murmelte er und machte sich wieder an Cimons Hals zu schaffen, koste die Haut, leckte über den Muskel und näherte sich dann stückchenweise immer mehr den Lippen des Nubiers an. "Ich... helfe dir..." flüsterte er, ehe er den anderen Mann wieder küsste.


    Seine Arme legten sich um Cimons Hals und er ließ sich nach hinten sinken, zog den anderen dabei dann gleich auch noch mit. "Ich vertraue dir. Ich lass dich nicht im Stich..." wisperte er gegen den Mund des anderen. Er war neugierig auf dieses Erlebnis mit dem dunkelhäutigen Mann, aber ein wenig Angst war da schon. Angst vor Schmerz, Enttäuschung, einfach nur benutzt zu werden...


    Allerdings benutzte er den anderen im Prinzip ja auch nur. Er mochte ihn und vertraute ihm, aber Liebe war etwas anderes. Außerdem wusste er ja, dass Cimon eigentlich jemanden anderes liebte. Es war eine willkommene Ablenkung. Ein wenig Spaß und Entspannung für beide. Freundlich sah er direkt in die grauen Augen des anderen.

    Áedán nahm das Werkzeug entgegen und begann das betroffene Scharnier herauszuhebeln. Das war eine ekelhafte Arbeit, die nichts anderes als schweißtreibend und nervig war, aber eigentlich nicht sonderlich schwierig. Es war eine Fummelarbeit, bei der man mit geschicktem hin und her, Bewegungen in der Bohrstelle das Scharnier mit der Zeit lösen konnte.


    "Und wann sehen wir uns wieder? Bei irgendwelchen Festen und Hochzeiten vielleicht. Wenn die Familie zusammen kommt. - Da sehen wir uns wahrscheinlich auch nur aus der Ferne. Du könntest mir nicht einmal Schreiben, weil ich immer noch nicht lesen kann." murmelte der junge Gallier, während er am Scharnier zog, um herauszufinden, ob es sich schon herausziehen ließ. "Verdammt noch mal!" fluchte er zornig, fuhrwerkte weiter darin herum und zerrte dann erneut daran. "Lugh, jetzt mach das doch nicht unmöglich!" knurrte er und stemmte sich nun sogar mit den Füßen gegen die Tür. Plötzlich landete er mit Schwung auf seinem Gesäß und hatte das Metallstück in der Hand.


    "Wieso gehst du überhaupt? Ich verstehe das nicht." meinte er dann und besah sich die Angel, um herauszufinden, warum die Tür einen Defekt hatte. Er hatte zwar Ersatz zum Einbauen da, aber wenn es sich um Verschleiß handelte, konnte er sich gleich auf noch mehr Arbeit von dieser Sorte einstellen. "Dein Herr muss in diese andere Stadt, oder was? Und du musst mit? - Mal ganz im Ernst, mit wem soll ich mich denn anfreunden? Lysandra? Bestimmt nicht! Die Frau würde mich glaube ich am liebsten niederstechen und liegen lassen. - Und aus dem Haus raus komme ich bestimmt erst einmal nicht. Ohne Domina Celerina sowieso nicht." murrte er und nahm die neue Angel, um sie mit einem Holzhammer an ihren Platz zu bringen. "Halt bitte die Tür fest." sagte er leise. "Ich verstehe nicht, warum du mich jetzt alleine lassen musst!"


    Er überspielte seine Traurigkeit mit Ärger und er wusste, dass er den Nubier damit nicht täuschen konnte. Vielmehr spielte der junge Gallier sich selbst etwas vor.

    Der junge Gallier keuchte erstaunt auf, als Cimon ihn auf einmal so eindeutig in die Nähe seines Schoßes zog. Da war etwas sehr spürbares vorhanden, das ihm klar machte, dass es dem Nubier nicht wirklich unangenehm war, was sie gerade taten. Also konnte er ja genauso gut weiter machen.


    Das tat er auch, da Cimon den Kuss ja immerhin erwiderte. Er hätte sich nur zu gerne wieder auf den Hals des Schwarzen gestürzt, aber dieser hatte nun seinerseits beschlossen, das Zungenspiel zu vertiefen. Als sich das Becken gegen Áedán bewegte, stöhnte er leise. In ihm war die Hitze langsam kaum noch auszuhalten und deswegen störte er sich kaum daran, dass der andere Mann gerade an seiner Tunika zerrte, bis diese an irgendeiner Stelle reißend nachgab. Darüber würde er sich später ernsthafte Gedanken machen müssen, aber nich jetzt.


    Die warmen Hände des Nubiers auf seiner hellen Haut fühlten sich einfach wunderbar an. Seine Augen waren inzwischen entspannt geschlossen und er atmete tief, schwer und unregelmäßig. Immer wieder japste er auch einmal nach Luft. Ihm wurde heiß und kalt. Was war eigentlich passiert, dass Cimon nun doch auf ihn einging? Hatte er irgendeinen Hebel umgelegt?


    Er bewegte sein Becken gegen das des dunkelhäutigen Sklaven und packte mit den Fingern festern an dessen Schultern. Seine Arme zogen den muskulöseren, größeren Mann fest an seinen eigenen Körper und umschlang ihn regelrecht. Ein Bein wurde bewegt und er saß gleich ein klein wenig bequemer. Allerdings wurde so auch der Kontakt inniger. Sein rotblondes Haar fiel wieder nach vorne und als er kurz die Augen öffnete, um auf Cimons Gesicht zu sehen, waren seine Augen dunkel vor Lust. Sie waren weder wirklich blau noch richtig grün, sondern einfach nur dunkel.

