Beiträge von Quintus Flavius Flaccus

    Da offenbar ohnehin keine weiteren potentiellen Käufer an dem griechischen Sklaven Interesse zeigten, erhielt Flaccus ohne langes Bieten den Zuschlag. Natürlich konnte er den Sklaven nicht einfach mitnehmen, befand er sich doch auf dem Weg zu den Thermen und hatte das schwammige Gefühl, dass Anaxagoras vermutlich ein klein wenig überfordert damit wäre, einen etwaigen Fluchtversuch des Griechen zu verhindern. Überdies trug er natürlich als Patrizier keine Münzen mit sich herum, und ein Betrag von 250 Sesterzen in Anaxagoras' Obhut wäre zweifellos verloren. "Bring' ihn bitte zur Villa Flavia, dort wirst du den Betrag erhalten." Und natürlich etwas mehr, falls der schlitzohrige Händler die Lieferung des Sklaven zusätzlich berechnen würde. Dann jedoch riss er seine Aufmerksamkeit von Luca fort, den genauer kennenzulernen sich gewiss noch unzählige Möglichkeiten bieten würden. "Titus Tranquillus, es ist stets eine Freude, mit dir Geschäfte zu schließen.", mit einem zufriedenem Lächeln und einem Nicken wandte er sich schließlich um, und setzte seinen Weg zu den Thermen fort.

    Den Becher mit verdünntem Wein entgegennehmend, prostete Flaccus dem Annaeer zu und nahm einen kleinen Schluck. "Es wird lediglich ein Rennen mit quadrigae stattfinden, wofür zwei Gespanne pro teilnehmender Factio geplant sind. Davor ein Rennen mit desultores an welchem die Fationes natürlich auch zur Teilnahme eingeladen sind."

    [Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg| Acanthus


    Wiewohl sich der Bursche vor der Tür dessen nicht bewusst sein mochte, empfand sich der flavische Ianitor in jenem Augenblick durchaus als in der überlegeneren Position befindlich, sodass er keine Anstalten machte, sein abweisendes Verhalten zu ändern, zumal er sich, seiner untrügerischen Einschätzung folgend, sicher sein konnte, keine auch nur annähernd bedeutende Person Roms vor sich zu haben. Auch der knapp vorgetragene Wunsch des jungen Mannes fand so kein sonderlich offenes Ohr bei dem grimmigen Ianitor, zumal er eine Formulierung als Bitte weitaus angemessener empfunden hätte. "Ich werde nachfragen lassen, ob er Zeit hat, dich zu empfangen.", knurrte er, und schob die Tür ohne ein weiteres Wort zu. Dahinter flitzte nun ein Junge los, um quer durch die Villa zum jungen Flavius zu eilen.


    Eine ganze Weile später öffnete sich die Türe erneut und diesmal deutlich weiter als einen Spalt, und Acanthus ließ den Iulier eintreten. "Der Flavius empfängt dich, tritt ein. Rechter Fuß zuerst. Folge bitte dem Jungen." Jener würde den Besucher nun nämlich in das Tablinum führen, das der junge Flavier im Moment in Beschlag genommen hatte.



    IANITOR - VILLA FLAVIA

    Der Junge führte den Iulier flink und mucksmäuschenstill durch das Atrium hindurch schnurstracks zum tablinum, ohne sich einmal umzusehen, ob jener Schritt zu halten vermochte. Dort angekommen, verneigte er sich kurz, machte auf dem Absatz kehrt und wieselte zurück in Richtung der porta. Im Tablinum befand sich der gesuchte Flavier gerade im Gespräch mit einigen Klienten, denen er gleichzeitig verschiedene Aufträge und Botengänge zuteilte. Während er das tat, diktierte er einem zu seiner Seite sitzenden scriba einen geschäftlichen Brief an den Keramiklieferanten für seine Güter in Kampanien und begutachtete flüchtig einen blutroten Stoff, der wohl dazu bestimmt war, demnächst von kundigen Händen in ein Kleidungsstück für den jungen Mann verwandelt zu werden. "Ja, ganz genau, du überbringst ihm mein aufrichtiges Beileid für den Tod seiner Schwiegermutter und versuchst alle Einladungen höflich abzuwiegeln ... hast du das? also dann lediglich noch: in der Hoffnung, keine Fehlbitte geleistet zu haben, zeichnet - Absatz - mit vorzüglicher Hochachtung etc. etc. Punkt. ... dieses Rot, ist das dein Ernst? Damit sehe ich doch aus, wie der Triumphator persönlich, nein, auf keinen Fall, kommt gar nicht in Frage, treib etwas ein bisschen weniger blutrünstiges auf - oder frag Lysandros, der hat immer etwas passendes parat ..." Nun erreichte sein Blick erstmals den Eingetretenen. "Iulius? Salve, setz dich bitte. Es geht um die Rennen im Hain der Dea Dia?", mit einer einladenden Geste wies er auf eine Sitzmöglichkeit, und drückte seinen Siegelring auf das fertige Schreiben. "Kann ich dir vielleicht etwas zu trinken anbieten?"

