Beiträge von Marcus Decimus Livianus

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    ....Oder wie ich das in Rom gerade so mitbekomme, werden angebotene Plots überhaupt nicht wahrgenommen (ein verblutender Senator auf den Stufen vor dem Senat z.B.)....


    War natürlich ein wenig unbedarft einen alten Thread dafür auszupacken. Ich habe es zwar gelesen aber erst jetzt aufgrund deiner Anmerkung entdeckt das der Anfangspost von Flavius Gracchus vom Februar 2016 stammt. Hab nur auf den Februar geachtet und dachte bisher da kommt noch irgendwas von ihm bzw. er ist daran beteiligt. :D Vielleicht sollte man auch mehr auf solche Threads hinweisen. Es war eher Zufall das ich es überhaupt gelesen habe, weil mich die "Larven" angesprochen habe. ;) Ansonsten bin ich eher einer von denen, die ganz selten in anderen Threads mitlesen. Dazu fehlt mir einfach die Zeit, welche ich lieber in meine eigenen laufenden Handlungsstränge investiere.

    Livianus stand eigentlich nicht weit weg vom Geschehen, war jedoch in eine angeregte Diskussion über den Auftakt der kommenden Wahlen vertieft und wurde erst durch das verzweifelte Schreien eines Mannes in seiner unmittelbaren Umgebung auf das Drama aufmerksam, dass sich hier plötzlich abspielte. Abrupt unterbrach er sein Gespräch und trat auf den am Boden liegenden zu, sah nun auch die blutbeschmierten Hände de Sklaven und spürte wie sein Puls mit einem Mal in die Hohe schlug. Der Mann am Boden war ein ihm nicht namentlich bekannter Senator und er hatte nicht einfach nur, wie vom Decimer im ersten Moment angenommen, einen Schwächeanfall erlitten. Er war offensichtlich einem Messerstich oder ähnlichen zum Opfer gefallen. Sofort wurden seine bereits angestaubten, aber immer noch stark ausgeprägten militärischen Instinkte wieder wach. Er war kein Medicus und konnte den Mann nicht helfe, dass überließ er anderen. Aber als ehemaliger Praefectus Urbi wusste er sofort und mehr wie manch anderer hier was zu tun war. Sein Blick hastete über die Anwesenden hinauf zu den Eingangspforten der Curia Iulia, wo immer mehrere Urbaner zum Schutz der Senatoren bereits standen. Wie ein Donnerhall dröhnte plötzlich seine befehlgewohnte tiefe Stimme über den Vorplatz des Senats.


    "URBANER ZU MIR!!! Den Vorplatz sofort abriegeln!"


    Die Urbaner, die wie immer eher Gelangweilt auf ihren Posten standen, zuckten sichtlich zusammen und eilten sofort herbei.


    "Ein Senator wurde angegriffen. Ich will sofort einen Schutzring um die Senatoren und die Curia. Wenn möglich sperrt das ganze Forum und lasst keinen mehr raus, bis wir einen Überblick der Lage haben. Einer von euch soll los laufen und Verstärkung herbeischaffen. Aber flott!" erklärte und befahl er zugleich dem erstbesten Urbaner, der ihn erreicht hatte. Viele kannten ihn noch als ihren langjährigen Befehlshaber und stellten daher keine Fragen sondern begannen sofort mit der Umsetzung. Wobei ihnen ebenso wie den Decimer bewusst war, dass sie viel zu wenige waren um das Forum in so kurzer Zeit abzusperren. Der Täter war vermutlich längst über alle Berge, wenn er es nicht noch auf weitere Opfer abgesehen hatte. Daher war der Schutz der Senatoren nun von höherer Priorität.

    Auch wenn man ihm die Nervosität ansah, so hatte der junge Claudier seine Sache gut gemacht. Keiner der hier anwesenden Senatoren würde ich das bei seinem ersten Auftritt vor dieser Versammlung zu seinem Nachteil auslegen, denn so gut wie jeder konnte sich bestimmt noch selbst an seinen eigenen ersten Auftritt in dieser Halle erinnern. So ein Erlebnis war prägend und brannte sich tief ins Gedächtnis ein. Manche verklärten natürlich erfahrungsgemäß nach vielen Jahren die Erinnerung daran, aber wenn sie einigermaßen Ehrlich zu sich selbst waren, dann gab es wohl kaum jemanden, der nicht selbst nervös einst hier vor der Senatorenschaft gestanden war. Der Consular ließ sich das Wort erteilen und erhob sich gleich im Anschluss an die Rede des Patriziers für eine kurze Wertmeldung.


