Beiträge von Morrigan

    Wie viele Tage sie hier so verbrachte hatte? Sie konnte es nicht sagen. Jeder Knochen im Leib tat ihr, von der unbequemen Position in der man sie die ganze Zeit gehalten hatte, weh. Sie bot sicherlich den Anblick eines Häufchen Elendes. Es kam keine Reaktion von ihr, als sich die Tür öffnete. Nein sie hob nicht einmal den Kopf. Die vergangenen Tage hatte man ihren Kopf gehoben, wenn man sie fütterte oder ihr etwas zu trinken geben wollte. Sie hatte ihr immer wieder auf Hände und Füße geschlagen, wenn sie irgendetwas tat, was den Missfallen erregte. Ja sie hatte ihre Lektion gelernt. Er hatte es gesagt. Sie würde tanzen, singen und spielen, mit einem stolzen Lächeln, weil es ihr erlaubt würde.
    Nicht das Morrigan gebrochen war, aber sie hatte verstanden, dass sie sich fügen musste. Sie würde ertragen müssen, was man ihr auferlegte.
    Als sie nun angesprochen wurde, brauchte sie einen Moment um zu verstehen, dass es nicht um füttern oder trinken ging. Es war eine Stimme, die ihr bekannt war. Langsam hob sie den Kopf. Und die blickte in ein ihr wohl vertrautes Gesicht. Was machte er hier? Mit einen Mal dämmerte ihr es. Dies war als der geeignete Senator in dessen Hände sie als Sklavin gegeben werden sollte.
    Sie nickte und musste erst einmal schlucken. Warum er? Der Einzige Römer den sie jemals wirklich respektiert hatte. Der Einzige auf den sie immer gehört hatte. Ja sie war nie die sanfte, einfach, fügsame Sklavin gewesen und doch hatte der alte Mann es immer geschafft, dass sie ohne Fragen, ohne Murren seine Wünsche umgesetzt hatte. Sie hatte ihn allein schon aufgrund seines Alters respektiert und sie hatte es immer bewundert, wie er es immer schaffte die Familie führen.
    Sie verfiel als tatsächlich in ihre alte längst abgelegte gelaunte Rolle zurück. Dennoch sprach sie mit fester Stimme. „Ja ich erinnere mich Dominus Claudius.“ Es war für sie selbstverständlich, dass sie den Mann so ansprach, auch wenn sie noch keine Sklavin war. Sie hätte es wahrscheinlich auch unter anderen Umständen nicht gewagt ihn anders anzusprechen.

    Morrigans Blick war kalt. „Du sagst es ich vertraue keinem und sie sind mir alle egal. Also womit willst du mir drohen? Sperr sie alle hier ein, jeden den ich kenne, gegrüßt oder bedient habe. Dann solltest du aber anbauen, denn es sind viele, mehr als du dir wohl vorstellen kannst.“ Gab sie zurück. Ja er hatte es doch selbst gesagt Es gab niemanden der ihr wirklich wichtig war. Die die es mal gewesen waren, waren tot und begraben. Es gab keinen Menschen hier in Rom, dem sie irgendwas schuldig war. „Viele habe versucht was du versuchst. Sie wollten mich führen. Einige gaben mir die Peitsche und dachte sie könnten es damit, andere versuchten es mit Zuneigung, wieder andere mit Liebe. Doch niemand führte mich je an der Leine. Ich diene nur mir selbst, das war so und dies wird auch immer so sein.“ War es Stolz? Nein das war es wohl nicht. Es war ihre Erfahrung, dies hatte sie reifen lassen. Sie wusste genau wozu sie im Stande war. Sollte er sie doch irgendwem geben. Sie würde nicht lange brauchen um zu wissen, welche Hebel sie nutzen musste um wieder ihr Leben selsbt zu bestimmen. Mehr wollte sie doch gar nicht. Sie wollte einfach nur das tun, was sie tun wollte. Wollte keine Befehle empfangen. Ihr Ziel irgendwann das Bürgerrecht zu erhalten hatte sie schon vor langer Zeit verworfen. So wie sie gelebt hatte ging es ihr gut. Sie kannte die schmutzigen Geheimnisse und doch behielt sie diese für sich. Dafür hat man sie fürstlich entlohnt. Sie hatte dadurch auch viele anderen ein angenehmeres Leben ermöglicht. Jeder arbeitete gern für sie, weil sie ihre Geschäfte mit fraulicher Hand führte. Dachte viele noch am Anfang, dass Morrigan zu weich wäre, so mussten sie schnell lernen, dass wenn man für sie arbeitete musste man loyal sein, war man dies nicht so bekam man eine andere Seite zu spüren. Es waren in der Anfangszeit viele aus ihrem Umfeld verschwunden. Jene die meinten gegen sie zu arbeiten. Man fand sie entweder tot im Tieber oder nie. Dies hatte sich herumgesprochen, dies hatte dazu geführt, dass in der Subura kein Weg an ihr vorbeiführte.
    Und dieser Mann dachte er könnte sie kontrollieren?
    Dies hätten sie vielleicht gekonnte, wenn man ihr unmittelbar nach der Folter ein entsprechendes Angebot unterbreitet hätte... aber jetzt nachdem sie Woche in diesem Loch hocken musste? Nein jetzt hatte sie nur noch Wut im Bauch.


