Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Als Hausherr voran, die Damenwelt folgte. Antias war froh, dass Lucilla mitging. Er hätte nicht gewusst wie er Marei alles erklären sollte. Vor allem was die Vorhänge und den Kram anging. Na alles was sich um Kissen und Decken drehte. Für ihn war wichtig, dass es bequem war, die Farbe spielte bei ihm keine große Rolle. Frauen waren eben anders und legte andere Maßstäbe an. An der Tür blieb er stehen und winkte die beiden herein. " Dein cubiculum. " sagte er stolz.

    Antias wollte antworten, eine sehr hübsche, als der Decurio sein Pferd zurück hielt. Er nickte dem Decurio zu. Das Geräusch kam von vorn. Was es war konnte er nicht sagen. Es war nichts zu erkennen. Candidus wirkte leicht nervös, seine Ohren spielten. Antias beugte sich nach vorn über den Pferdehals, ließ die Umgebung nicht aus den Augen. Beruhigend streichelte er Candidus den Hals. " Ruhig." flüsterter er dem Hengst zu. Vorsichtig tastete er nach seinen Waffen, für alle Fälle.

    Die Führleine hatte Antias am Halfter befestigt. Er griff nicht zu kurz mit der rechten Hand. Candidus hatte genug Bewegungsfreiheit. Was der Decurio wollte verstand er nicht ganz. Er führte immer auf der linken Hand und bewegte das Pferd so, dass er nicht wechseln musste. Sein Vater hatte ihm eingeschärft immer die starke Hand in der Nähe des Halfters zu haben und das Pferd damit zu führen.


    " Decurio, ich habe dich nicht ganz verstanden. Ich bewege mein Pferd so, dass ich es immer nur auf der linken Hand führe." meldete sich Antias.

    Sie sammelten sich. Jeder hatte ein Pferd. Antias hatte ein gutes Pferd gefunden. Er wusste auch, wem er dafür zu danken hatte. Der Decurio verlangte nach ihrer Aufmerksamkeit. Alle hörten zu. Die ersten grinsten und bei seinen letzten gut gemeinten Worten, lachten die meisten. Wer saß gern freiwillig mit dem Hinterm im Dreck, ausgelacht von seinen Kameraden.


    Murmelnd gingen sie Grüppchenweise oder einzeln vom Platz. Antias führte Candidus gemächlich zum Stall. Mittendrin war ein Stellplatz frei. Die XII prangte auf einer kleinen Holztafel. Antias sattelte Candidus ab. In die Raufe kam frisches Heu, die Tränke war mit Wasser aufgefüllt. Das war nicht alles. Antias striegelte den Hengst, sah nach seinen Hufen. Als alles erledigt war, ging er in seine Unterkunft. Einige Ideen schwirrten durch seinen Kopf. Er wollte eine schönere Satteldecke, ein rote oder grüne mit Fransen und eingewebten Muster. Dabei musste er ans Geld denken. Alles zu seiner Zeit, dachte er sich.


    Den nächsten Morgen herrschte Gedränge bei den Ställen. Antias holte Candidus aus seiner Box. Nahm seine Ausrüstung und sattelte ihn vor den Ställen im freien. Hier war es ruhig und Platz war mehr als genug. Neben ihm hatte sich ein Kamerad eingefunden. Er hatte gesehen was Antias machte. „ Hier kann man sein Pferd wenigstens in Ruhe satteln.“ Antias grinst und ging mit Candidus auf den Campus. Dort traten sie in Reihe an.

    Der Decurio tippte richtig. Antias zögerte. " Da sind zwei Mädchen. Eine Bäckerin und ihre Gehilfin." sagte Antias stolz. Er wollte nicht angeben. Es entsprach der Wahrheit. Lucilla und Marei waren seine beiden Mädchen. Das große seine Verlobte, das kleine wie seine Tochter.


    " Lebensmittel braucht jeder. Die werden sie sich bei den Leuten aus der Umgebung holen. Wir brauchen nur abzuwarten und die Augen offen zu halten." So dachte sich Antias das. Die gaben sich von selbst zu erkennen, wer sie waren und wohin sie gehörten.


    Es war die tägliche Anspannung, das auf der Hut sein, das Beobachten von Land und Leuten, was nervös machte. Die Worte des Decurios beruhigten wenigstens für den Moment.

