Eine Erkältung hat mir leider letzte Woche einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich versuche, diese Woche wieder durchzustarten.
Beiträge von Flavia Domitilla
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Und das Warten ging fröhlich weiter! Offenbar machten sich die Sklaven des Hauses einen Spaß daraus, Besucher warten zu lassen oderNachrichten erst dann zu übermitteln, wenn sie längst schon nicht mehr neu waren. Das Mindeste war es, mir etwas erfrischendes anzubieten. Doch auch darauf hatte ich warten müssen! Zss…
Doch dann, endlich! Ich hörte Schritte nahen. Da kam sie, meine Schwester! Strahlend lächeln, einfach umwerfend aussehend, adrett und topmodisch gekleidet, ganz die Hausherrin eben. Meine Augen begannen zu leuchten. So wollte ich auch einmal sein, wenn ich… groß war? Groß war ich ja schon. In wenigen Wochen wurde ich vierzehn! Nun ja, lassen wir das besser.
Ich erhob mich, als sie mir entgegen kann und mich umarmte. Ach, wie ich das liebte, von meiner Schwester so herzig gedrückt zu werden! Umso länger versuchte ich diese Umarmung zu halten. "Nigrina! Ich freue mich auch. Es ist schon wieder so lange her!" entgegnete ich ihr und schenkte ihr ebenso ein strahlendes Lächeln.
Sei entschuldigte sich für die üble Warterei, die wohl nur wegen der Unfähigkeit der Sklaven zustande gekommen sein mochte. Doch ich winkte nur ab, als ob dies nicht weiter schlimm gewesen war.
"Ach das! Ich kam ja auch unangemeldet. Aber heute Morgen, als ich aufgestanden bin, hatte ich das dringende Bedürfnis, dich wieder sehen zu wollen. Natürlich hätte ich auch schnell einen Sklaven schicken können, der meinen Besuch hätte ankündigen können. Aber daran habe ich nicht wirklich gedacht. Entschuldige bitte!" Also merke, fürs nächste Mal, Sklave vorausschicken, um meinen Besuch anzukündigen! Schließlich wollte ich ja auf meine Schwester einen guten Eindruck machen. Sie war ja die einzige, die ich noch hatte.
"Oh danke, mir geht es gut! und jetzt erst recht, da du jetzt da bist!" Ich setzte mich wieder, als auch Nigrina sich setzte.
Ach, ich freute mich einfach! In Nigrinas Nähe fühlte ich mich einfach wohl. Meine große Schwester!
"Du, Nigrina, ich wollte dich einmal etwas fragen..." begann ich schließlich mit meinem Dauerlächeln auf den Lippen. -
In meiner Sänfte rutschte ich bereits hin und her, vor lauter Erwartung. Warum dauerte das denn solange? Was bei den Göttern, hatte Amalthea mit dem Ianitor zu bereden. Musste sie ihm erst meine Geburtsurkunde als Beweis meiner Verwandtschaft mit meiner Schwester vorlegen?
Ich war schon dabei, mich aus der Sänfte zu erheben, um nachzufragen, ob ich helfen sollte. Doch im letzten Augenblick überlegte es sich der Nubier doch noch anders und ließ mich ein.
Vielleicht wirkte es hochmütig, als ich mit hocherhobenen Haupt an ihm vorbei spazierte, ohne ihn zu registrieren. Aber schließlich war er nur ein Sklave.
"Komm, Amalthea!" rief ich meiner Kinderfrau nach, die mir daraufhin einen erbosten Blick zuwarf, den ich aber nicht mehr sehen konnte, weil ich schon weitergegangen war. Ihr Glück! -
[Blockierte Grafik: http://img139.imageshack.us/img139/3458/diomedeszm4.png] | Diomedes
Diomedes ließ sich auch noch den Rest der Wurst schmecken. Gedanklich war er noch bei Nigra und ihren weiblichen Reizen. Es war doch im Großen und Ganzen ein gutes Leben, dass er führte, auch wenn er ein Unfreier war. Aber da er das schon immer gewesen war, tat ihm das kaum weh.
Dem Iren hingegen schmeckte es, bis auf den letzten Bissen. Den brachte er nur widerwillig hinunter. Warum so prüde, dachte sich der Custos, sagte aber nichts, sondern fing nur an zu lachen und winkte ab. Das Jungelchen wurde auch noch lernen, wie der Hase lief!
