Beiträge von Marcus Marius Madarus

    "Jeden Abend Lagerlauf, alles klar.", betete Sönke brav das nach, was ihm sein Ausbilder sagte. Er fragte sich schon jetzt, ob das Leben als Legionär in dem bestand, was ein griechischer Pimpf vor Jahren mal als Aufrechterhaltung von Geist und Körper bezeichnet hatte, als er vor ein paar Mädchen Possen riss. Die Mädchen waren hingegen fremderklärtes Freiwild von der Truppe, mit der Hadamar und er immer durch die Gegend zogen, und so hatte Sönke selbst das große Privileg bekommen, einen richtigen griechischen Arsch zu treten. Fühlte sich kein Stück besser an als germanische Ärsche. Oder römische. Aber er hatte definitiv lauter geheult.


    Der Aufforderung entsprechend kehrten sie zur Stube zurück, in der sein Contubernium weilte, jedoch immernoch kein anderer seiner Kameraden zu sehen war, und Sönke zeigte seinem Ausbilder die Ausrüstung, die er auf dem Scutum hierhergeschleppt hatte. Den ganzen Kleinkram, wie die Öllampe und das Besteck, hatte er einfach in den Bronzetopf gestopft und unter sein schweres Werk gestellt. Da die Auflistung aller Dinge durch Hadamar allerdings deutlich zu Wünschen gelassen hatte, wusste Sönke von nicht einmal einem Viertel der ganzen Dinge die Namen, und so blieb ihm nichts anderes übrig als recht undefiniert durch die ganzen Sachen zu gehen: "Das hier... und dies... und das... und auch dies... und das auch noch... achja, und das hier..."

    Für die Bauern sämtlicher Zeitalter gab es eine große goldene Regel: Man beginnt seine Arbeit eine ganze Weile bevor die Sonne es tut, und man beendet sie lange nachdem sie es bereits getan hatte.
    Sönke hatte dementsprechend schon eine ganze Zeit lang wachgelegen und versucht sich die ganzen Begriffe vom Vortag in Erinnerung zu rufen, als schließlich der Typ vorbeikam, der seinem Ausbilder anscheinend eine gewisse Spezialweckung versprochen hatte.
    Was dann folgte, war wohl das was in der Legion das übliche Ankleideprozedere war, wenn man gleich darauf zum Appell musste. Die Soldatentunika war einfach nur eine andere Farbe, das war nichts neues für ihn. Dass er aber auf seine Hose verzichten musste, und das auch wohl auf unabsehbare Zeit, war der erste Knacks. Wie brachten die Römer es fertig sich nicht die Eier zu verkühlen?
    Die Lorica war dann wirklich eine Herausforderung, Sönke brauchte eine halbe Ewigkeit sie anzulegen, bis sein Ausbilder ihm schließlich persönlich zur Hand ging, und dafür sorgte, dass der ganze Rest in deutlich schnellerer Zeit einigermaßen stabil sitzend an Sönke klebte. Früher hatte er sich nie für sein Ebenbild interessiert, in ihrem Haus gab es keine Spiegel, und die Wasseroberflächen waren generell nur was für eitle Mädchen gewesen. Aber jetzt, in diesem Augenblick, hätte Sönke gerne etwas gehabt um sich selbst in voller Montur betrachten zu können.


    Eine kurze Weile später standen sie auf dem Feld, Sönke mitten in seinem Contubernium, mit dem er noch nicht die Möglichkeit hatte große Bekanntschaft zu schließen, und er fühlte wie die Aufregung sein Blut in Bewegung versetzte. Als die Befehle kamen, waren die anderen in seiner Gruppe so schnell, dass Sönke immernoch lax dastand als die anderen bereits Haltung angenommen hatten, und er fühlte wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg, als er sich eiligst selbst in diese Haltung begab. Immer mehr Soldaten gesellten sich zu ihnen, und weil die anderen vor ihm und auch der Helvetius neben ihm nicht einmal mit dem Kopf nickten versuchte auch Sönke sich in vollkommener Regungslosigkeit. Das Grinsen Hadamars bekam er so nur aus den Augenwinkeln mit, immerhin blickte er betont starr gerade aus..

