Beiträge von Galeo Claudius Gallus

    Oje, die Möglichkeiten kreativer Menschen, das Amt um Geld zu prellen, schienen groß zu sein. Aber um die Verfolgung bzw. Abstrafung von Rechnungssündern und Betrügern musste er sich offenbar nicht kümmern. Das erleichterte ihn.


    "Hmm", brummte Galeo. "Ich bin ja nicht als Wasserleitungsbauer eingestellt, wenn ich das recht verstanden habe. Dann reicht es wohl, wenn ich die ausführenden Mitarbeiter nach dem verwendeten Endstück frage, wenn ich die Gebühren ausrechnen möchte, oder? Vielleicht ist es ja aber auch so gedacht, dass man als Außendienstmann sich vor Ort den Anschlussdurchmesser ansieht." In Galeos Gesicht standen Fragen. Er spekulierte, als er weitersprach. "Der Durchmesser ist doch bestimmt nach Wohngegend unterschiedlich, oder? Und eine Liste, die besagt, welcher Preis zu welcher Rohrgröße gehört, wo finde ich die?"

    Galeo zog die Luft durch die Zähne, als sein Vater ihn ermahnte und nach vorn stellte. Er bereute sein kleines Spottlied aber nicht, was sollte auch daran so schwer sein, vorne zu laufen, wenn sein Vater sogar mitzählen wollte? Das neue Kommando nahm er auf, runzelte dabei aber die Stirn, weil es andeutete, dass der Marsch nun abwechslungsreicher werden würde. Und so kam es auch.


    Bei Gleichschritt marsch ging es los und Galeo marschierte acht Schritte nach vorn, bevor er rechts drehen sollte. Es ging aus dem Atrium hinaus. Gerade einmal vier Schritte nach vorn, dann musste sich Galeo drehen. Er sah Wulfgar vor sich und machte "Buh!", bevor er nach nur zwei Schritten zweimal kurz hintereinander nach rechts schwenken sollte - immer schön zackig und keine runden Ecken gelaufen. Keine schlechte Position, dachte Galeo bei sich. Niemand konnte ihm in die Hacken treten. Nach einigen Schritte geradeaus hieß es plötzlich wieder kehrt. Galeo spürte Wulfgars Atem über seine Haaren hinweg streichen. Eine weitere Drehung und dann folgte auch bald das Kommando zum Anhalten.


    Galeo suchte mit den Augen seinen Vater, ohne sich mit dem Kopf zu bewegen.


    Sim-Off:

    Wenn wir von Feld 92 in Richtung 82 gestartet sind, stehe ich jetzt auf Feld 27 mit Blick Richtung 37.

    Galeo nahm die Bemerkung mit den Wasserdieben wörtlich. "Wie muss ich mir denn den Diebstahl von Wasser vorstellen? Werden heimlich die Zuleitungen angezapft oder wird die Wasserrechnung in irgendeiner Form manipuliert? Und existiert dann eine Gesetzesgrundlage, nach der die Sünder belangt werden können oder wird ihnen jeweils nur eine Abmahnung mit Strafgebühren erteilt? Gibt es da eine Satzung oder ähnliches?"


    Knifflige Zuständigkeiten beim Rechnungsempfänger würden ihm liegen. Die Arbeit durfte ruhig auch anspruchsvoll sein. Sagen wollte Galeo das aber nicht, weil er noch längst nicht das Rüstzeug dafür besaß. Dann grübelte er über einen Satzteil nach, den der Curator geäußert hatte, kam aber auf kein befriedigendes Ergebnis.


    "Ich möchte noch einmal nachfragen, weil mir die Aussage nicht klar Ist. Ein Anschluss, der irgendwie nicht ganz normal ist, was wäre das zum Beispiel? Oder ist damit ausschließlich ein unklarer Eigentümerwechsel gemeint."

    Als der Abstand zu Menecrates genügend Sicherheit bot, trällerte Galeo für Mansuri, höchstens aber noch für die jeweils vor und hinter ihnen Gehenden, vor sich hin. "Dum, die dum, ein schöner Rücken kann entzücken, vor allem beim Bücken. Dum di dum, vallera." Ein Gluckern verriet das Lachen, was ihn schüttelte, gegen das er sich aber wehrte, denn es sollte ja zumindest seinem Vater nicht auffallen.

