Beiträge von Áedán

    Áedán wurde vom Podest gezogen und gefesselt an irgend jemanden übergeben. Er achtete gerade Nicht wirklich auf seine Umgebung und das menschliche Umfeld. Wurde nach jemand noch jemand versteigert? Er wusste es nicht. So vieles ging ihm nun durch den Kopf.


    Wie würde es ihm in Zukunft ergehen? Wie würde er behandelt werden? Was sollte er eigentlich arbeiten? Was sollte er für diesen reichen Frauen eigentlich tun? Er konnte weder lesennoch schreiben und wusste gerade dass eins und noch eines zwei Dinge waren. Würde er eigentlich wieder anständige Kleidung erhalten? Wo würde er untergebracht werden? Würde er seine Heimat jemals wieder sehen?


    Das alles ging ihm durch den Kopf, weshalb er geistig sehr abwesend einfach einmal hinterhertrottete. Fluchtversuche waren zwecklos, ehe er nicht wusste, wohin er überhaupt musste und wie er aus Rom hinaus kam. Was er brauchte, war ein anständiger Plan.


    An so etwas hatte es ihnen bei ihrer alkoholbedingten, übermütigen Dummheit schon gefehlt, die einigen seiner Freunde das Leben gekostet und ihn in diese Sitation gebracht hatte. Hätte ihm vor einigen Wochen jemand gesagt, dass er bald in Rom sein würde, hätte er die Person, die dies behauptete, für verrückt erklärt. Nun aber war er in Rom. Er war ein römischer Sklave.


    Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis er dies akzeptieren konnte.

    Da der Germane aber anscheinend ziemlich viel zu sagen hatte, beschloss er erst einmal ruhig zu bleiben und sich die Worte des Mannes anzuhören. Gänzlich unfähig zur Vernunft war er immerhin nicht, wenn er keinen Alkohol getrunken hatte.


    Der junge Gallier folgte Brix in den Raum. "Das ist doch genau das Gleiche, wie wenn man es vermeidet in Gegenwart eines Weibs schlecht über deren Freundin spricht, wenn man nicht will, dass die davon erfährt." meinte Áedán, der seinem Tonfall nach zu urteilen trotz seiner mangelnden Lebenserfahrung angesichts seiner Jugend doch ziemlich davon überzeugt war. "Kannst du mir sagen, was die jetzt mit mir anfangen wollen? Hier gibt es doch bestimmt weder eine Schmiede noch einen Stall oder eine Werkstatt in der ich arbeiten könnte, oder?"


    Sim-Off:

    Aus der Not heraus editiert.

    Áedán hatte ein ganz schönes Stück Weg zurückgelegt, nach dem er übergeben worden war. Selbst wenn er sich die Strecke hätte verinnerlichen wollen, war Rom für ihn so unübersichtlich, dass er es sich niht hätte merken können. In Gallien war alles um so vieles einfacher und übersichtlicher gewesen. Allerdings war die Siedlung, in der er großgeworden war, auch in etwa so groß wie der Marktplatz und die Häuser um den Platz herum waren die Begrenzung der Siedlung gewesen. So viel zum Thema Maßstab.


    Es hatte keinen Zweck hier und jetzt über so etwas nachzudenken. Im Kopf des Galliers war im Moment so viel durcheinander, da die ganzen Sinneseindrücke ihn total überforderten, dass es mit seinen Kenntnissen über die Römer nicht mehr weit her war.


    Es dauerte sogar eine Weile, bis er kapierte, dass der Mann vor ihm, ihm die Fesseln abgenommen hatte. Áedán griff sich an die Handgelenke und massierte sie sich. Sie waren fast ein wenig zu eng gewesen und es tat gut, endlich wieder ein wenig mehr Freiheit an den Armen zu haben.


    "Salve." murmelte er und dann brachen doch einige Fragen aus ihm heraus, die ihm so sehr im Kopf herum schwirrten, dass ihm beinahe schwindelig davon wurde. "Und was wollen diese Weiber jetzt mit mir anfangen?" fragte er den anderen Sklave leise. "Ich kämme denen bestimmt nicht jeden Tag die Haare oder so. Was wollen die jetzt von mir? Erst überbieten sie sich gegenseitig und dann stehen sie nebeneinander und tratschen."


