Beiträge von Flavius Aurelius Sophus

    "Wohl wahr. Zu schweigen ist bisweilen eines Römers beste Zierde.
    Doch bin ich erstaunt über diese Nachrichten aus Rom. Welcher meiner Cousins ist verstorben? Weshalb wurde ich darüber nicht eher in Kenntnis versetzt?"


    Auch nicht in Kindertagen hatte Sophus besonders viel Kontakt zu Antoninus' Familie gehabt, war er selbst doch in Rom aufgewachsen, hatte er doch den größten Teil seiner Lebenszeit in Italia verbracht.

    Darauf sagte Aurelius nichts, denn seit dem Tode des Vaters verfolgten ihn die Schatten jenes Fluches, vor dem er weggelaufen war, vor dem er sich versteckt hatte und noch immer versteckte, dessen tragische Unausweichlichkeit das ohnehin schon schwermütige Gemüt des Knaben krank gemacht hatte, der sich in die Arbeit flüchtete, sich selbst mied, wo er nur konnte, in den gähnend freien Stunden das eigene Wesen in Alkohol und Melancholie ertränkte.
    Jenes arrogante Lächeln, welches ihm niemals von den Lippen wich, war bald als selbstbezogene zynische Reflexion einer Komödie mit Namen "Leben" erschienen und auch jetzt drang aus seiner Kehle nur ein seelenloses, hohles Lachen.


    "Onkel, bitte. Setze dich. Bei einem Schlückchen redet sich doch gleich viel leichter und ich will alles wissen, was du zu erzählen hast."


    Sophus geleitete den Antoninus in Richtung des Schreibpultes, in dessen Nähe man einer Sitzgelegenheit gewahr wurde. Der Praefectus holte den Stuhl hinter dem Schreibpult hervor, stellte ihn geräuschvoll vor das Möbel und gab, während er nach einer der kleinen Amphoren Posca suchte, dem Sekretär zu verstehen, dass dessen Dienste augenblicklich nicht mehr benötigt wurden.

    Sophus musste trotz aller Verblüfftheit unwillkürlich grinsen. Er trat an den Centurio heran, dessen Gesicht er nunmehr einordnen konnte und klopfte dem Mann auf die Schulter.


    "Antonius, Bruder meines Vaters! Zu welch' rätselhaften Sphären hat sich das Schicksal aufgeschwungen, dass sich unser beider Kreise zu dieser Zeit an diesem Orte treffen? Salve! Salve, Onkel!"

    Der Praefectus blinzelte verwirrt, als er die Stimme des Besuchers vernahm, während er den militärischen Gruß schlampig erwiderte.
    Aus der Ferne musterte er für einige Momente scharf die Züge des Offiziers, glaubte sogar bald, sich verhört zu haben.


    "Wer? Tritt näher, Centurio!"

    Der Praefectus zuckte nur mit den Schultern.


    "Ist mir gleich. Wenn deine Zeit ausreicht, wüsste ich nicht, was gegen eine kleine Einweisung spräche, auch wenn er sie ebenfalls von mir bekommen hätte.


    Tja, wenn das alles ist, muss ich dich wohl jetzt verabschieden.
    Gutes Gelingen, frohes Schaffen und mache meiner Prima keine Schande, ja?"

    Der Präfekt überlegte einen Moment und schlug, sich erhebend, mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.


    "Fein. Danke für die Informationen. Sieh zu, dass du Optio Tallius über den zwischenzeitlichen Kommandowechsel informierst. Ich möchte in den nächsten Tagen mit ihm sprechen...sollte er dennoch dringende Rückfragen haben, möge er in mein Arbeitszimmer kommen."


    Aurelius verschränkte die Arme vor der Brust und umkreiste den Schreibtisch unter dem Klappern der Caligae.


    "Na, wann geht es in die urbs aeterna?"

    Sim-Off:

    De iure war ein Optio als Unteroffizier der rangnächste Soldat unter dem Centurio und gemäß der Rangfolge stellvertretender Kommandant einer Zenturie, was impliziert, dass für die Erteilung der Befehlsgewalt eine zusätzliche Beförderung nicht zwingend notwendig war. Ergo haben wir sim-on kein Problem. :)


    "Dann fällt mir die Entscheidung leicht. Hiermit übertrage ich die Befehls- und Disziplinargewalt über die Centuria sexta, Cohors quarta auf Optio Gaius Tallius Priscus."