    "Geschätzte Kollegen! Ich kenne und unterstütze die Kandidatur des Claudius Gallus. Er ist ein integer und intelligenter junger Mann, der sich sowohl hervorragend für das Amt des Vigintivir eignet, als auch alle Erfordernisse und Ansprüche mitbringt, die ihm eines Tages einen Sitz in unseren Reihen ermöglichen wird. Ich richte daher die Bitte an euch meiner Einschätzung zu vertrauen und diesen Kandidaten ebenfalls zu unterstützen."


    Diese Unterstützungserklärung des Decimer hatte großes Gewicht, vor allem unter den plebejischen Senatoren und war mit einer Tragweite verbunden, die vielen vermutlich erst im Nachgang bewusst wurde. Seit man zurückdenken konnte, lieferte sich der plebejische Consular einen fast schon gewohnheitsmäßigen Schlagabtausch mit seinen patrizischen Kollegen, der nicht selten auch einfach nur aufgrund der Standesunterschiede geführt wurde. Seine bisherige aktive Unterstützung für einen patrizischen Kandidaten konnte man mit wenigen Fingern abzählen. Der letzte war Manius Flavius Gracchus Minor gewesen und davor kam lange nichts. Umso besonders und einmalig war es, dass er auch an diesem Tag eine Ausnahme für den Claudier machte.

    Der Landbesitz, den einer der Mitbietenden ins Spiel bringen wollte, hätte den Decimer vermutlich mehr interessiert als diese Sklavin. Allerdings stand er nicht nahe genug um diese doch recht leisen Nebenverhandlungen zu hören oder mitzubekommen. So blieb ihm nichts anderes über als sich auf die Versteigerung der Sklavin zu konzentrieren und den kurzen Schlagabtausch in einzelnen Sesterzenschritten mit einem, aus seiner Sicht, wieder sinnvolleren Angebot zu unterbrechen. Er nickte seinem Scriba zu, der wieder lautstark verkündete


    "Eintausend Sesterzen!"

    Typisch Menecrates - ein wahrer Perfektionist der all seine Aufgaben immer mit vollen Einsatz und Leidenschaft ausfüllen möchte. Wenn Livianus an seine eigene lange Karriere zurückblickte, dann hätte er sich das eine oder andere Mal bestimmt besser ein Beispiel daran nehmen können. Doch diese kurzen Gedankengänge wurden schnell wieder durch das eigentliche Thema verdrängt, das dieses Gespräch im Moment dominierte. Und dabei kamen durchaus interessante neue Fakten auf den Tisch und zeigte, dass dieser junge Claudier alleine durch seine Kontakte und Einblicke eine große Bereicherung für die Factio sein würde.


    "Grundsätzlich favorisieren ich ein ausgewogenes Verhältnis. Aber die Tatsache, dass die Praesina demnächst Nachwuchsfahrer aufnehmen wird ist äußerst interessant. Und dann gleich mehrere? Ich nehme an sie werden Fahrer in den Ruhestand schicken? Wer wird ersetzt werden?"

    "Also gut. Warten wir ab, was sie zu diesen Anschuldigungen zu sagen hat. Selbstverständlich werde ich bei dieser Befragung auch anwesend sein, wenn du das für Richtig hältst. Eine Klientin von mir verstickt in einen Aufstand...."


    Verständnislos schüttelte der Decimer den Kopf, ehe er wieder das Thema wechselte.


    "In jedem Fall werde ich mich schnellstmöglich in die Protokolle einlesen. Die Entscheidung ob ich gleich im Anschluss hier bleiben soll oder euren heutigen Sitzungstag ebenfalls mittels Protokoll nachlese überlasse ich dir. Zeit hätte ich grundsätzlich, aber ich kann verstehen, wenn dies die geplanten Abläufe für heute verkomplizieren würde. Ich nehme an du willst die anderen Mitglieder der Kommission vielleicht vorher informieren. Wer sind denn eigentlich die anderen Mitglieder der Kommission?"




