Beiträge von Marcus Marius Madarus

    Fix und fertig war er.. einfach nur fix und fertig. Sönke wäre es im Leben nicht in den Sinn gekommen, einfach so ohne einen distinkten Nutzen hundertmal um den Campus herum zu laufen, und das in einem Tempo als wäre man einer ausgebrochenen Herde Schafe hinterher die einem Wolfsrudel den Krieg erklärt hatte.
    Was war der Sinn darin, mit zig anderen Menschen einfach im Kreis zu laufen? Sönke hatte einmal in der Casa seiner Muntherrn mitbekommen, wie einer von ihnen von den Gymnasien erzählt hatte, in denen irgendwelche Leute aus dem Süden sich großen körperlichen Anstrengungen unterwarfen... und das einfach nur, um sich großen körperlichen Anstrengungen zu unterwerfen. Treffender konnte man Sinnlosigkeit für Sönke nicht definieren. Und jetzt zwang man ihn dazu, genau denselben Mist zu machen. Laufen... ohne Ziel. Einfach nur um zu laufen.


    Er hatte sich schon nach kurzer Zeit die Seele aus dem Leib gekotzt. Als Bauer war er Anstrengung gewohnt, aber die bezog sich alles, nur nicht auf langwierige körperliche Ertüchtigung. Holz hacken, Binsen binden, den Boden bestellen, Korn dreschen, Lehm wahren, alles Dinge die zu seinem Leben auf dem Hof gehört hatten. Und jede einzelne war so anstrengend gewesen, dass Sönke danach quasi postwendend in einen tiefen Schlaf gefallen war.. aber das hier... das war Tortur, mehr nicht.


    Entsprechend fertig lag Sönke im Halbschlaf auf seiner Liege und versuchte möglichst nicht zu sterben. Sein Atem ging mittlerweile nicht mehr ganz so stark, als wollte er die Welt auf mit jedem Zug auf einen Schlag einatmen, aber sein Herz raste nach wie vor, und seine Klamotten waren klatschnass vom Schweiß. Gerade als er kurz davor war in einen satten Schlummer zu fallen gab es auf einmal Lärm nebenan. Ein aufgebrachtes Schnarchen war die einzige Reaktion die dies Sönke entlockte.. doch dann fing man nebenan mit eifrigem Geschnatter an.. er drehte sich hin... er drehte sich her... versuchte das Ding, was sie hier pulvinus nannten an seine Ohren zu pressen, aber das Gelaber wollte nicht enden.
    Er bekam nur die Hälfte mit, dafür waren die Stimmen durch die Bretter, die eine Wand darstellen sollten dann doch zu dick, aber es drehte sich um irgendeinen Corvolus, der Ärger mit dem Optio hatte, und dies in einer schwarzen Taberna austragen wollte. Was Sönke eigentlich nicht im geringsten interessierte.. ihn allerdings auch auch nicht ruhen ließ.
    Als es ihm schließlich zu bunt wurde, raffte er sich auf und hämmerte mit dem Ellenbogen drei mal gegen die dünne Bretterwand, und begann sich gleich darauf lauthals über die Störung zu beschweren... was im Raum nebenan etwas anders ankam: "...fuchte...ösköpp... fnauze halln... mmte.. Ax..."

    Es ging voran... schleppend, aber sowas ähnliches wie voran. Sönke selbst hatte noch einige Probleme damit sich im Rhythmus einzufinden, bis er sich irgendwann vorstellte, es wäre eine Garbe Heu die er mit den Beinen zurechtrückte... eins.. Schritt... zwei... Schritt... drei... ARGH... vier... ARGH... eins... Schritt.... zwei... ARGH...
    So ging es denn weiter, wobei ein paar Spezialisten es anscheinend recht fix raushatten, das mit dem Marschieren. Sönke gehörte definitiv nicht zu ihnen, genauso wie der Typ hinter ihm, der ihm dauernd in die Hacken trat. Erst wollte Sönke es ignorieren, aber bald merkte er, dass auch das Hackentreten dem Rhythmus des Helvetiers unterlag.. weshalb er die nächsten paar dreien darauf verwendete, auf den stetig wiederkehrenden Fuß seines Hintermanns zu zielen. Als er ihn endlich erwischt hatte, hielt der Trottel inne, ließ wiederrum seinen Hintermann auflaufen, und Sönke sprang quasi von dessen Fuß, nur um mit dem Blick nach unten seinen Helm in den Nacken seines Vordermanns zu rammen... die Konfusion dauerte an, aber irgendwann zwangen die Flüche des Helvetiers, der Rhythmus und die Spezialisten selbst den unfähigsten Marschiertrottel wieder in den Takt.