    Hatte Sönke so schon genug Probleme sich alles zu merken, da sein Kopf ohnehin schon vor Informationen nur so überquoll, war die folgende Rundführung durch das Lager eine wahre Springflut, die ihn augenblicklich mit sich riss und in den Tiefen der Militärterminologie versenkte. Als sie vor ihrer Barracke wieder ausgespuckt wurden, war es als hätte Sönke das alles nur geträumt, denn schon jetzt brachte er einiges durcheinander was er verzweifelt in Ordnung zu bringen versuchte.
    Freilich hatte er das Lager schon das eine oder andere Mal von innen gesehen, allerdings immer nur an den Marktstraßen der Via Praetoria und der Principalis entlang. In die Tiefe des Castellums hatte er es nie geschafft, und jetzt wusste er, wieviel in dieser Tiefe auf ihn gewartet hatte. Er würde sicherlich Wochen brauchen um sich das alles merken zu können..


    "Eh..", schreckte Sönke aus seinen Gedanken hoch, als er von seinem Ausbilder etwas gefragt wurde, und er brauchte einige Sekunden um zu rekapitulieren was das gewesen war, "Ich kann nicht schreiben, Legionarius. Ich werde es mir so merken müssen.

    "Aso, datt heb ik nu ook ner wolled.", brummte Sönke zerknirscht, als Hadamar von dem Optio gleich eine ganze Ladung Zusatzarbeit aufgedrückt wurde, schob seinem Freund dann aber gleich die Tabula mit den vielen Zeichen drauf rüber, die für ihn selbst nur burische Dörfer waren. Aufmerksam hörte er zu, und blickte dabei konzentriert auf die Tabula, jedoch kamen sie nicht weit, denn Hadamar ließ sich nicht lumpen und stellte gleich heraus die Frage, die Sönke schon gefürchtet hatte, bevor er das Castellum überhaupt betreten hatte.
    "Eh... ik... oh... ah...", druckste er erst einmal ne Weile herum, bis er schließlich erst einmal seine Lieblingsausrede vorschickte um die Lage zu klären, "..ik heb op minge olle Her dacht, un' bi do rut, umme nok bi de inge Joar to helfe."

    Einen Moment lang blickte Sönke den Schreiber dull an, und seine Gedanken drifteten vom Alkohol geführt ins Nichts ab. Erst als sein Körper mit einem Schauer auf die weiterhin bestehende Kälte reagierte, bekam auch sein Geist mit, dass er sich auf dem besten Wege in den mentalen Leerlauf befand. Es galt nach Hause zu kommen, und da kam ihm die Trotzigkeit des Schwächlings gerade recht.


    "Nnnnnaa... wwie do wolsch...", schnarrte er, zog hoch und rotzte in einem ausgiebigen Bogen auf die gegenüberliegende Häuserwand, "...da will mmman eenmo netttttt schein... verreck dddoch, Hureso."
    Sprach's, gab dem Schreiber noch einen Tritt und verschwand dann im Dunkel der Straße...


    "Sehr wohl, Legionarius Helvetius.", verfiel Sönke wieder in den automatischen Befehlspariermodus, den er sich schon als Kind die Soldaten nachäffend beigebracht hatte. Aufmerksam hörte er dem Kerl zu, gerade weil seine Wange noch brannte vielleicht ein wenig aufmerksamer als sonst. Besonders das mit Hadamar prägte er sich ein.. er durfte nicht zeigen, dass sie seit Kindesbeinen befreundet waren? Das würde seltsam werden.. und wieso hatte das niemand Hadamar erzählt? Schließlich war der ihm um den Hals gefallen, als hätte Sönke es gerade geschafft einem Mädchen an den Hintern zu packen ohne dafür gleich eine gescheuert zu bekommen. Wie in alten Tagen eben.. und das sollte jetzt vorbei sein? Das würde seltsam... sehr seltsam...


    Mit diesen Gedanken verzog Sönke sich dem Befehl entsprechend um seinen Eid zu leisten und stand wenig später mit noch viel surrenderem Kopf wieder vor dem mittlerweile etwas römischer aussehenden Helvetius: "Probatus Marius meldet sich zurück vom Sacellum, Legionarius."

