Beiträge von Titus Iulius Flavus

    Titus war inzwischen in seinem Cubiculum. Unter dem Fenster, welches nach Osten zeigte stand ein kleiner Tisch mit einer Schüssel. Er ging dorthin und entledigtes ich erstmals seiner staubigen Kleidung. Obwohl zur Zeit meistens Regen fiel, so genügten doch ein paar trockene Tage um die Kleidung mit Sand vollzusaugen.


    Nackt beugte er sich über die Schüssel mit Wasser, in welchem feine Blüten trieben, welche dem Wasser einen frischen Geruch verliehen. Er verharrte für einen Augenblick und zog die frisch duftende Luft in einem tiefen Atemzug durch seine Nase in die Lunge. Erst dann tauchte er seine Hände in die Schüssel und wusch diese ab. Auch sein Gesicht tauchte er kurz in das Wasser um es aller Unreinheiten zu entledigen. Danach nahm er den Schwamm, welcher neben der Schüssel lag und begann seinen Körper damit abzuwaschen. Für ein ausgiebiges Bad hatte er zur Zeit keine Zeit, auch keine all zu große Lust. Für einen Römer ungewöhnlich hatte er ohnehin nicht all zu viel übrig für ständige Thermenbesuche und Bäder.


    Als er zu seinem rechten Bein kam betrachtete er für einen Augenblick die zurückgebliebene Narbe und verharrte so einen Moment. Gedankenfetzen durchflogen seinen Kopf......

    Titus war völlig in Gedanken versunken und vergaß die Zeit um sich herum. Langsam aber sicher tendierte er in die Richtung seines Patrons. Er war sich nicht sicher, ob dies die Richtige Entscheidung war, doch stand die Treue zu seinem Paton bei dieser Entscheidung im Vordergrund. Ob nun Salinator der rechtmäßige Kaiser war oder nicht, ob er den alten Kaiser hatte aus dem Weg räumen lassen oder nicht, das spielte dabei alles keine große Rolle. Den Gegenkandidaten oder die Gegenkandidaten, jenachdem wer sich noch alles als zukünftigen Kaiser sah konnte er überhaupt nicht einschätzen, da er sie alle nicht kannte.


    Was allerdings in nächster Zeit anstand waren seine wirtschaftlichen Entscheidungen. Er musste zusehen, dass er seinen Getreidehof wieder in Schwung brachte und einen Abnehmer fand für sein Getreide und sein Mehl. Ihm schwebte dabei die Legionen in Nikopolis vor, was bedeutete das er in den nächsten Tagen dorthin reisen musste um mit den Praefecten zu sprechen. Dies war vielleicht auch eine Chance um an neue Informationen zu kommen.


    Erst viele Gedankengänge später bemerkte Titus dass die Sonnenstrahlen, welche durch das Fenster schienen ihn blendeten. Er blinzelte kurz und wandte seinen Blick ab und ließ ihn durch das Officium schweifen. Es war nun auch für ihn an der Zeit sich für die Cena fertig zu machen. So sammelte er kurz seine Gedanken und begab sich dann zur Porta um in sein Zimmer zu gehen und sich um zu ziehen.

    Titus unterdessen hatte sich in sein Officium zurückgezogen. Auch wenn er eine hübsche Frau bei sich in der Casa hatte, so machte ihm als Römer dennoch die Lage im Reich zu schaffen. Es hatte alles den Anschein als würde das Imperium direkt und mit Anlauf auf einen Bürgerkrieg zusteuern. Titus in seiner Eigenschaft als Klient eines Kaiseranwärters drohte dabei zwischen die Fronten zu geraten. Wie sollte er sich verhalten. Was würde mit ihm passieren wenn er sich auf die falsche Seite stellen würde. Oder würde es schlussendlich doch nicht soweit kommen und die Vernunft der Kontrahenten obsiegte.

