Botenbesuch

  • Seit Stunden brütete der Kaiser nun wieder über Dekreten, Schreiben und Anweisungen. Rom begann in der Sonne zu braten, wie dies jedes Jahr zu dieser Zeit bereits anfing. Manche der Honoratioren des Reiches waren bereits auf ihre Landgüter in Capua oder Cumae gefahren, auch ihm fehlte Capri zu dieser Zeit im Jahr besonders. Vom Fenster aus betrachtete er das Treiben im Vorhof des Palastes. Vor einem Tor am Ende des Hofes stand ein Praetorianer, den Mund weit offen und gähnend. Julian musste schmunzeln, denn diese Haudegen einmal in irgendeiner halbwegs menschlichen Pose zu erblicken war sogar für ihn, der sie andauernd um sich hatte eine Besonderheit.


    Diese durch Hitze und Müßiggang bestimmte halbwegs vollständige Ruhe durchbrach abrupt ein Meldreiter, der von Trajan geschaffenen Equites Singulares. Der schläfrige Posten war nun wieder hellwach, da es galt andere Leute zu schikanieren, das diese auch noch zum regulären Militär gehörten erhöhte die Freude noch beträchtlich. Schnellen Schrittes durchquerte er den Hof und tauchte unter mir in das Gebäude ein. In Gedanken seinen Weg verfolgend hörte ich bald den Posten vor der Tür mit ihm reden. Das war vorherzusehen, denn es konnte ja unmöglich sein, dass die zehn Gardisten, die der Mann bis hierher zwangsläufig passiert haben musste richtig damit gehandelt hatten ihn durchzulassen. Schließlich öffnete sich die Tür und den Helm unter dem Arm betrat er den Raum. Der Optio grüßte militärisch und versuchte recht erfolgreich seine Anstrengung durch Hitze und Ritt zu kaschieren.


    „Mein Kaiser, dies Pergament soll ich Dir unverzüglich aushändigen!“


    „Optio, ich danke Dir dafür, doch warum gabst Du es nicht dem Dutzend Sekretären, die sich zweifellos dort draußen tummeln und mich Unsummen kosten?“


    „Nun, mein Kaiser, ich habe Order erhalten es nur Dir persönlich zu übergeben und .... „


    „Schon gut, ich nehme es.“


    Er trat vor und reichte mir das Pergament und wich schnell wieder einige Schritte zurück.


    „Danke, lass Dich verpflegen und ruhe Dich aus, der Ritt war sicher anstrengend.“


    „Habt Dank, mein Kaiser.“


    Die Freude war ihm deutlich anzusehen als er den Raum verließ. Es kam durchaus auch öfter vor, dass ich persönliche Depeschen erhielt, sogar zu oft für meinen Geschmack. Viele Leute dachten wohl, dass wenn man sein Anliegen nur hoch genug äußerte, dies wohl schwerlich scheitern könne. Doch dieses Pergament hatte noch eine weitere Besonderheit, es war sehr weit gereist für ein Anliegen an den Kaiser. Gesiegelt vom Legatus Augusti pro Praetore, Provincia Syria, Damascus. Den Posten hatte er schon unter meinem Vater erhalten und ich sah bei der Thronbesteigung keinen Grund ihn abzulösen, er war Soldat und hatte sich aus den republikanischen Wirren gänzlich herausgehalten. Nun doch etwas neugierig brach ich das Siegel und entrollte das Schreiben ...


    Renuntium Legatus Augusti pro Praetore, Provincia Syria, Damascus
    Ad Lucius Ulpius Iulianus, Imperator Caesar Augustus


    Mein Kaiser, ich grüße Dich.


