Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Die beiden jungen Frauen gehörten wirklich zum Aurelischen Haushalt. Die Antworten waren beide richtig. Um so mehr musste er zusehen sie hier heil raus zu bekommen.
    Ganz ohne Beute wollte er nicht gehen. Das erst beste größere Zelt gehörte ihm. In der Kiste fand Antias ein paar Kleinigkeiten, ein cingulum militare mit silbernen Anhängern, einen goldenen Ring, einen silbernen Armreif und....zwei Beutel die lustig klimperten. Das alles packte er in die Tasche, die beim Marschgepäck lag. Der Kleinkram der drin war ging mit. Den gefunden Umhang band Antias zusammengerollt an der Tasche fest. Die hing er sich um.


    Sein nächster Weg die Pferde. Gelassen suchte Antias aus dem Pulk der aufgereihten Pferde zwei gute Zugtiere aus. Warum eigentlich nur zwei Zugtiere? Er ging weiter die Reihe durch. Ein kräftig gebauter Hengst, ein bisschen unruhig, erregte Antias Aufmerksamkeit. Der Zustand des Pferdes war gut. Ein guter Ersatz für seinen Candidus. Das Maultier gegenüber ging gleich mit. Eine Pferdedecke und ein Tragtiersattel fanden sich auch noch an. Voll ausstaffiert, mit vier Tieren ging er zurück zum Wagen. Angst hatte er keine, dass ihn wegen der Tiere jemand anhielt. Was sollte ein Legionär mit einem Pferd? Er war schließlich Eques und im Auftrag der Aurelier unterwegs. „ Hee, Artoruis ! Hilf mir mal die Pferde anspannen.“ Hinten band er den Hengst und das Maultier an.

    Ja sicher doch. Er hätte eine Chance und was für eine. Nämlich eine kräftig eins auf die Schnauze zu kriegen. Antias grinste, er hätte genauso reagiert. Nur keine Schwäche zeigen, auch wenn man gleich vom Wagen kippt. „ Ich wusste ja nicht, dass hier was zwischen den Kisten sitzt und auf dich wartet.“ bemerkte Antias. Aus seiner Perspektive hatte der Artorius recht, erst so, dann so. Aber vor dem Wagen sah alles ganz anders aus, als auf dem Wagen und sicher war sich Antias alle mal, dass sie durchkamen. „ Wir können. Ich gehöre zur Prima und stehe in der Schuld des Legaten. Es ist also in meinem ureigensten Interesse.“ Eins wollte Antias von Tilla oder Mara wissen. „ Ihr kennt die Tochter des Legaten Aurelius?“ Der springende Punkt an der Frage war, dass der Legat einen kleinen Sohn hatte, keine Tochter. „Und dieses kleine Sklavenmädchen, wie hieß sie gleich....“ Die kleine Marei, die jetzt unter Lucilla’s und seiner Obhut aufwuchs. Das wichtigste war, dass der Artorier mit machte. „ Überlege dir meinen Vorschlag. Ich besorge ein paar Pferde. Bin gleich wieder da.“ Antias hüpfte vom Wagen und verschwand zwischen den Zelten. Er wusste wo die Zugtiere standen.

    Verbandszeug und eine Salbe, gegen kleinere Verletzungen hatte Antias. Gegen die Schmerzen? Ihm hatte man nicht's weiter mitgegeben. " Nichts Optio. Ich habe nichts gegen Schmerzen." Der Centurio verlangte wieder zu trinken. Diesmal ließ sich Antias nicht dazu hinreißen ihm größere Schlucke zu gewähren. Kleine Schlucke dazwischen ausreichend Zeit für den nächsten Schluck.


    Während Antias den Centurio versorgte hing er seinen Gedanken nach. Die Schlacht war vorüber und nun? Zurück nach Mantua? Schön wäre es, aber das hier war nur eine Schlacht. Rom hatten sie damit nicht gewonnen. Ihm wurde mulmig, bei dem Gedanken, dass es nach Rom gehen könnte.