    So wankte Titus zur Zeit zwischen Treue zu seinem Patron und der Furcht davor am Ende als großer Verlierer dazustehen. Zumal sich die Provinz Aegypten mit dem Annaeer an ihrer Spitze gegen Salinator zu stellen schien. Was ihm klar wurde war, dass er sich nicht einfach aus allem heraushalten konnte. Sollte es wirklich zu einem Bürgerkrieg kommen, so würde danach über jeden gerichtet werden, jenachdem auf welcher Seite er gestanden hatte.

    Doch immer wieder schweiften seine Gedanken ab, sie wanderten zu Alete, welche sich gerade wohl badete. Sie erinnerte ihn unglaublich an Mara; diese Augen waren einfach Wahnsinn. Sein Blick wanderte durch das Officium und zum Fenster hinaus. Die Sonne schien herein und warf seine Schattenspiele auf den Boden. Zum ersten mal seit langer Zeit fühlte er sich wieder gut und zu etwas nütze.

    Unterdessen hatte Trios angemessene Kleider zusammengesucht. Es war aus feinem Stoff, leicht rötlich, nicht protzig, dennoch schön anzusehen. Er betrat das Bad und nickte Mara zu:

    “Hier sind die versprochenen Kleider, ich lege sie dir auf die Cline. Lass dir Zeit, wenn du bereit bist kannst du gerne ins Triclinium kommen.“

    Zwar nur ein Sklave, dennoch ein Mann bewunderte Trios kurz und unauffällig den durch ein Laken verhüllten Körper von Alete bevor er sich rückwärts, eine kleine Verbeugung andeutend wieder entfernte....

    Titus erwiderte ihr Lächen und sah ihr tief in die Augen:


    ¨Nun, wenn dich dieses Haus beeindruckt, dann warst du bisher wohl noch nie in Rom. Dort sind die Villen der Patrizier, welche wirklich imposant sind.¨


    Titus wartete kurz um die Reaktion von Alete zu sehen:


    ¨Aber ich will nicht jammern, ich bin zufrieden hier. Es ist gemütlich und mein Rückzugsort wenn ich mich erholen oder einfach mal nur nachdenken will.¨


    Titus zeigte dann auf Trios:


    ¨Sieh es einfach als barmherzige Geste. Das ist es doch was der christliche Glaube lehrt, nicht wahr? Folge einfach Trios, er wird dich zu einem heißen Bad führen. Lass dir einfach Zeit und komm sobald du bereit bis. Trios wir dir auch frische Kleidung herrichten.¨

    Titus hatte den Fußweg mit Alete von der Christlichen Gemeinde bis zu seinem Haus genossen. Er hatte schon lange niemanden mehr gehabt mit dem er einfach und sorglos reden konnte und einen Spaziergang unternahm. Natürlich war da sein Sklave Trios, im Grunde sein Freund, doch mit ihm konnte er sich einfach nicht richtig unterhalten. Dazu kannten sich beide schon zu lange.


    Als sie dann an der Porta ankamen öffnete Trios auch gleich die Porta und begrüßte seinen Herrn und die unbekannte Frau. Er musste leicht lächeln als er Flavus in Begleitung sah. Schließlich hatte er in der vergangenen Zeit stets versucht den jungen Iulier aus dem Haus zu bekommen, doch meist erfolglos:


    ¨Domus, wie ich sehe haben wir Besuch?¨


    Trios verneigte sich vor Alete.


    ¨Willkommen in der Casa Iulia.¨


    Titus lächelte ebenfalls. Es war eine Wohltat nachdem er sich die vergangenen Monate völlig verkrochen hatte. Ihm wurde erst jetzt klar das er das Leben hatte an sich vorbeiziehen lassen. Doch daran wollte er jetzt keinen Gedanken mehr verschwenden.