Die Wurst und auch das Brot war aufgebraucht. Nur einige wenige Brotkrümel, die auf den Stufen lagen, erinnerten an das Mahl. Diomedes rülpste zufrieden und genoss den Augenblick. Er wurde darin erst von Aidans Frage unterbrochen. Stirnrunzelnd begann er den Iren zu betrachten.
"Was meinst du, woher ich komme? Ich komme von hier! Hier in Rom wurde ich geboren, in der Villa Flavia, wie meine Eltern zuvor. Ich kenne nichts anderes." Diomedes stammte, wie eine ganze Menge anderer flavischer Sklaven, aus der flavischen Zucht. Das waren die Besten, so sagte man. Die zuverlässigsten, die treuesten und die, die am wenigsten Scherereien machten. Ausnahmen bestätigten hier die Regel. Mit Verachtung dachte er an Hannibal, der vor einigen Jahren versucht hatte zu fliehen und diesen Fehler mit dem Tod am Kreuz bezahlt hatte.
"Hör mal Jungelchen, ich geb dir mal einen guten Tipp: komm ja nicht auf dumme Ideen! Ich meine, versuche nicht, abzuhauen. Die Flavier schätzen gehorsame Sklaven. Manchmal belohnen sie diese auch mit der Freiheit. Aber wage es nicht, sie zu erzürnen, denn dann kann ihre Rache fürchterlich sein!" Die Stimme des Custos hatte sich geändert. Sie war eindringlicher und ernster geworden. Diomedes hatte jedes seiner Worte so gemeint, wie er es gesagt hatte. Er konnte nur hoffen, dass seine Botschaft angekommen war. Obwohl er den Iren erst einige Wochen kannte, hatte er begonnen, ihn zu mögen. -
Hach ja, meine eigene Hochzeit! Die Aurelia bestätigte in gewisser Weise und wohl auch in weiser Voraussicht, was ich mir von meiner eigenen Hochzeit erhoffte und was wohl auch in unseren Kreisen Usus war. Aber bis dahin floss noch viel Wasser den Tiber hinunter. Ich war ja noch jung und einen passender Bräutigam war auch noch nicht in Sicht.
Alles in allem war die flavisch- aurelische Hochzeit ein absolutes Highlight gewesen. Für mich das allererste dieser Art, da ich ja bisher recht zurückgezogen mit meiner Mutter in Aquilaia gelebt hatte und dort versauert wäre, hätte mich nicht mein Vater…
Mir verschlug es beinahe die Sprache, als ich Iunias Erklärungen vernahm, woher sie denn meine Schwester kannte. Der Ludus Dacicus! Und…das klang ja unglaublich, sie hatten gemeinsame Interessen! Das rief in mir in gewisser Weise den Eindruck von etwas geheimnisvollem hervor, denn unglücklicherweise kannte ich meine Schwester nicht so gut, um zu wissen, welche Interessen und Vorlieben sie besaß. Doch wenn man eins und eins zusammenzählte, kam man auf einige Möglichkeiten, was diese Interessen sein konnten. Gladiatorenkämpfe in erster Linie natürlich, was sonst! Dass es freilich noch viel mehr gab, was frau in einem Ludus interessieren könnte, kam mir (noch) nicht in den Sinn. Dafür war ich einfach noch zu naiv.
"Ach, das ist ja… das ist ja… interessant! Dann interessiert ihr euch für Gladiatorenkämpfe? Wie spannend! Ich hoffe ja, auch einmal einen Kampf miterleben zu dürfen. Vielleicht nimmt mein Bruder mich einmal mit wenn wieder Spiele stattfinden, im flavischen Theater." Als ich meine Sprache wiedergefunden hatte, sprudelte es auch nur so aus mir heraus, vielleicht mehr, als den anderen Damen die in meiner Nähe standen, lieb sein konnte.
"Du konntest mich gar nicht auf ihrer Sponsalia sehen," antwortete ich kichernd. "...weil ich zu dieser Zeit noch gar nicht in Rom war. Mein Vater hat mich erst einige Wochen danach holen lassen. Und jetzt bin ich hier!" Oh ja, das war ich. Und wie! -
Ah, Misenum und Stabiae… Ich träumte weiter. Das waren Orte, die ich nur aus Erzählungen kannte, die ich aber noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte. Stabiae, jene Stadt, die beim Ausbruch des Vesuvs auch in Mitleidenschaft gezogen worden war. Amalthea hatte mir alles darüber erzählen müssen, was sie gewusst hatte.