    Sim-Off:

    Sim-off habe ich den ganzen Thread nachgelesen. Wann es Sim-on sinnvoll ist mich dazu zu schreiben überlasse ich dir. Es sollte ja bei einem Tageswechsel stattfinden und nicht mittendrin sein. Sag einfach bescheid.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    GALEO CLAUDIUS GALLUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VIII KAL MAR DCCCLXVIII A.U.C.
    (22.2.2018/115 n.Chr.)
    .


    ZUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO AURATA


    Marcus Decimus Livianus
    DOMINUS FACTIONIS
    FACTIO AURATA

    Livianus nahm die Einladung entgegen und überflog sie rasch.


    "Ahh.. Dein Vater veranstaltet also ncoh ein Rennen vor dem Ende seiner Amtszeit. Er hat wohl geschmack daran gefunden. Es ist immer noch schade das mich die Nachricht zum letzten Rennen nicht erreicht hat. Ich wäre gerne schon dort mit unserer Factio angetreten. Wie auch immer... die Gelegenheit werden wir uns diesmal nicht entgehen lassen. Ich tendiere ja dazu dem jungen Tanco eine Chance zu geben. Er ist ein tolles Talent für das uns manch andere Factio beneidet. Doch er muss mehr gefordert werden, sonst geht er unter neben den anderen Fahrern. Vielleicht wäre es aber auch besser auf Erfahrung zu setzen."


    Er gab dem Clauder das Schriftstück zurück und überlegte kurz, welche Fahrer er einsetzen wollte.


    "Vielleicht sollten wir Sotion den Vortritt lassen. Wenn wir mehrere Fahrer einsetzen können, dann noch Tanco vor Pythocles. Was meinst du dazu?"

    Mit einem wohlwollenden Nicken nahm Livianus die Zusage des Claudiers zur Kenntnis. Die darauf folgenden Fragen verwunderten ihn hingegen nicht und er versuchte sie einigermaßen klar zu beantworten.


    "Bei Alltagsgeschäften und den Abläufen im Rennstall lasse ich dir im Großen und Ganzen freie Hand. Du wirst auch Zugriff auf die Geldreserven der Factio erhalten. Geldangelegenheiten, An- oder Verkäufe von neuen Fahrern oder Wagen sowie größere Investitionen möchte ich jedoch vorher besprochen wissen. Dies gilt auch wenn ich nicht in Rom bin. Entweder du schickst mir eine Nachricht oder die Angelegenheit muss warten bis ich wieder zurück bin. Die Teilnahme an Trainingsrennen kannst du ebenfalls ohne Rückfrage eigenmächtig entscheiden oder solche auch selbst organisieren. Über die Teilnahme an anderen Veranstaltungen möchte ich vorher bescheid wissen. Wären diese Rahmenbedingungen für dich soweit akzeptabel?"

    Livianus wollte sich bisher einfach nicht damit beschäftigen, doch irgendwann musste es geschehen. Und so war der Consular heute persönlich und ohne Begleitung zum Haus des Decemvir litibus iudicandis gekommen, um einige Erbschaftsangelegenheiten zu regeln. Allen voran natürlich die seiner verstorbenen Frau Aelia Vespa.


    Er wurde vom Decemvir freundlich empfangen, der vermutlich nicht alle Tage einen Consluar zum Gast hatte und in ein kleines Officium geleitet, in dem die beiden schließlich Platz nahmen und recht rasch zum eigentlichen Kern des Besuchs kamen.


    "In erster Linie bin ich natürlich hergekommen um das Testament meiner Verstorbenen Frau Aelia Vespa anzutreten. Bei der Durchsicht meiner familiären Unterlagen sind mir allerdings auch andere bereits verstorbene Familienmitglieder aufgefallen, bei denen das Testament schon seit längerem offen sein müsste. Doch dazu vielleicht später. Beginnen wir mit den Besitztümern meiner Frau."


    Sim-Off:

    Hoffe es ist für den Narrator ok, wenn ich ihm die Begrüßungsfloskeln abnehme. ;)

    Ad
    IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS
    Palatium Augusti
    Roma


    Mein Kaiser,


    ich wende mich heute mit einer sehr persönlichen Bitte an dich. Wie du vermutlich weißt, ist vor einiger Zeit meine Frau Vespa aus der noblen Gens der Aelia verstorben. Aus ihrer ersten Ehe mit dem Eques und langjährigen Praefectus Praetorio Tiberius Prudentius Balbus, Sohn des Consulars Prudentius Commodus, hat sie einen volljährigen Sohn hinterlassen, der nun durch dieses tragische Schicksal nach seinem Vater nun auch seine Mutter verloren hat.


