Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Alles wieder in Butter. Keine Tränen mehr und auf dem Tisch stand sein Puls mit Honig. Lucilla wusste was er mochte „ Wir sollten den Göttern opfern.“ Er brach ein Stück Fladenbrot ab und machte einen Klecks Puls in eine kleine Schüssel, Wein für die Schale am Hausaltar. Alles das brachte er zum Hausaltar und sprach seinen Dank aus.


    Zurück am Tisch das gut gemeinte „ Guten Hunger.“ Antias aß seinen Puls und hörte Marei zu. Eine solche Auswahl zu den Mahlzeiten hatte er nie gehabt. „ Ihr habt mehr bekommen, als manch Freier tagtäglich auf seinem Tisch stehen hat.“ Bei den Aureliern hatten es die Sklaven wirklich gut. Als Auriga wäre er....Er war Bürger Rom’s und niemand, außer Lucilla, wusste von seiner Vergangenheit. Und bald wollte er sie heiraten, dann war auch ihre Vergangenheit aus der Welt. „ So viel zu Essen, im Stall gab es...“ Jetzt hätte er sich beinahe versprochen. Er hustete verlegen. „ Also die bei den Pferden waren, die,...ich meine, die auf der Villa Rustica. Die hatten nicht so viel.“ Verlegen sah er zu Lucilla, wechselte gleich das Thema. „Freut mich, dass du Lucilla hilfst und dich geschickt anstellst.“ Sie war sehr fleißig die kleine Marei. Dafür sollte sie ein großes Geschenk bekommen. " Hast du das noch nie gegessen?" fragte er verwundert, als sie vom Puls verlangte. " Den gibt es bei uns jeden Tag. Mal Gemüse drin, mal Honig, mal Nüsse gemahlen. "

    Überrascht, zu keiner Antwort fähig, gab er dem Centurio die Tabula. Das Ding war er los. Von wem sie war und was drin stand wusste Antias nicht. Das musste er auch nicht wissen. Dem Händler gegenüber hatte er sein Versprechen eingelöst. Was der Centurio mit der Tabula anfing, war ihm schlichtweg egal. Das sollte er mit dem Empfänger klären. " Vale Centurio." verabschiedete sich Antias und hatte es sehr eilig. Überlegte der Centurio es sich, dann hatte er das Ding wieder am Hals. Aufs Pferd und wieder zu seinen Kameraden.

    Ein Centurio zu fragen. Vielleicht konnte er ihm wenigsten sagen wo er den Centurio finden würde. Wenigstens sein Zelt. " Ähm, Lucius Helvetius Corvinus." las Antias von der kleinen Kartusche ab, die die Tabula verschlossen hielt. " Vielleicht kannst du mir sagen, wo ich sein Zelt finde oder seinen Optio." lange konnte Antias nicht mehr mit der Suche weiter machen. Fand er ihn heute nicht, musste die Tabula warten bis er wieder ins Lager zurück kam.

    " Den Wein muss ich ablehnen. Muss wieder raus zu meinen Kameraden. Vorher bei den Händlern noch was zwischen die Zähne holen. Ich komme drauf zurück, sobald wir hier einrücken." Antias schlug ihm dankend gegen die Schulter. Vor dem lager die Händler boten viel an. Unschlüssig ging er an den Händlern entlang. Er beugte sich zu einem Sack mit Nüssen und zuckte zurück. Unter seiner Tunika piekte ihn die Ecke einer Tabula in seinen Bauch. Die hatte er total vergessen. Er holte sie heraus. Für einen Centurio der II. war sie. Wie fand er jetzt einen der zweiten. Legionäre liefen hier viele herum. Er fragte und bekam nur Schulter zucken und Kopfschütteln. Ein Centurio kam ihm entgegen. Fragen war nicht verboten.


    " Salve Centurio. Bist du von der Secunda? Ich habe hier eine Tabula von einem Händler aus Germania. Der Name steht drauf. Ich würde sie ihm selber geben, aber ich muss zurück auf Posten."

    " Was gibts zu Essen? " lugte Antias fragend um die Ecke. Auf seinen Armen hatte er Holzscheite, die stapelte er unter den Herd. " Puls?? Mit viel Honig?" Neugierig schaute er Lucilla über die Schulter. " Fladenbrot, mmhhh...." Er sah zu Marei. Sie holte alles zusammen was Lucilla benötigte. Antias nahm sich die Amphore und löste den Pfropfen. " Bring mir bitte einen Krug zum abfüllen." sagte er zu Marei. Ein Krug Wein zum Essen reichte. Mit Wasser verdünnte löschte er den Durst. Betrinken durfte Antias sich nicht. Er musste am Abend in die Castra zurück. Den Tisch half er mit decken. Becher, Löffel, den Puls gab es in einer Schüssel und für das Fladenbrot reichte eine flache Schüssel. " Was gab es bei euch zu Essen Marei?" fragte Antias.