Nur zu gern hörte ich Flaccus´ Ausführungen über seine alte Heimat zu. Da konnte man direkt neidisch werden, dort zu leben, wohin sich im Sommer die reichen und von der Hitze geplagten Römer, begaben um den Sommer, das Meer und die üppigen kulinarischen Genüsse, die diese Landschaft zu bieten hatte, voll auszuschöpfen.
"Oh, das flavische Theater?" Es wäre sicher töricht und naiv gewesen, ihn zu fragen, ob er schon dort gewesen war. Ganz bestimmt war er schon da gewesen. Wahrscheinlich hatte er spannenden Gladiatorenkämpfen und blutigen Tierhatzen beigewohnt. Oh, wie sehr sehnte ich mich danach, auch einmal einem solchen Spektakel beiwohnen zu können.
"Das würde ich mir auch gerne einmal ansehen!", bemerkte ich begeistert. Wäre meine Kinderfrau an meiner Seite gewesen, so hätte sie mich nun sicher zur Geduld ermahnt, da man ja bekanntlich nicht alles auf einmal haben konnte.
Offenbar hatte Flaccus nicht mit meiner Frage gerechnet. Andere Mädchen in meinem Alter interessierte sich wohl eher für andere Dinge. Wenn es mir schon nicht bestimmt war, meine eigenen Pläne zu schmieden, so hörte ich mir doch gerne die von anderen an. Flaccus Plan ähnelte dem, wie wohl den meisten männlichen Vertretern der Gens, die sich für eine politische Laufbahn entschieden.
"Aha! Consul möchtest du also werden!". Ich grinste ebenfalls. Da lag noch ein langer weiter Weg vor ihm. Aber mit genug Ausdauer konnte er es sicher schaffen.
Mein Grinsen verging mir allerdings ganz schnell wieder, als Flaccus endlich das Geheimnis um die Schriftrolle lüftete.
"Oh!", machte ich überrascht. Homer hatte mich wieder eingeholt. Hätte ich nur nicht nachgefragt! Jetzt fehlte nur noch eine zeternde Amalthea, die mich zurück in die Bibliothek schleifte.
"Äh, das kann man wohl sagen. Genauer gesagt, ich bin gerade dabei. Und um noch genauer zu sagen, ich habe mich deshalb aus der Bibliothek absentiert." Die Röte schoss mir ins Gesicht. Ich hatte mich nun wohl selbst verraten. -
Oh nein, hätte ich nur nicht nachgefragt! Betroffen presste ich meine Lippen aufeinander. Vera war seine, also auch meine Schwester gewesen. Auch wenn es mir nie vergönnt gewesen war, sie kennenzulernen, traf mich diese Nachricht sehr. Als Kind hatte ich doch immer so gerne eine ältere Schwester haben wollen, zu der ich aufblicken konnte. Wenigstens hatte ich einen älteren Bruder. Auch wenn das etwas ganz anderes war.
"Nein, leider nicht," erwiderte ich gedrückt. "Woran ist sie denn gestorben?", fragte ich vorsichtig nach. Auch wenn sich Aulus nun ein Grinsen abrang, war mir doch klar, dass es für ihn sehr schwer war, über dieses Thema zu sprechen. Ich versuchte es ihm gleichzutun, um aus dieser prekären Lage wieder herauszufinden.
Als er auf meine Mutter zu sprechen kam, wurde ich etwas nachdenklich, denn von dieser Seite aus hatte ich es noch nie betrachtet. Meine Mutter machte sich Sorgen. Ich hatte mich nie gefragt, was sie wohl gefühlt hatte, als man mich abgeholt hatte und was in ihr vorging, als der Wagen, in dem ich gesessen hatte, abfuhr. Oft hatte sie ihre wahren Gefühle durch ihr herrisches Auftreten verdeckt. Es hatte nur wenige Momente gegeben, in denen sie mir ihre wahre Zuneigung gezeigt hatte. Vielleicht hatte es etwas mit der wahrhaft schlechten Beziehung zu meinem Vater zu tun gehabt. Am Ende mochte sie mich deswegen gar nicht. Diese Frage hatte ich mir jedenfalls manchmal gestellt. Aber um sie zu beantworten zu können, hatte mir einfach das Wissen über meinen Vater und dessen Ehe mit meiner Mutter gefehlt. Hätte ich mehr gewusst, dann wäre mir bewusst gewesen, dass Mutter mit einer Scheidung glimpflich davon gekommen war.