    Ja, so viel war ihm in der Tat aufgefallen.


    Sim-Off:

    Aus der Not heraus editiert.

    Áedán schloss die Augen. Endlich! Endlich war es vorbei und endlich konnte er von diesem Podium herunter. Dass seine Freiheit nun endlgültig beendet war, war ihm eigentlich egal, solange er nun ENDLICH von diesem Präsentierteller herunterkam.


    Er hörte irgend etwas von Brandmarken und blickte irritiert zu der "ehrbaren Dame" hinüber, die ihn eben für 700 Sesterzen ersteigert hatte. Hatte sie jetzt gesagt. dass er gebramdmarkt werden sollte oder nicht? Da hörte er einmal kurz nicht zu und schon...


    Warum zerbrach er sich darüber jetzt eigentlich den Kopf? Viel wichtiger war ihm gerade, dass er nicht mehr hier oben knien musste und endlich von Titus Tranquillus wegkam.


    Sim-Off:

    Bitte Áedáns Meinung nicht als meine auffassen. ;)

    Áedán blickte dem Mädchen irritiert hinterher, das ihm doch tatsächlich zugerufen hatte, dass sie ihm alles wünsche, was er sich wünschte. Freiheit? In die Heimat zurückzukehren? Einfach tot umzufallen, damit er sich dieses ehrlose, herabwürdigende Versteigert werden auf dem Podeum des Sklavenmarktes nicht mehr miterleben musste? Dass der Sklavenhändler wenigstens endlich dieses Theater beendete und er von dieser erhöhten Position herunter kam?


    Wieder machte der junge Gallier seinen Blick an dem Schwarzen fest, damit er nicht panisch die Menge an Menschen betrachtete, die sich sonst noch auf diesem Markt befand.


    Gallien. Sein schönes Gallien. Da hatte es wenigstens deutlich weniger Römer gegeben und ansonsten nur Gallier. Die paar Händler aus anderen Gegenden, die sich ab und zu in die nähere Umgebung ihrer Siedler verirrt hatten, konnte er noch an den Händen abzählen. Einen Schwarzen hatte er jedoch noch nie gesehen.

    Die Zeit floss zäher wie Olivenöl dahin. Sicherlich war bei weitem nicht so viel Zeit vergangen, wie es ihm dort oben auf diesem Podest vorkam. Áedán kam sich so vor, als würde er tausend Tode sterben, während er warete, ob noch ein weiteres Gebot kam oder der Sklavenhändler Titus Tranquillus endlich verkündete, dass eine dieser Frauen den Zuschlag bekam.


    Litt er unter Wahnvorstellungen oder flimmerte die Luft? Ihm war unendlich heiß und es kam ihm vor, als würden ihn alle anstarren, obwohl es sicherlich nur die wenigsten waren. Dieses "Kleidungsstück" zeigte mehr, denn es bedeckte und er fühlte sich unwohl. War er denn wirklich nichts anderes mehr als ein Stück Vieh? Es war erniedrigend hier auf diesen Brettern zu knien und der Dinge zu harren, die da kommen sollten.


    Hätte der Muskelprotz hinter ihm nicht sein Haar gepackt, damit jeder sein Gesicht erkennen konnte, hätte er nur zu gerne seinen Kopf sinken lassen, um kurz die Leute auf dem Markt nicht mehr sehen zu müssen, aber die Hand in seinen rotblonden Strähnen verhinderten dies, ehe er es ernsthaft versuchen konnte.


    Resigniert schloss er kurz die Augen und atmete tief durch. Er konnte beinahe nicht mehr, wollte aber sein Gesicht nicht verlieren. Zwar mochte der junge Gallier seine Freiheit verloren haben, aber er wollte sich nicht die Blöße geben, auch noch seinen Stolz zu verlieren. Stark wollte er bleiben und nicht zusammenbrechen wie ein kleiner, verängstigter Junge. Das war er nun wahrlich nicht.