    Nicht tausende von Sesterzen, aber immerhin ein Monatssold. Für einen Auriga eine lächerlicher Summe. Für einen geprügelten Auriga, der keine Rennen fahren durfte, ein gutes Sümmchen. Das war alles Vergangenheit. Was machte er jetzt als Römer? Er starb vielleicht für eine lächerliche Summe und Lucilla stand alleine da. Nein, dazu ließ er es nicht kommen. " Ein gutes Sümmchen für meine Verhältnisse." Antias grinste.
    Die Legionäre hier wussten nichts von Patavium. Bald ging es wie ein Lauffeuer um, da war sich Antias sicher.
    " Wir beobachten seine Bewegungen. Die letzte Stadt war Patavium, als ich dabei war. Sie haben sie geplündert und Feuer gelegt. Tote auf den Straßen..." Antias hatte wieder den Brandgeruch in der Nase. Der Anblick der Toten hatte ihn nicht geschockt. Wie oft gab es in der Arena Unfälle. Die Verletzten oder Toten sahen weit schlimmer aus, als die auf den Straßen von Patavium. Das einzige was ihm zugesetzt hatte, war das tote Kind und die Frau.

    Schwups, hatte Lucilla sein Arme verlassen. Von wegen zu viel zu essen. Was sie nur wollte. Er brauchte Kraft. Schließlich arbeitete er schwer. Naja, nicht ganz schwer, aber schwer.


    Die beiden Weiblichkeiten waren bereit zu gehen. Ja, wohin? Antias sah Marei ratlos an. Ein Blick zu Lucilla, ein Schulterzucken. " Wohin würdest du am liebsten zuerst gehen? Für Lucilla, hungrig wie sie aussieht, wäre eine Garküche willkommen. Ich habe einen kleinen speziellen Appetit auf Fleisch und du?" Er zwinkerte Marei zu.

    Von Hilfseinheiten hatten sie nichts gesehen. Nur Teile von den bekannten Legionen. Hilfstruppen wären aufgefallen. Die hätten sich bei der Vorratsbeschaffung beteiligt. Alles was er wusste war gesagt. Mit ordentlichem Gruß verabschiedete sich Antias " Danke Legat." Hu, waren da viele hohe Tiere drin gewesen.


    Ausruhen war die Devise und wieder zurück zu den Kameraden am letzten Standort. Entweder fand er eine Nachricht vor oder sie waren am Platz geblieben. Der Wein und das Essen entschädigten für den anstrengenden Ritt. Noch eine Mütze Schlaf dazu. Durch laute Gespräche und vorbeihetzende Legionäre wurde Antias munter. Ein Donativum wurde gezahlt, das hatte er heraus gehört. Nichts wie zur Auszahlstelle. Ein volles Säckchen Sesterzen, welcher Dummkopf schlug so was aus. Antias stellte sich in die Reihe am zweiten Tisch. "Weiß einer wie viel es gibt? Ich kann's gut gebrauchen. Ah he, miles. (Antias tippte Iunius Priscus an) Weißt du was genaueres? Ich bin erst vor einer Stunde ins Lager gekommen."

    Der Schluck Wasser drängte den faden Geschmack und die Trockenheit im Mund zurück. Viel überlegen musste er nicht, hatte alles auf dem Weg tausendfach für sich wiederholt, um nichts zu vergessen. Er war ungefähr 8 Stunden geritten, also war es vor 2 Tagen. Die Händler traf er ungefähr 2 Stunden hinter Patavium. Sie waren verängstigt und wollten ihm ans Leder, weil sie dachten er gehörte zu denen, die die Stadt auf dem Gewissen hatten. " Vor zwei Tagen, meinen Ritt hierher eingerechnet. Händler können es bestätigen, sie sind auf dem Weg nach Verona. Sie wollten nach Patavium, haben die Feuer gesehen, die plündernden Legionäre und hatten sich versteckt. " Antias räusperte sich. " Unterwegs musste ich immer wieder kleineren Gruppen ausweichen, die Vorräte beschafft haben. Das waren nicht nur welche von der XXV." Umständlich förderte er einen kleinen Stock zu Tage und las die eingeritzten Zahlen ab. " Nach ihrer Ausrüstung, der Bemalung der Schilde, ist die XIII., die XIV., die XXXIII. und VII. vertreten. Es sind Reiter von uns in der Nähe der Truppen und beobachten weiter. " Das war vorerst alles, was er zu melden hatte.