    Ich schicke dies Schreiben direkt an Dich, da die Sache, wegen derer ich Dir schreibe mittlerweile eine gewisse Dringlichkeit entwickelt hat und da ich nicht die notwendigen Kompetenzen habe, um adäquat handeln zu können. Seit nunmehr zwei Monaten wird die Grenze des Imperium Romanum, deren Schutz Du mir hier übertrugst von parthischen Soldaten angegriffen. Zunächst haben ich und meine Offiziere eine Art systematisches Abtasten durch Scheinangriffe erkannt, was in der Vergangenheit des öfteren vorkam, wie Du sicher weißt. Doch die Angriffe wurden mit der Zeit heftiger und koordinierter. Einen zusammenhängenden Limes wie ihn Germania hat, haben wir hier nicht, sondern ein System von Kleinkastellen als Meldelinie. Der Druck auf diese Kleinkastelle nahm stetig zu und ich musste die kleinsten davon schließlich räumen lassen, was dem Feinde Breschen schlug. Durch die entstanden Lücken sickerte der Feind in die Provinz ein und ignorierte die weiteren Kastelle. Es kam darauf vermehrt zu Übergriffen auf unsere Versorgungs- und Meldelinien. Ich beschloss zu handeln und versammelte alles an Reiterei was die Provinz derzeit hat in dem Gebiet. Dies schien Erfolg zu haben, denn die Übergriffe gingen zurück. Wir gaben uns damit allerdings nicht zufrieden, sondern machten die Oparationsbasis der Übergriffe ausfindig, als welche die Stadt Dura Europos zu sehen ist. Ich schickte die Legio VIII Adiutrix zu einem Vergeltungsschlag in Richtung der Stadt Carrhae. Doch kaum auf parthischem Boden wurde uns durch Panzerreiter und berittene Bogenschützen schwer zugesetzt. Wir brannten einige Gehöfte nieder und versuchten uns Carrhae zu nähern, doch unsere Versorgungslinien brachen schließlich fast zusammen unter dem ständigen Druck des Feindes, ich befahl den Rückzug. Aber mein Kaiser, die Parther neigen zum Zurückweichen wenn sich ein Stärkerer nähert, die Truppen um Carrhae wichen nicht, sie müssen von einer Überlegenheit ihrerseits ausgehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich dort mehr zusammenbraut als offen zu sehen ist. Ich halte es für meine Pflicht Euch hierüber zu informieren.


    Legatus Augusti pro Praetore
    Gaius Munius Lupercus


    Renuntiarunt Legatos et Tribunos Legionum (LEG VIII ADI)
    Detulit Optio Equites Singulares


    Die Parther, das Volk des Königs der Könige, König Oroes von Parthia kam beständig oft in unseren Militärberichten vor, die mich nur recht selten erreichten, so wusste ich auch nichts von dem erfolglosen Versuch der Legio Octava Carrhae anzugreifen, das war auch durchaus so gedacht, denn wofür ernannte Rom schließlich Statthalter? Die Parther konnten es also nicht lassen, trotz Vertrag unser Territorium anzugreifen, doch Scharmützel an der Grenze sahen weder wir noch sie als Bruch des selben an. Ich nahm mir vor Gaius Munius Lupercus zu schreiben und mich über die Gesamtlage informieren zu lassen. Doch jetzt hatte ich einen Gast zu empfangen, den Pfleger der heiligen Gänse der Juno, der es nicht lassen konnte dem Pontifex Maximus persönlich anzutragen, das Futter der Tiere zu erhöhen ....

  • Es war wieder ein sehr sonniger Tag gewesen. Für römische Verhältnisse noch lange nicht heiß, aber nahe dran. Der Augustus hatte sich auf einer Terrasse der Domus Augusta niedergelassen und studiert einen Bericht seines Maiordomus der Besitzungen in Südgallien. Er ist zufrieden. Prygius zu wählen war keine Fehlentscheidung, der Mann hatte es im Blut zu verwalten, zu entscheiden und zu führen. Wirtschaftlich zu führen. Obwohl es im Namens des Kaisers kommend sicher schwer war keine guten Abschlüsse zu erzielen. Das musste Julian zugeben. Sein Grinsen verschwand als ein Melder der Equites Singulares sich näherte.


    Da es nicht warten konnte, musste es unerfreulich sein. Schon wieder.


    Er winkt den Soldaten heran.


    "Eine Eilmeldung, Augustus!"


    Er nimmt sie entgegegen und beginnt zu lesen. Das Siegel lässt ihn bereits mehr als misstrauisch werden.


    Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus Divi Traiani Filius gegrüßt seiest Du.


    Mein kaiserlicher Bruder, mein Reich wird durch einen schändlichen Versuch der Machtübernahme durch den König von Parthia erschüttert. Sein widernatürlicher Vetter Parthamasires ist mit einem großen Heer in mein Land gekommen und verlangt meinen Thron. Ich versuchte ihn aus Armenia zu vertreiben, doch musste ich mich der Übermacht beugen, meine verbliebenen Truppen und ich verließen die Hauptstadt und haben uns ins Gebirge zurückgezogen.


