Casa Germanica - Hortus

  • Kein Kontakt also zwischen Decimus Verus und seinem Neffen, ein Umstand, der diesen der alten Germanica noch einmal sympathischer machte. Natürlich hütete sie sich im Interesse der doch sehr angenehmen Gesprächsatmosphäre, dies auszusprechen und beschränkte sich auf ein diesmal aufrichtiges Kopfnicken. "Nun, wenn ein Versuch deinerseits gscheitert ist, gibt es meiner bescheidenen Meinung nach keinen Grund, warum du dein Gewissen weiterhin damit belasten solltest, Decimus, denn Fortuna hat es offensichtlich nicht anders gewollt." Laevinas Blick blieb kurz an den Torques auf der Brust des jungen Mannes hängen, und plötzlich war sie froh, dass dessen Haar braun und nicht schwarz und seine Augen ebenso braun und nicht blau waren und dass der Schemen eines anderen jungen Mannes in Uniform nur für einzigen winzigen Moment in der Luft zu hängen schien, bevor Laevina die Augen zusammen kniff und ihn wieder vertrieb. "Ich werde meinen Neffen bitten, mit dir in Kontakt zu treten, Decimus. Nach Misenum sagst du? Bist du ein Mitglied der Classis?"

  • Fortuna meinte es in den vergangenen Wochen und Monaten sehr gut mit mir. Was Fortuna allerdings mit meinem Onkel zu tun hatte, und der Umstand des nicht Zusammentreffens, war mir ein Rätsel. Das mit dem Gewissen..., Germanica Laevina tat gerade ihr übriges dazu es zu entlasten. Ihr Blick hatte sich verändert. Sie sah kurz wie gebannt auf meine Torques. Ich wollte schon fragen ob es ihr gut ging. Da hatte sie sich wieder gefasst. " Seit kurzem, ja. Ich komme frisch aus Alexandria, habe bei der XXII. Deiotariana gedient. Nach dem Feldzug wurde Praefect Octavius mit dem Kommando der classis misenensis betraut. Ich bin ihm als Adjutant nach Misenum gefolgt." ich streckte mich, sah auf meine Torques, waren sie verrutscht, nein. Das war nicht der Grund ihrer Blicke. " Ich danke dir, dass du es bei deinem Neffen ansprichst. Wenn ich dir mal einen Gefallen tun kann...." Der verdünnte Wein war angenehm. Ich trank aus. " Ich möchte dich nicht weiter mit meinen Nichtigkeiten aufhalten, oder hast du noch Fragen?"

  • "Der neue Kommandant der Classis ist ein Octavius? Darf ich dich fragen, wie sein vollständiger Name lautet?" Laevina hatte die unerbetene Erinnerung an lang vergangene Zeiten und begrabene Hoffnungen inzwischen als alterbedingten Aussetzer verbucht und konzentrierte ihre gesamte Aufmerksamkeit wieder ausschließlich auf die Gegenwart, der es durchaus noch das eine oder andere abzutrotzen gab, und wenn es nur Wissen über Zeitgenossen war, die ihr oder ihrer Familie irgendwann einmal vielleicht von Nutzen sein konnten. Was nun die Gens Octavia anging, so beschränkten sich Laevinas Kenntnisse auf Octavius Macer, den derzeit einzigen Vertreter dieser Familie im Senat. Und war die Kleine, die ihr umtriebiger Jung-Verwandter Aculeo seinerzeit nächtens im familieneigenen Garten befummelt hatte, nicht auch eine Octavia gewesen? Wenn Laevinas Informationen stimmten, und das taten sie fast immer, dann war besagtes Mädchen bereits vor geraumer Zeit verstorben. Ein Grund mehr darüber froh zu sein, dass es zu keiner Hochzeit gekommen war, denn schwächliches Blut war Gift für eine gesunde und ambitionierte Gens wie die Germanica.
    Laevina tat den Dank des Decimers und sein Angebot mit einem bescheidenen Lächeln und einer abwehrenden Handbewegung ab, speicherte letzeres jedoch sofort und gründlich ab. Im Moment gab es keinen Grund darauf zurückzukommen, aber wer wusste schon, was die Zukunft bringen und als wie kostbar und wünschenswert sich die Hilfe dieses Mannes vielleicht irgendwann einmal entpuppen würde. "Nichtigkeiten? Unsinn, der Tod eines Familienangehörigen" (und sei es auch jemand wie dieser ominöse Decimus Verus) "ist niemals eine Nichtigkeit, Decimus. Von dem traurigen Anlass abgesehen hat dein Besuch meinen Tag sicherlich bereichert." Eine Aussage, die zu Laevinas eigener Überraschung ausnahmsweise sogar der Wahrheit entsprach. Es war in der Tat eine Wohltat, zur Abwechslung einmal mit einem guterzogenen und angenehm anzusehenden jungen Mann zu plaudern, statt sich tagein tagaus nur mit weltfremden Enkelinnen, renitenten Schwiegerenkeln, einer wachsenden Zahl an unerzogenen Kleinst-Germanicern und einer Schar grenzdebiler Sklaven herumzuschlagen, und das, wie schon seit Jahren, ohne auch nur ein einziges Wort des Dankes dafür zu bekommen! Fragen hätte sie durchaus noch einige gehabt, aber die Gefahr, dadurch den Eindruck eines klatschsüchtigen alten Weibes zu erwecken, war entschieden zu groß. Laevina seufzte leise vor sich hin und schüttelte dann den Kopf. "Nein, ich denke, ich sollte dich nicht länger von den Verpflichtungen abhalten, die du unserem Reich gegenüber eingegangen bist, Decimus. Du hast sicher besseres zu tun, als deine Zeit mit einer alten Frau zu verschwenden."

