Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    Nach Rom reisen, aus Rom abreisen.. Mantua, Germanien. Für Seneca, eigentlich aus Tarraco, machte es mittlerweile fast keinen Unterschied. Er hatte nie an Mantua gehangen, in Rom da war seine Familie, naja, oder der der es noch sein wollte. Sein Cousin war der einzige Wehmutsfaktor bei der Abreise ansonsten hatte er alles was er wollte bei sich. Seiana, Silana, und ein Kommando über eine komplette Einheit.
    Natürlich hatte er sich im Vorfeld versichert dass es seiner Familie bei der Reise an nichts mangeln würde und hatte einen komfortablen Reisewagen besorgt.
    Das wenige Hab und Gut seiner Seite war auch verstaut, dass etwas umfangreichere seiner Frau ebenso.
    Die germanischen Pferde welche sie vom Duccier geschenkt bekommen hatten freuten sich sicherlich auf die Heimat, und der Iunier freute sich auf eine neue Herausforderung bzw. zwei: Das Leben als Ehemann und das Leben als Praefectus Alae.


    Ein letzter Blick gen Rom, und er sagte niemals nie, vielleicht würden er eines Tages wieder hierher ziehen. Aber nun galt das Augenmerk dem Norden.
    Er hatte sich einige Berichte und Meldungen mitgeben lassen um bei seiner Ankunft ein ungefähres Bild der Lage zu haben. Und vielleicht wussten die mitreisenden Duccier ja auch das ein oder andere. Es galt schließlich auch schnell eine annehmbare Bleibe für seine Familie zu finden.

    Kurz ließ Seneca seine Augen über das Dokument schweifen. Soweit schien alles korrekt zu sein, so viele Angaben waren es ja nun auch wieder nicht.
    "Das ist alles korrekt. Wir danken dir für deine Mühen."
    Nun waren sie dann auch in den Akten verheiratet.

    Ad Iunia Axilla et Lucius Iunius Silanus
    Casa Iunia
    Roma


    Salve werte Verwandte,


    es gibt Neuigkeiten bezüglich meiner Karriere: Nach meinem Tribunat bei der Prima hat der Kaiser nun beschlossen mich zum Praefectus Alae der Ala II Numidia in Mogontiacum zu berufen.
    Auch wenn wir alle keineswegs im besten Verhältnis auseinandergingen, so fühlte ich mich doch dazu verpflichtet euch über meine bevorstehende Abreise zu informieren.
    Avianus weiß bereits Bescheid, also müsst ihr ihn nicht mehr informieren.


    Ich werde auch im Norden versuchen unsere Ahnen mit Stolz zu erfüllen und dem Reich den besten Dienst zu erweisen.


    Natürlich freue ich mich stets über Post, erwarte allerdings keine aufgrund der neuerlichen Vorkommnisse.


    Ich wünschte wir hätten uns beim letzten Mal besser verstanden, und für mich seid und bleibt ihr auch meine Familie.


    Mit den besten Grüßen, und mögen die Götter und unsere Ahnen euch stets behüten.


    Seneca

    Jetzt wo Seneca sich vorgestellt hatte, und glücklich darüber war dass Seianas Onkel die Verbindung guthieß, war es an der Zeit das Zepter an seine Frau zu übergeben. Es war ihre Familie, und die Komplimente galten natürlich der wunderschönen Braut, sodass ihm gar nichts anderes übrig blieb als einfach daneben zu stehen und sich das ganze anzuhören und brav zu Lächeln.
    Er mochte den Decimer und seiner Frau, sie waren ein sehr sympathisches Paar und sie strahlten eine angenehme Ruhe aus. Sicherlich würde sich später nochmal die Möglichkeit ergeben sich mit ihrem Onkel zu unterhalten.

    "Es ist noch nichts offiziell. Aber die Ala II Numidia ist im Gespräch." entgegnete Seneca und grinste breit, "Öl für die Kehle einiger in Mantua. Sowie ich noch über die Reiterei scherzte." fuhr er fort und klapste dann kurz die Schulter des Iuliers "Ich gratuliere dir und deinem Neffen. Ich hoffe das Kind wird einmal genauso aufrichtig wie du es bist."
    Dann wandte er sich wieder an seine Frau und blickte in die Runde wo es noch einige Leute gab die auf das paar warteten..
    "Nun Iulius, wir unterhalten uns später noch einmal, setz dich erst einmal, trink und iss was. Sollen die Sklaven dir ein Zimmer zuweisen?" fragte Seneca noch einmal kurz und wartete die Antwort ab bevor sich das Paar weiter auf den Weg machte.

