• Servianus sagte ihnen, wo sie lang gehen mussten, um die Legion noch zu erwischen. Da er noch etwas erledigen musste, würde er eventuell nachkommen. "Siehst du ihn?" fragte sie die Bäckerin zum x-ten Mal mit aufgeregter Stimme. Marei blieb an Lucillas Hand und liess sie nicht los. Ebensowenig lockerte sie ihren Griff um Puppe Nina. "Menno.. wieso sind die Großen immer so doof groß?" maulte Marei. "Ich seh nix... man sagt doch immer vier Augen sind besser als zwei." Und Lucillas Hand loslassen, um sich zwischen allen 'Großen' nach vorne zum Rand durchdrängeln, wollte sie nicht. Danach fragen, ob die Bäckerin sie auf den Arm nahm, kam Marei nicht in den Sinn. Von einigen Umherstehenden bekam die quasselnde Bäckereigehilfin ein Zischeln zugeworfen, sie solle doch bitte leiser reden. Marei zog die Augenbrauen hoch. "Wieso denn? Die Fußsoldaten sind nicht viel lauter als ich. Öh... die Erde bebt..." Die heranahenden Reiter ritten in Marschformation, es waren nicht gerade wenige Pferde, die die Straße 'abklapperten'. Das Getöse der unzähligen Hufe war respekteinflößend. Marei klappte ihren Mund zu und schob sich näher an Lucilla heran.

  • "Optio", nuschelte der Mann man Ende seiner Kräfte. Er brauchte alle Geisteskraft um sich zu zwingen auch nur halbwegs Schritt zu halten und war sich völlig bewusst, dass er dabei versagte und es gleich eine Strafe setzen würde.
    Mühsam keuchte er seine Erklärung:
    "Mein Knöchel...
    große Schmerzen...
    nicht auftreten..."

  • Fonitnalis sah kurz zudem Knöchel hinab, er war stark geschwollen und ein wenig verfärbt, kurz gesagt es sah nicht gut gut aus.
    Die Gedanken des jungen Optios schienen zu kreisen. Solltener anhalten lassen? Oder sich ein paar Männer aus der Formation schnappen die ihrem Kameraden halfen.
    Medicus!


    Hier musste der Fachmann ran. Sollte es für den Soldaten erst mal nicht zu Fuß weitergehn so konnte man ihn zur Not noch auf einen der Wagen laden.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Konträr zum emotional induzierten Appetitdefizit seines Gegenübers erfreute sich der junge Flavius weiterhin der herrlichen Speise,...


    Priscus rieb sich die Augen, als der Kleine antwortete. Müde war er, aber Schlaf würde er keinen finden können, nicht heute, dafür war er zu aufgekratzt und die Gedanken drehten und drehten sich. Da kam ihm Minor gerade recht, der Junge schien gebildet und eloquent zu sein, nicht so rauhbeinig wie die Legionäre hier. Ob er schon Griechenland gesehen hatte?
    "Ja, müde bin ich, aber ich kann noch nicht schlafen,"entgegnete er und sah dem Jungen in die Augen. So jung und unschuldig, und doch spiegelte der Schein der Flammen sich in müden Augen, die wohl schon einige Strapazen gesehen hatten. "Leiste mir doch noch etwas Gesellschaft, wenn du willst." Er holte aus seinem Proviantbeutel etwas Kleiekuchen und reichte ihm ein Stück, das andere aß er selber. Mit einem Schluck Posca spülte er nach und reichte dem Jungen die Flasche.


    "Ich werde vielleicht gegen meine eigene Gens kämpfen müssen, junger Flavius... vielleicht das Blut meiner Verwandten vergießen müssen... Wie sollte ich da Schlaf finden, wenn ich nicht weiß, welchen Schicksalsfaden die Moiren weiterspinnen werden und welchen sie abschneiden? Und sollte ich durch mein eigenes Blut den Tod finden? Wir Iunier waren schon in vielen Kriegen, auch in Bruderkriegen und haben unseren Blutzoll bezahlt. Und nun soll es wieder so sein. Das lässt einen doch nachdenklich werden, oder?", meinte er etwas wehmütig.

