Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Genau, die Pferdekinder hatte er vergessen. " Ja, so ungefähr wie bie den Menschen ist das. Die Pferdekinder heißen Fohlen." Marei war heute wieder sehr wissbegierig und Antias hatte gar keine richtige Lust von der Bank aufzustehen. Das passte gut zusammen. Geduldig beantwortete er ihre Fragen. " Ich schnalze mit der Zunge, verlagere mein Gewicht und drücke mit den Beinen in welche Richtung ich will oder ob er schneller oder langsamer laufen soll. Reden tue ich auch mit ihm. Er merkt an der Stimmlage was los ist." Candidus war ein kluger Hengst und sie verstanden sich richtig gut. " Wir verstehen uns sehr gut. Mittag's haben wir eine Pause. Dann bekommt er Wasser und Gerste. Du kannst auch auf den Campus kommen und mich dann in den Stall begleiten." Er beuge sich zu Marei und flüsterte. " Fragt einer, sagst du, du bist zum Pferd füttern eingeteilt." Seine Nase hatte ihn nicht getäuscht, frisch Gebackenes. Er nahm dankend den Keks, biss ab. "Mmmhhh....die kann Lucilla nicht verkaufen. Ich muss noch ein zweites davon essen. Mit gehackten Nüssen? ..." waren die genauso gut wie die hier, musste Lucilla mehr backen. Die waren lecker.

    Antias überlegte. Am Mittag als sie sich auf den Rückweg machten. " Bevor wir uns auf den Rückweg machten, hatten es zwei Händler ziemlich eilig zusammen zu packen und zu verschwinden. Der eine hatte Schweine verkauft. Der andere Gänse und Hühner. Ein Mann war bei ihnen aufgetaucht, hat mit ihnen gesprochen." Ob das wichtig war? Es konnte sein, dass es gar nichts mit ihnen oder den anrückenden Truppen zu tun hatte. " Naja, sie sind aus dem Nordtor." Waren sie dann nach Osten abgebogen? Das wusste Antias nicht. Es wäre zu sehr aufgefallen, wären sie ihnen gefolgt.

    " Geht beiseite, lasst sie durch!" rief Antias. Die Zeit lief ihnen davon. Er lenkte Candidus in die erste Reihe der Schaulustigen. Die Leute gingen von selbst zur Seite. Lucilla konnte endlich ungehindert zu ihm. Er sah sie, Marei hinter ihr. "Hier! Hier ist Platz!" beide waren gekommen. " Lucilla, Marei."mehr brachte er nicht heraus.

    Das war das Lager bei Verona. Antias sah wie gebannt nach vorn. Riesig war es. Endlich, runter vom Pferd. Erst wurden die Tiere versorgt, dann kamen die Eques dran. Antias machte das nichts aus. Heu, Gerste und Wasser. Ein paar Streicheleinheiten. Die Zelte standen wenig später. Antias teilte es sich mit zwei Kameraden. Einer machte Feuer, einer mahlte das Getreide und Antias Wasser holen. Die Feldflaschen ungehangen und seinen Henkeltopf in der Hand, ging er los.

    Antias zog die Augenbrauen hoch. Den Spruch kannte er nicht. Klang aber lustig aus Marei's Mund. " Prost. " Der süße Saft schmeckte ihm. " Ähm.., ein Hengst ist ein männliches Pferd und Stute ist das weibliche Pferd." Was übten sie ? Eine komplizierte Frage. " Candidus muss ohne, dass ich ein Wort sage, wissen wohin und wie schnell er laufen muss. Wir lernen vom Pferd aus zu kämpfen. Wie wir in Formation reiten und dererlei." Antias hatte den Kopf wieder an die Wand gelehnt. " Willst du sie nicht doch mal besuchen? Dann kannst du gleich Candidus ansehen." Der Becher Saft war alle. Antias sah enttäuscht in seinen Becher. Kein Tropfen mehr drin. Für was süßes war er immer zu haben. Er zwinkerte ihr zu und flüsterte. " Hast du noch was süßes außer dem Saft dabei ?" Ein Kind, das ohne was auch immer aus der Backstube kam gab es nicht.