    Gut. Seine Frau war in dieser Situation nicht die allergrößte Hilfe gewesen, aber der Senator sprach über das Militär, und zumindest in diesem Feld fühlte sich Seneca vertraut..
    "Ich danke dir für deine Worte Senator." entgegnete Seneca aufrichtig und hörte sich dann gespannt die Ausführungen des Annaers über Germanien und seine Einheit an, immerhin hatte er praktisch keine Kenntnis von den aktuellen Geschehnissen im Norden.
    "Ich freue mich darauf mit deinen Klienten zu arbeiten. Ich muss gestehen kaum Wissen über die Provinz zu haben, lediglich einmal kam ich als Prätorianer dorthin. Aber ich bin mir auch dort sicher dass deine Klienten und der restliche Stab schnell sicherstellen dass ich gut unterrichtet bin." erklärte der Iunier und ging dann selbst ein wenig in die Offensive, "Wenn du die Frage erlaubst: Was führt dich nach Rom Senator?" fragte Seneca, schließlich war lange genug in Rom tätig und wusste dass der Annaer lange in Germanien weilte.

    "Verzeih Senator, ich war mit meinen Gedanken wohl woanders." erklärte Seneca. Natürlich kannte er weder den Senator noch seine Frau, und noch weniger wusste er dass seine Frau eben jenen Senator kannte, aber eigentlich hätte es ihm klar sein müssen, Seiana war ihm in gesellschaftlichen Fragen um Welten voraus..
    "Aulus Iunius Seneca, Tribunus der Prima, baldiger Praefectus Alae in Germanien." stellte sich Seneca förmlich vor, und blickte dann seine Frau an, auf dass sie ihn irgendwie retten würde, denn er wusste schließlich nicht was man mit einem Senator und seiner Frau die man beide nicht kannte so plauderte, und Seiana war ja gut in solchen Dingen, ganz im Gegensatz zu ihm.

    Das Ehefrau-sein schien Seiana ein wenig selbstsicherer zu machen, eine Änderung die für Seneca durchaus erfreulich war, auch einfach weil er so eine neue Seite an ihr kennenlernte.
    Während sie also auf dem Bett lagen, Haut an Haut, sodass kein Blatt zwischen sie passte, und Seneca ihr allerlei Dinge ins Ohr flüsterte, wurde ihm bewusst dass er von heute an wohl jeden Morgen zuerst ihr wunderbares Gesicht sehen würde. Eine wunderbare Vorstellung, auch wenn er beim imaginären Blick aus dem Fenster viel Schnee sah.
    Sie vereinigten sich, und auch wenn es nicht das erste Mal, und wenn es nach Seneca ginge auch bei weitem nicht das letzte Mal war, so war es doch sehr besonders und auf eine eigene Art einzigartig.
    Es war eine lange Nacht, es war warm, kalt, entspannt, anstrengend, und ganz und gar perfekt. Es war spät in der Nacht, oder früh am Morgen, als Seneca im Bett lag, mit der Hand durch die Haare seiner Frau fahrend, erschöpft aber glücklich.

    Als Teil der duccischen "Entourage" hatte sich Seneca heute natürlich auch hier eingefunden um der Entsendung seines Patrons beizuwohnen. Irgendwie war es ja auch seine Entsendung, auch wenn er nur zum Anhang gehörte war er doch irgendwie stolz bald sein eigenes Kommando zu haben. Gut, es hätte nicht unbedingt Germanien sein müssen, mit etwas sonnigerem hätte er sich ebenfalls mehr als gut abfinden können, aber das Leben war ja kein Wunschkonzert.
    Im feinsten Stoff den er finden konnte, aber ansonsten recht schmucklos, hatte sich der Iunier in der Basicila eingefunden und hielt sich zunächst einmal dezent im Hintergrund und beobachtete die anwesenden Gäste.