  • Obschon die Diktion des Knaben durchaus eine adulte war, entbehrte er doch auch selbst eines bescheidenen Maßes an Experiènce, was elementare Lebensfragen, insonderheit die humane Mortalität, anlangte sowie jedwede damit verbundenen Obliegenheiten. Weitaus geringer noch vermochte er das Leid eines Bellum Civilis zu ermessen, welcher unmittelbar bevorstand und an anderer Stelle zweifelsohne bereits tobte, weshalb seine Replik überaus naiv und zugleich entsprechend seiner Sozialisation eindeutig ausfiel:
    "Bestimmt. Aber wir kämpfen für die Res Publica, die Götter sind auf unserer Seite."
    In der Tat erweckte diese Ermahnung Remineszenz an eine seiner letzten Schulstunden vor jener unheilvollen Nacht, in welcher er der Villa Flavia Felix den Rücken gekehrt hatte auf Geheiß seines Vaters, welcher folgender Order indessen doch nicht gefolgt hatte:
    "Dulce et decorum est pro patria mori*."
    rezitierte er die Worte aus Horatius Flaccus' Carmina, uneingedenkt des Faktums, dass eben ein Bellum Civile jenes Dictum grundlegend infrage stellte, da ein solcher Fall die Ambiguität der Frage offenbarte, welche Seite der Schlachtreihe wahrhaftig für das Vaterland focht, oder vielmehr, ob es überhaupt eine von beiden tat. Doch dem jungen Flavius erschien es in infantiler Naivität schlichtweg adäquat um inmitten eines Krieges die Herzen der Soldaten zu ermuntern.


    Sim-Off:

    * Süß und ehrenvoll ist's, für's Vaterland zu sterben.

  • Der Mann, der sich aus der Formation löste war mitnichten ein medicus, die weiter hinten bei den Lazarettwägen mitmarschierten (oder fuhren, die faulen Säcke), sondern vielmehr der capsarius der ersten cohors erster centuria.
    Aus praktischen Gründen am Rand der Formation eingeordnet fiel er nun seitlich aus und lief einige Schritte zurück:


    "Zu Befehl optio, was kann ich tun?"


    Dabei zogen seine Augen schon über den Mann hinweg, der neben ihm stand und examinierten jedes Körperteil von oben herab um schließlich am Fuße hängen zu bleiben.
    Der Soldat wiederum war froh nun auch offiziell stehen bleiben zu dürfen und legte sein ganzes Gewicht auf den heilen Fuß. Umso schwerer fiel es ihm, das Gewicht der Marschausrüstung auszugleichen und er begann zu schwanken.

  • Die turma I hatte die Vorhut übernommen, turmae II und IV waren zur rechten und linken Seite des Trosses eingeteilt, turma III blieb hinter dem Troß.


    Die Vorhut stieß immer wieder auf kleinere oder größere Hindernisse, ein Fuhrwerk, das zu langsam fuhr, ein Gespann mit einem gebrochenem Rad sowie viele Händler und Reisende, die jedoch schon von sich aus Platz machten bis auf einen hartnäckigen Händler mit seinem großen Fuhrwerk, der Scherereien machte.


    "Hör` zu, guter Mann. Du räumst jetzt die Straße oder wir packen dein Fuhrwerk und deine überteuerte Ware und schmeißen alles zusammen zur Seite. Hast du mich verstanden?"


    Widerwillig und fluchend trieb der Händler sein Ochsenfuhrwerk von der Straße. Nach diesem Zwischenfall ritten sie weiter und der Weg für die legio war wieder frei.

  • Marschieren. Einen Schritt vor den anderen. Schritt um Schritt. Viele tausend Male. Eine eintönige Angelegenheit war es. Aber vielleicht auch eine meditative. Es konnte den Geist klären, wenn man sich darauf einlies.


    So war es auch bei Licinus an diesem Tag. Nach der sehr unruhigen Nacht und dem Zwischenfall beim Morgenappell war er stur geradeaus gestapft und hatte nur dann und wann mal das Marschtempo ausgerufen. Wer das Gefühl hatte, dass er nicht so ganz bei der Sache wäre, lag damit verdammt richtig.


