Beiträge von Áedán

    Áedán sah sich um, erblickte einen Vogel und warf gezielt einen Stein nach ihm. Er traf den Vogel zwar nicht, aber er traf den Baum, auf dem das Tier saß, was das Federvieh so erschreckte, dass es davonflatterte. "Ich bin einfach kein Jäger..." murmelte der junge, gallische Sklave und sah Titus Aurelius Ursus dann verwirrt an. Es interessierte ihn also, woher er kam.


    "Ich weiß nicht, ob du Bibracte kennst, Dominus Ursus. Unsere Siedlung ist nicht all zu weit von dieser ehemaligen Stadt entfernt. Sie liegt am Fluss Icaunus. erklärte er dem Römer nur zu gerne. "Ich glaube, sie war nicht viel größer als die Villa. Zumindest kommt mir die Villa immer wieder verdammt riesig vor."

    Der junge Gallier sah auf und blickte den Nubier an, als dieser lachte. Die Hand auf seiner Schulter fühlte sich angenehm warm an und er freute sich, den Freund zu sehen.


    "Salve, Cimon. Ich hatte eigentlich nur vor, diese verdammte Tür in Ordnung zu bringen, aber dieses Scharnier ist so kaputt, dass es echt grauenvoll anstrengend war, die Tür aus den Angeln zuheben." erklärte der rotblonde Sklave dem dunkelhäutigen Mann, der nun vor ihm stand. "Wie lange siehst du mir eigentlich schon zu? Du hättest ja kurz mit hinlangen können, bevor ich plötzlich unter der Tür liege, weil ich mit ihr umfalle. - Ich habe das gerade noch so alleine geschafft."


    Er lächelte Cimon an. "Es ist schön, dich einmal so gutgelaunt zu sehen. Gibt's irgend etwas Neues?" fragte er den Mann, dem er schon vom ersten Moment an, als er vom Podest aus in seine grauen Augen geblickt hatte, vertraut hatte. "Ich bekomme so wenig mit hier in der Villa. Irgendwie glaube ich, ich kenne die Tratschwege noch nicht."

    Der junge, rotblonde Gallier entdeckte ein paar Steine und hob sie auf. "Bei uns in der Siedlung gab es niemanden, der es hätte lehren können. Wir waren etwas abseits der großen Händlerstraßen. Man hat eher wenig Wert darauf gelegt." erklärte Áedán dem Aurelier. "Ich werde sie einfach fragen, wenn ich sie das nächste Mal sehe. Domina Flora hat mich neulich auch schon gefragt, ob ich lesen kann und gemeint, ich solle es lernen. So langsam verstehe ich das Ganze..."


    Die Frage nach seinen Fähigkeiten ließ ihn lächeln. Er hielt Dominus Ursus die Steine hin. "Mein Vater war Schmied, also habe ich das Schmiedehandwerk erlernt. Dinge reparieren kann ich auch recht gut. Ich bin eher der Handwerker. Wir haben bei uns hauptsächlich Waffen und Werkzeuge hergestellt. Von daher kann ich das ganz passabel. So gut wie mein Vater bin ich allerdings nicht. Er hat einfach mehr Erfahrung im Schmiedehandwerk vorzuweisen. Ich war ja quasi noch Lehrling, bevor ich so dämlich war, Alkohol zu trinken und mit ein paar Bekannten eine römische Patrouille zu überfallen." erzählte er dem Römer. Inzwischen hatte er so oft von seiner Dummheit erzählt, die ihn hierher gebracht hatte, dass er es gar nicht mehr so schlimm fand. Allerdings würde ihn manchmal schon interessieren, wie andere Sklaven in die Sklaverei geraten waren - außer jenen, die hineingeboren wurden.

    Der junge Gallier eilte dem Aurelier hinterher und nickte nur. Den krachmachenden Vogel zu jagen, der ihm am Morgen den Schlaf geraubt hatte, klang nach einer ausgezeichneten Option, sich die Zeit zu vertreiben, bis Domina Celerina ihn brauchte.