    Die Sonne, jener feurige Koloss, hatte den Zenit bereits überschritten und querte nun die Himmelsspäre gen Horizont, wo sie in einigen Stunden unweigerlich versinken würde, nur um die Finsternis der Nacht am nächsten Morgen - welch Mirakel! - mit ihrer Wiedergeburt erneut zu vertreiben. Unaufhörlicher Kreislauf der Zeit, uralt, wie auch die Bräuche der Arvalen, die ehrenvoll und gewissenhaft zu erfüllen jeder Generation auserwählter Brüder erneut zuteil wurde. Deshalb versammelten sie sich auch an diesem Nachmittag, nach den ersten heiligen Handlungen am Morgen, um, nachdem sie das übliche Bad genommen hatten, nun das obligate Festmahl miteinander zu feiern. In bequemer Kleidung griechischer Provenienz erschien auch Quintus Flavius zur cena im triclinium des flavischen Hauses, welches für diesen Anlass in prächtiger Weise geschmückt worden war. Die Falten seiner synthesis entlangstreichend, die aus dunkelgrünem Stoff mit filigranen silbernen Mustern an den Rändern gefertigt war, trat er in Erscheinung und ließ sich auf dem ihm zustehenden Platze nieder. Nicht nur die Arvalbrüder selbst nahmen jedoch an diesem Mahle teil, sondern auch die pueri ingenui patrimi et matrimi saßen zu Tisch, um im Laufe der voranschreitenden cena spezielle Handreichungen zu vollführen. Exquisite Köstlichkeiten waren für dieses Festmahl zubereitet worden, die nun in wohldurchdachter Reihenfolge, und, um Auge wie Geschmack gleichermaßen zu verwöhnen, anregend drapiert, serviert wurden. Köstlichkeiten folgten auf Köstlichkeiten, bis schließlich selbst die Hungrigsten der Brüder ächzend auf ihren Klinen lagen, und sich kaum mehr bewegen, geschweige denn noch mehr der Gaumenfreuden zu sich zu nehmen vermochten. Ehe jedoch der finale Nachtisch aufgetragen wurde, sollte nun auch die Göttin selbst das gebräuchliche Tischopfer erhalten, das ihr von den pueri in Gestalt von Wein und Weihrauch auf ihrem Altar dargebracht wurde. Unter die Arvalen selbst wurden nun jedoch Kränze, lose Rosen und die Näschereien des Nachtisches verteilt, auch in Servietten eingepackte kostbare und geweihte Salben und schließlich die sportula, der ansehnliche Betrag von hundert Denaren für jeden Besucher, ein Aufwand, den Flavius Piso als Magister des Jahres gewiss großzügig bestreiten würde.

