Beiträge von Linos

    Kaum hatte ich mein Puls in eine Schüssel gegeben und Platz genommen, als der Neue in die Küche gestolpert kam. „Salve“ kam von meiner Seite, doch da lief er auch schon gegen den Herd.
    Verwundert schaute ich zu ihm rüber. Hatte der schon Wein probiert? Während ich mein Puls löffelte beobachtete ich ihn interessiert. Was trieb der da eigentlich? Ein bischen merkwürdig war er ja schon. „Mein Name ist Linos, wie du sicher mitbekommen hast. Isst du immer im stehen oder hast du es besonders eilig? Was ist eigentlich deine Aufgabe hier im Hause?“ Ich schnitt mir auch ein Stück Brot ab und blickte mich suchend nach dem Honig um, entdeckte ihn in einem Regal, stand auf und holte ihn mir. Mein Brot in den Hong getunkt, biss ich ein Stück ab und schaute ihn dann an.

    Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, war es nach meinem Gefühl schon sehr spät. Hastig sammelte ich meine Kleidung ein und machte mich auf den Weg zum Balneum. Nach einem langen, ausgiebigen Bad mit reichlicher Körperpflege ging es weiter in die Culina. Jetzt ein gutes Frühstück mit einem gemütlichen Plausch wie in alten Zeiten. Hoffentlich hatte ich Glück und es leistete mir jemand Gesellschaft.

    Von Macros Sicht hatte ich das Ganze noch nicht betrachtet. Kauend nickte ich zustimmend. Es war nicht ganz richtig denn Macro brauchte mehr, doch ich hatte so lange nichts handfestes gegessen, so hatte ich mir den ganzen Hähnchenschenkel gegriffen und Macro den halben rübergeschoben.
    Nachdem ich den ersten Bissen runtergeschluckt hatte, antwortet ich ihm noch: „Siehst du und dass bestärkt mich in meiner Meinung, wir sollten versuchen zuerst noch mehr Informationen in der Stadt zu bekommen aber auch hier im Haus. Wir müssen unbedingt erfahren wie Felix sich während des Besuchs der Praetorianer verhalten hat, dann können wir ihn vielleicht besser einschätzen. Dann möchte ich auch mit diesem neuen Sklaven sprechen. Er scheint ganz neu hier im Hause zu sein, darum verstehe ich nicht, dass er gleich dabei sein musste.“
    Jetzt nachdem ich Macro meine Vorgehensweise genannt hatte, wartete ich auf seine Sicht, vielleicht hatte er noch eine andere Idee oder Meinung. Genüsslich biss ich in den Schenkel.

    Da saß ich nun in der Sklavenunterkunft und dachte über das seltsame Essen nach und über unseren nächsten Schritt. Zwischendurch meldete sich immer wieder ein Hungergefühl, doch darum wollte ich mich später kümmern. Doch dann kam Macro und holte mich zu sich.
    Erstaunt stellte ich fest, ich war noch nie seinem Zimmer. Für einen kurzen Augenblick kam so etwas wie Neid in mir auf. Si zu Leben war für ein Sklave doch recht annehmbar.
    Ich setzte mich nach Macros Aufforderung es mir bequem zu machen hin und schaute ihn mit einem bewusst bettelnden Blick an. „Sag mal als erstes eine Frage, du hast nicht zufällig noch etwas Proviant in deinem Reisesack?“ Dann kam ich aber gleich zu dem Thema was uns beide wohl am meisten beschäftigte. „Das Essen war ja der reinste Krampf. Als wenn ich in Gegenwart irgend welcher Sklaven etwas sagen würde was den Auftrag betrifft. Außerdem hatte ich mir doch sowieso vorgenommen zuerst die Lage zu sondieren.“
    Dann machte ich eine Pause, schaute zur Türe und senkte die Stimme. "Felix wollte ich doch zuerst ein wenig beobachten, doch das brauche ich nun nicht mehr. Er ist mir zu Impulsiv, dies liegt bestimmt an seiner Jugend. Zuerst möchte ich ihn noch raushalten. Was meinst du?“
    Das war nun eine tolle Aussage von mir, es war die Frage, wer von uns beiden nun jünger wäre, Felix oder ich?

