Beiträge von Linos

    Zufrieden grinste ich vor mir her. Ich war gespannt wann ihnen auffiel, dass etwas nicht stimmte. Mir wurde vorgeworfen ich solle nicht reden, dabei sabbelten sie die ganze Zeit und zählten nicht richtig.

    An der Art wie Macro mir aus der Küche antwortete, hörte ich schon, dass er gerade beim Kauen war. Ich beeilte mich um in die Küche zu kommen. In der Türe blieb ich stehen und schaute Macro etwas vorwurfsvoll an. „Du isst? Ohne mich?“ Er musste doch wissen das ich auch immer Hunger hatte.
    „Na ja macht nichts. Ich habe wieso im Augenblick andere Sorgen“, lenkte ich schnell ein. „Eigentlich brauche ich deine Hilfe. Leider klingt es auf den ersten Blick etwas unverschämt. Es soll dein Schaden aber nicht sein“, fügte ich schnell hinzu. „Du bekommst dann auch etwas von mir.“
    Vor Aufregung vergaß ich Macro beim Kauen zu zusehen.
    „Weißt du die Idee kam mir als ich den Marktstand im Hof sah. Da steht übrigens eine gut aussehende Frau drin. Aber das wird dich bestimmt nicht interessieren oder?Es geht um Carob. Du kennst doch Carob? Egal, jedenfalls hatte ich ein kleines Probestück in der Stadt bekommen und das zu einen Kuchenteig gefügt den ich für Menecrates zubereitete.“
    Verwirrt hielt ich inne, bei dem was ich gerade von mir gegeben hatte stimmte etwas nicht. Aufgeregt kratzte ich mir den Hinterkopf, holte Luft und fuhr einfach fort. „Den Kuchen den ich davon backte lies Menecrates sich auf jeden Fall gut schmecken und nun habe ich vor, nochmals einen zu backen. Natürlich backe ich dir dann auch einen, Großer“. Bittend schaute ich Macro an. "Was meinst du? Kannst du mir dabei helfen?"

    Vom Hof kommend ging ich möglichst schnell zur Culina. Dort war zur Zeit mein liebster Aufenthaltsort. Einfach aus dem Grund, weil es dort am wärmsten war.
    Heute suchte ich aber Macro, da mir beim Anblick des Händlers eine Idee gekommen war. Noch im Gang rief ich laut nach Macro, damit er mich, wenn er an einem anderen Ort war, vielleicht hörte.
    Gewöhnlich befand er sich ja in Menecrates Nähe, aber wo der sich gerade befand wusste ich auch nicht. Deshalb rief ich einfach nochmals: „MACRO" und gleich nochmal, etwas lauter noch,"MACRO"

    Fast hätte ich laut losgeprustet bei dem Gesichtsausdruck der Frauen. Die eine schaute Macro an, als ob er ihr erzählt hätte, er wolle sie ehelichen.
    Ansonsten war das Rumstehen fürchterlich. frieren, lahme Arme, kalte Nase und Ohren, kalte Füße, einfach zum jammern.
    Mit der in mir hoch kriechenden Kälte sank mein Mut. Was war wenn sich keiner meldete oder wenn keiner für unsere Art
    oder der offiziellen Art geeignet war? Würde ich doch verkauft?
    Sicher, in Rom gab es doch Scribas wie Sand am Meer. Bestimmt diensteifrigere und eilfertige, welche die ihre Bildung raushängen ließen und damit brillierten.
    Zeitweise wurden mir die neugierig fragenden Blicke unangenehm, Hunger und Durst hatte ich auch.
    Bestimmt erwartete Menecrates einen Erfolg von uns.
    „Was wird sein wenn wir keinen Erfolg haben?“ Diese Frage musste ich einfach stellen.


    Vielleicht sollte ich einen Fluchtversuch unternehnen? Am besten an dem Tor zu unserem Lager. So das man mich gleich einfing und Menecrates mich sofort verkaufte, mich hinrichten lies oder was wusste ich. Dann hätte dies hier endlich ein Ende.

