Beiträge von Lucius Germanicus Verres

    Verres erster Weg nach seiner Aufnahme führte ihn in die Waffenkammer um dort seine Ausrüstung und seine Waffen entgegenzunehmen. Gespannt auf das, was ihn dort erwartete, trat er ein und wandte sich an den erstbesten Soldaten, der ihn über den Weg lief.


    "Salve! Ich bin Germanicus Verres, ein neuer Probatus und möchte meine Ausrüstung ausfassen."

    Auch wenn Verres noch kein Milites war sondern erst in Ausbildung, so schwellte seine Brust gleich noch mehr an, als der Tresvir Capitalis ihn so ansprach. Der Clauder konnte schließlich keinen Unterschied erkennen. Auch er als Probatus trug der junge Mann die Rüstung der Cohortes Urbanae und versah seinen Dienst am Haupttor. Er trat daher einen Schritt nach vorne und nickte dem römischen Magistraten zu.


    "Salve Magistratus. Mit welchem der Tribune möchtest du sprechen?"

    Einen Tag nach seiner Aufnahme bei der Cohortes Urbanae kam Verres auf Besuch zur Casa Germanica, um seiner Großmutter einen Besuch abzustatten und ihr die tollen Neuigkeiten mitzuteilen. Er hoffte sie war ebenso stolz über seine Aufnahme, wie er es war und bestimmt auch seine Mutter, der er heute noch schreiben wollte. Nachdem er mittlerweile den Sklaven der Casa bekannt war, hatte ihm der Ianitor ohne Probleme herein gelassen und auch den Weg zum Cubiculum seiner Großmutter erklärt. Das Haus war riesengroß und in der einen Nacht die er bisher hier verbringen durfte, hatte er kaum etwas vom restlichen Haus gesehen. Als er an der vermeintlichen Zimmertüre zu den Gemächern seiner Großmutter angekommen war, richtete er seine Rüstung zurecht, atmete durch und klopfte.

    Der junge Probatus Verres hatte zum ersten Mal Wachdienst am Haupttor der Castra Praetoria und bisher war der Tag recht ruhig verlaufen. So, wie man sich seinen ersten Tag bei einer solchen Aufgaben eben wünschte - einige Besucher für den Praefectus Urbi und einige Patrouillen die von ihren Rundgängen gekommen oder auf solche gegangen waren.


    Als er plötzlich die Räder einer Kutsche hörte, die sich ihren Weg in Richtung Castra bahnte, überkam ihm zum ersten Mal ein mulmiges Gefühl. Eine Kutsche zu dieser Tageszeit in den Straßen Roms war mehr als ungewöhnlich, dass wusste mittlerweile sogar er, der erst vor kurzem aus Germanien nach Rom gekommen war und daher wenig Erfahrung mit dem Leben in Rom hatte. Neugierig trat er einen Schritt nach vorne und sah dem Gefährt entgegen. Eine Kutsche begleitet von Liktoren. Es musste sich also um eine Vestalin handeln, beschlich den jungen Mann sofort. Vielleicht würde sie ja gar nicht vor der Castra halten sondern einfach weiterfahren, dachte er sich noch, doch da hatte sie bereits das Haupttor erreicht und kam zum stehen.


    Verres merkte wie langsam die Nervosität in ihm aufstieg und seine Knie etwas zittrig wurden. Seine erste Begegnung mit einer Vestalin. Er hatte bisher nur Geschichten gehört, jedoch nie eine von ihnen zu Gesicht bekommen. Wie denn auch, lebte er bisher in Germanien und Vestalische Jungfrauen gab es nur hier in Rom. Fast automatisch zog er sein Pilum weiter an seinen Körper, um sein Gleichgewicht zu halten, als schließlich einer der Liktoren an ihn herantrat und tatsächlich den Besuch einer Sacerdos Vestalis ankündigte. Zur ohnehin schon kaum auszuhaltenden Nervosität gesellte sich nun auch die Hitze, die sich mittlerweile unter dem Helm des jungen Verres angestaut hatte. Die Worte des Liktors nahm er daher nur noch sehr bruchstückhaft wahr. Praefectus Urbi, Vater, Kaiser?! Er war absolut unvorbereitet auf eine solche Situation. Sollte er nun wie angeordnet nach einem Termin fragen, oder den Liktor samt der Vestalin an den Scriba des Präfekten weiterleiten? In Ermangelung einer besseren Idee fragte er vorsichtig und ziemlich kleinlaut nach einem Termin.