    „Dem kann ich nur beipflichten“, nickte ich dankbar lächelnd Macro zu. Für heute hatte ich wirklich genug. Abgesehen davon, dass ich wirklich nicht satt war, hatten wir einen anstrengenden Tag hinter uns. Da war zuerst der Marsch nach Rom, dann die Nervenanspannung ob wir durchs Stadttor kommen würden, anschließend dass kreuz und quer rennen durch die Stadt, die hetze im Bad und nun das verkrampfte Essen wo ich nicht satt wurde und der arme Macro bestimmt nicht. Ich war müde wollte schlafen, dies hier verarbeiten und morgen zuerst mit Macro absprechen.

    Was waren das für seltsame Äußerungen von Felix? Wollte er uns einschüchtern? In welcher Gefahr wir waren wussten wir doch selber. Wir hatten von ihm nichts gefordert, also was wollte er?


    Der junge Herr schien etwas von uns erfahren zu wollen, nur wusste ich nicht was. Auch missfiel mir, dass er glaubte wir müssten ihn in irgend etwas mit einbeziehen. Menecrates hatte ausdrücklich gesagt, ich solle nach meinem Gespür handeln.
    Mein Gespür warnte mich noch. Ich war gerade erst angekommen, kannte die genaue Situation in Rom nicht und sollte nach einem kurzen Bad über etwas berichten was ich nicht wusste oder nur vom hören sagen erfahren hatte. Nein das konnte keiner von mir erwarten. Ich würde auch dann, wenn ich etwas zu berichten hätte, sie niemals in Anwesenheit von anderen Sklaven, außer Macro natürlich, äußern. Wie sagte Menecrates, nicht nur unser Leben, sondern auch dass seine und dass seiner Familie würde von unserer Handlungsweise abhängen.


    Für mich war es zunächst nur wichtig zu erfahren was in Rom alles geschehen war. Dass da jetzt ein neuer Kaiser war wusste ich ja schon. Auch hatte ich eben gehört, dass die Praetorianer in der Villa waren. Warum waren sie da? Menecrates Aufenthalt in Germanien war doch bekannt. Wollten sie zu Felix, wollten sie die Villa nach irgendwelchen Nachrichten durchsuchen?
    Ein weiterer Punkt war wichtig, War Felix außerhalb der Villa unterwegs? Hatte er Kontakte zu anderen Patriziern? Denn sonst waren es nur Gerüchte was wir erfuhren und als diese konnte ich sie Menecrates auch nur anbieten.
    Außerdem lautete unser Auftrag nicht den Enkelsohn von Menecrates bei irgendwelchen revolutionären Plänen zu unterstützen. Er schien ein Heißsporn zu sein. Auch wenn es auf dem ersten Blick nicht so aussah, so merkte man doch beim hinhören, er wollte alles und dies sofort. Er war wie die Söhne von Menecrates ein typischer Römer.


    „Verzeih unser Verhalten, ich denke ich spreche auch in Macros Namen, doch wir sind es nicht gewohnt in Gegenwart unserer Herrschaften zu speisen. Von einem Krieg, den Menecrates führen möchte, ist mir nichts bekannt. Wie gesagt von militärischen Belangen habe ich keinerlei Ahnung.“
    War Felix von allen guten Geistern verlassen hier solche Äußerungen zu machen. Nein er mochte noch so treu zu seinem Großvater stehen, für mich war Felix zur Zeit eher eine Gefahrenquelle. Selbst wenn ich gewollt hätte in den letzten Wochen war ich bei keiner Besprechung die Menecrates, im Gegensatz zu früher anwesend. Wenn ich es mir recht überlegte, seit dem Tod des Kaisers nie. So gesehen hatte die Flucht auch etwas gutes, ich brauchte nicht zu lügen, es war einfach die Wahrheit, wenn ich sagte ich wüsste nichts.