    Wie von einer Tarantel gebissen, ließ Antias die Sachen in Ruhe. „ Die Cousine des Legaten Aurelius. Du bist Mara und das ist Tilla. Ich bin....“ urplötzlich wurde er unterbrochen. An den Legionär hatte Antias keinen Gedanken mehr verschwendet. Er hatte ihn nicht im Auge behalten. Das rächte sich nun. Ein kräftiger Stoß aus heiterem Himmel, brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Schmerzhaft schlug Antias auf dem Wagenboden auf. Ein Fuß im Rücken, konnte er sich trotzdem noch gut rühren. Der Legionär über ihm war nicht sehr tritt sicher durch seinen Alkoholpegel. „ Das würde ich mir an deiner Stelle zweimal überlegen.“ Gab Antias zurück und drehte sich schnell auf die Seite. Der Fuß rutschte von seinem Rücken. Antias machte keine Anstalten weiter ihn anzugreifen oder sich aus dem Staub zu machen. „ Es reicht, du hättest keine Chance gegen mich.“ Das meinte er ernst. Die Jahre als Auriga hatten ihn einiges gelehrt. „ Eques Obsidius Antias, I. Turma, I. Legion. Und du willst wirklich mit den beiden durch das Lager laufen? Am nächsten Zelt bist du sie los.“ Antias hatte sich aufgesetzt und musterte den Legionär. Was dachte der jetzt? Die Mädchen bekam er nie dahin wo sie hin sollten, betrunken wie er war und bei den ausgehungerten Legionären die durch’s Lager stürzten. Antias hatte eine Idee, der andere musste nur einverstanden sein. „ Das ganze Zeug gehört der Aurelia? „ überflüssige Frage. Sollte ihr nicht alles gehören, nicht sein Problem. „ Wir nehmen den ganzen Wagen mit. Ich besorge die Pferde.“Die Pferde hatte Antias gesehen. Alle standen aufgereiht da, so wie es in einem Lager üblich war.

    Im Wagen war es schummrig. Antias Augen mussten sich erst dran gewöhnen. Das leise Aufkreischen und die zwei Schemen in der hinteren Hälfte des Karren irritierten ihn. Den Legionär am Boden ließ er unbeobachtet. „ Scht, scht !“ machte Antias und legte den Zeigfinger an die Lippen. Schadensersatz für sein Pferd hatte er gesucht und was fand er, zwei verängstigte Frauen und einen besoffenen Kameraden. „ Ich will euch nichts tun, aber der wollte sicherlich. Zu wem gehört ihr ? Etwa zu einem der Prätorianer?“ Antias durchwühlte eine Kiste.“ Bin ich froh, wenn es wieder nach Mantua geht.“ Murmelte er. „ Habt ihr irgendwo ein gutes Halfter und ein Pferdegeschirr gesehen?“ In der Kiste war jedenfalls keins. „ Wem gehört das Zeug hier eigentlich?“ fragte er die zwei Frauen.

    Sie waren angetreten. Die Lücken in den Reihen der Turmae waren nicht zu übersehen. Antias hielt seinen "gefundenen" herausgeputzten Hengst. Das Plündern hatte sich gelohnt. Ruhig standen sie und hörten die unendliche Liste Namen. Dann wurde es unruhig. Die besonderen Auszeichnungen wurden verteilt. Starr vor Schreck stand Antias. Sein Name war gefallen. Aber ....Nein, hier ging es um das Auskundschaften des Feindes. Er hatte mit seiner Turma tagelang die Heeresbewegungen verfolgt. Bis er die Meldung der geplünderten Stadt ablieferte. Mit gemischten Gefühlen nahm der die Corona entgegen. Einen Augenblick vergaß er fast seine Herkunft und war stolz dazu zu gehören. Eine Phalera und eine Corona. Bald wieder in Mantua. Glücklich ging er zurück auf seinen Platz.