    Wenig später wurden Stimmen im Flur laut. Musa stellte Romana ihre Ideen für die Schönheitsbehandlung vor, immer hoffend, dass Romana nicht nur gute Miene zum bösen Spiel machte, sondern freudig erregt wirkte.


    "Du darfst dir aussuchen, ob zuerst die Beine oder das Gesicht behandelt werden soll", bot Musa in ihrer Großzügigkeit an. "Was darf es sein?"
    Eine Sklavin drückte die Klinke herunter und öffnete die Tür. Musa trat ein, klatschte zum Zeichen der beginnenden Betriebsamkeit in die Hände und schaute wieder zu Romana.

    Galeo knickte unter Mansuris Rippenstoß seitlich ein. "Verdammt!" Doch bevor er sich revangieren konnte, erteilte sein Vater neue Befehle. Sein Blick verfinsterte sich bereits, als ihm plötzlich die Gelegenheit klar wurde. Während er den Befehlen Folge leistete, sah er Mansuris ungeschützten Rücken vor sich und grinste. Das Beste jedoch war, er durfte ihr nicht nur folgen, er sollte es sogar. Übereifer wurde selten bestraft, dementsprechend groß fiel sein Antrittsschritt aus. Seine Ferse setze so dicht an Mansuris Fuß auf dem Boden auf, dass der Ballen die Haut der Frauenferse eindrückte.
    "Oh, wie ungeschickt von mir", sagte er, grinste aber zugleich. Meinetwegen konnte es so weitergehen.

    Und wieder dieses dumme Aufstellspiel, bei dem Galeo hinter dieser kaum um eine Haaresbreite größeren Sklavin stehen musste. Er grollte für Mansuri hörbar und stellte sich absichtlich so hin, dass die Sklavin kaum atmen konnte, so wenig Platz blieb ihr zwischen den beiden Claudiern.


    Dem Herumfuchteln des ernannten Optios wich er aus, indem er das Gesicht zurücknahm, um es anschließend wieder nach vorn zu schieben. Wenigstens mit der Nase wollte er vorn sein, auch wenn man das höchstens aus seitlicher Sicht sehen konnte. Er straffte sich und stand so stramm wie selten, nur damit er nicht nachträglich korrigiert werden würden.

    Musa winkte ab, als ihr die Platte mit dem Essen hingehalten wurde. In ihrem Alter musste sie bereits auf ihre Linie achten.


    "Ach Galeo, nicht solch langweilige Themen." Politik, gleich ob Familien- oder Staatspolitik langweilte Musa ebenso wie philosophische Gespräche oder Organisationsdinge. "Berichte uns doch lieber, wie du deine Abende verbringst, Romana. Und hat sich dir die Göttin schon einmal gezeigt in Tat oder Eingebung, als du ihr gedient hast?" Musa legte die Hände zusammen und gleichzeitig den Kopf schief.

    Galeo hörte aufmerksam zu, was der Curator ausführte.
    Gut, dann ist es mein Ziel, einmal einen eigenen Bezirk zu haben, stellte er für sich in Gedanken fest. Zunächst musste er aber sehr viel lernen, dessen war er sich bewusst. "Sonderaufgaben", murmelte er. "Das klingt interessant. Um was für Aufgaben handelt es sich denn dabei?", fragte er lauter. Er wollte herausfinden, ob diese Sonderlinge eher privilegiert oder doch bedauernswert waren.
    "Sehr gerne wüsste ich noch, ob es Lehrmaterial gibt, das ich studieren kann, und wann genau ich meinen Ausbilder kennenlerne."

    Einerseits konnte Mansuri sicherlich wesentlich besser vorführen, wie der dreigeteilte Zopf geflochten und letztlich drapiert wurde. Andererseits fand es Musa schade, nicht Wufgar in Aktion sehen zu können. Bestimmt war ihr dadurch eine unterhaltsame Vorführung versagt geblieben. Nun gut, dachte sie bei sich. Man kann nicht alles auf einmal haben.