    ¨Du gehst recht in der Annahme Trios. Bereite bitte ein Bad für Alete vor, gib ihr frische Kleider und lass zur Cena decken.¨


    Dann drehte sich Flaus zu Alete:


    ¨Herzlich willkommen in meiner Bescheidenen Casa. Bitte, tritt ein.¨


    Dabei machte er eine einladende Bewegung.

    Bei ihrer ersten Antwort sie sei beschämt über sein Angebot war Titus etwas enttäuscht, sah es doch danach aus, dass sie nicht mitkommen wollte. Doch als sie dann doch zustimmte, kam ein strahlendes Lächeln in das Gesicht des jungen Iuliers. Alles in Allem schien Alete noch nervöser zu sein als er selbst. So richtig erklären konnte er jedoch nicht warum er selbst so nervös war und teilweise vor sich hin stammelte.


    ¨Gut, das freut mich zu hören. Dann werde ich dich zu meiner Casa führen wo du dich stärken und erholen kannst. Danach sehen wir, ob wir die christliche Gemeinde finden, damit du dein Gebet sprechen kannst. Bitte folge mir.¨


    Titus zeigte dabei in die Richtung in der es zu seiner Casa ging und schritt dann neben seiner Begleiterinn her. Wieder fielen ihm die wunderschönen Augen auf in denen er sich beinahe verlieren konnte während er in ihr Gesicht blickte. Etwas nervös wandte er dann den Blick ab um den Weg vor ihnen zu beachten.

    Titus hörte Alete aufmerksam zu. Er mochte ihre Stimme und auch das was sie sagte faszinierte ihn. Auf ihre Ausführungen zur Taufe antwortete er:


    ¨Es ist also so eine Art Initiationsritual, oder?¨


    Nachdem sie ihn nach der Synagoge fragte sah er ihr kurz lächelnd in ihre Braunen Augen und meinte dann:


    ¨Du willst in die Synagoge? Ich will dir nicht zu nahe treten, aber es wäre vielleicht keine schlechte Idee zuerst etwas zu essen und dich etwas frisch zu machen. Versteh mich nicht falsch, du siehst gut aus, aber man merkt dir an das du längere Zeit unterwegs warst. Wenn du willst lade ich dich zu einer kleinen Mahlzeit in meine Casa ein. Dort kannst du dich auch etwas frisch machen und eine bessere Kleidung werden wir für dich sicher auch finden.¨


    Titus dachte nach seinen Worten kurz nach und befand dann das man seine Worte auch falsch verstehen konnte.


    ¨Bitte verstehe mein Angebot auch nicht falsch.¨


    Dabei lächelte er und machte mit den Händen eine abwehrende Bewegung um seinen letzten Satz noch zu unterstreichen.......

    Titus erwiderte ihr Lächeln. Leider konnte er ihr auch nicht weiterhelfen, schließlich wollte er eigentlich auch zu diesem besagten Haus, doch wenn dieses leer war konnte er sich den Weg wohl ersparen.


    "Leider nein, ich bin das erste mal hier und wollte auch in das Haus, aber wenn niemand öffnet, dann scheint es wohl leer zu sein."


    Er legte eine rhetorische Pause ein und sprach dann weiter:


    "Du bist getauft? Was ist das? Verzeih meine Neugierde, doch ich bin noch recht unerfahren in christlichen Dingen. Es ist mehr meine Neugierde die mich hierher führt."


    Titus lächelte mit leicht schiefgelegtem Kopf:


    "Auf alle Fälle ist es mir aber eine Freude dich kennen zu lernen Alete."

    Titus war auch überrascht. Sein Mantel war etwas verrutscht und er musste diesen nach dem Zusammentsoß erst wieder richten. Als er dies getan hatte wollte er seiner Gegenüber aufhelfen, doch stand diese schon wieder auf ihren Beinen.