    Seine Gedanken setzten sich dort fort, wo sie in der vergangenen Nacht geendet hatten, bei dem Brief des Decimus Serapio.
    Die Punkte, die Serapio angeführt hatte, kannte er auswenig.
    Erstens die Aussage des Küchensklaven. Schritt, Schritt, Schritt. Unter Folter. Schritt. Er hatte in Parthia selbst einer Folterung beiwohnen müssen. Schritt, Schritt, Schritt. Befehl des legatus. Schritt. Man bekam Antworten. Schritt. Genau auf die Fragen. Schritt. Die man hören wollte. Schritt. Würde der Mann gegen den Vescularier aussagen? Schritt. Wenn er annehmen musste, dass die Praetis zu diesem standen? Schritt, Schritt, Schritt. Nein, offensichtlich nicht. Schritt. Aber das war nur ein Punkt. Schritt. Was war mit den anderen? Schritt.
    Tiberius hatte zuvor schon Kontakt mit dem legatus in Syria. Schritt, Schritt, Schritt. Das war eine harte Nuss. Schritt. Was für Gründe konnte es geben? Schritt. Warum fuhr ein Senator nach Syria? Schritt. In dieser Situation? Schritt. Landgüter besuchen? Schritt. Fiel eindeutig aus. Schritt. Was noch? Schritt. Urlaub? Schritt. Schwachsinn! Schritt. Was konnte es noch geben. Schritt, Schritt, Schritt. Es folgten eine Menge weitere Schritte, aber Licinus konnte keine Antwort finden.
    Von vorne. Schritt. Tiberius war in Rom. Schritt. Er war ein bedeutender Mann da, irgendwas im cultus. Schritt, Schritt, Schritt. Er hatte Kontakte. Schritt. War es möglich...? Schritt. War es wirklich eine Verschwörung? Schritt, Schritt, Schritt. Hatte der Tiberier etwas mitbekommen? Schritt. Von dem Plan den Kaiser zu töten? Schritt, Schritt. Warum hatte er nicht gewarnt? Schritt. Aus Angst? Schritt. Und dann nach Syria? Schritt. Zur Sicherheit? Schritt. Dort Verbündete finden? Schritt. Warum zurück? Schritt. Klar! Schritt. Mit Rückendeckung fühlte man sich sicherer. Schritt.
    Und der Selbstmord. Schritt. Macht Sinn. Schritt. Die Praetorianer vor der Tür, er gegen den Vescularier. Schritt. Er hatte Angst. Schritt. Vor der Folter. Schritt. Da war es besser zu sterben. Schritt.
    Blieb die Frage: Warum zurück? Schritt, Schritt, Schritt. Was war wenn...? Schritt. Mit Rückendeckung? Schritt. Eine Opposition aufbauen? Schritt. Und zu langsam gewesen? Schritt. Möglich? Schritt. Sicherlich! Schritt. Wahrscheinlich? Schritt. Zumindest logisch. Schritt. Verdammt logisch. Schritt. So musste es also gewesen sein. Schritt.
    Ja, das war es. Schritt. Sein alter Freund. Schritt. Er tat ihm Leid. Schritt. Alles lag klar, und doch hatte er es falsch interpretiert. Schritt, Schritt, Schritt. Die Stadt. Schritt. Die Politik. Schritt. Sie mussten seinen Blick getrübt haben. Schritt, Schritt, Schritt.


    Ein Stein, nein, ein ganzes Gebirge, fiel Licinus vom Herzen. Das war die Lösung. Das war sie, das musste sie sein. Er tat das richtige hier. Sie waren auf der richtigen Seite, gegen den Kaisermörder. Aber auch sein alter Freund wollte ihn nicht täuschen. Sondern war selbst getäuscht worden. Das war bitter, aber besser als Vorsatz.
    Vielleicht bemerkten die Soldaten in seinem Rücken, dass er nun lockerer ging. Weniger grüblerisch. Und erst jetzt bemerkte er, wie nah sie schon ihrem Ziel waren, er konnte schon die Stadt Verona und die Feldlager ausmachen.

