Beiträge von Appius Decimus Massa

    Sein Gesichtsausdruck nichtsagend, sein Worte treffend. " Ich kann euch im Laufen die Schuhe mit neuen Schuhnägeln bestücken, was heißt das?? ...IHR seid ein lahmer Haufen!!" in der zweiten Reihe war es unruhig, ein Tiro kämpfte mit einem offenen Riemen. Meine Optiostab rauschte zwischen den vorderen Tiro hindurch und traf. Ein Schmerzenslaut, Ruhe, kein Klappern mehr. " Dein Galdius sitzt verkehrt..... Binde die calligae besser...Der Riemen ist locker.....rechts fehlt ein Nagel.... Der Helm sitzt nicht fest genug." Bis jeder Tiro kontrolliert war. Kein Tiro war ohne Fehler, das waren sie nie. Ein Fehler fand sich immer.
    " Ihr habt Zeit alles in Ordnung zu bringen. Beim nächsten Mal werde ich die Fehler mit weniger Nachsicht behandeln. ABITE!!" Nach wievielen Ausrüstungsappellen alles stimmte? Das würde sich zeigen.

    Ich hatte ein halbes dutzend mal Anlauf genommen und es wieder verworfen. Die Gerüchte mehrten sich. Ich trat nach dem Anklopfen in das Officium ein.
    Meine Meldung akurat wie bei jedem betreten des Officium's. Die Sache war von höchster Wichtigkeit. Ich kam gleich auf den Punkt. " Praefect, die Gerüchte mehren sich, dass der Kaiser Tod ist. In den Tavernen, am Hafen. Patrouillen, Legionär bringen es aus der Stadt mit. Man kann es nicht mehr ignorieren und als Versuch der Panikmache abtun. Es scheint ernst zu sein." Innerlich war ich bis zum Zerreißen gespannt. Handfeste Beweise und eine glaubhafte Bestätigung hatte ich noch nicht. Es reichte, dass nicht nur 2 oder 3 Legionäre davon sprachen. Zählte man alle Berichte zusammen, dann waren sie auf die Anzahl der Mannstärke einer Centurie angewachsen.

    Sieh da, Tiro Pompeius Agrippa beglückwünschte das Brautpaar. Ich hatte mich aus dem Gewühl zurück gezogen und mir einen Platz gesucht, von dem aus ich einen kleinen Überblick über die Gäste bekam. Es waren viele Gäste anwesend, die ich auf Seiana's Hochzeit gesehen hatte. Mit Pompeius Imperiosus musste ich unbedingt ins Gespräch kommen. Nach der Trauung wäre ein geeigneter Zeitpunkt. Ich trank einen Schluck und sah mich weiter um. Der Tiro kam direkt auf mich zu.


    " Ja, Tiro Pompeius. Schön dich hier zusehen. Wir unterhalten uns gleich. Warten wir die Trauungszeremoinie ab. "

    " Alle Tirones in Kampfausrüstung antreten !!! Ausrüstungsappell !! " Die Gerüchte ließen mir keine Ruhe. Ein Ausrüstungsappell der Tirones. Einer mehr, wer zählte schon. Es schadete nichts und lenkte mich von meinen Grübeleien ab. Außerdem ging ich sicher, dass sie vorbereitet waren, falls ...ja falls die Gerüchte, sich bestätigten und zu Tatsachen wurden. Ihre Ausbildung war gut voran geschritten. Sie wussten im großen und ganzen wo es lang ging. Der letzte Schliff fehlte noch. Den bekamen sie im Frühjahr auf den Schiffen bei ihren Ausfahrten.

    Grübelnd stand ich an meinem Schreibpult. Immer wieder rekapitulierte ich das, was mir dieser kleine Gauner im Hafen erzählt hatte. Vage Behauptungen, keinelerei handfeste Beweise. So wenig wie ich diesem Mann über den Weg traute. Er hatte mich nie ohne Grund zu einem Treffen rufen lassen. War wirklich an der Geschichte was wahres dran ? Das wäre fatal. Der Kaiser im Sterben liegend oder sogar Tod. Seine Familie, sein Sohn. Was wenn das alles stimmte? Ich rieb mir die Stirn. Sollte ich den Praefecten damit behelligen? Es war alles zu vage..... Die Ohren und Augen diesbezüglich offen halten war das einzige was ich tun konnte.

