Beiträge von Octavia Varena

    Sie blickte kurz dem Sklaven hinterher, während Verus eine Entschuldigung stammelte. Ein Teil von ihr war angewidert von der Gewalt und geschockt, doch der größte Teil war seltsamerweise ruhig. Noch immer wirkte ihr Ausdruck hart und unnachgiebig, aber wie sollte sie ihm böse sein?


    Mit einigen schnellen Schritten war sie bei ihm und legte ihre zierlichen Ärmchen um Verus. Er wirkte wirklich am Ende und sie wollte ihn nicht leiden lassen. Sie hatte ihn mehr getroffen, als sie es beabsichtigt hatte. "Der Krieg ist nicht hier...ich bin hier" meinte sie nur leise.

    Als sie noch überlegte, da ging plötzlich alles ganz schnell, zu schnell als dass sie alles begreifen konnte. Ungläubig starrte sie auf das Bild, das sich ihr bot. Der Sklave musste das Messer fallen lassen, denn Verus Griff war unnachgiebig. Da war plötzlich eine Wut und ein Hass in der Luft, der Varena schauderte. Sie machte unwillkürlich ein, zwei Schritte zurück und blickte nur entsetzt zu Verus. War das der Mann, den sie liebte? Er wirkte mehr wie ein Tier, als wie ein Mensch. Es schnitt ihr ins Herz, dass sie so dachte, aber in diesem Moment war es so. Ihr Bild von Verus war nachhaltig erschüttert.


    Doch sie konnte nicht so danebenstehen und mitansehen, wie der Sklave litt. Auch wenn sie sich dessen vollkommen bewusst war, dass dieser Sklave ihr vorhin noch nach dem Leben getrachtet hatte. Gewalt war nicht ihre Welt und sie wollte nichts damit zu tun haben. Fest legte sie ihre Hand auf Verus und meinte direkt kalt und hart. "Wenn du nur einen Funken Liebe hast, dann lässt du dieses elende Geschöpf nun seines Weges ziehen und wir wollen diesen Zwischenfall vergessen." Sie blickte unerbittlich in dieser Angelegenheit, denn sie hatte viel mehr Angst, was noch zu Tage treten könnte und sie würde kein Nein akzeptieren. Sie wollte die vergangenen Momente und diese Mordlust und Gewalt nur verdrängen.

    Varena war in ihr Gespräch mit Verus vertieft gewesen und hatte nicht bemerkt, dass sich noch jemand im Garten aufhielt. Als sie plötzlich das Gefühl hatte jemand Fremdes wäre hier, war es auch schon zu spät. Die kalte Metallklinge des Messers an der empfindlichen Haut ihres Halses drückte zwar nicht fest, aber es war eine Drohung. Sie schluckte ängstlich und versuchte die Panik zu unterdrücken. Verus würde sie beschützen, oder?


    Sie wagte keinen Mucks von sich zu geben, obwohl sie überlegte, ob es sich lohnen würde sich zu wehren. Sie wollte sich nicht einfach so als Druckmittel verwenden lassen oder wegen ein paar lumpigen Geldstücken aufschlitzen lassen. Sie fixierte ihren Blick auf Verus und versuchte so klar wie möglich zu denken. Vielleicht würde sich noch eine Fluchtmöglichkeit aus dieser Situation ergeben.

    Sie lauschte seiner Antwort aufmerksam und war zufrieden damit. Sie war froh, dass er so zu diesem Thema stand und sie nicht zu Hause einsperren wollte. Neugierig fragte sie "Welche Schriften hast du denn? Meine Mutter hatte nur ein paar griechische Werke, die doch teilweise sehr schwere und abstrakte Kost waren. Und was die Kurse angeht, es ehrt dich sie mir bezahlen zu wollen, aber ich glaube das können wir getrost in die Zukunft verschieben."

    Varena lächelte, als er ihr dieses doch ein wenig schmalzige Geständnis machte. "Aber ich möchte gar nicht, dass du eine Motte bist. Du weißt doch, dass die Motten ins Licht fliegen und darin verbrennen. Ich möchte dich lieber bei mir haben, als einen angekokelten Verlobten." meinte sie scherzhaft auf seine Erwiederung.


    Ja, es gab viele Themen über die sie gerne sprechen würde. Aber wie sollte sie diese Themen nur beginnen? Sie wusste, dass eine römische Frau Erfüllung im Familienglück finden sollte, aber es gab doch noch so viel mehr da draußen. So viel zu entdecken und lernen. "Ich möchte irgendwann gerne einmal einen weiterführenden Cursus an der Schola belegen. Es gibt so viel zu lernen...ich würde gerne mehr über Medizin und Wissenschaften lernen, aber als Frau ist das nicht gerade schicklich." Und sie konnte sich diese Kurse auch gar nicht leisten, aber das musste sie Verus ja nicht gleich auf die Nase binden. Sie war leider keine begüterte Frau.