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    Das übliche Verfahren? Es hörte sich wohl aus seinem Munde harmlos an, aber die kommenden Tagen wurde für Morrigan zur Qual.
    Man gönnte ihr kaum Schlaf hielt sie die meiste Zeit des Tages in einer Position nah der Wand, die Kette am Halsring war nochmals verkürzt worden. Ihre Hände blieben hinter dem Rücken. Sie konnte weder stehen noch liegen. Immer wenn sie weg döste war jemand da der sie aufweckte.
    Sie wurde gefüttert und wenn sie sich weigerte den Haferbrei zu essen, dann zwang man sie dazu. Zu trinken gab man ihr nur mit Öl versetztes Wasser das schmeckte furchtbar. Wenn sie zu viel Öl ins Wasser gaben übergab sich die Perserin. Und jeden Tag gab es Schläge, wahlweise auf die Hände oder Füße.
    Wie viele Tage das so ging? Das wusste sie nicht. In der Zelle brannte immer nur eine kleine Öllampe. Es gab keinen Zugang zu Tageslicht. So konnte sie nicht sagen, wie viele Tage das Ganze hier schon dauerte.
    Der Schlafentzug zerrte an ihren Nerven. Die Schläge wurden von Tag zu Tag schlimmer, nicht weil sie an Intensität zunahmen, aber inzwischen trafen sie jene Stellen, die Tags zuvor schon traktiert wurden. Das verschlimmerte die Schmerzen.
    Ihre Schultern brannten von der Zwangshaltung der Arme.
    Inzwischen leistete sie kaum noch Widerstand. Wenn der Mann mit der Schüssel mit dem Haferbrei kam, öffnete sie fast schon automatisch den Mund und aß was er ihr in den Mund stopfte. Sie trank das Wasser welches er ihr in den Rachen schüttete. Die Schläge ertrug sie, auch wenn sie leise wimmerte. Je mehr sie sich ergab, je weniger wurden die Schläge. Ja nach den viele Tagen unter dieser Behandlung hatte sie wohl akzeptiert, dass sie nur aß, trank und schlief, wenn es ihre Bewacher so wollten.

