Beiträge von Flavius Aurelius Sophus

    In besten Paradeuniformen waren die Soldaten an jenem Tage angetreten. Vor jeder einzelnen Zenturie des Lagers versammelten sich ausnahmslos alle Offiziere und Unteroffiziere, welche ihre Einheiten zu jeweils einem Manipel zusammenschlossen und auf den großen Platz vor dem Lager führten. Hier nahmen die Einheiten ihrer Kohortennummerierung gemäß Aufstellung, während die Cornicen ununterbrochen Signale ausposaunten, welche anordneten, die gesamte Legion auf dem Felde zu versammeln.
    Als große Teile der Infanterie bereits angerückt waren, nahmen an den Flanken Turmae der Legionsreiterei Aufstellung.
    Zu Pferde waren ebenfalls die Träger der Legionszeichen, der - mit Ausnahme von Tribun Lemonia - komplette Kommandostab der Legio, sowie der Legatus Legionis Purgitius bereits anwesend, auf dessen Kommando zum Abmarsch jetzt fast 6000 Mann warteten.


    Wenig später setzte sich die Truppe unter entsprechenden Signalen der Bläser in Bewegung...

    Erst waren es nur einige neugierige Kinder, die sich staunend hinter den Straßensperren tummelten, später ganze Menschentrauben. Jeder versuchte, einen guten Sichtplatz auf die noch völlig leere Hauptstraße zu ergattern. Wie erwartet, mussten besonders die Legionäre auf der östlichen Seite eingreifen: Längst hatten die Soldaten ihre Mäntel abgelegt, dafür Helme der Paradeuniform aufgesetzt und blitzende Pila gezückt. Mit den Scuta drängten sie die Menge immer wieder zurück, während am nördlichen und südlichen Ende Wagen um Wagen auf eine der Seitenstraßen abgewiesen wurde.


    Plötzlich erklang der ferne Ruf eines Cornicen.
    Gebannt warteten die Massen auf das Eintreffen der Reiterei.

    Am frühen Morgen des ANTE DIEM IV ID AUG DCCCLV A.U.C. war eine ganze Zenturie nach Mantua aufgebrochen, um am südlichen und nördlichen Ende der städtischen Via Principalis, sowie an deren Kreuzungen Straßensperren zu errichten.
    Als die Männer auf klappernden Caligae durch die Gassen der Stadt marschierten, war das Land noch immer von dichten Nebelschwaden überzogen. Besonders viel Verkehr war zu solch früher Stunde noch nicht auszumachen. Lediglich ein ortsansässiger Bauer klapperte mit seinem alten Wagen über das Straßenpflaster. Offenbar hatte er nicht einmal bemerkt, dass es sich bei dem marschierenden Tross um Legionäre handelte - trugen die Männer doch weder Helme, noch waren Schilde und Panzerung unter den langen Reisemänteln zu erkennen.
    'Nur gut, dass Festtag ist.', dachte Plautius - einer der Legionäre, welche mit zwei Contubernia den südlichen Wachposten bildeten, 'Da gibt es wenigstens Sonderrationen.'


    In der Tat hatten die Soldaten etwas mehr Fett, Mehl und Salz als üblich erhalten. Auch Obst, Nüsse und sogar eine Extraportion Fleisch ermöglichten den Luxus, an diesem Morgen auf die eintönige Puls verzichten zu können.

    Sim-Off:

    - Zeitsprung -


    Rechtzeitig vor Beginn der Parade herrschte in der Schreibstube des Centurio Aurelius wieder einmal Hochbetrieb: Ein ritterlicher Tribun, sowie der Primus Pilus und einige Decurionen waren in den beengten Raum gekommen, um über die anstehende Parade zu beratschlagen.


    "Meine Herren, ich grüße euch.", begann Aurelius vor den Offizieren.
    "Wie allseits bekannt ist, werden Abteilungen der Legionsreiterei in zwei Tagen auf der Hauptstrasse Mantuas eine festliche Parade abhalten. Tribunus Lemonia hat sich glücklicherweise dazu bereit erklärt, der Reiterei als Kommandant vorzustehen."