    Ein Stapel Kisten und Säcke verdeckte den Blick auf uns. Vertrauen war hier mit Vorsicht zu genießen. Diese Ecke im Hafen war nicht ungefährlich." Gerüchte..., Mutmaßungen....,nein? Du bist dir ganz sicher? Was hast du gesehen, wer hat dir was erzählt." Er hatte mich dringend hier her bestellt. Ich spielte mit dem Säckchen Sesterzen in meiner Hand. Seine Quelle wollte er nicht preisgeben. "An den Prätorianern kommt keiner vorbei. " sagte ich gelassen." Nein du verstehst nicht." raunte mein Gegenüber missgestimmt. Auch die nächsten Versuche mir plausibel zu machen, dass in der kaiserlichen Villa etwas vorgefallen war. Der Kaiser im Sterben lag, vielleicht sogar schon Tod war, nahm ich skeptisch auf. " Hier hast du." Ich warf ihm drei Sesterzen zu. " Wenn du mir einen stichhaltigen Beweis bringen oder einen Augenzeugen nennen kannst, dann gehören dir die 50 Sesterzen. Schnell, bevor ich es anderweitig bestätigt bekomme." Da konnte jeder kommen und solche Behauptungen aufstellen. Ich wandte mich ab, die Umgebung aufmerksam beobachtend. Der Hafen hatte seine Tücken.

    Das Durchkämmen der umliegenden Lagerhäuser war eine Möglichkeit. Die Begründung des Tribuns schlüssig. Sollte das nicht zum Erfolg führen und ohne Ergebnis enden, mussten sie sich sowie so die kommenden Stunden und Tage mit zähen Ermittlungen herum schlagen. Während die centurien den Bereich absuchten, konnte ich unabhängig davon, den centurio ausquetschen. Er wusste, wer und wann vor ihm die letzte Streife zum Kontrollgang hier war.


    „ Eine Razia, mit der Maßgabe Unregelmäßigkeiten und Auffälligkeiten zu finden und zu melden. Egal wie klein sie sind. Hört sich ganz normal an." Ich wiegte bedächtig den Kopf.

    "Es könnte sein, dass wir die Täter damit warnen oder aufscheuchen. Vielleicht werden sie nervös und begehen dann einen Fehler. Wir sollten das Lagerhaus unter unauffällige Beobachtung stellen. Tag und Nacht.... Ich denke das ist das effektivste unter der Maßgabe des Praefecten. Die Befragung des centurio könnte man parallel dazu führen. Das würde ich übernehmen.“


    Das war hier eine ganz andere Situation als in Syene. Hier gab es nur Tode und die waren stumm. Die Verstümmlungen spielten eine sehr wichtige Rolle. Wer brauchte die Körperteile und für was? Rituale, Opferungen? Menschenopfer? Ich brauchte frische Luft.

    Das Urteil wurde gefällt. Blau war der Favorit, rot auf den billigeren Rängen. Meine Befürchtungen, stundenlangen Diskussionen beiwohnen zu müssen bestätigten sich nicht. Anlass zur Freude. " Gut, ich nehme beide Stoffe." Der Händler wurde überzeugt, dass seine Stoffe zu weniger Geld zu haben waren. Ein Sklave trug das gekaufte. „ Jetzt kommen die wichtigen Einkäufe. Ein paar süße Tropfen goldgelbe Sonne. Tiere für die Villa Rustica. Für den siegreichen Legaten neue Legionäre. Ein paar furchtlose Gladiatoren für die kommenden Spiele. Eine kleine Nymphe und Bälle für geschickte Hände.“ Ich überlegte ob das alles war. „ Wer kommt mit?“ Ich sah in die kleine Runde. Spielzeug nicht nur für Kinder. Ich freute mich auf die Stände.

    " Jawohl Praefectus." war meine knappe Antwort.