    Sein Name ist Gaius Prudentius Primus und auch wenn ich ihn nicht adoptiert habe, so habe ich ihn nach meiner Heirat mit Vespa doch wie einen eigenen Sohn angenommen. Ebenso wie lange Zeit mich, hat auch ihn der Tod seiner Mutter sichtlich aus der Bahn geworfen. Ich würde es sehr schade finden, wenn ein so junger, intelligenter und bisher immer ambitionierter Mann aus noch dazu so edler Abstammung nicht mehr den Weg zurück auf den traditionsreichen und urrömischen Weg unserer Ahnen zurückfinden würde. Leider bin ich selbst mit meinem Latein am Ende und möchte dich daher bitten, mich in diesem Fall mit deiner Autorität und deinem Wohlwollen zu unterstützen.


    Ich bitte dich daher Gaius Prudentius Primus mit deinem Wohlwollen in den Ritterstand erheben zu lassen. Da er sowohl von mütterlicher, als auch von väterlicher Seite aus Familien der Nobilitas entstammt und sein Vater ebenfalls den Ritterring trug, sollte – so hoffe ich - nichts gegen eine solche Erhebung sprechen. Für den dafür notwenigen Landbesitz werde ich Sorge tragen.


    Damit bin ich jedoch noch nicht am Ende meiner Bitte. Es geht mir dabei nicht ausschließlich darum den Jungen in einen, aus meiner Sicht angemessenen Stand erheben zu lassen. Ich bitte dich zudem ihn im gleichen Atemzug Kraft deiner Autorität in den Exercitus Romanus aufzunehmen und ihn als Offizier einer militärischen Einheit zuzuteilen. Vorzugsweise fernab von Rom oder gar Italia. Am besten an irgendeiner Grenze unsere Reiches.


    Wie ich selbst als alter Veteran weißt auch du nur zu gut, wie das strenge, oft entbehrungs- und sehr disziplinreiche Leben im Exercitus Wunder bewirken kann. Ich denke es wäre für den Jungen genau das Richtige Heilmittel, das er im Moment mehr als gebrauchen kann. Ich habe mit schon lange nichts mehr selbst erbeten und würde in deiner Schuld stehen, wenn du mir in dieser Angelegenheit helfen könntest. Der Junge muss nichts von meiner Einmischung in dieser Angelegenheit wissen. Ich weiß, dass er deinem Ruf als sein Kaiser bedingungslos und ohne lange zu hinterfragen folgen wird.


    Mögen die Götter dich und deine Gens behüten.


    Vale Bene


    MARCUS DECIMUS LIVIANUS


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    Livianus war froh darüber, dass er dem - aus seiner Sicht immer noch - jungen Mann offensichtlich mit seinen Ratschlägen weiterhelfen konnte. Als dieser nach einer Möglichen Aufgabe in der Aurata fragte überlegte der Decimer kurz.


    "Da würde es einiges geben. Ich selbst habe um ehrlich zu sein kaum die Zeit die Aurata so zu führen, wie es sich für einen so traditionsreichen Rennstall eigentlich gehören würde. Wenn du möchtest......"


    Kurz hielt er inne und fast schließlich den in ihm gereiften Entschluss eines Angebots.


    "Wenn du möchtest könntest du als mein Vicarius fungieren und die Aurata operativ leiten. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Factiones bekannte oder prominente Gesichter als Aushängeschild die Funktion des Dominus Factionis übertragen. Allerdings bringt das auch mit sich, dass diese Personen kaum die Zeit aufbringen können, sich tatsächlich gut um den Rennstall zu kümmern. Wenn du dieses Angebot annehmen möchtest, dann wäre mir sehr geholfen und du hättest ein weiteres interessantes und für deine Pläne vorzeigbares Tätigkeitsfeld."

    Eine mehr als verständliche und gute Frage, wie Livianus sich selbst ehrlich zugeben musste. Das Ganze war schon wieder so lange her, dass es eine Zeit brauchte sich daran zu erinnern.


    "Nunja...... Sie war damals Praefecta Vehiculorum soweit ich mich erinnern kann und mit Senator Marcus Iulius Dives verheiratet. Dieser wiederum war ein wohl enger Freund meines Adoptivsohns Serapio...... Wie auch immer. Ich wurde damals von ihr um meine Patronage gefragt und sah keinen wirklichen Grund sie ihr zu verweigern. Danach hat sie es sogar bis an den Kaiserhof gebracht. So in etwa war das..... damals.