    Spielfiguren. Morrigan lachte bitter auf. Ja das waren sie wohl nur bisher hatte sie es immer verstanden sich bestmöglich auf ebene jenem Spielfeld des Lebens zu positionieren. Sie hatte ihr Schicksal nie hingenommen, sondern hatte sich immer wieder nach oben gekämpft. Er wählte seine Ketten selbst. Nun lachte Morrigan wirklich. „Du glaubst das du wählst und doch überlässt du es anderen die Entscheidung für dich zu treffen.“ Sagte sie mit kaltem fast schon herablassenden Tonfall. Der Mann hier vor ihr, der gerade so tat als würde er seine Entscheidungen selbst treffen, war doch auch nur ein Teile eines Systems. Ein System in welchem Entscheidungen getroffen wurden, die man zu befolgen hatte. Befehlsketten, galt es einzuhalten. Hierarchien, die man nicht brechen konnte und wollte. Ja der Mann versteckte sich hinter jenen Hierarchien und erzählt ihr, dass er seine Ketten selbst wählte?
    Hart und überraschend trafen sie die Schläge, nur wenig später hatte sie Eisen um den Hals.
    Um ihren zarten Hals lag nun ein dicker Metallring, von dem eine Kette zu einem Ring an der Wand führte. Die Kette war so kurz, dass sie nicht aufstehen konnte. Jedoch rappelte sie sich hoch und hielt im Sitzen ihren Körper aufrecht. Die Eisenschellen über Morrigans Knöcheln ließen ihre eh schon schlanken Füße noch zarter erscheinen. Die Hände hatte sie ihr nun auf dem Rücken fixiert. Ihr dunkles schwarzes Haar hing ihr nun bis zum Nabel. Als sie nun wieder aufblickte lag in ihren Augen immer noch kalter blanker Hass und sie spukte dem Mann vor die Füße.

    Morrigans kalter Blick traf den Mann, der nun ihr Schicksal verkündete.
    „Ich habe unter Folter gestanden. Wenn er...“ Sie deutete mit dem Kopf in Richtung des Mannes der sie verhört hatte. „... es hätte hören wollen, dann hätte ich sogar gestanden den Kaiser höchstselbst umbringen zu wollen. Ich hätte alles gesagt nur damit er aufhört.“ Jeder hier in diesem Raum wusste wohl was ein Geständnis unter Folter wert war. Auf Papier würde es wohl gerade mal dazu taugen sich den Hintern nach dem Gang auf den Abort zu putzen. Die Herabwürdigung ihrer Person durch den Mann störte sie nicht. Wie war eine Lupa und es gab schlimmeres als Worte. Man sollte nicht glaube, welch abartige Gelüste einige der ach so hochtrabenden Männer Roms hatten. Sklavin. Fast hätte Morrigan gelacht. Sie war schon oft Sklavin und hatte es doch schon mehrfach geschafft sich von ihren Fesseln zu befreien. Zur Schau stellen wollte er sie also auch noch und öffentlich auspeitschen. Morrigans Blick blieb kalt und undurchsichtig. „Tu was du für richtig hältst. Römer.“ Die Worte fielen voller Verachtung aus ihrem Mund. „Nur sei dir einer Sache bewusst, ich bin weniger Sklave als du. Ich mag ein Zeichen auf der Haut tragen, Narben, die du mir öffentlich auferlegen willst und doch werde ich immer weniger Sklave sein als du. Ich habe mich mehr als einmal meiner Ketten entledigt. Wie oft ist dir das gelungen?“ Ja sie hatte nichts zu verlieren. Was wäre die Steigerung? Der Tod? Wäre der wirklich schlimmer? Abschließend fiel ihr Blick auf ihren Folterer. Ein Blick voller kalter Verachtung traf den Mann.

    Morrigan hatte die Hölle, wie es die Christen nannten schon mehr als einmal erlebt und sie war nicht daran zerbrochen. So blickte sie nun auch den ihr unbekannten Mann direkt an. Sie betrachtete ihn ebenso wie er sie. Sie war lang genug in ihrem Geschäft tätig. Eine Geschäft, dass verlangte, dass man sein gegenüber einzuschätzen wusste. Sie selbst aber zeigte keine Angst. Sie zuckte mit den Schultern, was wiederum die Ketten zum klingen brachte. „Als ob ich da ein Mitspracherecht hätte.“ Nein sie würde nicht zulassen, dass der Mann falsche Hoffnungen in ihr weckte.

    Tag? Wochen? Morrigan hatte jedes Zeitgefühl verloren.
    Sie hockte einfach da und hatte ihren Kopf auf ihre Knie gebettet. Normalverweise betrat nur ein mal am Tag einer ihrer Zelle, stellte ihr was zu trinken und einen Schüssel irgendwas hin, was sie wohl mehr oder weniger nur am Leben halten sollte. Genießbar war es eigentlich nicht. Aber wenigstens hatte sie im Gegensatz zu der Gefangenen in der Nachbarzelle, die ständig Besuch bekam, ob nun für das Vergnügen der Männer oder für Schläge, ihre Ruhe. Um so erschrockener war sie, als sich heute zum zweiten man die Tür öffnete. Sie hob den Kopf und spannte sich automatisch an, was die Ketten zum klirren brachte. „Ja.“ Sagte sei dennoch in einem fast schon gleichgültig anmutenden Tonfall.

