Der Senat hat sich versammelt. Erschienen sind alle Senatoren, die dem Aufruf noch rechtszeitig folge leisten konnten. Der Boden der Curia Iulia ist mit Marmor ausgelegt. Der Saal ist in drei Abschnitte geteilt. Den linken und rechten nehmen je drei breite, niedrige Stufen ein, auf denen die Sessel der Senatoren stehen. Die Sitze sind alle belegt und dahinter stehen die jüngeren Senatoren, da die vorderen Plätze den älteren und angeseheneren vorbehalten sind. Zwischen den beiden Türen in der Rückwand, die sich zum Forum Iulium hin öffnen, ist ein Sockel für die dem Senat vorsitzenden Magistrate mit einer Basis, auf der die Victoria-Statue aus Tarentum steht, die Octavianus Augustus, mitgebracht hatte. Die Tore der Curie sind weit geöffnet, wie es bei Sitzungen des Hauses üblich ist. Durch ein hinteres Tor schreiten nun drei Personen in den Saal. Zwei davon sind Praetorianer. Jeder eine glänzendsilberne Lorica Squamata tragend nehmen beide Flankenposition zum Sessel inmitten des Sockels ein. Beide sind bewaffnet. Das Pomerium wurde seit bereits einiger Zeit zunehmend lockerer gehandhabt. Vor dem Sessel kommt die dritte Person zum stehen. In den kaiserlichen Purpur gehüllt erhebt der Augustus die Arme und gebietet um Ruhe. Pure Geste, da von alleine beinahe Stille eingekehrt war.
„Patres Conscripti, ich grüße euch!
In trete in einer für Rom schweren Stunde vor euch. Das Reich befindet sich in einer Zeit schwerer Prüfungen. Dem Feind im Inneren unseres Staatswesens, der sich, erneut seine republikanischen Scheinideale predigend, erhoben hat wird sich bereits gestellt. Das wisst ihr wohl. Doch nun wird unsere Sicherheit auch von Außen bedroht!
Seit geraumer Zeit hat der parthische König Oroes der Erste unsere syrischen Grenzen bestürmt, geplündert und gemordet. Die Friedensliebe und Friedfertigkeit der Römer hat dessen Entschuldigungen nur zu lange entsprochen und auf eine scharfe Antwort verzichtet. Doch diese Milde und Nachsicht hat man uns nun schlecht vergolten. Ich wurde von König Exedares von Armenia, den wir Amicus Romanorum nennen, davon unterrichtet, dass sein Land von parthischen Truppen angegriffen wurde. Die in seinem Schreiben enthaltene Ernstlichkeit der Lage lässt keinen Zweifel daran, dass das Königreich mittlerweile wohl sicher gefallen und der König wahrscheinlich nicht mehr am Leben ist. Ein Freunde Roms ist schändlich attackiert worden, trotz Zusicherung der Freundschaft Roms, trotz eines Vertrages mit dem Herrscher von Cetesiphon!
Dies ist eine direkte Herausforderung Roms.
Man verhöhnt uns.
Man glaubt eine Schwäche nutzend unsere Position im Osten zurückdrängen zu können.
Man hält uns für nicht fähig darauf angemessen und stark antworten zu können, Patres.
Vor euch und vor den unsterblichen Göttern gelobe ich nun, dass die schändlichen Aggressoren diese Antwort erhalten sollen und werden. Bei Mars, sie sollen ihre Strafe durch meine eigene Hand erhalten!
Die entsprechenden Befehle habe ich erteilt. Die Legio Prima Traiana Pia Fidelis wird zusammen mit mir gen Osten segeln und in die Schranken weisen, wer glaubte den Römischen Adler schmähen zu dürfen! Wo sie Schwäche vermuteten sollen sie Entschlossenheit und Mut finden. Wo sie den Sieg witterten, da sollen sie nur Tod und Verderben erwarten!
Nachdem nach der Väter Sitte der Krieg erklärt wurde und alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, werde ich euch und Rom verlassen. Doch seid sicher, dass ich euch wohlbehütet und in Sicherheit zurücklasse. Auch alle Vorbereitungen dahingehend sind getroffen.
Lasst uns im Angesicht des Feindes nicht zaudern, sondern entschlossen handeln. Ein jeder dort, wo er für Rom seine Pflicht erfüllt. Und diese Pflicht werde ich einfordern, doch ich weiß, dass jeder Legionär mit Freude seinem Adler folgen wird, um dem orientalischen Despoten zurückzubringen, was er uns und unseren Freunden antun wollte. Rom wird aus dieser Prüfung gestärkt hervorgehen.
Roma Victrix!
Ich danke euch.“
Darauf verlassen Kaiser und Gardisten den Saal.