    "Aye.", brummte Sönke, ließ den Helvetier von dannen gehen und konzentrierte sich den Rest des Abends darauf seine Ausrüstung anzuprobieren.
    Letztlich verwendete er den größten Teil des Großteils des weiteren Abends darauf, sich schrecklich in seinen Sachen zu verheddern, sich hier und da Metallteile seiner Rüstung reinzurammen und wieder zu entflechten. Die Sonne war lange untergegangen, seine Kameraden mürrisch und müde in ihre Betten entfleucht als Sönke selbst seinen Kram wieder soweit in Ordnung gebracht hatte, dass er selbst ans Schlafen denken konnte.

    So wie man sich mürrisch vom Helvetier auseinanderpflücken und wieder in Reih und Glied schieben ließ, so fiel die Antwort der Rekruten vielstimmig und keineswegs begeistert aus. Ein Raunen hier, ein Murren da, der eine brüllte gleich sein Verständnis in die Luft, ein anderer hielt einfach die Klappe.


    Und Sönke? Versuchte seinen Finger an der Wangenklappe des Helms vorbei zu bekommen um zu prüfen, ob irgendwas in seinem Ohr saß, oder der Helvetier ihn taubgebrüllt hatte, während er darauf wartete, dass es weiterging.

    ..anstrengen... zum Campus... Marsch der Legion... auf die Hacken eures Vordermanns schauen.. nicht in den Nacken blicken.. erstens zwei Armlängen Abstand.. alte Griechen sind Schisser. Und ein Vitis immer in der Nähe.


    Was hatte sein Ausbilder gegen alte Griechen? Und was war ein Vitis? Unter seinem Helm zog Sönke die Stirn kraus während er sich mit den anderen Probati in Aufstellung begab, Haltung annahm, sich fort nach rechts umwandte und den linken Fuß heftig in die Ferse seines Vordermanns setzte, woraufhin dieser stockte und Sönke voll auflaufen ließ, was wiederrum ein Loch in die Marschordnung riss, bis sich schließlich der ganze Haufen zerfasert hatte und nurnoch die vorderen vier auf den Takt des Helvetiers hörten.
    Da niemand gleich den Anfang so offensichtlich vermurksen wollte holten Sönke und die anderen zurückgeblieben gleich wieder eiligst auf und wollten wieder in den Marschtakt des Helvetiers fallen, allerdings hatte Sönke auf einmal drei Füße unter sich, stolperte über den dritten, der eigentlich nicht dasein sollte, und fiel der Länge nach über seinen Vordermann, welcher nach rechts wegkippte und einen weiteren mit sich nahm. Das Chaos war perfekt als jene, die die Order des Helvetiers genau beachteten und eben nicht nach unten schauten einfach über die Gefallenen hinwegmarschierten, ebenfalls stolperten und den Haufen mannweise schnell vergrößerten, bis schließlich nurnoch die Jungs ganz vorne standen.. und der Helvetier.

    Es klatschte laut, und unter Sönkes Helm drang der Hieb des Centurio dumpf zu ihm durch, so dass er das Gefühl hatte, der Schlag hatte ihn selbst erwischt. Entsprechend instinktiv zuckte er zusammen als wäre der Schlag wäre von seinem Vater gekommen.
    Er selbst war einer derjenigen gewesen, die es partout nicht auf die Reihe bekommen hatten sich vernünftig in eine Reihe zu stellen. Erst standen die größten jeweils links und rechts, weil niemand wusste welches Links der Centurio jetzt überhaupt gemeint hatte. Dann waren ein paar der linken Großen zu den rechten Großen gewandert, man schloss sich immerhin stets der Mehrheit an. Dann irgendwann stand Sönke alleine zwischen zwei kleineren Italikern, und dann irgendwann war er auf einmal wieder auf der linken Seiten. Keinesfalls der größte.. aber eben ziemlich weit links.


