Beiträge von Linos

    Gerade konnte ich mich noch beherrschen und meine Hand zurückhalten. Sie hätte fast über Coronas Haare gestrichen. Zu gerne hätte ich eine Locke von ihr genommen und damit gespielt. Gänzlich zu viel war dann ihr wundervolles Lächeln. Ich spürte wie ich errötete und senkte meinem Kopf, dabei fiel mein Blick auf ihre Hand: Diese betrachtend rauschten ihre Worte an mir vorbei. Plötzlich spürte ich ein verlangen sie zu küssen. In meinen Adern begann mein Blut zu kochen. Ich wollte sie an mich ziehen um sie streicheln und küssen. Wie mochte sich ein Frauenkörper wohl anfühlen?
    Ich riss mich zusammen und hörte noch, dass sie mehr über die Christen erfahren wollte und dies auch an einem Abend. Mein Herz begann zu rasen während ich ihr mit einer etwas belegten Stimme, meinen Blick noch immer gesenkt, antwortete. „Für dich nehme ich mir soviel Zeit wie ich möchte. Über die Christen gibt es soviel zu erzählen, dass die Zeit die wir jetzt zur Verfügung haben nie reichen wird.“ Langsam, wie rein zufällig legte ich meine Hand auf die ihre. Zuckte aber gleich wieder zurück. „ Wir könnten uns abends an einem anderen Ort treffen, wenn du einverstanden bist.“ Schnell fügte ich noch hinzu, „Das bedeutet aber nicht, dass ich jetzt gehen werde.“

    Ich überlegte kurz, was ich Corona noch zu diesem Thema erzählen sollte. Hatte ich doch gesehen wie aufmerksam sie mir zuhörte. Es gab soviel dazu zu sagen, dass ich nicht so Recht wusste wo ich anfangen sollte. Am Besten wäre es wohl, wenn ich bei mir selber beginnen würde.
    „Ich selber bewundere sie auch wegen ihrem starken Glauben, denn stark ist er. Viele sterben eher, bevor sie ihrem Gott abschwören. Meine Reise in Kreta diente dem Zweck mehr über sie zu erfahren und mich ihnen anzuschließen. … Nein Angst in dem Sinne habe ich nicht. Ich habe nur Angst um dich. Es bereite mir Sorge, wenn ich zu dir darüber spreche und dich in Gefahr bringe.
    Ich selber verabscheue auch jede Gewalt und glaube eher an die Macht des Wortes. Manche verachten mich deshalb und denken ich wäre ein Schwächling oder Feigling. Dabei verstehe ich mich durchaus auf die Kunst mancher Kampfarten. In diesem Punkt setzte sich mein Vater durch und ich musste es erlernen. Trotzdem hasse ich das Militär und alles was damit zu tun hat.“
    Wieder machte ich eine Pause und schaute Corona fragend an. „Wenn du noch mehr über die Christen erfahren möchtest kann ich dir noch manches über sie berichten. Doch ich möchte nicht, dass du meinetwegen deine Pflichten versäumst und deshalb Ärger bekommst.“

    Noch während ich bei Phaeneas Ausführung über die Römer zustimmend nickte, brach dieser in schallendes Gelächter aus. Verwirrt, verwundert schaute ich ihn an .Dann kam noch lachend das Wort Spitzel über seine Lippen und nun musste ich selber lächeln. Nicht nur wie er das von mir gesagte beschrieb, sondern auch in Erinnerung darüber, dass ich manchmal die gleiche Methode anwandte um an Informationen zu kommen, welche mir meine Aufgaben erleichtern sollte.
    Abermals nickte ich zur Bestätigung. „Ich muss gestehen, es so auszudrücken war wirklich falsch, denn so wäre ich selber im Grunde auch nichts anderes. Obwohl ich dies nur mache um mir meine Arbeit zu erleichtern. Entweder bekomme ich meine Informationen auf diesem Wege oder ich spreche Menschen, von denen ich glaube, dass sie mir etwas Nützliches zu einem gewünschten Thema mitteilen können, direkt an.“
    Einer plötzlichen Eingebung folgend stellte ich eine Frage ganz anderer Art. „Du erwähntest, dass du an wechselnden Orten in Rom gewesen bist, ist dir da noch nie der Gedanke an eine Flucht gekommen? Gelegenheit hattest du doch bestimmt schon reichlich dazu.“ So gebildet wie er mir schien, war er doch bestimmt in der Lage einen geeigneten Fluchtplan zu entwickeln. Mich wunderte sowieso, dass so viele Menschen sich einfach ihrem Schicksal ergaben. Ich selber war auch auf dem besten Wege dorthin.