    Du kennst mich lange genug Menecrates und weißt, dass ich kein Mensch bin, der auf Salutatios und Ähnliches großen Wert legt. Ich könnte dir daher nicht einmal mehr sagen, wann ich sie zuletzt gesehen habe."


    Der Decimer hielt kurz inne und sah sein Gegenüber nachdenklich an, bevor er weiter fortfuhr.


    "Hmmm.... Vielleicht wäre dies auch ein guter Zeitpunkt sich von dieser Klientin zu trennen."

    Der Decimer hatte zwar den Anfang der Versteigerung verpasst, aber irgendetwas besonderes musste an dieser Sklavin wohl dran sein, dass die Gebote so rasant stiegen. Kurz überlegte er, ob er sich den Luxus gönnen sollte hier ebenfalls ein Gebot abzugeben und mitzusteigern. Es war schon lange her, dass er selbst bei einer Sklavenversteigerung mitgeboten hatte und auch neue Sklaven waren schon längere Zeit nicht mehr in seinen Dienst getreten. Im Regelfall kümmerte sich auch der Maiordomus um solche Angelegenheiten. Doch die Gelegenheit war da und Livianus beschloss kurzer Hand sie zu ergreifen.


    "Lass uns ebenfalls mitsteigern." sagte er fast ein wenig schelmisch Grinsend zu seinem Scriba und gab ihm das unmissverständliche Zeichen, dass dieser für ihn ein Gebot ausrufen sollte.


    Der Scriba schaute im ersten Moment etwas verwundert, packte dann aber seine Tabula wieder ein und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einigermaßen über die Köpfe der übrigen Anwesenden hinwegsehen zu können.


    "900 Sestzerzen von Consular Decimus Livianus"


    Es konnte keinesfalls schaden den Namen des neuen Bieters zu erwähnen. Der Consular und ehemalig langjährige Stadtpräfekt von Rom war schließlich alles andere als ein Unbekannter und vielleicht würde alleine schon das manch anderen Mitbieter abschrecken und von weiteren Geboten abhalten. Man wollte es sich schließlich nicht mit einem der immer noch einflussreichsten Männer Roms verscherzen. :D

    Die Provinzdiskussion ist glaub ich so alt wie das IR. Zumindest gab es die soweit ich mich zurück erinnern kann und das ist nun doch auch schon eine ganze Weile – vieles habe ich aber vermutlich auch schon wieder vergessen. :D Als ich hier 2004 im IR begonnen habe, hatten wir eine recht aktiv bespielte Provinz Hispania. Dort steppte aus heutiger Sicht richtig der Bär, was vor allem daran lag, das es einige aktive Spieler gab, die gut miteinander zusammenarbeiteten und dadurch weitere Spieler anzogen. Zeitweise hatte ich sogar das Gefühl, dass aufgrund der Aktivität Hispania attraktiver war als bspw. Italia, aber auch schon damals ganz bestimmt attraktiver als Germanien. Den Letzteres war jedenfalls aus meiner Sicht schon damals im Vergleich eher schwach besetzt.


    Trotzdem hielt man immer an dieser Provinz fest, weil es so manchen der vorwiegend deutschen Spielern hier anscheinend ein großes Bedürfnis war und offensichtlich noch ist, sich hier historisch mit ihrer direkten Umgebung und ihrer Geschichte auseinanderzusetzen und sie sich mit diesem Teil des römischen Reichs natürlich besonders verbunden fühlen. Als Österreicher ist diese Provinz für mich so gut wie jede andere, aber ich kann es natürlich verstehen.


    Als Aegyptus aufgemacht wurde, habe ich damals eigentlich sehr viel mehr Hoffnungen in diese Provinz gesetzt. Jeder der einmal in diesem Land war oder sich damit beschäftigt hat, oder bspw. jeder Zocker unter euch der das neue Assassins Creed Origins gespielt hat, dass rund 150 Jahre vor der IR-Zeit angesiedelt ist, wird wissen wieviel Potenzial darin gesteckt und welche Möglichkeiten es geboten hätte. Heute wie damals bei den Römern eine, aus unserer europäischen Sicht, völlig andere Welt in die man hätte eintauchen können und die sooo viel Potenzial mit sich gebracht hätte. Ich war längere Zeit mit einer meiner IDs dort und finde es nach wie vor sehr schade, dass dieser Versuch nach einigen Jahren auch den Bach hinunter gegangen ist.