    Es war nur zu gut, dass er nicht wusste, was gerade in den Köpfen der Römerinnen vorging, egal ob sie vorhatten dies jemals umzusetzen oder nicht. Im Augenblick war er froh, dass ihn wenig dieses Tuch ein wenig bedeckte und er nicht vollkommen nackt in der Öffentlichkeit ausgestellt wurde. Eigentlich fühlte er sich ohnehin schon zu nackt. Wäre er in seiner Heimat im Sommer am Fluss oder an einem Teich, dann wäre diese spärliche Bekleidung noch zu viel gewesen, aber es er war nicht in seiner Heimat, es war nicht Sommer und auf einem öffentlichen Markt umgeben von vielen wildfremden Leuten.


    Er träumte sich für einen Augenblick weit weg und versuchte zu vergessen, wo er war, aber die Geräusche um ihn herum holten ihn schnell wieder zurück in die Wirklichkeit. Füße auf Pflasterstein, Marktschreier und plaudernde Römer passten einfach nicht in seine Wunschvorstellung von Gallien.


    Als er die Augen wieder öffnete, war alles noch wie bisher. Der Schwarze stand bei den Römerinnen, die sich eifrig unterhielten, keiner nannte mehr ein Gebot und er war, gemeinsam mit Muskelprotz und Tranquillus immer noch auf diesem Podest.

    Áedán betrachtete den Dunkelhäutigen weiterhin verstohlen, wie er da wachsam neben den Frauen stand, die nun anscheinend zu Plaudern begannen. War der Spuk mit der Versteigerung bald vorbei? Nach den 700 Sesterzen kam zumindest kein Gebot mehr.


    Eigentlich würde sich Tranquillus nun doch nicht mehr beschweren können. Immerhin hatte er nun fast dreimal so viel an ihm verdient, als er anfangs als Startgebot erbeten hatte.


    Worüber die feinen damen wohl gerade sprachen? In seiner Heimat sprachen die Frauen in diesem Alter für gewöhnlichü ber aktuelle Geschehnisse, das Wetter, Kinder, Handarbeit, Kochrezepte, andere Frauen und gelegentlich sogar über Männer. Zumindest so weit er das mitbekam. Gut möglich, dass sie auch noch öfter über Männer sprachen, aber dabei möglichst keine Zuhörer haben mochten.


    Die Stoffe der Kleider der braungelockten Damen schienen allerdings bedeutend feiner als die Stoffe der Mädchen bei ihnen in der Siedlung. Selbstgewebt und genäht waren sie sicherlich auch nicht. Diese Römerinnen sahen nicht so aus, als würden sie besonders viel Zeit mit Haus- und Handarbeit verbringen, sondern sich wie auch immer die Zeit zu vertreiben.


    Es war ihm schleierhaft wie diese reichen Frauen den Tag verbrachten, wenn sie anscheinend für so ziemlich alles Sklaven hatten. Wahrscheinlich mussten sie nicht einmal ihre Einkäufe nach Hause tragen, wenn sie so viele kräftige, tatkräftige Sklaven dabei hatten.


    Wenn er da an die jungen Gallierinnen in seiner Heimat dachte, die mit den Erträgen des Feldes beladen durch die Siedlung gelaufen waren, und denen niemand geholfen hatte, ihre Einkäufe zu tragen, außer vielleicht irgendwelchen Geschwistern.


    Wahrscheinlich wussten die Weiber hier gar nicht wohin mit ihrer Langeweile wegen all dem Luxus und dem Nichtstun.


    Diese Gedanken hatten ihn nun irgendwie von seiner Panik abgelenkt, aber nun, da er bei seinen letzten Überlegungen wieder auf die vornehmen Damen mit den Sklaven inmitten dieser Menschenmassen auf dem Marktplatz blickte, war die Nervosität wieder da.


    Sofort suchte er wieder nach den grauen Augen des Schwarzen, um dort Halt zu finden, ehe die Panik zu stark wurde und er am Ende sein letztes bisschen Stolz verlor.


    Sim-Off:

    Bezug zu den Aurelierdamen am Schluss hinzugefügt.