    Bestimmt würden ihnen die ortskundigen Duccier behilflich sein, auch wenn Seneca keinen Einzigen von ihnen kannte so würde sich sicher eine Verbindung durch seinen Patron herstellen lassen, immerhin war ihm der Gedanke seine zwei Frauen zwischen hunderten Männern schlafen zu lassen auch nicht unbedingt geheuer.
    Aber Seneca war im hier und jetzt, und im hier und jetzt war seine Frau dabei ihn zu küssen und sie hatte bereits ihre Finger nach ihm ausgestreckt. Natürlich war der Iunier nicht abgeneigt und suchte ebenfalls ihre Haut unter der Kleidung während er sie sachte aber bestimmt ins Schlafzimmer schob. Er hatte immer davon geträumt sie zu heiraten. Er hatte nicht wie ein kleines Mädchen von seiner Hochzeit geträumt oder sich ausgemalt wie die Feier wohl aussehen würde, aber er hatte sich immer gewünscht dass er sagen könnte 'Dies ist Decima Seiana, meine Frau, meine bessere Hälfte, die Person die mich komplettiert' und nun war es endlich soweit. Ihre Haut zu spüren, ihr Kleid zu lösen, und sie zu fühlen hatte sich immer schon gut angefühlt, aber irgendwo im Hinterkopf wusste er dass das was sie taten nicht in Ordnung, und er hatte sich Gedanken um die Zukunft gemacht.
    Jetzt fühlte es sich mit jeder Berührung sicherer an, richtiger, und während er sich mit ihr aufs Bett fallen ließ, zum ersten Mal aufs Ehebett, wusste er dass ein Teil von ihm endlich angekommen war.

    "Du warst ganz wunderbar bei der Feier." versicherte ihr Seneca, auch weil er wusste dass seine Frau oft ein wenig unsicher war nach all dieser Zeit außerhalb Roms. "Aber ich bin vielleicht nicht der objektivste Beobachter." neckte er sie ein wenig und genoss ihre Nähe. Aber natürlich ließ er sich auch von ihr führen, wohin auch immer, also folgte er ihr nur allzu gern, und dachte dabei auch an Germanien.
    "Ich denke die erste Zeit werden wir noch in meiner Dienstunterkunft wohnen müssen. Aber wir finden sicher was schönes. Auch wenn es in Germanien gerne auch etwas zentraler sein kann." antwortete Seneca recht abgeklärt, schließlich war ihm die Sicherheitslage in Germanien nicht gänzlich bewusst und er wollte Seiana und Silana auch während eventueller Abwesenheiten in Sicherheit wissen. Bei der Frage ob er noch was trinken wolle musste er kurz überlegen, auf der einen Seite hatte er schon Lust auf ein wenig Wein, auf der anderen Seite wollte er seine erste Nacht als Ehemann gerne in Erinnerung behalten..
    "Nein danke." sagte der Iunier etwas verschmitzt und umarmte Seiana von hinten, "Du bist berauschend genug." fuhr er fort und küsste ihren Nacken.

    "Nun, ich bin immer für eine Überraschung gut." entgegnete der Iunier und grinste dabei kurz seine Frau an..
    Natürlich wusste er nicht dass auch der Iulier mit dem Duccier gesprochen hatte, aber aufgrund seiner Verbindung zu beiden hatte er so eine Ahnung dass der Iulier eventuell ebenfalls in die Pläne des Germanen eingeweiht war..
    "Wir danken dir natürlich für die Komplimente Iulius. Das aus deinem Mund." scherzte der Tribun und kam dann auf ein anderes Thema zu sprechen, "Ich muss dir mitteilen Iulius dass ich die Prima eventuell verlassen werde." erklärte er ihm, und wartete seine Reaktion ab.

    "Nun, vielleicht ist es dort gar nicht so schlecht. Und wenn wir uns eingelebt haben kannst du deine schlechten Erinnerungen gerne mit positiven Überdecken." befasste Seneca und lachte kurz über Avianus Witz.
    Aber bald müssten sie auch schon wieder los, schließlich gab es noch eine Menge zutun sodass die beiden noch weitere Verpflichtungen hatten..
    "Ich hoffe ihr lernt euch im laufe der Zeit noch viel besser kennen. Es hat uns natürlich auch gefreut dass du hierher gekommen bist Avianus. Wir sehen uns ja die Tage noch!" sagte Seneca und erhob sich um seinen Cousin zu umarmen. Danach ging jeder seiner Wege, aber sie würden sich ja bald wieder sehen.