    Dann diese Frage... Áedán seufzte resigniert. "Nein, ich kann nicht lesen. Ich kann auch nicht schreiben. - Ich weiß gar nicht, warum ich ständig gefragt werde. Ich habe das bislang nicht können müssen und plötzlich fragt mich jeder danach." erklärte der Dominus Ursus und man hörte ihm an, dass diese Frage ihn von Mal zu Mal mehr verletzte. "Cimon hat mir schon angeboten, mich ein wenig zu unterrichten, aber ich glaube kaum, dass der so viel Zeit dafür haben wird."

    Áedán überlegte nun ernsthaft. Mit was für Waffen jagte er eigentlich noch einmal Vögel? "Also, große Vögel wie Fasane habe ich mit Pfeil und Bogen gejagt. Krähen und so etwas habe ich immer mit einer Steinschleuder regelmäpig verjagt. Man trifft die kleinen Viecher so schlecht." antwortete er Dominus Ursus. "Auf den Feldern haben wir immer Vogelscheuchen mit Metall an Lederbändern gehabt. Die haben das Sonnenlicht reflektiert und geklappert. Krähen mochten das nicht. Vielleicht hillft das auch bei diesem nervigen Piepmatz?"


    Er war schon ein wenig unsicher, was Vogeljagd anging. Der junge Gallier war einfach kein passionierter Jäger. "Wenn sie mich ruft, wenn ich gerade zusehe, würde sie mich wenigstens einmal rufen."

    Unschlüssig rutschte Áedán hin und her. "Es war nicht schlimm, unter mir zu liegen, als dich mit aller Kraft nach unten gedrückt habe?" fragte er unsicher nach und schloss dann noch einmal die Augen. Dieses Mal allerdings entspannt, weil er die Berührung der Hände auf seinem Oberkörper genoss.


    "Gut, ich höre auf zu fragen und du versprichst mir, ansonsten ehrlich zu mir zu sein, ja?" bot er Cimon als Handel an, auf den er eigentlich gar nicht eingehen musste, ewil Áedán bereits beschlossen hatte, nicht mehr nachzufragen.


    Der junge Gallier zog scharf Luft ein, als Cimons Griff an seinem Oberkörper fester wurde. Nun konnte er wirklich nicht mehr anders. Er blickte auf den Mund des anderen, der den Kuss sogar leicht erwidert hatte.


    Er schlang seine Arme um den Hals des dunkelhäutigen Sklaven und küsste ihn erneut. Seine Lippen waren fordernd und seine Zunge stupste wieder gegen die dunklen des anderen Mannes. Der fragende Blick hatte ihn regelrecht dazu verführt, nun doch ein klein wenig mehr die Initiative zu ergreifen. Bei ihm entstand der Eindruck, dass der Nubier sich nur nicht so recht traute. Der rotblonde Gallier schmiegte sich regelrecht an den etwas größeren und muskulöseren Körper des anderen Sklaven.


    Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und seine bläulich grünen Augen blickten unsicher fragend und forschend in die Grauen des anderen, ehe sich seine Lider halb senkten. Er brauchte jetzt die Nähe des anderen Mannes, dem er so sehr vertraute. Cimon hatte ihm auf den Sklavenmarkt nur mit einem Blick so viel Halt gegeben, aber jetzt brauchte er noch viel mehr, um sich nicht ganz so verloren zu fühlen.


    Er hatte Angst vor seinem Leben als Sklave und vor dem, was von ihm noch alles erwartet haben könnte. Da konnte doch ein guter Freund, dessen Nähe er suchen konnte, schlecht falsch sein.


    "Sei mir nicht bitte nicht böse." murmelte er an den Mund des anderen und streichelte ihm über den Rücken. "Ich habe das Gefühl, ich brauche dich im Moment viel zu sehr... Ich fühle mich... als würde ich fast ertrinken, wenn ich in deine Augen sehe..."