    Das ungeahnt gute Essen, Ferkel am Spieß, eine willkommene Abwechslung im eintönigen Speiseplan. Antias hatte sich den Bauch vollgeschlagen. Den ganzen Tag träge herumliegen, die einzige Unterbrechung war die Wache. So war das Legionärsleben gar nicht schlecht. Der einzige Makel, ihm fehlte Lucilla.


    Am Abend ging es weiter, in der gewohnten Marschordnung. Dicht neben den Decurio ritt Antias. " Darf ich etwas fragen?" flüsterte Antias zum Decurio. " Auf wen werden wir zuerst treffen. Auf Freund oder Feind und woran erkennt man, wen man vor sich hat? Wir sind alle Römer." Das klang sehr seltsam aus dem Mund eines Thrakers. Die Frage hätte er vielleicht auch nicht stellen sollen. Für ihn war es wichtig. Er wollte nicht in Gefangenschaft oder getötet werden. Er wollte zurück nach Mantua.


    Hätte er Chio damals nicht überredet mit ihm zu kommen. Wären sie in Rom geblieben. Was hätte sie da erwartet? Schenkte er den Gerüchten glauben, war der alte Tiberer tot. Faustina galt als vermisst. Man hätte sie an andere verkauft. Nein es war gut so wie es war, redete er sich ein.


    Nach dem Absitzen ging er die Gruppen ab, überzeugte sich selber bei den Pferden, dass alles in Ordnung war. Bis jetzt gab es nichts auffälliges. Die Pferde waren in Ordnung, bei den Männern musste er glauben, was sie ihm sagten.


    " Alles in Ordnung Decurio. Bei den Pferden und den Männern. Die Wachen sind eingeteilt." meldete er flüsternd. Antias hatte die Paare und die Stunden gewechselt. Es sollte keine Routine bei der Wache einkehren.

    Die erste Hürde hatte er genommen. Der Decurio war zufrieden und hatte ohne es zu wissen, das geäußtert was zutraf. Antias trat zur Seite, ließ sich nichts anmerken und beobachtete seine neuen Kameraden. Es dauerte bis alle durch waren.
    Wieder versammelt kündigte der Decurio das wichtigste Ereignis des heutigen Tages an. Jeder Eques durfte sich ein Pferd aussuchen. Eines der Tiere die auf dem Platz standen.


    Antias dreht sich um und sah die Pferde stehen. Sie sahen auf den ersten Blick alle gut und brauchbar aus. Nichts überstürzen sagte er sich. Einige hatten sich schnell entschieden. Sie nahmen sich einen der Sattel und eins der Pferde fertig. Antias ging die Pferde ab, hielt vor einem Hengst. Ein weißer Hengst, ruhig, von keinem beachtet. Es sah aus als ob er schliefe. Sanft strich Antias mit der Hand den Hals entlang, sprach ganz ruhig mit ihm, seine Ohren spielten. Er nahm die Satteldecke an. Ein Griff in die Mähne, Antias schwang sich auf den Rücken des Hengstes. Keine Versuch ihn los zu werden. Er akzeptierte das Gewicht des Reiters auf seinem Rücken. Ohne auf die anderen zu achten, ritt Antias den Hengst an. Er reagierte gut. Antias schenkte ihm Vertrauen und bekam es zurück. " Candidus." sagte er leise. Er hatte sein Pferd. Langsam ließ er sich vom Rücken gleiten. Ein Sattel komplettierte die Ausrüstung. Auch damit ließ er sich bereitwillig reiten.

    Eine Nacht in einer Hütte ohne Dach. Das war wie Lagern im Freien. Antias suchte sich einen Platz an der Tür, packte seinen Sattel und sein Fell hin. Damasippus und Ocellus übernahmen die erste Wache(prima vigilia). Die secunda vigilia und die tertia vigilia übernahmen die zwei anderen Paarungen. Für die Wache am frühen Morgen (quarta vigilia) teilte er sich selber ein. " Decurio, die Wachen sind eingeteilt." Er zählte auf wer wann Wache hatte.
    Dann gab es Essen. Antias zog sich auf sein Fell in seine Ecke zurück. Besorgt dachte er an Lucilla und Marei. Hoffentlich war es Mantua ruhig.