  • Die Frage war schnell und präzise zu beantworten. " Es ist Tiberius Octavius Dragonum, ehemaliger Präfect der XXII. Deiotariana, die derzeit in Nekopolis, bei Alexandria stationiert ist. Er hat den Feldzug gegen die Blemmyrer geführt und erfolgreich für Rom beendet." Es erleichterte ordentlich, dass ich der Germanicerin offensichtlich nicht die Zeit für wichtigeres stahl und eine kleine Abwechslung bedeutete. " Ich finde es keine Verschwendung. Das Alter besitzt Erfahrungen die nicht zu unterschätzen sind. Man hat im Falle am Dienst an Rom nur zu wenig Zeit um aus diesen Erfahrungen, im Gespräch miteinander, zu schöpfen." Die alte Germanicerin gefiel mir, sie war ohne Schnörkel, kam auf den Punkt und ließ sich nichts vormachen. " Sobald sich wieder eine Gelegenheit für einen Rom-Besuch ergibt, würde ich eine Besuch bei dir einplanen, wenn es dir recht ist und deine Zeit es erlaubt." Ein Gespräch ohne Verpflichtungen war wirklich mal eine Abwechslung und tat mir gut. Gleichzeitig lernte ich andere Gens ein bisschen näher kennen. Was von Vorteil sein konnte und auf alle Fälle nicht schadete.

  • Die Blemmyrer? Wer beim Hinkebein des Vulcanus waren denn die Blemmyrer? Laevina gönnte sich genau zwei Sekunden, um ihr nicht gerade beeindruckendes Allgemeinwissen zu durchforsten und kam dann zu dem Entschluss, dass es wichtigere Dinge zu wissen gab, als den Namen einer für die Geschicke der Welt (oder besser gesagt der Germanica Laevina) komplett unwichtigen Bande von Teppichklopfern. Den Namen dieses Praefecten zum Beispiel, der ebenso unverzüglich wie alle anderen Informationen dieses Gesprächs seinen Weg in Laevinas geistigen Speicher fand, bevor sie ihren Besucher mit einem dankbaren Kopfnicken und einem kleinen resignierten aber dennoch tapferen Seufzer bedachte. "Es freut mich sehr das zu hören, Decimus, und ich wünschte, mehr junge Menschen würden diese Ansicht teilen. Dass dies nicht immer der Fall ist, hab ich im Laufe der Jahre immer wieder feststellen müssen, vor diesen Erfahrungen ist man nicht mal in der eigenen Familie gefeit." Die alte Germanica war innerlich bereits auf die obligatorischen Abschiedsfloskeln eingestellt, doch dann gelang ihrem Besucher etwas, was normalerweise so gut wie nie geschah: er überraschte Laevina komplett. Er wollte sie erneut besuchen, wenn er das nächste Mal in Rom war? Freiwillig und ohne besonderen Anlass? Die anfängliche Irritation wurde von einem anderen Gefühl abgelöst, das Laevina mit einigem Entsetzen als so etwas wie Freude identifizierte. Sie wurde alt, ja das war es wohl, alt und sentimental und damit zwangsläufig schwach, aber mit etwas Glück würde sie dieses kleine dunkle Geheimnis vor ihrer Umwelt bis zu ihrem Exitus irgendwie geheimhalten können. Was natürlich nicht beinhaltete, das Angebot des jungen Decimers auszuschlagen, schließlich wäre das doch im höchsten Maße unhöflich, oder etwa nicht?
    "Oh, das wäre mir durchaus recht." stimmte sie daher huldvoll und bemüht, nicht allzu begeistert zu erscheinen, zu. "Natürlich habe ich meine Pflichten hier im Haus meiner Familie, aber die lassen mir durchaus noch Raum, um ab und zu mal Besuch zu empfangen. Du wirst in jedem Fall hier in der Casa Germanica willkommen sein, Decimus."