    Varena schmunzelte nur bei seinem Kompliment. Früher wäre ihr das peinlich gewesen, aber mittlerweile glaubte sie ihm seine Worte und dass er sie so liebte, wie sie war. Verus hatte ein goldenes Herz und das schätzte sie an ihm. Niemals könnte sie mit einem Mann verheiratet sein, der einen Eisklumpen in der Brust hatte oder vor lauter Ehrgeiz und Berechnung blind und taub für jede Emotion war. Trotzdem gab es ein wichtiges Thema, dass sie bald ansprechen musste. Es war ein schweres Thema und der richtige Zeitpunkt war noch nicht gekommen, aber sie durfte das auch nicht zu lange hinausschieben. Kurz öffnete sie den Mund und schloss ihn dann wieder.


    Sie lächelte nur leicht und blickte noch einmal zu den Sternen. Diese Nacht war ein Geschenk und sie wollte sie nicht durch noch leidlichere Themen verderben. Die leidlichen Themen würden sich noch häufen, wenn Macer sich zu arg sträubte. Sie kehrte zu einem guten Thema zurück, der Philosophie. "Vielleicht werde ich ja wirklich einmal eine gute Philosophin und verfasse auch Reden zu bedeutenden Themen. Zum Beispiel welche Farbe von Haarbändern die Dame von Welt in diesem Winter trägt. Oder Webmuster für den vornehmen römischen Haushalt." Sie musste nur lachen und wieder den Kopf schütteln. Wer würde ihr schon zuhören, wenn sie über wichtige Dinge sprechen wollte.


    Sim-Off:

    puh Überstunden - sorry, dass es ein wenig gedauert hat mit der Antwort

    Sie lauschte seinen Worten sehr aufmerksam und je mehr sie hörte, desto mehr erkannte sie eine gewisse Weisheit darin. Vielleicht war die Welt doch nicht so schwarz und weiß wie sie sie sah. Vielleicht gab es immer einen Weg dazwischen. Sie musste mehr über diese Sache nachdenken, aber wenn sie allein war. Jetzt war nicht der richtige Augenblick dafür. Sie runzelte noch einmal kurz die Stirn und nickte dann. "Du bist wahrlich weise, Liebster. Liegt es an meiner Jugend,dass ich dich Welt noch so anders sehe?Oder sollte ich mich noch ein wenig mehr im Philosophieren üben" meinte sie scherzhaft schmunzelnd zu ihm. Varena sah in der Ferne schon die ersten Boten des Morgenrots. Bald würde ihre Zeit hier zusammen enden, und so nutzte sie die Gelegenheit um mit Verus das kommende Morgenrot zu bestaunen, eng an ihn gekuschelt.

    Varena nickte und meinte "Dann will ich dich nicht weiter von deinen Pflichten abhalten. Du bist ein vielbeschäftigter Mann." Varena nickte ihm noch einmal grüßend zu und eilte dann in Richtung Küche davon. Sie wollte umgehend Vorkehrungen treffen und sich daran machen, ihren Plan umzusetzen.


    Sim-Off:

    Ich werde daran denken. Danke für den Tip :)

    Varena wollte auf das Thema Politik und Macht ohnehin nicht weiter eingehen, da es schon genug ihr Leben bestimmte. Hier wollte sie sich treiben lassen und die Zeit gemeinsam genießen. Verus meinte, dass es vielleicht Schütze wäre, doch sie legte den Kopf schief und meinte "Nein, ich glaube nicht, dass es Schütze ist. Ich weiß, dass das dort drüben Orion ist. Unter diesem Sternbild wurde ich geboren und wenn ich ihn sehe, ist meine Geburtstag nah." Die junge Frau rutschte auf ihrem Hintern hin und her, da es merklich kalt wurde.


    "Glaubst du, dass unsere Zukunft in diesen Sternbildern verborgen liegt, dass sie vorherbestimmt ist? Einerseits möchte ich gerne an den Sinn, das größere kosmische Wissen, vertrauen und die Gewissheit, dass es einen Plan gibt und wir alle unseren Platz darin haben. Aber andererseits möchte ich meine eigenen Entscheidungen treffen und nicht ein Spielball des festgeschriebenen Schicksals sein. Vielleicht sehe ich das alles auch nur falsch, ich weiß es nicht. War es Schicksal, dass wir uns gefunden haben oder unseren eigenen Entscheidungen?"

    Sie küsste Verus sanft auf den Mund, ehe sie ein wenig über seine Aussagen nachdachte. Politischer Einfluss? Das war bestimmt ein interessanter Punkt, nun da Macer erst vor kurzem Senator geworden ist. "Ich kann verstehen, wenn er versuchen wird eine politische Allianz auf meine Kosten eingehen zu wollen. Ist das nicht der Sinn und Zweck einer römischen Tochter? Wofür sind wir denn sonst gut?" Ein wenig Galgenhumor lag auf ihren Zügen, und es war ein schweres Thema.