    Aber zurück zu Hispania und zu dem, auf das ich eigentlich hinaus wollte….. damals war es für viele Spieler gar keine Frage, dass man zumindest eine seiner IDs in Hispania haben wollte, um dort aktiv an dem Geschehen teilnehmen zu können. Noch dazu zu einer Zeit wo die Anzahl der IDs pro Spieler noch auf 3 beschränkt war. Was heute ja auch schon aufgehoben ist.


    Lange Rede – kurzer Sinn…. Vielleicht ist mein kurzer IR-historischer Rückblick in manchen Dingen ein wenig verklärt, aber die Kernaussage daraus ist, dass sich eigentlich jeder Spieler bei der eigenen Nase nehmen und zumindest eine ID in Germanien bespielen sollte. Dann würden sich vermutlich auch viele der hier genannten Probleme von alleine lösen. Aus meiner Sicht sollte das Problemlos für jeden Möglich sein – freiwillig. Im schlimmsten Fall eröffnet man einfach eine neue ID, wenn man mit den bereits bespielten nicht alle bisher aufgebauten Brücken in Italia abreißen möchte. Natürlich könnte man sich auch eine Reglementierung in diese Richtung überlegen. Aber soweit würde ich im ersten Schritt gar nicht gehen.

    Wenn er ihn Rom verweilte, was aufgrund seiner ausgedehnten Dienstreise durch die Provinz schon lange nicht mehr der Fall gewesen war, führte Livianus der Weg zu seinen Amtsstuben in der Curia Italica immer über die Märkte. Das handhabte er schon lange so - ganz gleich bei welchem Wetter. Und stets zu Fuß, nie in der Sänfte. Das hielt die alten Knochen fit, wie er sich selbst immer wieder einredete.


    Auch heute war es nach langem wieder einmal so weit und so war der Consular, gefolgt von einem Sklaven, seinem Scriba und zwei Leibwächtern mit gemächlichen Schritten in Richtung des Verwaltungsgebäudes der Italischen Provinz unterwegs. Er genoss es sichtlich durch die Menschenmassen zu flanieren, welche auf den Märkten fast zu jeder Tageszeit unterwegs waren. Zuvor hatten sie noch beim Händler seines Vertrauens Halt gemacht und Livianus hatte sich ein paar Datteln und etwas Obst einpacken lassen, welches der Sklave nun hinter ihm hertrug. Neben dem Curator marschierte indes geschäftig der Scriba, der bewaffnet mit einer Wachstafel bereits die heutigen Termine und Amtsgeschäfte vortrug, was Livianus nur Beiläufig mitzubekommen schien. Stattdessen bebachtete er die Leute und ließ seinen Blick immer wieder über die Marktstände und die dort dargebotenen Waren schweifen. Als sie schließlich über den Sklavenmarkt gingen, war gerade eine Versteigerung im Gange, welche die Aufmerksamkeit des Decimers auf sich zog. Er hob daher einhaltgebietend seine Hand, um den Scriba zu signalisieren, dass er eine Pause in seinem Redeschwall einlegen sollte und blieb am Rand der kleinen Traube von Zuschauern stehen, um das Geschehen zu beobachten.

    Der Decimer hörte seinem Gastgeber aufmerksam zu und tendierte eher dazu zuerst die Protokolle durchzugehen, ehe er am einer Sitzung teilnahm. Vor allem als er im nächsten Raum den nicht gerade kleinen Stapel an Protokollen sah, der sich bisher angesammelt hatte. Doch noch bevor er eine Entscheidung treffen und Menecrates eine Antwort geben konnte viel ein Name, der im kurz innerlich zusammenschrecken ließ. Verdutzt schaute er den Claudier an.


    "Sergia Fausta sagst du? Aber wie sollte sie beteiligt sein? Du weißt das sie meine Klientin ist?"

    Livianus hörte aufmerksam zu und lehnte sich gemütlich zurück.