    Lange ist Rom mein und Armenias Freund und ich nenne mich mit Stolz Amicus Romani. Die Stadt am Tiber hat uns für unser Bestehen vertraglich zugesichert uns zu schirmen, sollte man uns angreifen. Dies ist nun in schändlicher Weise geschehen und ich erbitte Roms Bündnistreue. Alleine werde ich mich diesem Angriff nicht erwehren können.


    Auch Eure Provinzen werden nicht sicher sein, sollte mein Land an Parthia fallen. Ich bitte Euch all dies zu bedenken und schnellstens Entsatz zu schicken.



    Detulit Optio Equites Singulares


    Er lässt das Schreiben sinken und atmet zunächst durch.

  • Nachdem der Augustus nur kurz zögerte sah er wieder auf.


    "Optio, Du kannst gehen."


    Der Mann entfernt sich.


    Der Kaiser ruft ein wenig lauter.


    "Dubnus! Hole mir bitte sofort den Primicerius Notariorum Appius Tiberius Iuvenalis her!"


    Es gab einiges zu organisieren, zu besprechen und zu tun. Ganz offensichtlich waren die parthischen Grenzattacken in syria ind er letzten Zeit eine Ablenkung gewesen. Man wollte den Fokus vom eigentlichen Ziel, Armenia ablenken. Was gelungen war. Es würde Julian nicht wundern, wenn diese Grenzattacken nun gänzlich aufhören würden. Entsatz für Armenia. Das war utopisch. Armenia war gefallen, das Königreich erobert. Von diesem status quo war so oder so auszugehen. Grenzschamützel waren eine sache, aber die Annektion Armenias erforderte drastische Mittel. Bedeutend drastischere. Parthia musste energisch in seine Schranken gewiesen werden. Es würde unvermeidlich Krieg geben. Das war eindeutig. Wen sollte er schicken? Normalerweise seinen Caesar und Thronerben. Ihm sowieso nachfolgend war das das geringste Risiko und wegen dessen militärischer Talentiertheit hatte er Valerian ja erst ausgewählt. Doch der war krank. Weder lokalen Größen, noch römischen Honoratioren wollte er die Feldzugsführung überlassen. In Roma selber gab es sehr lange keinen Versuch mehr seine Macht direkt anzutasten. Der letzte Hochverratsprozess war längst vergessen. Aber weilte ein Kaiser weit von Rom und das lange, so begann Macht stets zu wandern. Aber das Risiko schien gering. Treue Leute an den Schlüsselpositionen und die wirklichen Großentscheidungen würde er im Felde entscheiden. Er würde selber in den Osten ziehen. Schleißlich hatte man ja auch ihn herausgefordert. Was war zu tun ...

  • Er würde vor dem Senat sprechen. Die Lage und seinen Entschluss zum Krieg erläutern. Deren Haltung ergründen.


    Nachricht an die Acta Diurna. Lieber selber fixieren und verkünden was Sache ist, als es anderen überlassen.


    Er und die anderen Fetiales würden das Ritual vor dem Tempel der Bellona vorbereiten müssen. Publikumswirksam und eine Information der Massen. Verkündigung auf der Rostra? Überhaupt und wenn ja, durch wen? Darüber würde er noch nachdenken.


    Er würde ebenso Kriegsrat halten. Wer muss bestellt werden? Hauptsächlich die militärischen und auch politischen Köpfe des Reiches. Der Praefectus Urbi, als sein Stellverreter in Rom würde eine Schlüsselposition sein. Die beiden Praefecti der Praetorianer ... Gaius Caecilius Crassus war in Hispania, stand nicht zur Verfügung. Und Publius Acilius Attianus. Sollte er ihn mitnehmen, oder zur Kotrolle in Roma belassen? Das hinge wohl vom Kriegsplan ab ...


    Der Magister Domus Augusti musste bestellt werden. Zunächst war zu regeln wie der Palst in Abwesenheit zu führen war. Dann was ihn an Personal begleitete. Das galt auch für die Gardisten.


    Dann natürlich Marcus Decimus Livianus. Die Legio Prima würde er mitnehmen. Vorbereitungen, Übungen und baldmöglichste Verlegung gen Osten. Die Flotte muss ebenso vorbereitet werden.


    Den Princeps Senatus? Nein ... Krieg war seine Sache, nicht die des Senates.


