Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Schweiß stand ihm auf der Stirn, und nicht nur da, die Tunika war durchgeschwitzt, klebte an seinem Körper, fluchend zog er die Zügel an. Staub, wirbelte auf. Wieder brach der Wagen in der Kurve aus der Bahn. Er hatte zu spät abgebremst.


    "Das sind Zügel !!!! Keine Haarbänder!!!Wieder nur die Weiber im Kopf!!! Ich prügel sie dir gleich aus dem Schädel!!" schrie Sextus über die Bahn.


    Wie recht Sextus in diesem Moment hatte, konnte er nicht ahnen. War Aretas doch eher zurückhaltend in der Frage, was Frauen betraf. War deswegen immer wieder Anlaufpunkt für mancherlei Spott. Ihm ging in diesem Moment Caelyn durch den Kopf. Sie war ja niedlich. Gut, hübsch. Doch, sie war hübsch. Sagte alles so wie sie es dachte. Wie ihr der Mund eben gewachsen war....


    Ein Knall. Das Zischen einer durchgeschwungenen Peitsche. Der brennende Schmerz auf dem Arm, kurz hinter seinem Unterarmschutz. Aretas hatte nicht aufgepasst. Sextus hatte es bemerkt und bestrafte die Unachtsamkeit sofort. Auf der Bahn war er der Herr. Aretas biss die Zähne zusammen, als ihn gleich darauf der zweite Schlag im Rücken traf. " Fahr endlich !!!! ....und pass auf!!!"


    Aretas versuchte sich zu konzentieren. 10 Runden! Noch 10 Runden! Die Wenden wurden besser. Sextus war nicht zufrieden. Wie sollte er auch. Aretas fuhr heute wie der erste Mensch.


    "Denk an mein Versprechen." rief er Aretas nach, als der das Gespann in die Stallungen brachte.

    Keiner zu sehen oder zu hören. Ein Eimer stand an der Seite, der Brunnen nicht weit entfernt. Ihn voll zurück zu tragen ersparte sich Aretas. Er zog sich am Brunnen aus und wusch sich.Das Wasser war kalt und brachte ihm eine Gänsehaut ein, aber er war wenigstens sauber und die Kampfspuren,mal von der Augenbraue und der zerschrammten Wange abgesehen, beseitigt.
    Müde und geschafft fiel er auf seine Liege. Was würde er jetzt für ein warmes Bad geben und einfach alles was nach dem Rennen war vergessen wollen.


    Die nächsten Tage waren ausgefüllt mit Training, Stallarbeiten, Reparaturen. Keiner hatte etwas gesagt, keine Fragen gestellt. Dann kam das neue Gespann.
    Aretas bekam ein eigenes Quartier und die Aufsicht über die neuen Pferde. Eine Aufgabe die seinen ganzen Tag beanspruchte.Der Markttag war morgen. Er hatte dem kleinen Hühnchen versprochen da zu sein. Das Training begann erst wenn die Sonne um Mittag stand.Es sollte also nichts dazwischen kommen.


    Der Morgen fing früher an als sonst. Aretas wollte sich vor dem Markt um die Pferde kümmern.Ausmisten,frische Einstreu, Futter,Wasser,Striegeln. Die Zeit wurde knapp. Waschen und seine wollweiße Tunika an, verließ er den Stall.

    Aretas zog die Augbraue hoch...ein Stich durchzuckte ihn, er verzog das Gesicht. " Ähm, sie ist eigentlich meine Stiefschwester. Deswegen kann ich sie nicht leiden. Es war ein schlechter Vergleich." Aretas sah Caelyn an. " Außerdem hat sie dunkelbraunes Haar und du hast goldenes." Vorsichtig, strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte. " Ah, jetzt sehe ich dich wieder." Seine Unruhe nahm zu. So richtig wusste er auch nicht was er sagen sollte. "Mmmmhhh..,ja...." Ihm fiel nichts ein. Über was unterhält man sich mit einem Mädchen? " Ja ...dann,..dann gehe ich mal. Sonst bekommst du noch Ärger mit dem Alten und deinem Herrn. Wir könnten uns ja früh zum nächsten Markttag, auf dem Markt treffen." Aretas stand auf. " Ich finde den Weg. Bis dann." Kurz zögerte er, dann gab er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. " Danke, kleine Schwester." Beim hinausrennen nickte er dem Alten zu und schlüpfte durch die Tür nach draußen.