    Verärgert über die Gleichgültigkeit des Ianitor, wusste ich doch, dass Menecrates diesen Fall noch gerne, vor seiner Amtsaufgabe abgeschlossen hätte, zog ich eine Wachstafel hervor und schrieb eine Nachricht darauf.



    Der Aedil Curulis Herius Claudius Menecrates, bittet dringend um eine Antwort, auf das Schreiben an Tiberia Septima, welches in den Postausgang dieses Hauses kam.


    Gez.
    Linos
    SCRIBA PERSONALIS - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES



    „Dann sei bitte so freundlich und gib dies an den Hausherrn ab.“ Ich überreichte die Wachstafel und schaute den Ianitor abwartend an.

    Zunächst zögerte ich mit einer Antwort, warum wusste ich selber nicht. Hatte ich doch von den Christen angefangen. Bestimmt lag mein zögern daran, dass ich zum ersten Mal in Rom darüber sprach und es besser war. hier vorsichtig zu sein.
    „Ich war unterwegs nach Gortys, Gortys ist eine von den Städten wo der Apostel Paulus einst predigte.“
    Mir fiel dann ein, wenn sie nichts über Christen wusste, konnte sie mit dem was ich gerade sagte nichts anfangen. Ich hielt kurz inne und überlegte, bevor ich erneut anfing.
    „Weißt du die Christen glauben, dass es nur einen Gott gibt. Gott Vater und Jesus Christus wäre sein Sohn. Dieser Sohn wurde als Mensch geboren und starb den Kreuzestod, nach dem dritten Tage ist er auferstanden und später fuhr er in den Himmel auf, zu Gott seinem himmlischen Vater. Das Besondere an der christlichen Lehre ist, dass sie an die Liebe zu Gott und den Menschen glauben. Bei ihnen heißt es alle Menschen wären gleich, denn Jesus Christus sagte, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Deshalb fürchten nun die Römer diesen Glauben. Denn wenn man es mit den Augen der Christen betrachtet, gibt es keine Herren und keine Sklaven.
    Diese Menschen lieben den Frieden, sagen auch, wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt, so wende ihm auch die andere zu. Sie sind also für niemanden eine Gefahr und trotzdem fürchte man sie.“
    Während ich ihr dies leise erzählte, schaute ich hin und wieder vorsichtig durch das Blattwerk, der uns umgebenden Sträucher. Nicht aus Angst um mich, nein ich wollte sie nicht in Gefahr bringen.



    Sim-Off:

    Ich hoffe es geht nun wieder besser.

    So nicht mein Freund
    "Dies ist uns allen bekannt, warum wurde der Brief den ich hier eingeworfen habe, nicht an uns zurückgesand, damit wir, wenn ihr die Nachricht schon nicht mit der Hausposst senden wolltet, ihr selber senden konnten? Auch ist uns bekannt, dass sie schwanger ist, denn schließlich hört man an den verschiedensten Stellen dies und das."

    Bei der Frage Sklave nickte ich nur. Doch dann geschah was ich nie erwartet hätte, mein Gesprächspartner wurde von einem plötzlichen Redefluss beseelt. So ganz unerwartet erhielt ich jede Menge an Informationen. Er erschien mir nun doch als ein Mann von spontanen Entschlüssen. Seltsam eben hatte ich noch gedacht, alles liefe nach einem festen Plan und festen Grundsätzen bei ihm ab und nun das. Sollte ich ihm etwa nur zur Unterhaltung dienen.
    Egal, ich war des Wartens müde und wollte auch schließlich meine Ablenkung haben. So erhob ich mich um ihn zu begleiten. Bereitwillig begann ich ihm dann zu antworten auf seine gestellte Frage.
    „Mein Name ist Linos und ich bin Sklave genau wie du. Allerdings wurde ich nicht als Sklave geboren sondern als Sohn eines Kaufmanns auf Kreta. Auf dem Weg in eine andere Stadt wurde unsere Reisegruppe von Sklavenjäger überfallen und so gelangte ich vor noch nicht so langer Zeit nach Rom.“ Warum ich unterwegs war sollte Phaeneas nicht interessieren, denn wenn er diese Information an seinen Herrn weitergab, wusste ich nicht ob dies sich nicht zu meinem Nachteil war. Auf der anderen Seite hätte mich schon aus reiner Neugier seine Einstellung zu diesem Thema interessiert. Dieses Thema zunächst einfach übergehend fuhr ich fort.
    „ Auf Kreta lebt es sich recht angenehm. Wir genießen große Freiheit, leben nach unseren verschiedenen Glaubensvorstellungen und gehen der Gelehrsamkeit nach.“ Lachend fuhr ich fort:
    „Die Römer die sich als Herrscher des Universums betrachten haben alles von unserer Kultur aufgesaugt und übernommen und denken doch wirklich sie hätten es aus ihrer eigenen Weißheit erschaffen. Noch immer besuchen sie unsere Schulen, kommen nach Hause und prahlen mit ihrem Können was zum Beispiel im Besonderen die Rhetorik betrifft. Da stellt sich jedem Griechen die Frage was wären die Römer nur ohne uns.“ Nach dieser Aussage hatte sich das Thema für mich erledigt.
    „Was nun deine Tätigkeit betrifft und nun verzeih meine Offenheit, würde ich sagen du bist ein Spitzel, ein Spitzel der durch seine Tätigkeit seinem Herrn zu größerer macht verhilft".