    Achja ..... Falco. Er hatte Recht behalten, was die Parther betraf. Obwohl er eigentlich nicht wirklich vor hatte ihn bald wieder in seinen Dienst aufzunehmen würde er ihn wohl jetzt brauchen. Er kannte die Lage, aus einem besonderen Blickwinkel und er kannte die Region. Auch ihn würde er sprechen müssen. Und nutzen ...

  • Der Kaiser trat zur Brüstung und sah einen Gardisten unter sich Wache stehen. Der Kaiser entschied sich beim Anblick des Soldaten Helvetius Falco bereits vor dem Kriegsrat zu sich zu bestellen. Er würde sich dessen Lageeinschätzung anhören und nebenbei ihn einschätzen. Und dann schauen ob er ihn wirklich brauchen könnte.


    "Praetorianer!"


    Der Mann zuckte nur leicht zusammen.


    "Mein Kaiser!?"


    Der Gardist schaut zu seinem Befehlshaber hinauf.


    "Der Name Helvetius Falco ist Dir ein Begriff."


    "Ja, Herr!"


    "Du weißt wo er zu finden ist?"


    Der Mann wusste, dass sein Centurio ein Freund des Expraefecten war und antwortete daher.


    "Ja, Herr!"


    "Gut, so hole mir den Mann umgehend her!"


    "Ja, Herr!"


    Der Soldat macht kehrt und entfernt sich im Laufschritt. Der Kaiser dachte über den Mann nach. Falco. Er war immer treu zu ihm gewesen, zumindest hatte man nie gegenteiliges beweisen können. Seinen Dienst hatte er stets etwas zu eigenbestimmt ausgeführt. Die offiziellen Aufgaben blieben oft liegen und er jagde nach echten oder vermeindlichen Republikanern. Er hatte nie Frieden mit der Vergangenheit geschlossen. Falco brauchte recht lange, bis er jemanden wirklich hasste, doch war das ersteinmal geschafft, dann konnte er davon wohl nie wieder lassen. Im Grundsatz nichts frevelhaftes. Doch etwas anderes war dies umso mehr gewesen. Es gab hartnäckige Gerüchte, dass der Exgardist seiner gattin, der Augusta, näher gekommen war, als dies unter Aufbietung aller Nachsicht noch irgend duldbar war. Und das war etwas, was der Kaiser nicht wirklich verzeihen konnte, doch seinem Zorn dahingehend fehlten echte Beweise und seine Gattin blieb was das anbetraf stets bedeckt.


    Aber versuchte er nicht stets als Richter gerecht zu sein? Und Beweise gab es keine. In dubio pro reo ...

  • Falco war zu Hause gewesen. Mit einem dicken Kopf von der Feier in der Casa Decima. Sein Freund Vorenus war erschienen. Gardecenturio. Er hatte ihn nicht erwartet und wusste sofort, dass es wichtig sein musste. Doch mit einer derartigen Wichtigkeit hatte er nun nicht wirklich gerechnet. Der Augustus wollte ihn sehen, umgehend. Falco hatte unter den neuen Anzeichen für parthische militärische Aktionen zwar mit einer Audienz gerechnet, oder sie zumindest erhofft. Aber die Dringlichkeit überraschte ihn. Vorenus war in Uniform erschienen, was er normalerweise unterließ, da der zweite Gardepraefect, ein Mann namens Attianus, Falco sehr feindlich gesinnt war. Er hatte ihn nicht als Tribun in der Garde haben wollen.


    Auf dem Weg hatte er Vorenus nach der Lage befragt, doch viel war nicht bekannt. Der Kaiser hatte wohl Nachricht aus dem Osten erhalten. Man munkelte vom armenischen König.


    Nun wartete Falco vor der Türe zum Officium des Kaisers.


    Sie wurde geöffnet. Ein Sklave wies den Weg auf die Terrasse.


    Falco trat ins Freie hinaus. Die warme Luft weht ihm ins Gesicht.


    "Setzt Dich, Falco!"


    Der Kaiser sitzt an einem großen Tisch, viele Karten und Pergamente vor sich verteilt. Er weist auf einen Platz vor ihm. Falco nimmt Platz. Ein kurzer Blick auf die Karten. Der Osten. Der Kaiser bemerkt dies.


    "Was weißt Du?"