  • Die Erfahrung hatte er auf der Strafexpedition gesammelt. Posca der alte Schinder, hatte ihnen viel beigebracht. Seine eigenen langjährigen Erfahrungen und die vieler anderer, die vor ihm gedient hatten. Aus den Erfahrungen zu lernen, war Goldes wert. Ich wagte zu behaupten, sie hatten mir das Leben gerettet und einem nicht unbeträchtlichen Teil der anderen unserer Centurie.
    Ich erhob mich. Meinen cassis klemmte ich unter den linken Arm. " Ich möchte mich in aller Form für das Gespräch mit dir bedanken. Beim nächsten Besuch werde ich mich vorher ankündigen, dann kannst du dich besser darauf einrichten. Oder du gibst Bescheid, wann es dir am besten passen würde." Das lange Sitzen machte sich bemerkbar. Ich musste unbedingt ein paar Schritte tun. Der Aufbruch war zum besten Zeitpunkt gewählt. Die Germanica rang mir einiges an Respekt ab. Eben vom alten Schlag. So wie Posca, jetzt verstand ich auch, warum er uns so ran genommen hatte.

  • "Es gibt keinen Grund sich dafür zu bedanken, wie ich bereits schon einmal sagte." erwiderte Laevina abwinkend und erhob sich nun ebenfalls. Natürlich hätte sie sich in Grund und Boden geärgert, wenn der junge Mann ihre Gesprächsbereitschaft als Selbstverständlichkeit betrachtet und sich nicht gebührend bei ihr bedankt hätte, aber diese Gefahr war ja inzwischen bereits mehrfach gebannt und die alte Germanica ausreichend gebauchpinselt, um diesen Besuch gutgelaunt und entspannt zu beenden. "Das kann ich gern tun, allerdings wird es wohl deutlich leichter zu realiseren sein, mich in der Casa Germanica anzutreffen als dich im Haus deiner Familie. Mögen die Götter dich bei deinem Dienst für unser Reich behüten, Decimus, aber gib ebenso selbst auf dich acht, denn Fortuna macht auch vor Pflichtbewusstsein und Mut nicht halt, diese Lektion habe ich in der Vergangenheit lernen müssen. Quadrata hier wird dich zur Porta geleiten, soll ich dir noch ein paar Sklaven für den Heimweg mitgeben?" Letztere Frage war natürlich rein rhetorisch, denn ein Soldat, der sich von Bediensteten eskortieren ließ, hätte in Laevinas Augen schlagartig einiges an Glaubwürdigkeit verloren. Schade eigentlich, dass sie keine weitere Enkeltochter zu verheiraten hatte, aber vielleicht war der Decimus ja lange genug bei seiner Classis beschäftigt, bis ihre Urenkelin alt genug war....

  • " Ich werde auf mich acht geben Germanica Laevina. Schließlich habe ich mir einiges bis zum Ende meiner Dienstzeit vorgenommen. Die Sklaven werden nicht nötig sein, danke für das Angebot." ich verabschiedete mich mit zackigem militärischem Gruß und folgte Quadrata zur Porta. " Vale bene." verabschiedete ich mich von ihr an der Porta, setzte meinen cassis auf und verließ die casa.