    Die Erfahrungen seiner kurzzeitigen Karriere als Kneipenschläger ließen Sönke sofort in Angriffsstellung gehen. Wenn der Typ seinen ersten Tag in der Legion mit einer Schlägerei beginnen lassen wollte, so konnte er das haben.. enger Raum, kaum Bewegung. Fast wie in einer Taberna. Nur ohne Alkohol im Blut, das dürfte eine Herausforderung sein, wenn er und sein Gegner sich im Normaltempo bewegten.
    Sein Ärger, sein Selbstbewusstsein und vor allem seine Kampfbereitschaft fielen allerdings wie ein Kartenhaus in sich zusammen, als der Kerl offenbahrte, dass ER Sönkes Ausbilder war. Man konnte ihm förmlich ansehen wie seine Zuversicht schwand und es in ihm arbeitete... er verfluchte sich selbst dafür, und die Nornen dafür, dass sie ihm gleich am ersten Tag in ein solches Fettfass fallen ließen.. und ihm zudem einen Suffkopf als Ausbilder zuteil werden ließen.. bis er schließlich einfach klein beigab und Haltung annahm: "Salve, Legionarius.. eh.. der Centurio hat mir befohlen mich hier einzuquartieren, meinen Kram zu verstauen und dann zum Fahnenheiligtum, meinen Eid zu leisten. Morgen Appell, heute abend.. Orientierung. Also frei. Das war's..."

    Schuldbewusst fuhr Sönke zusammen, als der Optio ihn und Hadamar an den eigentlichen Grund seiner Anwesenheit erinnerte, und mit einem bittenden Blick schob er die Tabula zu seinem Freund rüber: "Da steht wohl zum Lesen drauf, was ich so bekomme.. und ich soll unterschreiben. Du weißt, dass ich beides nicht kann.. außer, er gibt sich mit einem X zufrieden. Das kann ich... mit fast geraden Strichen."
    Immernoch mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn blickte er von seinem Freund zum Lagervorsteher, und wieder zurück.. schließlich war Hadamar seine einzige Möglichkeit, dies durchziehen zu können, ohne dass der Optio ihm selbst vorlesen musste, was er so alles bekam.

    "Das habe ich gerade gesagt...", antwortete Sönke trotzig auf die seiner Meinung nach reichlich sinnlose Frage von dem Typen, der sich immernoch nicht vorgestellt hatte. Er selbst hielt der Musterung mit einer gezwungen selbstsicher ausschauenden Gegenmusterung stand, wobei ihm auffiel, dass der Kerl anscheinend genau jener Kerl war, der ihn vom Tor zum Rekrutierungsofficium geschafft hatte. Was den Kerl in Sönkes Augen nicht sympathischer machte... und so sehr er sich über seine eigene feige Reaktion ärgerte, so steigerte sich sein Ärger in Frechheit.
    "Wenn du schon nicht meinst, dich selbst vorstellen zu müssen, werde ich dir halt einen Namen geben. Ich nenne dich... Trollköppsche. Das ist ubisch... die Ubier nennen ihre größten und kräftigsten Krieger so.", log er den Kerl an, und versuchte so sicher und bewundernd wie möglich dreinzuschauen, "Ein gewisser, talentierter Helvetius Corvinus soll mein Ausbilder sein.. in welchem Contubernium finde ich den?"

    Rummbumms... in seiner Verlegenheit gegenüber dem Optio, die vor ihm liegende Tabula nicht lesen zu können, bekam Sönke gar nicht mit wie jemand anderes das Magazin betrat. Erst als er grob angerempelt wurde und damit mit einem Schlag sowohl Optio als auch Lesearbeit aus seiner Aufmerksamkeit gewischt wurden, und er sich verärgert dem Idioten zuwandte der sich da so provokativ Platz verschafft hatte, fiel ihm auf, dass er das Gesicht des Typen kannte. Und da kam es auch schon näher.. und da war es dann auch: "Hadamar! Menne! Un' ik heb dacht, datte long to soke bis'. Fievdusig Menne, datt sin' vio avtoklappere! Un' da jummpt de een a, so spa ik mi di Avert."
    Freudig viel Sönke mit in das Lachen ein und drückte seinen Freund fest, hatten sie sich immerhin für eine gefühlte Ewigkeit nicht gesehen.

    "En... Entschuldigung.", stieß Sönke reflexartig aus, als er angeherrscht wurde, zu sehr hatte er das Verhalten des Dienen-und-Ducken verinnerlicht, als dass er auf die Idee käme es hier vielleicht ebenfalls mit einem Probaten zu tun zu haben. Er kam nicht einmal dazu, sich den Typen genauer anzusehen, zu eilig hatte er es damit zurück in den Vorraum zu eilen, den Helm sowie das Scutum aufzuklauben und wieder an die Armatur zu hängen.


    "Ich.. ich bin Marcus Marius Madarus...", begann er schließlich von vorne als er wieder in die Stube getreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, deutlich von einem Kerl verschüchtert, der zumindest im Halbdunkel der Stube kaum älter aussah als er selbst, "..ich bin Probatus der Legion.. ein Neuer... ich wurde diesem Contubernium zugeteilt."
    Erst jetzt ging ihm auf, dass er sich verhielt wie ein verschrecktes Kaninchen, was ihn dann doch selbst bei den Klöten packte, und ihn ein trotziges "Und.. wer bist du?" hinterherschieben ließ.

