Audienz für Maximus Decimus Meridius



  • Der magister officiorum begleitete den Senator persönlich bis zum Audienzsaal und führte ihn hinein.


    > Senator Decimus, der Augustus wird sich deiner gleich annehmen. Vale. <


    Dann verließ er mit einem freundlichen Nicken den Saal und eilte durch die Gänge des Palastes zurück.




    Senator Maximus Decimus Meridius


    venit ut nuntiet:


    adventus Romae suus


    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Meridius blieb natürlich im Saal zurück. Er war schon häufig hier gewesen, so dass sich die Nervosität, welche andere empfanden, wenn sie dem Kaiser begegneten, bei ihm nicht mehr einstellte. Er achtete den Kaiser und diente ihm. Doch Nervosität war keine mehr vorhanden. Nachdenklich ging er ein wenig auf und ab. Die neue Toga, welche er extra für diesen Besuch gekauft hatte, fühlte sich gut an, wenn auch ungewohnt. Als Legatus Augusti Pro Praetore war er, ebenso wie als Legatus Legionis eher das Tragen einer Soldatentunika gewöhnt gewesen.

  • Der Kaiser lässt seinen ehemaligen Statthalter nur wenige Augenblicke warten, dann betritt er ebenfalls den Saal. Nach wenigen Schritten kommt er vor ihm zum stehen und grüßt, wie es der Oberbefehlshaber vor einem hochrangigen Militär tut.


    "Maximus Decimus Meridius, willkommen zurück in Rom."

  • Er musste nicht lange warten. Schon mit dem Öffnen der Türe wusste er, dass der Kaiser eintreten würde und so war es auch. Meridius nahm die gewohnte und ihm vertraute Haltung eines Soldaten ein und erwiderte den Gruß.


    "Mein Kaiser."


    Einen kurzen Moment hielt er inne.


    "Ich freue mich, hier sein zu können."


    Mehr sagte er vorerst nicht.

  • Die militärisch knappe und trotzdem freundliche Erwiderung lässt die Gesichtszüge des Kaisers leicht besser gelaunt erscheinen. Er lässt die Hand wieder sinken.


    "Nimm Platz. Du hast sicher viel zu berichten über die Erfüllung deines Mandates in Germania. Beginnen wir mit dem naheliegenden: wie war die Reise?"


    Auch wenn ihn andere Sorgen umtreiben, nimmt sich der Kaiser für dieses Gespräch unbedingt die nötige Zeit und Ruhe und lässt einen Diener Getränke servieren.

  • "Ich danke Dir, mein Kaiser."


    antwortete Meridius und ließ sich nieder, jedoch nicht vor dem Kaiser selbst.


    "Die Reise lief unbeschwerlich. Da ich mit Gattin, Sohn und Haushalt reiste, entschied ich mich den bequemeren, wenn auch längeren Weg über Massilia und Ostia zu nehmen. Neptun hat uns einen guten Wind geschenkt, die Meere sind sicher, die Straßen auch."


    Er schmunzelte ein wenig. Es war ihnen beiden bekannt, dass sie um den Krieg gegen die Parther wussten. Was im Senat angesprochen worden war, hatte bereits die Tavernen der Stadt erreicht und war auf dem Form das Gesprächsthema Nummer eins.

  • "Hoffen wir, dass es auch in Zukunft so bleibt. Die Grenzen sind es leider derzeit nicht überall. Du wirst sicher schon mitbekommen haben, dass Armenia bedroht ist. Ich werde mich in Kürze selbst nach Osten begeben, mit der Legio I."


    Doch noch ist der Kaiser in Rom.


    "Aber zurück zu dir und Germania. Die Übergabe deines Amtes an Vinicius Lucianus ist reibungslos vonstatten gegangen?"

  • Meridius hatte es in der Tat mitbekommen, dass der Kaiser daran dachte mit der ersten Legion abzumarschieren. Legatus der ersten war sein Cousin. Einige der Soldaten entsammten der Gens Decima. Und Meridius war selbst einmal Soldat und Offizier der Prima gewesen. Er nickte.