    Doch sie schüttelte nur unwillig den Kopf, um solche Gedanken verscheuchen. "Du hast Recht, mein Herz. Wir sollten mehr sein, als zu werden und zu planen. Ich möchte lieber an etwas anderes denken, als politische Ränkespiele, für die ich ohnehin kein Interesse habe." Sie schmiegte sich wieder an ihn und zeigte auf eine Sternformation. Sie war gespannt wie gut es mit Verus' Wissen über die Sterne bestellt war. "Welches Sternbild ist dies?" fragte sie ehrlich neugierig.

    Sie nickte noch einmal und plötzlich machte sich wieder ein wenig Hoffnung in der jungen Frau breit. Es könnte sich doch noch alles zum Guten wenden ohne große Probleme. "Ich werde dir Bescheid sagen, sobald ich einen Termin dafür habe und Germanicus Sedulus und Iunia Serrana eingeladen habe."

    Sie lauschte seiner Antwort und lächelte erneut. Es war nicht exakt das Ergebnis, das sie erwartet hatte aber fast genauso gut. Nachdem er sich zu ihr gesetzt hatte, lehnte sie vertraut ihren Kopf an seine Schulter. "Wenn ich alles tun könnte, was ich wollte...dann würde ich bereits unsere Hochzeit planen. Ich weiß nicht warum Macer sich dagegen sträubt. Ich glaube nicht, dass nur Vernunft dahintersteckt." Sie ließ diesen Satz so im Raum hängen, aber sie war nicht traurig, nicht mehr. Sie hatte Macers Einwand akzeptiert und sich bereits damit abgefunden, dass sie ihren Weg wohl durchsetzen musste. Sie hatte auch schon einen wahnwitzigen Plan gefasst, sollte sich Macer wirklich gegen die Hochzeit sträuben, aber so weit wollte sie im Moment noch nicht gehen. Noch konnte sich alles zum Guten wenden.


    "Ich habe Macer vorgeschlagen, dass wir einmal gemeinsam in der Casa Octavia zu Abend essen. Ich würde auch gerne Germanicus Sedulus und Iunia Serrana einladen. Aber dazu wollte ich mich zuerst mit Macer besprechen."

    Hatte sie da gerade einen Schatten über Macers Gesicht huschen sehen? Vielleicht verstand er sie doch besser, als sie dachte. Sie hatte Macer immer nur als sehr steifen, aufrechten Römer gekannt. Doch in dieser Situation bewies er Wärme und Menschlichkeit. Fast unwillkürlich entwich ihr der Atem, als Macer einem Abendessen zustimmte. Das zauberte ihr wieder ein Lächeln ins Gesicht.


    "Ich werde mich mit den Sklaven in der Küche beraten, was wir denn zaubern könnten. Sollten wir vielleicht noch jemanden einladen? Hier gab es bestimmt schon lange kein schönes Abendessen in angenehmer Runde mehr." Sie überlegte kurz und schien Macer fast zu vergessen, als sie sich Gedanken machte über den Ablauf und die Organisation eines guten Abendessens und was man als Speisen dabei anbieten könnte. Sie lächelte entschuldigend und meinte dann "Verzeih, meine Gedanken schweifen bei so etwas ab. Was hältst du von Germanicus Sedulus und seiner Frau als Gäste? Ich habe sie schon einmal im Theater getroffen und sie schienen äußerst nette Menschen zu sein. Ich würde vor allem gerne Iunia Serrana nöher kennenlernen. Vielleicht wäre das eine gute Gelegenheit." Sie blickte Macer fragend an, was er von ihrem Plan hielt. Ein wenig mehr Leben könnte die Casa Octavia wirklich vertragen.

    Varena schöpfte Atem nach diesem kleinen leidenschaftlichen Lauf und lachte erst einmal ausgelassen. Hier sollte sie alles tun, wonach ihr der Sinn stand? Sie schmunzelte nach dem befreiten Lachen und sie ignorierte die angebotene Bank. Stattdessen drapierte sie ihren Umhang auf der Wiese und ließ sich dann auf diesem nieder. Heute war ihr nicht nach auf der Bank sitzen. Sie bedeutet Verus es ihr gleichzutun. Auch wenn er von Schutz sprach, in diesem Moment dachte sie nicht an irgendeine Gefahr. In diesem Moment konnte die Welt untergehen und sie würde dabei lächeln.