Mein aufgekommener Trübsinn war aber mit einem Mal wie weggefegt, als Aulus den Vorschlag machte, mit mir einen Ausflug unternehmen zu wollen. Er erntete dafür ein breites Lächeln. Hach, ich hätte ihn küssen können, obgleich mir das noch sehr verfrüht erschien. Aber allen erzieherischen Appellen und dem pikierten Gesichtsausdruck Amaltheas zum Trotz sprang ich auf, umarmte ihn und drückte ihm einen dicken lauten Schmatzer auf die Wange. "Und wie das was wäre! Das ist eine prima Idee, Bruder! Wann geht´s los?" -
[Blockierte Grafik: http://s13.directupload.net/images/110308/33v6u2bl.jpg] | Amalthea
Die alte Griechin lächelte freundlich zurück. So einen netten Ianitor traf man in der Tat sehr selten. Daran konnte sich das flavische Pendant eine Scheibe abschneiden.
"Salve! Flavia Domitilla möchte ihre Schwester, Flavia Nigrina besuchen. Ich hoffe doch, die domina ist anwesend?" Amalthea war es schon ein wenig peinlich, einfach so gänzlich unangemeldet vor der Tür der Villa Aurelia zu erscheinen. Doch was konnte man machen, wenn die junge Flavia urplötzlich eine Eingebung bekam, ihre Schwester besuchen zu wollen. -
Viel zu selten hatte ich bisher Zeit mit meiner Schwester verbracht. Dennoch empfand ich stets eine unbändige Freude, wenn wir uns sahen. Eine ältere Schwester hatte ich mir schon als kleines Kind gewünscht. Eine Schwester, zu der man aufblicken konnte und die Vorbild war, für alles, was noch vor einem lag. Seitdem ich nun Nigrina kannte, war sie zu einem solchen Vorbild für mich geworden. Bewundernd sah ich zu ihr auf. So wie sie war, wollte auch ich eines Tages sein. Das war mein erklärtes Ziel und damit ich auf den richtigen Weg gelangte, war es mir wichtig, sie so oft wie möglich zu treffen. Unglücklicherweise lag unsere letzte Zusammenkunft schon einige Zeit zurück. Wahrscheinlich hatte Nigrina sehr viel zu tun, weshalb sie sich außer Stande gesehen hatte, der Villa Flavia und somit auch mir einen Besuch abzustatten. Doch warum sollte ich länger auf ihren Besuch warten, wenn auch ich sie besuchen konnte?
So beauftragte ich eine Handvoll Sklaven, alles für einen Besuch vorzubereiten. In einer Sänfte erreichte ich schließlich die Villa der Aurelier. Die alte Amalthea trat aus dem Schatten der Sänfte heraus, um an der Tür anzuklopfen und meine Ankunft sowie mein Begehr zu melden. -
Meine Ermahnung hatte Früchte getragen. Aoife zeigte, was sie inzwischen gelernt hatte und ratterte eine Vielzahl von sinnigen und nicht ganz so sinnigen Vokabeln herunter. Als ich genug hatte, hob ich eine Hand, um ihr damit Einhalt zu gebieten. Das war ausreichend. Inzwischen waren ohnehin andere Themen von Interesse. Familiäre Dinge. Wer wie mit wem und warum verwand war.
"Ach ja wirklich!" rief ich, als ich feststellte, dass sie eine entfernte Cousine von Prisca war. Die Welt war doch klein! Da ging man einmal in die Thermen und traf auf angeheiratete, entfernte Verwandtschaft. Selbstverständlich war die Aurelia auch auf der Hochzeit gewesen. Wieder etwas, was wir gemeinsam hatten.