    Wurde er hier zum Einzelausbildung auserkoren? Warum? Hatte er etwas falsch gemacht? War es doch sein Helm gewesen, der geklatscht hatte? Sönke versuchte so starr wie möglich gerade aus zu schauen, weil er das immer bei den Soldaten auf den Straßen gesehen hatte. Zumindest bei den meisten.
    Dann prasselte wieder ein Haufen Informationen auf Sönke ein, was es ihm vollkommen unmöglich machte ihn dieses Mal nicht zu verstehen, immerhin sprach er Latein, also konnte er nicht einmal so tun als würde er nichts verstehen. Oder sein Narrator. Da gab es einfach keinen Spielraum..

    "Ja, kann ich. Also.. gut genug.", brummte Sönke, und sah den Legionarius schief an. Bei 15 Sesterzen Monatsverdienst würde er dem Helvetier jeden Monat fünfzehn Sesterzen schuldig bleiben, soweit KONNTE er dann wirklich rechnen, und selbst von nichts als Luft und Liebe leben. Nein, nicht einmal von Liebe..
    "Ich überleg mir das nochmal, Legionarius.", versuchte er sich schließlich aus dem Angebot zu winden, "Danke für das Angebot. Wo finde ich den Signifer?"

    "Oah... niet da hinne. Wiete oppe rechte Site.", dirigierte Sönke die Beladung von seinem Kumpel, und wog die ganze Sache mit den Armen auf und ab als dieser schließlich geendet hatte, "Het is heel e lot. Ik mak mi den oppen Wiage, de Genturio mott nu weeklich niet worte. Sei to, Hadamar.. ik wees jo, wer ik di finne könt."
    Sprach's, und wandte sich vooooooorsichtig um, um bloß nichts auf dem Weg zu verlieren.

    Da der Händler nicht zwischen die Fronten geraten wollte, hielt er zu dem Zwist zwischen den Soldaten geflissentlich die Klappe. Als der Ältere sich dann sehr eindrücklich von dem anderen Soldaten verabschiedete, tat er so als würde ein ganz bestimmter Punkt an seinem Fuhrwerk gerade ganz besonders interessant sein. Erst als dieser verschwunden war, zuckte er gegenüber dem Jüngeren einfach nur die Schultern: "Das ist mir zu hoch.. das ist definitiv Aufgabe der Magistrate, nicht meine. Ich seh nur zu, dass die Leute das bekommen was sie wollen, und das ist Sicherheit durch sich selbst. Wenn ich jetzt also weiter darf, ja? Vielen Dank, schönen Tag auch noch!"
    Mit diesen Worten schwang sich der Händler wieder auf seinen Kutschbock, nickte dem Soldaten noch einmal zu und schlug seinem Ochsen dann auf den Hintern, um ihn zu erneuter, elend langsamer Bewegung zu bringen. Der Markt auf dem Forum dauerte schließlich nicht den ganzen Tag.

    "Mach ich...", zeigte Sönke guten Willen, das Anlegen der Rüstung im folgenden noch ein paar Mal alleine lernen zu wollen. Sein Ausbilder hatte anscheinend noch anderen Kram zu tun, und Sönke würde sich sicherlich noch mit dem einen oder anderen Ausrüstungsstück beschäftigen müssen. Die Stiefel vor allem.