    "Ähm?! Hat die Sacerdos einen Termin beim Präfekten?"

    Verres war dem Centurio in das Sacellum gefolgt, wo er nun seinen Eid ableisten sollte. Eine erste Angelegenheit und der junge Germanicer merkte, wie ihm ein kurzer wohliger Schauer über den Nacken lief, als er das Feldzeichen der Cohortes Urbanae vor sich erblickte. Ein kurzes Räuspern sollte verhindern, dass sich in diesem besonderen Augenblick die Stimme verlegte. Dann sprach er die Eidesformel


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    Zitat

    Original von Germanica Laevina
    Obwohl sie ausgesprochen zufrieden mit der Entwicklung des Gesprächs war, bedankte sich Laevina bei Avarus und Sedulus jeweils nur mit einem knappen Kopfnicken. Es war zwar alles andere als selbstverständlich, dass ihr Enkel in diesem Haus so ohne weiteres aufgenommen worden war, aber dennoch sah sie keinen Anlass, jetzt in überschwengliche und damit undisziplinierte Bekundungen von Freude oder gar Glück auszubrechen. Der erste Schritt war getan, alles Weitere würde man sehen, sobald Verres erholt und vorzeigbar war.


    "Geh nur, mein Junge. Es wird Zeit, dass du ein Bad nimmst und anständige Kleidung an den Leib bekommst. Wir werden sicher später bei der Cena Gelegenheit haben, uns weiter zu unterhalten."


    Verres nickte seiner Großmutter dankbar zu. Auch er wusste das es bitter nötig war, endlich diese verschwitzten Geruch und die verdreckte Tunika vom Leib zu bekommen. Dann sah er noch einmal zu den beiden Senatoren und folgte schließlich dem Sklaven in die Gästeunterkünfte.

    Nicht das Verres sich das Gegenteil erwartet hatte, doch war er dennoch stolz darauf als Tauglich eingestuft worden zu sein. Mit dem Befund in der Hand betrat er erneut das Rekrutierungsbüro und meldete sich beim zuständigen Offizier.


    "Hier der Befund."


    Dann übergab er die Schriftrolle.


    Tauglichkeitsprüfung von


    Lucius Germanicus Verres


    Krankheiten
    Keine ersichtlich und auch keine lauf Aussage der Probatius


    Körperlicher Zustand
    Keine Verletzungen, Narben oder sonstige Körperliche mängel vorhanden.


    Gehör
    gut


    Augen
    gut


    hier mit erklärt ich den Probatius für geeignet.


    OPTIO VALETUDINARII Titus Sergius Lupus


    Der junge Verres nahm das Dokument entgegen und warf einen kurzen Blick darauf. Tauglich! Mit einem breiten Grinsen im Gesicht nickte er dem Optio zu und machte sich auf den Weg zurück zu Rekrutierungsbüro in der großen Hoffnung nun endlich seinen Eid ableisten und sein Zeug ausfassen zu können.

    "Ich danke dir Senator."


    Der junge Mann verkniff sich dieses Mal zwar eine Verbeugung, doch nickte er Avarus dankend zu. Als der Sklave an ihn heran trat, übergab er diesen sein Bündel, doch bevor er ging wandte er sich noch einmal an seine Großmutter und wartete auf ihre Erlaubnis um mit dem Sklaven mitzugehen bzw. ob sie davor noch etwas zu sagen hatte.

    Wie angeordnet stellte sich Verres an die Wand und sah in die Richtung der Tafel. Seine Augen brauchten einen kurzen Moment, bis sie sich an die in Stein gemeißelten Zahlen gewöhnt hatten. Dann begann er laut vorzulesen.


    "V, XIX,,III, I, II, M, C, L, V, I, II, I, III…….”


    Die letzte Zeile kam schon deutlich langsamer als die größeren Zahlen davor und die letzte Zahl war nicht mehr ganz so einfach zu erkennen. Verres presste die Augen zusammen.


    "….. und V glaube ich."

    Deutlich spürte Verres den Stolz, der ihn in diesem Moment durchfuhr. Der Senator hatte sich tatsächlich mit ihm verglichen und schien sogar angetan von seinem Vorhaben, sich der Aufnahme bei der Cohortes Urbanae selbst stellen zu wollen. Ein erfreutes Lächeln trat in sein Gesicht.