    Hinter einem Zelt hatte Antias seelenruhig gestanden und die zwei Legionäre beobachtet. Der Alte wusste bestimmt wo was zu holen war. Eine Frau war auf dem Wagen, das hatte Antias mitbekommen. Die schleppte der Alte davon. Der junge Legionär begann mit den anderen zu trinken. Eine Weile herrschte Ruhe.Das war die Gelegenheit. Vielleicht fand er was brauchbares. Den Verlust seinen Pferdes hatte er noch nicht verwunden. Dafür mussten sie jetzt bluten. Sesterzen, Schmuck , Kleider, Waffen, egal was er fand es war Ersatz für sein Pferd. Bei Bendis, der junge kam wieder, total besoffen. Das war einfach. Antias schlich sich von hinten an, kletterte an der Seite hoch und gab dem Besoffenen einen kräftigen Stoß. Der hatte noch irgendwas gelallt, was Antias nicht verstanden hatte. Ein Blick in die Runde, alles was rum lief war mit sich selbst beschäftigt. Er stieg hinterher in den Wagen. Ein Schlag hinterher und Antias konnte in Ruhe anfangen die Truhen zu durchsuchen. So war sein Plan.

    Jetzt klimperte es Ass für Ass. " Deine Männer habe sich gut geschlagen. Du kannst Stolz auf sie sein." Konnte Antias gerade so von sich geben. Wie es bei seiner Centurie wirklich aussah wusste Antias nicht. Schlechte Mitteilungen waren bei seinem Zustand nicht gefragt. Da gab der Primus Pilus einen Mund voll Posca von sich. Gut das der Mensch Reflexe hat. Antias kniff die Augen zusammen, presste die Lippen aufeinander und empfing den nassen Segen. Es war nur Posca und Spucke, Blut und die halbe Lunge waren wesentlich ekliger und riefen schon mal Brechreiz hervor. Gelassen wischte er sich mit dem Arm übers Gesicht. Den Optio neben sich sah er jedenfalls wieder. " Vollkommen erschöpft. Sein Unterarm hatte eine tiefe Wunde. Der Capsarius hat genäht. Das heißt er braucht Ruhe, viel Ruhe."

    Die bruchstückhaften Worte brachten Antias dazu, seine Augenbrauen fragend hoch zu ziehen. Was sollte er darauf antworten? Es konnte Centuria gehalten heißen. Festlegen wollte er sich da nicht und wissen tat er es erst recht nicht. " Ja, der Arm wird wieder." Den letzteren Teil glaubte er richtig zu deuten. " Äh, ein Eques ohne Pferd." murmelte Antias. Der Centurio musste sich ausruhen und in der Verfassung in der er war, waren Namen Schall und Rauch. " Das mit dem Trinken geht gut. Hier." lenkte er ab. Antias ließ zu, dass der Centurio größere Schlucke machen konnte.

    Zitat

    Centurio Marcus Iulius Licinus......


    Beim centurio ging gar nichts mehr, stellte Antias fest. " Du darfst jetzt nicht Schlafen. Hier trink." Antias Unterstützte den Centurio, hielt seinen Kopf und benetzte seine Lippen mit Posca. Kleine Schlucke, er sollte nicht am Posca ertrinken. Dann sah Antias sich den Arm an. Ein tiefer Schnitt, Hand und Unterarm waren in Mitleidenschaft gezogen. Mit einem angefeuchteten Tuch wischte er das angetrocknetes Blut und Dreck um die Wunde weg. Säuberte alles so gut er konnte. Wo war der capsarius? Er musst sich die Wunde ansehen. Der kam sofort. Es ging um den Primus Pilus. Die Wunde musste genäht werden. Gut das der Primus nicht bei vollem Bewusstsein war. 8 Stiche machte der capsarius. Antias musste den Verband anlegen und beim Primus bleiben. " Die Prima gehört zu den Siegern Centurio und du bist zusammengeflickt. Ich krieg dich wieder auf die Beine, versprochen. " Er gab dem Primus Pilus zu trinken. Über seine "Erfolge" schwieg Antias. Mit Ruhm hatte er sich nicht bekleckert aber er war mit dem Leben davon gekommen. Das einzige was ihn maßlos wurmte, dass man ihm candidus, seine Pferd weggenommen hatte.