    "Salve Optio, Marcus Marius Madarus, ...", begann Sönke sogleich lautstark mit dem, was er sich unter einer ordentlichen Meldung vorstellte, nachdem er sich gründlich den Kopf darüber zermartet hat, warum der Mann seine Einheit wissen wollte, "Rekrut der zweiten Legion, zweite Cohorte, fünfte... nein vierte Centurie.. melde mich gehorsamst zum Ausrüstungsabholen."
    Fühlte sich fast richtig an, so Haltung anzunehmen und das Gegenüber mit Informationen zuzuschreien, da wusste jeder gleich, woran er war.


    Das bißchen an Zuversicht sackte allerdings rapide in sich zusammen als der Optio Sönke die Tabula mit viel Gekritzel drauf entgegenschob, und eine Unterschrift von ihm wollte. Ein wenig hilflos blickte er den Optio an, dann die Tabula, dann wieder den Optio..


    "Ehm... entschuldige, Optio... aber... das kann ich nicht.", zwängte er schließlich nach einer Weile des verlegen auf-die-Tabula-starrens zwischen seinen Lippen hervor, "...ich kann nicht lesen, Optio. Und auch nicht schreiben."


    "Fragen zur Ausbildung beim Optio Hadrianus... Sold beim Signifer, Kleinigkeiten mit den Kameraden, sehr wohl, Centurio.", wiederholte Sönke, mehr für sich selbst, als für den Offizier selbst. Noch so etwas, und sein Kopf würde platzen. Allerdings entließ ihn der Centurio gleichsam, und so nahm Sönke noch einmal so zackig wie vollgepackt möglich, verabschiedete sich mit einem "Vale, Centurio." und verschwand dann im Gang der Barracke, auf der Suche nach seiner Stube...

    "Noa, wennnnnn do meinsch...", stockte Sönke mitten in seiner Bewegung als er mitbekam, dass der ohnmächtige Iunius nicht mehr ganz so ohnmächtig war, "...dennn Wunnsch isch mi Befähl." Sprach's, und ließ den Römer ohne größere Vorwarnung einfach von seiner Schulter rutschen, so dass dieser wieder im Dreck der Straße landete.
    "Füä sonn Schmaschthaksche, bisch abba jansch schee schwoar.", beschwerte Sönke sich nach der Erleichterung, und lehnte sich an die nächstbeste Häuserwand, weil die Welt sich immernoch partout weigerte stehen zu bleiben.
    "Isch ha verscht di haamzubringe..", begann er schließlich mit seiner eigenen Apologie, "..bisch do fitt jenoch, datte datt alleen schaffs? I wöd scho langscham müd, un' i mott anne annere Ende vonne Stadt..."

    ....zwei...drei... vieeeer..... fünf.
    Vollbepackt bis obenhin betrat Sönke den Vorraum des fünften Contuberniums, jedes Mal einen Schritt weiter in eine Welt, die ihm auf den zahlreichen Marktgängen ins Castellum verborgen geblieben war. Es roch muffig, nach altem Holz, Staub, Schweiß und Leder.. in dem steten Halbdunkel konnte er eine Reihe von Armaturen ausmachen, an denen jeweils Scuta, Galae und anderes Rüst- und Handwerk der Legionäre hing, mit denen er die nächste Zeit verbringen würde.


    "Salvete...", grüßte er in den Raum hinein, nur um sich der Beklommenheit zu erwehren, die sich in ihm langsam ausbreitete, packte dann sein Zeug an die Armatur, welche noch frei war und versuchte dabei nicht allzu unbeholfen zu wirken. Wie bei Loki sollte der Helm da draufpassen? Mit einem Seitenblick zu den anderen Armaturen werkelte Sönke eine ganze Weile herum, bis es einigermaßen so aussah, als wäre er nicht vollkommen unfähig seinen Kram passgerecht und nach Vorbild wegzupacken.
    Er hatte just einen Schritt in die Stube hinter dem Vorraum gemacht, und gerade mit "Salvete, ich bin Marcus Ma...", als sein Helm sich löste und scheppernd zu Boden fiel und das Scutum gleich mit sich riss...