    Meine Zehen fühlten sich sehr merkwürdig an. Dann diese Kälte die allmählich von den Fußspitzen immer höher kroch. Dazu kam das ich hier wie eine Säule still stehen musste. Zwischendurch hatte ich die Augen geschlossen und mir die Sonne Kretas vorgestellt, aber außer Heimweh hatte es mir nichts gebracht. Dazu kam das ich aufpassen musste um irgend einen eventuellen Einsatz zu verpassen.
    Eigentlich brachte mir das hier sein nur meine ganze Situation zum Bewusstsein. Ich wollte Christ werden, mich taufen lassen und musste jetzt schon wieder in einem Tempel stehen. Jeder hier hatte seinen persönlichen Götter Favoriten, seinen Tagesgott, seinen Familiengott, seinen Berufsgott, seinen Hausgott und was wusste ich noch, wofür sie ihre Götter noch brauchten. Sollten sie doch machen was sie wollten.
    Was für mich noch wichtig war, war der Tod des Kaiser und ob dieser Tod für Menecrates Folgen haben würde.
    Ob der Kaiser nur einen Sohn als Verwandten hatte. Wenn es noch Verwandtschaft gab musste sich doch unter dieser ein weiterer Erbe befinden.
    Zu ärgerlich das wir nichtig Rom waren, dort hätte ich bestimmt schon mehr erfahren. Nein statt dessen hockte ich hier in dem Eisloch und hatte eine finstere Zukunft vor mir.
    Seufzend konzentrierte ich mich wieder auf die Zeremonie.
    Aber das Gefühl in meinen Zehen oder besser das nicht mehr fühlen meiner Zehen war schon merkwürdig.

    „Nein, mein, das alles ist nicht nötig“; wehrte ich ab. „Ich brauche nur eine kleine Menge, ich habe auch kein Geld mit.
    Ich wollte nur sicher gehen, das welches da ist, bevor ich einen Freund schicke es zu kaufen.“ Nun wurde ich doch etwas verlegen, weil es nie zu einem weiteren Kauf, von irgend einer Ware, meines Wissens kam. „Du musst entschuldigen das keiner mehr da war, aber ich war lange weg und ob ich es je nochmals organisieren kann weiß ich auch nicht“, den letzten Teil flüsterte ich fast, bevor ich den Kloß runter schluckte der mir im Hals steckte.

    „Nun ja, vor einiger Zeit bekam ich in der Stadt Carob, leider habe ich vergessen was es kostete. Hast du es auch mit und was kostet es?“ Beim Anblick dieser Frau und ihrem Stand war mir eine Idee gekommen. Hoffentlich hatte sie etwas mit.
    So oder so musste Macro mir dann weiterhelfen.
    Fast schon flehend blickte ich sie an, als ich auf meine Antwort wartete.

    Langweilig war mein Leben geworden, keine Sonderaufträge in der Stadt, kein rum spionieren, nichts war mehr los. Um so erfreuter war ich als ich dann einen kleinen Auflauf auf dem Hof entdeckte. Die Soldaten hingen da rum wie eine traube und die in der hinteren reihe bekamen lange Hälse.
    Sofort ging ich auch los und ich weiß nicht wie, aber plötzlich stand ich vorne. Ich musste grinsen, klar das bei dem Anblick alle geistig abtraten.
    „Guten Tag schöne Frau, auch noch einmal hier?“

    Macro erwies sich als guter ausgefuchster Stratege in dieser Sache. In normalen Zeiten hätte ich bestimmt fleißig mit gemischt. Doch etwas störte mich bei der Geschichte und ich würde mir immer selber im Wege stehen. Da konnte mir kein anderer als ich selber raus helfen. In meinen Augen log ich gerade. Ich belog Menecrates, stiftete Macro, auch wenn dieser alles freiwillig und aus eigenem Antrieb machte, zum Lügen an.
    Außerdem diente ich gerade nicht, wie ich es versprochen hatte gut.
    Doch nun konnte ich Macro, der sich all die Mühe für mich machte, auch nicht im Stich lassen. So nickte ich und zwang mir ein Grinsen ab.
    „Die Frauen werden aber leiden, wenn sie es nicht lesen können oder sie nichts mit der Nachricht anfangen können. Zu tratschen haben sie dann auch nichts.
    Gut machen wir es so, wenn es geht aber, an einem etwas windgeschützten Platz. Du weißt hier ist das Wetter fürchterlich."