"Ja, die Hochzeit war wirklich schön! Wenn ich eines Tages heirate, dann…"
…. das würde man dann sehen. Vorher aber wurde ich erst einmal von der Zwischenfrage einer der Damen abgelenkt, die sich bisher sehr zurückgehalten hatte, aber offenbar meine Schwester kannte. Zumindest war ihr der Name geläufig.
"Genau! Nigrina ist meine Schwester. Kennst du sie etwa?" Die Welt war in der Tat ein Dorf. Jeder kannte jeden. Und nun traf ich auch noch eine Freundin meiner Schwester. Großartig!
Aurelia Flora klärte mich nun auch über die wohl allerneuesten römischen Haarmodeerscheinungen auf. Sie hatte recht! Kürzeres Haar war tatsächlich viel praktischer. Warum war man darauf nicht schon früher gekommen? Ob ich auch so mutig sein konnte? In meinem Kopf manifestierte sich ein Entschluss. Ich schaute noch einmal kurz zu Aoife hinüber. Heute Abend! Heute Abend sollte sie mir auch die Haare etwas kürzen.
"Es sieht interessant aus! Und wenn es praktisch ist, warum nicht!" Im Sommer war es wahrscheinlich auch angenehmer zu tragen.
In der Zwischenzeit aber gesellte sich noch eine weitere junge Dame zu uns. Tiberia Faustina, hieß sie. Die Aurelia stellte uns einander vor. Wunderbar, dachte ich bei mir. Je mehr Bekanntschaften ich heute machte, umso besser.
"Salve Tiberia! ES freut mich, dich kennen zu lernen!" -
Endlich! Es wurde auch Zeit, dass Flaviana mit der Sprache herausrückte und übersetzte, was meine Sklaven denn von sich gegeben hatten. Insbesondere Aidans Äußerungen interessierten mich, erschien er mir doch nun weitaus bedrohlicher, als zuvor auf dem Sklavenmarkt. Was so ein dummer kleiner Apfel doch alles bewirken konnte!
Meine Bedenken aber waren wohl unbegründet, wie ich gleich feststellen durfte. Denn, wenn ich Flavianas Worten Glauben schenken durfte, so waren die beiden bereit, mir zu dienen. Na, wenn das kein guter Anfang war! Und die Libertina fuhr fort, um mir über die Fähigkeiten der Frau und des Mannes zu berichten. Eine Weberin, die sich mit Wolle und Stoffen auskannte – die konnte man sicher immer gut gebrauchen. Notfalls konnte man sie auch ausleihen. Und wenn sie auch noch frisieren konnte, dann war erst recht einsetzbar. Den Umgang mit Kosmetika aller Art musste sie einfach noch lernen. Ich jubelte innerlich, bis sich schließlich meine Freude auch nach außen bemerkbar machte. Wie ein unreifes Kind begann ich auf meinem Bett herum zu hüpfen und freudig zu klatschen, bis mir Amalthea und auch Flavianas weitere Erklärungen Einhalt geboten.
"Ohhh, er kann kämpfen? Wie die Gladiatoren in der Arena? Mit wilden Tieren?" Richtig, ich hatte sehen können, welche Kraft er besaß. Warum diese also nicht für mich nutzen? Ich dachte kurz nach, winkte dann Amalthea zu mir her, die sich dann zu mir hinunter beugte, bis sie auf Augen- und Ohrenhöhe war. Ich flüsterte ihr etwas ins Ohr, was vorerst unter uns bleiben sollte. Erst einmal wollte ich Amalteas Urteil abwarten. Die alte Griechin zögerte einen Moment, nickte dann aber.
"Gut, äh…" meinte ich dann wieder zu Flaviana und den Sklaven.
"Sag ihnen, dass sie sich von nun an in unserer Sprache üben sollen. Das übernimmst du am Besten. Ich werde mit meinem Bruder darüber sprechen. Und dann wünsche ich, dass Aidan zu meinem custos ausgebildet wird. Einer der altgedienten custodes des Hauses soll diese Aufgabe übernehmen. Und um Aoife wird sich Amalthea, meine Leibsklavin kümmern. Sie wird sie zur ornatrix ausbilden. Und außerdem interessieren mich ihre Fähigkeiten mit den Stoffen. Ich habe heute hier einige besonders schöne Stoffe auf dem Markt gekauft. Sie soll mir eine aufwändige Tunika daraus schneidern!“ Ich deutete auf den Berg aus Stoffen, der auf dem Boden lag. Am besten, Aoife machte sich gleich an die Arbeit, um mir zu zeigen, was sie konnte.