    Angestrengt gingen seine Blicke über die Menge an der Straße. Sie war da! Sie muss da sein! Vom Pferd aus sah über die Köpfe hinweg. Viele Gesichter, nur nicht das was er sehen wollte. Candidus trabte vor sich hin. War sie das? Er sah das Gesicht nicht. Dreh dich um ich will sehen wer du bist, dachte er. Ein kurzer Blick, sie sah nach unten, hielt jemanden, Marei? " Lucilla !! " rief er. " Lucilla !!" stehen bleiben, durfte er nicht und wenn schon. Er hielt candidus zurück. " Lucilla, hier." winken ging nicht, dann wäre zu sehr aufgefallen, dass er stehen blieb.

    Das war nicht sein ernst, ein Holzpferd. Augenverdrehen und Murren in der Reihe der Equites. Widerwillig stiegen sie auf. Lustlos saß Antias auf seinem Holzgaul und schwang seine Spatha. " Wegen einem Schlag an der Puppe." murrend. Seine Kameraden übten gleichsam begeistert, wie er. Einmal rechts, dann nach links und wieder zurück .....Antias dachte darüber nach, wie es werden sollte. Der Krieg brachte alles durcheinander.

    Eine Stunde um auszuruhen. Für Antias weniger, er teilte mit Hilfe von Labeo die gekauften Lebensmittel unter den Männern auf. Alles war untergebracht bis auf das Getreide. Der Rest blieb bei Labeo und Calenus, die hier Posten bezogen.
    Die Stunde war um. Antias scheuchte die Männer hoch. Paarweise hatten sie Aufstellung genommen. Galleo und Callidus ganz vorn. Zur Sicherheit kontrollierte Antias jeden Reiter und sein Pferd noch einmal. Sie konnten sich keine Panne leisten.


    " Decurio , die Equites sind bereit zum Abmarsch."

    Krieg spielen! Einige waren begeistert. Eine Lanze und eine Puppe, sie durchlöchern und zerhauen, was für Spaß. Das dieses Spiel nichts mit der Realität zu tun hatte, kam ihnen nicht in den Sinn. Antias hielt die Lanze links und probierte wie die Spatha sich ziehen ließ. Sie durfte sich nicht verklemmen oder haken. Das kostete wertvolle Zeit, wo von er im Kampf nur wenig hatte. Ein aufmunterndes Halsklopfen, die Lanze rechts zwischen Körper und Arm untergeklemmt. Antias schnalzte, verlagerte sein Gewicht, Schenkeldruck und candidus trabte an. Angetrieben durch seinen Reiter ging es bis in den gestreckten Galopp. Antias konzentrierte sich auf den Stoß mit der Lanze. Treffer! Sie fiel herunter, blieb nicht stecken. Antias schenkte der Lanze keine Beachtung mehr, zog seine Spatha, nahm candidus zurück , wendete mit ihm und ging gleich wieder in den gestreckten Galopp, über den Hals gebeugt, ritt er links an der Puppe vorbei und schlug zu. Nicht voll getroffen. Enttäuscht ritt Antias zurück.

    " Alles klar, Decurio." Labeo und Antias ritten in die Stadt. Auf dem Forum hatten die Händler begonnen ihre Stände aufzubauen. Gemüse, Honig, Getreide, Käse, Wein, Öl, Bekleidung, Geschirr aus Ton und was man für den Haushalt so brauchte. " Du kaufst Zwiebeln, Kraut, eingelegte Oliven, Garum und Öl." Labeo sah Antias verständnislos an. " Ich kaufe Honig, Schinken und Getreide. Hier sind 20 Sesterzen. Hör dich um, sprich mit den Händlern." Bei der Liste musste Labeo drei Händler aufsuchen, Antias das gleiche. Jeder machte seine Runde. Labeo flirtete mit einer jungen Frau am Gemüsestand, vergaß dabei nicht weswegen sie hier waren. Erfuhr von ihr wichtige Neuigkeiten. Antias besuchte zum Schluß seines Einkaufs, den Bauern, der Getreide verkaufte." Salve, nach dem was ich hier von anderen Händlern gehört habe, sind sie nicht mehr weit weg. Ich nehme einen Sack Getreide von dir." Der Bauer nickte freute sich über das Geschäft. " Du sagtest aus dem Norden, die anderen meinten aus dem Osten kommen sie." geschäftig rückte der Bauer den Sack zurecht. " Hilf mir beim Aufladen." Antias fasste mit an und sie legten den Sack quer über den Rücken des Hengstes." Ja, von uns ist es Norden. Mein Hof liegt bevor sich das Land nach Osten weitet. Für uns kommen sie alle aus dem Norden. Für den Gemüse-Bauern kommen sie aus dem Osten. Der hat seinen Hof weiter nördlich." Antias nickte und verstand. Es lag daran, wo die einzelnen Höfe lagen. Alle Unklarheiten waren beseitigt. Er bedankte und verabschiedete sich, ging zu Labeo." Verabreden kannst du dich später. Wir müssen das Zeug nach Hause bringen." Sie führten ihre beladenen Pferde aus der Stadt.