    Aurelius nickt dem Tribunen zu, dieser begann mit seinen Ausführungen:


    "Nach diversen Beratschlagungen im Kommandostab sind wir zu der Überzeugung gelangt, eine komplette Ala quingenaria der Auxiliartruppen nach Mantua zu entsenden. Damit befänden sich unter Berücksichtigung der Infanteriewachen gut 600 Mann in der Stadt. Die restliche Legionsreiterei wird den Hauptzug der Infanterie begleiten und gemeinsam mit den übrigen Paradetruppen vor dem Tross der Infanterie an der Opferstelle sein und Aufstellung nehmen. Wir haben bereits mit Formationsübungen begonnen.


    Sophus nickte.


    "Die Marschordung wurde im Einvernehmen mit dem Primus Pilus wie folgt beschlossen:
    Östlich der Stadt Mantua wird wie üblich der Aquilifer den Zug anführen. Direkt hinter ihm reitet der Legatus Legionis, der von zwei Feldzeichen flankiert wird. Dem Legaten folgt der Kommandostab, welcher aus einem senatorischen und diesmal nur vier ritterlichen Tribunen - Stabsoffizier Lemonia befindet sich ja auf der Parade - und dem Primus Pilus besteht. Es folgen gemäß ihrer Numerierung und hinter den Cornicen die Kohorten I - IX. Die Zenturien marschieren nach ihrer Zugehörigkeit zu einem Manipel. Bedeutet: Feldzeichenträger des Manipels, dann zwei Zenturien nebeneinander, die ebenfalls von Feldzeichenträgern angeführt werden. Die Reiterei folgt auf beiden Flanken und nutzt den mit Kies befestigten Seitenstreifen."

    "Gut, dann wirst du an der Spitze der Parade mitreiten. Man wird ein Pferd für dich mitfüren. Am Südtor kannst du dieses besteigen.
    Ich nehme an, einige reiche Bürger werden es sich nicht nehmen lassen, ihren allgemeinen Ruf mit diversen Opfergaben und Spenden aufzupolieren. Diese sind natürlich gerne gesehen und können noch binnen zwei Tagen direkt an der Opferstätte abgegeben werden.
    Sonstige Honorationen, Staatsmänner, Senatoren, nicht im Dienst stehende Adlige, Priester, hohe Mitglieder der Stadtverwaltung Mantuas sind ebenso dazu eingeladen, der Opferung beizuwohnen, da ja gewiss auch viele Zivilisten dem Spektakel folgen werden. Für die Bewohner Mantuas werden wir auf dem freien Feld vor der errichteten Holztribüne Plätze zuweisen, von denen aus sie die Opferung beobachten können.
    Gibt es noch Punkte, die ich nicht berücksichtigt habe oder Anmerkungen von deiner Seite?"

    Der Centurio nickte.


    "Ja, das wird sicherlich kein Schaden sein. Notfalls können die Infanteristen auf eine Umleitung für den Zivilverkehr über die Seitenstraßen hinweisen.
    Nun, wir haben drei Querverbindungen...postieren wir an jeder östlichen, zum Stadtzentrum gelegene Kreuzungsseite zwei Contubernia - aus dieser Richtung ist ein erhöhter Zustrom an schaulustigen Zivilisten zu erwarten...diese müssen daran gehindert werden, die Parade zu stören - und an jeder westlichen Kreuzungsseite ein Contubernium. Dann haben wir 72 Soldaten in der Stadt. Am südlichen und nördlichen Ende der Hauptstraße würde ich zudem Wachposten von je zwei Contubernia aufstellen. Damit kämen wir insgesamt auf 104 Soldaten, was etwa einer gut besetzten Zenturie entspräche. Ich denke, diese Größenordnung ist vertretbar.


    Fein, dann wäre dies also geklärt. Eine andere Frage ist die:
    Am Kopfende der Reiterparade wird ein zuständiger Kommandant aus dem Stab reiten. Ich hielte es für angebracht, begleiteten ihn Vertreter aus Mantua hinauf zur Opferstelle..."


    Fragend sah Aurelius den Magistratus an.


