Shayan nickte ruhig, als der Römer betonte, dass auch Bögen in Rom verboten waren. Er liebte Bogenschießen – nicht nur weil das etwas war, in dem er wirklich gut war, sondern auch, weil er die Tätigkeit an sich mochte. Die Spannung, die Ruhe, die Konzentration… ganz egal welcher Aufruhr um ihn herum war, ein Bogenschütze musste in der Lage sein, in diesem einen Augenblick in höchste Konzentration zu versinken, damit der Pfeil sein Ziel fand. Ungenauigkeit brachte einen ebenso wenig weiter wie Hektik. Er sehnte sich danach, endlich wieder zu trainieren, wusste aber ebenso gut, dass es fraglich war, wann ihm das das nächste Mal möglich sein würde. Wenn überhaupt.
Der Römer allerdings verstand es weiterhin, einen Eindruck zu machen, der Shayan… nun, sagen wir: ein wenig ratlos machte. Immer noch war es dem Parther nicht möglich zu unterscheiden, ob der Flavier das mit Absicht machte oder ob er einfach so war, was zu einem Teil auch daran lag, dass er Latein nicht gut genug verstand, um die Feinheiten in der Sprache herauszuhören. Besser wurde das, als sein Herr ins Griechische wechselte, dennoch wusste Shayan auch dann noch nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob der Römer tatsächlich so… nun ja, irgendwie ein wenig… kindisch… kindlich… dümmlich? war. Oder benahm er sich so, weil er den Parther dafür hielt?
„Ich werde es lernen“, antwortete er ruhig, ebenso auf Griechisch nun wie sein Herr. Letztlich war die Sache so einfach. Es war nötig, also würde er Latein lernen, noch besser als er es bereits jetzt beherrschte. Ein leichtes Nicken, als der Römer ihn lobte, sonst keine Regung – obwohl er diesmal eine gewisse Irritiertheit verspürte, weil die Art des Römers, wie er mit ihm sprach, mit ihm umging als sei er ein Kind, ein Schüler, kein trotz seines Sklaventums erwachsener Mann, nun anfing, ihn tatsächlich ein wenig zu stören. Sein Blick folgte dem Flavier, als dieser sich erhob und anfing, umher zu gehen. Und wurde nun mit jedem Moment irritierter. Er war sich nicht ganz sicher, warum um alles in der Welt der Mann ihm das erzählte, und langsam begann sich der Eindruck in ihm zu manifestieren, dass das Leben als Sklave unter diesem Herrn um einiges unangenehmer werden konnte als unter seinem vorigen – wenn er immer so war wie jetzt. „Ist das so“, bemerkte er zunächst nur, in einem Tonfall der wohl ein wenig zu trocken war um angemessen zu sein für ihn in dieser Situation. Aber Shayan konnte nicht anders. Er hatte keine Ahnung, warum der Römer das erzählte, aber es klang sehr stark nach Selbstbeweihräucherung – unabhängig davon, ob es sich nun wirklich so verhielt oder nicht. Und dann, dann kam endlich die scheinbare Erklärung dafür, warum er sich das anhören musste. Auch wenn diese Erklärung den Parther nun tatsächlich überraschte. Und auch nicht sonderlich gefiel. Er und ein Instrument? Das konnte nicht gut gehen. „Nun…“ Shayan zögerte ein wenig, nahm sich Zeit, zu überlegen, seine Worte zu wählen. Fabulös, hatte der Flavier gesagt. Ja, fabulöse Musik würde er wohl machen können, aber ob fabulös in diesem Fall gleichzusetzen war mit gut, daran zweifelte Shayan stark. „Wenn du es wünschst, werde ich das tun. Aber ich denke…“ Immerhin hatte der Römer ihn ja danach gefragt, und auch wenn Shayan zu wissen meinte, was er eigentlich hören wollte – er würde ihn nicht anlügen. „…dass das keine gute Idee ist. Ich bin nicht musikalisch begabt.“