Endlich, ein Zwinkern.Mach schon die Augen auf. Da, sie blinzelte. Ihre grünen Augen sahen mich an, als ob ich eine unwirkliche Erscheinung war. So, wie uns die Götter in der Wüste mit Trugbildern genarrt hatten. Nicht so hastig, sie landete wieder in meinen Armen. Du bist noch nicht soweit und sah sie besorgt an.
Ich hatte nicht alles verstanden, was ihre Begleiterin gefragt hatte. Es hatte etwas mit Neriman‘s Zustand zu tun. Ich zog die Augenbrauen hoch. Du, Kind der Wüste, solltest wissen, dass man ausreichend trinkt. Ich seufzte, wie machte ich ihr das wieder begreiflich. Ich sah zu ihrer Begleitung. „ Warum hat sie nicht getrunken? Ihr wisst, dass das wichtig ist bei der Hitze. Passt besser auf sie auf.“ Zärtlich, für mich ungewohnt bei einer Frau, vielleicht auch etwas ungeschickt, strich ich ihr ein paar dünne widerspenstige Strähnen ihrer Haare aus dem Gesicht und hielt sie weiter im Arm. „ Was macht ihr in Alexandria, ihr seid nicht von hier. Neriman ist in der Wüste, weit unten im Zwölfmeilen Land wie wir es nennen, zu Hause. Das hier ist nichts für euch. Was wollt ihr hier? Wo schlaft ihr? Neriman muss sich ausruhen und viel trinken. Ich trage sie. Zeigt mir den Weg.“ Meine Annahme war, dass sie vor Alexandria lagerten. Der Weg zog sich, und das Gedränge dazu, das brauchte seine Zeit bis wir an das Stadttor kamen. Wie ihr Vater reagierte, wenn wir so in ihrem Lager ankamen, keine rosige Vorstellung.
Alles das blieb im Moment unbeachtet. Sie in meinen Armen zu halten, ganz dicht bei mir, ein merkwürdiges, fast berauschendes Gefühl. Mein Herz klopfte aufgeregt. Bis ans Ende der bekannten Welt und weiter würde ich sie tragen. Nie wieder hergeben. Der Duft den sie verströmte. Fesselnd, animalische Triebe weckend. Ihre Lippen dicht vor mir. Ich musste mich zusammenreißen, um sie nicht einfach auf offener Straße, vor all den Menschen, zu küssen.
Faustus tauchte, wie anklagend, schemenhaft in meinen Gedanken auf, es riss mich hin und her. Meine Gefühle für ihn, die neuen aufbegehrenden für Neriman. Der Kampf der beiden untereinander stützte in mir alles ins Chaos. Bis heute hatte es keinen anderen als Faustus für mich gegeben. Unsicherheit, Angst, alles verkehrt, nichts war mehr so, wie es heute Morgen war. Sie hatte meine Gefühlswelt aus den Angeln gehoben. Ausgerechnet jetzt hieß es für mich Abschied von Ägyptus zu nehmen. Warum mussten wir uns hier noch einmal begegnen. Wie ungerecht und gefühllos seid ihr Götter, dass ihr mir das antut.