  • Immer schneller trugen sie ihre Schritte in die Richtung, die Servianus ihnen gewiesen hatte. Tatsächlich erreichten sie noch die ausziehenden Soldaten. Die Straßen waren voll Menschen und es war schwer, etwas zu erkennen. Servianus fehlte gerade, er hätte Marei auf die Schultern nehmen können. Ihr war die Kleine sicher zu schwer, also versuchte sie weiter durch die Umstehenden etwas zu erkennen, zog dabei Marei unablässig hinter sich her. Es waren so viele Soldaten, da den einen zu finden, war viel zu schwer. Dass er bei den Reitern war, wußte Lucilla nicht, also folgte sie immer weiter denen, die zu Fuß unterwegs waren. Nachdem er nirgends zu sehen war, gab sie resigniert auf, trat ein paar Schritte zurück, um nicht zu riskieren, dass eins der Pferde durchging und dem Mädchen an ihrer Hand etwas zustieß. Marei schien auch Respekt vor den Tieren zu haben. Lucilla drückte sie beschützend an sich. "Ich glaube, er ist schon vorbei." Den Tränen nahe, versuchte sie, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

  • Angestrengt gingen seine Blicke über die Menge an der Straße. Sie war da! Sie muss da sein! Vom Pferd aus sah über die Köpfe hinweg. Viele Gesichter, nur nicht das was er sehen wollte. Candidus trabte vor sich hin. War sie das? Er sah das Gesicht nicht. Dreh dich um ich will sehen wer du bist, dachte er. Ein kurzer Blick, sie sah nach unten, hielt jemanden, Marei? " Lucilla !! " rief er. " Lucilla !!" stehen bleiben, durfte er nicht und wenn schon. Er hielt candidus zurück. " Lucilla, hier." winken ging nicht, dann wäre zu sehr aufgefallen, dass er stehen blieb.

  • Traurig suchte sie Lucillas Blick, als diese meinte, dass die Soldaten schon vorbei sein mussten. Als kleinste Person unter Zuschauern sah sie nichts was vorne am Rand sich zutrug."Sind das die Fußsoldaten, die du siehst?" fragte sie deshalb nach. Marei fühlte sich gut aufgehoben bei Lucilla. Sie fühlte sich beschützt und geborgen. Fest hielt sie die Hand der Bäckerin und mit der anderen Hand hielt sie ihre Puppe Nina. Immer stärker wurde das Beben unter den Füßen, sie schob sich instinktiv dichter an die Bäckerin. Jetzt fiel ihr das Geheimnis ein, welches sie von Servius erhalten hatte. Musste sie das Geheimnis nun verraten? Was passierte wenn sie Geheimnisse verriet? Es schien ganz so, als musste sie es verraten, wenn sie die Miene der Bäckerin nicht länger traurig sehen mochte. "Lucilla, Servius läuft nicht, er sitzt auf seinem Hengst.. auf Candidus." gab sie leise aber gut hörbar für die ältere Frau kund. Über all dem Lärm rief jemand dreimal das gleiche Wort. Marei wandte den Kopf und ärgerte sich wieder einmal darüber, dass sie so klein war. Fest biss sie sich auf die Lippen und hielt sich dicht bei der Bäckerin.

  • "Das waren sie, jetzt kommen schon die Pferde, wir haben ihn verpasst." Lucilla drückte Marei noch fester. Tränen suchten sich ihren Weg aus ihrem Augenwinkel und so sehr sie sich auch bemühte, die konnte es nicht verhindern. Sie hatten ihn verpasst... die letzte Gelegenheit, ihn noch einmal zu sehen einfach so verpasst. Krieg ist kein Spiel. Ob er jemals nach Hause zurückkam, stand in den Sternen. Sie konnte ihm nicht auf Wiedersehen sagen. Es war, als würde sich alles um sie herum in Luft auflösen.