    Mit Eiden kannte Sönke sich aus, waren den Germanen Ehrbeziehungen doch alles andere als fremd. Nach seiner Mannwerdung hatte er Witjon gegenüber den Eid seines Vaters wiederholt... wiederholen müssen, wie es sich als braver Muntling nunmal gehörte. Dass er jetzt einen Eid ablegen musste, weil er sich damit der Legion und dem römischen Reich verpflichtete war für ihn daher nur logisch. Was allerdings nicht logisch war, war die Frage wie sich sein Eid jetzt dem Eid seines Muntherrn gegenüber verhielt. Germanische Sippentreue gegen römische Kaisertreue. Das würde knifflig werden... als Sönke im Eingang des Fahnenheiligtums stand, stellte er sich genau diese Frage: was, wenn er einen Befehl bekam, der seinem Muntherrn nicht passte, ihm sogar schaden würde? Und was, wenn sein Muntherr rief, und er nicht kommen konnte, weil die Legion ihn hielt? Das würde ein großes Problem werden.. andererseits: hatte Witjon ihn nicht selbst hergeschickt? Und was war mit Hadamar? Er war schließlich ebenfalls einer seiner Muntherrn. Sönke würde ihm ein paar wichtige Fragen stellen müssen, das war klar.


    „IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.“, waren dann die Worte, die Sönke über die Lippen kamen als er halbwegs feierlich seinen Eid auf den Kaiser und das Reich schwor. Zu sehr surrte sein Kopf von der Frage der Treuepriorität.


    "Sehr wohl, Centurio. Stubengemeinschaft Fünf. Talentierter Ausbilder Helvetius Corvinus. Stube aufsuchen und Eid ablegen. Morgen Apell. Jawoll, Centurio.", antwortete Sönke so zackig wie es ihm einfiel. Hatte er als kleiner Junge doch immer mit seinen Geschwistern Soldaten gespielt, und später den Legionären in der Stadt und auf den Straßen, wenn sie sich gegenseitig anschrien. Jetzt erschien ihm das als die adäquateste Form, sich als Soldat verständlich zu machen.

    So langsam wurde er warm... die alte Begeisterung, wenn auch zögerlich, stellte sich wieder ein.. und mit jeder Station, die Sönke in seiner Rekrutierung abhakte, ging er einen Schritt beschwingter zur nächsten. Sein Centurio war der nächste, also einer seiner Offiziere. Hier galt es also einen guten Eindruck zu machen, glaubte Sönke zumindest.


    Angeklopft und reingebeten nahm Sönke also auch das an, was er als zackige Haltung betrachtete, je nachdem wie es vollgepackt mit seinem ganzen neuen Kram überhaupt ging, und grüßte den Centurio mit einem dröhnenden: "Salve, Centurio.. ich bin Marcus Marius Madarius, neuer Rekrut in deiner Centurie! Ich soll mich bei dir melden..."

    Sönke wusste, was jetzt kommen würde. Zu oft hatte er die in und um Mogontiacum herummarschierenden Legionäre, ihre Offiziere und das ganze Beiwerk auf's genaueste gemustert, sich jedes Detail ihrer Ausrüstung gemerkt... um es schließlich zu vergessen, als Kinderspiele weniger wichtig wurden und das Mustern von Frauen in all ihren Facetten an Wichtigkeit gewonnen hatte. Und das Merken von landwirtschaftlichen Gewissheiten der Zeit um Schlägen und Hunger zu entgehen.


    Ergo: er wusste jetzt UNGEFÄHR was er bekommen würde (ein Schwert, einen Helm, wahrscheinlich einen Schild.. und... keine Ahnung), dafür wusste er sehr genau, dass Brüste keineswegs immer gleich aussahen, und Frauen sehr wütend werden konnten, wenn man ihnen das auch so mitteilte.. und dass man Gerste und Roggen besser nicht direkt auf einen Rübenacker folgen ließ um nicht einen Winter lang nur Holzrinde und verdammt bitteren Eichelsud zu fressen, der eigentlich für die Schweine gedacht war.


    "Salvete...", grüßte er in den Vorraum des Magazins hinein, in das man ihn geschickt hatte, "...ich bin ein Rekrut der Legion, und soll hier meine Ausrüstung abholen."

    ...eine Weile später tauchte Sönke wieder im Rekrutierungsbüro auf, und hielt dem Offizier die Tabula mit seinem Musterungsergebnis entgegen:



    nomen: Marcus Marius Madarus



    aetas: 16 17



    habitus: ausreichend


    morbi cogniti: keine bekannt


    Gesamturteil: diensttauglich
    (des Lesens und Schreibens nicht mächtig)


    gez. Miles Medicus Quintus Saltius Repentinus