    Was Macro von sich gab hatte schon seine Richtigkeit, doch verblüffte er mich nun zum zweiten Mal. Ich hatte eigentlich noch nicht vor etwas zu erzählen, da ich die Hoffnung hegte Felix würde Fragen stellen. Aber vielleicht war es gut so und ich sollte auch von meiner Seite etwas in dieser Richtung erwähnen.
    Vielleicht ging das Essen dann schneller vorbei.
    So nahm ich einen Schluck des verdünnten Weines, schluckte den Rest Brot hinunter.
    „Ist das schön wieder in Rom zu sein, abgesehen von dem viel angenehmeren Wetter, tut es gut für einige Zeit dem Militäralltag entkommen zu sein. Auch wenn unser Herr extra betonte wir sollten mehr hören als sprechen, so gäbe es von meiner Seite auch nichts in dieser Richtung zu berichten. Da ich vom Militär absolut keine Ahnung habe und mich in diesen Bereich auch nicht ein zu Arbeiten brauchte, weiß ich nichts vom Geschehen in der Legion zu berichten. Von Anfang an gab es für unseren Herren in Germanien viel zu tun. Wenn ich mich recht erinnere ging es um Landvermessungen.
    So bleibt es nicht aus, dass ich manchmal dachte, für unseren Herren sollte es auch einmal eine Erholungsphase geben. Doch wir alle kennen ihn ja, er ist immer um das Wohl aller in seiner Umgebung besorgt und gönnt sich kaum Ruhe.
    Dies mag wohl auch der Grund sein warum er uns nach Rom schickte. Er ist besorgt um dich, seinem Enkelsohn, aber auch um das Römische Reich.“
    Soviel ich mitbekommen habe, sind nur wenige Nachrichten bisher in Germanien angekommen, damit ist seine wohl berechtigt.“ Erneut nahm ich den Weinbecher und trank einen kleinen Schluck.

    Gerade hatte ich mir ein Stück Brot genommen und den ersten Bissen im Mund, als Macro zu meiner Verwunderung das Gespräch eröffnete. Ich fand seine Wortwahl ausgezeichnet und nickte kauend, während ich nach meiner Suppenschale griff. Von diesem Vorhaben ließ ich unversehens vorerst ab und schaute in Macros Richtung. Fahrig fuhr meine Hand zu meinem Hinterkopf um mich dort zu kratzen. Mein Kribbeln überfiel mich so schlagartig wie noch nie. Was ich gesehen hatte, verwirrte mich. Nein das konnte nicht sein, nicht der Enkelsohn von Menecrates. Aber warum machte er das? Warum stand der Sklave im Hintergrund und schrieb auf was gesprochen wurde. Brauchte Felix dies als Beweise gegen seinen Großvater, wurde er erpresst? War er ein heimlicher Anhänger des neuen Kaisers? Wollte er uns ausliefern?
    War das was er als Begrüßung nur eine Phrase gewesen, um uns in Sicherheit zu wiegen? Jetzt so nach dem was ich so beobachtet hatte, fand ich Macros Gesprächseröffnung noch besser. Zunächst stopfte ich nur weiter Brot in mich hinein und versuchte aus den Minen der Anwesenden zu lesen.

    Hätte ich unterwegs doch nur die Hühnerkeule gegessen, schoss es mir durch den Kopf. Armer Macro, war mein zweiter Gedanke, er mochte doch gar keine Suppe. Nun wurden wir beide dazu verdonnert, uns hier niederzulassen um mit dem jungen Herren Suppe zu essen, während er sich an gebratenem stärkte.
    Das Abendmahl in der Küche zu mir zu nehmen wäre mir wesentlich lieber gewesen. Abgesehen davon war die Küche der Ort wo sich die Sklaven trafen, wo neues ausgetauscht wurde, wo man ungezwungen plaudern konnte.
    Hier saßen wir doch nur weil der junge Herr begierig auf Nachrichten aus Germanien war. Gerade dafür war ich zur Zeit absolut nicht der geeignete Gesprächspartner. Ja wenn die Flucht nicht gewesen wäre aber so.


    Nun hieß es gute Miene zu dem Spiel zu machen. „Danke junger Herr“, kam von mir, während ich mich etwas zögernd, auf einem, der uns dargebotenen, Hocker niederließ. Nicht wirklich gemütlich, eher etwas steif auf der fordere Kante.
    Vielleicht bekamen wir aber einige Informationen, womit sich dann dieses, hier sitzen lohnte.
    Mir fiel plötzlich ein, wie unbekümmert ich mich in Menecrates Gegenwart niederließ, wenn er mich dazu aufforderte, um mit ihm etwas zu essen.