    Das mit dem Lesen leuchtete Sönke allerdings nicht ein, und das zeigte er auch durch sehr kritischen dreinschauende Mimik. Als Bauer hatte er es nie gebraucht, warum sollte ein Soldat lesen können? Wenn man Lesen konnte, qualifizierte das einen meist zu weitaus einträglicheren Beschäftigungen, bei denen man nicht Leib und Leben auf's Spiel setzte. Dass sein Ausbilder ihm allerdings das Lesen und Schreiben beibringen wollte, zeugte doch von gutem Willen.. wäre da nicht eine Frage: "Wieviel bekomme ich jetzt eigentlich im Monat?"

    "Ei dö dus..", wunderte Sönke sich über diesen doch schon sehr glücklichen Zufall, mit Hadamar in ein und derselben Centurie gelandet zu sein. Das Zeichenkombinat, das von seinem Freund als Löffel ausgewiesen wurde, würde Sönke sich eh nicht merken können. Was genau jetzt das Wort mit den zwei langen Strichen, dem geschwungenen nach oben offenen Pott und dem anderen Kram jetzt zu einem Wort machte: er wusste es nicht. Warum auch? Geschriebene Worte waren für die meisten Menschen dieser Zeit eh nicht von Belang.


    "Joa, datt denk ik mi ook. Schud dem net to longe wochten laaten. Helps mi mitte Dingaz hia?", sprach's, packte sich das Scutum und hielt es wie angewiesen mit dem Bogen nach unten auf beide Armen, und wartete schließlich nur darauf, dass Hadamar ihn mit seinem Kram bepackte.

    "Stell dir vor, Soldat...", zog der Händler die Lippen schmal, als der ziemlich nervös wirkende Soldat ihn anging, "..es gibt auch jenseits des Limes Menschen die Eisen nicht nur gewinnen können, sondern auch bearbeiten. Und so viele verschiedene Waffen gibt es nun auch nicht, als dass diese hier sich großartig von denen unterscheiden würden, die jenseits der Grenze geschmiedet würden. Ich kann dich beruhigen: ich verkaufe meine Ware wirklich nur diesseits der Grenze. Und ganz im Ernst: wenn ich es nicht täte, würde ich mir sicherlich einen Weg über die Grenze suchen, die nicht durch die Hauptstadt der Provinz selbst an vielen verschiedenen Posten vorbeiführt, meine Schmuggelware durch nicht mehr verdeckt als mit alter Jute."


    Sich in seinem Intellekt beleidigt fühlen blickte der Soldat hilfesuchend zum Soldaten, der ihn beinahe hatte passieren lassen wollen, bis der jüngere von beiden gleich sein Geschäft zerstören wollte: "Den Waffenhandel verbieten? Und damit alle Menschen diesseits an der Grenze schutzlos zurücklassen, so dass sie sich nicht einmal mehr selber wehren können? Das... das ist Wahnsinn! Die Miletes Romani können nicht überall gleichzeitig sein.. wieviele Bauern, Feldarbeiter und Menschen in den Vici außerhalb der Stadt willst du der Gewalt von jenseits des Rhenus preisgeben, Soldat?"
    Oder der Gewalt von diesseits des Rhenus. Immerhin hatten die germanischen Stämme die Gewalt weder erfunden noch gepachtet.. und eben auch auf den Straßen im römischen Reich musste man sich stets bewaffnet und in Begleitung fortbewegen, weil man sonst Gefahr lief ausgeraubt zu werden. Posten des Militärs waren oft genug Stunden voneinander entfernt und gaben Wegelagerern mehr als genug Möglichkeit aufzutauchen eine kaum beschützte Reisegruppe auseinander zu nehmen und wieder zu verschwinden ohne, dass man ihrer habhaft werden konnte. Genauso gut konnte man von römischen Streitkräften auseinander genommen werden, die hatten die Tugend nämlich auch nicht gepachtet. Wie konnte er selbst nur so närrisch gewesen sein? Achja.. weil er dachte, so nah an Mogontiacum wäre er sicher, schimpfte der Händler sich in Gedanken selbst einen Narren.