    Zitat

    von Marcus Iulius Licinus
    „Was… passiert?!“ fragte er diesmal und es war diesmal auch ein capsarius in der Nähe, der antworten konnte. Oder war es doch jemand anders?[


    Sie hatten sich durchgeschlagen. Geradewegs stolperten Marius und Antias auf den Verbandsplatz. Marius wurde von einem capsarius versorgt. Er schimpfte und zeterte, aber es half nichts. Antias ging weiter, suchte nach einem bekannten Gesicht. Ein capsarius stürzte auf ihn zu. Antias hob abwehrend die Hände, ihm ging es gut und die paar Kratzer heilten von alleine. " Du siehst lebendig und noch sehr fit aus. Los du hilfst mit bei den Verwundeten." Antias nickte. Was sollte er sonst tun. Keine Turma, kein Decurio. Ein Eques ohne Pferd. " Kannst du einen Verband anlegen?" Antias nickte wieder. Er musste beim Arzt, der die Auriga versorgte, helfen. Der capsarius drückte ihm eine Tasche in die Hand. " Kommst du nicht weiter, holst du mich." " Ja." sagte Antias. Der capsarius nahm sich einen der Verwundeten vor. Antias wusste nicht mal wo er anfangen sollte. Ziellos ging er die Reihe ab. Da bewegte sich einer vor ihm und fragte was. Er sah Antias an. Der traute seinen Augen nicht, das war der Primus Pilus. Nun musste er was tun, ob er wollte oder nicht. Er kniete sich neben den Centurio. " Du musst liegen bleiben. Hast du Durst?" Einem Gefallenen hatte er die Trinkflasche abgenommen. Die war noch halbvoll mit Posca. Was dem Primus passiert war, wusste er nicht. Aber sicherlich ließ sich herausfinden, was er für Verletzungen hatte oder ober er nur erschöpft war.

    Keine Minute ließ er die Wachen aus den Augen. Ein heftiger Wortwechsel zwischen ihren Bewachern. Reiter stoben unter die ahnungslos Sitzenden und Liegenden Gefangenen. Tumulte, Handgreiflichkeiten. Antias brachte sich in Sicherheit. So schnell wie sie eingefallen waren, verschwanden sie. Sie ritten davon, ließen sie zurück, ohne Bewachung. Irritiert und ratlos sahen sich Marius und Antias an. " Verstehst du das?" Antias schüttelte den Kopf. " Sie sind weg. Alle weg. Komm wir verschwinden. Wir gehen zurück zur Stellung der Prima. Wenn sie noch existiert. Wenn nicht sehen wir weiter." Antias lief los. " Vielleicht haben sie unsere Pferde da gelassen." Ein Wunsch der nicht in Erfüllung gehen sollte. Ein paar verirrte Tiere liefen herum. Sein Candidus war nicht aufzufinden. Ein Spatha sammelte er auf und einen Pugio. Die Toten brauchten ihre Waffen nicht mehr. Wehrlos wollte er sich nicht auf den Weg machen. Zu Fuß, so schnell es ging, setzten sie sich ab.

    Antias hatte Candidus Wunde so gut er es konnte versorgt. Hinter einem Busch versteckt, beobachtete er das Geschehen auf dem Schlachtfeld. Viel war nicht zu sehen. Der Kampflärm, den der Wind herüber trieb, wurde leiser, ebbte vollkommen ab. " Marius, Marius." rief Antias. " Sie haben aufgehört zu kämpfen. Was machen wir?" Antias versuchte krampfhaft heraus zu bekommen welche Seite gewonnen hatte. " Wir müssen näher ran." Candidus am Zügel ging er bis zu den ersten Büschen. In Fetzen wehte der Aufruf herüber. Die gegnerische Reiterei war überlegen. Für Antias stand fest, dass er sich nicht zu den Gefangenen gesellen wollte. Zu lange überlegt, zu lange gezögert. Marius und Antias wurden entdeckt. Sie schafften es nicht sich zurück zu ziehen. Eingekreist und aus den Büschen gejagt, teilten sie nach wenigen Minuten das Schicksal ihrer Kameraden. Man nahm ihnen die Pferde ab und brachte sie zu den Restlichen Eques, die sich ergeben hatten. Am Rande des Schlachtfeldes, gut bewacht, harrten sie ihrem Schicksal.