  • Die eisige Luft hatte einem kühlen Wind Platz gemacht. Das Wetter war noch immer nicht dafür zu gebrauchen im Garten zu sitzen oder mit irgendwelchen Tätigkeiten das Überleben -vielleicht aber auch den Tod- der beliebten Pflanzen sicher zu stellen. Trotzdem wählte Avarus gerade diesen Ort, um mit seinem Neffen über die unmittelbare Zukunft der Familie zu sprechen. Er hatte einen Sklaven geschickt, wen auch sonst, um Sedulus Bescheid zu geben, das er im Garten wartete.


    Jeder Atemzug bildete noch immer kleine Wölkchen, verließ er den inneren menschlichen Hort. Er selbst hatte neben den üblichen Kleidungsstück Toga einen wärmenden Mantel übergestreift und trug einen dicken Schaal. Die Bank war Avarus noch zu kalt. Er streifte langsam umher und dachte daran wie einfach es doch schien als Rose geboren zu werden, dann mußte man wenigstens nicht selbst darüber entscheiden, wann seine Blüte fiel, um Anderen eine Freude damit zu bereiten....

  • Der Sklave hatte Sedulus in seinem oh Wunder Officium angetroffen. Er hatte schnell noch einen Brief zuende geschrieben und begab sich gleich darauf in den Garten, wo ihn der Onkel schon erwartete. Es war noch recht kühl hier, so hatte sich Sedulus einen Umhang umgeworfen.
    Er trat auf seinen Onkel zu und grüßte diesen.


    Salve Onkel Avarus! Du hast nach mir rufen lassen? Ist dir denn kein angenehmerer Ort eingefallen um mit mir zu sprechen? Warum geht es denn eigentlich?


    Sedulus war froh, dass er sich den Umhang umgeworfen hatte. Es war zwar nicht so kalt wie es nun wohl in Germania war, aber ungemütlich war es allemal.

  • Er sah ihn kommen und nunja Sedulus war es anzusehen, das er diesen Ort nicht unbedingt als den bequemsten Platz ansah, um sich zu unterhalten. Doch es gab durchaus schlimmere Möglichkeiten ein Gespräch zu führen.


    "Sedulus, salve. Wir haben uns heute nicht beim Frühstück gesehen. Nun es es nun schon einige Wochen her, als wir uns das letzte Mal besprachen. Rom's Zustand hat sich seit dem nicht unbedingt verbessert. Nein ich denke die Lage ist weiterhin sehr angespannt und zudem gefällt mir nicht das sich entwickelnde Machtvakuum. Hast du davon gehört, das der PU einige äußerst angesehene Senatoren verhaftet hat? Es sind zwar auch ein paar dabei wo ich mich frage wie er darauf kommt sie fest zu nehmen, aber vielleicht liegt der Grund dort ja bei dummen Sprüchen nach einer durchzechten Nacht. Wie bei diesem Flavius... Furianus zum Beispiel. Aber er hat auch die Senatoren Vinicius festnehmen lassen.... äußerst beunruhigend. Ich meine bei Lucianus hat er garnicht anders handeln können nach dessen verachtenden -und wie ich fand- auch brandgefährlichen Rede im Senat, aber wozu setzt er ebenso Vinicius Hungaricus fest?"


    Avarus war nervös. Er ging bei seinen mit Bedacht und nicht zu laut gesprochenen Worten -kein Wort würde davon aus der Casa dringen- auf und ab.


    "Was sagen Deine Quellen? Wie mir scheint ist der Senat sowieso nicht mehr handlungsfähig. Ich habe aber auch gehört, das man eine Karawane der Aelier in der Stadt gesehen hat. Bis ich das nicht selbst gesehen habe, halte ich es aber für ein Gespenst, das durch die Straßen geistert."


    Abruppt blieb er stehen und musterte seinen Neffen.

  • Mit einem Nicken stimmte Sedulus seinem Onkel zu. Das letzte Gespräch war schon eine Weile her und wurde auch unterbrochen, da es im Hause ein Problem gab, was es zu berwerkstelligen gab. 8)
    Von diversen Verhaftungen hatte Sedulus sicherlich gehört, auch dass darunter die Senatoren der befreundeteten Familie der Vinicier waren.