    Ein wahres Wunderwerk vollbringend hatten unzählige flinke Hände das Atrium des flavischen Anwesens in Rom über Nacht mit zahllosen frischen Blumengirlanden geschmückt, sodass es sich nun, am sechsten Tage vor den Kalenden des Iunius, noch strahlender als sonst dem Auge des Betrachters in unersättlicher Pracht darbot. Hier sollten nun also die vorbereitenden Handlungen für das große Fest der Dea Dia in ihrem Hain an der Via Campana stattfinden. Das Bildnis der Göttin war auf einem zentralen Platz im Atrium aufgestellt worden, davor ein Altar für die notwendigen Opfer. Schon vor Tagesanbruch hatte Quintus Flavius, der an diesem Maifest zum ersten Mal in seinem jungen Leben an einem wahrhaft gewichtigen kultischen Akt aktiv würde participieren, in einem marginalen Anflug von Nervosität die Arbeit der Sklaven bei den Vorbereitungen im Atrium begutachtet, hier und da etwas zurecht gerückt, und sich schließlich eingestanden, dass sie wahrhaftig Großartiges vollbracht hatten. Beruhigt hatte er sich dann also ohne große Eile von einer der geübteren ornatrices die purpurverbrämte, prachtvolle toga praetexta anlegen lassen können, die die Arvalbrüder bei allen Amtsahndlungen zu tragen pflegten, nur um den komplizierten Faltenwurf schließlich in nervenraubender Weise immer und immer wieder zu korrigieren. Bei den ersten Anzeichen des dämmernden Tagesanbruchs hatte er sich jedoch sogleich im Atrium eingefunden, um dort in Gemeinschaft der übrigen Brüder die heiligen Handlungen zu vollziehen. Zunächst wurde Weihrauch, den Quintus schon vor Wochen eigenhändig ausgesucht, und um sündhaft teures Geld erworben hatte, auf glühenden Kohlen dargebracht und schon bald zogen wohlduftende Rauchschwaden ihre wabernden Bahnen durch den Raum. Nun wurde Wein, den der junge Flavier aus den erlesenen Sorten seines campanischen Weinguts erwählt hatte, unter beruhigendem Plätschern in goldene Schalen am Altar gegossen und der Göttin auf diese Weise dargebracht. Sodann brachten die ministri unter ehrfürchtigem Schweigen die fruges aridas et virides, vorjährige dürre und diesjährige grüne Ähren, sowie panes laureati, lorbeerbekränzte Brote herbei, die die anwesenden Brüder nacheinander durch ihre Berührung weihten. Lediglich eine einzige Handlung war nun noch vonnöten, um den officiellen Teil des ersten Feiertages, und damit gleichsam die Vorbereitung der Caerimonien des zweiten Tages abzuschließen. Hierzu wurden kostbare Salben herbeigebracht, mit denen die Brüder nun nacheinander, durch den Weihrauch hindurch, das Bild der Göttin salbten. Als Flaccus selbst an die Reihe kam, hatte sich seine Nervosität gänzlich verflüchtigt, sodass er nun ruhiger Hand seine Finger zunächst über den Salbentiegel, dann allerdings ehrfürchtig über das Antlitz der Göttin gleiten lassen konnte. Mit bereitgehaltenen Zitronen und Wasser säuberte er sich danach die Hände, und verspürte eine große Last von seinen Schultern fallen. Der erste Teil des Tages war erfolgreich vollbracht, sodass die Aufmerksamkeit nun gänzlich auf den notwendigen Handlungen für den übernächsten Tag im Hain an der Via Campana am rechtsseitigen Tiberufer liegen konnte.