    So sehr es mich freute mit in die Stadt gehe zu dürfen und so sehr mich auch die Anwesenheit von Macro erfreute, so sehr fühlte ich mich aber auch hundeelend.
    Da war als erstes der Grund warum wir nach Mogontiacum unterwegs waren. Einen neuen Scriba für mich anwerben.
    Dann ich durfte nur mit Genehmigung und unter Bewachung hier weg und dies. So lieb mir Macro war, so schmerzte doch der Gedanke nicht mehr alleine durch die Straßen und Gassen
    der Stadt zu stromern. Gerade in der jetzigen Situation, wäre es sehr interessant gewesen die Gerüchteküche dort zu verfolgen.


    Ich unterbrach meine Gedanken da wir uns dem Tor näherten. Als Macro dann auch noch die Wachstaffel hervor holte, versetzte es mir einen gewaltigen Stich. Ich war froh das ich nicht wusste was auf der Tafel stand.
    Jetzt galt es nur noch die Wache passieren und den Kommentar der folgen würde zu schlucken.

    „Stell dir vor ich kann reden und arbeiten gleichzeitig, so was schafft der Linos“, brummelte ich vor mir her.
    Jetzt machte der Brüller schon zum zweiten Mal eine Bemerkung von wegen nachzählen. Schnell, bevor ich die gerade gewünschte sechs Stapel rüber schob, schnappte ich mir eine Handvoll Sesterzen und legte auf jedem Stapel etwas dazu.
    Auf dem ersten eine, dem zweiten zwei und so weiter. Dachte der ich könnte nicht zählen oder ich würde mir hier etwas einstecken. Der sollte bloß aufpassen, sonst würde er mich kennen lernen. Wenn er meinte er brauchte wen zum vorführen, so sollte er sich wen anders suchen.
    Ohne rüber zu sehen schob ich die Stapel einfach rüber und arbeitet weiter.

    Der hatte mir noch gefehlt. Grinsend drehte ich mich zu dem Kleinen um. „Möchtest auch so angeredet werden, nicht wahr? Aber sicher großer Meister für dich tue ich das auch. Hat der Herr sonst noch einen Wunsch? Einmal Nacken kraulen vielleicht? Sicher mache ich dir auch, musst nur bescheid sagen wann und wo.“
    Mich abwendend und desinteressiert stellend warte ich auf eine Antwort.

    Wenn der Schreihals das für sein Ego brauchte, mir auch egal. „Ganz wie ihr wünscht großer Meister“, diesen Spruch konnte ich mir nicht verkneifen. Manche schien es ja zu brauchen ihre eigene Unzulänglichkeit auf diese Art zu überspielen. Normalerweise sollte der das in Ordnung bringen, der das Chaos verursacht hatte.
    Ohne noch ein Wort an irgendwen zu richten, machte ich die mir zugewiesene arbeit und ging danach an mein Schreibpult zurück.

    Etwas windschief grinste ich vor mir her, nein bei Gott, Humor hatte er keinen. Die feste Hand auf meiner Schulter spürend, zerrte ich noch ein wenig an meinem Mantel rum und streckte Macro meine Arme entgegen. „Oder willst du mir lieber einen Kälberstrick um den Hals legen? Macht sich am Tor bei der Wache bestimmt gut. Wo muss ich nun gehen vor oder hinter dir?“ Kaum hatte ich meine Bemerkunken von mir gegeben musste ich lachen, stellte ich mir doch gerade die Freude des Kleinen vor wenn Linos so abgeführt wurde. „Dieser Anblick würde manch einen erfreuen.“

    Jetzt erst blickte ich Macro an, was auch gut war sonst hätte ich den Mantel nicht auffangen können, den er mir entgegen warf. Was von mir, mehr ein Reflex war, da ich nur da stand und Macro bei seinem Wortschwall anstarrte. Deshalb winkte ich bei der Frage nach dem Plakat, auch nur mit meinem Kopf in Richtung Truhe, auf der die Pergamentrolle des Plakates lag. Es kam mir vor als würde mein Gehirn irgendwie zeitverzögert arbeiten. „Ich soll mit?… Ich soll mit nach Mogontiacum? … Du meinst ich darf mit nach Mogontiacum?… Du meinst Menecrates hat erlaubt ich dürfte mit nach Mogontiacum?“
    Meine geistige Starre löste sich dann und ich begann fieberhaft alles gehörte zu durchleuchten. War das jetzt eine Falle? Wollte mich einer reinlegen, loswerden. Sollte ich auf die Probe gestellt werden. War es eine Aufforderung zu fliehen, damit das Kapitel Linos abgeschlossen wurde? Fast langsam zog ich die Luft ein und atmete tief durch. „Immer mit der Ruhe Linos“, murmelte ich vor mir her.
    Macro war mein Freund, der würde mich nicht reinlegen, so wie der gerade hier auftrat war das ganze ernst, so zu schauspielern traute ich dem grundehrlichen Macro nicht zu.
    Menecrates würde mich auch nicht so abschieben wollen. Auf die Probe stellen, nun ja das wusste ich nicht so genau.
    Aus meinem seltsamen Gedankengang riss ich mich selber raus und schaute Macro an. „Du meist das alles ernst nicht wahr?“