    Ihm blieb nicht's anderes übrig. " Gloria ? ...Gloria?" rief er noch einmal fragend. So wie er aussah, konnte er nicht direkt zu ihrem Haus. Dreckig und blutverkrustet ließen sie ihn da nie ein, wenn nicht Gloria selber die Türe öffnete. Oder er musste hier mit einem Eimer Wasser vorlieb nehmen.

    Locker bleiben...tz....Hühnchen, ähm Caelyn, war ganz schön Schmerzfrei. Sein verkrampfter Griff brachte das Holz des Hockers zum knacken. "Ähm, Pandora, sie ist an allem Schuld. Sie wurde von Jupiter geschickt um Prometheus mit ihren Reizen zu Verführen, eine Büchse zu öffnen, die mit allen Übeln der Menschheit gefüllt war. Prometheus schlug aus, aber sein Bruder der Dummkopf, ließ sich trotz Warnung von ihr Verführen und öffnete die Büchse, damit kam alles bekannte Unheil über die Erde und die Menschheit. So ungefähr jedenfalls. So habe ich das mal gehört."


    Der erste Stich, traf in unerwartet. Das Erzählen hatte ihn abgelenkt. Aretas wurde noch blasser. Brachte kein Wort mehr über die Lippen. Biß die Zähne zusammen. Bloß nicht um fallen. Du machst dich lächerllich. Die drei Stiche. Ja, NUR drei Stiche oder doch vier. Ich sterbe gleich. Besser ich rede. So lange ich das kann...." Autsch." .... " Ja, meinst du mein Dominus wird das durchgehen lassen? Er wird mir den Kopf abreißen." ...."au"... (Stich Nummer zwei). Aretas versuchte den Kopf weg zu ziehen, der Faden straffte sich.. Aretas macht sich ob der Schmerzen lautstark Luft. "Bei allen Göttern...ich bringe den Ochsenkutscher um!" Dann besann er sich wieder. "Kleine Schwester, achso, ja die. Klein, Vorlaut und nervig." Was hatte er vor gesagt. Sie wäre wie seine kleine Schwester und er hatte es vor dem letzen Stich getan.Der Tag hatte schon beschissen angefangen, warum sollte er nicht auch so enden. Rette wenigstens, was du noch retten kannst. " So war da aber nicht gemeint... Ich meine...ach ist egal. Nein, du bist nicht ganz so schlimm wie sie..." Wie war das mit retten? halt einfach die Klappe. Caelyn gibt sich alle Mühe und du stampfst sie in Grund Boden. Dabei ist sie nicht mal häßlich. Ach was. Dafür hast du jetzt keine Zeit. Naja eine Ausnahme könnte man für eine kleine Schwester machen. Aber nur kleine Schwester. MMhhh... " Bist du fertig?" Aretas rutschte unruhig auf dem Hocker rum. Warf Caelyn einen flüchtigen Seitenblick zu. Sie war ja wirklich niedlich.

    Es war dunkel als Aretas ungesehen zum Tor herein schlüpfte. Lauschend stand er im Gang, hielt die Luft an. Außer dem vereinzelten Wiehern eines Pferdes war nichts zu hören. Eine Gattertür klapperte. Aretas drückte sich an die Wand.
    Hatte Gutta sich bei Dolabella beschwert? Ob man schon nach ihm suchte. Nein, dann wäre es hier nicht so still.Es war gut, dass er nicht mit in der Villa Tiberia bei den Haussklaven untergebracht war. Dort wäre er wahrscheinlich gleich zur Rede gestellt worden.
    Er sah an sich herunter. Ein Bad wäre gut. Noch lieber wäre ihm eine Massage, die Muskeln schmerzten. Ob er es wagen könnte zu Gloria zu gehen? Sollte es schief gehen, dann war das sein letzes Bad.
    Egal,ihm ging es miserabel, er war fertig, hatte hunger und die "Flucht" zu Caelyn war keine gute Idee gewesen. Wenn der Alte quatschte dan war er genauso geliefert.Es lohnte nicht, sich weiter darüber Gedanken zu machen, bei seiner derzeitigen Verfassung kam auch nicht sonderlich viel dabei heraus.