    Wieder bei der Truppe, erzählte erst Labeo und dann Antias was sie erfahren hatten. Beide stimmten überein, dass mindestens eine Legion aus dem Osten kam. Das Missverständnis mit Norden hatte sich geklärt. Die Bauern dachten bis zum Rand ihrer Felder und nicht weiter.

    " Der häufigste Fehler war, die Zügel zu kurz gegriffen. Beim Führen und beim Reiten." Antias sollte eine Einschätzung abgeben. " Die Übung von heute, jeden Morgen reicht aus." war er überzeugt. Die Reiter hatten gemerkt, dass sie ihr Pferd nicht unnötig gängeln mussten. Das Reiten ohne Zügel hatte es ihnen gezeigt. Wie einfach es war ein Pferd zu lenken.

    Mit gegebener Vorsicht, ritten die beiden auf die Häuser zu. Rechts waren Felder, durchzogen mit kleinen Hainen und Obstbaumwiesen. " Sieh den Hain da drüben an. Ich bleibe hier an der Straße." Antias stieg ab, nahm Brot und Käse und machte es sich am Straßenrand unter einem der Obstbäume bequem. Es sah so aus, als ob er noch eine Rast machte, bevor er in die Stadt ritt.
    Labeo murmelte was in seinen Bart, saß ab und ging mit dem Pferd am Zügel zu dem kleinen Hain.
    Auf der Straße kamen zwei Ochsenkarren. Die Leute grüßten. Antias erwiderte den Gruß. " Ist heute Markt?" fragte er. Der Bauer nickte. " Dann sehen wir uns vielleicht nachher." Grinsend gab der Bauer zurück. " Überleg nicht so lange, sonst holen die Legionen aus dem Norden alles weg." Legionen im Norden! Antias starrte ihn mit offenem Mund an. " Legionen?" Der Bauer trieb seinen Ochsenkarren an. " Ja, mein Nachbar hat es mir erzählt." rief er beim weiter gehen. Die Villa Rustica lagen nicht sehr dicht beieinander und meist traf man sich nur auf dem Weg zum Markt oder beim Tausch der Erzeugnisse. Das war was neues und wichtig. Antias wartete bis der Bauer ein Stück weg war. Labeo, das konnte dauern. Die Pfeife, ein langer Pfiff ertönte. Den musste Labeo gehört haben. Aus dem Hain kam er geflitzt, schwang sich auf sein Pferd und war im nu bei Antias. Der saß wartend im Sattel. " Wie sieht's aus?" "Ganz gut da. Warum machste denn so einen Wind?" Antias gab Candidus die Richtung vor und zurück ging es zum Decurio. " Im Norden sind Legionen aufgetaucht."


    Beim Decurio angekommen machte Antias Meldung. " Ein Bauer berichtete, dass im Norden Legionen aufgetaucht wären. Sein Nachbar habe ihm das erzählt." Legionen, Legion, es waren für den Bauern sicher viele Legionäre gewesen, die er gesehen hatte. Aber es waren Legionäre, davon konnte man ausgehen.

    Sein Kopf drehte sich in die Richtung aus der die Stimme kam. Ein Auge ging auf suchte die Person, die zur Stimme gehörte. " Riesen Durst...." sagte Antias grinsend. Er streckte sich und rutschte zur Seite. Klopfte neben sich auf den freien Platz. " Setz dich." Er nahm Marei die Becher ab, dass sie nichts verschüttete. " Warst du nicht wieder in der castra? Du darfst wann du willst." Antias zuckte mit den Schultern. Es war ihre Entscheidung, wann sie ging. " Jaaa, was erzähl ich dir. Das darfst du aber Lucilla noch nicht verraten. Ich habe ein Pferd. Er heißt Candidus. Ein ruhiger Hengst. Jeden Tag üben wir." Er beugte sich zu Marei. " Ich bin Eques, gehöre zur I. Turma, der Prima." er legte den Finger an die Lippen und grinste.