    "Wenn es möglich ist, so würde ich bis dahin gerne hier in der Casa bleiben, sofern sich ein Platz für mich findet."


    Calvena, die er zuvor am Eingang kennengelernt hatte, sprach von freien Zimmern in der Casa und der junge Mann hoffte nun, dass sich diese Aussage bestätigte. Nicht vorzustellen, wenn es nicht so war und er dann vielleicht bei seiner Großmutter im Zimmer schlafen musste. Er ließ sich diesen Gedanken jedoch nicht anmerken sondern sah nur einen kurzen Moment lächelnd zu seiner Großmutter, ehe er sich wieder an die Hausherrn wandte und gespannt auf ihre Antwort wartete.

    Der Optio sprach zwar plötzlich sehr leise, doch Verres war noch jung und hatte ein gutes Gehör. Die Aufforderung sich wieder anzuziehen ließ er sich daher nicht zweimal sagen und begann sofort damit seinen Lendenschurz wieder anzulegen. Nachdem er auch seine Tunika wieder übergestreift hatte, sah er den Soldaten erwartungsvoll an. Dass sich die Aufnahme bei der Cohortes Urbanae derart in die Länge ziehen würde, hatte er nicht erwartet. Er hoffte daher auch, dass sie nun bald ein Ende fand und er seine Unterkünfte beziehen und seine Ausrüstung ausfassen konnte.

    Kaum hatte er dem einen Senator geantwortet, erhob der Andere das Wort und Verres wandte sich prompt an diesen. Sein Gesichtsausdruck verriet dabei die kurze Verblüffung, die er in diesem Moment verspürte. Sedulus hatte also tatsächlich einmal selbst bei den Stadtkohorten gedient? Damit hatte er nicht gerechnet. Immerhin war er Senator. Natürlich kam man nicht als Senator auf die Welt. Das war selbst Verres bekannt. Aber eine Karriere vom Miles bei der Cohortes Urbanae zum Senator Roms war einfach unglaublich und vor allem ließ sie den jungen Mann kurz von seiner eigenen Zukunft träumen. Wer wusste welchen Weg die Götter für ihn vorherbestimmt hatten. Über das Angebot des Senators musste er kurz nachdenken, ehe er antwortete.


    "Ich danke dir für dieses Angebot Senator, doch diesen Weg möchte ich alleine beschreiten. Ich hoffe du verstehst es nicht falsch, aber es ist das erste Mal das ich mein Leben selbst in die Hand nehme und…… und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich es ohne Hilfe schaffen sollte."


    Er hoffte den Senator mit dieser Zurückweisung nicht verärgert zu haben, doch Verres hatte das Gefühl sich durch den Dienstantritt bei der Stadtkohorte zum ersten Mal als richtigen Mann zu beweisen und er wollte dieses wunderbare Gefühl keinesfalls damit schmälern dort nur Aufnahme zu finden, weil er der Verwandte eines Ehemaligen war. Bestimmt gab es irgendwann bessere Gelegenheiten, wo er auf die Unterstützung Sedulus zurückgreifen konnte und wollte. Doch noch war nicht der richtige Zeitpunkt.

    "Nein Optio!"


    sagte Verres ganz entrüstet. Läuse hatte er schon lange nicht mehr gehabt, auch wenn es verwunderlich war bei den bisherigen Lebensumständen am Lande. Widerstrebend öffnete er den Knoten seines Lendenschurzes und zog ihn von seinen Körper. Verlegen betrachtete er dabei die Decke des Raumes, während der Soldat nun einen genauen Blick auf den jungen Körper des Germanicers werfen konnte. Die ziemlich blasse Haut des jungen Mannes wies keinerlei markante Narben, dafür einige Muttermale auf, die sich an den verschiedensten Stellen seines Körpers befanden. Alles in allem wirkte er noch ziemlich Jungenhaft, war auch kaum behaart und eher drahtig als muskulös.


    Der Dienst bei der Stadtkohorte würde aus ihm bestimmt mit der Zeit noch einen richtigen Mann machen. Zumindest war das die Meinung seines Nachbars, der ihn überhaupt erst auf die Idee gebracht hatte der Cohortes Urbanae beizutreten. Besondere Merkmale gab es bei Verres jedenfalls nicht zu bemerken. Danach suchte der Optio vergebens.

