"Das ist schwer zu sagen. Leider hat Seiana ihn wohl in ziemlicher Eile verfasst und nicht mit einem Datum versehen, aber man kann davon ausgehen, dass er bereits vor gut zwei bis drei Wochen in Roma abgeschickt wurde."
Schließlich musste man auch noch die Tage miteinrechnen, die Livianus den Brief bereits auf seinem Schreibtisch liegen hatte. Da zudem unklar war, ob der Bote etwaige Truppenbewegungen, ganz gleich von welcher Seite, umgehen musste, kam die ungefähre Zeiteinschätzung des Senators bestimmt hin. Livianus nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher, bevor er nachdenklich weitersprach.
"Es ist daher davon auszugehen, dass die Truppen des Cornelius Palma bereits vor den Toren Roms stehen, wenn Rom nicht sogar schon eingenommen wurde."
Wieder machte er eine kurze Pause, in der er entschied vorerst nicht weiter auf die Sache mit Serapio einzugehen, nachdem Aquilas gedämpfte Reaktion vermuten ließ, dass ihm diese Nachricht sehr geschockt hatte. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, ihn mit diesen Dingen zu belasten. Wie er nun so vor Livianus da saß, mit seinem jungenhaften Gesicht und den blauen unschuldig wirkenden Augen, die nun im Gegensatz zu sonst einen eher verlorenen Eindruck machten.
"Uns bleibt wohl nichts anderes übrig als auf weitere Nachricht zu warten. Wobei…"
Selbst wenn Livianus den Entschluss fassen sollte baldmöglichst nach Rom zu reisen. War es wirklich eine gute Idee Aquila mitzunehmen? Der Junge wollte unbedingt nach Rom. Diesen Wunsch hatte er bereits bei unzähligen Gelegenheiten immer wieder geäußert, wobei es in den letzten Monaten immer fordernder wurde. Bisher hatte Livianus ihn zurückhalten können und vielleicht war es auch nun besser ihn hier zu lassen und zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Nachdem der Senator die Lage einschätzen konnte und es sicher genug in Rom war. Das war wohl wirklich das Beste, war Livianus schlussendlich überzeugt.
"Wobei ich eher mit dem Gedanken spiele nach Italia zu reisen, um mir selbst ein Bild der Lage zu verschaffen. Wie auch immer die Schlacht um Rom ausgegangen ist, das Reich braucht nun wieder Stabilität und ein römischer Senator sollte in solch unruhigen Zeiten in Rom oder zumindest in Reichweite des Senats sein. Hier in Hispania geht, wie auch schon in den letzten Jahren, alles an mir vorüber."
Fest davon überzeugt nun die richtige Entscheidung getroffen zu halten, fasste er sie abschließend in Worte, fest davon überzeugt, dass Aquila auch dieses Mal dem ausdrücklichen Wunsch seines Verwandten Folge leisten würde.
"Du wirst vorerst mit den anderen hier in Hispania warten Marcus. Sobald es in Rom wieder sicher ist, werde ich euch Nachricht zukommen lassen."