    Wie war es möglich all das hier anzurichten, ohne das es einem aufgefallen war. Wann und von wem wurden die Lagerhäuser hier in diesem Abschnitt kontrolliert. Wer hatte Zutritt zu diesen Lagerhäusern? Fragen die an die richtigen Leute gestellt werden mussten. Der Centurio, der das hier vorgefunden hatte, gehörte zu denen. Sie brauchten dazu Einteilungen der Wachen und Kontrollgänge. Mir fiel es schwer mich zu konzentrieren. " Ich würde mit dem Centurio sprechen. Wir brauchen die Einteilung der Kontrollgänge, die Häufigkeit. Wer hatte hier Zutritt und wie war es möglich die Leichen unbemerkt hierher zu schaffen." Ich musste mir einen Überblick verschaffen in welchem Teil dieses Lagerhaus stand. " Haben wir einen genauen Plan über die Örtlichkeiten hier? Es wäre gut, zu wissen, wo genau wir sind." Ich sah zum Tribun. "Tribun Hadrianus. Wie gedenkst du, gehen wir am besten vor." Er kannte sich hier aus. Das sparte uns vielleicht eine Menge Arbeit und Zeit.

    " Ich werde auf mich acht geben Germanica Laevina. Schließlich habe ich mir einiges bis zum Ende meiner Dienstzeit vorgenommen. Die Sklaven werden nicht nötig sein, danke für das Angebot." ich verabschiedete mich mit zackigem militärischem Gruß und folgte Quadrata zur Porta. " Vale bene." verabschiedete ich mich von ihr an der Porta, setzte meinen cassis auf und verließ die casa.

    War Seiana nicht eingeweiht. Hatte Faustus sich ihr nie offenbart. Sie hingen sehr aneinander und sie wusste nichts davon? Verstellt sie sich und ich hatte es nicht gemerkt? Eine Andeutung von mir ? Nein. Wie selbstverständlich fiel meine Antwort aus. " Seine Pflichten und so weiter. Er ist der älteste der hier zur Zeit weilenden Decimer. Gut, er leistet seinen Dienst an Rom und ist dadurch eingeschränkt. Aber die Zeiten ändern sich und dann wäre es gut, wenn er vorbereitet wäre. " Langsam wurde es Zeit, dass ich mich aus der Affäre zog. Ein falsches Wort konnte ich mir heute nicht mehr erlauben. Seiana war durch mein unmögliches Benehmen aus der Fassung gebracht. Die nächsten Wochen und Monate bei der Flotte, ließen das Gespräch vielleicht nach hinten rücken.
    " Ich will dich nicht länger von dem Abhalten was du sonst Abends tust. Du hast mir genug Zeit geopfert und ich sollte mein Benehmen gegenüber jungen Frauen überdenken und auf ein passableres Niveau bringen."