    „Sag mal warum brüllst du mich so an? Einmal in normalen Ton reicht. Meine Ohren sind in Ordnung, du solltest deine mal untersuchen lassen.“
    Was bildete der Fatzke sich ein mich so an zu brüllen, der war nicht mehr wie jeder andere hier.
    „Wenn du schlechte Laune hast, lass sie an einem anderen aus“, maulte ich während ich meinen Platz verließ und zu ihm rüber ging. „Wo drückt der Schuh?“

    „Was soll ich schreiben?“ Diese Frage kam schon ganz selbstverständlich von mir. Was sonst gab es zur Zeit für mich zu tun? Dazu nur noch uninteressantes langweiliges Zeugs.
    Ich hatte nicht gerade lang legen wollen was sollte ich sonst schon hier machen. Draußen rannten nur Soldaten rum, von denen mich keiner beachtete und in die Stadt durfte ich nicht.
    Langsam stand ich auf und fragte: „Wo soll ich hin zum schreiben?“

    Diese verfluchte Kälte und Feuchtigkeit, in diesem vermaledeiten Germanien, machte mir wie üblich, so auch n dem heutigen Morgen zu schaffen. Frierend saß ich in der Culina und wartete darauf, dass das Feuer stärker brannte und ich meine Puls aufwärmen konnte. Ich war schon sehr früh aufgestanden, denn ich wollte bereitstehen wenn Menecrates etwas für mich zu tun hatte. Diese Ungewissheit was meine Zukunft betraf machte mir schon sehr zu schaffen. Genauso das Menecrates mich spüren ließ. wie wenig vertrauen er noch zu mir hatte.
    Seufzend stand ich auf holte mir ein Stück Brot und einen Becher verdünnten Wein.
    Ich musste mir unbedingt etwas einfallen lassen um dem ganzen ein Ende zu bereiten.

    Gerne hätte ich mir meinen Helden betrachte, doch ich musste gehen. Was ich schon sehr merkwürdig fand. Hatte ich doch schon an ganz anderen Besprechungen teilnehmen dürfen. So eine wichtige Person war mein Großer nun auch nicht. Enttäuscht, nicht einmal den Großmut meines Herrn bemerkend verließ ich den Raum und schloss etwas lauter wie üblich die Türe hinter mir.

    In der Zeit in der ich zu dem Claudiaschen Haushalt gehörte, hatte ich schon mitbekommen wie Kaisertreu Menecrates war.. So war es für mich auch verständlich, das Menecrates zur Trauerfeier in den Tempel wollte, aber das ausgerechnet ich, ein angehender Christ, da mit musste passte mir gar nicht.
    Das einzig gute war, ich durfte das Castellum verlassen und das mitten im Winter, …haha. Klar Menecrates konnte sich auch denken, der Linos wird jetzt kaum eine Flucht wagen.


    Die Trauer meines Herren war bestimmt echt, ich hatte doch mitbekommen wie sehr ihn der Mord an dem Kaiser erschüttert hatte. Wie er sich Sorgen um die Zukunft Roms machte.
    Diese Kälte ging mir schon wirklich auf den Geist, doch einst musste zugeben, diese Schneelandschaften hatten schon etwas schönes an sich.
    So meinen Gedanken nachhängend, latschte ich mit den Opferschalen hinterher, als ich mit entsetzen sah, wie Menecrates seine Schuhe auszog. Musste ich das auch? Ich würde doch Frostbeulen bekommen. Ich hatte doch meine Hände voll, das würde doch niemand von mir erwarten oder?
    Fragend schaute ich durch die Gegend.