    In gestrecktem Galopp ritt er die Straße entlang. Hier musste er sich nicht mehr verstecken und durch die Felder reiten. Die Tränen waren unterwegs getrocknet. Er hatte sich übergeben müssen. Was er gesehen hatte, dass vergaß er nie mehr. Sie hatten es getan, Römer hatten es getan. Weiter nur weiter, nicht zurück sehen.
    Am Tor ließ man ihn passieren. Candidus verschaffte ihm Platz auf dem Weg zur Principia. Vor dem Eingang rutschte er vom Pferderücken . " Ich habe eine wichtige Meldung!" Die Wachposten ließen ihn durch.


    Antias holte tief Luft, kein Salutieren, sein Blick irrte zwischen den Offizieren hin und her. Die Meldung ging alle an. " Salve, Eques Servius Obsidius Antias...I. Legion, I. Turma. " Luft holen und die Last los werden. " Sie haben Patavium geplündert, gebrandschatzt, Männer, Frauen und Kinder getötet. Den Feldzeichen nach, die XXV. Legion. " Ihm wurde wieder übel, er hustete. Das kleine tote Mädchen, die blutüberströmte junge Frau, der Alte, der um beide trauerte. Ein Mann, niedergestreckt auf der Schwelle seines Hauses. Überall Tote. Der Geruch von Tod, der Rauch von den Bränden, saß immer noch in seiner Nase.


    Er blieb stehen, rührte sich nicht vom Fleck. Lieber wäre er raus gerannt, frische Luft, seinen rebellierenden Magen beruhigen. Einen Krug Wein, betrinken, versuchen zu vergessen.

    " Au." Zuckte er beiseite, rieb sich über die Stelle und grinste frech weiter. Ihren Kuss erwiderte er, sah sie an, behielt sie in seinen Armen gefangen. " Nein, achso... nein, der ist ein guter Freund, der Candidus. Wir kennen uns noch nicht lange, aber kommen gut miteinander klar."
    Erzählte Antias ihr, dasss es ein Pferd war, hatte er keine Ruhe mehr. Deswegen hatte er zu Marei gesagt, dass ee sein Geheimnis ist. Einweihen, das machte er später. Erst durch die Ausbildung und wurde er bei den Eques genommen, dann erfuhr es Lucilla. Antias bekam es hin ihr dann auch Candidus vorzustellen.

    Strecken, gähnen und .... " Gehen wir über den Markt. Ein paar Sesterzen sind hier irgendwo." Umständlich suchte er seinen Geldbeutel, fand ihn endlich und stand auf. " Ich könnte einen Fleischspieß vertragen." grinsend ging er an Lucilla vorbei. Heute war ein besonderer Tag und da durfte es ein Fleischspieß sein. " Ihr bekommt auch was ab." meinte er großzügig. Das war nur ein Scherz. Lucilla und Marei konnten selber entscheiden was sie auf dem Markt haben wollten.

    Großes Hallo auf dem vermeintlichen Schlachtfeld. Sie schlugen von oben zu, stachen, wehrten ab. Den Gegner von oben treffen war nicht leicht, bewegte er sich. Durch Ausweichen und und Ducken machten es die Fußsoldaten den Reitern schwer. Antias bekam zwei Bein und einen Armtreffer. Schmerzhafte rote Stellen waren zu sehen. Er tauschte mit seinem Kameraden. Parma hoch und vor allem auf die Schläge von oben achten. Die Meidbewegung seinen Kameraden war zu langsam. Antias stach ihn in die Rippen. " Bist du von allen Göttern verlassen?" schrie der ihn gleich an und hielt sich die Seite. " Hab dich nicht so, das wird ein Fleck und ist erledigt. Sieh mein Bein an." moserte Antias zurück. " Einmal darf ich dich noch treffen." grinste er und griff den Reiter erneut an. Diesmal erwischte er den Handrücken. Mit schmerzverzerrten Gesicht ließ sein Kamerad das Holzschwert fallen und hielt sich die Hand. Rot und angeschwollen. Antias hatte ihn gut erwischt.

    Ihm wurde klar, dass er sich hatte gehen lassen. Durchgelassen werden und richtig verabschieden, mehr wollte er nicht. Vor allem war er wortbrüchig geworden. Das Versprechen Chio nicht zu verlassen. Ein besonderer Grund sich richtig zu verabschieden. Sie ließen es nicht zu.


    " Keiner Decurio." Antias fühlte sich schuldig. " Ist das noch von Belang? Ändern kann ich nichts mehr dran." Er hatte Chio enttäuscht und sie allein gelassen.

    Dieser schmierige Dreckskerl war zum Decurio gegangen um ihn anzuschwärzen. " Ich habe die Menge vorher gewarnt und bin langsam zwischen die Leute getrabt." Sie waren freiwillig auseinander gegangen, aber hatten ihm keine Zeit gegeben sich zu verabschieden, drängten ihn ab. Das hatte ihn wütend gemacht. " Ich weiß nicht, ob ich welche umgeritten habe. Ich war wütend. Sie haben mich nicht zu ihr gelassen." Nur einen Kuss, eine Umarmung, nichts hatte er. Sie waren schuld. Wieviele er umgeritten hatte wusste er nicht. Er hatte sich nicht um sie geschert.