    Der Gang vor den Boxen war leer. Aretas ging in Richtung des Auriga-Quartiers. Gloria hatte er dort schon gesehen. vielleicht konnte er sie ohne großen Wirbel dort abpassen.

    Er war nicht zufrieden mit sich. Das Gespann hatte auf jede seiner Aktionen ohne zögern reagiert. Es war eben nicht die schnellsten Pferde.Epona hatte ihm einen 3. Platz beschert. Immerhin nur die Favoriten musste er ziehen lassen. Beim nächsten Rennen.... Ja, beim nächsten Rennen, schwor er sich.
    Bevor er hinaus fuhr warf er einen Blick zu den Logen. Bei der Masse an Menschen kaum zu erkennen wer dort alles saß oder stand unten fuhr Proteneas vorbei.
    Leicht angesäuert lenkte Aretas die Quadriga zurück in die Gänge, übegab sie einem Stallknecht....das Nachspiel

    "Ludi Victoriae Augusti - XII. Rennen - V. Runde"



    Der Abstand der drei Führenden zu Aretas hatte sich vergrößert. Das blutige Ende des Römers, der
    ihm vor das Gespann gelaufen war, gingen ihm nicht aus dem Kopf. Du musst fahren! Vergiss es! Du konntest es nicht verhindern! Es war nur ein Römer ! Versuchte ihn sein Gewissen zu beruhigen.
    Ein kurzer Blick nach hinten zeigte ihm, dass von dort keine Gefahr drohte. Es war viel Platz und das war die beste Möglichkeit das Gespann laufen zu lassen. Aretas trieb sie an, fuhr an Tolimedes heran und überholte. Ein überraschter Blick des Blauen.


    Aretas schwang die Peitsche und trieb die Pferde an. Vor ihm die zwei Roten. Sie hatten die Plätze gewechselt Amasis versuchte also Proteneas abzuschirmen. Aretas Gesicht verfinsterte sich. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr vor der Wende, die Peitsche zischte und traf Amasis. "Hurensohn." brüllte Aretas. Amasis zog erschrocken, ob des Angriffs, den er nicht erwartet hatte, zurück. Aretas Gespann kam vorbei, drängte sich auf die Innenbahn.


    Proteneas war schnell erreicht, Aretas griff ihn an. Zwei drei Schläge mit der Peitsche. Proteneas wehrte ab und Schlug zurück. Aretas bekam den Riemen zu fassen, der sich einmal um seinen Unterarmschutz gewickelt hatte. Zog daran. Die Gespann liefen immer enger zusammen, die Wende war zu sehen. Proteneas hielt dagegen, drückte mit seinem Wagen. Die Räder berührten sich, ein lautes Knacken. Aretas sah gehetzt nach vorn. Er musste etwas tun, sonst war das seine letzte Gerade. Der Riemen der Peitsche! schoß es ihm durch den Kopf. Aretas befreite sich mit einem Schnitt seines Messers, davon. Proteneas drückte ihn weiter an die Barriere. Es tat ein Schlag, ein heftiger Ruck ging durch Aretas Wagen. Er war gegen den Bord der Barriere gefahren. Das Rad ! schrie es innerlich in ihm. Von oben schrien die Leute. Die Pferde kamen aus ihrem Rhythmus, der Wagen kippte langsam nach rechts. Sich in die Zügel legend und unter Aufbietung aller Kräfte, zog er das Gespann leicht nach links. Mit zusammengebissenen Zähnen und hochrotem Kopf vor Anstrengung sah er die Stute schon in die Barriere laufen und stürzen. "NEIN, Aischa !!" brüllte er. Die Stute zuckte, legte die Ohren an, ging in die Riemen, stemmte sich gegen die Hengste und drängte sie Millimeter für Millimeter nach rechts. Auf den Rängen schrie man, war aufgesprungen. Hitzige Debatten nahmen ihren Lauf. Wetten wurden abgeschlossen ob der Purpurne die Wende schaffte.


    Da war sie. Proteneas hatte einige Meter zwischen sie gebracht und nahm sie zuerst. Die Rusata-Anhänger jubelten begeistert. Aretas zügelte das Tempo des Gespanns, der Wagen rollte wieder auf zwei Rädern. Schon fast vorsichtig nahm er die Wende, die Pferde fanden langsam ihren Rhythmus wieder. Enttäuscht setzen sich einige der Zuschauer wieder auf ihre Plätze. Sie hatten wahrscheinlich ihre Wetten verloren. Trotzdem brodelte es, im Kessel. Das Rennen hatte wieder etwas an Spannung bekommen.