    "Ich bin fertig mit Essen", sagte sie plötzlich und setzte sich noch aufrechter hin als sie ohnehin schon saß. In Wirklichkeit hatte sie noch Hunger, aber es kribbelte ihr in den Füßen. Die sollten sie so schnell es ging aus dem Triclinium zum nächsten Barbier tragen. Sie fürchtete, nicht auf den aktuellsten Stand der Haarmode zu sein. "Bist du auch fertig?", flötete sie mit einem Lächeln im Gesicht. Ein Nein wollte sie nicht hören, das sagte der Glanz ihrer Augen. "Ich muss etwas erledigen."


    "Musa", klagte Galeo. "Ob ich es wohl noch einmal erlebe, dass du berechenbarer und geruhsamer die Tagesplanung vornimmst?" Gerade hatte er noch zu einem Stück Brot gegriffen, weil er die Plauderphase überbrücken wollte. Von einer Minute auf die andere war diese beendet und nun hing er hinter Musa her. Er lehrte seinen Becher, aber nicht ohne vorher einmal hörbar zu seufzen. Dann erhob er sich, reichte Musa den Arm und führte sie aus dem Raum, nachdem sie sich bei ihm eingehakt hatte.

    Galeo nickte, als er namentlich vorgestellt wurde. Er fand es ein wenig überraschend, dass sich kaum jemand traute, etwas zu sagen. Ihm blieb nichts weiter übrig, als hinter dem Curator Aquarum herzugehen und das Schreibpult zu betrachten, an dem er im Innendienst arbeiten konnte. Sicherlich gab es auch für Außendienstler jede Menge Büroarbeit. Er überlegte schon, wo er seine Schreibsachen lagern sollte, wenn er kein eigenes Schreibpult besaß, als ihm dann eine Frage kam.
    "Ich wüsste gerne, ob die Außendienstkräfte eigene Reviere haben oder die Stadt in Straßen aufgeteilt ist. Bekomme ich also einen eigenen Bereich und betreue den eigenverantwortlich oder arbeite ich jeweils nach Anweisung?"

    Galeo legte den Kopf in Schieflage, als er überlegte, für welche Kleinigkeit er sich entscheiden sollte. Nach Obst und ähnlichem war ihm heute nicht zumute.


    "Dann wähle ich Kalbfleisch und Nüsse mit Käse drapiert. Ich möchte es als Augenweide arrangiert." An seine Schwester gewandt: "Romana, was rätst du einem Ratsuchenden, wann er sein Testament schreiben soll? Ich bin mir gar nicht sicher, ob man vorbeugen soll, oder sich durch Schnellschüsse selbst bei den Göttern zur Abholung empfiehlt."


    Musa griff bereist auf die Weintrauben zu, als Mansuri die Platte an ihr vorbeischaukelte. Sie zupfte eine Frucht nach der anderen ab und blies die Kerne hinter sich. Auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln, weil sie bereits in Vorfreude auf die Schminkaktion schwelgte.

    Musa war Feuer und Flamme. Sie setzte sich kerzengerade hin, fuchtelte mit den Armen und erteilte Morrigan erst nach mehrmaligem Luftschnappen die Anweisungen.


    "Ich möchte, dass du alle meine Schminkutensilien, also Spiegel, Farben, Salben, Tinkturen und Pomaden in meinem Cubiculum bereitstellst. Ich möchte, dass du der ornatrix zur Hand gehst, vielleicht lernt sie dich bei der Gelegenheit an. Bereite schon mal eine Gesichtsmaske vor und für alle Fälle auch Wachs zum Entfernen der Beinhaare.
    Romana, du wirst wie eine Göttin aussehen, wenn du mein Zimmer verlässt."


    Musa strahlte. Galeo, der dies bemerkte, drehte den Kopf Richtung Romana. Wie mochte sich ihr Gesichtsausdruck nach den Ankündigungen wohl entwickeln?


    "Was haben wir denn Schönes?", fragte er, noch bevor er einen Blick auf die Platte geworfen hatte.