    Die Kräfte ließen nach. Candidus schnaubte, schweißnass sein Hals. Seine Tritte waren nicht mehr so sicher. Antias hatte Mühe sich auf dem Pferderücken zu halten. Die Arme waren schwer geworden. Ihm ging es wie seinem Gegner. Sie tauschten wütende Blicke aus. Keiner konnte einen Treffer landen. Es war ein Gefuchtel aber kein lebensbedrohlicher Schlagabtausch. Antias brannten die Augen, schmerzten die Arme und und und .... Es war kein Ende in Sicht. Was ihn am Kämpfen hielt, war das Bewusstsein, dass es ihren Feinden nicht anders ging. Sie mussten sie in Schach halten, zurückdrängen. Ein heftiger Schlag von hinten am Helm und der erschreckte verzweifelte Satz seines Pferdes. Eine Hasta hatte Candidus an der Hinterhand getroffen. Antias sah sich verwirrt um. Frische ausgeruhte Reiter! Wo kamen die her? Gegen die hatten sie keine Chance. Der Decurio war nirgends zu sehen. Bei Candidus ließ deutlich die Kraft nach, die Verletzung machte ihm zu schaffen. Lange hielte er unter seinem Reiter nicht mehr durch. Candidus verlieren und selbst unter die Hufe kommen, nein. Die frischen Reiter bedrängten sie. Antias wehrte die ersten Attacken ab. Die Kräfte ließen merklich nach. Es hatte keinen Zweck mehr dagegen zu halten. Es ging nicht mehr. Sinnlos sich hier niedermetzeln zu lassen. Die Lage war Aussichtslos. Zwei Schläge, Antias drehte Candidus vom Feind weg. Dabei büßte er sein Parma ein. Tief über den Hals gebeugt ritt er aus der Kampfzone. Hoffentlich wurden sie nicht weiter verfolgt. Candidus und er waren am Ende. Die rettenden Bäume und Büsche. Antias sah sich um, keine Verfolger. Er rutschte erschöpft von Candidus Rücken. Hufgetrappel kam näher. Antias versteckte sich hinter einem Busch. Jemand hielt sein Pferd an. "Corus? Antias? Lucius?" kam es gedämpft aus der Richtung. " Ja? Antias hier." erwiderte Antias und trat hinter dem Busch vor. " Marius." stellte er erleichtert fest. " Sind wir die einzigen?" Antias hob die Schultern. " Hier ja." Er tätschelte Candidus den Hals." Ich kann nicht weiter reiten. Mein Pferd hat es an der Hinterhand erwischt. Ich lass es nicht zurück. An den Hügeln entlang zur Straße. Du kannst versuchen nach Vicetia durchzukommen. Denk an die Prätorianer." Marius rutschte vom Pferd. " Ich bleib hier." Sie zogen sich ein Stück weiter zwischen die Büsche zurück und warteten ab.

    Nicht die Prätorianer! Sie ritten in einem Schwenk an ihnen vorbei weiter in den Norden. Sich darüber den Kopf zu zerbrechen warum nicht war reine Zeitverschwendung. Es ging auch nicht mehr ruhig zu. Die Ala I. Flavia und die III. Brittanorum brauchten Verstärkung. Ein Kampf Reiter gegen Reiter stand ihnen bevor. Wie das Grollen eines herannahenden Sturms klangen die Hufe auf dem Boden. Die Schlachtordnung war noch intakt. Vor Ihnen eine Masse aus Pferdeleibern und Menschen. Antias hatte sich von allem Ballast getrennt. Die Kurzspeere, die Lanze, alles zurück gelassen. Spatha, Pugio und Parma, das einzige was er bei sich hatte. Für einen Moment hielten sie um sich zu orientieren. Der Befehl zum Angriff. Brüllend fielen sie in das Getümmel ein. Überraschung in den Gesichtern von Freund und Feind. Ausnutzen so lange es vorhielt. Antias zögerte nicht. Hier hieß es, du oder ich. Er teilte nach links und rechts aus. Links stieß er mit dem Parma zu, rechts Stiche und Hiebe mit dem Spatha. Ein Pferd schrie und brach zusammen, begrub seinen Reiter unter sich. Unerbittlich traten die Hufe zu. Keine Rettung für den, der nicht schnell genug wieder auf die Beine kam. Es wurde zu Fuß und vom Pferd gekämpft. Mit und ohne Waffe. Die Pferde blieben nicht verschont in dem Gedränge. Klirren der Schwerter, die dumpfen Schläge der Parma, die aufeinander trafen, schreiende Pferde, brüllende Equites. Befehle? Befehle kamen hier bei keinem mehr an. Der Feind war eingekeilt. Die Legionsreiterei drängte von Süden die Ala vom Norden dagegen. Langsam trug das Eingreifen Früchte. Antias kam es so vor, als bewegten sie sich vorwärts. Ein relativer Begriff bei dem Durcheinander. Außer einer Schramme an der Wade und ein paar Kratzern, hatte er bis jetzt nichts abbekommen, nur ausgeteilt. Er wollte dieses Gemetzel überleben und schlug ohne Rücksicht zu. Jede Halbherzigkeit konnte hier den Tod für seine Kameraden und ihn bedeuten. Ihm war es egal ob sie zu zweit auf einen gingen. Umgekehrt traf es sie genauso. Ross und Reiter Blut bespritzt, Staub und Dreck flogen herum. Pferde keilten aus oder stiegen vor Angst hoch. Reiter wurden abgeworfen, herunter gezogen, fielen verletzt oder tödlich getroffen vom Pferd. Hier wurde eine der vielen Schlachten geschlagen, die an diesem Tag entschieden, wie es in Zukunft weiter ging.