    Kaum hatte Cimon gesagt, dass seine Augen ihn verrieten, schloss er sie. Diese verräterischen, treulosen Iriden konnten doch nicht einfach die Farbe wechseln und damit seine Gefühle an den Nubier verraten!


    "Naja, ich hab dich vorhin ganz schön gut in Schach gehalten." murmelte er und öffnete die Augen dann wieder. Sie waren immer noch so bläulich und im Augenblick sah man ihm seine Unsicherheit wirklich sehr gut an. Seine rotblonden Haare umspielten sein ernstes Gesicht.


    "Für wen hast denn solche Gefühle, dass du nichts dagegen zu unternehmen bereit bist, obwohl du weißt wie falsch es ist?" fragte Áedán und in seinen Worten klang Enttäuschung und Traurigkeit mit. "Wen interessiert den schon, was später ist? Es interessiert nur das jetzt, Cimon. Wenn jetzt etwas richtig ist, kann es später falsch sein, aber dann tut man es jetzt trotzdem und ist hinterher schlauer. Wenn du es später falsch findest, tust du es einfach nicht wieder, aber deswegen kannst du es doch jetzt tun, wenn dir danach ist." argumentierte er und blickte auf die Hände, die seinen Körper berührten.


    Sie fühlten sich heiß an auf seiner Haut und sein Atem wurde tiefer. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass diese einfache Berührung sein Blut langsam aber sicher in Wallung brachte. Solange nun niemand hereinkam, war das ja nicht so schlimm, aber wehe, wenn sie nun jemand entdeckte. Er blickte auf Cimons zitternde Lippen und beugte sich leicht nach vorne, um ihm erneut einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Es war auch wirklich nicht mehr, denn dann sah er dem Nubier auch schon wieder tief in die grauen Augen.

    Der junge Gallier strich einfach nur über die Brust des dunkelhäutigen Sklaven und hörte ihm zu. "Du liebst also eine Frau, die du nicht lieben kannst, weil es falsch ist, ja?" hakte er nach und klang dabei nun wirklich ein klein wenig traurig. Seine Augen verfärbten sich wieder ein wenig mehr ins Bläuliche und er seufzte. "Vielleicht solltest du versuchen, dich an jemanden zu halten, bei dem es nicht ganz so falsch ist." riet Áedán dem Sklaven leise.


    Seine Hand strich über Cimons Hals und umschmeichelte jeden Muskelstrang unter der dunklen Haut. "Weißt du, ich muss mich gerade wirklich ziemlich zurückhalten. Ich habe Sorge, dass ich dich überrumple und du mir am Ende einen Kinnhaken verpasst." murmelte er und sah den Nubier an. Die Besorgnis und eine gewisse Melancholie waren ihm anzusehen. Er sehnte sich im Augenblick so sehr nach Nähe, dass er sich innerlich total zerrissen fühlte zwischen dem Drang, sich dem dunkelhäutigen Sklaven einfach an den Hals zu werfen oder doch lieber sicherheitshalber aus dem Raum zu rennen, um nicht irgendwelche Konflikte herbeizuführen.


    "Es war also angenehm? Würdest du es wieder tun wollen?" fragte er sehr direkt. Der junge, rotblonde Mann versuchte seine Unsicherheit mit knappen Fragen zu überspielen, ja vielleicht sogar ein wenig beiseite schieben zu können.


    "Wenn du nichts schlimmes daran findest, kann es ja nicht falsch sein, oder?" wollte er wissen und biss sich auf die Unterlippe, damit der andere nicht sehen konnte, dass sie zitterte. Er war nervös, unsicher, unschlüssig und nun seinerseits ein wenig überfordert. Am liebsten hätte er den Nubier noch einmal geküsst, um nicht darüber nachdenken zu müssen, in welche Lage er sich gerade gebracht hatte. "Würdest du es wieder tun? - Jetzt?" fragte er kaum hörbar.

