Beiträge von Marcus Decimus Livianus

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    Original von Potitus Decimus Albus
    ..... "Letztlich hängt doch vieles von den Ereignissen in Rom ab. Dieser verdammte Krieg."


    "So ist es" sagte Livianus zustimmend. "Du kannst dir also ruhig noch ein wenig Zeit lassen mit deinen Überlegungen. Es eilt nicht. Sobald wir wieder in Rom sind und der Normalzustand hergestellt wurde, werden wir uns auch nach einem Senator umsehen, bei dem du das Tirocinium fori angehen kannst."


    Vorausgesetzt irgendeiner der Senatoren waren noch daran interessiert einen Decimer in die politische Lehre zu nehmen. Doch vermutlich sah Livianus das alles wie immer zu negativ und daher wollte er seinen jungen Verwandten auch nicht mit diesen Gedanken belasten. Die Aussage über den „verdammten Krieg“ ignorierte der Senator. Diese zeugte nur von einer noch vorhandenen Unreife des jungen Albus, die für sein Alter normal war. Für ihn war der Krieg vermutlich nicht mehr als ein Hindernis schnellstmöglich nach Rom zu kommen und eine kometenhafte Karriere zu beginnen. Wofür die Männer in diesen Krieg kämpften und ihr Leben verloren, Römer gegen Römer, Brüder gegen Brüder, tat dabei wohl wenig zur Sache. Manchmal wünschte Livianus sich, dass auch er noch einmal die Welt durch die Augen eines naiven jungen Mannes sehen konnte, der auch er einmal war.


    "Vielleicht einer der Germanicer...." meinte Livianus den Gedanken über das Tirocinium fori wieder aufgenommen. "Meine Cousine Lucilla ist mit Senator Germanicus Avarus verheiratet und auch Senator Germanicus Sedulus würde in Frage kommen." Bei diesen Gedanken schoss es Livianus plötzlich durch den Kopf, wie lange er schon nichts mehr von beiden gehört hatte. Auch von Lucilla waren in letzter Zeit keine Nachrichten in Hispania eingetroffen. Die letzte Meldung war, dass sie sich mit ihrem Sohn nach Capua zurückgezogen hatte. Hoffentlich ging es allen gut.


    Plötzlich wurde Livianus aus seinen Gedanken gerissen, als lautes Kinderlachen im Garten zu hören war. Der Senator wandte sich von Albus ab und sah in die Richtung, aus der das Lachen kam. Die beiden Kinder seines Bruders Magnus, Lucius und Sevilla waren in Begleitung einer Sklavin nach draußen gestürmt. Auch sie genossen sichtlich den angenehmen Tag und bescherten Livianus ein Lächeln, als er sie herumtoben sah. Kinderlachen war immer ansteckend, ganz gleich mit welchen Sorgen man sich herumplagte.

    Mit einem Widerspruch Aquilas hatte Livianus nicht gerechnet, dass konnte man in seinem kurz irritierten Blick erkennen. Doch die Worte des jungen Decimers machten ihn nachdenklich. Die Fehler, welche Aquila ansprach. Sie waren es, um die sich Livianus Gedanken schon seit längeren drehten. War es tatsächlich als Fehler zu sehen, dass Serapio nach dem Rückzug Livianus Partei für den Vescularier ergriff und damit vielleicht die Gens vor der möglichen Vergeltung des als besonders nachtragend bekannten Usurpators schützte? Der Senator war nie sehr glücklich mit dieser Entscheidung gewesen, dass wussten alle in der Gens, doch hatte er die Schuld daran bei sich selbst gesucht. Hätte er Salinator damals nicht öffentlich im Senat angegriffen und dadurch gegen ihn aufgebracht, hätte man wie die meisten anderen mit dem Strom schwimmen und abwarten können, wie sich die Lage weiter entwickelte.


    Doch nun saß er seit gut zwei Jahren in seinem selbstgewählten Exil in Hispania und musste es seinem Adoptivsohn Serapio überlassen, die Geschicke des Hauses Decima durch diese schwierigen Zeiten zu lenken. Anfangs berichtete seine Nichte Seiana noch regelmäßig von Serapio und dessen Aufstieg zum Praefectus Praetorio, doch irgendwann versiegten die Informationen über seinen Sohn und wurden durch Höflichkeitsfloskeln und Alltägliches ersetzt. Bereits damals hatte dies in Livianus ein starkes Unwohlsein ausgelöst, doch er konnte und wollte sich nicht einmischen und hatte Angst davor nachzufragen. Angst vor den möglichen Antworten, die er auf Fragen erhalten würde und vor Konsequenzen, die danach gezogen werden mussten. Es blieb ihm nur zu hoffen, dass Serapio nicht zu sehr in den verbrecherischen Sumpf des Vesculariers hineingezogen wurde. Sollte tatsächlich Rom fallen und Palma den Thron besteigen, so würde jede seiner Taten im Namen des Usurpators auf die Waagschale gelegt werden und sowohl über das Schicksal Serapios, als auch über das des Hauses Decima entscheiden. Ein Grund mehr warum Livianus rechtzeitig Rom erreichen und seinen Platz im Senat einnehmen musste.


    Erst jetzt kam ihm wieder in den Sinn, dass Serapio nicht in Rom war, sondern nach einer Schlacht als vermisst galt. Sein Schicksal war unklar, doch Livianus wusste einfach, dass sein Sohn keinesfalls Tod sein konnte, oder redete es sich zumindest ständig ein. Er hatte das Schreiben Seianas immer und immer wieder gelesen, bis er schließlich selbst davon überzeugt war, dass Serapio vermutlich in Gefangenschaft geraten war. Vermutlich das Beste, dass passieren konnte. Keiner der Feldherren Palmas und auch Palma selbst würde den gefangenen Prafectus Praetorio auch nur ein Haar krümmen. Nicht etwa weil er ein Decima war oder Livianus irgendeinen Einfluss darauf nehmen konnte. Vielmehr würden sie ihm dazu nutzen nach einem Sieg ihre Macht und Autorität zu festigen. Womit konnte ein neuer Regent wohl mehr seine Macht demonstrieren und das Volk beschwichtigen, als mit pompösen Hochverratsprozessen gegen die Spitzen des alten Regimes, zu denen Serapio als Präfekt der Garden eindeutig zählte. Oder man kettete ihn bei einem Triumphzug an einen der Siegeswagen, um dem rachedurstigen Volk die Schuldigen des Bürgerkrieges zu präsentieren. Die römischen Spitzen waren schon immer sehr findungsreich dabei gewesen, sich möglichst siegreich und pompös einem jubelnden Volk zu zeigen.