    Habe ich! Ja, da hast du wohl recht! Man sollte sich Gedanken machen. Naja, du weißt wie das ist. Ich selbst habe ich mich dort schon fast um Kopf und Kragen gesprochen. So was geschieht schnell im eifer des Gefechtes. Allerdings wenn man gegen den PU so loslegt...


    Allerdings konnte sich Sedulus nicht wirklich an diese Rede erinnern. In der Zwischenzeit ist wohl zuviel passiert was für ihn wichtiger gewesen war.


    Vielleicht um zu verhindern, dass Hungaricus gegen ihn wegen seines Bruders mobil machen könnte? So fängt er gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche.


    Sedulus zuckte mit den Schultern.


    Meine Quellen sagen gar nichts. Sie sind so stumm wie Fische vor angst. Sie beobachten zwar, wagen es aber nicht auch nur ansatzweise etwas preis zu geben. Wer will es ihnen verdenken.


    Bei den Worten über die Aelier horchte Sedulus auf. Er hatte auch ähnliches gehört, glaubte aber auch nicht wirklich daran, denn sein Patron und Ex-Schwager würde es ihm sicherlich mitteilen wenn er wieder in der Stadt war.


    Da bist du nicht der Einzigste der solches hört. Mir wurde dies ebenfalls mitgeteilt. Allerdings geht es mir wie dir. So richtig kann ich es nicht glauben. Was meinst du, ob wir uns in den Palast wagen sollten um dem auf den Grund zu gehen?

  • "Genau das ist es was mir Sorgen bereitet. Eine falsche Aussage, eine falsch verstandene Rede und man sperrt uns genauso ein wie sie. Worüber ich mir allerdings dabei mehr Sorgen mache ist die Familie. Desshalb wollte ich mit Dir sprechen. Vornehmlich desshalb."


    Avarus blickte nachdenklich, aber auch sorgenvoll drein. Nichts war schlimmer als die eigene Gens gegeiselt zu sehen. Das öffnete jede Tür für denjenigen, der etwas zu erfahren hoffte.


    "Ich weiß wie verknüpft unsere Liebsten in das Umfeld Rom's sind, aber in Betracht der Lage halte ich es für unausweichlich sie eine Weile aus Rom fort zu bringen. Wenn man gegen uns vorgeht, aus welcher Sachlage heraus auch immer, wird man auch ihnen weh tun. Du kannst das nicht im Herzen vereinbaren und ich erst recht nicht. Wir würden ihnen alles gestehen, auch das was nicht wahr ist, um ihrer Gesundheit Willen. Sowohl in Germanien, als auch Hispanien könnten sie für ein paar Monate unter kommen. Und kommt es hart auf hart könnten wir beide ohne Sie deutlich schneller fliehen."


    Eine Flucht mit Sack und Pack, mit Kindern und Frauen war sowieso nie erfolgreich, weil sie viel zu statisch und langsam verlief.


    Er wußte das war keine leichte Entscheidung darüber zu befinden. Pro und Kontra abzuwiegen. Aber die Zeiten waren auch nicht leicht. Er selbst hatte es da einfacher. Seine Frau mit den Kindern war in Hispanien relativ sicher vor dem Zugriff irgendeines Despoten.

  • Da magst du wohl recht haben!


    Stimmte Sedulus mit seinem Onkel überein. Allerdings die Familie aus Rom evakuieren? Ob das so eine gute Idee war? Dies würde sich sicherlich recht schnell herumsprechen und dann sähe es so aus, als hätte sie Dreck am Stecken.


    Wenn du mich fragst, bin ich mir nicht sicher ob dies eine gute Idee ist. Machen wir uns dadurch nicht verdächtigt wenn hier alle mit Sack und Pack von dannen ziehen? Ich finde schon. Und wir haben ja nichts zum verstecken und müßten uns etwas vorwerfen oder dergleichen.
    Ansonsten hast du wohl recht, was die Folter angeht. Aber so weit möchte ich es eigentlich nicht kommen lassen!


    Sedulus war nicht umsonst gerade jetzt recht vorsichtig bei allem was er tat.
    Ein falsches Wort und schon konnte alles vorbei sein.

  • "Der Zustand in Rom ist für eine römische Familie kaum zu ertragen. Man kann nichtmal auf den Markt gehen, um die wichtigsten Sachen einzukaufen. Wenn es diese überhaupt gibt. Nein ich denke eher nicht, das dies eine verdächtige Aktion wäre. Sie zeigt vielmehr wie umsorgt wir mit unseren Liebsten umgehen. Es läßt sich einfach und glaubwürdig erklären. Rom ist weder für Frauen noch für unsere Kinder und Enkel zur Stunde sicher."