    "Ich habe Vinicius Lucianus in die Aufgaben eingewiesen. Nach seinem Empfang durch die Stadt Moguntiacum und durch mich, besprach ich mich mit ihm über alle laufenden Angelegenheiten, insbesondere den Limesausbau, die Ansiedlung von verbündeten Stämmen, den Ausbau und die Vertiefung unserer diplomatischen Anstrengungen. Die Legionen wurden schon unter meinem Kommando weitgehend wieder in die Näher der Sollstärke gebracht. Diesen Frühling und Sommer noch und sie sind auf einem Niveau, welches keinen Gegner zu fürchten braucht."


    Meridius hielt inne.


    "Mein Kaiser, ein persönliches Wort. Mit Decimus Livianus hast Du einen Legaten an Deiner Seite, dem ich mein Leben anvertrauen würde. Es gibt wenige Kommandeure, welche die Auszeichnungen errangen, die ihm zuteil wurden. Wenn ich Dich jedoch nach Osten begleiten soll, dann tu ich das. Du weißt, dass ich mit Leib und Seele Soldat bin. Ich kann es kaum aushalten hier in Rom herumzusitzen und zu wissen, dass an der Front römische Legionen für die Ehre und das Imperium kämpfen..."


    Er sagte dies, auch wenn er wusste, dass der Kaiser wohl seinem Anliegen nicht statt geben würde.

  • Der Kaiser blickt konzentriert, auch bei der persönlichen Bemerkung.


    "Ich weiß dein Angebot sehr zu schätzen. Doch dieser Vertrauensbeweis in dich wäre zugleich auch ein Zeichen des Misstrauens gegenüber den anderen Kommandeuren. Doch dazu besteht kein Anlass und ich zweifle nicht daran, dass mir die Offiziere der Truppen, die mir im Osten zur Verfügung stehen werden, hervorragende Berater sind."


    Dann kommt er wieder zurück zum Thema Germaina.


    "Haben sich bezüglich der von dir angesprochenen Punkte gegenüber deinem letzten Brief noch Änderungen ergeben? Du schicktest einen Verwandten auf die andere Seite des Limes, nicht wahr? Konnte er schon etwas positives erreichen?"

  • Meridius hatte mit der Entscheidung des Kaisers bezüglich seines Anliegens gerechnet, trug es daher mit Fassung. In der Tat waren die anderen Kommandeure mehr als fähig, allen voran sein Cousin Livianus.


    "Zu dem Zeitpunkt meiner Abreise befand sich Decimus Mattiacus immer noch auf seiner Mission, mein Kaiser. Um genaue Auskunft über einen Erfolg oder einen Misserfolg geben zu können, müssten wir jedoch seine Rückkehr abwarten."


    Er hielt einen Moment inne.


    "Ansonsten hat sich seit meinem letzten Bericht nicht mehr viel ergeben. Ich habe alle Schritte soweit angebahnt, so dass Vinicius Lucianus diese nur noch fortzusetzen braucht. Dies betrifft sowohl alle militärischen Angelegenheiten, als auch administrative und legislative Akte, wie die Richtlinien für den Ordo Decurionum."

  • "Wird er sich dabei auf Personal stützen können, welches dir bereits diente und von dir auch vor Ort belassen wurde? Oder hast du deine fähigsten Leute mit hierher nach Rom gebracht, damit sie entweder in deinen Diensten bleiben oder neue Aufgaben übernehmen können?"


    Um einige bestimmte Personen hat der neue Statthalter gebeten, kann sich der Kaiser erinnern. Aber wie groß die Menge des neu mitgebrachten Personals insgesamt ist, weiß er nicht. Und über den Bedarf vor ort ohnehin nichts.