    Der Decurio hatte ein gutes Pferd. Incitatus, leicht zu behalten. Der Hengst stand ganz ruhig. Antias als erster. Reiten musste sowieso jeder hier. Warum nicht eben als erster. Antias trat schräg von vorn an den Hengst heran. Mit dem Hörnchensattel ging das Aufsitzen einfacher. Er griff nach dem Zügel und dann am Sattelhörnchen zu, schwang sich hoch, stützte sich mit der anderen Hand ab und saß. Mit Schenkeldruck und leichtem Schnalzen ging Incitatus in den Schritt, Antias nahm die Zügel etwas kürzer, wieder die gleiche Kommandos und Incitatus trabte, bis in den Galopp. Im Galopp nahm er die Kurve und es ging zurück. Im Schritt kam er beim Decurio an, verlagerte sein Gewicht, der Hengst stand. Antias schwang sein Bein über den Hals des Pferdes und rutschte vom Pferderücken.

    Absitzen, Ruhepause. Antias war es recht die Gruppen abzulaufen. Füße vertreten. Leise ging er zu den zweier Gruppen. Mit Handzeichen machte sie sich verständlich. Keinem war etwas besonderes aufgefallen. Die Pferde waren in Ordnung ihren Reitern fehlte nichts. Alle waren einsatzbereit. Die Stimmen von vorn waren keinem entgangen. Antias war durch und ging zurück zum Decurio. " Alle Pferde und Eques sind in Ordnung und einsatzbereit." flüsterte er.

    Dieser Ort und die Gegend waren Antias unbekannt. Der Tischler hatte sie im Zusamenhang mit seinem angeblichen letzten Aufenthaltsort erwähnt, aber war selber nie dort gewesen. Die tägliche Arbeit auf der Villa Rustica animierte nicht zum Reisen. Er hatte nie das Verlangen verspürt zu Fuß dort hin zu gehen. Opitergium lag zu weit nördlich.
    " Ich komme weiter aus dem Süden. Die Gegend hier... nein, kenne ich nicht." Antias schüttelte den Kopf. " Opitergium, nein." Knapp dran vorbei geschrammt und gerade so den Kopf aus er Schlinge gezogen. Ging das weiter so, gab es bald keine Ausrede mehr und er war geliefert. Die Versetzung zur Reiterei war keine gute Idee gewesen. Er musste einen Grund finden, wieder zurück zu seiner Centurie zu kommen. Vielleicht halfen ihm die Pferde unwissentlich dabei.

    " Ocellus hat ihr Gespräch belauscht. Da ging es nur um Waren auf dem nächsten Markt verkaufen. Was sie alles auf den Wägen haben." ergänzte Antias. An den Feuern scherte er aus und holte Ocellus und Damasippus zurück. Die zwei ritten wieder hinten in der kleinen Formation. Weiter ging es ohne ein Wort. Die Pferde schnaupten, der Wald ließ seine typischen Geräusche hören. Knarrende Äste, vereinzelt die Laute von Vögeln und anderem Getier.

    Der Decurio war sehr wissbegierig und Antias zum Nachdenken angehalten. " Mmhhhh...30 Eques und das mal 4 ....120 Eques aufgeteilt auf 4 Turmae gehören zu einer Legion. Sie werden vorwiegend als Meldereiter und für die Aufklärung eingesetzt. In der Schlacht können sie als Flankenschutz eingesetzt werden. " viel mehr wusste er nicht. Außerdem war Theorie grausam für Antias. " Die Ränge sind Eques, Vexillarius und Decurio."

    Er umarmte Lucilla hob sie hoch und küsste sie. " Ganz alleine und es ist noch ein bisschen Kraft für dich übrig." Antias setzte sie wieder ab, wandte sich zu Marei. "Feuer und Flamme." lachte Antias. "Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe für dich. Ich möchte, dass du Lucilla hilfst so gut du kannst." Er hatte ihr eine kleine Überraschung aufs Bett gelegt. Die Puppe war fertig und wartete auf eine Puppenmutti. " Sehen wir uns dein Zimmer an und dann gibts was gutes zu Essen." Lucilla hatte bestimmt was feines da.