    Falco versucht einzuschätzen was der Grund des Besuches ist, worum er hier spielt. Was von ihm erwartet wird. Er entschließt sich für völlig Offenheit.


    "Ich hörte von Angriffen der Parther im Osten, entlang der syrischen Grenze. Weiter soll Dir der armenische König geschrieben haben. Und bedenke ich die Dringlichkeit Deines Wunsches mich zu sehen, so wird nun wohl auch Armenia bedrängt und ..."


    "... ist gefallen. Falls noch nicht, so ist dies nur eine Frage der Zeit. Wir könnten nie rechtzeitig genug eingreifen um daran noch etwas zu ändern, also ist vom Fall Armenias auszugehen. Neuesten Berichten zur Folge fiel in Armenia ein Feldherr namens Parthamasires ein. Ein Mann, der Dir bekannt sein dürfte. Der Druck auf die syrische Grenze hat nachgelassen, doch lassen Späherberichte darauf schließen, dass sich dort draußen ein parthsiches Heer versammelt hat. Zusätzlich zu dem in Armenia. Wohl um Ausfälle unsererseits zu parrieren. Wie schätzt Du unsere Lage ein?"


    Falco ging in sich. Der Kaiser wollte von ihm eine Analyse der römischen Möglichkeiten. Zu der aber selber fähig war. Warum also brauchte er eine zweite Meinung? Um seine von einem Ortskundigen bestätigt zu sehen? Davon machte sich Julian nicht abhängig ... eine zweite Meinung. Zwei. Das war es. Der Kaiser brauchte einen zweiten Mann. Die Lage zeigte deutlich warum ...


    "Augustus. Dass dieser Angriff gegen Roms Macht nicht ungestraft bleiben kann ist klar. Dein Entschluss zur Rache steht mit Sicherheit längst. Ich würde dem Feinde analog zwei Angriffsflügel bilden. Einen asiatischen udn einen syrischen. Der eine steht gegen das eine parthische Heer und befreit Armenia, der andere steht gegen das andere und rächt sich an Parthia selbst und verhindert so Entsatz für den Norden. Es wird wenig offene Schlacht geben, so wir diszipliniert genug sind. Es werden Reitergefechte sein, Belagerungen, Nachschubbedrängnisse."


    Der Kaiser nickte stets leicht bei der Erläuterung. Er sah es auch so.

  • Falco hatte seine militärischen Talente also nicht eingebüßt.


    Er hatte die Lage und die Handlungsweise genau so beschrieben wie Julian es selbst gesehen hätte. Die Aufteilung in zwei Heeresgruppen hatte der Imperator bereits schnell ins Auge gefasst. Er selber würde mit der Legio Prima die südliche der beiden übernehmen. Die nördliche Truppe würde er dem Praefetcus Praetorio Publius Acilius Attianus übergeben und ihm Falco als Berater zur Seite stellen. Julian wusste, dass die beiden einander nicht ausstehen konnte. Doch das störte ihn nicht. Beide waren ehrgeizig. Und beide waren Soldaten. Sie würden ihre Pflicht erfüllen und sich gegenseitig auf Trab halten.


    "Falco. Ich werde Dich auf diesem Feldzug benötigen. Und ebenso Deine Orts- und Fachkenntnisse. Daher empfange dies ..."


    Er reicht ihm ein Pergament.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERHEBE ICH
    LUCIUS HELVETIUS FALCO



    ZUM
    PRAEFECTUS AUGUSTI
    ADMINISTRATIO IMPERATORIS



    - DCCCLVII AB URBE CONDITA -



    "Als Praefectus Augusti bist Du mein Sondergesandter mit eng begrenztem Aufgabenbereich. Diese Aufgabe ist die Beratung im vor uns liegenden Kriege. Über weiteres entscheide ich nach dem Feldzug. Nun lasse mich bitte allein. Ich werde bald nach Dir schicken, damit Du am Kriegsrat teilnehmen kannst, den ich bald als möglich einberufen werde."

  • Der Einstieg war geschafft. Scheinbar notgedrungen stellte der Kaiser ihn wieder in seinen Dienst. Er würde sich bewähren müssen. Das war jetzt seine Chance seine alte Größe wieder erstehen zu lassen. Militärberater war alles oder nichts. Kein Kommando, keine Macht. Ganz offensichtlich misstraute ihm Julian, zumindest vertraute er ihm nicht. Trotzdem war es eine Chance. Und als solche bot sie ihm Julian auch an, möglicherweise. Ganz sicher war er sich nicht. Benutzte er ihn nur, notgedrungen oder gab er ihm die Möglichkeit sich wieder zu beweisen. Irgendetwas sagte ihm, dass der Kaiser diese Entscheidung selber noch nicht getroffen hatte.