    Áedán sah die junge Frau verwirrt an. War das nun Domina Flora oder Domina Narcissa? "Domina Celerina benötigt mich im Augenblick nicht, Domina. Ich war gerade auf der Suche nach Arbeit, als ich sie beim Spielen sah. Dann hat sie angefangen, sich über mich lustig zu machen." erklärte der junge Gallier der Aurelierin. "Ich habe auf die Blumen aufgepasst, Domina." fuhr er dann fort.


    Als die junge Römerin die Hand nach der Puppe ausstreckte, gab er sie ihr gehorsam. "Hier, Domina. Hast du eine Aufgabe für mich? Außer diesem unnützen Kind bei der Arbeit zuzusehen?" fragte er sie und sah sie unsicher an. "Verzeih die Frage, aber bist du Domina Flora oder Domina Narcissa?" fragte er sie leise. "Ich hatte noch nie mit Zwillingen zu tun... Kann ich dir irgend etwas bringen? Etwas zum Trinken oder ein wenig Obst? Ich komme mir im Augenblick etwas unnütz vor. Zum Reparieren gibt es im Augenblick auch nichts."

    Nun riss dem jungen, rotblonden Gallier doch tatsächlich beinahe der Geduldsfaden. Seine freie Hand zuckte schon, aber er besah sich dann eines besseren. Die Kleine kannte Cimon und es klang beinahe so, als würde sie ihn mögen und wenn sie ihn mochte, mochte er sie wahrscheinlich auch und wenn er ihr jetzt eine knallte, war der bestimmt ziemlich sauer.


    "Du nervst, Gör!" sagte er deswegen lediglich und ging mit der Puppe in der Hand von ihr weg. Dabei war er immer bereit, die Puppe nach oben zu reißen, wenn sie versuchen sollte, ihm diese aus der Hand zu reißen. Ihm war dabei egal, ob das Spielzeug kaputt ging, aber dem Sklavenmädchen sehr wahrscheinlich nicht.


    "Kannst sie dir später abholen, wenn du aufhörst mich Baum zu nennen. Solange bleibt das hässliche Ding bei mir." erklärte er ihr noch brummig. Gallier lebten auf Bäumen, von wegen. Er war doch kein Eichhörnchen!

    Grimmig sah Áedán sie an. "Mädchen, du lebst gefährlich! Ich höre nicht schwer! Du hörst schwer! Ich habe den Vogel gehört und du Gör nicht." blaffte er sie an und war nun wirklich sauer, weil sie ihn für blöd verkaufte.


    "Ich kenne beide nicht, aber wenn ich sie sehe, frage ich sie, ob du ihnen gegenüber auch so neunmalklug bist." brummte er und rannte ihr hinterher, als Marei doch tatsächlich auch noch Baum zu nennen wagte. "Dir gebe ich gleich einen Baum! Verstecken bringt dir gar nichts." rief er, eilte ihr nach und zog die Puppe aus dem der selbstgemachten Tragetasche. "Mach lieber einmal anständig deine Arbeit, anstatt mir auf die Nerven zu gehen." sagte er zornig zu ihr und hielt die Puppe außer Reichweite. "Die kannst du dir später wieder holen, wenn du fertig bist."

    Áedán sah Marei mürrisch an. "Das ist ein ganz normaler, gallischer Name." knurrte er und blickte das Mädchen doch ein wenig verärgert an. "Besonders erfolgreich scheint sie nicht zu sein. Manchmal gibt es hier sehr freche Vögel, die auch noch verdammt laut sind. Hörst du die morgens nicht? Mich wecken die öfter einmal." erklärte er ihr. "Ich komme aus Gallien. Unweit der alten gallischen Stadt Bibracte an einem Fluss ist unsere Siedlung." erzählte er dem Mädchen und beobachtete sie ein wenig.