    Erst als Flora mit einem Blinzeln den Hauch düsterer Schattten aus ihrem Antlitz fortscheuchte, gleich den ersten Sonnenstrahlen, die nach einem schweren Gewitter die dunkle Wolkenfront durchdringen, und ein seltsames Lächeln aufsetzte, das, wie jenes des Flaviers keineswegs ungezwungen wirkte, erkannte er, dass offenbar auch ihr der Anblick des toten Gladiators triste Gedanken und Unbehagen bereitet hatte. Umso willkommener war nun dem jungen Flavius, und offenbar auch seiner unverhofften Begleitung, die Vorstellung, den Kämpfen zu entfliehen und dadurch gleichsam den Tod hinter sich zu lassen. Ihre anschließende Frage, woran er denn dabei gedacht hätte, brachte ihn ein wenig in Verlegenheit, was er sich geübt, zumal es für eine Karriere in der Politik Roms wohl unverzichtbar war, nicht anmerken ließ. Natürlich hatte er sich noch keinerlei Gedanken gemacht, wie jene "erbaulichen Dinge" konkret aussehen könnten, sondern lediglich dem unmittelbaren Drang, die Kämpfe schnell zu verlassen, nachgegeben. Glücklicherweise wartete Flora selbst nur einen kleinen Moment später mit einem angenehmen Vorschlag auf, der relativ genau den Zustand konkreter Planungen für das weitere Vorgehen des jungen Flaviers skizzierte. Schulterzuckend und mit einem breiten Grinsen erwiderte er den Vorschlag und das spitzbübische Lächeln Floras. "Klingt gut." Zwar hatte ihr verschwörerisches Flüstern seine linke Augenbraue etwas empor wandern lassen, doch wischte er alle Bedenken mit dem Achselzucken weg und setzte ein verwegenes Lächeln auf. "Wenn du dich mit mir alleine als persönlichem Schutz begnügen willst ...", gab er zurück und versuchte dabei ernst zu bleiben, in der Hoffnung, dass auch Flora bei der Vorstellung von Flaccus als Leibwächter nicht sofort laut losprusten würde. Andererseits würde dann wenigstens die Anspannung und düstere Stimmung endgültig weggewischt.

    [Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg| Acanthus


    "Sein, oder nicht sein" - nun, das schien die Frage. Zweifellos war Acanthus, jener grimmige flavische Türsteher mit einem Hang zu tiefgründigen Gedankengängen, sonst wäre er wohl nicht fähig, dies in jenem verhängnisvollen Augenblicke zu ersinnen. Nun mochte das etwa heißen, dass er war, weil er dachte? Bevor er sich dessen völlig sicher sein konnte, pochte es grob an die große Tür der Villa, die Acanthus zu verteidigen als höchste Aufgabe zugeteilt war. Mit dem üblichen finsteren Ausdruck auf seinen ungeschlachten Zügen, öffnete er die sie, und schnauzte den davor Stehenden grob an. "Was gibts?" Erst danach musterte er das Bürschchen, das da einsam vor der großen Türe wartete und war fest entschlossen, ihm beim ersten Anzeichen das darauf schließen ließ, dass er nichts Wichtiges zu sagen hatte, die Tür vor der Nase zuzuknallen.




    IANITOR - VILLA FLAVIA

    -.^ Du hast mich offensichtlich nicht ganz verstanden, aber im Prinzip ist es genau das, was ich vorschlage. Individuell verteilbare Produktionspunkte, und, wo nötig, Produktkoppelung. Das mit dem Huhn verstehe ich nicht ganz. Ein Huhn legt wohl mindestens ein Ei, wobei es vermutlich, je nach der realen Zeitpanne, die eine WiSim Runde widerspiegeln soll, deutlich mehr produziert...

    Flaccus nickte dem eintretenden Annaeer freundlich zu. "Salve, Annaeus. Du sagst es." Dann jedoch nahm er auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz und nickte, als Varus eine Erfrischung anbot, empfand er es doch als unhöflich so geartete Annehmlichkeiten abzulehnen. "Danke. Das Fest der Dea Dia ist es eben, das mich zu dir führt. Am zweiten Tag der Feierlichkeiten wird auch heuer das schon lange zur Tradition gewordene Rennen im Circus des Arvalenhains an der Via Campana vor der Porta Portuensis stattfinden. Wie du sicherlich bereits vermutet hast, möchte ich mich erkundigen, ob auch die Factio Albata der Einladung daran teilzunehmen folgen wird."

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Den Sinn hinter den obligatorisch zu produzierenden Produkten um wirtschaftlich zu handeln ist mit einem kleinen Beispiel hoffentlich anschaulich gemacht: ein Metzger muss, um ordentlich zu wirtschaften, aus einem Schwein rausholen was drin ist. Da ist es nicht nur mit Schnitzeln getan, er muss auch die ganzen anderen Bestandteile (die ich hier nicht weiter ausführe um die Stadtkinners im IR nicht zu schocken) des Schweinekörpers verarbeiten und verkaufen. Genau aus dem Grund muss ein Pferdehändler seine Stutenmilch auch loswerden, ein Hühnerbauer seine Eier, ein Schäfer auch die Wolle und so weiter und sofort... würde man einfache Produktionspunkte verteilen, würde das zwanghafte berücksichtigen der Nebenprodukte wegfallen, und damit eine Grundintention der Produktpallette.