    "Und wenn du Pech hast kannst du mir direkt in mein nordisches Exil folgen." scherzte Seneca ein wenig bissig und stieß ein wenig zurück..
    "Aber ja, halt mich auf dem laufenden, und versuche dich mal ein paar Wochen vom Dienst davonzustehlen um mich zu besuchen." fuhr er fort wohlwissend dass dieser Luxus für einen Centurio so gut wie unmöglich war, und er als Urbaner die ewige Stadt auch kaum für eine Mission verlassen könnte..
    Die Sonne stieg immer weiter auf, und Seneca dachte sich dass es bald mal wieder Zeit wäre zu seiner Familie zurückzukehren, immerhin würden sie wohl bald aufwachen..
    "Naja, wir sehen uns beim Frühstück Avianus. Ich wünsche dir und deiner Liebe jedes Glück und den Segen der Götter." versicherte er ihm und machte sich dann mit ihm zusammen auf um zurück zur Villa zu gehen..

    "Wegen beidem." entgegnete Seneca, immerhin, zumindest sollten die gleichen Maßstäbe gelten, würde Avianus da noch eine Menge Appeasement betreiben müssen..
    "Ich drücke dir in jedem Fall die Daumen." scherzte Seneca und meinte es dennoch ehrlich. Dann kam er nochmal auf die vorherigen Witzeleien zurück, "Sollte es ein Mädchen werden, nenne sie bloß nicht Silana." bemerkte er und fuhr dann fort, "Oder Aviana.. So selbstverliebt kannst selbst du nicht mein Freund."
    Letztlich lag noch eine Menge Arbeit vor seinem Vetter. Viel Erklärungsarbeit, viele Vorkehrungen, und eine Menge Gedanken. Es tat dem Iunier ein wenig Leid nicht mehr dort sein zu können, aber er würde aus der Ferne tun was er kann..
    "Halt mich auf dem laufenden. Auch darüber was Sibel dazu sagt."

    Seneca hatte natürlich seine eigenen Gedanken zum Thema Traditionen und Bräuche. Sicherlich hätte man die Türpfosten salben können, und er hätte sie auch über die Schwelle tragen können, aber letztlich war es nicht sein Haus, und sie würden hier auch nicht wohnen, sodass es wohl besser war die Rituale in Germanien nachzuholen. Was natürlich auch Vorteile hatte, denn immerhin hatten sie dann noch ein paar besondere Momente wenn sie im kühlen Norden angekommen waren..
    "Aulus?" fragte Seneca nach und grinste, "Es wird eine Weile dauern bis ich mich daran gewöhnt habe." neckte er sie und strich ihr ebenfalls über die Wange, "Decima Seiana. Meine Frau." sagte er lächelnd. Für ihn gab es zumindest namenstechnisch nicht viel Umgewöhnung, aber die Tatsache dass sie sich überhaupt öffentlich zeigen konnten war trotz der ganzen Vorbereitungstermine einfach seltsam seltsam seltsam..
    "Und? Hast du dir die Feier so vorgestellt?" fragte er seine Frau, denn es hatte sich mal wieder gezeigt dass Seneca durchaus der emotionalere Part der Beziehung sein konnte, oder dies eben einfacher zeigte, auch wenn Seiana nach der Trauung merklich aufgetaut war, und offen ihre Zuneigung zu ihm gezeigt hatte.
    "Ich liebe dich! Wir haben es geschafft." sagte er dann ein wenig ins blaue hinein, bevor er seine Frau dann küssen konnte..

    Nach dem ganzen Trinksprüchen und freundlichen Gesprächen hatte Seneca leicht einen sitzen. Er war nicht betrunken oder hatte den Punkt überschritten an welchem man eine Änderung der Persönlichkeit spürbar wahrnehmen könnte, aber ihm wahr wohlig warm und vor allem, und das war eine der positiven Wirkungen, er sah seine Frau durch einen leichten Tunnelblick.
    "Ich hab solange darauf gewartet ein wenig mit dir allein zu sein." entgegnete Seneca leicht grinsend, "Selbst der Pferdestall wäre mir recht gewesen." scherzte er weiter und führte sie, mehr der Symbolik wegen, über die Schwelle obwohl es nicht sein Anwesen war.
    "Werte Gemahlin. Trete ein." neckte er sie und hob ihre Hand ein wenig an. Was ihm beim eintreten in die, bis auf die Sklaven, leere Villa zuerst auffiel war diese Stille die einen umgab wenn aus einem vollen Raum in einen leeren trat, ein gutes Gefühl..
    "Es war so seltsam nicht wahr? Sich so offen zu zeigen?" fragte er sie und strich ihr über den Arm, "Also nicht auf die negative Art, aber es war sehr ungewohnt."