    Was für ein unfreundlicher Bursche
    „Salve, ich komme im Auftrage des Aedil Curulis Herius Claudius Menecrates. Ich habe den Auftrag Nachforschungen anzustellen zu der Beantwortung eines Schreibens an ein Mitglied dieser Gens. Es geht um Tiberia Septima.“ Ich fand ich hätte dieser unfreundlichen Erscheinung schon viel zu viel erklärt und erwartete gespannt seine Reaktion.

    Da die Zeit drängte und Menecrates so schnell wie möglich die Sache abschließen wollte, klopfte ich vielleicht estwas zu heftig an der Porta der Villa Tiberia. klopf klopf klopf

    "Ja Dominus ist sie, ich hörte es irgendwo, irgendwann in einem Gespräch"
    Zur Bestätigung, dass ich mir meiner Sache sehr sicher war nickte ich nochmals.
    "Ich werde so schnell wie möglich die Villa Tiberia aufsuchen".
    Octavia Catiena?. Kramte ich in meinem Gedächtnis, da war doch etwas. Ach ja richtig.
    "Das letzte was ich von Octavia Catiena hörte war, dass sie in Mogontiacum verweile."

    " Ja dort in der Villa Tiberia. Vielleicht hat die Familie die Post noch nicht weitergeleitet. Nach Mantua meine ich. Wohnt Tiberia Septima nicht dort?
    Vielleicht fühlt diese sich auch nicht wohl, denn manchen Frauen soll eine
    Schwangerschaft schon arg zusetzen."
    Mehr konnte ich zu dem Vorgang im Moment auch nicht beitragen.

    Die Spiele waren vorbei und in der Villa Claudia kehrte für mich Langeweile ein.
    Wie ich diesen ganz gewöhnlichen Alltragstrott hasste.
    Ich machte mich auf den Weg zur Küche. Es war einfach an der Zeit zum Tratschen und Lästern.
    Meine Parole war einfach hinsetzten und warten, irgendwer wird hier schon vorbeischauen, denn hungrig werden sie schließlich alle einmal.

    Den Tipp nahm ich nickend zur Kenntnis, nicht das mir das selber geschehen war. Gesehen miterlebt hatte ich dieses jedoch schon häufiger. Zu Hause auf Kreta, aber hier, nein hier noch nie. Wie hätte ich auch, dafür brauchte ich doch eine Bindung und von dieser war weit und breit nichts zu sehen. Bei der Frage die darauf folgte breitete sich entsetzen in mir aus. Wirkte ich schon so als Römer? Es konnte doch nicht sein, dass ich schon so angepasst war. Ich der täglich an Heimweh litt und mich mit meiner jetzigen Situation nicht abfinden wollte.
    Vorsichtig, ausweichend antwortete ich, denn ich kannte ihn doch nicht, vielleicht gab es in Rom so etwas wie Spitzel. „ Ich war zuletzt auf Kreta und dort sind die Menschen anders.“


    Ach interessant er wusste also nicht genau wohin er wollte, merkwürdig bei ihm hätte ich doch vermutet, dass er genau wusste was er und warum er etwas tat.
    Erstaunt hob ich die Augenbrauen. „Ein Pflichtprogramm für Forenbesuche?“
    Davon hatte ich noch nie gehört, oder war er sogar ein Spitzel. Wer gibt einem so eine Aufgabe oder gehört diese Arbeit zu seinem Aufgabenbereich, zu seinem Amt? So wirklich hatte er also auch kein Ziel. Es sei denn man war fremd und wollte seine Umgebung erkunden.
    Unser Gespräch war schon recht merkwürdig. Jede Aussage, jede Frage ließ neue Fragen aufkommen. Eigentlich war dies in einem Gespräch nichts Besonderes. Doch bei uns verlief es irgendwie lauernd, misstrauend und dennoch weckte es die Neugier auf den Anderen.