    Zweifellos müssen solche Nebenprodukte bei der Produktion der Hauptprodukte unweigerlich mitproduziert werden, um wirtschaftlich zu handeln. Abgesehen davon, dass ich nicht denke, dass diese Nebenprodukte durch die Möglichkeit einer individuellen Verteilung der Produktionspunkte wegfallen, sondern lediglich in einem dem Markt angepassten Ausmaß produziert würden (was wiederum wirtschaftliches Handeln wäre!), fände ich es doch zumindest plausibel, das Ausmaß der Produktion individuell regelbar zu machen. Der Metzger kann sich schließlich auch entscheiden, ob er 5 oder 7 Schweine einkauft und die zu allem verarbeitet, was da eben rauszuholen ist. Es wird allerdings von der momentanen Nachfrage nach schweinischen Produkten (:D) abhängen, wieviele Schweine er kauft und verarbeitet, schließlich hieße es ebenso unwirtschaftlich zu handeln, wenn er 7 Schweine verarbeitet, obwohl lediglich Bedarf an 5 Schweinen besteht, und die Produkte aus den zwei überschüssigen Schweinen vergammeln lässt. In unserer WiSim ist es allerdings völlig egal, ob der Metzger 5 oder 7 Schweine verarbeitet, er muss unabhängig von der tatsächlichen Produktion fixe Produktionskosten zahlen. Mein Idee wäre also folgende: Das Ausmaß der Produktion, und die damit verbundenen Produktionskosten, sollte individuell steuerbar sein (mit einer Grenze nach oben durch die jeweilige Ausbaustufe des Betriebs), wobei natürlich, ganz wie du gesagt hast, die Produktion der Hauptprodukte an die Produktion bestimmter Nebenprodukte gekoppelt sein müsste.

    Es war soweit. Ganz wie erwartet hatte der Murmillo seine anfänglich zurückhaltende Beteiligung am Kampf hervorragend zu nutzen verstanden. Lautlos sank der Thraex nach einigen Augenblicken panischer Reflexe tödlich getroffen zu Boden. Der heiße, trockene Sand der Arena schien das warme ausströmende Blut gierig aufzusaugen. Erneut tosender Jubel in der Menge. Man kam hierher, um Blut zu sehen, keiner schien betroffen oder erschüttert darüber, dass der Gladiator am Boden der Arena in diesen Augenblicken sein Leben aushauchte. Flaccus' Gesichtsausdruck verhärtete sich deutlich. Er hatte kein Problem damit, den Tod zu sehen. Er war ein dermaßen existentieller Bestandteil des Lebens, dass die Konfrontation mit ihm ohnehin nicht zu meiden war. Und doch füllte ihn der Anblick des Todes stets mit einem Gefühl bitteren Ernsts, mitunter begleitet von einer leichten Trübung durch Fetzen von Melancholie. Allerdings nicht jetzt. Den Tod des Gladiators im Kampf empfand er als einigermaßen ehrenhaft ... jedenfalls für dessen Verhältnisse. So stimmte er auch nicht in den Jubel der Übrigen ein, sondern betrachtete den Dahingesunkenen mit einer Mischung aus Stolz und Anerkennung.


    Lysandros' entseelter Leib wurde aus der Arena gebracht, die Schiedsrichter erzwangen eine kurze Unterbrechung des Kampfes für die Dauer dieser Handlung. Erstmals seit Beginn der Auseinandersetzung schien sich der Lärmpegel im Amphitheater auf ein Niveau zu senken, das private Gespräche erlaubte. Flaccus zwang sich, den Blick vom toten Körper des Kämpfers weg, auf Flora neben sich zu richten, und die deutlichsten Spuren des Ernsts aus seinem Antlitz zu fegen. "Ich habe genug gesehen.", stellte er nüchtern fest, und fügte, nun mit dem Anflug eines leichten Lächelns, hinzu "Möchten wir uns nicht ... erbaulicheren Dingen widmen?" Offen lassend, was genau er darunter verstand, machte er doch deutlich, dass dabei wohl kein Blut würde vergossen werden. Außerdem hatte sein Vorschlag, die Spiele zu verlassen, auch noch einen anderen, schlichteren Grund. Es waren schon einige Stunden seit Beginn der Eröffnung und der sich daran anschließenden Opferhandlungen, sowie dem Vorprogramm zu den eigentlichen Kämpfen vergangen, sodass die Sonne den Zenit bereits längst überschritten hatte. Mittlerweile machte sich Langweile beim Flavier breit, lag er doch nun schon geraume Zeit neben Flora, ohne sich tatsächlich mit ihr unterhalten zu können.