    Er hatte sich zu weit vor gewagt. Der Decurio war über seine Antwort nicht begeistert. Das brachte ihm gleich Arbeit ein. " Ja, Decurio. " bestätigte er die Aufgabenstellung seines Vorgesetzten. Begeistert war er nicht davon, das hatte er sich selber eingebrockt. Wieder musste Antias sich unterordnen.


    Jeden Morgen rief er seine Mitstreiter zusammen und ging mit ihnen auf den campus. Er ritt vor und beobachtete dann die Ausführungen der anderen. Wies auf Fehler hin. Nach Ableistung der geforderten Übungen stellten sie sich auf. Antias machte dem Decurio Meldung. " Eques Servius Obsidius Antias, I. Turma, Übungsgruppe Reitausbildung. 4 Runden auf dem campus absolviert. Fehler wurden korrigiert."

    Antias ließ sich zurück fallen und flüsterte den Nachfolgenden den Befehl des Decurio zu. Das Geräusch mahnte zur Wachsamkeit. Auf was und wen trafen sie zuerst. Vor allem wo? Bei Nacht reiten und auf Freund oder Feind zu stoßen war gefährlich. Als er allen den Befehl überbracht hatte, ritt er wieder auf gleiche Höhe zum Decurio.

    " Ich müsste es rechts führen, was nicht gut ist. Weil meine linke Hand die schwächere ist und die wäre jetzt die Führhand. Ein Pferd spürt den Unterschied." Solche Situationen würde Antias immer versuchen zu vermeiden. Es war missfiel ihm, dem Pferd seine schwächere Seite zu zeigen. Das sollten sie vermeiden und das wurde mit der Übung heraus gefordert.

    Feldmarschmäßige Ausrüstung, so ritten sie aus. Candidus hatte einiges außer dem Reiter zu tragen. Verpflegung, Eßgeschirr, persönliche Utensilien, Schild, Speerköcher und sagum. Alles war fest verzurrt. Sie zogen aus und er war dabei. Was ihm auf den Magen schlug, Lucilla und Marei wussten nichts davon. Weder, dass er bei der Reiterei war, noch vom Abmarsch der Legion. Heute hatte er gesagt, käme er wieder und nun? Nun saß er auf seinem Pferd und verließ ohne ein Wort des Abschieds Lucilla, Marei und Mantua. Candidus trottete vor sich hin. Vereinzelt sammelten sich Menschen am Straßenrand, verabschiedeten Familienangehörige, vorwiegend Söhne und gute Freunde. Frauen waren auch dazwischen liefen kurz mit , steckten ihren " Bekannten" Kleinigkeiten zu. Antias vermied es hin zu sehen. Es stimmte ihn traurig, das Lucilla in der Bäckerei stand und nichts davon ahnte. Hin und wieder warf er einen Blick auf die, die am Straßenrand standen und stumm ihren Auszug verfolgten.

    Heute hatte Antias den Nachmittag frei. Candidus war ausreichend bewegt und gut versorgt. Da war er ganz eigen. Schließlich musste er sich auf sein Pferd verlassen können. Dazu musste es gesund sein und ihm vertrauen. Gute Pflege und ständiges miteinander Arbeiten waren Pflicht. Er hatte Lucilla nichts davon gesagt, dass er jetzt bei der Reiterei war. Er wollte sie nicht unnötig aufregen. Sie wusste von seiner Vergangenheit als Auriga.


    Die Bäckerei wurde von den Leuten gut angenommen. Die Kundschaft wuchs mit jedem Tag. Antias hatte bedenken, dass Lucilla und Marei mit dem Ansturm fertig wurden. Deshalb half er in seinen freien Stunden in der Bäckerei. Mehlsäcke tragen, Feuerholz holen, Teig kneten und was so anfiel.


    Die letzen Arbeit war getan. Antias hatte sich im Atrium auf die kleine Bank gesetzt, die Beine ausgestreckt und döste vor sich hin.