    Zwanghaft schüttelte er all diese Gedanken wieder ab und versuchte sich den letzten Worten seines jungen Gegenübers zu entsinnen. Sippenhaft… auch darüber hatte Livianus bereits nachgedacht und Aquila hatte gar nicht so unrecht. Man würde einen Senator Roms nicht so einfach in den Kerker werfen, vor allem wenn er als Gegner des alten Regimes galt. Zumindest, wenn die Verbrechen seines Sohnes, nicht als allzu schwerwiegend angesehen wurden. Eine Unsicherheit, die trotz aller Überlegungen wie ein Damoklesschwert über ihm schwebte. Für ihn eher ungewöhnlich, ließ er seinen jungen Verwandten an diesen Gedanken teilhaben.


    "Wir wissen zu wenig über die Lage und die aktuelle Situation unserer Familie in Rom. Selbst wenn wir zu hundert in Rom auftreten würden, könnte uns das nicht vor einer Verhaftung oder schlimmeren schützen. Es ist mir ein zu großes Risiko euch mit nach Rom zu nehmen Marcus. Ich kenne Palma nicht wirklich gut. Die meiste Zeit seiner senatorischen Laufbahn hat er so wie ich in den Provinzen verbracht. Ich kann ihn nicht einschätzen. Vielleicht ersetzen sie auch einen Wahnsinnigen durch den nächsten."


    Seufzend lehnte sich Livianus zurück in seinen Stuhl. Umso mehr er über diese ganze Situation nachdachte, umso ungewisser wurden die Zukunftsaussichten. Es gab so viele Möglichkeiten, so viele Dinge die passieren oder auch nicht passieren konnten und so viele Schritte, die es dadurch zu bedenken galt.

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    Original von Potitus Decimus Albus
    ...... "Ich denke, dass ich doch stets auf deinen Rat zählen kann, wenn ich einmal einen brauche, oder? Immerhin bist du bereits ein gestandender Mann, welcher einiges erreicht und vorzuweisen hat. Ich muss gestehen, dass die Angst zu scheitern schon irgendwie da ist. Und das, obwohl ich noch nicht einmal begonnen habe."


    "Deine Pläne ehren dich und sind eines Decimers durchaus würdig. Sowohl ich, als auch die Gens wird dich bei deinen Ambitionen in jeglicher Form unterstützen. Allerdings muss ich deine Euphorie auch etwas dämpfen.


    Wir dürfen uns nichts vormachen und du bist alt und klug genug die momentane Situation zu erfassen. Das Reich befindet sich in einem Bürgerkrieg der, so die Götter es wollen, sich bald dem Ende zuneigt. Gleichgültig welche Seite letztendlich den Sieg davontragen wird – es wird auch auf uns Auswirkungen haben.


    Dir stehen zwei Möglichkeiten offen, für die du dich entscheiden kannst. Ich kann dir die Entscheidung, welchen Weg du wählst weder abnehmen, noch kann ich dir einen Rat geben. Ich kann dir lediglich Skizzieren, wie diese beiden Wege aussehen könnten.


    Der eine Weg wäre in die Provinzpolitik zu gehen. Hier in Hispania sind die Decimer immer noch eine höchst angesehene Familie und bin mir sicher, dass dir alle Möglichkeiten offen stehen würden. Du wärst ein angesehenes Mitglied der Curie und könntest es bis zum Duumvir oder gar in die Provinzverwaltung schaffen. Als Princeps Praetorii übt man oft mehr Einfluss auf die Geschicke einer Provinz aus, als so mancher Senator in Rom die Geschicke des Reiches beeinflussen kann. Es wäre eine überaus lohnende und prestigeträchtige Aufgabe und vor allem könntest du sie sofort angehen. Doch all der Prestige wird vermutlich nie über die Grenzen der Provinz hinausgehen. Du wärst eben ein Provinzpolitiker.


    Die Alternative dazu wäre abzuwarten, wie sich die Lage in Rom entwickelt. Es ist schwer vorauszusagen welche Auswirkungen das Ende des Bürgerkriegs haben wird und vor allem in wie weit er uns Decimer beeinflusst. Ich kann dir daher nicht versprechen ob wir nach wie vor die Verbindungen haben, um dich beispielsweise in den Ordo Senatorius zu hieven, der wie du weißt Voraussetzung für eine Kandidatur als Vigintivir ist. Zudem solltest du zuvor bei einem Senator das Tirocinium fori ableisten.


    Dieser Weg ist also wie du siehst bereits von Beginn an steiniger und auch tückisch. Hast du jedoch alle Stationen hinter dir gelassen, steht dir eine Karriere als Senator Roms bevor. Eine Stellung, die dir alle Türen und Tore öffnet und einigen immer wieder ermöglicht in die Geschichte einzugehen. Ob Legat, Provinzstatthalter oder sogar Consul. Du kannst an der Spitze stehen…… und unter uns gesagt – nichts ist befriedigender als die Zügel selbst in der Hand zu halten."


    Mit diesen Worten schloss Livianus seinen Monolog, der nun doch länger geworden war, als ursprünglich angedacht und lächelte beim letzten Satz verschmitzt. Gleichzeitig hoffte er, dass er Albus damit in irgendeiner Form helfen konnte.