    Erst, als Marei plötzlich meinte, er würde nicht laufen, hob sie wieder den Kopf und starrte sie an. "Er hat ein Pferd? Wieso... ? Woher weißt du das?" Gab es denn noch mehr Geheimnisse, die die beiden teilten? In dem Moment hörte sie ihren Namen. Aretas? Lucilla drehte sich um, suchte durch die Menschen nach ihm. "Servius??" Ja, das war seine Stimme. Sie musste unbedingt zu ihm "Servius!!" brüllte sie noch viel lauter, zog Marei hinter sich her und versuchte, sich mit ihr durch die Leute zu schlängeln.

  • " Geht beiseite, lasst sie durch!" rief Antias. Die Zeit lief ihnen davon. Er lenkte Candidus in die erste Reihe der Schaulustigen. Die Leute gingen von selbst zur Seite. Lucilla konnte endlich ungehindert zu ihm. Er sah sie, Marei hinter ihr. "Hier! Hier ist Platz!" beide waren gekommen. " Lucilla, Marei."mehr brachte er nicht heraus.

  • Sie war nicht minder enttäuscht, als die Bäckerin sagte, dass die Soldaten schon vorbei wären. "Och menno..." maulte sie leise in sich hinein. Nun begann Lucilla richtig zu weinen. Hilflos sah Marei zu ihr auf und mit sichtlich betroffener Miene auf Puppe Ninas blonden Schopf hinunter. Und nu? "Ich.. woher... er hat gesagt, dass es ein Geheimnis sei und ich dürfe es nicht weitersagen.. nicht mal dir." versuchte sie ihr vorab-Bescheid-wissen zu erklären. Marei biß sich so auf die Lippen, dass es wehtat. Sie machte Lucilla noch mehr traurig, das hatte sie nun davon. Nun traute sich die Bäckergesellin nicht mehr aufzusehen und liess sich mitziehen. Die ältere legte ein ganz schönes Mitziehtempo vor, oftmals war sie nahe dran zu stolpern und zu fallen. Dennoch schaffte es sich zu fangen und ganz wichtig, Lucillas Hand nicht zu loszulassen. Die Leute vor ihr verschwanden und gaben eine unverstellte Sicht auf Pferdeleiber frei. Marei schnappte atemlos nach Luft und riss die Augen auf. Hier vorn war es viel lauter und das Beben unter den Füßen um so beeindruckender. "Servius! Nun haben wir dich..." Sie hatte noch mehr Wörter auf der Zunge liegen, aber sie wollten nicht aus ihrem Mund. Marei löste ihre Hand von Lucillas Hand und legte sie an den Henkel des Korbes voller Plätzchen.

  • Lucilla nickte nur bei ihrer Antwort. Ein Geheimnis durfte man nicht verraten. Sie sollte zuhause noch einmal mit ihr sprechen. Im Moment war dazu keine Zeit. Servius hatte sie entdeckt und dafür gesorgt, dass sie zu ihm durchkamen. "Servius." Erneut liefen ihr Tränen übers Gesicht. Was sollte sie sagen? Sie hatten ja kaum Zeit. Es gab noch so viel. "Wieso hast du nichts gesagt?? Du darfst nicht gehen, du hast es doch versprochen.. " Wieder rollte ihr eine Träne über die Wange. Marei hatte ihre Hand losgelassen, Lucilla wischte sich über die Augen. Der Korb... Lucilla nahm Marei an der Hüfte und hob sie hoch zu Servius. "Hier, nimm das mit." Lucilla hielt sie, so lange es ging, damit sich die beiden verabschieden konnten. Als die Kraft nachließ, setzte sie die Kleine wieder behutsam ab. "Bitte komm gesund wieder. Was soll ich denn ohne dich machen?" Erneut drohte sie, in Tränen auszubrechen, schluckte sie aber hinunter. Noch eine Umarmung, ihn noch einmal fühlen, ihn küssen, sie musste darauf verzichten. Er war so weit weg. "Ich liebe dich!"