    Die Gerade gab ihm Luft. "Das hast du gut gemacht meine Kleine !" murmelte er vor sich hin. Da überholte ihn Tolimedes und kurz vor der Linie Amasis. Wütend sah Aretas hinterher und gab seinen Pferden wieder die Zügel. Amasis wollte er sich als erstes holen. 2 Runden, nur noch 2 Runden blieben ihm.


    Sim-Off:

    Rundensieger:
    1) Proteneas: 80 (+20)
    2) Tolimedes: 67 (+12)
    3) Amasis: 58 (+0)
    4) Aretas: 55 (+17)
    5) Perikles: 32 (+10)
    6) Pigor Secundus: 28 (+7)
    7) Publius Gutta: 25 (+3)
    8 )Keraunos: 24 (+5)

    Das hatte er vom Hühnchen nicht erwartet. „Ich? ..ein Geschenk? Ich bin aus der Büchse der Pandora entstiegen.“ Das war seine Definition dafür und dann die Hiobsbotschaft dazu. Perfekt.


    „ Hast du Nadel und Faden ? Kannst du überhaupt Nähen ?...Dann mach bitte schnell, eh ich’s mir anders überlege.“


    Aretas hielt sich krampfhaft am Hocker fest und sah ihr mit einem leichten Anflug von Unwohlsein zu.Um sich abzulenken sprach er weiter.


    „ Das mit dem Geschenk. Du bekommst eins von mir , ganz sicher.“ zweifelnd kam hinter her. „ Wenn ich den heutigen Tag überlebe.“ Dann sah er sie an, legte den Kopf schräg und grinste. „Du könntest meine kleine Schwester sein. Warum, sag ich dir aber erst nach dem Nähen.“

    Kann der Alte nicht verschwinden. So was von misstrauisch, dachte Aretas.


    “ Was hast du an der Porta mit dem , “wenn das der Herr wüsste” gemeint.” fragte Aretas den Alten. “ Es wäre zu dem schön, wenn du dich diskret zurückziehen würdest oder bist du hier der Wachhund im Haus ? …. AU!! …Das tut doch weh.” dabei zuckte Aretas mit dem Kopf weg und sah Caelyn mürrisch an.


    Das mit dem Geschenk hatte er beflissentlich überhört, das musst er ihr dann erklären. Wenn nur der Alte endlich ginge.


    “Nähen ?…nein, nicht dein ernst oder? “ Es schmerzte so schon genug und jetzt wollte sie das auch noch Nähen. Alles weigere sich in ihm. Er wurde aschfahl. Der Alte ging immer noch nicht. Jetzt war es ihm egal, er wollte es noch los werden bevor sie den ersten Stich machte und er vielleicht ohnmächtig vom Hocker rutschte.


    “ Das habe ich von einer Schlägerei mit einem anderen Auriga, einem Freien Names Gutta, ich war nicht Schuld, aber das wird mir keiner glauben. Er ist der Klient meines Dominus Spurius Tiberius Dolabella. Wenn er ihm auch nur ein Wort davon sagt bin ich geliefert. Und da bist du mir eingefallen. Aber es war wohl doch keine so gute Idee, ich muss wieder zurück.” Aretas warf einen flüchtigen Blick in Richtung des Alten.


    “ Und das mit dem Geschenk war nur um zu dir zu kommen, kann ich wissen das da so ein sturer Alter an der Tür steht.” Würde sie jetzt wutentbrannt über ihn herfallen? Aretas zog vorsorglich den Kopf ein Stück ein.

    Der Alte ließ ihn wirklich vor der Porta liegen. Schlechter ging es gar nicht. Erst die Schlägerei, jetzt der Alte, dann Caelyn......Caelyn! meine Rettung. Die Götter hatten endlich Mitleid mit ihm.
    Um nicht gleich wieder Argwohn bei dem Alten zu provozieren, ließ Aretas sich von Caelyn hinterher ziehen zur Küche. Aufatmen auf ganzer Front. Die erste Hürde war genommen.