    Ausweichen, dagegen halten. Antias keuchte vor Anstrengung. Er wurde nicht müde auf den Feind einzustechen und zu schlagen. Das Adrenalin hatte ihn voll im Griff. Schreiend schlug er auf den nächsten ein. Ein ungleicher Kampf, sein Gegner hatte kein Parma, wich nicht weit genug zurück. Die Klinge traf seinen Hals. Blut spritzte im hohen Bogen. Ungläubig starrend fiel der Getroffene vom Pferd. Antias sah nicht weiter hin. Er musste aufpassen. Jede Sekunde konnte es ihm genauso ergehen. "Drei..." murmelte er abwesend vor sich hin und schlug auf den nächsten ein, der ihm vor die Klinge kam.

    An der nördlichen Flanke bei der XXI. Legion standen sie. Das Tal war ihre Aufgabe, Flankenschutz für die sich zurückziehende Legion. Warten auf den Gegner der den Fluß überquerte. Die 1. Turma ganz vorn. Ein schwarzer Wurm durchquerte den Fluß. Mehr als eine wabernde schwarze Masse war nicht auszumachen. Die älteren Eques murmelten vor sich hin. Ihre Gesichter ernst und angespannt. „ Prätorianer...“ murmelte einer etwas lauter. Die Pferde waren mit einem Mal erstaunlich ruhig. Die Reiter wussten endlich mit was sie es zu tun bekamen. „ Da kommen noch mehr...Da rechts.“ zeigte einer zum Fluß. „ Wir schicken alles zu Pluto was vor die Hufe unserer Pferde läuft.“ Grummelte ein Eques. „ Ihr Frischlinge denkt dran. Keiner prescht vor. In der Formation bleiben.“ Ein gut gemeinter Rat. Leichtsinn und Übermut kostete schnell das Leben.
    Antias Aufmerksamkeit richtete sich nach vorn. Plötzlich kamen ihm Zweifel. War es nun gut oder schlecht, dass er hier war? War das die Freiheit, die er sich gewünscht hatte? Antias schüttelte sich, ihn fröstelte obwohl es nicht kalt war. Hier für Rom oder im circus zu sterben, was machte das für einen Unterschied? Er schüttelte den Gedanken ab. Er wollte nicht sterben.

    Ausgebildet und abgehärtet waren die Pferde. Der Lärm machte ihnen wenig aus. Nicht zu unterschätzen war dagegen die Nervosität der neuen Eques, die sich auf die Pferde übertrug und für Unruhe in den Reihen sorgte. Candidus trat auf der Stelle, schnaubte, zog erbost den Kopf zurück, als sein Nachbar ihm zu Nahe kam. "Ruhig mein weißer." Antias strich sanft über den Hals seines Pferdes. So geordnet ging es bei seiner ersten Schlacht nicht zu. Jetzt verstand er, warum die Römer ihnen damals überlegen waren. Die Ungeduld wuchs. Im Stillen rief er Bendis an. Mars der römische Kriegsgott wurde um Beistand gebeten. Einen Eber wollte Antias opfern, gewannen sie die Schlacht. Und Epona war für ihn als Reiter wichtig. Sie sollte Candidus und ihm Schutz und Kraft gewähren. Ihr versprach er ebenfalls ein reichhaltiges Opfer, kehrten sie lebend und ohne größere Verletzungen vom Kampf zurück. Lucilla und Marei verbannte er aus seinen Gedanken, was ihm sehr schwer fiel. Er musste sich auf den Kampf konzentrieren. Jede Ablenkung hatte fatale Folgen. Die Angst um sie, könnte ihn zögern lassen.