    "Ich hab sie noch nicht gesehen, weiß also gar nicht wer sie ist. Mir reicht mein einer Name." meinte der junge Gallier und band sich das Lederband, welches er von Cimon erhalten hatte, in die Haare, um diese zusammenzufassen, damit sie ihn nicht störten, wenn er arbeiten sollte.


    "Soweit ich das verstanden habe, soll ich ihre Leibwache sein." erklärte er dem Mädchen. "Áedán wird A-e-dan gesprochen. Nicht Eiden. Ich bin doch kein Baum." Einmal mehr schüttelte er den Kopf. Bislang hatte er sich nur wenig mit Kindern befasst, aber dieses Mädchen war wirklich sehr seltsam.


    "Mit Katzen habe ich nie zu tun. Die laufen bei uns in den Wäldern herum und fangen Vögel. Ansonsten gibt es bei uns eher wenig Katzen." erläuterte er dem Mädchen namens Marei. "Ich werde Charis einmal fragen, wenn ich Zeit habe und ich sie sehe. Die ist doch ständig in der Nähe der Herrin. Da bin ich eigentlich nicht so häufig."

    Áedán schüttelte einfach nur den Kopf. Dieses Kind war wirklich seltsam. "Dabei habe ich doch gesprochen. Mir wurden doch Fragen gestellt." murmelte er und hörte sich an, was das Mädchen leise zu ihm sagte. Eine vergessene Sklavin, die momentan niemandem diente?


    "Wie heißt diese Sklavin denn?" fragte er das Mädchen mit der Puppe. Sie packte ihre Puppe weg und folgte ihr nach. "So richtig im Garten war ich noch nicht, aber ich kann jetzt auch nicht weit weg. Wenn Domina Celerina mich später suchen muss, ist sie bestimmt nicht begeistert." erklärte er dem Kind. "Wie heißt du eigentlich? Ich bin Áedán."

    Áedán lachte leise. "Cimon schläft ja für sich und ich habe auch meinen eigenen Schlafplatz. Man braucht wenig Schlaf, wenn man keine Angst haben muss, aus dem Bett gestoßen zu werden." scherzte er.


    "Ich konnte ihn nicht sehen. Ich glaube, der saß auf dem Dach. Zumindest der Lautstärke nach zu urteilen irgendwo sehr nah am Haus." murrte er dann, machte das Lederband von seinem Handgelenk ab und fasste seine Haare ordentlich zusammen. "Ich werde wohl warten müssen, bis Domina Celerina aufsteht, ... Vielleicht wurde sie auch von diesem Vogel geweckt, dann werde ich ihn suchen müssen." Die Frage irritierte ihn dann allerdings. "Ich? Vögel gejagt? Ja, natürlich. Krähen von Feldern verjagt, Fasane erlegt... das volle Programm. Wobei ich kein besonders guter Jäger bin. Die meisten Vögel sind mir entkommen."

    Irritiert blickte der junge Gallier das Mädchen an. "Natürlich kann ich sprechen. Hast du gedacht, ich kann das nicht, oder wie?" fragte er sie verwirrt. Wie kam das Kind nur auf solche Gedanken? Nur weil er auf dem Sklavenmarkt als er auf diesem Podest stand und alle für ihn Gebote äußerten nichts gesagt hatte, hieß das noch lange nicht, dass er nicht sprechen konnte.


    "Domina Celerina hat dich als Hochzeitsgeschenk verschenkt? An Dominus Ursus und seine Frau? - Na hoffentlich verschenkt die mich nicht gleich." Nun war er wirklich sehr verwundert. Sklaven wurden anscheinend häufig wie Gegenstände verkauft, verliehen und verschenkt. In Gallien verschenkte man dann doch lieber praktische Gegenstände für den Haushalt oder Nahrung, manchmal auch zubereitet.