    ¨Salve....¨


    erwiederte er und blickte Alete dabei in die Augen und er war hin und weg. Ihre braunen Augen faszinierten ihn sehr. Es war so als würde er in die Augen der verstorbenen Mara blicken. Er blieb kurz stumm, sprach dann aber nach kurzer Pause wieder weiter:


    ¨Kein Problem, es war meine Schuld, ich war unachtsam. Ich bin Titus Iulius Flavus. Hast du ich verletzt?¨


    Während er auf eine Antwort wartete, versuchte er Alete kurz und unauffällig zu mustern.......

    Titus kam in offizieller Kleidung zum Königsviertel. Nachdem er nicht sonderlich auf dem laufenden war und er nur wusste das keine Nachrichten Alexandria Richtung Italien verlassen konnten und auch keine Nachrichten aus Italien eintrafen hatte er den Entschluss gefasst zu versuchen, beim Praefecten an einige Informatiozu kommen. An der Porta angekommen stellte er sich und sein Anliegen vor:


    ¨Salvete, meine name ist Stationarius Titus Iulius Flavus. Ist der Praefectus zu sprechen? Es geht um das Postwesenen von Alexandria.¨

    Titus war in den vergangenen Monaten nachdem seine geliebte Mia verstorben war in Kontakt mit den Christen gekommen. Ihn faszinierte deren Glauben, die Geschichte von Leiden, Tod und Auferstehung. Trotzdem stand er noch immer distanziert zu dieser Gruppierung, schließlich war er Römer und mit den alten Göttern aufgewachsen, obwohl er sich selber nun nicht als sonderlich gläubig bezeichnen würde.


    Heute hatte er sich anders gekleidet. Er wollte nicht das man ihn als Stationarius und Römer auf Anhieb erkannte, schließlich war es für einen Römer nicht ¨schick¨als Christ zu gelten, auch wenn offiziell Glaubensfreiheit im Imperium herrschte.


    So kam Flavus in einen groben Mantel gekleidet um die Ecke in die Straße gebogen in dem angeblich das Haus der christlichen Gemeinde liegen sollte. Dabei übersah er Alete, welche sich gerade in die entgegengesetzte Richtung bewegte und so knallten beide harsch zusammen.........



    Casa Iulia
    Roma



    Salvete,


    Lange ist es her, dass ich mich aus dem fernen Alexandria gemeldet habe. Doch nun haben mich beunruhigende Nachrichten erreicht wonach wir am Rande eines Bürgerkrieges zu stehen scheinen. Ihr werdet sicher verstehen, dass ich darüber ziemlich beunruhigt bin. Schließlich ist mein Patron jener Mann, welcher im Zentrum dieser ganzen Geschehnisse steht: Potitus Vescularius Salinator.


    Meine Frage ist wie ich mich verhalten soll, wie positioniert sich u sere Gens in dieser Angelegenheit?


    Könnt ihr mich mit neuen Informationen über die derzeitige Lage versehen?


    Abschließen will ich meinen Brief mit den besten Glückwünschen an euch alle. Richtet auch meinem Vater meine Grüße aus.


    Valete bene
    Titus Iulius Flavus




    Obwohl Titus wusste das dieser Brief zur Zeit keine Chance hatte nach Rom zu gelangen, so schrieb er ihn doch. Vielleicht konnte er ja noch einen Händler finden, der den Brief über den Landweg nach Rom brachte.

    Flavus hatte es die letzten Monate nach dm Tod seiner geliebten Mara ziemlich schleifen lassen und seine Pflichten als Stationarius sowie seine Pflichten als Klient stark vernachlässigt. Bei dem was er nun allerdings aus Rom hörte begann er doch zu überlegen. Konnte es sein das das Imperium auf einen Bürgerkrieg zusteuerte und er durch seinen Patron mitten hinein geraten konnte?


    Deshalb beschloss er sich näher zu informieren und eventuell Rat von seinen Familienmitgliedern einzuholen, welche ja zum Großteil in Rom weilten und darum sicher besser informiert waren, als er es selber war.