    Zitat

    "Das Aufbautraining wird morgen planmäßig fortgesetzt und die Wache hatte eben keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden. Der Bericht wird am heutigen Tage kurz ausfallen, wie ich meine. Werde ich noch gebraucht?“


    "Danke, nein. Viel Erfolg bei deinen Aufgaben!"
    Sophus nickte seinem Optio zu. Komplikationen hatte er nicht erwartet, denn Vesuvius hatte alle ihm übertragenen Aufgaben stets gewissenhaft ausgeführt.

    Etwas nördlich der Stadt Mantua hatten bereits seit mehreren Jahrhunderten religiöse Opferriten stattgefunden, waren im Strom der Zeiten unzählige kleine Tempel, Altäre und Weihesteine zu Ehren verschiedenster Gottheiten aufgestellt worden.
    Mühelos erreichte ein kleiner Soldatentrupp samt einiger Lastkarren den Ort, dem sich eine relativ kahle, gleichmäßig ebene Wiesenlandschaft beachtlicher Größe anschloss. Hier sollten in zwei Tagen hochrangige Vertreter der Stadt und des Cultus Deorum, sowie die gesamte Legio I dem angekündigten Fest zu Ehren der Ops beiwohnen.


    Lentulus, ein kleiner, stämmiger Optio, gab alsbald den Befehl, in gebührendem Abstand vor einem ungewöhnlich großen und alten Weihestein der Ops eine Holztribüne zu errichten, wie sie bereits bei Anlässen wie der Truppenvereidigung zum Einsatz gekommen war.
    Umgehend banden die Legionäre ihre Maultiere an einen Baumstamm, luden Werkzeuge, Bretter und Holzpfosten aus den Wagen und begannen mit der Arbeit...

    Emsige Betriebsamkeit herrschte auch in den Pferdestallungen der Legionsreiterei - galt es für die Decurionen doch, Pferd und Reiter anlässlich des Feiertages in tadellosem Zustand zu präsentieren.
    Freilich hoffte jede Einheit, bei der großen Reiterparade mitwirken zu dürfen. So war jenes prestigeträchtiges Ereignis Ansporn genug, Paradeuniformen und Waffen auf Hochglanz zu polieren und einem jeden Gaul die denkbar beste Pflege angedeihen zu lassen.

    "Ah...Salve, Magistratus Sabbatius!"


    Etwas überrscht grüßte er den Besucher.


    "So früh hatte ich dich gar nicht erwartet. Bitte setze dich...wir haben einige Dinge zu besprechen. Dein Wein mundet mit ganz vorzüglich, doch hier kann ich dir leider keinen anbieten - bedaure."


    Mit einem leichten Grinsen erhob sich der Centurio und kramte aus dem überfüllten Schreibtisch eine Karte Mantuas hervor.


    Beiläufig fragte er den am Eingang wartenden Claudius:


    "Nun, Optio Vesuvius - läuft Wachdienst und Aufbautraining reibungslos?"


    Sim-Off:

    Ist jetzt nicht unhöflich gemeint, aber ich will hier gleich weitermachen. ;)


    "Jetzt zu dir, Magistratus. Wie allgemein bekannt ist, sollen die Feierlichkeiten zu Ehren der Ops dieses Jahr prächtiger als sonst üblich ausfallen. Der Legat hielt sogar eine Reiterparade für angemessen, um in dieser ausgesprochenen Krisensituation ein Zeichen der beispiellosen militärischen Stärke Roms zu setzen. Meine Vorstellungen diesbezüglich gingen bislang davon aus, diese Parade mitten durch Mantua zu führen. Welche Einheiten dafür in Frage kommen, werde ich Morgen mit den hierfür zuständigen Offizieren abklären und soll jetzt nicht weiter interessieren."


    Sophus deutete auf den mantuanischen Stadtplan.


    "Teile der Legionsreiterei werden demnach die Porta Praetoria auf direktem Wege nach Mantua verlassen und entlang dieser gut ausgebauten Hauptstraße mitten durch die Stadt ziehen, um letztlich genau...hier...", der Centurio deutete auf den vermutlichen Ort der religiösen Handlungen, "...auf den restlichen Truppenkörper samt Infanterie zu warten. Jener Hauptzug wird auf dieser Straße östlich von Mantua direkt zum Opferplatz marschieren - eine Durchquerung der Stadt mit 6000 Mann halte ich nämlich für problematisch.
    Hast du Bedenken hinsichtlich dieser Planung? Freilich müsste die Hauptstraße zuvor für den zivilen Verkehr abgesperrt werden. Hierfür könnte die Legion eventuell einige wenige Zenturien Infanterie abstellen."