Ach ja, ich war wieder guter Dinge. Es kam doch noch alles zum Guten. Die beiden Sklaven, so hatte es den Anschein, waren doch keine Fehlinvestition gewesen. -
[Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg] Acanthus
Mit einem dumpfen Blick starrte er die stumme Sklavin an. Leider entzog sich ihm die Kunst der Gebärdensprache, da diese sonst so gut wie gar nicht in seinem Umfeld zur Anwendung kam. Kurz und gut, er verstand absolut gar nichts. "Nun geh schon!", murrte er. Er ahnte ja nicht, dass sie ihre Herrin suchte. Und falls er es geahnt hätte, dann hätte er ihr wohl nahe gelegt, es einmal in ihrem cubiculum zu versuchen oder notfalls einen anderen Sklaven zu fragen. Schließlich saß er den lieben langen Tag an der Tür und stolzierte nicht in der Villa herum.
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[Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg] Acanthus
Acanthus hielt dem jungen Mann seine Öllampe entgegen, als dieser zu sprechen begann. Zwar passierten täglich dutzende, ach was, hunderte von Besuchern die porta. Trotzdem konnte er sich die Gesichter derer merken, die dies des Öfteren taten. Und dieser hier war eindeutig schon mindestens einmal hier gewesen.
"Tritt bitte ein, Herr!" Acanthus winkte Phoebus, den jungen Sklaven zu sich, damit er den Verginier ins Atrium geleitete und Piso von dessen Anwesenheit unterrichtete. -
Für Phoebus war es längst schon Routine geworden, die Gäste des Hauses ins Atrium zu führen und ihnen die Wartezeit so angenehm wie möglich zu gestalten. So auch in diesem Fall. Er bot dem Verginier an, Platz zu nehmen und eilte dann hinfort, Dominus Piso zu unterrichten. Unterdessen brachte eine Sklavin eine Karaffe mit stark verdünntem Wein.
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Sim-Off: In der Villa wohnhafte Sklaven, dürfen einfach in der Villa posten und müssen sich nicht mit dem Türsteher anlegen.
[Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg] Acanthus
Hier ging es zu, wie im Taubenschlag! Dauernd klopfte jemand. Und jeder, der es heute mit Acanthus zu tun hatte, hatte beileibe keinen guten Tag erwischt. Seine Laune hatte mal die Talsohle des tieften Tiefpunktes erreicht. Also, wer schlau war, schaute, dass er schleunigst weiter kam!
"Wer bist du und was…" Acanthus, der jedes Mal erbarmungslos auf Verderb und Gedeih seinen Text herunter rasselte, sobald er die Tür öffnete, verstummte, beim Anblick der stummen Sklavin, die vor einiger Zeit mit der Gemahlin der geschätzten Herrn Piso in die Villa gekommen war. "Ach du bist´s nur!", grummelte er. "Das nächste Mal…" er wollte gerade ansetzen um der Kleinen eine Standpauke zu halten, warum sie nicht einfach den Hintereingang für die Sklaven benutzt hatte, sah aber ein, dass es sowieso zwecklos war, weil hier sowieso alle machten, was sie wollten. Verdammtes Pack! "Komm schon rein!" -
Sim-Off: Ich habe mir mal erlaubt, den Titel des Themas zu ändern, damit es zu keinen Verwechslungen kommt.
[Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg] Acanthus
Menschenskinder! Konnten die Leute nicht zu normalen Geschäftszeiten an der Türe klopfen? Mussten sie den armen flavischen Türsteher nun auch schon "Mitten in der Nacht" behelligen? Acanthus, der gerade noch kauend da saß und sein Hühnerbein genussvoll abnagte… Ja, der geneigte Leser hat richtige gelesen, Hühnerbein! Heute musste wohl ein Feiertag sein! Nun also, er war gerade dabei, das restliche zarte Fleisch von dem Knochen zu lösen, als es an der Tür pochte. Er stieß einen hier nicht näher konkretisierten Fluch aus, warf das Hühnerbein achtlos auf seinen Teller, den er neben sich auf der Holzbank stehen hatte und schluckte den Rest, der noch in seiner Mundhöhle weilte, einfach, so wie er war, hinunter. Ohweija, wenn das nicht wieder Bauchschmerzen gab!