    Als die Zwillinge hinüber zu der anderen Frau gingen, die eben noch 700 für ihn geboten hatte, ahnte Áedán langsam, dass diese Frauen sich tatsächlich kannten, nur sah die Begegnung nicht wirklich nach Hass aus, wenngleich sie in seinen unwissenden Augen wie ein Machtspiel wirkte.


    Seine grünen Augen blieben allerdings auf dem Dunkelhäutigen, als wäre er sein Ankerpunkt. Am Ende waren diese Frauen Schwestern oder so. Zumindest hatten sie alle braune Haare, die irgendwie lockig erschienen, hatten eine ähnlich attraktive Figur und schienen auch aus der gleichen Gesellschaftsschicht zu kommen.


    Auch bei ihnen in der Siedlung gab es einen Mann, der vier wunderschöne, rotgelockte Töchter mit dunkelgrünen Augen und heller Haut hatte, deren Anblick die Männer schon beinahe wahnsinnig machte. Dass der arme Mann keinen Sohn hatte, vergaßen die Leute angesichts der zahlreichen heiratswilligen Freier allerdings gerne, der Vater jedoch nicht.

    Áedán atmete beinahe schon auf, als eine der beiden Zwillinge, zu denen der Schwarze ja gehörte, 600 für ihn bot. Der Mann hatte ihm via Blickkontakt ein wenig Ruhe vermittelt und den Eindruck erweckt, wenigstens so etwas wie eine vertrauenswürdige Person zu sein, auch wenn er doch so gänzlich fremd aussah. Er wurde das Gefühl nicht los, dass dieser Mann ihm mehr als Freund dienen konnte als jeder Römer im ganzen Imperium.


    Als ihn ein Römer, der anscheinend eben erst dazugekommen war, fragte, ob er kämpfen könne, sah er ihn mit einer Mischung aus Abschäu, Zorn und Angst an. Merkwürdig war diese Mixtur zugegebener maßen schon, aber seine Gefühlswelt glich aktuell einer bunddurchgewürfelten Wagenladung, nachdem sie vom Wagen gefallen war.


    "Ja, aber nicht so gut wie eure verdammten Legionäre, die ich mit meinen Freunden angegriffen habe." brummte er deswegen zur Antwort.

    Als Áedán 500 als Gebot hörte, ruckte sein Kopf herum. Sie hatte vorhin schon einmal für ihn geboten und irgendwie hoffte er nun inständig, nicht in irgendwelche Frauenfeindschaften hineingezogen zu werden.


    Auch wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, stieg der Pegel der Angst in ihm an. Er wandte sein Gesicht wieder dem schwarzen Hünen zu, mit dem er bis eben noch Blickkontakt gepflegt hatte.


    War da etwas, das ihm wieder etwas Mut machte? Konnte er hoffen, dass diese Versteigerung bald ein Ende fand? Wann kam er nur endlich von diesem Podest herunter? Wieso sagte der Sklavenhändler nichts? Er schien sich darin zu sonnen, dass nun doch einiges an Geboten hereinkam. Hatte er etwa mit seiner seltsamen Vorstellung von Áedáns Person so viel Interesse geweckt? Tickten die Römer so seltsam, dass sie ungehobelte, gallische Klötze wollten? Oder war das irgendwie eine Geheimsprache im Sklavenhandel, die nur eingeweihte kannten?


    In seinem Kopf schwirrten die Fragen umher wie lästige Fliegen an einem heißen Sommertag um einen Misthaufen. Täuschte er sich, oder wurde es mit einem Mal wärmer? Er atmete tief durch, um die Panik nieder zu kämpfen. Wenn er nun die Fassung verlor, würde er sein letztes bisschen Stolz aufgeben. So viel Ehrgefühl hatte er noch, dass er, auch wenn er sich gerade nicht so fühlte, stark erscheinen wollte.


    Noch einmal atmete er tief durch. Es war ihm beinahe so, als bekäme er kaum noch Luft. Das war gar nicht gut. Dieses Gefühl hatte er zum letzten Mal gehabt, als er erfahren hatte, dass er fortan Sklave sein würde. Nur jetzt, inmitten dieser ungeahnt großen Menschenmenge des Marktes, schien es noch schlimmer zu sein.