    "Das ist schwer zu sagen. Leider hat Seiana ihn wohl in ziemlicher Eile verfasst und nicht mit einem Datum versehen, aber man kann davon ausgehen, dass er bereits vor gut zwei bis drei Wochen in Roma abgeschickt wurde."


    Schließlich musste man auch noch die Tage miteinrechnen, die Livianus den Brief bereits auf seinem Schreibtisch liegen hatte. Da zudem unklar war, ob der Bote etwaige Truppenbewegungen, ganz gleich von welcher Seite, umgehen musste, kam die ungefähre Zeiteinschätzung des Senators bestimmt hin. Livianus nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher, bevor er nachdenklich weitersprach.


    "Es ist daher davon auszugehen, dass die Truppen des Cornelius Palma bereits vor den Toren Roms stehen, wenn Rom nicht sogar schon eingenommen wurde."


    Wieder machte er eine kurze Pause, in der er entschied vorerst nicht weiter auf die Sache mit Serapio einzugehen, nachdem Aquilas gedämpfte Reaktion vermuten ließ, dass ihm diese Nachricht sehr geschockt hatte. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, ihn mit diesen Dingen zu belasten. Wie er nun so vor Livianus da saß, mit seinem jungenhaften Gesicht und den blauen unschuldig wirkenden Augen, die nun im Gegensatz zu sonst einen eher verlorenen Eindruck machten.


    "Uns bleibt wohl nichts anderes übrig als auf weitere Nachricht zu warten. Wobei…"


    Selbst wenn Livianus den Entschluss fassen sollte baldmöglichst nach Rom zu reisen. War es wirklich eine gute Idee Aquila mitzunehmen? Der Junge wollte unbedingt nach Rom. Diesen Wunsch hatte er bereits bei unzähligen Gelegenheiten immer wieder geäußert, wobei es in den letzten Monaten immer fordernder wurde. Bisher hatte Livianus ihn zurückhalten können und vielleicht war es auch nun besser ihn hier zu lassen und zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Nachdem der Senator die Lage einschätzen konnte und es sicher genug in Rom war. Das war wohl wirklich das Beste, war Livianus schlussendlich überzeugt.


    "Wobei ich eher mit dem Gedanken spiele nach Italia zu reisen, um mir selbst ein Bild der Lage zu verschaffen. Wie auch immer die Schlacht um Rom ausgegangen ist, das Reich braucht nun wieder Stabilität und ein römischer Senator sollte in solch unruhigen Zeiten in Rom oder zumindest in Reichweite des Senats sein. Hier in Hispania geht, wie auch schon in den letzten Jahren, alles an mir vorüber."


    Fest davon überzeugt nun die richtige Entscheidung getroffen zu halten, fasste er sie abschließend in Worte, fest davon überzeugt, dass Aquila auch dieses Mal dem ausdrücklichen Wunsch seines Verwandten Folge leisten würde.


    "Du wirst vorerst mit den anderen hier in Hispania warten Marcus. Sobald es in Rom wieder sicher ist, werde ich euch Nachricht zukommen lassen."

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    Original von Marcus Decimus Aquila
    .... Kaum hatte er allerdings das Officium seines Onkels betreten, hatte er sich zusammengerissen und ließ sich nichts mehr von den Schmerzen anmerken, nicht einmal von denen in seinem Arm, wo das Biest ihn gebissen hatte. Mit langen Schritten ging er zu dem Stuhl hinüber und setzte sich wie aufgefordert, warf dem Sklaven ein kurzes „Ich nehm Wein“ hin – Alkohol war gut, wenn es darum ging Schmerzen zu betäuben –, und wandte sich dann wieder an seinen Onkel. „Flavus ist von Arbiscar mitgesch...“ ...leppt worden, lag ihm eigentlich auf der Zunge, aber er entschied sich dann doch noch rechtzeitig für eine andere Variante: „..nommen worden.“ Der Sklave reichte ihm in dem Moment einen Becher voll Wein, und Aquila trank einen Schluck, bevor er neugierig seinen Onkel ansah. „Was gibt’s?“ Vielleicht hätte er warten sollen, bis der Senator zuerst das Wort ergriff... aber Geduld war nicht unbedingt seine Stärke, und er redete öfter mal schneller als er nachdachte.


    Noch bevor Livianus dem Sklaven deuten konnte, dem jungen Decimer lediglich verdünnten Wein zu reichen, nahm Aquila das Gespräch wieder auf und vereitelte somit den indirekten Tadel des Senators, der es nicht gerne sah, wenn so junge Männer wie Aquila zu dieser Tageszeit bereits puren Wein tranken. Abgelenkt von Aquilas Erklärung betreffend Flavus nickte Livianus daher nur verständnisvoll und wollte gerade das Wort ergreifen, als der Junge ihm erneut aus dem Konzept brachte und keck danach fragte, warum er gerufen worden war. Livianus räusperte sich bevor er ansetzte.


    "Nun ja……. Ich habe vor einigen Tagen ein Schreiben meiner Nichte Seiana aus Rom erhalten."


    Mit diesen Worten reichte er Aquila den Brief über den Schreibtisch, während der Skalve unaufgefordert nun auch Livianus aus einer eigenen Kanne stark verdünnten Wein, versetzt mit Honig und Rosenblättern nachschenkte. Der Senator nahm ebenfalls einen Schluck und wartete ab, bis Aquila den Brief gelesen hatte.

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    Original von Potitus Decimus Albus
    ....... "Nun, ich will ganz offen zu dir sein. Wenn ich ehrlich bin, reizt mich vor Allem die Politik. Ich weiß nicht, ob ich der geborene Kämpfer mit dem Schwert bin. Ich glaube, dass die Worte da eine bessere Waffe für mich sind.
    Die Legion war wohl derzeit wirklich nicht das Ziel von Albus. Die Politik, da wollte er hin. Da gehörte er hin. Hoffentlich.