    Titus war eigentlich kein besonders gläubiger Mann, doch hatte auch er all das in seiner Jugend mitbekommen was auch alle anderen römischen Jugendlichen mit auf den Weg bekamen. Auch wenn Titus nicht sonderlich viel auf regelmäßige Opfer oder Ähnliches gab, so wollte er doch verhindern die Götter zu erzürnen oder gegen sich aufzubringen. Da er nun auch Pläne hatte die gut verlaufen sollten, so konnte es also nicht schaden ein Opfer darzubringen.


    Titus hatte bisher noch nie ein blutiges Opfer selber dargebracht, doch nun war es dafür an der Zeit. Er hatte sich um alles gekümmert um was man sich vor einem Opfer zu kümmern hatte. Zumindestens war er der Meinung das er sich um alles gekümmert hatte. Die endgültige Entscheidung darüber würden wohl die Götter treffen.


    Titus hatte sich zuvor mit dem Tempelvorsteher in Verbindung gesetzt welcher für ihn die Organisation der Opferdiener und Musikanten übernommen hatte. Als es dann soweit war trat Titus durch die Porta in den Tempel und wusch sich an den dafür vorgesehenen Schalen die Hände um eine symbolische Reinheit zu erreichen. Anschließend trocknete Titus seine Hände mit dem mallium latum, dem für diese Zeremonie zugedachten Tuch.


    Dann ging er in gemächlichem, aber festem Schritt auf den Opferaltar zu. Auf dem Weg dorthin bedeckte er seinen Kopf mit einem Teil seiner festlichen, eigens für diesen Zweck angeschafften Toga.


    Als Titus am Opferaltar angekommen war sorgte der Herold mit den Worten


    "Favete linguis!"


    für Ruhe. Danach setzten die Flötenspieler mit ihren betörenden Klängen ein um allen beteiligten die nötige Ruhe und Konzentration zu verschaffen. Schon beinahe betörend wirkten die sphärischen Klänge die nun den Tempel erfüllten. Der Weihrauch welcher mittlerweile die Luft sättigte sorgte für zusätzliche Sinnlichkeit. Titus schüttete noch einmal etwas Weihrauch in die Schale mit der Glut welche von einem Opferhelfer geschwungen wurde, damit sich auch der letzte Winkel des Tempels mit dem wohltuenden und berauschenden Rauch füllen konnte.


    Das Opfertier, ein junger Stier welchen Titus vom Tempel erworben hatte war schon an Ort und Stelle, geschmückt mit weißen und roten Wollbinden und durch Ketten am Boden fixiert, damit es nicht flüchten konnte.


    Titus trat an den jungen Stier heran und schüttete etwas Wein über das Tier um es den Göttern zu weihen. Dem Tier wurden dann auf Geheiß von Titus der Schmuck entfernt. Daraufhin ließ sich Titus das Messer reichen mit welchem er dem Opferstier vom Kopf bis hin zum Schwanz strich um es symbolisch zu entkleiden. Nachdem dies geschehen war gab Titus das Messer wieder ab, trat einen schritt zurück und wandte seine Handflächen gen Himmel um mit seinem Gebet zu beginnen:


    "Ich rufe dich an o du Göttin Abundantia, du Göttin des Reichtums und des Erfolges. Deine Taten und deine Hilfe für die die an dich glauben sind weitum bekannt. So hat ein Gaius Iulius Caesar mit deiner Hilfe gar Großartiges vollbracht. Auch ich glaube an dich, auch ich bringe dir nun dies Opfer dar um deine Hilfe zu erlangen. Ich ersuche dich o du Göttin des Erfolges, schenke mir Erfolg mit meinen Geschäften und bringe mir Erfolg in meinem Bestreben nach Aufstieg. Ich gelobe dir o du Göttin auch in Zukunft zu huldigen und dir zu Opfern als Dank für deine Güte und Hilfe."