  • "Die Posten des Magister Officiorum und des Scriba Provincialis wird er neu besetzen müssen, mein Kaiser. Ersteren besetzte ich mit einem meiner Verwandten, Iulius Lepidus, einen zuverlässigen Mann, letzteren Posten mit einem meiner Klienten, einen Libertus. Mit meiner Abberufung haben auch sie ihre Posten niedergelegt. Es dürfte ohnehin die Arbeit des neuen Legaten erleichtern, wenn er diese Posten ebenfalls mit Vetrauten besetzt."


    Er hielt einen Moment inne.


    "Der Praefectus Castrorum Germanicus Corvus hat sich im Übrigen als ausgesprochen zuverlässig, engagiert und fähig erwiesen. Alle Angelegenheiten der II. Legion meisterte er ohne Schwierigkeiten. Als Legatus Legionis kann ich ihn in diesem Zusammenhang für eine weitere Karriere nur empfehlen, auch wenn es bedeuten würde, dass Legatus Augusti Vinicius Lucianus auch diesen Posten neu besetzten muss, was allerdings ob des guten Offiziersstammes der II. Legion das geringste Problem darstellen dürfte. Sowohl die Centuriones Annaeus Scipio - welcher mir als Centurio Statorum diente - als auch Centurio Petronius Crispus - zuständig für die Ausbildung der Probati - drängen sich diesbezüglich mehr als auf."


    Er räusperte sich.


    "Die größte Herausforderung dürfte jedoch die Classis darstellen, mein Kaiser. Die Vorgänge dort dürften sich ja bereits bis nach Rom durchgesprochen haben und ich muss sagen, ich war ebenfalls nicht erfreut, zumal eine Flottensinpektion durch mich nicht abgewartet wurde. Vielmehr neigten einige Offiziere dort zu Eigeninitiativen, welche sowohl Deine, als auch meine Zuständigkeit in Frage stellten. Tribunus Classis Sabbatius Sebastianus habe ich daher angewiesen, sich bei Vinicius Lucianus zu verantworten. Wahrscheinlich dürfte eine Versetzung in diesem Fall die einfachste Lösung sein."

  • Mit einem dezenten Wink sorgt der Kaiser dafür, dass ein Diener im Hintergrund schweigend und gewissenhaft alle genannten Namen und einige aufschlußreiche Hinweise zu ihnen notiert.


    "Die Classis scheint tatsächlich problematisch zu sein. Mehr als einmal wurde hier in dieser Halle oder in meinem Büro über Angehörige der germanischen Classis verhandelt und das keineswegs positiv. Ich warte ab, was mir der Senat nach dem Bericht seines Quaestors raten wird. Danach wird zu entscheiden sein. Versetzungen gehören sicher zu den gegebenen Mitteln."


    Ein zweiter Diener hat zu den genannten Namen rasch zusätzliche Informationen auf eine zweite Tafel notiert, die nun neben dem Kaiser liegt.


    "Doch reden wir von den positiven Erscheinungen. Germanicus Corvus ist ein ehemaliger Gardist, genauer sogar ein Speculator. Er hat sich als Praefectus Castrorum durch Verwaltungsgeschick hervor getan? Könnte man ihm höhere Ämter in der zivilen Verwaltung anvertrauen? Oder bleibt er Soldat?"

  • "Er ist Soldat, mein Kaiser."


    antwortete Meridius.


    "Er wird seinen Posten auf jedem Platz ausfüllen, auf welchen Du ihn stellen wirst. Ganz gleich ob es jetzt ein Kommando wäre, oder aber auch ein Posten in der zivilen Verwaltung."


    In dieser Hinsicht glich Germanicus Corvus ihm selbst.

  • "Eine klare Aussage."


    Der Kaiser denkt einen Moment darüber nach, ob man ihn in den bevorstehenden Feldzug einbinden könnte, entscheidet sich dann aber dagegen. Er muss sich auch Kräfte für anderen Aufgaben freihalten.


    "Wie sieht deine persönliche Planung für die nähere Zukunft aus?"

  • Meridius schmunzelte.


    "Ich bin Soldat, mein Kaiser. Auch mein Platz ist dort, wo ich hingestellt werde."