    Endlich fühlte ich das gewohnte feine Tuch an meinem Körper. Auch wenn das Bad wesendlich kürzer ausfiel als erhofft, ging es mir schon bedeutend besser.
    Obwohl die Zeit drängte, machte ich mich betont langsam zum Triclinium auf.
    Es war bestimmt nicht möglich auf dem Weg dorthin, irgendwelche Informationen erhalten. Etwas zu sehen oder zu hören was mir half die Situation einzuschätzen.
    Als ich eintrat löffelte Felix schon seine Suppe und der Sklave, den ich schon bei unserer Ankunft im Hintergrund gesehen hatte, schrieb auf einer Tabula. Er schien eine besondere Aufgabe zu haben oder war er der Custos von Felix?
    Im Augenblick fühlte ich mich sehr unwohl. Einfach würde der Aufenthalt in Rom nicht werden.

    „Wenn du meinst wir wären dann schneller fertig, dann machen wir es so. Obwohl mir wäre es lieber wir könnten kurz reden, doch die Zeit drängt. Wer fertig ist geht einfach zum Essen.“ Hoffentlich sind wir in etwa zur gleichen Zeit dort, dachte ich bevor ich den Weg zum Bad einschlug.

    Eilig verließ ich das Atrium, so hatte ich mir das wirklich nicht vorgestellt. Schon in so kurzer Zeit mussten wir zum Essen erscheinen.
    Es blieb mir nur wenig Zeit alles für ein Säuberungsbad und für saubere, bessere Kleidung, eines im Dienste eines Claudier stehenden Sklaven, zusammen zu suchen.
    Nachdem ich meine Tunika abgestreift hatte, schöpfte ich Wasser aus dem kleinen Becken schüttete es über mich und begann mich einzuseifen. Schnell aber gründlich nun folgte, nach dem die Seife abgespült war, ein längerer Aufenthalt in dem großen Becken. Dort dachte ich über unserer Situation nach. Wenn Macro so weit war mussten wir uns unbedingt noch schnell absprechen.

    Meine Müdigkeit war plötzlich wie weggeflogen, hellwach und verwundert hörte ich die Begrüßungsworte des jungen Herren. War er so naiv, vertraute er den Sklaven blind, dass er solche Äußerungen hier im Atrium von sich gab? Was wäre wenn wir geflohen wären um die Gens der Claudier zu verraten. Woher wollte er wissen wie ergeben die Sklaven des Hauses waren.
    Die nötige Belohnung ließ Verräter wie Unkraut wachsen. Sie machte nicht innerhalb einer Familie und schon gar nicht bei Sklaven halt.
    „Salve junger Herr, wir kommen mit Grüßen von deinem Großvater. Er schickte uns nach Rom, weil er begierig auf Nachrichten ist. Nachrichten über dein Wohlergehen, Nachrichten aus der Villa und nicht zuletzt Nachrichten aus Rom.“
    Ich konnte ihn einfach nicht Dominus nennen. Es gab für mich nur einen Herren. Es mochte daran liegen, dass ich mich immer noch nicht, in meinem innersten, mit meinem Sklaventum abgefunden hatte. Es gab für mich nur einen den ich anerkannte, das war Menecrates. Alle anderen spielte ich nur die erwartende Rolle vor.
    „Verzeih unser unwürdiges auftreten. Wir mussten in dieser Aufmachung reisen, damit wir unauffällig in der Masse verschwinden konnten. Dazu gehört wohl, Schmutz und der nicht gerade angenehme Geruch.“
    Ich hoffte, dass der Wink nach dem Wunsch nach Sauberkeit verstanden wurde und wir für heute entlassen würden.
    Wie freute ich mich schon auf das Balneum, Macro erging es bestimmt nicht anders.

    Ich hatten auf dem Weg zum Atrium versucht mit reiben und klopfen versucht den Staub etwas aus meiner Tunika zu entfernen. Dies half aber nicht gegen den Schmutz am am Körper und auch nicht gegen unseren Geruch.
    Trotz dieser Bemühungen, hatte ich einen mir unbekannten Sklaven gesehen, der eine beobachtende Rolle einnahm. Also war noch mehr Vorsicht angebracht als wir vielleicht gedacht hatten. Auf Macro konnte man sich verlassen, er würde mir helfen wann immer es nötig war, ansonsten sich zurückhalten.
    Was war ich froh, dass er mein Begleiter war.
    Mich nochmals umschauend trat ich ein.