    Aufmerksam hörte Livianus seinem Verwandten zu. Natürlich konnte er gut nachvollziehen, dass Rom, das Zentrum des römischen Reiches, Albus anzog wie das Feuer eine Motte. Zudem war es in seinen Augen auch höchste Zeit, dass der griechische Zweig der Gens ebenfalls einen Senator hervorbrachte. Und auch wenn es Lobenswert war, sah Livianus keinen zwingenden Grund, weshalb sich ein politikinteressierter Decimer zuerst mit Provinzpolitik aufhalten sollte, bevor er sich um ein Questorenamt bemühte. Was Albus Einstellung zum Dienst bei der Legion betraf, so war Livianus, der fast sein ganzes Leben als Soldat verbracht hatte, natürlich anderer Meinung.


    "Auch als angehender Senator wird dir der Dienst als Tribun in den Legionen nicht erspart bleiben. Das solltest du nicht vergessen."


    Auch wenn senatorische Tribune nur selten den Ehrgeiz oder das militärische Geschick eines langedienten Offiziers mitbrachten und daher eher in der Verwaltung eingesetzt wurden, gab es dennoch immer den einen oder anderen der aus der Masse herausstach und sich beweisen konnte. In den meisten Fällen waren es die gleichen, die sich nach der Ernennung zum Senator erneut um ein Kommando als Legionskommandant bemühten.


    "Ein wenig Übung mit dem Gladius wird dir also nicht schaden. Wenn du möchtest kann ich mich bei Gelegenheit nach einem passenden Lehrer für dich umsehen. Ich habe immer noch den einen oder anderen Klienten, der früher unter mir gedient hat. Ein ehemaliger langedienter Soldat ist immer noch der beste Lehrmeister."

    "Ich kann dir bereits jetzt versichern, dass du Hispania vermissen wirst. Während andere Städte mit Einbruch der Dunkelheit stiller werden, sind in Rom die ersten Stunden des Abends die lautesten."


    Eine Tatsache die Livianus, der nach einem anstrengenden Arbeitstag eher die Stille und Entspannung bevorzugte, immer schon mehr als genervt hatte. Aber man lernte sich anzupassen und damit zu leben, auch wenn er in solchen Stunden immer gerne an Hispania dachte. Da der junge Albus Rom noch nie gesehen hatte, fuhr er weiter aus


    "Das liegt vor allem daran, dass bis auf wenige Ausnahmen jeglicher Verkehr auf Rädern bei Tageslicht verboten ist. Wenn sich der Abend über die Stadt senkt, rollen unzählige Wagen und Karren durch die Stadttore und erzeugen einen Höllenlärm."


    Sie brachten die landwirtschaftlichen Produkte für die morgendlichen Märkte, Baumaterialien für die Baustellen, Holz und Holzkohle für die Feuer, Opfertiere für die Tempel und so weiter. Während dieser Stunden hallten die Straßen vom Klirren schwerer Metallräder auf Pflastersteinen wider, vom unglaublichen Gekreisch ungelenker, großer Holzräder an den Achsen der Bauernwagen, vom Geschrei der Fuhrleute, vom Gestöhn eingespannter Sklaven und vom Gebrüll der Ochsen und Esel. Erst nach Mitternacht wurde es still.


    Livianus war natürlich klar, dass es auch Albus, wie viele andere junge ambitionierte Männer vor ihm, irgendwann nach Rom ziehen würde. Dennoch fragte er aus Interesse und natürlich um das Gespräch aufrecht zu erhalten nach.


    "Welche Pläne hast du denn für die Zukunft? Bisher hatten wir noch nicht wirklich die Gelegenheit darüber in Ruhe zu sprechen."

    "So ist es leider mein guter Albus." erwiderte der Senator seufzend und immer noch an das ermüdende Gespräch mit dem Verwalter denkend. Doch nun wo dieser weg war, kam Livianus ein vermutlich erfrischenderes Gespräch mit dem jungen Decimer gerade recht. So ging er daher lieber auf die ersten Worte seines Verwandten ein, als an Arbeit zu denken.


    "Auch ich bin immer schon ein Freund ausgedehnter Spaziergänge gewesen, wenn es meine Zeit zugelassen hat. Wie du schon sagtest, kann man seinen Gedanken Luft verschaffen, oder die Zeit auch nutzen sie neu zu ordnen. Manchmal war es auch ganz angenehm zu versuchen einmal an nichts zu denken. Auch wenn mir das, wie ich gestehen muss, nicht oft gelungen ist."


    Livianus lächelte und deutete mit einer Einladenden Geste in Richtung Türe.


    "Vielleicht möchtest du mich ja ein kleines Stück durch den Garten begleiten."


    Das Haupthaus der Landvilla wurde von einem wunderbar gepflegten Garten eingerahmt, den Livianus gerne dazu verwendete, seine Beine ein wenig zu vertreten, wenn die Zeit nicht mehr gestattete.

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    Original von Potitus Decimus Albus
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    Albus atmete die frische, warme Luft in sich hinein, als könne er mit ihr all die zehrenden Gedanken aus seinem Körper verdammen und wandte dann seinen Blick auf die Länderein der Familie, denen er sich doch recht schnell wieder näherte. Und wieder war da ein kleiner Stich der Trauer, wenn er daran dachte, dies alles verlassen zu müssen. Doch für seine Pläne war das unausweichlich und von diesen Plänen wollte er nun wahrlich nicht mehr abrücken. Während er auf eines der Gebäude zuging, klopfte er sich den Staub aus den Sachen, welcher sich in einer hauchzarten Schicht auf die Gewänder gelegt hatten. Wie der Staub fielen auch die Gedanken von ihm ab, denn für den heutigen Tag hatte er sich mal wieder lang genug den Kopf zerbrochen, wie immer in der letzten Zeit. Ein Glas Wasser, dass wäre nach diesem Spaziergang wohl erst einmal das Beste und somit machte er sich auf den Weg, sich eben jenes zu organisieren.