    Nachdenklich sah ich auf ihr schmalen zierlichen Hände. Hatte sie nicht erzählt, sie wäre Mitarbeiterin der Acta? Las sie die Artikel der anderen Schreiber nicht, obwohl der Artikel über den Straffeldzug der XXII. Legion relativ umfangreich ausgefallen war? Unsere Namen fanden darin Erwähnung. Sie hatte nur oberflächliches Interesse war daraus zu schließen. Sie wusste nicht wen sie vor sich liegen hatte. nicht die leiseste Ahnung hatte sie. Nicht der kleinste Funke von, dein Name ist mir nicht ganz unbekannt im Zusammenhang mit der XXII. Legion, ich habe ihn schon irgendwo gehört oder gelesen. War da nicht was in der acta? Nein, sie war ahnungslos und ihr Interesse an den Geschichten? Ebenfalls geheuchelt?
    Ich kämpfte mit mir. Hätte der Praefect nichts dazu gesagt, wäre ich aufgestanden um das Gespräch abzubrechen und zu einem passenderen Zeitpunkt fortzuführen.
    " Eingetreten in die Legion, Sachen empfangen und schon ging es auf die Schiffe. Als frischer unwissender Probatus mit der XXII. Legion auf einen Straffeldzug gegen die Kopflosen Reiter, wie die Blemmyer genannt wurden. Meine Ausbildung habe ich in der Wüste absolviert, stechende Sonne, Hitze, Trockenheit, der ewige Durst und überall nur Sand. Unser Centurio verlangte uns alles ab. Er hat uns gedrillt, bis wir Blut schwitzten. Was sich in den kommenden Wochen als sehr nützlich herausstellte." Ich holte tief Luft. " Ein Geschichte, die von der letzten Schlacht. Einverstanden." Ein Schluck um die Kehle anzufeuchten. " Wir hatten vor der Oase Aufstellung genommen. Die 2. Cohorte ganz vorn in breiter Front. Tribun Decimus Serapio erteilte die letzten Befehle an uns. Dann kamen sie, die Blemmyer der Horizont war schwarz von ihnen. Wie eine riesige Faust versuchten sie unsere Reihen mit aller Macht aufzusprengen. Wir hielten dagegen rückten vor. Ein zweite Welle kam, traf mit aller Gewalt auf die 3. centurie. Die Reihen gaben nach gingen zurück, die Blemmyrer brachen bedrohlich in unsere Formation ein. Der signifer der 3. centurie fiel. Tollkühn ritt der Tribun in das Gemetzel, griff das Signum und ritt, es hoch erhoben, nach vorn, riss uns mit. Die 2. und 4. centurie schlossen das Loch in der Formation. Wir kämpften, den Feind vor uns und im Rücken. Die Blemmyer stürzten sich auf ihn. Es wurde gefährlich, sein Pferd sackte unter ihm zusammen. Ein Blemmyer traf den Tribun mit seiner Keule, streckte ihn nieder. Das signum drohte zu fallen." Ich schluckte, es fiel mir schwerer zu erzählen. Das Gesehene und Erlebte saß noch tief. " Tode über Tode bedeckten den Sand, es war schwer sich zu ihm durch zu kämpfen. Der Blemmyer war von seinem Reittier abgestiegen hatte wieder zum Schlag ausgeholt. Ich war schneller, sprang vor den liegenden Tribun, schlug dem Blemmyer den hocherhobenen Arm ab. Es hinderte ihn nicht daran auf mich los zugehen. Wir stürmten aufeinander zu. Ich stach zu, meine Klinge durchbohrte ihn. Bis zum Heft steckte sie in ihm, eh er zusammen sackte. Das Signum aufgerichtet, stand ich beim Tribun und verteidigte beides. Man sagt, mein Centurio hat mir den Gladius abgenommen, kein anderer hat sich in meine Nähe getraut. Weil ich alles angriff, was nur in meine Nähe kam. Ein Berg von niedergemetzelten Blemmyern umgab das Signum, den Tribun und mich, als man uns nach der Schlacht einsammelte." Erleichtert atmete ich auf, es war raus, erzählt nun konnte sie denken und halten von mir, was sie wollte. Ich Stolz auf das was ich getan hatte. Es gab mir Selbstvertrauen.

    Ihre Blicke ließ ich mir gefallen. Torques und Pahlera waren spiegelblank geputzt. Die ganze Ausrüstung war auf Hochglanz gebracht. Silas hatte sich die Sesterze verdient. " Die Freude ist ganz meinerseits Iunia. Herzlichen Glückwunsch dir und Pompeius Imperiosus. Der Praefectus classis lässt sich entschuldigen und hat mir diese Zeilen für dich mitgegeben." Ich gab ihr den Papyrus. Das sie an mir vorbei sah verwunderte mich. War etwas hinter mir, von dem ich nichts wusste? Ah, der Vetter des Pompeius. Ich sah suchend hinter mich. " Nein, da ist er nicht, aber er müsste hier auftauchen. Ich hatte ihn gestern zur Casa Pompeius entlassen und er sollte sich heute hier mit mir treffen." Ich musterte sie von oben bis unten. " Es steht dir hervorragend." Damit machte ich Platz für die folgenden Gratulanten. Der Pompeius hatte nicht das geringste Interesse an meinem Erscheinen gezeigt. Vielleicht konnte ich später ein paar Worte mit ihm wechseln.



    Salve Iunia,


    meine besten Wünsche zu deiner Hochzeit mit dem Procurator ab Memoria Gaius Pompeius Imperiosus. Mögen die Götter über das Wohl eurer Ehe wachen. Zu meinem Bedauern kann ich nicht persönlich zu deiner Hochzeit erscheinen. Der Winter bricht an, meine Anwesenheit bei der classis ist unerlässlich. Zu deiner Bitte. Du hast selber erwähnt, das ein Tiro keine Urlaub während seiner Ausbildung bekommt. Ich werde dir diesen außerordentlichen Gefallen tun. Er wird aber einmalig bleiben. Den von dir erwähnten Optio Decimus Massa werde ich ebenfalls freistellen. Der Trio wird Ihn nach Rom begleiten. Ich hoffe mein Gefallen, den ich dir getan habe, entspricht voll und ganz deiner Bitte.