    Sein Gesicht blieb eine Maske. Er hatte gelernt, Gefühle in der Öffentlichkeit und bei Fremden nicht zu zeigen. Nur seine blaugrünen Augen zeigten, dass er vor Angst beinahe wahnsinnig wurde. Seine blaugrünen Augen verfärbten sich, wie so oft, wenn seine Emotionen Überhand nahmen, nun endgültig ins grünliche.

    Dass der Dunkle nun wieder Blickkontakt zu ihm aufnahm, ließ Áedßan nun wirklich aufatmen. Anscheinend hatte er sich nicht getäuscht. Ein leichtes Lächeln war in dem maskenhaften Gesicht zu erkennen. Auch er selbst ließ sich zu einem leichten nach oben ziehen der Mundwinkel verleihten, wenngleich man ihm ansah, dass er immer angespannter wurde.


    Je länger diese Versteigerung tauchte, desto mehr spannte er seine Muskulatur an. Ein bisschen Panik kam nun doch in ihm hoch. Die Situation auf der Bühne machte ihm klar, dass seine Freiheit beendet war und das machte ihm Angst. Tranquillus war ohnehin kein besonders netter Herr und da konnte dieser fremde, schwarze Mann, der wohl auch ein wenig älter war als er, ihm nur zu gut einen Anhaltspunkt geben, um wenigstens nicht vollkommen auszuflippen.


    Die grauen Augen bildeten einen ziemlichen Kontrast zu der dunklen Haut des Unbekannten, aber ihre Kühle beruhigte sein Gemüt und sollten die Damen ihn wirklich erfolgreich ersteigern, wusste er, dass er wenigstens annähernd so etwas wie einen Verbündeten haben würde.

    Als der dunkelhäutige Mann wieder Blickkontakt zu ihm aufbaute, war Áedán kurz ernsthaft verunsichert und seine Brust schnürte sich zusammen. Er hielt einen Moment lang sogar unbewusst die Luft in. War das ein Nicken? Der große Schwarze wirkte kurz sogar fast freundlich.


    Er wagte es weiter zu atmen, blickte ihn aber weiterhin verunsichert an. Erleichtert sein konnte der junge Gallier noch nicht wirklich, da er nicht wusste, ob er die Mimik des Dunklen richtig deutete.


    Mit einem Mal drang allerdings ein Ruf an sein Ohr. Da hatte jemand Marei gerufen und da er das Wort nicht kannte, ging er davon aus, dass es sich hierbei entweder um eine fremde Sprache oder um einen Namen handelte.


    Sein wachsamer Blick ging in Richtung der Römerin mit dem dunkelbraunen Haar und der durchaus sehr feinen, anscheinend der aktuellen Mode entsprechenden Kleidung. Sie sah erzürnt aus, aber in ihren dunklen Augen erkannte er noch mehr Mut, als sie gerade zu zeigen wagte.


    Da ihn diese zornige Frau gerade nicht wirklich beruhigte, blickte er wieder hinüber zu dem Schwarzen, der auf ihn gerade wirkte, wie ein solider Fels in einem reißenden Fluss, dessen Anblick alleine ihn schon ein wenig beruhigen konnte.

    Áedán besah sich die beiden Zwillinge, die gerade die Köpfe zusammensteckten. Wie konnte man nur so wunderschöne, braune Locken haben?


    Die Sklavin regte sich augenscheinlich sehr darüber auf, dass die beiden Mädchen Kaufabsichten hatten und der Dunkelhäutige musste einige böse Blicke von ihr kassieren, während er mit steinernem Gesicht da stand.


    Anscheinend war da gerade ein Beschluss gefällt worden und irgendwie hoffte er, dass diese Versteigerung nicht mehr all zu lange dauern würde. So auf dem Präsentierteller fühlte er sich langsam aber sicher richtig unwohl. Viel an hatte er im Augenblick immerhin auch nicht.

    Ein römisches Kind wurde von einem Mann auf die Schultern gehoben, damit es mehr sehen konnte. Seine Kleidung sah sehr einfach aus, weshalb er einfach einmal vermutete, dass sie der Unterschicht angehörte.