    Im Säulengang vor der großen Eingangstür der Landvilla stand Livianus und unterhielt sich gerade mit dem Verwalter des Gestüts, als er Albus auf sie zukommen sah. Obwohl auch der iberische Winter mitunter kalte Tage mit sich brachte, war heute ein verhältnismäßig angenehmer Tag, den der junge Decimer besser zu nutzen schien, als der Senator es tat. Ein Spaziergang wäre vermutlich weitaus ergiebiger gewesen, als sich die Klagen des Verwalters anzuhören, der sich wieder einmal über die aktuellen Preise am Pferdemarkt mokierte. Doch auch dies gehörte zu den Aufgaben, die er als derzeit nominelles Oberhaupt der Gens über sich ergehen lassen musste. Er nahm es daher gelassen und nickte die meiste Zeit verständnisvoll. Wenn ein Politiker eines gut konnte, dann war es Interesse vorzutäuschen. Eine Eigenschaft, die Livianus nun sehr entgegen kam.


    Da das Gespräch der beiden Männer gerade zu Ende ging, beschloss Livianus auf Albus zu warten, der nur noch etwa fünfzig Schritte von ihm entfernt war und überließ den Verwalter wieder seinen Pflichten. Verneigend zog sich der Mann zurück und Livianus wandte sich in Richtung des jungen Decimers der ihn nun auch bemerkt haben musste.

    Der Senator hatte mittlerweile wieder hinter seinem Schreibtisch platzgenommen und sah auf, als es an der Türe klopfte. Mit einem grüßenden Kopfnicken und freundlichen Lächeln nahm er zur Kenntnis, dass zumindest einer der beiden jungen Männer seiner Einladung gefolgt war.


    "Ah, Marcus! Ich hoffe es ist nicht allzu schlimm, dass ich dich gleich nach deinem Reitunterricht zu mir gebeten habe."


    Livianus konnte sich gut vorstellen, dass ein noch ungeübter Reiter mitunter das eine oder andere Muskelziehen nach einem solch intensiven Training mit Arbiscar verspürte. Er selbst war auch schon längere Zeit nicht mehr auf einem Pferd gesessen, sondern hatte immer die Bequemlichkeit einer Sänfte vorgezogen und es würde ihm wohl nicht anders gehen als Aquila. Gleich hinter Aquila trat nun auch der Sklave wieder in den Raum, den Livianus los geschickt hatte, um die jungen Männer zu holen. Der Senator wandte seinen Blick jedoch nicht von Aquila ab sondern deutete auf den leeren Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand


    "Bitte setz dich doch. Soll dir der Sklave etwas bringen?"


    Bei dieser Frage trat der Sklave Pflichtbewusst an Aquilas Seite um etwaige Wünsche des jungen Decimers entgegenzunehmen.

    Livianus stand mit versteinerter Miene am offenen Fenster seines Officiums und sog die angenehm erfrischende Luft in seine Lungen. Das Wohngebäude des Gestüts, dass die Gens nach und nach zu einem prächtigen Landsitz ausgebaut hatte, lang etwas erhöht auf einer kleinen Hügelkuppe und bot einen prächtigen Ausblick auf das umherliegende Land, das soweit man blicken konnte fast ausschließlich den Decimern gehörte und neben der vorwiegend der Pferdezucht dienenden Wiesen und Koppeln auch der landwirtschaftlichen Nutzung diente und nebenbei auch einige Felder und kleinere Wälder miteinschloss. In seinem Blickfeld lag auch der Paddock, indem Meridius Enkelsohn gerade, wie bereits andere junge Decimer vor ihm, von Arbiscar Reitunterricht bekam. Sie waren zu weit entfernt um hören zu können was dabei gesprochen wurde oder um genauer erkennen zu können wie Aquila sich machte, aber dennoch ließ Livianus seinen Blick eine Zeit lang auf dem Paddock ruhen. Es war mehr ein gedankenverlorener Blick in diese Richtung, als der Versuch die Szenerie wirklich genauer zu beobachten.


    Welche Unbeschwertheit das Leben in diesen jungen Jahren doch noch mit sich brachte. Eine Unbeschwertheit die auch Livianus nach seinem selbstgewählten Rückzug nach Hispania anfangs verspüren durfte. Bei seiner Rückkehr nach Tarraco hatte man ihm einen wahrlich überschwänglichen Empfang bereitet. Der Duumvir und die Honoratioren der Stadt waren angetreten um ihn aufs herzlichste Willkommen zu heißen und auch der amtierende Statthalter von Hispania Tarraconensis lud ihn bei jedem noch so kleinen gesellschaftlichen Ereignis in die Regia ein, um den nun heimgekehrten „großen Sohn“ der Stadt zu ehren und vermutlich auch um mit einem solchen Namen auf seiner Gästeliste seinen Festen einen höheren Stellenwert zu geben, schließlich hatte man hier nicht vergessen das Livianus ein Kriegsheld der Aufstände in Hispania gewesen war und für seinen Einsatz vom damaligen Kaiser mit der Corona Obsidionalis ausgezeichnet wurde. Derlei große Söhne gab es natürlich einige in Tarraco, doch auch Neider musste zugeben, dass die Decimer bisher die meisten von ihnen stellten und das vor allem in kürzester Zeit, wenn man nur an die herausragenden Karrieren von Livianus und seinen Brüdern, seinem Vater, oder seiner Vettern Meridius oder Lucidus dachte, von denen letzterer selbst über Jahre hinweg Statthalter der Provinz war.


    Das erste Jahr seines vorzeitigen Ruhestandes verbrachte Livianus im Stadthaus der Decimer in Tarraco und genoss das gesellschaftliche Leben der Stadt und das Aufheben, dass teilweise um seine Person gemacht wurde, fernab von den Ränkeschmieden in Rom und vor allem fernab von Salinator in vollen Zügen. Es war ein angenehmes Leben, an das sich der Senator rasch gewöhnen konnte und Tarraco lag allem Anschein nach weit genug vom langen Arm Roms entfernt, um sich nicht weiter Sorgen zu müssen.