    Willkommen zurück.


    Ich weiß nicht ob du es mitbekommen hast.
    Wir haben, Ägypten als Wohnort geschlossen.
    Ich habe dich jetzt erst mal auf Civis gesetzt und frage gleich mal direkt, was die vorschebt, wo du gern hin möchest. schick mir ne PM, damit wir schauen können, wo wir dich untergebracht bekommen.

    Das reicht nicht? Was wollte der Mann denn noch? Sie war bereit alles zu gestehen und zu unterschreiben, was er ihr vorwarf und das reichte ihm nicht?
    Ehe sie aber darüber nachdenken konnte, wurde das Tuch wieder auf ihrem gesicht platziert und die Folter begann erneut. Sie zuckte, sie zappelte so lange bis ihre Kraft gänzlich nachließ und ihr Körper und Geist nicht mehr kämpfen wollte. Langsam sackte sie hinab...
    Ein unsanfte Schlag auf den Bauch und die Lungen füllten sich abrupt wieder mit Luft, was einen schweren Hustenanfall zu Folge hatte. Es war nicht vorbei? Warum war es nicht vorbei? Was wollte er denn noch? In ihren Augen stand die pure Angst vor dem Tod, sie würde alles sagen nur damit er aufhörte und vielleicht glaubte tatsächlich ein kleiner Teil von ihr, dass sie sich das hier mit ihrem bisherigen Leben mehr als verdient hatte. Sie hatte gemordet, geraubt, erpresst nur um dahin zukommen wo sie war... ja ein teil von ihr glaubte, dass sie das hier wohl verdient hatte. Schlechte Taten zogen Schlechtes nach sich.
    Sie nickte schwach auf seiner neuerliche Frage hin. „Wahr.“ Mehr als dieses eine Wort kam nicht über ihre Lippen. Sie konnte einfach nicht mehr. Ihre Kraft war gänzlich aufgebraucht worden in den letzten Stunden(?) Tagen(?).
    „Ertragen.“ kaum wahrnehmbar flüsterte sie dieses Wort und nickte kraftlos.
    Sie wurde aufgerichtet und man drückte ihr den Griffel in die Hand. Hätten die Helfer des Folterers sich nicht gehalten, wäre sie sicherlich einfach zusammengebrochen. Dieses über dich unterhalten wir uns noch, klang wie eine Drohung. Doch sie hatte keine Kraft zu protestieren. In ihren Augen jedoch lag dieses unausgesprochenen Bitte, dass sie genug hatte. So aber wurde sie gehalten und unterschrieb mit zitternder Hand die vorgelegte Tabula. Sie lass sich nicht einmal durch was da stand.




    Geständnis der Gefangenen Helvetiana Morrigan


    Ich, Helvetiana Morrigan, Freigelassene, gestehe Beteiligte in einer Verschwörung gegen die staatliche Ordnung gewesen zu sein. Ich gestehe, dass ich das Lupanar als Versammlungsort und Hauptquartier für verbotene Machenschaften in der Subura genutzt habe. Ich gestehe, dass ich auf Geheiß des Helvetius Varus und des Helvetius Commodus arbeitete. Ich war Handlanger. Ich gestehe, dass die beiden Helvetier führende Köpfe des Netzwerkes sind. Ich gestehe, dass ich bezeugen kann, dass Sergia Fausta das Oberhaupt dieser Organisation ist und ihre Position in der Kanzlei zum Wohle des Netzwerkes nutzte. Ich gestehe, dass Varia eine Meuchlerin dieser kriminellen Verschwörung war.