    War es ein Mädchen oder ein Junge? Bei Kindern konnte man das nie so sicher sagen und da das Kind auch noch ein Stück von ihm weg war, konnte er es noch schwerer beurteilen. Kindliche Gesichter konnte er ohnehin sehr schlecht einschätzen und römische Kinder waren da nicht gerade einfacher.


    Auf Grund des zarten Erscheinungsbildes glaubte er allerdings, dass es sich um ein Mädchen handelte, auch wenn er dies mittels Haarlänge nur schwer beurteilen konnte.


    Die Augen, deren Farbe er wegen der Entfernung nicht erkennen konnte, weit aufgerissen blickte das Mädchen ihn an und er blickte geradewegs zurück. Im Augenblick war er etwas verstimmt, weshalb er sehr wahrscheinlich etwas grimmig aussah, aber darüber machte er sich im Augenblick nicht wirklich Gedanken.

    Stimmen drangen an seine Ohren, aber auf Grund der Geräuschkulisse um ihn herum verstand er kein einziges Wort. Der Schwarze sah aus wie aus einem Stück dunklem Holz geschnitzt. Seine bläulich grünen Augen blickten direkt in die grauen Augen des großen Mannes. Für ihn war es im Augenblick schwer einzuschätzen, wieviel größer der Mann war. Er kniete immerhin auf einem Podest und der Mann stand neben den Römerinnen auf dem Marktplatz.


    Das weitere Gebot ließ ihn hoffen, dem verhassten Sklavenhändler nicht nur als Klotz in Erinnerung zu bleiben. Würde Tranquillus mit ihm einen guten Preis erziehlen, wäre dies immerhin ein kleiner Pluspunkt in dessen Erinnerung. Vielleicht würde der Menschenhändler ihn dann nicht mehr nur als ein Stück Vieh betrachten.


    Was er weiterhin hoffte war, dass der Orientale nun, da ein paar Gebote gekommen waren, vielleicht doch noch etwas positiveres über ihn sagen würde, als dass er nur ein ungehobelter, gallischer Klotz war.


    Wieder musterte er den Schwarzen und sah dann hinüber zu dem Germanen, der ihm vorhin noch eine Frage gestellt hatte, ihm aber seine eigene nicht beantwortet hatte.


    Irgendwie sahen diese beiden so aus, als könne man mit ihnen wunderbar seine Kräfte messen. Vielleicht auch nur so zum Spaß. Nun ja, zwar dachte er im Moment nicht wirklich intensiv an Vergnügungen, aber zu einem späteren Zeitpunkt würden ihm angesichts der Schönheiten und der beiden Männer sicherlich noch mehr Möglichkeiten einfallen.

    Seine Stimmung wurde mit jedem Wimpernschlag schlechter. Diese Versteigerung war so herabwürdigend. Als eine weitere Frauenstimme 300 rief, blickte er in die Richtung des Rufes. Eine römische Schönheit stand da in Begleitung des Germanen, der ihn gerade noch gefragt hatte, wie er in Gefangenschaft geraten war.


    Diese Weiber standen den Frauen seiner Heimat in Schönheit in nichts nach. Was die rothaarigen Gallierinnen an Wildheit besaßen, schienen sie an Anmut von den Göttinen bekommen zu haben.


    Was sahen diese Frauen ihn ihm? Ein Dekorationsstück? Sie hatten schon so viele athletische Männer um sich herum. Wollten Sie ihn auch noch im Schlepptau hinter sich herwuseln haben? Was machten diese Römerinnen eigentlich den ganzen Tag? Haushalt und Kinderhüten schien zumindest ebenso wenig auf dem Programm zu stehen wie kleinere, häusliche Handwerksarbeiten, welche einfache Stoffverarbeitung beinhalteten. Sie standen hier herum, wuselten über den Markt und kauften ein. Kleider, Schmuck und anderen Tant ud ... Sklaven, wie es schien.


    Irritiert blickte er zu dem Germanen, der nun schweigend neben seiner "Herrin" stand. Dieser Kerl hätte sie ohne weiteres überwältigen und fliehen können. War er am Ende gar kein Sklave, sondern nur ein Angestellter? Er verstand die römische Welt gerade überhaupt nicht und seine eigene stand schon seit seiner Gefangennahme Kopf.