    Erschöpft, zufrieden, müde und wie müde, anstrengender als ein Tag Kampftraining. Sein Arm legte sich fast mechanisch über ihren Bauch und hielt sie fest. Nur eins, Schlafen, bei ihr, neben ihr, mit ihr, nicht an den Abend denken. Das Gehen müssen. Jetzt wo sie hier die Bäckerei hatte, könnte er die Legion sausen lassen. Sie waren nicht mehr auf das Geld angewiesen. Er könnte mitarbeiten und wäre jeden Tag zu Hause. Ein leises Schnaufen verriet, dass Antias eingeschlafen war.

    Antias zuckte mit den Schultern. " Hat er nie erwähnt. Er züchtet in zweiter Generation Pferde. Ist schon möglich." Ein Krieger der im Notfall nicht beide Hände vom Zügel nehmen konnte, lebte gefährlich. Antias wusste darum, es hatte ihm trotzdem nichts genutzt. Umzingelt hatte sie keine Chance. Er schüttelte die Bilder ab. Das wollte er nie wieder erleben.
    Ein Moment der Zweifel. Wirklich wieder die Reiterei? Es schien sein Schicksal zu sein.

    " Wird erledigt." Antias ließ sich zurück fallen. Ein kurzer Wortwechsel zwischen dreien, sie nickten sich zu. Antias ritt voran. Abseits von dem Baum, dass sie nicht überrascht werden konnten hielten sie. Ocellus ging rechts einen Bogen, Damasippus links, Anitas direkt auf den Baum zu. Langsam pirschte er sich an, eine kleines Gestrüpp in der Nähe eines der Feuer war sein Ziel. Männer saßen um die Feuer. Sie redeten verhalten. Zwei Wagen mit Ladung standen an einer Gruppe Bäume. Nichts deutete darauf hin, dass es Legionäre waren. Wegelagerer wären nicht so unvorsichtig und stellten nur zwei Wachen auf. Sie standen links, wo Damasippus sein sollte. Händler oder Bauern, keine Gefahr.
    Antias ging zu den Pferden zurück, Ocellus war schon da. " Das sind Bauern, wollen ihre Ware in der nächsten Stadt verkaufen. Du kannst zurück, ich bleib mit Damasippus hier. Vale und viel Glück." sagte Ocellus. " Vale, viel Glück und passt auf euch auf. " verabschiedete sich Antias und ritt zurück zum Decurio.


    " Nichts besonderes, ein paar unvorsichtige Bauern. Sie haben keine Ahnung, dass wir in ihrer Nähe sind. Damasippus und Ocellus bleiben und beobachten." Antias war froh, dass sie vorerst keinen Feindkontakt hatten.

    Auf dem Weg zum Tor traf er auf Marius. Sie gingen zusammen zurück. Unterwegs forderte Marius den Anteil für das heutige Abendessen. Er hatte Gemüse und Fleisch gekauft. Antias suchte vergebens, sein Soldbeutel blieb verschwunden. Marius hatte einen anrüchigen Kommentar auf Lager, grinste, legte für seinen guten Freund aus. Das Geld bekam er wieder, da war er sich bei Antias sicher. Sehr viel später erinnerte sich Antias an den Markt. Er hatte ihn Marei gegeben und vergessen ihn sich wiedergeben zu lassen. Bei der Kleinen machte er sich keine Sorgen, dass der Beutel verloren ging. Entweder gab sie ihn Lucilla oder verwahrte ihn, bis sie sich wieder über den Weg liefen.

    Sie züchteten Pferde seit mindestens 2 Generationen, was dachte der Decurio, so hopp la hopp auf ein Pferd. Als Berittener brauchte man freie Hand. Schild und Schwert hielten sich nicht von alleine. Das Pferd und der Reiter mussten eins sein, dazu gehörte Vertrauen und Verstehen. Das konnte er ihm nicht erzählen, er musste bei der Geschichte, Hilfe bei den Pferden bleiben.
    " Er hat es mir richtig beigebracht. Zum Arbeiten mit dem Pferd braucht man freie Hände. Ein Seil , eine Stange oder eine Fackel halten sich schlecht mit den Händen am Zügel."
    Er hatte es von seinem Vater richtig gelernt, er wollte zur Reiterei. Das hatte Antias letzten Endes auch geschafft.