    Ihren Auftrag den Feind zu beobachten hatten sie beendet. Einige Stunden Ruhe, wo dachte er hin. Eben erst vom Pferderücken gerutscht, hieß es das Brot einpacken, Feldflasche umhängen, Stellung wechseln. Antias führte sein Pferd. Aufgesessen hätte er ein wunderbares Ziel abgegeben. Ihm war nicht danach eines dieser Geschosse einzufangen. Ein dumpfer Aufprall, keine Sekunde später ein Wiehern. Antias drehte sich um. Der Kamerad hinter ihm versuchte sein in Panik geratenes Pferd zu halten, schaffte es nicht und ließ zum Glück den Zügel los, bevor es ihn mitriss. „ Auf die Satteldecke, er hat‘s trotzdem bis durch gespürt.“ War seine Erklärung. Sie sahen dem davon laufenden Hengst hinterher. „ Da unten am Gebüsch, da steht er.“ Meinte Antias. „ Hol ihn dir. Ich sag dem Decurio wo du bist, sollte er fragen.“ Die Formation zog weiter. Grummelnd stiefelte Antias mit. Er hätte nicht schlecht Lust, denen da unten sein Spatha über den Scheitel zu ziehen, als hier nebenher zu Laufen. Neue Befehle gab es für die Turma wie es aussah nicht. Jedenfalls Antias hatte keinen Schimmer davon.

    Spät, viel später als er dachte war es geworden. Wäre nicht diese dämliche Loch gewesen. Die Müdigkeit, hatte ihn übermannt, Candidus stolperte, er fiel vom Pferd. Stieß sich die linke Schulter und das Knie an einem blöden umgestürzten Baum. Candidus hatte auch etwas abbekommen. Antias tränkte sein Focale mit Posca und wickelte es um die leicht geschwollene Vorderhand. All das wäre nicht passiert, hätte er mehr Schlaf bekommen und nicht diesen vermaledeiten Befehl. Sie sollten sich bei Vicetia einfinden. Wo zum Kuckuck lag Vicetia. Der Melder konnte ihnen gerade mal die Richtung sagen in der sie ungefähr reiten mussten. Mitreiten? Da hätte er bis zum letzten Posten mitreiten müssen und wieder zurück. Das wäre auch für Candidus zu viel gewesen.


    Was machte er nun? Candidus an der Führleine ging es zu Fuß in besagte Richtung, in der sich angeblich die Legion befand.
    Mit hereinbrechender Dunkelheit wurde es immer ungemütlicher. Antias sah kaum noch die Hand vor Augen. Beeilen musste er sich nicht. Neues hatte es vor seiner Abberufung von seinem Posten nicht gegeben. Die Prätorianer waren erst nach seinem Wegritt eingetroffen. Ahnungslos was sich hinter seinem Rücken zusammen braute, zog er in Erwägung hier im freien zu nächtigen. Wolken waren aufgezogen und weg waren seine Wegweiser, die Sterne. Ein kleines Gestrüpp gab ihm genug Schutz. Candidus band er am Strauch fest. In seinen Umhang gewickelt, den Sattel als Kopfkissen, schlief er ein. Zur Vorsicht hatte er den Pugio gezogen unter seinem Umhang versteckt.

    " Erst das lachende Wildschwein, dann kommt Lucilla's Wunsch dran und zum Schluß gehen wir dahin, wohin ich will."


    Mit Lucilla und Marei im Schlepptau, ging es zum Forum. Antias hatte einiges zu besorgen. Seinen Kameraden hatte ein paar Wünsche geäußert. Er war einverstanden gewesen, nach allem zu sehen.