    Von seiner Großmutter hatte er selbstverständlich kein Interesse für seine Mutter erwartet und auch das einer der Senatoren nachfragte überraschte den jungen Verres im ersten Moment. Doch dann nickte er lächelnd. Das Eis schien endgültig gebrochen zu sein, denn nun sprudelte es aus Verres nur so heraus.


    "Ja Senator, ihr geht es gut. Danke der Nachfrage. Ich werde ihr schreiben das ich gut in Rom angekommen bin und werde erwähnen, dass du dich nach ihrem Befinden erkundigt hast. Eigentlich war es ja sogar die Idee meiner Mutter, dass ich nach Rom komme. Sie meinte die Möglichkeiten für einen jungen Mann wie mich wären hier in Rom bei der Familie meines Vaters wesentlich besser als in Divodurum oder gar in unseren Dorf mit einer alleinerziehenden Mutter und keinem Mann im Haus, der sich meiner annimmt. Ich hatte daher gehofft hier in Rom bleiben zu dürfen."


    Dann hob der junge Germanicer plötzlich entschuldigend die Hände. Ihn war in den Sinn gekommen, dass der Senator nun womöglich dachte, dass er sich hier im Haus ganz ohne Arbeit und Einkommen breitmachen wollte. Diesen Eindruck wollte er keinesfalls vermitteln.


    "Wobei ich euch sicher nicht zur Last fallen werde, Senator. Ein alter Legionär, der in unserer Nachbarschaft wohnt, sein Name ist Sextus, ein Bär von einem Mann, so was habt ihr noch nicht gesehen. Jedenfalls er meinte wenn ich nach Rom gehe, wäre es eine gute Sache für mich bei den römischen Stadtkohorten einzutreten. Die Zahlen gut und suchen immer junge, geschickte Männer, die sich freiwillig zum Dienst verpflichten wollen. Das habe ich mir schließlich auch vorgenommen. Also werde ich dann vermutlich ohnehin in der Castra der Urbaner wohnen."


    Jetzt fiel Verres auf, dass er vermutlich viel zu viel erzählt hatte. Zumindest einiges, nachdem der Senator gar nicht gefragt hatte und das auch noch ziemlich euphorisch. Eine sehr unangenehme Situation. Entschuldigend sah er zu seiner Großmutter und ließ dann wieder den Kopf sinken.

    Ausziehen? Ahja. Verres konnte sich nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal vor einem Fremden ausgezogen hatte. Vielleicht als Kind? Denn zum Arzt ging man schließlich nur wenn man krank war und der junge Germanicer war schon lange nicht mehr krank gewesen. Nicht das er sich für seinen jungen, drahtigen Körper schämen musste, doch es war ihm deutlich anzusehen, dass es für ihn nicht gerade angenehm war sich vor dem Optio zu entkleiden. Zuerst zog er daher seine Sandalen aus und stellte sie beiseite. Dann zog er sich Tunika über den Kopf und legte sie ebenfalls ab. Lediglich gekleidet in einen Lendenschurz trat er wieder vor den Optio.


    "Reicht das so?"

    "Nein, Optio! Weder das eine noch das andere."


    Nun war Verres also endlich bei der eigentlichen Untersuchung angelangt. Der Soldat vor dem Behandlungsraum hatte nur seinen Namen aufgenommen und die Tabulae vorbereitet. Naja. Jeder brauchte seine Daseinsberechtigung.

    Einen kurzen Moment lang sah Verres den Miles ungläubig an. Anscheinend würde sich die Aufnahmeprozedur wesentlich mehr in die Länge ziehen, als der junge Germanicer es erwartet hatte. Andererseits kam er ohnehin nicht mehr so schnell aus der Kaserne heraus, daher nahm er es locker und nickte nur, während er die Tabulae in die Hand nahm und sich damit auf den Weg zur nächsten Station machte. Was sich wohl hinter Tür Zwei verbergen würde? Er klopfte, trat ein und nahm Haltung an.


    "Probatus Lucius Germanicus Verres meldet sich zur Untersuchung."


    Wunderbar klappte das. Zumindest aus der Sicht des jungen Verres. Er war erst kurz hier und hatte bereits zwei wichtige Dinge gelernt. Stramm zu stehen und eine ordentliche Meldung zu machen. Zum ersten Mal kam er sich wie ein richtiger Soldat vor, auch wenn noch die Rüstung fehlte. Mit stolz geschwellter Brust und sich im Geiste bereits durch Rom patrouillieren sehend wartete er auf weitere Anweisungen.