    Wenig später beschloss der Centurio, nach einer passenden Örtlichkeit für das anstehende Opfer zu suchen. Ein möglichst großer, freier und ebener Platz würde für das Antreten einer ganzen Legion vorhanden sein; ferner eine Art Bezugspunkt, an welchem die religiösen Handlungen vollzogen werden konnten.
    Zudem sollte dieser Ort über eine möglichst direkte und gut ausgebaute Straßenverbindung mit Mantua verfügen, plante der Centurio doch, Teile der Reiterparade in der Stadt selbst abzuhalten. Zudem mussten Soldaten wie Zivilisten den Ort bequem erreichen können.


    Nur wenige hundert Schritte von der Villa Sospitas entfernt, so erinnerte sich Sophus, waren bereits ältere Weihesteine und kleinere Tempel vorhanden, die zahlreichen Gottheiten geweiht waren. Wo, wenn nicht an jenem heiligen Ort, sollte man also zu Ehren der Ops opfern?
    Kurzerhand verließ der Centurio auf dem Rücken seines Schimmels das Kastell, um den Ort genauer unter die Lupe zu nehmen.

    Vier Tage vor Beginn der Feier hatten alle Schriftstücke das Kastell der Legio I verlassen.
    Nun galt es, den Ablauf der Reiterparade, sowie der restlichen Truppenbewegungen bis ins Detail zu planen. Zu diesem Zwecke würde es sicherlich hilfreich sein, den genauen Austragungsort des eigentlichen Opfers zu erfahren. Echte Tempel zu Ehren der Ops gab es in Mantua nicht - besser wäre es, den Magistratus in dieser Angelegenheit zu kontaktieren.
    Ferner musste mit einigen Offizieren Rücksprache gehalten werden.
    Der Centurio setzte ein Beratungsgespräch, in dem all diese Fragen zu einem glücklichen Ausgang gebracht werden sollten, auf den ANTE DIEM VI ID AUG DCCCLV A.U.C. (8.8.2005/102 n.Chr.) fest.
    Entsprechendes Schriftsrück wurde in die Stuben der Schreiber eingereicht, welche jenes sogleich vervielfältigten und über Boten von der Principia aus in alle Offiziersstuben trugen.


    Alle nötigen Maßnahmen waren eingeleitet worden - nun konnte lediglich abgewartet werden.
    Der Centurio lehnte sich zurück und malte sich pompöse Marschordnungen im Anschluss an die triumphale Reiterparade aus.


    An die Stadtverwaltung Mantuas.



    Gemäß den ehernen Sitten unserer Vorfahren werden am



    ANTE DIEM IV ID AUG DCCCLV A.U.C. (10.8.2005/102 n.Chr.)



    die Feierlichkeiten zu Ehren der Schutzgöttin Ops beginnen. Die Legio I Traiana Pia Fidelis wird sich im Hinblick auf die Krisensituation in Germanien in besonderem Maße daran beteiligen und ist an einer Kooperation mit der Stadtverwaltung Mantuas interessiert.
    Ein möglichst baldiges Gespräch mit dem Duumvir bzw. dem Magistratus der Stadt wäre in jedem Falle wünschenswert.


    Mit der Bitte um Rückmeldung,


    gez.
    Centurio
    Flavius Aurelius Sophus.





    Dem Collegium Pontificium.


    Wie der Kommandostab der Legio Traiana Pia Fidelis zu Mantua beschlossen hat, werden am


    ANTE DIEM IV ID AUG DCCCLV A.U.C. (10.8.2005/102 n.Chr.)


    Feierlichkeiten zu Ehren der Schutzgöttin Ops beginnen, um den im Felde stehenden germanischen und spanischen Legionen den Segen jener Himmlischen zuzusichern.


    Mit Wohlwollen nähme ich es zur Kenntnis, beteiligte sich auch der Cultus Deorum in Form eines erfahrenen Priesters am Opferritus.


    Mit der Bitte um Rückmeldung,


    gez.
    Centurio
    Flavius Aurelius Sophus.