    Galeo betrat hinter dem Curator Aquarum das Officium. Die neuen Kollegen blickten von ihrer Arbeit auf.


    "Salvete", grüßte er in die Runde, dann jedoch abwartend, was der Curator wohl zur Einführung sagen würde. Er suchte bereits den Raum nach einem freien Platz ab, der möglicherweise sein zukünftiger Schreibtisch werden könnte.

    Zitat

    Original von Narrator Italiae
    Der Curator Aquarum rief den Anklopfenden herein und erkannte wenig später den neuen Mitarbeiter.


    "Gute Morgen! Sehr pünktlich. Sehr schön. Lass' die Tür offen, wir gehen gleich herüber ins Büro der Aquarii. Da lernst du dann deine neuen Kollegen kennen."


    Der Curator erhob sich von seinem Platz und ging dem neuen Aquarius in Richtung Tür entgegen.


    Galeo trat ein und grüßte zurück. Ohne große Vorrede erklärte der Curator Aquarum sein Vorhaben, als erstes Galeo die Kollegen vorzustellen, was der dankbar aufnahm. Er trat zur Seite, als der Curator an ihm vorbeischritt und folgte ihm ins Büro der Aquarii.

    Man sollte Musa niemals den kleinen Finger reichen. Selbst die Andeutung von Wankelmütigkeit interpretierte Musa kurzerhand um. Alles was keine Ablehnung war, bedeutete für sie Zustimmung.
    "Wundervoll, Romana, gleich nach der Mahlzeit, in meinem Zimmer. Ich werde alles zur Verfügung stellen, was ich in den letzten Jahren an Schminke angesammelt habe." Und als wollten ihr die Götter einen Gefallen erweisen, lugte die Sklavin Morrigan mit kaum mehr als einer Nasenspitze um die Ecke.
    "Morrigan, komm doch mal her. Ich habe einen Auftrag für dich." Musa lächelte Romana an. Ein Blick, der um Verständnis bat, traf Galeo. Der kannte bereits Musas Vorlieben und sein Grinsen beinhaltete aufrichtiges Bedauern für Romana.


    "Ich gehe vermutlich richtig in der Annahme, euch heute vor dem Mittag nicht mehr zu Gesicht zu bekommen. Sei entschiedener, wenn du ihr später entkommen willst. Sonst verändert sie deinen Typ derart, dass dich nicht einmal das Feuer im Atrium mehr erkennt."
    Galeo winkte Morrigan zu, die durch Musas Rufen zurückkam.
    "Bevor du Musas Auftrag erledigst, schau einmal in der Culina nach und bring uns etwas Neckisches zum Verspeisen mit."

    "Was für ein Haudegen!" Galeo stand der Mund offen, als er das beherzte Vorgehen seiner Schwester beobachtete. Mit Applaus zollte er ihr am Schluss Respekt und als sie wieder auf den Beinen stand, zeigte eine angedeutete Verneigung, wie beachtlich er ihren Auftritt fand. "Wo hast du denn so kämpfen gelernt? Im Atrium bei den Vestalinnen?" Er raunte nur in ihre Richtung, wollte nicht laut sprechen, sonst gab es wieder eine Zurechtweisung.

    Während sich Galeo bereits mit dem zweiten Becher Wein beschäftigte, lauschte Musa den Ausführungen der Sklaven. Sie verstand Wufgar schlecht, deswegen kniff sie die Augen zu Schlitzen zusammen, um sich mehr auf das Gehörte konzentrieren zu können. Einen Großteil hatte sie dann auch verstanden, aber vom Wort zur Vorstellung war ein weiter Weg. In ihr reifte ein Entschluss. Da sich Mansuri bestens für die Bewirtung eignete, entschied Musa folgendes:


    "Wulgar zeigt mir jetzt am Haar von Morrigan, wie das mit den drei Zöpfen in Germanien aussieht. Hast du das verstanden? Zeigen - an Morrigan, wie - Frisur - aussieht."
    Sie lehnte sich in Vorfreude zurück und wartete gespannt auf die Vorführung.