    Doch nach dem Tod Valerianus und der Erhebung Salinator zum neuen Imperator wurde es recht rasch ruhig um Livianus. Ebenso wie manchmal aus heiterem Himmel der Wind dreht, änderte sich auch von einem Moment auf den anderen sein Status in der städtischen Gesellschaft Tarracos. Die Kontakte, die er bis dahin mit den vornehmen Familien der Stadt gepflegt hatte wurden von Tag zu Tag weniger, die Einladungen aber auch die Gäste blieben aus und auch der lebhafte Briefkontakt mit befreundeten Senatoren aus Rom versiegte nach wenigen Monaten zur Gänze. Allem Anschein nach erinnerten sich die Menschen in seiner direkten Umgebung wieder mit einem Mal daran, dass Livianus irgendwann bei dem nun neu eingesetzten Kaiser in Ungnade gefallen war und es jeder Zeit sein konnte, dass auch der Name des Decimers auf einer der in Umlauf gebrachten Proskriptionsliste auftauchen konnte. Dies würde dann möglicherweise auch Auswirklungen auf seine Umgebung haben und war Grund genug, um auch unter „Freunden“ die Angst vor den möglichen Konsequenzen zu schüren.


    Livianus erkannte zum Glück die Zeichen der Zeit und beschloss kurzer Hand mit seinem Haushalt, den hier lebenden Familienmitgliedern und Sack und Pack auf das nahegelegene Landgut zu übersiedeln und sich so erneut aus der vermeintlichen Schusslinie zu bringen. In Tarraco war es zu gefährlich geworden denn Neider gab es immer und ein leise ausgesprochener Name in der Nähe des neugekrönten Kaiser konnte ausreichen, um den unangenehmen Decimer wieder zum Thema am Hofe zu machen. Es gab bestimmt den Einen oder Anderen, der daraus seine Vorteile ziehen konnte und vielleicht auch wollte. Auch wenn er sich Sorgen um die in Rom verbliebenen Familienmitglieder machte, konnte Livianus zu diesem Zeitpunkt nicht viel mehr machen um ihnen beizustehen, als das er sich von da an möglichst ruhig und unauffällig verhielt, was ganz und gar nicht seiner Art entsprach. Der einzige Lichtblick in dieser fast hoffnungslos scheinenden Zeit war sein Adoptivsohn Serapio, der mittlerweile in Rom weilte und Livianus hoffen ließ, dass dieser die Familie aus allen Problemen heraushalten konnte.


    Selbst als die Nachricht von der Ausrufung des Patriziers Cornelius Palma zum Kaiser im Osten eintraf und der Bürgerkrieg damit unausweichlich schien, beschloss Livianus schweren Herzens zum Wohle der Familie in Hispania zu bleiben und nicht wie im ersten Überschwang geplant, sich Palma und seinen Leuten anzuschließen und gegen Rom zu marschieren um diesen verdammten Salinator vom Thron zu stürzen. Es hätte unvorhersehbare Folgen für die Familienmitglieder in Rom haben können, die Livianus keinesfalls riskieren wollte und konnte. Zum Glück hatte er in Rom noch seine Nichte Seiana, die es immer wieder schaffte ihm die aktuellsten Neuigkeiten zukommen zu lassen. Ihr letzter Brief, der bereits vor einigen Tagen eingetroffen war, schilderte jedoch ein mehr als beunruhigendes Bild der aktuellen Lage in Italia und seitdem hatte er auch nichts mehr von ihr gehört.


    Bei diesem Gedanken wandte sich Livianus vom Fester ab und schritt die wenigen Meter zu seinem Schreibtisch zurück, wo er das Schreiben seiner Nichte, dass immer noch ganz oben auf einer Anhäufung von Dokumenten lag, erneut zur Hand nahm und die Zeilen überflog.


    Marcus Decimus Livianus
    Tarraco
    Hispania


    Werter Onkel,


    seit unserem letzten Briefwechsel ist nicht allzu Zeit vergangen... dennoch hat sich in der Zwischenzeit hier etwas getan, was du wissen solltest.
    Vielleicht hast du es schon aus anderen Quellen erfahren: Vescularius' Truppen haben im Norden Italias gegen die Legionen aus Germanien verloren. Was mit meinem Bruder ist, konnte ich leider noch nicht genau in Erfahrung bringen, aber es ist wahrscheinlich, dass er in Gefangenschaft geriet – ich bete zu den Göttern, dass er nicht gefallen ist. Fest steht jedenfalls, dass auch die Prätorianer in der Schlacht geschlagen wurden. Die Truppen ziehen Richtung Rom, und ich vermute, dies wird einer der letzten Briefe sein, die überhaupt die Stadt werden verlassen können; ich hoffe, dass mein Bote noch rechtzeitig aus Rom herauskommt und nach Hispania gelangen wird.
    Aus dem Süden ist noch nichts genaues bekannt. Die Truppen des Corneliers sind in Italien gelandet, nach allem, was man hört, und Vescularius hat ihnen die Classis und Teile der Urbaner entgegen geschickt... aber es gibt in Rom bisher noch nicht einmal Nachricht davon, ob sie bereits aufeinander getroffen sind.
    Vescularius ist in der Zwischenzeit dabei, die Bevölkerung Roms vorzubereiten auf die Truppen aus dem Norden... er hat die Vigiles zur Verteidigung der Stadt heranziehen lassen, darüber hinaus versuchen die Urbaner, weitere Soldaten zu rekrutieren. Ich selbst habe die Casa Decima inzwischen verlassen, da ich die Befürchtung habe, dass unser Haus eines der Ziele einer möglichen Plünderung sein wird, sofern Cornelius' Truppen tatsächlich die Stadt einnehmen werden... daher habe ich auch dafür gesorgt, dass die wichtigsten Unterlagen und einige Schätze an einen Ort gebracht wurden, der sicherer ist. Bewacht wird die Casa freilich dennoch, allerdings wird dieser Schutz nicht viel nützen, sollten die Truppen tatsächlich plündern, und sei es nur in den Häusern der Familien derjenigen, die zu hochrangigen Männern des Vescularius gezählt werden können. Aus diesem Grund habe ich auch beschlossen, dir einen Teil des Grundbesitzes zu überschreiben, den Faustus in meine Verantwortung übergeben hat, bevor er in den Krieg zog. Ich halte es für besser, wenn der Familienbesitz breiter verteilt ist. Die Verantwortung für einige Familienbetriebe habe ich deshalb auch an jüngere Verwandte abgegeben; zwei weitere – die Brauerei sowie das Weingut in Ostia – überschreibe ich Marcus Aquila. Ich bitte dich darum, ihn darüber zu informieren und ihn bei der Verwaltung anfangs zu unterstützen, falls er Hilfe benötigen sollte dabei. Meines Wissens nach war der Plan der Familie ohnehin, ihn bald nach Rom zu schicken... auf diese Art kann er bereits Verantwortung übernehmen.