    Der Centurio machte sich auf eine Art und Weise verständlich, die Sönke immer toll fand, als er den Marschgruppen auf den Straßen zugesehen hatte. Man konnte sie selbst verstehen, wenn man dutzende Schritte entfernt auf den Feldern arbeitete. Jetzt allerdings kam es darauf an zuzuhören und sich schnellstens zu merken, was der Centurio eigentlich von ihm, respektive ihnen eigentlich wollte. Und wie es so oft vorkam, wenn man versuchte sich alles auf einmal zu merken, merkte man sich letztlich gar nichts.
    In den nächsten Wochen und Monaten werdet ihr nicht nur... die Legion... erfolgreich absolvieren, ...eine glorreiche Zukunft.. in der Hand des einzelnen. Die römische Armee ist bekannt für ihre.. Barbaren. Ausrichten in.. jedem... Appell. Meldung.. links, rechts.. der Befehl. Dabei.. schnurgerade.


    Sönke verstand im nachhinein nicht wirklich, worauf der Centurio eigentlich hinauswollte, aber es hörte sich gut an, und so wartete Sönke voll zuversicht darauf, dass sein Ausbilder wieder zurückkehrte.

    "Natürlich bin ich das!", brummte der Händler auf die Feststellung des braunhaarigen mit der krummen Nase, und legte das angebotene Eisen wieder auf den Wagen,"Wo soll ich die Dinger sonst loswerden, als auf den Märkten in den Civitates?"


    Als der Kerl ihn weiterschickte, hatte der Mann seinem Ochsen schon einen leichten Klapps auf den Hintern gegeben, welcher sich mürrisch in Bewegung versetzte, da fuhr der hellhaarige Kerl auf einmal den Dunkelhaarigen an, was den Händler erschrocken den Karren wieder halten ließ.
    Vollkommen verständnislos blickte er von einem Soldaten zum nächsten und wieder zum anderen, dann zu demjenigen der die ganze Zeit über stumm gewesen war und es wohl so wie er sich gab wohl auch bleiben würde. Was der hellhaarige allerdings von sich gab, ließ ihn hilflos eine Hand auf seine Augen pressen und den Kopf schütteln: "Mit Verlaub, das ist doch Blödsinn! Ich verkaufe die Ware von Schmieden aus den Civitates und Vici rundum schon seit Jahren auf den verschiedenen Märkten! An Germanen, sehr wohl.. aber Germanen die in den Civitates und Vici auf dieser Seite leben.. so viele Romanos gibt es jetzt ja nun auch wieder nicht hier, als dass ich davon leben könnte exklusiv an sie zu verkaufen!"
    Trotzig blickte der Händler die Soldaten an, das wurde ihm langsam zu bunt hier..

    "Naja... Frauen tragen normalerweise auch keine Rüstungen.", schaute Sönke ziemlich belämmert dabei drein, als er seinem Ausbilder dabei zusehen musste, wie er die Lorica wieder auseinandernahm und erneut zum Anrüsten auf einen Haufen legte. Wenn man es genau nahm, war es ein Klacks ein Weib zu entkleiden.. man löste die Kordel an der Hüfte, und zog es ihr über den Kopf. Fertig. Manchmal steckte noch eine zweite Tunika drunter, oder Unterwäsche, aber die war nur ein winziger Schritt im Vergleich zu diesem Stahlwerk.


    Das nächste Mal als der Helvetier das Lied vorsang dachte Sönke einfach an die fette Elke, und es fiel ihm schon sehr viel leichter sich auf die Rüstung zu konzentrieren. Als er dann schließlich dran war mit dem Anlegen kam er entsprechend auch viel Weiter.. nur am Ende, als es daran ging die Lorica so festzuzurren, dass sie nicht mehr scheuerte scheiterte er erneut: "Ach, verdammte Axt... wie war das jetzt nochmal?"