    Helvetiana Morrigan Geständige


    Manius II , Zeuge


    Tränen immer wieder rannen ihr Tränen über das Gesicht. Mit jeden Dreh, mit jeder Nadel wurde es schlimmer. Sie schrie ihren Schmerz heraus. Ein Kanal um den Schmerz zu ertragen. Es half bedingt. Irgendwann jedoch wurde der Schmerz übermächtig. Endlich kam sie an den Punkt, an welchem die erlösende Ohnmacht kommen würde, der der Mann verstand sein Handwerk. Rechtzeitig wurde der Druck gelöst. Die fast schon sanft anmutenden Ohrfeigen und der höhnische Kommentar, zerrten am Geist der Frau. Und doch hielt sie stand. Schüttelte immer und immer wieder den Kopf. Sie wusste irgendwann würde er diesen Punkt nicht mehr überbrücken können. Das wusste aber wohl auch der Folterer. Er ließ von ihr ab, entfernte sogar die Nadeln. Der Schmerz aber blieb. Zu sehr waren die Nerven überreizt. Kaum noch fähig sich auf den Beinen zu halten wurde sie unter die Decke gehieft und ihre Beine wurden mit Gewichten beschwert. Die Finger hämmerten, doch bald schon trat dieser Schmerz in den Hintergrund. Ihr Körper wurde unnatürlich über streckt. Die Schulter, die sicherlich nicht mehr in ihrer natürlichen Postion waren brannten wie Feuer. Ihr Körper, ihr Geist war überflutet von Schmerzen und doch fand sie keine Ruhe. Ihr Kopf sackte nach vor nur um dadurch noch mehr Schmerzen zu verursachen. Die Minuten wurden zu Stunden, die Stunden zu Tagen. Sie konnte nicht mehr sagen wie lange sie hier schon hing. Ihre Atmung wurde immer flacher, tiefe Atemzügen taten unsäglich weh. Ja ihr Körper kämpfte nicht nur gegen die Pein, nein er kämpfte ums nackte überleben. Ihre Gedanken kreisten. Wie konnte sie nur hierher geraten? Warum spielte das Schicksal ihr schon wieder s übel mit? Sie wusste sehr wohl, dass man den Prätorianern nicht entkam. Aber sie wusste auch, wenn sie mit ihnen zusammenarbeiten würde, war sie des Todes. Man würde sie in einer Gasse der Subura finden – so wie manch anderen unliebsamen Bürger. Sie wollte schreien wollte gegen diesen Schmerz und die Ungerechtigkeit anbrüllen, doch fehlte ihr dafür die Luft und die Kraft. Sie hatte jeglichen Bezug zu Raum und Zeit verloren, Die Wände schienen auf sie zuzukommen. Sie bewegten sich?! Wasser hörte sie Wasser rauschen? Stimmen? Schritte? Sie wusste nicht mehr was sie wahrnahm und was nicht. Der Schmerz kroch über ihren ganzen Körper und entlud sich wie die Wellen eines tobenden Meeres in ihrem Gehirn um sich von dort ebenso wellen artig in ihrem Körper auszubreiten. Sie war gefangen in diesem Kreis aus Schmerz und Pein.
    Stimmen? Ja tatsächlich Stimmen, sie waren wieder da.
    Ein Gefühl der Erleichterung machte sie breit, als man die Spannung der Ketten löste. Doch dauerte diese gnädige Entspannung nur Augenblicke. Schon wurde sie immer weiter abgesenkt. Ihr Kopf schwebte nun über dem Boden. Ihre Beine Wurden angehoben. Ehe sie verstand was passierte wurde ihr ein Tuch über den Kopf gelegt. Luft... sie bekam keine Luft mehr, der Rest Überlebenswillen in ihr kämpfte dagegen an. Ihr Körper reagierte in Todesangst. Die Prozedur wurde wiederholt. Ihre Lungen versuchten verzweifelt nach Luft zu ringen. Ihr Körper zuckte unkontrolliert und entgegen jeglicher Schmerzen bog sich ihr Körper und versuchte der nassen Folter zu entkommen. Als das Tuch weggezogen wurden füllten sich ihre Lungen mit einem tiefen Atemzug, der Schmerzen verursachte, aber so gut tat. In ihren Augen stand die Angst, die Verzweiflung, der Schmerz und die Pein.
    Sie zuckte zusammen, als das Gesicht ihre Folterers nun vor dem ihren auftauchte.
    Als er nun seine Frage stellte nickte sie zunächst. Gab ein schwaches ja von sich. Selbst als er sie beschuldigte bellte sie ihm wütend ein ja entgegen. Sie würde alles sagen nur um diese Folter nicht nochmal durchleben zu müssen. Hätte er sie nicht einfach auspeitschen können? Nein dieser Mann war anders, er hatte sie so lange am Rand zwischen Schmerz und Wahnsinn gehalten, dass sie jetzt sogar ein Attentat auf den Kaiser selbst gestanden hatte.
    Ja sie würde in ihrem jetzigen Zustand alles gestehen und auch unterschreiben. Sie nickte also auf seine Worte bezüglich der Tabulla hin schwach. Als man der Folterknech der bis eben ihren Kopf fixiert hatte eine Hand auf ihren Arm legte zuckte sie zusammen. „Nein nicht mehr! Ich unterschrieb alles.“ Leise kamen diese Worte über ihre Lippen und Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie wusste, dass sie sich gerade auslieferte.