    Mit einer Wendung nach rechts schloss Titus dann sein Gebet ab. Daraufhin nahm Titus das Trankopfer zu sich. Als all dies geschehen war sprach der victimarius:


    "Agone?"


    woraufhin Titus die Opferung mit


    "Age"


    beginnen ließ. Der Schlächter schritt an den Altar heran und durchstieß die Halsschlagader des Opferstiers. Das ausströmende Blut wurde gesammelt. Titus beobachtete das Geschehen argwöhnisch und atmete einmal erleichtert durch als genügend Blut geflossen war. Daraufhin wurde der Stier auf den Rücken gekehrt und der Schlächter begann damit das Tier zu zerlegen. Dabei nahm er das Tier zunächst aus und die Eingeweide des Tieres wurden in die patera gelegt. Diese wurden dann in Beschau genommen. Für Titus war dies ein nervenaufreibender Moment. Er hatte viel Geld in dieses Opfer gesteckt und wenn jetzt bei der Eingeweideschau herauskam das mit dem Tier etwas nicht in Ordnung war, so bedeutete dies für ihn, dass er eventuell eine instauratio, also eine Wiederholung des Rituals durchführen hätte müssen. Dies hätte seine finanziellen Möglichkeiten dann aber sehr belastet.


    Als dann aber laut und deutlich der Ausspruch


    "Litatio!"


    zu hören war atmete Titus zum zweiten Mal tief ein und aus. Für Titus war die Opferung somit zu Ende.



    Titus hatte sich entschieden. Er wollte sich nicht mehr nur auf sein Gehalt verlassen, welches er als Stationarius verdiente, nein er wollte sich ein zweites Standbein aufbauen. Darum hatte er sich dazu durchgerungen selbst einen Betrieb zu führen. Und was lag in Alexandria mit seinen fruchtbaren Böden näher als ein Getreidehof?


    Nach langen Recherchen hatte er ein interessantes Gute gefunden, dessen Besitzer zudem alles Verkaufen wollte. Der Gutsbesitzer hatte die Villa selber nur geerbt und hatte mit Landwirtschaft nichts am Hut, zudem wohnte er eigentlich in Rom und hatte nicht vor hier in Aegypten zu bleiben. Darum bot er das Gut zum Verkauf an.


    Mit der ausgehandelten Summe im Gepäck und seinem Sklaven Aco als Begleitschutz kam Flavus in der Mittagssonne am Gut an. Der Verkäufer erwartete den jungen Iulier bereits und schien es kaum erwarten zu können den Verkauf über die Bühne zu bringen um endlich wieder nach Italia zurückkehren zu können.


    "Salve, du musst Iulius Flavus sein, nicht wahr."


    begann der Verkäufer das Gespräch und wartete erst gar keine Antwort ab, sondern kam sogleich zum geschäftlichen:


    "Ich hoffe dir gefällt das Gut. Es ist in einer wunderbaren Lage und in einem excellenten Zustand. Die Böden sind fruchtbar und geben eine regen Ertrag ab. Das beweisen die Bücher mit den Ertragslisten. Wenn du willst kannst du sie dir ansehen. Ich habe sie dabei."


    Flavus überließ die Überprüfung der Bücher Aco. Als dieser die Bücher durchgesehen hatte nickte er Flavus zu und dieser bestätigte:


    "Gut, dann sind wir im Geschäft. Hier ist dein Geld."


    Flavus warf seinem Gegenüber den Beutel mit der vereinbarten Summe entgegen und dieser fing ihn auf. Er zählte die Summe nach und meinte schon beinahe entschuldigend:


    "Nichts für ungut, aber Kontrolle ist besser als Vertrauen."


    Als er die Summe bestätigen konnte setzte er sich auf sein Pferd und meinte zum Abschied:


    "Dann wünsche ich dir viel Erfolg mit diesem Gut. Vale bene."


    Dann wandte er das Pferd und ritt in Richtung Alexandria um sein Schiff noch zu bekommen.