    Ausgerechnet der. Den konnte Antias gar nicht gebrauchen. Wie der grinste, hatte er sich wieder eingeschleimt. Antias sagte kein Wort. Er trieb Candidus an und ritt an der Formation entlang zum Decurio.


    " Decurio, Eques Servius Obsidius Antias meldet sich wie befohlen."


    Was sollte er beim Decurio? Was angestellt? Nicht das er sich erinnern könnte. Seine Dienste hatte er gemacht. Candidus wurde gut gepflegt. Seine Ausrüstung war in Ordnung. Einen Grund hatte der Drecksack gefunden um ihn anzuschwärzen, sonst müsste er jetzt nicht beim Decurio antanzen.

    Lucilla, seine Chio. Candidus blieb ruhig in der Menge stehen. Das einzige, seine Ohren spielten. " Ich wusste nichts davon Lucilla." Er schluckte unterdrückte die Tränen. Ihm war zum heulen, er durfte nicht. Ja, er hatte es ihr versprochen und nun... Er musste gehen. Lucilla hob Marei hoch. " Wenn ich wieder komme, wirst du Libertus." sagte er zu Marei. Ganz gegen seine Art drückte er sie, gab ihr einen Kuss auf die Wange. Marei war ihm gegenüber immer zurückhaltend, er hatte es akzeptiert. Er nahm ihr den Korb ab. " Lucilla, ich komme zurück und...." die Menschen drängten nach. Antias fluchte. Candidus wurde unruhig. Kein Kuss, nichts. Warum durfte er sich nicht einmal richtig von ihr verabschieden. " Lucilla ich komme zurück!!! rief er ihr zu. " Ich liebe dich..." flüsterte er. Candidus ging zurück. Antias musste aufholen und zurück in die Formation. Wut stieg in ihm auf. Nicht mal einen Abschiedskuss. " Weg da! Lasst mich durch! " Wer nicht schnell genug beiseite ging, wurde von Antias umgeritten. Sie hatten ihn nicht zu Lucilla gelassen, sollten sie sehen was sie davon hatten. Das er seine Wut an Unschuldigen ausließ war ihm egal. Er ritt wieder auf seinen Platz. Heimlich stahl sich eine Träne über seine Wange. Er wischte sie wie eine lästige Fliege weg. Es sollte keiner sehen.

    Ihre Begeisterung candidus zu füttern hielt sich in Grenzen. Marei mochte Pferde anscheinend nicht so sehr. Das war ja kein Weltuntergang. Vielleicht mochte sie andere Dinge lieber. Antias war ein bisschen enttäuscht, er dachte damit könnte er sie aus der Backstube locken. Vielleicht fiel ihm was besseres ein. " Wenn ich traurig bin? Dann versuchte er mich zu trösten. Bin ich müde und laufe vor ihm, stupst er mich an. Ja nicht einschlafen, hörst du!" Antias grinste bei Marei's Mutmaßung, dass ihm die Kekse nicht schmecken. " Sie kann sie nicht verkaufen, weil sie mir so gut schmecken. Die esse ich lieber alleine." Er stupste Marei an. " Die Idee mit den Nüssen will ich auch kosten. Aber jetzt bin ich echt satt. " Er fuhr mit der Hand über seinen Bauch. " Candidus wird sich bald beschweren, dass ich schwerer geworden bin. Ich esse zu viele Kekse."

    Betreten stand Antias da. Marei hing an Lucilla, wie er solche Situationen hasste, weil er nicht wusste was er tun sollte. Seine Blicke wichen der Szene aus und gingen über die Möbelstücke. Für Marei war alles wichtige an Möbeln da. Eine Truhe und einen schönen Korbsessel für Lucilla könnte er bauen. Flüchtig schaute er zu den beiden. " Ähm, ich muss noch ein bisschen Holz machen." Er hielt es nicht mehr aus und verkrümelte sich in die Bäckerei. Frauenbefindlichkeiten waren nicht sein Ding.

    Hätte er das gewusst. Den Brunnen hatten sie auf der anderen Seite gegraben. Quer durchs Lager. Das Wasser für die Pferde hatten die calo geholt. Alles war durchdacht. Kein Leinen stolpern. Überall Wege, breite Hauptwege und die Anordnung wie im Standlager in Mantua. Antias kaute auf einem Keks. Viele waren nicht mehr übrig. Er teilte sie sich ein. Jeden Tag nur einen. Heute hatte er zwei. Wie er feststellen musste, war er nicht der einzige der Wasser haben wollte. Er stellte sich an der Schlange an. Schritt um Schritt ging es vorwärts.