    Nochmals mein Bedauern, dass ich nicht selbst anwesend sein kann. Übermittle Gaius Pompeius Imperiosus meine besten Grüße und Glückwünsche.


    Mögen die Götter euch gewogen sein



    Tiberius Octavius Dragonum

    Vor dem Wecken aus dem Bett geholt. Wir waren nicht mehr in der Wüste, dass dies hier unbedingt nötig war. "Wer hat dich geschickt? Der Praefect ?" brummelte ich den Nauta an. Um die Stunde? Vermisste er die nächtlichen Störungen der Wüstenreiter? Ja hier war's ruhig, zu ruhig. Etwas unkoordiniert ging es mit der Lorica, der Nauta half. Er sollte mich, wie es aus sah, so schnell wie möglich ran holen. Alles komplett, los ging die wilde Jagd.


    Wo und um wie viele Ecken wir liefen. Ich hätte es am Ende kaum sagen können. Ein Lagerhaus, eines von vielen hier. Überall Wachposten. Der Nauta zeigte hin zur Tür, ging keinen Schritt weiter mit. Der Wachposten an der Tür öffnete und ließ mich eintreten.
    Fackeln erhellten einen Teil des Lagerhauses. Der Praefect und ein Cen......Erst jetzt bemerkte ich den Geruch. Mein Magen krampfte, es hob sich, Schlucken, Schlucken.... Schemen, scuti, die aneinander prallten, Gedärme, gespaltene Gesichter, der erste der sich erbrach.... ich schüttelte mich, hier roch es genauso. Musste ich mich zusammen reißen. Wie oft hatte ich Legionäre fast ihre Gedärme auskotzen sehen. Trotzdem hob es meinen Mageninhalt unweigerlich bei diesem Geruch. " Praefect, du hast mich herbefohlen." presste ich heraus und nahm Haltung an. Er sah blass um die Nase aus. Und da war dieser andere Geruch. Noch Wochen nach der Schlacht an der Oase und dem Aufenthalt im Valetudinarium hatte ich diesen Geruch verwesender Körper in der Nase gehabt. Er hatte sich in die Nasenwände gefressen, sie regelrecht veräzt. Hier roch es eindeutig nach Tod.

    Sie legte aber wirklich jedes meiner Worte auf die Goldwaage. Was hatte ich falsches gesagt, dass sie so auf die Palme brachte. Ein Mann ist nur so alt wie er sich fühlt. Wenn der Tiberer der Meinung war eine junge Frau zu heiraten hatte er seine Gründe.
    " Du würdest dich nicht verweigern, weil es zum Nutzen der Iunier wäre. Es würde sie in ein vollkommen neues Licht rücken. Dafür sind Frauen da, solche Verbindungen zu schaffen. In diesem Sinne, passe ich nicht in dieses Schema. Zu klein, zu unbedeutend. Ein Optio, was ist schon ein Optio für eine Frau, wenn sie einen Tribun, Praefecten oder Pontifex bekommen kann." Das Essen war sehr geschmackvoll hergerichtet. Ein kleiner Happen vom Teller. Wein um vielleicht doch noch einen Draht zu ihr zu finden.