    Der Präfekt wartete, bis der Sekretär diese Aussage schriftlich festgehalten hatte.

    Als der Name des Optio fiel, erinnerte sich der Präfekt schnell wieder an den Unteroffizier, der ihm nicht erst während der Bauarbeiten positiv aufgefallen war.


    "Genau deswegen fragte ich. Mir scheint, Tallius ist der richtige Mann für diese Aufgabe, weswegen ich ihm die Kommando- und Disziplinargewalt über deine Centurie geben wollte, zumal dieser über ein offensichtlich profundes technisches Wissen verfügt, was bei der Leitung einer direkt am Theaterbau eingesetzten Centurie gewiss nicht zum Nachteil gereichen wird. Grundsätzlich wäre ich einer Empfehlung deinerseits ebenfalls nicht abgeneigt - du kennst die Männer ja besser als ich."

    Der Praefectus grüßte etwas weniger zackig zurück :D, denn der ewige Schreibdienst machte mit der Zeit doch recht träge.


    "Salve, Centurio! Das ist gut für Rom, aber schlecht für die Prima. Dennoch will ich dir zum Erfolg gratulieren und der Götter Segen für die kommenden Aufgaben antragen, wenngleich ich dein Fernbleiben in den nächsten zwei Monaten für bedauerlich halte.
    Na ja, schließlich ist auch das Soldatenleben kein Wunschkonzert..."


    Der Offizier räusperte sich kurz.


    "Hiermit stelle ich dich vom Dienst frei, Centurio."


    Jene Worte verband Aurelius mit einem kurzen Wink zum Sekretär, der nickte und eine kurze Notiz machte.


    "Wie war noch gleich der Name deines Optio?"

    Der Lagerkommandant hatte an jenem Tage seinen Bürodienst ungewöhnlicherweise sehr pünktlich beendet und ursprünglich den Beschluss gefasst, den Lagerthermen einen Besuch abzustatten, dann aber doch angesichts der nach allgemeinem Dienstschluss hoffnungslos überfüllten Räumlichkeiten davon abgesehen, denn er konnte sich durchaus angenehmere Aufenthaltsorte als die stinkende Schmutzbrühe in den Bädern vorstellen.


    Während sich der Tag dem Ende zuneigte, schlenderte der Präfekt eine Weile über die Lagerstraßen ohne besonderes Ziel, verweilte hier und da, um flüchtig die neuesten Witzeleien der Legionäre und das folgende Gelächter aufzuschnappen.
    Als er den Kasernenblock verlassen hatte, gelangte er an die Stallungen der Reiterei und betrat diese kurzerhand, ein altes Soldatenlied aus seiner Zeit als Probatus pfeifend, um sich nach dem Zustand der Kavallerie zu erkundigen.

    Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus
    Erstens: Solche Reden sind soweit ich weiss nicht schriftlich überliefert, also wurden sie wohl kaum niedergeschrieben und verteilt. Dennoch ist klar, dass sie gehalten wurden.


    Naja, es gibt schon Geschichtsschreiber, bei denen eine Art "Rede" vor der Schlacht gehalten wird. Ein bekanntes Beispiel wäre hierfür in Tacitus' Agricola vor dem entscheidenden Kampf gegen die Heerhaufen des Calgacus gegeben, wobei man hinsichtlich der ohnehin praktizierten Kunstprosa des Autors und des gewählten Textes (, der sehr wahrscheinlich nicht überliefert worden ist) vorsichtig sein sollte.


    Dass ein Geschichtsschreiber jedoch überhaupt auf diese Idee gekommen ist, scheint mir Argument genug, um auf die gestellte Frage mit einem klaren "ja" zu antworten.

    Der Praefectus erhob sich etwas überrascht ob der plötzlichen Rückkehr des Legaten, grüßte militärisch und nickte knapp.