    Ich hoffe, du und die ganze Familie seid wohlauf – und ich hoffe, dass ich euch bald wieder Nachricht zukommen lassen, dann so Fortuna es will, mit einem positiveren Inhalt. Mögen die Götter euch alle behüten!


    [Blockierte Grafik: http://img77.imageshack.us/img77/1586/seianaunterschrift2aj2.png]


    Rechnete man die Zeit mit ein, die dieser Brief zu ihm gebraucht hatte, standen die Truppen Cornelius Palmas mittlerweile vor Rom, dessen war sich Livianus sicher, und als ehemaliger Praefectus Urbi wusste er zudem nur zu gut, dass der Vescularier in diesem Fall wohl wenig Chancen hatte, einer Belagerung lange Stand zu halten. Die aktuelle Lage in Rom, die Sorge um Serapio und den Rest der Familie, aber auch die möglichen Auswirkungen und Möglichkeiten, die ein Sieg Palmas nach sich ziehen konnte, ließen eigentlich nur eine Entscheidung zu, denn alles andere als ein Sieg Palmas war unwahrscheinlich.


    Er legte den Brief wieder zurück auf den Stapel und ging erneut zum Fenster. Das Reittraining des jungen Aquila schien mittlerweile beendet zu sein, da alle den Paddock verlassen hatten. Livianus rief einen Sklaven zu sich und schickte ihn um Aquila und auch Flavus, den Enkel seines Vetters Maior zu holen. Er hatte lange genug gezögert ihnen von Seianas Brief zu erzählen, doch sie waren beide alt genug um sie an seinen Entscheidungen teilhaben zu lassen.

    „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“ heißt es. Diesen Zeitpunkt habe ich vermutlich bereits verpasst, doch nach 6 1/2 Jahren auf und ab im IR überwiegen letztendlich bestimmt die positiven Eindrücke, die ich hier im Laufe dieser Zeit sammeln konnte. Livianus war meine erste und aktivste ID und ist nun auch meine Letzte, die ich hiermit ins Exil abmelden möchte. Ich denke ihr versteht, dass nach einem so langen Zeitraum irgendwann einfach die Luft raus ist und ich nicht mehr die richtige Motivation finde, halbwegs anspruchsvolle und vor allem regelmäßige Posts zu schreiben. Außerdem muss ich auch gestehen, dass sich das IR und sein Onlinegeschehen im Laufe der Zeit in eine Richtung entwickelt haben, in der ich mich nicht mehr so wohl fühle wie früher und in der es mir schwer fällt mit meiner alteingesessenen ID Livianus einen passenden Platz zu finden.


    Was bleibt mir also unterm Strich? Auf jeden Fall eine Menge Erinnerungen, positive wie negative, ein paar Bekanntschaften die auch außerhalb des IRs bestehen bleiben werden und natürlich das Beste überhaupt: die frühere Spielerin der ID Aelia Adria, die ich vor gut 6 Jahren über das IR kennengelernt habe. Wir haben im Laufe dieser Zeit zueinander gefunden, letztes Jahr geheiratet und sind vor 2 Monaten Eltern geworden.


    Danken möchte ich Mitspielern und Weggefährten, allen voran der Runde, die sich vor allem am Anfang meiner aktiven Zeit immer wieder mal zu einem IR-Treffen zusammengefunden haben, den Spielern der der Gens Decima, ob nun aktiv oder mittlerweile inaktiv und allen die mich im Laufe dieser Jahre begleitet und das IR letztendlich zu einem netten und anspruchsvollen Hobby gemacht haben. Simon wird sich Livianus auf einen Familiensitz in Hispania zurückziehen und dort seinen Ruhestand genießen. Die Gens und alle zukünftigen SIM-OFF-Verwalter bitte ich darum, der ID keine weiteren Kinder, Enkelkinder oder Adoptivkinder anzudichten. Ich betrachte die Geschichte meines Familienzweiges als Abgeschlossen und hoffe, dass sich der/die eine oder andere auch in Zukunft SIMON und SIMOFF an diese Geschichte und ihre Protagonisten erinnern wird.


    Abschließend wünsche ich der Spielleitung und den Spielern des IR weiterhin alles Gute, viel Spaß und vor allem auch weiterhin viel Motivation und Kreativität.