    "Ob die Götter wohl auf uns herabsehen?" warf sie ein wenig philosophisch in den Raum, während ihr Blick zu den Sternen wanderte. Es war eine rein rhetorische Frage und eigentlich erwartete sie auch keine Antwort. Sie war mit dem wundervollen Anblick von Mond und Sternen vollauf zufrieden, Götter hin oder her. Nach einigen Sekunden dann blickte sie zu Verus und fragte ihn. "Wenn du alles tun könntest, was du wolltest....Was würdest du jetzt in diesem Moment tun?"

    Dieser kurze Moment war das lange Warten und die Anspannung schon wert. Sie hätte ewig hier auf der Straße stehen können und sich einfach nur an ihn lehnen. "Und ich liebe dich" flüsterte sie nur kurz und atemlos. Dann blickte sie sich um und wollte gerade etwas sagen, als sie Atia im Fenster erblickte. Diese bedeutete ihr zu verschwinden und sie nickte ihr dankbar zu.


    "Wir sollten gehen, mein Herz....sonst entdeckt man uns!" Sie warf noch einen Blick zurück und deutete Atia, dass alles in Ordnung war, ehe sie sich ein wenig von Verus löste und den Umhang zurechtzog. Nun war sie aufbruchsbereit und sie schaute zu Verus, damit er ihr den Weg wies. Sie war schon gespannt, wohin es gehen sollte.

    Er hatte ihr die Hand auf die Schulter gelegt und sie versuchte ihn auch als ihren großen Bruder und Beschützer zu sehen, doch in diesem Moment gelang ihr das einfach nicht. Sie wollte am liebsten alles über Bord werfen und schnurstracks heiraten, auch wenn ihr Verstand ihr sagte, dass das Unsinn wäre. Im Endeffekt hatte Macer Recht, egal was sie darüber dachte oder welche Hintergedanken er haben könnte.


    Sie lehnte kurz ihre Wange an seine Hand auf ihrer Schulter und blickte dann wieder traurig hoch, wenn auch nicht mehr so elend. "Du hast Recht, Macer. Aber manchmal wollen Herz und Verstand eben unterschiedliche Dinge. Vielleicht kann ich Verus ja noch einmal zum Abendessen einladen und wir könnten zusammen essen?" Halb fragend, halb bittend kam der letzte Satz und sie schaute wieder hoffnungsvoll zu Macer hoch.

    Varena hatte sich in einen dunklen Umhang gehüllt, da es Nachts doch schon teilweise empfindlich kalt wurde. Sie hatte schon einige Minuten gewartet und dabei fast das Atmen vergessen, nur um das leise Zeichen nicht zu überhören. Als das leise Klopfen endlich ertönte, schlug ihr Herz gleich nochmal viel schneller. Endlich war er da!


    Die Tür war leider verschlossen und sie wusste nicht, wo sich der Schlüssel befand. Sie hätte vorher daran denken sollen! Sie zuckt nur ärgerlich die Schultern und öffnete vorsichtig und leise einen der Fensterläden aus Holz und hoppste dann leise aus dem Fenster, wobei ihre Tunika hochrutscht und man kurz ihre Oberschenkel sehen konnte.


    Freudestrahlend stand sie dann vor Verus und fiel ihm leidenschaftlich um den Hals. "Du hast mir so gefehlt..." hauchte sie ihm leise ins Ohr. Nun sollten sie aber gleich hier verschwinden, bevor die Sklaven sie vielleicht noch bemerkten.

    Sie versuchte ihre Miene relativ neutral zu halten, aber am liebsten würde sie in Tränen ausbrechen. Trotz allem blickte sie ein wenig ratlos zu Macer hoch. Warum wollte er noch nicht zustimmen? Hatte sich etwas eine politische Allianz ergeben, weswegen er sich ein Hintertürchen offen halten wollte?


    "Ich....verstehe. Du wirst deine Gründe haben, aber du solltest wissen, dass ich wirklich Gefühle für Verus habe." Mehr sagte sie erst mal nicht zu dieser Sache, denn vielleicht konnte sie Macer eine Erklärung für die Ablehnung entlocken und das wollte sie sich nicht mit Trotz und Drama verbauen.


    Sim-Off:

    Ja, der Umzug hat ein wenig gedauert. Danke!

    Varena blickte ein wenig ungläubig zwischen den beiden Männern hin und her. Sie konnte die Worte nicht verstehen, aber der Gesichtsausdruck von Verus und Macers steife Miene sprachen Bände. Sie musste die Worte gar nicht mehr verstehen, denn den Sinn begriff sie auch so. Macer hatte Verus Antrag abgelehnt und ihre Zukunft hing nun in der Luft.


    Mühsam beherrschte sie ihr Gemüt und so suchte sie Macers Blick. Würde er sich ihr gegenüber erklären? Was hatte er im Sinn? Ihr Mut und ihr Herz sanken ihr bis zu den Knieen, aber sie würde sich bestimmt nicht von ihm verschachern lassen wie eine Kuh.