    Sie wurde bissig. Was war daran verkehrt, froh darüber zu sein, nicht ans Heiraten denken zu müssen. Ich zog die Augenbrauen hoch. " Genau das hatte ich gemeint. Ich bleibe von dem Trubel verschont. Decima Lucilla wollte hier für Decimus Serapio und mich auf Brautschau gehen. Leider.." das Leider betonte ich besonders. " Leider, sind zu wenige Damen anwesend, die dafür in Frage kämen." Nein, eine Frau, mit dem Gedanken musste ich mich erst anfreunden. Wäre sie so wie Axilla, es wäre schwer auf einen Nenner zu kommen. Wir würden uns ständig missverstehen und ich hätte nicht die Muse, ständig alles richtig zu stellen. Na gut, eine gab es, eine einzige, wäre da nicht.... Vergiss sie... nein, das werde ich nicht. He, deine Unterhaltung. Die geht wieder mal richtig vor den Baum. Ja, ich weiß. Frauen sind irgendwie.... Ruhe jetzt. " Axilla im ernst, ich habe nicht vor in naher Zukunft zu heiraten. Außerdem bräuchte ich dazu eine Erlaubnis, die ich dank meines Bekanntheitsgrades nicht bekäme." Meine ablehnende Haltung gegenüber Frauen nahm wieder Gestalt an. Meine Meinung verfestigte sich. Einem Freund das Leben zu retten war einfacher, als einer Frau alles recht zu machen." Ich glaube unsere Unterhaltung besteht im Moment mehr aus Missverständnissen als allem anderen." So hatte ich es im Gefühl. Ein letzter Versuch, sollte es nicht klappen, eine Fluchtmöglichkeit gab es immer.

    Was die junge Duccia erzählte trieb mir ein breites Grinsen ins Gesicht. " Duccia, eine Duccia als Besucher in unserer Casa. Du konntest nicht anders und ihm ging's so schlecht." Ich grinste zu Decimus Catus. Während dessen stülpte ich Silas den viel zu großen cassis auf den Kopf. Lorica und Paenula fanden bei ihm einen Abnehmer. " Bis morgen früh sauber und das mir alles glänzt. Cingulum und caligae holst du dir nachher aus meinem cubiculum. Sag Scybale, sie soll ins Balneum kommen, ich habe Hunger und Durst und Iusta, ich brauche für morgen eine weiße Tunika, bin zu einer Hochzeit geladen. Jetzt schwirr ab. Abite." Nebenbei hatte ich überlegt, der Name..." Marcus Decimus Corbulo...Marcus...Marcus....." Die Hände vor der Brust verschränkt sah ich ihn an. " Der kleine Blonde, der immer schreiend vor meinem Holzgladius weg gerannt ist. Du wolltest nie gegen mich kämpfen." Es war sehr lange her. Der Kleine hatte sich raus gemacht. Ob er immer noch vor meinem Gladius davon rannte? Amüsiert nahm ich die Hände runter. " Ich werde euch beide nicht weiter stören. Wir können uns später unterhalten Catus. Mein Bad wartet." Nicht nur das Bad, Scybale war die einzige Abwechslung, notgedrungen, obwohl ich langsam gefallen daran fand. Sie war ruhig und verlor nicht viele Worte. " Vale bene, Duccia Vera. Eine interessante Erscheinung muss ich sagen." Ein freundliches Nicken meinerseits. Sollten die zwei Turteltauben ihre Ruhe vor mir haben. Eilig verließ ich das Atrium um endlich ins warme Wasser des balneums eintauchen zu können.

    Diese leidigen Hintergedanken. Ging denn nichts mehr ohne sie. Sie entzog sich mir. Für mich war das was ich verlangt hatte eine Kleinigkeit. Für Seiana scheinbar etwas, was sie seit Jahren nicht mehr getan hatte. Einfach Lächeln ohne damit etwas zu verbinden und trotzdem für ihren Gegenüber eine Freude es zu sehen. " Praefectus Praetorio...ja dazu gehört einiges. Kein Posten für einen Dummkopf. Du als Auctor der Acta Diurna....seine zukünftige Frau." Spann man den Gedanken weiter.... was sich da auftat. " Das ruft nicht nur Freunde auf den Plan." murmelte ich. " Du versprichst vorsichtig zu sein." Ich befühlte den Verband auf der Handfläche. Für mich blieb es ein Rätsel wie Seiana und er zusammen gekommen waren. " Wer wird sich hier um die casa kümmern? Du bist dann bei deinem Mann. Wird Faustus wohl oder übel ans heiraten denken müssen." Das wird ein schwieriges Unterfangen werden. Das weibliche Geschlecht war nicht das, womit man ihn begeistern konnte. Er war der Älteste der Decima. Seiana hatte dann Verpflichtungen bei der Familie ihres Ehemannes. " Hast du mit ihm darüber gesprochen. Ich meine, was auf ihn zu kommt?"