    Morrigan schaltete auf stur. "Mein Status ist verbrieft." bellte sie wütend zurück. Nein damit würde sie sich sicherlich keine Angst machen lassen. Denn wenn es so einfach wäre würde er ihr nicht damit drohen und schlimmer noch, er drohte ihr mit Folter.
    Ihr Blick fiel auf die kleinen Nadeln. Seinen höhnischen Kommentar bedachte sie mit einem Schnaufen. Als sie nun aber von den Männern gepackt und festgehalten wurde regte sich Widerstand. Sie zappelt mit ihren Beinen, versuchte natürlich nach den Männer zu treten. Nein sie würde sicher nicht still halten. Folter ließ man nicht einfach über sich ergehen - nicht wenn man einen Freie war. Früher, ja da war sie ausgeliefert, da hatte sie erdulden müssen, aber dies hatte sich grundlegend geändert.
    Der Folterknecht musste wohl einiges an Kraft aufbringen um den Arm nach vorn zu strecken, denn die Perserin wehrte sich nach Leibeskräften und ganz untrainiert war sie ja auch nicht. natürlich hielt sie ihren Körper in Form, Schließlich war ihr Körper ihr Kapital.
    Als die Nadel nun in ihr Nagelbett eindrang hatte sie höllische Schmerzen, ihr Puls beschleunigte sich und ihre Atmung wirkte gepresst. Sie versuchte nur einen Moment einen Schrei zu unterdrück, aber warum sollte sie das tun?


    Morrigan bellte den Männern einen Schwall von persischen Schimpfwörtern entgegen. Nützen würde das zwar nicht, aber es war ein Kanal um dem Schmerz zu begegnen. "ICH HABE EUCH NICHT ZU SAGEN!" Schrie sie unter Schmerzen dem Folterer entgegen. Nein das hatte sie nicht.


    Ja es war nur eine kleine Nadel, aber diese wurde an eine Stelle gesetzt, an der der Schmerz gar fürchterlich sein konnte. Ihr Nagel wurde auch leicht angehoben, so das sich der Druck nur noch verstärkte. Es war eine Methode, die keine großen Verletzungen hervorrief, aber es war ein Schmerz, der sich in den empfindlichen Nerven der Finger ausbreitete und im Gehirn explodierte.
    Inzwischen rannen auch Tränen über ihre Wangen. Sie schüttelte heftig den Kopf. Nein sie hatte ihnen nichts zu sagen.


    Jeder wusste, dass man mit diesen Männer nicht zusammenarbeitete. Wenn sie es tun würde, dann könnte sie auch gleich ihr eigenes Todesurteil unterschreiben. Jeder wusste, dass Verräter in der Subura des Todes waren. Sie verschwanden einfach.