    "Na ja, vielleicht solltest du erst arbeiten und dann spielen. - Wenn du eine Sache nach der anderen machst, kannst du beides richtig machen. Beides gleichzeitig dauert doch elendig lange. Da bist du ja den ganzen Tag mit Laubsammeln beschäftigt. Vor allem wenn deine Puppe dauernd in den Sack fällt."

    Der junge Gallier blickte Cimon forschend an. Er hatte jede Reaktion des Nubiers genaustens verfolgt und war sich nun etwas unsicher, ob er den dunkelhäutigen Sklaven nur verwirrt hatte oder ob es ihm gefallen hatte. Nun, da er ihn abwartend ansah, versuchte er zu ergründen, was in dem anderen Mann vorging. Seine Worte kamen stockend und unsicher. Áedán legte den Kopf leicht schief, strich sich eine vorwitzige Haarsträhne zurück und lächelte dann.


    "Wer entscheidet, was richtig oder falsch ist? Ich nicht. Das musst du tun." meinte er leise. Seine warmen Hände legten sich auf die Cimons. Nach wie vor befanden sich diese auf seiner Brust, aber die Muskeln waren wesentlich entspannter und er erweckte nicht mehr dein Eindruck, ihn jeden Moment wegstoßen zu können.


    Seine Augen waren dunkel und weder wirklich blau noch grün. Nun, da er sich die Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte, erkannte man nur zu gut, dass seine Wangen leicht gerötet waren. Es war ja nicht so, dass er nicht selbst ein wenig aufgeregt und aufgewühlt wäre. Er hatte gerade mit dem Feuer gespielt. Immerhin war es ja im Bereich des Möglichen gewesen, dass der dunkelhäutige Sklave ihn von sich stieß oder gar verprügelte.


    "Einmal abgesehen davon, ob wir besser kämpfen oder trainieren sollten und ob es richtig ist oder falsch, stellt sich mir eine ganz andere Frage: Fandest du es schlimm?" fragte der junge, rotblonde Gallier sein dunkelhäutiges Gegenüber. "Ich hatte nicht wirklich den Eindruck, aber du zeigst so wenig von dem, was in dir drin vorgeht, dass ich mir da kein wirkliches Urteil bilden kann. Du musst mir sagen, was in dir vorgeht. Mag ja sein, dass wir uns eigentlich gar nicht kennen, aber das heißt noch lange nicht, dass wir das nicht ändern können, oder?"


    Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Vertrauen und Besorgnis. Auch wenn er sich jetzt ziemlich weit vorgewagt hatte, wusste er, dass er es hatte tun müssen. Cimon mangelte es vielleicht wirklich sehr an Erfahrung, aber das hieß ja noch lange nicht, dass er sie nicht machen durfte. "Du hast in deinem bisherigen Leben so viel Schmerz erfahren. Da dürfen doch angenehme Dinge auch einmal sein, oder nicht?" hakte er nach und legte seine Hand auf die Brust des anderen Mannes an die Stelle, wo er das Herz schlagen fühlen konnte.

    Die Reaktion des Nubiers war wirklich etwas ungewöhnlich, aber der junge Gallier beschloss dieser auf Grund der Unerfahrenheit des dunkelhäutigen Sklaven in diesem Bereich, einfach einmal keine all zu große Bedeutung beizumessen. Allerdings spannten sich seine Muskelpartien sogleich wachsam an, als sich die Cimons Hände auf seine Brust legten. Der erwartete Stoß blieb allerdings aus. Sie lagen einfach nur da und verursachten durch den Stoff seines Gewandes eine angenehme Wärme auf der Haut. Genießend schloss er nun seinerseits die Augen und bekam deswegen überhaupt nicht mit, dass Cimon seine Grauen erschrocken aufgerissen hatte.


