Beiträge von Flavius Aurelius Sophus

    Der saß nur ruhig auf dem Holzstuhl und zuckte nur die Achseln, als der Legat pausierte.


    "Nun gut, es sind deine Männer. Was Tribun Claudius anbelangt, so kann ich zu diesem Plane nichts raten, wohl aber stellt sich die Frage, was an der Versetzung des Optio noch zu schaffen wäre."

    Sieben Marschtage nach Aufgabe der Steinbruchaktivitäten im Norden der Provincia Italia trudelten nach und nach Soldatentrosse im Castellum der Prima ein, welche sich zunächst als Teileinheiten der Arbeitskommandos erwiesen, um einige Wochen später durch zurückgebliebene Transport- und Verladetruppen ergänzt zu werden, welche in den vergangenen Monaten von Carrara bis Aquilea abwechslungsreiche Arbeiten verrichtet hatten: Nicht nur Transportaufgaben und Qualitätkontrollen aller erdenklichen Waren hatten sie in Anspruch genommen, sondern auch marschvorgreifende Bereitung der logistisch interessanten Routen. Nicht selten hatte man Wegbefestigungen ausgebessert, teilweise völlig neue errichtet, provisorische Holzbrücken geschlagen und jene stellenweise durch massive Steinbauten ersetzt, welche nunmehr endgültig einer intensiven zivilen Nutzung überlassen werden konnten.
    Da sich die Marschformationen besonders unter Berücksichtigung der schweren Transportkarren oftmals über viele Meilen erstreckten, verzichtete man darauf, die Einheiten zunächst auf dem Lagervorplatz zu sammeln. Stattdessen verlegten die Männer direkt in ihre angestammten Unterkünfte, welche sich nach dem sachgemäßen Verstauen diverser Lasttiere und Unmengen an Ausrüstungsgegenständen in den Lagermagazinen allmählich mit Soldaten anfüllten, welche bald mit Kameraden anderer Einsatzgruppen Erfahrungen austauschten.

    Obschon jenes Unwetter Teile des Steinbruches mit Erdreich überschüttet und einige Gerüstbauten zerstört hatte, konnten die bei Verona eingesetzten Teileinheiten der fünften Kohorte die schweren Arbeiten bis in den Sommer hinein fortführen, wenngleich sie hier der von Meldereitern überbrachte Befehl erreichte, zurück nach Mantua zu verlegen, denn im Castellum der Legio I hatte sich der Lagerkommandant äußerst zufrieden über das Erreichen der Soll-Fördermenge gezeigt und einen weiteren Einsatz der Arbeitstruppen nicht für zwingend nötig gehalten.
    Noch am Abend setzte der kommandierende Tribunus die ihm zur Verfügung stehenden Offiziere über die abgeänderte Auftragslage in Kenntnis - bereits wenige Stunden später, es graute ein weiterer Tag heran, machte sich die Truppe für den Abmarsch bereit. Zwei Tage ununterbrochenen Mühens brauchte es, bis Gerüste, Zelte und Teile der leichten Platzumwehrungen abgebaut und - soweit noch verwendbar - praktikabel auf zahlreichen Transportkarren verladen waren. Einmal mehr breitete sich unter den Milites ein Gefühl der Erleichterung aus, denn schon auf dem Hinmarsch nach Verona hatte man völlig auf das Mitführen von Waffen und Rüstungen verzichtet. Freilich hatte der Arbeitsauftrag den Transport einiger Baumaschinen , sowie besonders stabiler Hölzer und Eisenteile erfordert, doch jene konnten relativ komfortabel auf spezielle Transportkommandos aufgeteilt werden und belasteten Maultier wie Soldaten auf dem Marsche nicht unnötig.
    Als die Arbeit getan - zuletzt wurde der noch offene Teil der behelfsmäßigen "Latrine" zugeschüttet - und das gesamte Areal geräumt war - lediglich Behelfswege aus Schotter, Zeltspuren und zerstörte Feuerstellen ließen vermuten, dass hier einst Soldaten gewirkt hatten - kam auch für Legionär Furius die Zeit des Abschieds, welcher gleich in dreifacher Hinsicht ausfallen sollte: Erstens verließ er Verona, zweitens seinen letzten Zahn (ein härteres Stück alten Käses war dann eben doch zu viel des Guten gewesen) und schließlich wurde ihm durchaus bewusst, zum letzten Mal mit seinen Kameraden im Felde gewesen zu sein, denn in Mantua würde man ihm in wenigen Tagen eine Entlassungsurkunde ausschreiben. So marschierte der alte Mann seinem Ruhestand entgegen, zahllosen Erinnerungen an die Soldatenzeit mit Lachen und Tränen gedenkend, während die fünfte Kohorte etwas weiter östlich nach Mantua zog, um den direkten Transportweg nicht zu behindern, welcher auch das letzte noch gelagerte Material nach und nach abtrug und zur Baustelle des werdenden Amphitheaters schaffte...