    Ein letztes Vale euch allen


    Marcus Decimus Livianus
    aka Markus

    Die meisten Gepäckstücke und Möbel des ehemaligen Legaten waren bereits vorausgeschickt. Es war daher nicht verwunderlich, dass er nur mit einem kleinen Tross und einem einzelnen Wagen das Castellum verließ. Livianus sah noch einmal zurück in Richtung Principia, ehe er das Tor passierte. Nun lag seine Zeit als Kommandeur und Militär hinter ihm, und das, so hoffte er, für immer. Natürlich war er etwas wehmütig. Dieser Ort hatte ihm nicht das Glück gebracht, dass er sich erhofft hatte. Die Ehe mit der jungen Iulia war nicht zustande gekommen und auch die Zusammenarbeit mit den Statthaltern, hatte alles andere als gut funktioniert. Doch nun freute er sich bereits auf Hispania und die Ruhe, die dort auf ihn warten würde. Er signalisierte seinem Pferd los zu galoppieren und ritt seinem kleinen Tross voran in Richtung Süden.

    Livianus stand etwas hinter dem neuen Legatus Legionis. Er trug zu diesem Anlass nicht mehr seine Rüstung, sondern bereits die weiße Toga mit den breiten purpurnen Streifen eines Senators. Auch er sah erwartungsvoll in die Richtung des Triubuns, der nun Meldung machen sollte und war sich sicher, dass der neue Kommandeur nicht enttäuscht werden sollte von dieser Legion. Sie gehörte zu den Eliten des Reiches, da war sich Livianus sicher. Er selbst hatte beschlossen bei diesem Apell eher eine zusehende Rolle als eine Ausführende zu spielen. Das Kommando lag nun beim neuen Legatus.


    Sim-Off:

    Ich bitte darum mich einfach mitzuspielen, wenn gewünscht. Danke!

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Menecrates hörte sich schweigend Livianus' Erklärung an. Seine Vermutung traf also ein. Ermüdung, aber gepaart mit Verdrossenheit stellte also den Abberufungswunsch dar.


    "Ich habe für mich beschlossen, Wege einzuschlagen, bei denen ich auf mich selbst angewiesen bin und nicht auf das Wohlwollen einzelner", erwiderte er, denn sein Eindruck vom Reich und manchem Bürger ließ teils auch zu wünschen übrig. "Die Götter scheinen mich auf diesem Weg unterstützen zu wollen, denn ich bekam dieses Kommando, ohne je ein Bittsteller gewesen zu sein. Auch habe ich gelernt, auf mich selbst zu achten. Es ist nie gut, sich aufzureiben, weil der größte Verlierer dabei man selber ist. Ich wünsche dir auf jeden Fall einen guten und erfüllten Lebensabend in deiner Heimat!" Menecrates lächelte. Er wusste, dass Decimus aus Hispania stammte. "Nun zu meinem Anliegen. Ich wünsche mir die Kommandoübergabe in einem morgendlichen Appell und bitte dich, daran teilzunehmen. Ich denke, das ist wichtig für die Männer hier, und mir wäre es eine Ehre."


    Livianus nickte verständnisvoll. "Natürlich. Das verstehe ich. Dann werde ich mich wieder meinen Abreisevorbereitungen widmen. Solltest du noch Fragen haben, stehe ich dir natürlich jederzeit zur Verfügung. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag." Mit diese Worten zog sich Livianus wieder zurück.

    "Ermüdung beschreibt es eigentlich Recht gut Menecrates. Ich bin müde und ich bin es vor allem Leid, dabei zuzusehen was rund um uns geschieht, in Rom, im Senat und im ganzen Reich, und letztendlich dabei feststellen zu müssen, dass ich keinerlei Einfluss mehr darauf nehmen kann.


    Ich habe daher beschlossen mich zurückzuziehen und nach Hispania zu gehen, um dort im Kreise meiner Lieben meinen Lebensabend möglichst ruhig zu verbringen. Es gibt mittlerweile wesentlich jüngere und aufstrebende Männer, die sich um Rom und das Reich kümmern können – und das nicht nur in meiner Familie. Ein Mann sollte wissen wenn seine Zeit überschritten ist. Und ich spüre dies in den letzten Monaten ziemlich deutlich was meine Zeit anbelangt. Daher habe ich Rom um meine Abberufung gebeten und sie wurde bestätigt. Mehr kann ich wohl in Zeiten wie diesen nicht erwarten." erwiderte Livianus freundlich und ruhig auf die Frage des Claudiers. Er hatte sich in den letzten Monaten viel zu oft den Kopf darüber zerbrochen, als das er noch recht emotional auf diese Frage reagieren konnte. "Was kann ich also noch für dich tun vor meiner Abreise?"

    "Willkommen in Mogontiacum Claudius Menecrates! Es freut mich dich unter so positiven Umständen wiederzusehen." erwiderte der Decimer freundlich. "Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Vor allem seit ich erfahren habe, dass mein Ansuchen auf Abberufung von Rom bestätigt wurde. Leider hat es die Administratio bis heute nicht geschafft mir persönlich eine Nachricht zukommen zu lassen. Erst durch dein Schreiben habe ich davon erfahren."


    Aus Rom war nichts gekommen. Weder eine Antwort auf sein Schreiben, noch eine Belobigung oder sonst irgendein Wort des Dankes für seinen jahrzehntelangen Dienst an Rom. Doch der Decimer hatte sich an die Schlamperei der kaiserlichen Verwaltung gewöhnt, war dies schließlich nicht sein erstes, sondern sein viertes militärisches Kommando das er bestritten hatte, wenn man seine Zeit als Preafectus Urbi miteinschloss. Doch wie auch schon bei den Anderen zuvor, erwartete er auch hier nicht, dass man ihn mit einer Hasta Pura oder ähnlichem ehrte. Vor allem nicht jetzt, wo der Vescularier an der Macht war. Er hakte diesen Gedanken geistig also sofort wieder ab und widmete sich wieder ganz seinem Nachfolger.


    "Doch was soll´s. Nun bist du ja hier. Ich hoffe hier ist alles zu deiner Zufriedenheit. Das Praetorium ist weitestgehend geräumt und mein Scriba personalis kümmert sich gerade um das Officium in der Principia. Ich werde dich nicht lange aufhalten und habe vor möglichst bald abzureisen."