    Der junge, rothaarige Gallier sah den Nubier betrübt an. Die Hand auf seiner Schulter tat gut, ebenso die Umarmung, aber es war alles irgendwie steif. Mochte ja gut sein, dass sie nur gute Freunde waren, aber er war jetzt einfach traurig, dass er den anderen nun verlieren wollte.


    Er schlang seine Arme um Cimon und drückte ihn ganz fest an sich. "Sehen wir uns irgendwann wieder?" fragte er direkt an das Ohr des dunkelhäutigen Sklaven. "Du wirst mir so wahnsinnig fehlen, Cimon. Du bist doch der einzige Freund, den ich hier habe..."


    Dann löste er sich wieder und wischte sich über das Gesicht. Weinen war nun wirklich nicht gut. Deswegen sah er auf die Tür. "Das wird eine grauenvolle Arbeit werden. Ich werde das Scharnier austauschen müssen." murmelte er im Bezug auf seine Arbeit, um das Thema zu wechseln. Es war unangenehm darüber nachzudenken, dass er den Nubier bald nicht mehr um sich haben würde.

    Áedán folgte dem Aurelier nach und versuchte gemeinsam mit ihm, den Störenfried zu finden, der sie beide vom Schlafen abgehalten hatte. "Da ist er!" wisperte er, als er den lärmenden Vogel ausgemacht hatte. Wie konnte etwas so kleines nur so viel Krach machen?


    Er versuchte den Vogel mit einem Stein zu verscheuchen und warf ihn, aber das Vögelchen ließ sich nicht beirren und zwitscherte, quietschte und zirpte weiter. "Also, die nächstgrößere Stadt ist Avericum. Die ist auch ein ganzes Stück weg und ich war dort noch nie. Rom ist für mich der reinste Schock gewesen, als ich ankam. Ich habe noch nie so viele Menschen auf einem Haufen gesehen." erklärte er Dominus Ursus und warf noch einen Stein nach dem Vogel. Der Vogel flatterte hoch und landete nur ein Stück weiter wieder, um erneut das Singen anzufangen.


    "Entweder werfen wir eine Katze auf das Dach oder wir suchen uns eine Steinschleuder."

    Auf diesen Schimmer musste Cimon nicht all zu lange warten, denn in dem Moment, in dem er erfuhr, dass der Nubier die Stadt verlassen wurde, wurde er traurig und damit wurden seine Augen bläulich. Sein Gesicht verriet jedoch nichts darüber. Das Lächeln verschwand zwar, aber seine Mimik war zwar vollkommen ausdruckslos und verriet nichts davon, dass er betrübt war. Die Nuancen in seiner Augenfarbe konnte er bei Weitem nicht so gut kontrollieren wie sein Gesicht.


    "Ja wie? Du gehst?" fragte er nach. "Das kannst du doch nicht machen! Du kannst mich doch hier nicht einfach so alleine lassen! Mit Lysandra und den ganzen anderen Weibern!"


    Ein wenig aufgebracht klang er schon, aber er versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu, damit er sich nicht verriet. Am Ende hätte er dem dunkelhäutigen Sklaven wahrscheinlich eine geknallt, weil er so aufgebracht war. So versuchte er nur, nicht zu Weinen zu beginnen.

    Die Atmung des jungen Galliers beschleunigte sich merklich und sein Herz schlug ihm spürbar bis zum Hals. Der junge Nubier erwiderte die Umarmung und den Kuss und das sorgte dafür, dass er das Gefühl hatte, sein Herz würde ihm gleich aus der Brust und direkt in Cimons springen.


    Die Hände auf seiner Tunika waren angenehm, aber irgendwie wollte er vielmehr. Seine Finger konnten über die Haut des nackten Körpers des Nubiers und konnte jede noch so kleine Narbe erkunden, während er den Kuss immer mehr vertiefte. Hätte er jetzt genug Platz gehabt, sich die Tunika vom Körper zu ziehen, hätte er es getan, aber dazu hätte er erst Abstand zum Nubier aufnehmen müssen und das wollte er im Augenblick nicht.


    Seine Zunge versuchte neckender Weise die des dunkelhäutigen Mannes zu finden und zog sich dann wieder zurück. Cimons Antwort beruhigte ihn ein klein wenig, machte ihm Mut und sorgte dafür, dass er noch mehr Kontakt suchte. Er saß nun schon beinahe auf dem Schoß des anderen, als dieser ihn an sich zog, um ihn noch fester in die Arme zu schließen. Ihm war im Augenblick egal, was der Nubier empfand. Der junge Gallier fand es einfach nur angenehm, dass Cimon sich nun so darauf einließ, und die Zärtlichkeit und die Nähe zuließ.


    Er beendete den Kuss. Dies tat er allerdings nur, um mit seinen Lippen den Hals des Schwarzen zu liebkosen und dann wieder zu seinem Mund zurückzukehren. Seine Hände fuhren über die muskulösen Schultern des anderen Mannes und er schmiegte sich noch mehr an. "Ich hab dich gern..." wisperte er kaum hörbar und küsste ihn gleich noch einmal. Seine Hände kamen an Cimons Taille zum Liegen und umschlangen dann den kräftigen Rücken des anderen. Die Finger kosten über die Haut, während seine Hände verweilten. Er massierte nun schon beinahe den Flankenbereich des Schwarzen und schmuste sich regelrecht an ihn heran.