    Er dachte einen Moment nach.


    "Um offen zu sprechen, mein Kaiser hat die Statthalterschaft einiges an Zeit und Kraft gekostet. Es wäre mir Recht, wenn ich eine Weile kürzer treten könnte. Meine Familie könnte mich zur Zeit gut gebrauchen und ein wenig Abstand wäre glaube ich ebenfalls nicht schlecht. Um so leichter dürfte es mir dann auch wieder fallen, mit neuer Energie an neue Aufgaben heranzugehen..."

  • Für den Kaiser kommen beide Antworten nicht überraschend und er lächelt ebenfalls.


    "Diese Antwort hatte ich erwartet. Dein Wunsch nach etwas freier Zeit ist nur allzu verständlich, zumal du ja nun wieder deinen Pflichten als Senator nachkommen kannst. Wenn ich deine Dienste benötige, werden wir uns wieder sprechen, sobald ich aus Parthia zurück bin.


    Doch bis dahin wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Wir sehen uns zuvor aber trotzdem noch einmal, denn ich gedenke dir selbstverständlich einige Ehrungen für deine Dienste zukommen zu lassen und dies öffentlich. Du wirst vom Magister Officiorum zu dem Termin geladen werden."


    Ein Diener tritt auf einen Wink hin nach vorne und reicht dem Kaiser ein Dokument.


    "Und ich habe nicht vergessen, dass dein Herz immer auch an Hispania hing. Diese Ländereien hier seinen hiermit deinem Grundbesitz zugeschlagen."


    Er überreicht das Dokument.

  • Der Kaiser war großzügig. Meridius neigte sein Haupt.


    Es waren kurze Worte, doch sie kamen von Herzen und waren so aufrichtig gemeint, kurz und direkt, wie sie ein Soldat nur sagen konnte. Jedwede Schmeichelei hätte nicht zu Meridius gepasst, und schon gar nicht zu der jahrelangen Beziehung zwischen dem 'iberischen' Kommandeur und seinem 'hispanischen' Imperator.


    "Mein Kaiser, ich danke Dir."


    Hispania. In der Tat hing das Herz des Iberers an seiner Heimat. Tarraco würde er nie vergessen können. Ebenso wie der Kaiser, welcher auch aus Hispania stammte, und mit Hilfe der hispanischen Legionen vor vielen Jahren seine Herrschaft errang. Meridius dachte in diesem Moment wieder daran und schwelgte in Erinnerungen, ehe er in die Realität zurückgerufen wurde.


    "Mein Kaiser, wenn ich noch etwas in privater Angelegenheit vorbringen dürfte... Meine Nichte Decima Valeria diente bisher im Cultus Deorum in Germanien. Sie hat mir gegenüber den Wunsch geäussert, den Göttern in Rom dienen zu dürfen, zumal sich meine Familie nun auch in Rom aufhalten wird. Seit dem Tod ihres Vaters ist sie mir wie eine Tochter geworden..."


    Er räusperte sich. Die Anliegen anderer vorzubringen war sonst nicht seine Art.

  • "Ich nehme an, du beziehst dich damit auf eine Aufnahme in das Collegium der Pontificies? Arbeitete sie bisher als Sacerdos publicus?"


    Über die Verwandten des Senators hat sich der Kaiser keine Unterlagen vorbereiten lassen, so dass er hier nachfragen muss, bevor er etwas erwidert.

  • Wohin genau seine Nichte jetzt hin wollte, wusste Meridius nicht mehr so genau.


    "Sie ist Sacerdos Publicus, mein Kaiser. Es würde für meine Familie schon ein Gewinn sein, sie in Rom zu wissen und nicht in Germanien."


    Welchen Posten sie letztlich erhalten würde, wäre sowieso eine Angelegenheit des Kaisers. Am Besten sprach er also selbst einmal mit Valeria, oder bestellte sie zumindest zu einem Gespräch zu einem der zuständigen Priester.

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