    Morrigan ließ sich natürlich nicht widerstandslos drehen. Sie funkelte den Typen der das tat entsprechend an und versuchte gegen die Kraft des Mannes anzukämpfen. Erfolglos, aber immerhin zeigte sie damit wohl auch, dass sie nicht im geringen bereit war sich zu unterwerfen.
    „Ich habe keine Antworten für euch.“ knurrte sie mit immer mehr Wut im Bauch. „Das sagte ich schon dem minderbemittelten Mann, den du mir geschickt hast.“ Von der Drohung ließ sie sich nicht beeindrucken. Was auch immer er dachte zu haben. Morrigan wusste was sie zu ertragen im Stande war. Sie hatte schon in Abgründe blicke müssen, die so manch anderen hätten verzweifeln lassen. Aber sie hatte sich immer wieder nach oben gekämpft. Das hatte sie stark gemacht. Stark und selbstbewusst.
    So blickte sie den Mann nun auch mit festen Blick frei von Angst an. „Ich habe dir nichts zu sagen.“ Ihr Blick war kalt – eisig und Voller Ablehnung. Nein sie würde ganz sicher nicht mit diesem verlängerten Arm des Kaisers zusammenarbeiten. Wenn man in der Subura verankert war wie sie, dann arbeitete man ganz sicher nicht mit Staatsdienern zusammen.

    Stimmen, sie kamen näher. Sie vernahm die Befehle eine vermutlich älteren Mannes. Entkleiden. Bei allen.. was hatten die denn vor? Wollten die sich einfach kostenlos bedienen lassen? Morrigan kochte vor Wut. Und genau das sah man ihr auch an, als ihr dieser ekelhafte Sack vom Kopf genommen wurde. Ihren Augen spürten, nein so glühten förmlich vor Wut auf die Männer. Wenn der Mann dachte, das sie sich ob ihrer Nacktheit unwohl fühlte war er mehr als schlecht informiert. Sie trug quasi gerade ihre übliche Arbeitskleidung. So blaffte sie nun also auch dem Mann wütend ihre Antwort entgegen. „Ja!“ mehr sagte sie nicht. Aber ihre ganze Körpersprache zeigte von Wut und einem enormen Selbstbewusstsein. Nein diese Frau machte sich nicht klein.
    Die Männer hatten sicherlich beim Herunterreißen der Kleidung auch ihren von Peitschennarben gezeichneten Rücken sowie das überbrannte Brandzeichen auf der Schulter gesehen. Ja die Frau hatte schon einiges durch und das hat sie stark gemacht. So funkelte sie nun auch den Mann, der vermeintlich die Befehle gab an. „Was willst du?“

    Sie wurde wach oder nicht? Es blieb Dunkel um sie herum, obwohl sie die Augen geöffnet hatte. Wo war sie? Ihr Kopf dröhnte. Der Mann in ihrem Lupanar! Er hatte sie verschleppt! Sie versuchte sich zu bewegen, konnte dies auch bedingt, doch kaum tat sie es vernahm sie das Klirren von Ketten. Ketten? Sie wollte sich den Sack vom Kopf ziehen, als sie jedoch ihre Arme bewegen wollte wurde diese Beweung abruppt von Ketten gestoppt. Diese Schweine hatte ihr die Hände auf dem Rücken gefesselt!
    So rappelte sie sich also mühsam in eine sitzende Position und versuchte sich zu orientieren. Für einen Sehenden, dem man seine Sicht genommen hatte nicht gerade einfach. Ihre Hände fuhren über den Boden. Kalt, feucht und aus Stein. Scheinbar mit Stroh bedeckt. Es roch modrig, muffig und nach Körperausscheidungen. Sie bewegte sich ein wenige und hörte neben dem klirren der Ketten, eine Ring, der immer wenn sie die Spannung löste mit einem kleinen Plop an die Wand schlug. Dies war also ein Raum, der auf Gefangene vorberietet war.. Und da wohl kaum jeder Römer einen eigenen Folterkeller hatte...
    Im Carcer !
    Sie überlegte fieberhaft, wie sie hier wieder heruaskommen konnte. Sie fluchte auf persisch vor sich hin.

    Ehe sich die Perserin und ihr Beschützer überhaupt realisieren konnten was geschah, lag Budi auch schon bewusstlos am Boden. Morrigan war bis an die Wand zurückgewichen und erstckte einen Schrei unter ihrer Hand, die sie sich vor den Mund schlug. Ehe sie auch noch eine Ton von sich geben konnte wurde ihr ein übelriechender Sack über den Kopf gezogen, danach wurde es dunkel, denn der Schlag war kräftig genug um sie ins Reich der Träume zu befördern.