    "Nun das Vigintivirat ist ein Einstiegsamt und für die meisten erst der Beginn ihrer Karriere. Als ehemaliger Aquarius hast du vermutlich sogar mehr praktische Erfahrung gesammelt als die meisten deiner Mitbewerber. Allerdings sind diese auch zumeist um einiges jünger. Das hast du ja bereits selbst angesprochen. Allerdings muss sich das nicht unbedingt als Nachteil erweisen. Ich selbst hatte vor meinem einstieg in den Cursus Honorum eine recht lange Zeit beim Militär gedient und war ebenso einer der ältesten Kandidaten. Dieser Umstand hat mich fast den ganzen Cursus Honorum über begleitet. Aber ich habe ihm nie als Nachteil gesehen. Ganz im Gegenteil hatte ich immer eher das Gefühl, dass Erfahrung sehr hoch geschätzt wird, wenn man sie gut verkaufen kann.


    Und da sind wir auch schon beim Kern der Sache angelangt. Du musst dich gut verkaufen. In der Politik ist es wie man so schön zu sagen pflegt oft mehr Schein als Sein und das solltest du dir immer vor Augen halten. Lieber ein wenig dicker Aufgetragen als zu wenig. Nutze beispielsweise deine Zeit als Aquarius zu deinem Vorteil - ganz gleich wie erfolgreich sie war. Niemand wird sich in den Archiven ausheben lassen, was genau du getan hast. Wichtig ist, dass du es gut zu präsentieren weißt und die Senatoren damit für dich einnimmst. Ebenso deine Abstammung und deine Herkunft. Es ist nicht so, dass es gut wäre wenn man glauben könnte, du würdest dich auf den Lorbeeren deines Vaters ausruhen oder damit angeben wollen. Aber es kann auch nicht schaden deinen Zuhörern klar zu machen, dass du in seine Fußstapfen treten möchtest. Das zeugt von Ehrgeiz und Motivation. Solche Dinge solltest du bedenken und dir zu nutzen machen bei deiner Kandidatur. Alles andere ergibt sich von selbst.


    Und natürlich ist es auch gut ein paar Senatoren hinter sich zu wissen, die einem ihre Unterstützung zusichern. Solche die nicht unbedingt ein Naheverhältnis zu deinem Vater pflegen."


    Natürlich würde auch der Einfluss seines Vaters dafür sorge tragen, dass der Claudier zu den sicheren Kandidaten zählen würde. Allerdings könnte es ihn eher Verunsichern, wenn Livianus das so deutlich aussprach.

    "Ich danke dir!" erwiderte Livianus etwas steif auf die Beileidsbekundung des Claudiers. In der Tat ging es ihm etwas besser als noch vor wenigen Monaten, allerdings verdrängte er dieses Thema immer noch viel lieber, als er sich damit auseinandersetzte. Daher war er auch sehr froh, als Menecrates gleich wieder das Thema wechselte.


    "Ich habe bereits von den Ermittlungen gehört. Bin aber nicht mit den Details vertraut. Alles was ich bisher über den Sklavenaufstand zu Ohren bekommen habe ist eher der Tratsch und das Hörensagen, dass sich in der Provinz verbreitet hat und auf den ich nicht sehr viel gebe. Von dem her würde ich der Berufung in einen solchen Ausschuss neutral und sehr unvoreingenommen gegenüberstehen. Wenn du möchtest, stehe ich dir daher gerne zur Verfügung. Am besten du lässt mir Abschriften der Protokolle zukommen. Wer ist den derzeit noch im Ausschuss aktiv?"

    "Nun, aus einer einflussreichen und altehrwürdigen Familie zu entstammen ist nichts wofür man sich schämen müsste. Aber ich kann durchaus verstehen was du meinst. In die, wie in deinem Fall, sehr übergroßen Fußstapfen eines hochangesehenen und sehr erfolgreichen Vaters zu treten ist bestimmt nicht einfach. Auch für meine Kinder war dies immer ein großes Problem dass sie ihr Leben lang begleitet hat und auch immer begleiten wird." erwiderte Livianus auf die Anspielungen des Claudiers zu seiner Abstammung.


    Während die Sklaven Erfrischungen hereintrugen nahm der Decimer auf einer der Liegen platz und deutete seinem jungen Gast es ihm gleich zu tun.


    "Nun Claudius. Dann erzähle mir von dir. Welche Ausbildung hast du genossen und welche Erfahrungen konntest du bisher in deinem jungen Leben sammeln, die dich für die Laufbahn im Cursus Honorum qualifizieren."