    Als Vesuvianus auf das Thema Kameradschaft zu sprechen kam, fiel Sophus ein Sprüchlein ein, welches er noch als Rekrut von einem inzwischen aus dem Dienst ausgeschiedenen Optio gehört hatte. Unzählige Male hatte er im Felde moralischen Gewinn daraus gezogen, es beinhaltete letztlich ein summa summarum eines jeden Soldatenlebens. So musste er nicht lange die Aussage des Tribunen prüfen.


    "Nein, Claudius, zur Kameradschaft besteht keine Alternative, denn sie ist Grundlage jeder Disziplin, welche schließlich die Armee in jedem Gemeinwesen zur edelsten Institution werden lässt, denn sie ermöglicht das Gedeihen aller übrigen Einrichtungen."

    "Die Zeiten, in denen man römische Bürger auf einen Legaten vereidigte, sind ja nun glücklicherweise vorbei.", sprach Aurelius und rieb sich müde die rechte Schläfe. "Wohl erkenne ich die Gründe eurer Unzufriedenheit, Kameraden, doch beantwortet ein aufrechter Offizier das zweifelnde Murren seiner Männer nicht mit einem gläubigen Lächeln? Die Prima hat schon ganz anderen Widrigkeiten getrotzt. Sie hat dem Reich einen größeren Dienst erwiesen, als alle Legionen am Limes zusammen, indem sie es vor einem Bürgerkrieg bewahrte. Und nun? Die hervorragenden Soldaten dieser Einheit im Stich lassen? Weil ein paar spanische Bauerntölpel über die Alpen gestolpert kommen? Ich darf doch sehr bitten..."

    Der Präfekt hatte dem Dialog der beiden Männer eine Weile schweigend gelauscht, hakte dann aber doch ein.


    "Wenige Männer sind von Geburt an tapfer, viele werden es durch Ausbildung und harte Disziplin. Trunkenheit kann durch Ausnüchterung, körperlichen Gebrechen durch Pflege, mangelhafter Bildung durch eifriges Bemühen beigekommen werden, aber gegen die Dummheit ist kein Kraut gewachsen. Wie also auflehnen? Männer, wir sind Soldaten der römischen Armee, wir haben dem obersten Befehlshaber Treue geschworen. Ich für meinen Teil fühle mich diesem Eide noch immer verpflichtet."





    Zitat

    Original von SPIELLEITUNG

    Sim-Off:

    Euch ist schon klar, dass dieses Gespräch eine ziemliche SIMON – SIMOFF Vermischung ist? Bei einer Legion mit über 5000 Soldaten würden 5 neue Offiziere nicht wirklich ins Gewicht fallen und SIMON hat eine Legio diese Mannschaftsstärke.


    Diese Aussage ist so geil...die musste ich nochmals einrahmen. OMG...

    Der Präfekt faltete die Hände und lehnte sich zurück, um mit einem müden Lächeln die Ausführungen des Tribunen zu verfolgen.


    "Claudius, Claudius...du wirst noch einmal nach Rom aufbrechen und den Senat eigenhändig umkrempeln. Ich sehe es kommen."


    Aurelius seufzte tief.


    "An wechselndes Schicksal bin ich nun wahrhaft gewöhnt. Man dürfte es nicht offen aussprechen, die Weisheiten der einfachsten Legionäre, doch es ist wahr: Fortuna ist eine Hure! Viel zu leer ist unser Geldsäckel, um etwas Glück zu erkaufen. Was folglich hindert uns daran, den Wechsel der Dinge mit Gleichmut des Geistes zu betrachten, Verfehlungen still zu belächeln und so lange im Leben zu harren, bis wir fallen? Was, so frage ich demnach, ist der Zweck deines Vortrages?"