    "Was geht dich das an." hätte er dem Alten am liebsten an den Kopf geworfen. Was sollte er jetzt tun?
    Aretas holte das kleine Lederbeutelchen aus der Tunika.


    "Ich hafte mit meinem Kopf dafür." laut stöhnend brach er vor der Porta zusammen. Hoffentlich lässt er mich hier nicht liegen, dachte Aretas bei sich, den Lederbeutel in seiner Faust verbergend.

    Die Porta öffnete sich schneller als gewollt. Jetzt war guter Rat teuer.
    Ein alter Mann trat in die Tür. Ja, was konnte er für Aretas tun. natürlich zu Caelyn lassen, wenn sie da war.


    "Entschuldige mein Aussehen. Ich bin in eine Schlägerei geraten und wäre für ein wenig Hilfe dankbar. Der Grund meines Klopfens ist aber ein anderer. Ich soll hier etwas für eine Caelyn abgeben. Der Absender meinte persönlich."


    Aretas seufzte und krümmte sich etwas. Tat so, als ob er jeden Augenblick vor Schwäche und Schmerzen auf die Stufen sinken würde. Mal sehen ob der Alte einen kleinen Funken Mitleid innewohnen hatte. Aretas schmeckte der Schwindel zwar nicht, aber er musste in das Haus zu Caelyn.

    „ Casa Quintilia, Vicus Longus, Viminal“ murmelte er vor sich hin. Das hier schien es zu sein. Aretas hatte sich durch die Straßen an den Hauswänden entlang geschlichen. Die großen offenen und starkfrequentierten Straßen gemieden. Die Leute die ihn sahen gingen ihm aus dem Weg oder fingen an zu tuscheln.
    Sollte er klopfen ? Ihm musste ein guter Grund einfallen, um hier hinein zu kommen. So wie er aussah.... Seine Faust erhoben , klopfte er an die Porta. Abwartend , immer noch den schmutzigen Lappen auf die Augenbraue gepresst, schmutzig, mit Blut beschmiert und dreckig. Ein Wunder, dass er ohne Probleme bis hier vor die Tür kam.

    Er hörte wie Gutta sich erhob. Gefasst darauf im nächsten Moment mit Tritten und Schlägen malträtiert zu werden, spannte er sämtliche Muskeln an, die ihm noch gehorchten, ballte die Hände zu Fäusten. Doch die Schritte entfernten sich von ihm. Ächzend drehte er sich auf die Seite, blinzelte in Richtung des davon gehenden Gutta. Etwas warmes lief ihm am Auge herunter. Mit dem Handrücken wischte er drüber. Ein stechender Schmerz ..


    “ Bei Bendis, dieser verfluchte Ochsenkutscher.”


    Aretas sah das Blut, befühlte vorsichtig seine linke Augenbraue und zuckte wieder zusammen. Sie war angeschwollen, aufgeplatzt und blutete wie verrückt. So konnte er sich nirgends sehen lassen. Das gab unangenehme Fragen. Wenn nicht schon Gutta, Dolabella über den Vorfall in formiert hatte. Erst mal weg hier war das wichtigste. Seine Peitsche und das Messer zusammen suchend, fand er einen alten Fetzen. Egal, er drückte ihn auf die Augenbraue und verzog das Gesicht.


    “Schei…” murmelte er schimpfend. Fieberhaft überlegte zu wem er gehen konnte. Um das Gespann musste er sich zum Glück nicht kümmern, das hatte ein Stallknecht übernommen. Ihm fiel nur Gloria ein … und Caelyn. Bei Gloria wusste er noch nicht, woran er war. Bei genauerer Betrachtung , beim Hühnchen auch nicht. Das Hühnchen war ungefährlicher, sie kannte Dolabella sicher nicht.
    Er sah sich um. Hier hinten war niemand weiter. Bei dem Betrieb und er Hektik vorn fiel es nicht auf, wenn er 1 bis 2 Stunden nicht da war. Am Wagen legte er die Bandagen, Messer, Peitsche zum Helm und verdrückte sich.

    Unerwartet und schmerzend war sein Erwachen, als er an dem Eselchen vorbei ging. Ihr Fuß hatte sein Schienbein getroffen. Seine Reflexe waren noch gut genug um zu reagieren. Er griff nach ihr , erwischte den Mantel. Ein ordentlicher Ruck, eine Staubwolke. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Sie kam ins Straucheln.