    Er drehte eine kleine Runde um eine Statue und fügte dann hinzu:


    "Verdächtig wäre es nur, wenn wir beide mitgehen würden. Aber wir bleiben ja hier. Auch wenn wir für den Fall der Fälle einen Plan fertig haben sollten. Sowie Ausrüstung und Pferde außerhalb der Stadtmauern zur freien Verfügung."


    Was sollte eigentlich "verstecken" bedeuten?!


    "Es ist völlig ausreichend sie außerhalb von Italia zu wissen. Wir haben ein rießiges Haus in Mogontiacum. Sie hätten dort die selben Annehmlichkeiten wie hier. Mehr noch sie könnten ohne Angst und Furcht auf dem Markt einkaufen gehen und die Kinder draußen tollen lassen. Ich sehe für die jetztige Situation keinerlei andere Alternative. Und sollte es doch dazu kommen, das wir aus Rom fort müssen, werden wir natürlich nicht nach Germanien gehen. Kein Mensch wird eine Woche Reise auf sich nehmen, um unsere Familie in Mogontiacum aufzusuchen. Noch dazu wir bei solch einem Eintreten immernoch schneller sind sie zu warnen und und und....


    ...doch hoffe ich natürlich, das es nie soweit kommen wird."

  • Sicherlich hatte Avarus mit seinem Argument recht. Allerdings war Serrana ja gerade wieder schwanger und ob eine solche Reise ihr gut tat, war die andere Frage.


    Mag schon sein. Allerdings gibt es ein Problem. Serrana ist wieder schwanger. Ich bin mir nicht sicher ob ihr eine solche Reise samt ihren Strapazen und Aufregungen in diesem Zustand gut tut.


    Nun war es heraus.


    So ohne weiteres kommen wir eh nicht aus Rom heraus. Was Ausrüstung und Pferde angeht, so sollte dies wohl das kleinste Problem sein.


    Auch hier hatte Avarus wieder recht. Die Villa in Mogontiacum wurde eh kaum genutzt.


    Ja, den Kindern würde eine solche Reise sicherlich spaß machen und sie würden auch mal etwas anderes sehen als die engen Gassen Roms.
    Allerdings wird mal wohl wissen, dass unsere Familien in Mogontiacum sind. Früher oder später. Und wo sollen wir dann hin? Man wird unsere Ländereien und Häuser konvestieren und uns womöglich zu Staatsfeinde erklären. Und ich habe noch nicht einmal etwas getan...


    Doch hatte vielleicht sein Onkel Dreck ma Stecken? Oder hatte er vielleicht vor etwas unüberlegtes zu tun?

  • Das ging zu wie bei den Feldhasen. Dieses Argument war eins nicht ohne Gewicht. Dennoch das geringere Übel.


    "Du malst schwarz, Sedulus. Sie werden alle Zeit haben, um die Reise nach Mogontiacum in aller Ruhe anzugehen. Ich hab es dir schon gesagt, wir bleiben hier. Unlängst hat man den Senatoren aufgezwungen Rom zu hüten und Italia nicht zu verlassen. Für unsere Liebsten gilt dies nicht."


    So kritisch sah Avarus ihre Lage noch nicht. Immerhin war er sich fast sicher, das vorallem die Legaten im Norden ihnen mehr Schutz gewähren würden, als der PP und der PU in Rom zusammen.


    "Es mögen dunkle Zeiten für Rom und das Imperium aufziehen, aber ich bin der festen Überzeugung, das die Macht des Vescularius Salinator spätestens am Fuße der Alpes verlischt. Wenn sie nicht sogar auf Rom und ein paar Provinzkäffer in Asia beschränkt ist. Hier hat er die Möglichkeiten für seinen Würgegriff. Außerhalb dieser Mauern schwächen sich diese zunehmend ab.... sprich mit deiner Frau darüber, lass die Details aus, um sie nicht zu verunsichern. Stell ihr in Aussicht baldigst nachzukommen oder so. Aber verzichte darauf zuviel tiefgründige Gedanken zu verraten. Was sie nicht weiß, muss sie nie leugnen."