    "Verachtet Leibesblässe, Kameraden, denn ein Soldat ruht in der Ewigkeit.", erwiderte er mit einem dünnen Lächeln.
    "Und wieder einmal erkennen wir, dass die Legion, den Göttern sei Dank, nicht Rom ist - der richtige Mann auf dem richtigen Posten. Meine Anerkennung, Vesuvianus."
    Aurelius machte einige kleine Schritte auf die beiden Männer zu und grüßte ebenfalls den Verwandten mit einer Umarmung.
    "Antoninus - schön, dich zu sehen."

    Dieser traf denn auch ein. Wenig hatte er letzte Nacht geruht, allein die Möglichkeit, sowohl Antoninus, als auch Claudius wiederzusehen, hatte ihn dazu angespornt, dem Ruhelager noch ein Weilchen zu entsagen. Noch etwas von der kühlen Nachluft fröstelnd, welche die steinernen Lagerbauten mit blassem Nebelgewande sanft umschloss, klopfte er an die Porta, welche das Officium des gerade ernannten Tribunen eröffnete.

    Kurz nach Eintreffen des neuen Kommandeurs war Sophus in die Räumlichkeiten des Lagerverwaltungszentrums zurückgekehrt. Zur Nachmittagszeit standen - wie üblich - noch einige Besprechungen mit diversen Centurionen an. Gegen Abend folgte eine Unterhaltung mit dem Scriba, welcher allerdings, da Aurelius mit der Aktenlage zufrieden war, in den Feierabend entlassen werden konnte. Dienstschluss hätte er sich beinahe selbst gegeben, wenn nicht ein Besuch des Legaten angekündigt worden wäre. So überflog er - nun wieder in der weitaus bequemeren Tunika - beim flackernden Scheine einer geruchsintensiven Öllampe die schriftlichen Dokumentationen der letzten Soldauszahlungen, wobei er vielmehr auf eine saubere Schrift und Darstellung der Tabellen achtete, als auf die Richtigkeit der Berechnungen, denn jene hatte er persönlich erstellt und bereits überprüft. Hier und da hob er tadelnd eine Augenbraue, wenn sich der Schreiber auf dem Papyrus verschrieben hatte und eine wenig ästhetische Korrektur hatte durchführen müssen.

    Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    Na, also mit den Informationen schien es mehr zu hapern als sich der Centurio eingestehen wollte. Hatte er gerade noch mit dem Primus gerechnet, kam nun unvermittelt der Präfekt auf ihn zu. Sogleich wandte er sich an seine Männer:


    "Milites, state! Oculus prosam! Praefectus Castrorum adest!" Na, wenigstens das kam wie aus dem Onager geschossen. 8) :D Sodann drehte sich der Centurio auf den Hacken um, salutierte in gewohnt zackiger Form und meldete:


    "Cohrs IV, Centuria sexta wie befohlen angetreten."


    Der Präfekt salutierte im ersten Moment und nahm, als der Centurio zu sprechen begonnen hatte, die Hand ans Bein.
    "Eintreten!", befahl er dem Offizier.


    "Sechste Zenturie hört auf mein Kommando, sechste Zenturie fertig werden, sechste Zenturie STILL! Morgen, sechste Zenturie!"

    Aurelius nickte knapp.


    "Sicher, ich werde dort sein."


    Mit einer Geste bedeutete er den Wachposten, den Offizieren entsprechende Unterkünfte zuzuweisen und die Pferde zur Verpflegung abzuführen. Einen Moment betrachtete er die stattliche Menge an Einrichtungsgegenständen, welche der Tross aus der spanischen Legion mitgeführt hatte und kehrte schließlich in das Verwaltungsgebäude des Castellums zurück.


    Sim-Off:

    Weiter geht es dann logischerweise erst nächstes Wochenende.

    Einige Zeit später hatte der Lagerkommandant auf Meldung des Wachsoldaten hin zur Porta Praetoria gefunden. Sogleich unterzog er die anwesenden Offiziere einer Betrachtung, um unter ihnen den eingetroffenen Legaten ausfindig zu machen. Vor jenem blieb er stehen und grüßte, während er zu melden begann, mit der Hand.


    "Ave, Legat! Aurelius Sophus, Praefectus Castrorum der Legio Prima Traiana Pia Fidelis."