    "Ich danke Euch, mein Kaiser! Ich werde mir der Lage gemäß meine Gedanken machen und versuchen im Kriegsrat hilfreich sein zu können und bereite meinen Abmarsch vor."


    Er fühlte sich wieder als Soldat, obwohl er es gar nicht mehr war. Aber er hatte wieder eine Aufgabe. Für den Kaiser. Für Roma. Und er zog in den Krieg. Wenn wohl bloß als Zuschauer. Doch er würde versuchen das zu ändern.


    "Vale, Imperator! Ich erwarte Deine Nachricht mich einzufinden."


    Dass er nichts über das Vorhaben draußen erwähnen durfte war beiden klar und blieb unausgesprochen. Falco stand auf, verbeugte sich und verließ die Terrasse.

  • Ein Scriba kam ins Officium Iuvenalis und gab diesem Bescheid das ihn der Imperator zu sehen wünsche. Der Alte kam der Aufforderung natürlich sofort nach un begab sich zum Augustus.


    Salve mein Imperator! Du hast mich rufen lassen?


    Was da wohl an Arbeit auf ihn zukommen würde? Auf alle Fälle hatte er seinen Kriffel und eine Tabula mit, man konnt ja nie wissen. 8)

  • Der Kaiser hatte einige weitere Dinge bedacht als Iuvenalis erschien.


    "Ja, das habe ich. Es scheint als würden wir des Mars Segen künftig wieder stärker benötigen. Krieg zieht im Osten herauf und ich werde dem entgegenschreiten. Dazu müssen einige Dinge getan werden, also ...


    ... ich gedenke vor dem Senat zu sprechen. Schreibe dem Princeps Senatus eine Nachricht. Sie nur enthalten, dass ich vor dem Senat sprechen werde, dass es wichtig für die Nation ist und dass er Senatoren, die leicht zu erreichen sind nach Rom beordern kann. Mir ist das letztlich gleich, aber je mehr es hören können, desto besser sieht es aus. Will er mehr wissen, so soll er hier zu mir in den Palast kommen, wenn er möchte.


    .... könnstest Du eruieren wann die nächste Acta Diurna erscheint?


    .... dann bestelle bitte folgende Personen umgehend und dringlich in den Palast ein. Den Praefectus Urbi, dann den Magister Domus Augusti, dann den Legatus Marcus Decimus Livianus und Lucius Helvetius Falco. Publius Acilius Attianus habe ich bereits selber bestellt. Dann noch Secundus Flavius Felix und Spurius Purgitius Macer.


    Das wäre es zunächst. Und bestelle sie hierher."


    Nickt und schaut fragend, ob es Nachfragen gibt.

  • Iuvenalis notierte sich die Namen der Männer die er benachrichtigen sollte. Was ein Glück das er sein "Werkzeug" mitgenommen hatte. 8)


    Princeps Senatus Vinicius Hungaricus informieren. Soll den Senat zussammenrufen, soviele Senatoren als möglich. Imperator will vor ihnen sprechen zwecks enormer Wichtigkeit für die Nation. Wenn mehr wissen, im Palast erscheinen.


    Acta Diurna nächste Erscheinung nachfragen.


    Praefectus Urbi, Magister Domus Augusti, Legatus Marcus Decimus Livianus, Lucius Helvetius Falco, Secundus Flavius Felix und Spurius Purgitius Macer zum Imperator bestellen.


    Da für ihn alles soweit klar war, mußte Iuvenalis nichts nachfragen.


    Wenn das alles war, werd ich mich gleich an die Arbeit machen mein Imperator.


    Meinte er nur.

  • "Sehr gut, sehr gut. Mach das. danke!"


    Bevor die einbestellten Personen einträfen würde der Kaiser noch einiges bewerten und entscheiden müssen.

  • Falcos Weg führte ihn erneut zum Officium des Kaisers.


    Er war nicht der erste. Macer und Livianus hatte er im Eingangsbereich ebenso gesehen und Quarto war bereits hier. Ebenso der neueste Praetorianerpraefect Publius Acilius Attianus. Falco verdrehte die Augen und ging innerlich in Abwehrstellung.