    Das mit den Schuhen versprach knifflig zu werden.. was trugen die Römer auch diese Dinger? Sönke hatte sich sein Leben lang nur in einfache Lederstumpen gekleidet, und dementsprechend eine Hornhaut an den Füßen die so dick war wie sein kleiner Finger. Das mit dem Geld würde ebenfalls knifflig werden, immerhin hatte er so gut wie nie sein eigenes Geld gehabt. Sie hatten entweder von dem gelebt, was die Rus abgeworfen hatte und nicht an die Duccii ging, sich sehr wenige Annehmlichkeiten ertauscht, oder sind bei größeren Problemen gleich zu Lando und Witjon und haben um eine Dreingabe gebeten. Dass er jetzt eigenes Geld hatte, das nur für ihn alleine bestimmt war, das war seltsam. Er würde da wirklich mal zum Signifer müssen.


    Das kleine gereimte Lied entlockte Sönke so manches Schmunzeln während er krampfhaft versuchte sich das einzuprägen was er gerade hört. Dummerweise drifteten seine Gedanken bei der einen oder anderen Beschreibung der weiblichen Vorzüge in genau eben jene Richtung ab, und die Aneinanderreihung der Handgriffe zum Anlegen der Rüstung wurde auf einmal nicht mehr allzu aufmerksam verfolgt. Sönke bekam erst mit, dass hier keine nackten Mädchen vor ihm tanzten, als der Helvetier ihm die Lorica vor die Nase hielt und ihn aufforderte es selbst einmal zu versuchen.
    "Eh.. klar.", murmelte Sönke, und begann selbst von der Eroberung der Frau zu singen, wobei sich allerdings nach einer kurzen Weile zeigte, dass Sönke irgendwann einen vollkommen anderen Weg zu den Wonnen der Liebe wählte, bis er sich schließlich so dermaßen in Text und Lorica verheddert hatte, dass das von ihm angegrabene Weib ihm eine schallende Ohrfeige verpasste.
    Mit schuldbewusstem Blick enthedderte Sönke sich von der Lorica, und versuchte es gleich noch einmal.. um darin zu enden, dass die Sippe des Weibs für ihre Schändung auf seinen Kopf aus war.
    Als er es noch einmal versuchte, landete er nicht mit dem Weib im Bett, sondern mit ihrem Hund.. danach machte er der Tür ihrer Casa den Hof, und schließlich ihrer zweijährigen Schwester einen Heiratsantrag, was ihn schließlich wirklich beinahe den Kopf kostete, denn die Lorica tat ihr möglichstes ihn für diese Anmaßung zu strangulieren.

    Sim-Off:

    Gerne doch. :D


    "Eh, ja... und?", hakte der Händler nun mit irritierem Gesicht nach, schließlich seine Sicherheit zurückgewinnend, "Ob ich einen Speer jetzt eine Frame, einen Ger oder eine Hasta nenne ist doch vollkommen egal... und ein Schwert.. Gladius, Spatha.. Sax... es bleibt ein Schwert. Und mein lieber Miles, erwartest du wirklich, dass ich jedem auf die Nase binden, woher meine Waffen kommen, und wohin sie gehen? Ich habe ein Geschäft zu verteidigen, da erzählt man nicht jedem wer seine Kunden sind! Sollen doch schließlich meine bleiben!"


    Sprach's, und blickte die drei Soldaten zunehmend trotzig an: "Ich muss auch meinen Lebensunterhalt verdienen. Wo ihr schon gerade hier seid... hier.. dies...", murmelte er, werkelte ein wenig an seinem Wagen herum und zog schließlich ein in grobes Tuch eingewickeltes Langeisen hervor, "Vom besten Schmied in Bingium! Es ist lang genug um auch vom Pferd herab einen Mann zu bewehren! Ihr bekommt es für einen Freundschaftspreis von nur vierzig Sesterci! Vierzig! Wenn das kein Schnäppchen ist! Ich bin mir sicher eure Kameraden werden euch um dieses Stück beneiden! Noch keine Scharte drin, und ihr werdet sehen: das Eisen ist in einer so heißen Flamme geschmiedet, dass man den Gegner erst einmal finden muss, der hierein eine schlägt! Vierzig Sesterci meine Herren! Vierzig!"