  • Lucilla, seine Chio. Candidus blieb ruhig in der Menge stehen. Das einzige, seine Ohren spielten. " Ich wusste nichts davon Lucilla." Er schluckte unterdrückte die Tränen. Ihm war zum heulen, er durfte nicht. Ja, er hatte es ihr versprochen und nun... Er musste gehen. Lucilla hob Marei hoch. " Wenn ich wieder komme, wirst du Libertus." sagte er zu Marei. Ganz gegen seine Art drückte er sie, gab ihr einen Kuss auf die Wange. Marei war ihm gegenüber immer zurückhaltend, er hatte es akzeptiert. Er nahm ihr den Korb ab. " Lucilla, ich komme zurück und...." die Menschen drängten nach. Antias fluchte. Candidus wurde unruhig. Kein Kuss, nichts. Warum durfte er sich nicht einmal richtig von ihr verabschieden. " Lucilla ich komme zurück!!! rief er ihr zu. " Ich liebe dich..." flüsterte er. Candidus ging zurück. Antias musste aufholen und zurück in die Formation. Wut stieg in ihm auf. Nicht mal einen Abschiedskuss. " Weg da! Lasst mich durch! " Wer nicht schnell genug beiseite ging, wurde von Antias umgeritten. Sie hatten ihn nicht zu Lucilla gelassen, sollten sie sehen was sie davon hatten. Das er seine Wut an Unschuldigen ausließ war ihm egal. Er ritt wieder auf seinen Platz. Heimlich stahl sich eine Träne über seine Wange. Er wischte sie wie eine lästige Fliege weg. Es sollte keiner sehen.

  • [Blockierte Grafik: http://img80.imageshack.us/img80/9018/equesqg0tp9bf3.gif]
    eques Octavius Licius Callidus



    Die meisten in der turma nannten ihn kopro (*). Jedem der contubernales hatte er etwas angehängt und jeden hatte er beim decurio mit irgendetwas, und war es auch nur das kleineste, hingehängt, nur den Neuen noch nicht. Bereits schon zu lange hatte er darauf gewartet, um ihn zur Meldung zu bringen.


    Aufmerksam hatte er beobachtet, wie dieser in der Menge wahllos Leute zusammenritt. Es dauerte nicht lange und unterwürfig nach Lob hechelnd berichtete er seinem Vorgesetzten.

    Schadenfroh drängte er sein Pferd neben das des Neuen.


    "He, Antias, du sollst dich beim decurio melden!"



    Sim-Off:

    (*) kopronymos = Dreckskerl



  • Ausgerechnet der. Den konnte Antias gar nicht gebrauchen. Wie der grinste, hatte er sich wieder eingeschleimt. Antias sagte kein Wort. Er trieb Candidus an und ritt an der Formation entlang zum Decurio.


    " Decurio, Eques Servius Obsidius Antias meldet sich wie befohlen."


    Was sollte er beim Decurio? Was angestellt? Nicht das er sich erinnern könnte. Seine Dienste hatte er gemacht. Candidus wurde gut gepflegt. Seine Ausrüstung war in Ordnung. Einen Grund hatte der Drecksack gefunden um ihn anzuschwärzen, sonst müsste er jetzt nicht beim Decurio antanzen.

  • Lucilla glaubte ihm nicht, aber das war egal. Es war egal, weil es nichts ändern würde. Die einzige Hoffnung, die sie hatte, war sein Versprechen. Und die geflüsterten Worte, von denen sie dachte, dass es das war, was sie von seinen Lippen zu lesen glaubte. Eine eisige Kälte zog sich um ihr Herz zusammen, als er aus ihrem Blick davonritt. Wieder bahnten sich Tränen ihren Weg, doch Lucilla schluckte sie tapfer hinunter. Schnell nahm sie Marei wieder bei der Hand und zog sie fort von den vielen Menschen. Dann ging sie in die Knie und umarmte die Kleine. Nicht, weil sie sie trösten wollte, eher, weil sie Trost und etwas Wärme brauchte. Sie waren alleine...


    Nach einer Weile ließ sie sie wieder los. "Gehen wir nach Hause." Schweigend stand sie auf und nahm sie wieder an der Hand, ging langsam in Richtung Bäckerei, ohne sich noch einmal umzudrehen. Es war einfach zu schmerzhaft.

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