  • Naja, lieber vorgesehen als nachgeschaut.


    Kommentierte Sedulus die Worte seines Onkels. Aber vielleicht war es wirklich besser, die Frauen außerhalb Roms zu wissen.


    Gut wie du meinst. Vielleicht tut ihnen eine Luftveränderung ja auch gut. Ich werde Serrana bescheid geben, so kann sie einstweilen anfangen die Koffer zu packen.


    Dann winkte Sedulus ab.


    Abwarten. Vielleicht malst du ja jetzt ein wenig schwarz. Ich mag Salinator zwar nicht sonderlich, allerdings hätten wir mit ihm einen Mann der sich nicht verkriecht und schwach ist wie unser verstorbener Kaiser. Von dem hat man ja nichts gehört geschweige denn gesehen.


    Zu diesem Zeitpunkt kannte weder Avarus noch Sedulus das "Testament" des ermodeten Imperators.


    Ja mal sehn. Mir wird da schon etwas einfallen.

  • Für einen Moment wirkte Avarus erleichtert. Es war geschafft Sedulus doch davon zu überzeugen die Familie aus Rom fort zu schaffen. Der entstehende Freiraum war nicht groß, aber er reichte aus, um ein wenig vom Geist frei zu bekommen und klarer zu denken.


    "Ihnen wird es auch in unserer Heimat an nichts fehlen. Das weißt Du ja auch. Der Winter ist vorbei, die Straßen werden von frischen Grün umrahmt. Die Reise sollte nicht zu beschwerlich sein. Den Kindern wird es in Mogontiacum gefallen. Sie werden das saftige Gras der ausgedehnten Wiesen, die rießigen Bäume der starken Wälder und die frische nie verdorbende Luft lieben. Dein Vater und ich haben unsere Kindheit dort verlebt und es war die schönste Zeit unseres Lebens. Kinder tollen nunmal gern und Mogontiacum ist der beste Platz dafür."


    Danach gings wieder politischer zu. Auch wenn es das Wort Politik in den nächsten Monaten schwer haben würde überhaupt zu existieren.


    "Dieser Mann wollte ein Kind aus unserem Gentinum schänden und hat nachdem er diesen zwanghaften Trieb nicht sättigen konnte keine Gelegenheit ausgelassen, um den rechtmäßigen Bräutigam zu denunzieren."


    Er brauchte jemanden zum Reden.


    "Was wird geschehen? Viel spricht dafür, das ein für Salinator zweckdienliches Testament den Senat erreicht. Wieviel Wahrheit, wieviel Lüge wird die heiligen Hallen durchströmen? Wie soll man darauf reagieren? "


    Avarus setzte sich nun doch. Auch wenn es dafür noch zu kalt war.

  • Sedulus nickte langsam.


    Da magst du schon recht haben... aber ich lasse sie nur ungern eine solch weite Strecke alleine machen. Wer weiß, was auf dem Weg nach Mogontiacum so alles passieren kann. Vielleicht sollte ich meinem Klienten und Freund Primus benachrichtigen, dass er ihnen ab der Grenze der Provinz Geleit geben kann. Zumindest wäre es ein Versuch wert.


    Sedulus hoffte ja auch, dass er seinen Freund einmal wiedersehen würde. Lange genug ist es schon her.


    Tja, dass ist das einzigste was ich ihm vorwerfen kann, leider. Er hat mich und meine Klienten immer unterstützt. Von daher kann ich ihm ansonsten nichts ankreiden. Nur dieses eine verdammte mal...


    Sedulus verzog bei dem Gedanken an die Doppelhochzeit sein Gesicht.


    Das ist eine gute Frage.


    Begann Sedulus seinen Gedankengang.


    Ich denke wir täten gut daran, wenn wir uns vorerst neutral verhalten. Ich denke da alleine an unsere Familien. Es würde nichts bringen, wenn wir uns gegen Salinator stellen würden. Außerdem hat man uns für diverse Verschwörungen auch nicht hinzugezogen. Wenn wir sehen, dass Front gegen Salinator gemacht wird und sein Stuhl beginnt zu wanken, dann, ja dann können wir immer noch Farbe bekennen und uns seinen Gegnern anschließen.


    Dies flüsterte Sedulus mehr und sah sich dabei hin und wieder um.

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