    "Salve, Legatus! Wir stecken noch immer mitten in den Bauarbeiten des Amphitheaters. Überraschenderweise waren wir in den letzten Monaten aufgrund der günstigen Witterung nicht zu einem Baustopp gezwungen. Dies hat maßgeblich dazu beigetragen, dass es dem Bautrupp unter dem Kommando von Tribun Lepidus gelungen ist, die Betonfundamente vollständig zu errichten und mit den Mauerarbeiten zu beginnen.
    Es konnte schon bald ein recht flüssiger Transport zwischen unseren Hauptzuliefererstandorten Verona, Aquilea und Carrara hergestellt werden. Die Flotte Misenums unterstützt Baustofftransporte aus dem Zivilhafen von Aquilea, welcher von einem Manipel der Ersten besetzt gehalten wird, die Classis Ravennas wurde erst gestern damit beauftragt, unsere in Anbetracht des Großbauprojekts schrumpfenden Eisenvorräte über die Route von Messina her aufzustocken.
    Im Zuge der jüngsten Truppenrotationen wurde die sich direkt im Kastell befindliche Cohors secunda zu Hilfsarbeiten eingeteilt.
    Einige Centurien der ersten, Teile der vierten und die komplette fünfte Kohorte sind für Transportaufgaben auf den Straßen eingesetzt, hinzu kommen die an den Hafenstandorten dauerhaft stationierten drei Manipeln. Die Cohortes III, VI und VII wurden der Kommandogewalt der Tribunen Vindex bzw. Lemonia unterstellt und leisten Dienst in den Steinbrüchen.
    Da ich bestrebt war, eine drohende Kostenexplosion bedingt durch die Bauarbeiten möglichst einzudämmen, wurden Fleisch, Käse, Milch und Obst rationiert, werden nicht mehr zugekauft. Die im Lager selbst erzeugten Lebensmittel werden den jeweils mit körperlich schweren Aufgaben betrauten Einheiten zugeteilt.
    Ansonsten nimmt der Lagerbetrieb seinen gewohnten Gang; die Reiterei führte jüngst einige Manöver im Gelände durch und auch einige Übungsmärsche der Infanterie im Rahmen der Probatio wurden unternommen."


    Der Präfekt hielt einen Moment inne, um dem Legaten Platz für Fragen einzuräumen.

    Nach vielen Einzelgesprächen mit Optionen und Centurionen, Schreibern, Handwerkern, Technikern und anderen Immunes kehrte der Praefectus in sein Arbeitszimmer nahe des Praetoriums zurück, um noch einen Teil der überwältigenden Schreibarbeit zu verrichten, welche bislang mit Abstand den größten Stellenwert eingenommen hatte.
    Dabei handelte es sich diesmal um das Kontrollieren der angelieferten Waren aus Aquilea, Carrara und Verona, welche von Schreibern des Tribunen Lepidus erfasst und wiederum an die Principia weitergeleitet worden waren. Zufrieden stellte der Offizier fest, dass zwar die Anlieferung aus Verona aufgrund eines heftigen Unwetters, welches nachteilige Wegverhältnisse zur Folge gehabt hatte, nachhinkten, dafür Carrara und Aquilea ihr vom Präfekten vorgegebenes Soll zuverlässig erfüllten.
    Weiterhin schickte er Briefe an die Classis in Ravenna bezüglich der notwendig gewordenen Eisenlieferungen, wobei es zunächst galt, die zur Verfügung stehenden Kapazitäten jener Flotte auszuloten, um später brauchbare Angaben über die gewünschte Menge machen zu können. Da keine sonstigen Anfragen, Beschwerden, Mängellisten oder Wünsche der Offiziere eingetroffen waren, beschloss der Lagerkommandant, den Arbeitstag mit einem Gang in die kastelleigenen Thermen zu beschließen.

    Als Eirene etwas von der Abendspeise nachgeliefert hatte, schlug Sophus nicht gerade schlecht zu, denn wann hatte er im Kastell schon die Möglichkeit, Gerichte zu verschlingen, welche selbst den Ansprüchen verwöhnter Gaumen genügten?


    Als der erste Hunger gesättigt war, schielte er argwöhnisch auf den Brief, den sein Gegenüber gerade schrieb und trommelte mit einigen Fingern auf den Holztisch.


    "An wen schreibst du?"