    "Mein Kaiser, ich grüße Dich. Ich bin Deinem Ruf umgehend gefolgt ..."


    Deutet eine Verbeugung an.
    Wendet sich freundlich lächelnd Quarto zu.


    "Lucius Aelius Quarto, ich grüße auch Dich!"


    Kurze Kopfbewegung zum Praefecten, das Lächeln erstirbt.
    Falco würgt ein ...


    "... Praefectus ..."


    Heraus und setzt sich.

  • "Lucius Aelius Quarto, Lucius Helvetius Falco, ich grüße Euch. Bitte nehmt Platz. Wir warten noch auf die anderen."


    Der Kaiser läuft sich über das Kinn streichend an den Karten auf dem großen Tisch entlang.


    Der Praefect steht mit verschränkten Armen im Hintergrund und stiert nur in die Runde.


    Falco hat ein selbstgefälliges Lächeln aufgesetzt.

  • Aelius Quarto entgegnete den Gruß von Helvetius Falco, dem ehemaligen Prätorianerpräfekten. Der Sohn des alten Senators Helvetius Geminus war ein grimmiger, verschlossener Mann. Eine bedrohliche Aura schien ihn ständig zu umgeben und das vermutlich zu recht, denn fast immer hatte er seine Befehle direkt vom Kaiser erhalten und galt als Mann fürs Grobe und für Aufgaben, die Ulpius Iulianus nur ungern im Lichte der Öffentlichkeit sehen wollte. So hieß es zumindest, doch genaues wussten nur wenige.


    Den anderen Mann kannte der Magister Domus Augusti nicht. Auch ihn grüße er und bemühte sich dabei, sich sein Unbehagen und seine Unwissenheit nicht anmerken zu lassen. Helvetius Falco hatte ihn mit Praefectus begrüßt, aber wer war der Kerl?

  • Von der Wache hierher geschickt, betrat Macer den Raum und stellte fest, dass die Angelegenheit vielleicht doch dringlicher war, alser vermutet hatte. Normalerweise kam der Kaiser immer erst in den Raum, wenn alle oder zumindest die meisten Personen anwesend waren, aber diesmal wartete er schon. Zumindest bildete sich Macer ein, dass sicher noch mehr Leute kommen würden und er nicht der letzte wäre.


    "Salve, Imperator", grüßte er zunächst den Kaiser und wartete auf dessen Erwiderung, bevor er auch die anderen Anwesenden mehr oder weniger ausführlich grüßte.

  • Nachdem die prätorianische Begleitung in Form eines Miles sich wieder auf den Weg zurück zu ihrem Posten gemacht hatte, trat Victor in den bezeichnten Raum ein und blickte sich kurz um, wer denn überhaupt schon da war. Als er den Imperator erblickte, begrüßte der Praefectus Urbi diesen natürlich als erstes.


    "Salve, mein Kaiser!"

  • Livianus wurde von den Wachen in den Domus Augustana geleitet, der ihm von seiner Zeit als Praefectus Urbi noch gut bekannt war, und schließlich zu einem Besprechungszimmer geführt, in dem bereits der Kaiser und einige andere Größen des Reiches warteten. Der Legat grüßte zuerst militärisch den Kaiser und nickte anschließend den anderen Gästen zu.


    „Mein Kaiser!................... Meine Herren!“

  • Nacheinander trafen weitere Männer ein: Spurius Purgitius Macer, ein alt gedienter Legionskommandeur und ehemaliger Statthalter von Germanien, Gaius Octavius Victor, der Praefectus Urbi und damit der Stellvertreter des Kaisers, wenn dieser die Stadt verlassen würde, und Marcus Decimus Livianus, der Legat der I. Legion, die den Kaiser gen Osten begleiten sollte, wie dieser im Senat bekannt gegeben hatte.


    Keiner von ihnen verlor zur Begrüßung viele Worte. Aelius Quarto nickte jedem Neuankömmling nur kurz zu, und blickte zwischendurch immer wieder zum Imperator, ob denn nun schon alle Herbeigerufenen versammelt wären. Es war eine außergewöhnliche Versammlung von Honoratioren und ein ebenso außergewöhnlicher Anlass. Der Eindruck einer gewissen Anspannung bei den Anwesenden war deshalb kaum verwunderlich.

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