    Griechisch! Hatte der Sklave gerade gemeint seine Sprache wäre jene der Griechen? Flaccus Aufmerksamkeit war geweckt und er schien, wenigstens keinen sichtbaren, Makel erkennen zu können. Umso verblüffter war er über den ausgesprochen niedrigen Preis für den jungen Mann, der offenbar zahlreiche angenehme Fähigkeiten besaß. Nun galt es wohl schnell zu reagieren. "Ich biete die 250 Sesterzen!", rief er also dem Händler zu und Anaxagoras, der junge "Leibwächter", blickte ihn verwundert an. "Wollten wir nicht die Bäder aufsuchen, o Kyrie?" Mit einer flüchtigen Handbewegung brachte ihn der Flavier zum Verstummen und betrachtete mit voller Aufmerksamkeit den stolzen Griechen, der seine, wenigstens lokal, überlegene Position auf dem Bretterpodest irgendwie zu genießen schien. Lächelnd suchte er mit seinem Blick eine Berührung mit den dunklen Augen des jungen Mannes, ehe er sich in feinstem Attisch, nicht der rauhen koiné, an ihn wandte. "Entschuldige den betrüblichen Umstand dieses Gespräches, wie ist dein Name?" Nun würde sich zeigen, ob er in Bezug auf seine Sprachkenntnisse die Wahrheit gesprochen hatte, doch Flaccus hatte keinerlei Zweifel daran. Er schien tatsächlich Gefallen an dem Griechen gefunden zu haben, der mühelos sowohl einen schmucken Sekretär, als auch einen formidablen Leibwächter abgeben würde, unter Umständen sogar mehr als das. Er mochte gar nicht zu hoffen wagen, doch vielleicht würde er in dem jungen Mann das finden, wonach er schon so lange dürstete. Einen Freund.

    Flaccus schwieg. Er schwieg und lauschte den Worten seines Patrons so aufmerksam er konnte. Bei dessen erstem Vorschlag begannen seine Augen kaum merklich zu funkeln, empfand er die öffentliche Ermordung Salinators doch als die rechtschaffenste, ja urrömischste Art, unliebsame Politiker loszuwerden. Nun würde jedoch wohl gerade diese erste Möglichkeit nicht die vom Tiberier präferierte darstellen, so weit glaubte der junge Flavier den Senator mittlerweile durchschaut zu haben. Auch war er nun klug genug, den Mund zu halten, und stillschweigend die weiteren Ausführungen hinzunehmen. Sein Wort hatte wohl schlichtweg zu wenig Gewicht, um in diesen Kreisen und in Angelegenheiten solch staatstragender Bedeutung wirksam zu werden, so dass er seine einzige Möglichkeit nun darin sah, den zweifellos ohnehin bereits gefassten Entschluss seines Patrons nach Kräften zu unterstützen. Er schluckte und nickte ernst. "So ist es also deiner Meinung nach unmöglich die Makel am Staat unter Valerianus' Herrschaft zu beseitigen?" Eine rhetorische Frage in sonorem Ton, die erkennen ließ, dass Flaccus erkannt hatte, jedoch ohne die ultima ratio tatsächlich in Worte zu kleiden.

