Als der fremdartig anmutende Mann in Erscheinung trat, war Fora gerade dabei gewesen, eine kleine Anekdote aus ihrer Kindheit zum Besten zu geben, verstummte jedoch plötzlich, als jenem ein höflicher Gruß über die Lippen kam. Ein wenig überrascht ob des unvermuteten Auftretens des Mannes musterte auch Flaccus den Fremdling knapp, der eine angenehme Atmosphäre rechtschaffener Würde auszustrahlen schien. Ohne nachzudenken erwiderte er den Gruß in griechischen Worten, wurde sich erst einige Augenblicke später des Umstandes bewusst. Den fragenden Blick Floras, den er nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, richtete sich seine Aufmerksamkeit doch immer noch primär auf den seltsamen Fremden, quittierte Flaccus mit einem kaum merklichen Schulterzucken bei etwas vorgeschobener Unterlippe. Tatsächlich hatte auch er die Anwesenheit des Mannes bisher schlichtweg nicht bemerkt, waren die bewussten Sphären seiner Wahrnehmung doch ausschließlich auf seine Begleitung selbst, und deren geistreiche Worte im Besonderen gerichtet gewesen. Der Mann schien klug genug, das Offensichtliche zu erkennen, und doch spiegelte sich Verwunderung im Blick des Flaviers wieder, anzeigend, dass der Mann mit seiner letztlich doch ins Blaue hinein gestellten Vermutung, das Pärchen käme geradewegs von den Gladiatorenspielen, voll ins Schwarze getroffen hatte. Ebenso wie Flora musterte auch Flaccus einen kleinen Moment die Umgebung, die sich, mit dem prunkvollen Anwesen im Vordergrund als eine durchaus reizende darbot. Sein fragender Blick, der darauf schließen ließ, dass er der Einladung durchaus nicht abgeneigt war, traf jenen der Aurelia, die ebenso zu denken schien. Die Lokalität war mit Sicherheit keine üble Kaschemme und auch das Verhalten des Aegypters, so er denn einer war, der sich mittlerweile als Cleonymus vorgestellt hatte, entbehrte jedes Anzeichens von Verschlagenheit oder Hinterlist. Dennoch blieb natürlich ein gewisses Risiko, sich ohne Begleitung durch Leibwächter in das Haus eines Unbekannten zu begeben, doch zu sehr genoss der Flavier das Gefühl der unbeschwerten Freiheit in Floras Gesellschaft, als dass solcherlei leise Bedenken seinen verwegenen Drang nach Kurzweil hemmen konnten.
Stets an Floras Seite, betrat nun also auch Flaccus den geschwungenen Weg aus strahlend weißen Kieseln, die leise unter den Schritten seiner purpurnen calcei knirschten. Eine nahezu betörende Duftkomposition aus zahllosen Blüten umfing sie, als der Weg an plätschernden Brunnen und anmutigen Statuen vorbei geradewegs zur eindrucksvollen porta der domus führten, die schon bei der Annäherung der beiden Patrizier lautlos aufschwang und den Weg ins Atrium des Hauses freigab. Einen Moment lang blieb der Flavier überwältigt von der unbekannten Schönheit der Einrichtung stehen, ehe er der Sklavin, die lautlos aus dem Schatten einer der zahllosen Säulen hervorgetreten war, tiefer ins Innere des Gebäudes folgte. Anregende Musik schwebte durch die Luft, der schmeichelnde Klang einer Flöte schien in entspanntem Dialog mit einer warmen Frauenstimme, die in einer seltsamen Sprache sang. Untermalt wurde dieses musikalische Zwiegespräch vom sanften Klang einer Zither, eine nahezu überirdische Atmosphäre schaffend, die in starkem Kontrast zur erdigen Stimme der Sängerin stand. Der Eindruck, in eine Welt des Lands der aufgehenden Sonne eingetaucht zu sein, verstärkte sich, als sie schließlich in einen freundlichen Raum geführt wurden, um dessen Mitte sich kleine Nischen mit niedrigen Diwanen und zarten Tischchen gruppierten, die zum entspannten Verweilen einluden. Frauen in fremdartiger Kleidung musizierten in der Mitte des Raumes und der schmeichelnde Duft des Ostens lag in der Luft. Nachdem sich Flora etwas scheu gesetzt hatte, ließ auch Flaccus sich zögernd nieder und zwang sich, seinen Blick von den Musikerinnen weg auf die Aurelia zu richten. „Umwerfend.“, stellte er fest, und versuchte zu ergründen, ob das Haus einen ähnlich märchenhaften Eindruck auf seine hübsche Begleitung gemacht hatte.