    "Lass uns Tanzen, Eselchen."


    Aretas hielt die Ecke des Mantels fest, lief um sie herum, wickelt sie fest in ihn ein und brauchte sie, so verschnürt und kampfunfähig, nur noch auf seine Schulter zu packen. Wildes Strampeln und zetern war die Anwort. Was auch immer sie wütend von sich gab. Es waren keine Freundlichkeiten. Aretas grinste und sah kurz zum Käufer. Er wollte sie ihm nicht überlassen. Aber sie gehörte ihm. Er musste.


    " Los komm her und nimm sie." rief er dem Bediensteten bissig zu, der vorher Opfer ihrer Attacken geworden war. Bevor er sie ihm auf die Schulter packte, gab er ihr noch einen ordentlichen Klaps auf den Po.


    " Der war für den Tritt, Eselchen. Wir sehen uns irgendwann wieder."


    Sie tat ihm schon irgendwie Leid, aber was ging ihn das an. Er wusste, dass er dem Patrizier völlig gleichgültig war, trotzdem nickte er ihm im Vorbeigehen kurz zu. Seiner purpurnen Tunika wieder einen guten Sitz verschaffend, entfernte er sich vom Markt.

    Schmunzelnd sah er dem Begleiter des Ersteigeres, des kleinen Goldesels zu. Fruchtlos verrauchte sein Versuch ihr den Mantel zu nehmen. Ganz schmerzlos war es sicher auch nicht. Für 4000 Sesterzen, hatte er sich da ein schönes Stück Arbeit gekauft.


    " He, lass dem Eselchen den Mantel. Es wird sonst störrisch und tritt aus. Halte ihm lieber eine Dattel hin, dann geht es freiwillig mit."


    Aretas amüssierte sich immer noch. Auch wenn er sie in seinem Inneren verstehen konnte. Sehr viel anders hatte er sich nach seiner Gefangenanhme auch nicht gefühlt, als er sich seiner Freiheit beraubt sah.


    Die Versteigerung war zu Ende. Er ging ohne sich weiter mit dem Eselchen und seinem neuen Herrn zu beschäftigen an ihnen vorbei zurück zum Hippodrom.

    Aretas zukte leicht zusammen. Wenn er hier vor jemandem Respekt hatte dann vor dem Dominator und dieser stand am Gatter . Mit seiner überzeugenden Art und Weise machte er ihm klar, was ihm Dolabella zugedachte.



    "Die Peitsche wird nicht nötig sein." Aretas sah dem Dominator in die Augen und hielt seinem Blick stand.


    "Ich werde alles daran setzen um mit diesen Pferden zu Siegen." Diese Worte sprach er sehr bestimmt aus.


    Dann grinste er. "Und ich zweifle keinen Augenblick daran, dass du dein Versprechen halten wirst, wenn es die Pferde versäumen sollten."


    Dem Hengst den Hals klopfend, kam er aus der Box. " Ich habe nichts zu verlieren." sagte Aretas als er vor dem Dominator stand.

    Die Antwort Dolabella's machte ihn stutzig, er fühlte sich damit entlassen und ging zu den Pferden. Zu *seinen Tieren* wie Dolabella äußerte. Aretas ging zu dem Hengst, den er schon vorhin begutachtet hatte. Er schnalzte mit der Zunge, sofort gingen die Ohren.


    " Was uns wohl Sextus zu erklären hat?"


    Aretas sah in den Raum, der gleich bei der Box war. Ein kleiner Vorraum mit einer Nische in der Wand, daran angrenzend ein größerer Raum. In ihm stand eine Liege, in einer Nische eine Tonlampe. Richtiger Luxus. Er sah wieder zu den Pferden.

    Seine Wette hätte er verloren. Nicht mal eine Träne war zu sehen.
    Ein Raunen ging durch die Menge. 1200 Sesterzen! Auretas nickte. Sollte das Eselchen mehr für den Halsabschneider da oben ausspucken. Mal sehen was er dafür tut um den Preis noch höher zu treiben.


    „HE HE ...“ Aretas pfiff laut, als sie anfing zu tanzen. „ Sie kann ja doch mehr als nur Esel hüten.“


    Seine Blicke hefteten sich an ihre weichen und geschmeidigen Bewegungen. Puh, das war nicht zu verachten, was sie da bot.