    Nur um auch meine Meinung ein wenig kleinlaut kundzutun (kann keine Wirtschaftsdiplome aufweisen oder so... :D). Ich fände die Idee der individuellen Verteilung der zur Verfügung stehenden Produktionspunkte ausgezeichnet. (... käme das System so der Realität wohl doch etwas näher...) Auch Zufallsereignisse fände ich durchaus interessant. Was ich nur noch einwerfen wollte, ist, dass es gerade im Bereich der Senatoren wohl spannend wäre, das System der Mittelsmänner, durch die jene die ihnen auferlegten Beschränkungen ungeniert umgingen, auch hier zu versuchen. So könnte ein reicher Senator unter Umständen einem Klienten oder Freigelassenen Kapital für die Gründung eines (nicht landwirtschaftlichen) Betriebes überlassen, und danach den Großteil des Gewinns einstreichen ... :] (falls das nicht ohnehin schon praktiziert wird ;))

    Dem Ianitor folgend gelangte Quintus Flavius schließlich in ein Officium, um dort auf den Annaeer zu warten. Nun war lediglich sein griechischer Sekretär an seiner Seite, um etwaige Notizen zu verfassen, die restlichen Sklaven waren an der Tür verblieben, schließlich würde das Gespräch hier wohl kaum von allzu langer Dauer sein.

    Gedankenverloren striff ein gewisser Flavier, begleitet lediglich von einem jungen Griechen, der weder aussah wie ein geborener Leibwächter, noch sich so benahm, über einen der unzähligen Sklavenmärkte Roms. Wiewohl im Moment kein großer Feldzug am Laufen war, so schien der Strom an Sklaven, die ihren Weg nach Rom fanden, doch nicht abzureißen. Im Grunde war der junge Flavier jedoch gar nicht mit der Absicht hier, etwas zu kaufen, sondern lediglich auf dem Weg zu den Thermen, war heute doch einer jener Tage, in denen er das behagliche, stets perfekt temperierte Wasser der heimischen Bäder mit jenem der öffentlichen Anlagen tauschte, um seiner Pflicht, wenigstens ab und an in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten, einigermaßen gerecht zu werden. Vermutlich würde er den Großteil der Zeit ohnehin erneut in den Bibliotheken verbringen, die sich an die Bäder und Sportanlagen anschlossen. Anaxagoras, der junge griechische "Leibwächter", stolperte über ein sich im Weg befindliches Huhn, welches laut gackernd und unzählige Federn lassend davonstob. Flaccus konnte ein Grinsen kaum verbergen. Er blieb stehen und wartete ab, bis der Sklave wieder aufgeschlossen hatte, und musterte ein wenig die Umgebung. Titus Tranquillus, der alte Halunke, schien schon wieder vielversprechende Ware zu haben, die er wie üblich unter vollem Einsatz seines Stimmorgans anpries. Mit hochgezogener Braue betrachtete Flaccus den Mann, der wohl etwas älter als er selbst war, und einen stolzen Eindruck machte. Gewiss ein freigeborener Krieger, der in einem der hoffnungslosen Kämpfe "freier" Völker gegen die Macht Roms in Gefangenschaft geraten war. Tatsächlich schien er einen durchaus gesunden Eindruck zu machen, und war von ansehnlicher Gestalt, sodass man sich gewiss auch in der Öffentlichkeit mit ihm würde zeigen können. Angeblich hatte er auch etwas im Köpfchen, sodass der niedrige Preis, den der schlitzohrige Händler festgelegt hatte, ihn misstrauisch werden ließ. Bestimmt gab es einen Haken an der Sache. "Sklave, sprichst du Latein?", rief er also in Richtung des hölzernen Podests, und machte keine weiteren Anstalten, seinen ursprünglichen Weg fortzusetzen.

    Eben. Und das ist wohl auch die Idee und der Sinn der Wirtschaftssimulation. Wenn man nun aber gezwungen ist den Betrieb wochen- oder monatelang nicht produzieren zu lassen, bloß weil sich ein einziges Produkt in Massen anhäuft, so ist es wohl nur gerecht, die Produktion ein wenig der sinkenden Nachfrage anzupassen.

    Ohne auch nur im Geringsten gegen dich sprechen zu wollen, doch mit 34 Grundstücken in der Tasche hat sichs unter Umständen wohl etwas leichter reden, als wenn man finanziell auf die Einkünfte der Betriebe angewiesen ist...