    Áedán blickte Brix stirnrunzelnd an. Er war Germane, das sah der junge Gallier ihm an, nur was wollte der jetzt von ihm? Noch persönlicher ging es ja wohl gar nicht.


    Er wartete gar nicht erst auf die Erlaubnis sprechen zu dürfen, sondern antwortete sofort. Seine blaugrünen Augen blickten dabei direkt in die des Germanen. "Ich habe mich betrunken von Freunden dazu verführen lassen eine römische Patroullie anzugreifen." antwortete er leise. "Die waren allerdings besser als wir. Sind ja ganz anders ausgebildet."


    Sein Gesicht wurde grimmig. Die Schmach der Niederlage war groß, aber inzwischen war er sich sicher, dass er diese Dummheit im nüchternen Zustand niemals gemacht hätte. "Und du? Wie bist du hier gelandet, Germane?" fragte er ihn und bekam sofort vom Muskelprotz einen Schlag gegen den Hinterkopf.

    Áedán besah sich die zahlreichen Römer auf dem Marktplatz. An Hand der unterschiedlichen Kleidungsstile wagte er abzuschätzen, dass verschiedene Gesellschaftsschichten anwesend waren.


    Als eine junge Frau für ihn bot, sah er direkt zu ihr hinüber. Sie war hübsch um nicht zu sagen wunderschön und als er genauer hinsah, war er erstaunt. Zwillinge. Die Frau neben ihr war eindeutig ihre Zwillingsschwester und der Bekleidung und Begleitung nach zu urteilen, einer höheren Schicht zuzuordnen. Noch nie hatte er einen so dunklen Mann gesehen.


    Natürlich hatte er selbst in Gallien hatte er von fernen Ländern gehört, in denen Menschen wohnten, die schwarz wie die Erde sein sollten. Allerdings hatte er diese Geschichten nie geglaubt, da sich nie jemand nach Gallien verirrte, der auf diese Beschreibung traf, aber nun war er in Rom und da das Römische Reich groß war, schien es hier tatsächlich solche Leute zu geben.


    Er musterte den Mann und blickte ihm dann auf die Entfernung in die dunklen Augen. Betrachtete ihn der Kerl etwa gerade? Skeptisch hob er eine Augenbraue. Angst hatte er im Augenblick wirklich nicht gerade, aber der Kerl war ihm unheimlich. Der Schwarze schien etwas stärker als er zu sein, aber nur zu gern hätte er dies in einer direkten Auseinandersetzung einmal erprobt.


    Sein Blick ging wieder wieder zu den beiden Römerinnen, in denen näheren Umfeld noch eine weitere Frau. Eine Sklavin?


    So viele schöne Frauen gab es hier. Irgendwie fand er Rom jetzt nur noch halb so schlimm. Für einen Moment vergaß er, dass er gerade versteigert wurde, aber dann spürte er auch schon wieder die Nähe des Muskelprotzes, der ihn auf die Bühne gezerrt hatte, hinter sich.


    Mit seinen blaugrünen Augen sah er hinüber zum Sklavenhändler, der mit viel Enthusiasmus versuchte, ihn unters Volk zu bringen. Das aktuelle Gebot war für ihn schwer zu beurteilen, aber viel schien es bislang nicht zu sein. Die Augen des Orientalen sagten ihm, dass er nicht sonderlich begeistert war.


    Schon nachdem man ihn an den Händler übergeben hatte, war dieser nicht sonderlich begeistert von ihm gewesen, weil Áedán nicht all zu gebildet war. Er war nun einmal eher ein Handwerker und Waffenschmied und kein Schreiberling. Schreiben konnte er ja leider nicht einmal. Lesen schon gleich gar nicht. Allerdings schien er dann etwas, aber wirklich nur etwas zufriedener mit ihm zu sein, als er erfuhr, dass der junge Gallier Latein verstand und auch sprach. Natürlich hatte er es nicht gerade mit dem gutbürgerlichen Wortschatz, aber wozu sollte er diesen auch in einem kleinen gallischen Dorf benötigen?