    Macros stellte gerade die Frage die mir selber durch den Kopf ging. Sicher wir mussten uns anmelden, wir waren ja nur Sklaven. Aufmerksam betrachtete ich alles, als erwartete ich Indizien, zu was wusste ich selber nicht. So sehr ich mich auch auf die Heimkehr in die Villa gefreut hatte, so sehr sagte mir irgend etwas ich musste vorsichtig sein.
    „Ja sicher müssen wir leider zuerst ins Atrium, an unserem Erscheinungsbild lässt sich vorher leider nichts ändern. Wir waren ja nicht in einer Kutsche unterwegs. Komm bringen wir es hinter uns. Wir sollten den jungen Herren nicht warten lassen.“ Kaum ausgesprochen schlug ich den Weg ins Atrium ein.

    Den Ianitor nicht wirklich beachtend wandte ich mich an Macro. „Das erste was wir Menecrates berichten, sollte wohl sein, dass unser Ianitor abgelöst werden muss. Ihm sollte eine einfache, nicht geistig wichtige Aufgabe zugewiesen werden. Da er selbst den Custos von Menecrates nicht mehr erkennt, dessen Erscheinungsbild nun wirklich unverwechselbar ist. Auf jeden Fall sollte ihm seine neue Aufgabe, wenig Zeit für Schlaf lassen, denn der viele Schlaf bekommt ihm gar nicht. Was meinst du Macro? Wenn der jetzt nicht augenblicklich die Türe öffnet, werde ich ihm bei nächster Gelegenheit zu einem aufmunterndem Bad verhelfen.“

    Dieses Mal kam meine Antwort sehr schnell, fast so als ob ich auf die Frage gewartete hätte.
    „Ja wer ist nun mein Nächster? Über diese Frage habe nicht nur ich, sondern vor mir schon viele Menschen nachgedacht. Ist es mein Bruder, mein Freund, mein Nachbar, mein Mitsklave, gar mein Herr?
    Man könnte auch sich diesen Satz zur Golden Regel machen.
    *Und so wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so tut ihr ihnen.
    An einer anderen Stelle steht geschrieben.
    **Liebt eure Feinde, und was ihr nicht wollt, dass euch andere tun, das tut auch keinem anderen.


    Ich betrachtete Phaeneas und war mir nicht sicher ob er mit meiner Antwort zufrieden war. Es musste doch etwas geben was ihn noch mehr überzeugte. Weißt du diese Frage wurde auch an Jesus gestellt, von den Schriftgelehrten oder auch Gesetzeslehrer in Jerusalem und er erzählte ihnen die Geschichte vom barmherzigen Samariter.


    ***Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn:
    Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?
    Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort?
    Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele,
    mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken,
    und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.
    Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben.
    Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus:
    Und wer ist mein Nächster?
    Darauf antwortete ihm Jesus:
    Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen.
    Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen.
    Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter.
    Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter.
    Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war.
    Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie.
    Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.
    Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte:
    Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
    Was meinst du:
    Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde?
    Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat.
    Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!“
    Die Geschichte beendet schaute ich meinen Gesprächspartner an, ganz so als ob ich dann dessen Gedanken lesen könne. Mich räuspernd fuhr ich dann fort.


    „Nun könnte man sagen dies ist ja nichts besonderes. Wichtig zu wissen ist nun, dass das Volk der Samariter alles andere als Freunde des jüdischen Volkes waren, weder die Juden hätten den Samaritern geholfen, noch umgekehrt.
    Der Nächste ist also nicht einer der Deinen, es ist nicht derjenige den Du magst, es ist derjenige, der Deine Hilfe bedarf. Liebe den der Deine Liebe benötigt, das ist Barmherzigkeit und das ist es, was Jesus von uns fordert.“


    Ja ich glaubte so habe ich die Geschichte und Phaeneas Frage verständlich erklärt und wiederum schaute ich Phaeneas eindringlich an. Voller Erwartung auf ein Zeichen von ihm, dass meine Bemühungen sich gelohnt hatten.


    Nach einer Pause gingen meine Gedanken dazu über, Phaeneas Beantwortung auf meine Frage zu verarbeiten. Ja aber natürlich, so lief es doch immer und überall. „ Aber es ist doch die Frage ob ich denn jemanden kenne, der wiederum jemanden kennt. Vielleicht bin ich nicht an den richtigen Orten um solch jemanden zu kennen. Mir ist ehrlich gesagt nicht ganz wohl dabei einfach ins blaue hinein zu fragen.
    Vielleicht sind die Menschen auch vorsichtig wenn sie merken aus welchem hause ich bin“, fügte ich nachdenklich hinzu.