    Nach einem kurzen zögern, beschloss ich einen Vorstoß zu wagen. „ Ich vermute, du hättest etwas dagegen, wenn ich dich begleiten würde?“
    Diesen Versuch startete ich, weil mir die zahllosen Spaziergänge auf Kreta einfielen, bei denen wir uns im diskutieren, deklamieren und in der Rhetorik übten und nicht mit der Absicht, zu der ich hierher kam.

    Verwirrt schaute bei Menecrates ansage auf den Terminkalender. Hatte ich etwa versäumt einen Eintrag zu machen?
    Nein bei mir stand nichts. Resigniert hob ich die Schultern.
    "Gewiss doch Dominus"

    Nachdenklich schaute ich den etwas älteren Mann an. Wollte er sich wirklich mit mir unterhalten oder hatte ich ihm einfach eine Unterhaltung aufgezwungen? Hatte ich wie schon so oft auf mein recht unkompliziertes Wesen gesetzt, um Kontakte zu knüpfen, so war ich mir bei diesem Gesprächspartner nicht siecher, ob dies wirklich eine so gute Idee war?
    Mir schien, dass er genau wusste warum ich hier war. Aber sicher konnte er nicht erahnen, warum ein solches Treffen zurzeit für mich so wichtig war. Meine Gefühlswelt bestand doch in den letzten Tagen nur aus einem einzigen Chaos. Mir fielen meine Gedanken bei den Thermen ein. Vielleicht konnte er auch nicht wissen wie schwierig es für einen Schreiberling oder Wachstafelzerkratzer, wie ich auch des Öfteren zum Spott genannt wurde, in gewisse Kreise zu gelangen. Ob er mir dabei helfen konnte wusste ich nicht. Für mich erwies es im Augenblick schwierig ihn ein zu ordnen. Ein Denker war er bestimmt, doch er wollte seiner Umgebung vieles, wenn nicht sogar alles, von sich verbergen.
    Und nun noch diese Antwort. Er fürchtete sich nicht, aber verschiedene Gedanken. Schaut man sich dabei so verunsichert um?
    „Gedanken fürchten, ja das kenne ich, …. seit dem ich in Rom bin sehr gut.“ Den letzten Teil fügte ich nach einer kleinen Pause hinzu, weil mir da in diesem Augenblick, mein ganzes Elend, glasklar vor mein inneres Auge rückte. Zu meiner eigenen Bestätigung nickte ich noch.
    „Darf ich fragen oder besser gesagt, verrätst du mir wohin du gehst?“

    Ich hörte so etwas wie ein Gemisch von Erstaunen und Unverständnis aus seiner Frage heraus hören. Es war ja möglich, dass er genug Zeit hatte und sich diese frei einteilen und verplanen konnte. Ich konnte es nicht und musste mit dem zufrieden sein was mir blieb.
    „Nein das haben wir nicht, es würde auch nicht so einfach gehen. Es ist eine lose offene Verabredung. Es hängt davon ab wann wir Zeit haben und nährt sich von der Hoffnung.“
    Diese Antwort war bestimmt für einen Fremden unverständlich, es war aber wie es war.
    Wieso nun dieser verunsicherte Blick fürchtete er einen Überfall? Nach meiner Kleidung zu urteilen und auf gut gekleidete Sklaven, die das Image der Claudier nach außen trugen, legte Menecrates nun wirklich großen Wert, konnte er mich doch nicht als zugehöriger einer Wegelagerer Bande halten. „ Hast du Angst und fürchtest dich vor was oder wen? Dann solltest du nicht alleine hier draußen herumspazieren.“

    Meine Neugier war erwacht und ich betrachtete den unerwarteten Gesprächspartner genauer.
    Seltsam waren seine Reaktionen schon. Er schien entweder über meine Frage erstaunt, verwirrt zu sein oder grundsätzlich über meine Anwesenheit.
    Ein bisschen wortkarg schien er ja zu sein. Trotzdem kam er mir gerade recht. Jetzt gerade an diesem Ort, war mir ja sowieso jede männliche Gesellschaft willkommen. Obwohl wenn ich es recht bedachte so ganz jede, nun doch nicht. Nachdenklich nickte ich zu seiner Frage. „Ja ich warte, mir scheint aber ich warte vergebens. Wobei ich heute…!" Den Rest behielt ich, besser, zunächst für mich. Obwohl ich mir eigentlich doch recht sicher war.
    Wieso wirkte er aber so irritiert bei seiner Antwort?

    Langsam wurde ich ungeduldig, ständig kam etwas dazwischen, ich wollte doch unbedingt Menecrates an die Lupanare erinnern.
    Leise murmelte ich vor mich hin: "Der nächste der hier antanzt kann gleich wieder gehen."