    Das Ansteigen der Atemfrequenz nahm er zwar war, beachtete es aber ebenfalls nicht weiter. Ein wenig Aufregung war seiner persönlichen Meinung nach legitim. Sein eigenes Herz schlug ihm immerhin ebenfalls bis zum Hals und seine Atmung war eher stockend, da kaum zu atmen wagte. Das Geräusch, das der Nubier von sich gab, konnte er nicht wirklich deuten, aber er vermutete einfach einmal, dass der andere Sklave, es nicht wirklich so unangenehm fand, dass er ihn gerade küsste.


    Der Druck der Hände gegen seinen Oberkörper wurde ein wenig stärker, aber so wirklich zum Wegschieben genügte die angewendete Kraft allerdings noch nicht. Deswegen ließ Áedán sich auch nicht beirren. Es war ihm auch egal, dass seine Haare mehr nach vorne fielen und ihn deswegen ein wenig an den Wangen kitzelten. Dass sie auch Cimon wohlmöglich ein wenig reizten, daran dachte er überhaupt nicht.


    Seine Lippen öffneten sich leicht und seine Zungenspitze stupste gegen den Mund des anderen Mannes. Er wollte ihn nur ein wenig necken. Dann löste er sich aber doch, öffnete die Augen und sah den anderen Sklaven forschend an.

    Der junge, rotblonde Gallier blickte Cimon an. Seine Worte waren irgendwie rührend gewesen. Er wollte sie also lieber Grün als Blau sehen, wenn das Blau von Traurigkeit kam? Daraus ließ sich schließen, dass der Nubier ihn nicht traurig sehen wollte und das war doch wirklich schmeichelhaft.


    Wenn Cimon das Kämpfen mit ihm Spaß machte, war das immerhin schon einmal ein Anfang. Er hatte nichts dagegen, sich hin und wieder ein wenig zu amüsierne und wenn er dabei auch noch trainierte, war das doch sicherlich nichts, was seine Herrin Domina Celerina verurteilen würde. Er sollte ja immerhin unter anderem ihre Leibwache sein. Da profitierte sie ja nur davon, wenn er fit im Kämpfen war. Er sollte sie ja im Ernstfall auch verteidigen könne.


    "Du wirst schon nichts falsch machen." meinte Áedán mit ruhiger Stimme und strich weiterhin über die Narben, von denen der dunkelhäutige Sklave wirklich genug vorzuweisen hatte. Seine Berührungen waren sachte, ja schon fast zärtlich, und er versuchte dabei noch, Cimon nicht aus Versehen zu kitzeln. Dieser würde sich schon melden, wenn es ihm zu unangenehm wurde oder er es nicht mehr duldete.


    Dann allerdings veränderte sich irgend etwas. Die Atmung des anderen Sklaven war es, der plötzlich so anders war. Zumindest fiel es dem jungen Gallier erst gerade eben auf. Ruhig und gleichmäßig hob und senkte sich der Brustkorb des Schwarzen. Hin und wieder zog er die Luft etwas schärfer ein und wenn er über einen Muskel strich, zuckte dieser sogar. Irritiert blickte er Cimon an, der imme rnoch entspannt die Augen geschlossen hatte.


    Unsicher musterte er den freien Oberkörper des anderen Sklaven und dessen entspanntes Gesicht. Sollte er es wagen? Es konnte eigentlich nicht viel mehr passieren, als dass der Sklave ihn von sich stieß und anschrie, er solle es lassen. Er zuckte mit den Achseln und fuhr dann mit der rechten Hand hinauf zu Cimons Gesicht, strich dabei sachte über den Hals und dann über die Wange. Dann ergriff er ihn auch schon am Hinterkopf und küsste ihn sachte auf die dunklen Lippen. Wer nichts wagte, konnte nur verlieren. Ein sanfter Kuss würde den Nubier schon nicht gleich zum Ausflippen bringen. Seine Finger kraulten währenddessen noch den Nacken des anderen Mannes. Vielleicht schaffte er es ja so sogar, den anderen ein wenig ruhig zu halten.