    Ärger.. als wäre Sönke groß der Ärgermacher gewesen. Also, vor seiner Zeit als Kneipenschläger. Er war in eine Welt des Gehorsams hineingeboren worden, und die Freiheiten, die er genossen hatte waren allesamt durch seine Freundschaft zu Hadamar geliehen. Wann war es schonmal vorgekommen, dass Sönke zugunsten Hadamars Partei ergreifen musste, weil dieser über die Stränge geschlagen war? Nie.. wenn es nicht kumpelhafte Lobbyarbeit bei Mädels war, auf die der jeweilig andere ein Auge geworfen hatte. Wenn, war Hadamar es gewesen der in der Casa Duccia, bei seiner Mutter oder generell ein Wort für Sönke gesprochen hatte. Und nicht anders herum.. gut, wenn man ehrlich war, war es die meiste Zeit einfach so ausgegangen, dass zur Strafe beide verdroschen wurden. Hadamar als Zögling der Führer. Sönke als Zögling der Folgenden.
    "Watt etten het op Ladine?", fragte Sönke gleich mal nach dem Löffel, und ging die komischen Zeichen auf der Tabula durch, als würden sie ihm die Antwort preisgeben wenn er sie nicht interessiert genug ansah. Hadamars Freude über die gemeinsame Zeit teilte Sönke mit einem breiten Grinsen, auch wenn er die ganze Sache immernoch mit gemischten Gefühlen sah. Dass es so einfach gewesen war seinen Freund wieder zu finden machte das klamme Gefühl in der Magengegend fast wieder wett.. und doch war da immernoch eine grundlegende Nervosität, die ihn davon abhielt in die altgewohnte Euphorie zu wechseln.
    "Ah.. öh... et Regrudirunskarl hat meent, datt ik inne tweite Gohorde, vierde Genturie mott.", erinnerte Sönke sich an das, was ihm mitgeteilt worden war, "Bott watt bilunga Stub ik kum, datt hatter mi net sacht."

    "Ah, datt wöed ik mi marken..", nahm Sönke den Faden wieder auf, anscheinend musste er hier aufpassen wie ein Schießhund. Dass Hadamar nachfragte brachte ihn in eine gewisse Bedrängnis, immerhin hatte Sönke nicht vor gleich mit der großen Geschichte seines Versagens im Angesicht mit dem Rekrutierungsoffizier rauszurücken. Also druckste er noch ein wenig herum, und verschwieg erst mal, dass sein Vater es selbst war, der ihn schließlich aufgefordert hatte Witjons Willen augenblicklich Folge zu leisten und sich rekrutieren zu lassen, "Umbi soe, jopp..."

    Konzentriert starrte Sönke das Werk des Helvetiers an, hier dies, da das.. das für jenen Zweck, dies andere für dort, eins für dies, zwei für das... ahja. Neue Tunika kaufen, sauber halten, flicken und so.. alles kein Problem: man schaute nach seinem eigenem Kram. Das war wohl überall so, wo man sich Verschwendung nicht leisten konnte, weil man jeden Dupondius umdrehte.
    "Kann ich, ist kein Problem..", antwortete Sönke auf die Frage, immerhin hatte er auf der Rus auch immer seinen eigenen Kram erledigte. Der normale Bauer war so arm, dass es bei den meisten Arbeiten so etwas wie eine Geschlechtertrennung nicht gab: tagsüber schufteten die Weiber genauso auf dem Acker wie die Männer, auch wenn sie das besonders schwere Zeug meist diesen überließen.. und abends, wenn die Sonne untergegangen war, traf man sich unter dem Reet am Herdfeuer und flickte und schusterte den Verschleiß des Tages zusammen weg.


    "Wie war das... ich bezahle meine Ausrüstung von meinem Sold?", hakte Sönke noch einmal nach, denn wirklich glauben konnte er das nicht, immerhin betrug sein Sold... wieviel betrug sein Sold eigentlich? Warum wusste er das nicht? Achja.. weil er nicht des Geldes wegen hier war, sondern um Ruhm und Ehre zu ernten, und es zu einem Helden zu bringen. Oder ein klitzekleinwenig ehrlicher: weil man es ihm befohlen hatte.
    "Und wie hoch ist dieser eigentlich?"