    - - -


    Die Männer die das Zimmer durchsuchen würden nur die Abrechnungen finden. Alles fein säuberlich aufgelistet. Die Einnahmen, Ausgaben und der monatliche Betrag, den sie an den Besitzer Verus abtreten musste.
    Außerdem würde sie wohl noch Schriftstücke finden, die sie nicht lesen konnten, da sie in persisch verfasst waren.
    Und sie würden eine für Morrigan wichtige Tabula finden.



    Manumissio


    ancillae Tib. Helvetii Vari Morrigan



    Mit sofortiger Wirkung vom ANTE DIEM XII KAL IUL DCCCLXV A.U.C. gewähre ich, Tiberius Helvetius Varus, meiner Sklavin Morrigan, welche sich seit PRIDIE ID DEC DCCCLXIV A.U.C. in meinem Besitz befindet, die Freiheit.


    Sie ist damit gemäß der Lex Germanica Servitium § 2 vom heutigen Tag an Libertina und ebenso bis zu ihrem Ableben meine Klientin und soll gemäß ihres neuen Standes den Namen Helvetiana Morrigan tragen.



    Tiberius Helvetius Varus


    [Blockierte Grafik: http://img716.imageshack.us/img716/9771/85964148.gif]




    Der Mann war eindeutig nicht der hellste. Gut das konnte sie für sich nutzen. „Wie ich sagte, er ließ mich frei und beauftragte mich das Lupanar zu führen.“ Wiederholte sie also ihre bereits gegebene Antwort. Seine weiteren Ausführungen, wenn man das stumpfe wiederholen ihrer Worte so nennen wollte kommentierte sie nicht weiter. Dennoch war sie der Meinung, dass sie nun genug gesagt hatte. „Wenn ich sonst nichts für die Herren tun kann.... Ich muss die Umsatzeinbußen wett machen.“ Sagte sie in einem freundlichen Ton und doch war es wohl ein, wenn auch nett verpackter Rauswurf. Sie ging also in Richtung der Tür und rief einen Namen „Budi?“ Nur Augenblicke später wurde die Tür – die praktischerweise nach außen aufging – aufgerissen. Wie immer wenn Morrigan sich mit Kunden hier her zurückzog und nichts anderes anwies positionierte sich jemand mit genug Durchsetzungskraft vor der Tür. Budi? Die Herren möchten uns verlassen.“ Sagte sie zu ihrem Angestellten. Und zu ihren wohl eher ungebetenen Gästen „Vale meine Herren.“

    Morrigans Augen waren nun ganz wach, ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren. „Varus, war mein Dominus, er ließ mich frei und beauftragte mich dieses Lupanar zu leiten. Commodus ist mir als sein Verwandter und Kunde bekannt. Angehörige der Familie bekommen Sonderkonditionen. Varia hat ihren Dominus begleitet, deshalb flüchtig.“ Wieder beantwortete sie nur die Fragen. Keine näheren Erklärungen. Sie würde nichts von sich aus preisgeben. Weil wenn der Mann Fragen stellen musste, dann konnte er nur Dinge fragen, die er eh wusste oder vermutete. Sie würde auch nur Dinge von sich geben, die eh offiziell bekannt und nachprüfbar waren.

    Wieder wich sie einen Schritt zurück. Als die Fragen auf sie einprasselten, klingelte es bei ihr. Verdammt, die Prätorianer? Was wollten die denn von ihr? Als die Namen fielen, wusste sie, dass sie sich ab jetzt auf dünnem Eis bewegte. „Helvetius Varus oder einen Helvetius Commodus sind mir bekannt ja. Varia ist mir als Sklavin des Commodus flüchtig bekannt. Eine Sergia jedoch ist mir unbekannt.“ Sie beantwortete nur die gestellten fragen nicht mehr und nicht weniger. Sie führte nicht aus in welchem Verhältnis sie zu den Helvetiern stand und auch nicht woher sie diese kannte, denn das war nicht gegenstand der Frage gewesen. Morrigan wusste nur zu genau, dass sie ab jetzt vorsichtig sein musste mit dem was sie sagte. Sie war schließlich lang genug im Geschäft.