    Doch dann fiel mir noch die Frage von Phaeneas ein. „ Auf Kreta hörte ich man würde die Häuser der Christen und die Christen an einem Zeichen erkennen. An einem Fisch, dem Symbol des Fisches. Ist dir dieses in Rom schon einmal aufgefallen?
    Ich muss gestehen, mir nicht. Es mag daran liegen, dass ich nicht sonderlich danach suchte, da ich zu oft mit meinen Aufgaben beschäftigt war. Dies muss ich unbedingt ändern. Unser Gespräch macht mir dies deutlich.“
    Grübelnd betrachtete ich den Tiber und den Himmel, an welchem sich die ersten Spuren des Sonnenuntergangs zeigten.




    Sim-Off:

    *Historischer Urtext
    Logenquelle Q 6,31
    **Epistola Apistolorum / Brief der Apostel 18,6
    ***(Lukas 10,25-37)

    Immer noch wunderte ich mich zwischendurch, wie einfach es gewesen war, in die Stadt zu gelangen. Hoffentlich war dies keine Falle gewesen.
    Viel Zeit zum Grübeln blieb mir nicht, denn die wichtigste Aufgabe war im Augenblick, unser Umfeld zu beobachten. Kreuz und quer ging es durch Rom. Wir trennten uns sogar, um so eventuelle Verfolger zu entdecken. Es war uns aber nichts Verdächtiges aufgefallen.
    Normalerweise wäre mein gejammerter bei der Rennerei groß gewesen. Heute hörte man kein Wort von mir, entweder war es die Anspannung oder die Flucht mit Caelyn hatte mich abgehärtet.
    Schließlich waren wir an der Villa Claudia angelangt.
    Macro hatte schon geklopft und war sichtlich angeschlagen. Verwundert hörte ich, was er dann von sich gab und musste lachen und mit dem Lachen, fiel auch die Anspannung der letzten Stunden ab. „Was sagst du denn jetzt? Das ist mein Part. Ich muss jetzt stöhnen und sagen, meine armen Füße, wann kann ich mich endlich hinsetzen.“ Dann wurde ich ernst, „ja vorerst sind wir nur hier um uns zu informieren wie es Felix geht und wie es in Rom aussieht. Ich brauche Zeit um unseres weiteres Vorgehen abzustimmen.“
    Nun wurde etwas ungeduldig und hoffte, dass uns jemand öffnete der uns kennen würde, denn zu lange sollten wir hier nicht rum stehen.

    Bei dem Stoß in meine Seite hatte ich mich wirklich zusammenreißen müssen, um nicht die Aufmerksamkeit, mit einen lauten AU, auf uns zu lenken. „Also weißt du, wolltest du nicht schweigen, flüsterte ich Macro zu.


    Das mit der Wache war ein Punkt den man sich gut merken musste. Wozu hatten wir uns vorher solche Sorgen um den Einlass in Rom gemacht. Im Grunde konnte auf dieses Art eine ganze Legion in Rom einsickern.
    Entweder war alles viel harmloser wie wir dachten oder die Stadtwache war total überfordert. Vielleicht gab es aber auch schon einen neuen Kaiser. Wir würden weiter unsere Ohren und Augen aufhalten müssen.


    Wieso Macro nun in Richtung Thermen ging war mir schon klar. Wir mussten an einem günstigen Punkt halten, damit wir unsere Umgebung genau beobachten konnten. Dann in einem verwirrendem Zickzacklauf den Weg zur Villa Claudia einschlagen. Dort müssten wir natürlich zuerst auch die Lage sondieren, ehe wir sie betreten könnten.

    Obwohl ich manchmal gerne alleine durch die Gegend wanderte, so war ich heute besonders froh darüber, dass Macro bei mir war.
    Bestimmt hatte ich wegen meiner Aufregung zu leise gesprochen. Nachdem ich nochmals Macro angeschaut hatte, holte ich tief Luft und ich meldete mich etwas lauter. "Salve, wir sind auf dem Weg zu unserer neuen Arbeitsstelle in den Thermen." Erwartungsvoll schaute ich die Wache an wobei ich bei mir dachte, wenn die so beschäftigt sind, könnten wir ja einfach durch marschieren.