Er öffnete die Tür, warf dem, der draußen stand einen mürrischen Blick zu und fuhr ganz automatisch mit seinem, an dieser Stelle üblichen, Text fort.
"Wer bist du und was willst du?" -
Für die kommende Woche melde ich mich komplett ab, um mich darauf vorzubereiten, dem närrischen Treiben entlang des Rheins zu entgehen. Bin ab Donnerstag in Lübeck, Marzipantorte naschen!:D
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Moment mal, lag da etwa eine gereizte Spannung in der Luft? War ich in irgendetwas hereingeplatzt? Etwas irritiert sah ich in die Runde, bevor ich mich dann doch wieder der Aurelia zuwandte.
"Ja, Flaccus ist mit mir verwandt. Sein Großvater und mein Vater waren wohl Brüder. Somit bin ich seine Cousine, wenn ich mich nicht irre. Und du, bist du mit der Frau meines Bruders verwandt? Erst kürzlich hat er Prisca von den Aureliern geheiratet." Offen gestanden konnte ich mich nicht erinnern, Flora auf dem Fest gesehen zu haben, was allerdings auch kein Wunder war, bei so vielen Hochzeitsgästen.
"Sag mal, Aurelia, deine Frisur. Trägt man das jetzt so? Sie ist ja äußerst extravagant!" Spätestens als Flora Aoifes Haar erwähnt hatte, war mir ihre Frisur aufgefallen, die mir seltsam kurz vorkam. Nun ja, aber was war schon seltsam. Ich war in Rom! Hier wurde festgelegt, was in war und was nicht.Da erschien auch schon Aoife am Beckenrand. Statt ihre bereits erworbene Sprachkenntnis zu demonstrieren, machte sie lediglich Handtuch Domina. Handtuch, domina! Als wenn das schon alles war, was sie in den letzten Wochen gelernt hatte! Das war mehr als enttäuschend.
"Nein, kein Handtuch, dummes Ding! Du sollst uns etwas erzählen. Zeige uns, was du bei dieser Hibernierin gelernt hast!", herrschte ich sie an. Diese Sklavin machte mich noch lächerlich vor aller Leute Augen. -
[Blockierte Grafik: http://img139.imageshack.us/img139/3458/diomedeszm4.png] | Diomedes
Ein weiteres Stück Wurst verschwand im Mund des custos. Es zahlte sich doch immer aus, gute Beziehungen zur Küche zu unterhalten. Nur so kam man an leckere getrocknete Lucanische Würste und frischgebackenes Brot.
Man konnte durchaus behaupten, Diomedes mochte sein Leben bei den Flaviern. Er gehörte sozusagen zum lebenden Inventar. Als ein Kind von Sklaven in der Villa geboren, hatte er in seinem Leben nie etwas anderes kennengelernt. Aber warum auch in die Ferne schweifen, wenn die Herrschaften mit seinen Diensten zufrieden waren?
Grinsend sah er nun zu seinem Zögling hinüber, der sich inzwischen neben ihn gesetzt hatte. "Hier Jungelchen, ah Aidan!" Er riss mit seinen riesigen Pranken ein großes Stück Brot ab und teilte die angebissene Wurst mit einem kleinen Messer, welches er ganz unauffällig aus seinem Bündel herausgezogen hatte. "Lass es dir schmecken!"
Er selbst schob die Hälfte seines verbliebenen Wurststückes in seinen Schlund und begann schmatzend zu kauen. Was konnte es besseres geben!
"Und? Ifs gut?", fragte er kauend. Neben dem, was ein guter Leibwächter so können musste, wollte er Aidan beizeiten auch vermitteln, wie man nebenbei in den Genuss von solchen Leckereien kam. Am besten jetzt gleich. Sie hatten ja Zeit, sehr viel Zeit. Und dem Iren schadete es auch nicht, wenn er wusste, wo man noch nebenher was zu kauen bekam. so hager wie er war.
"Ist von Nigra, dem Küchenmädchen. Musst ihr nur schöne Augen machen. Dann kriegst du alles von ihr. Und wenn ich sage alles, dann meine ich auch alles." Diomedes lachte auf eine gewisse anstößige Weise, so dass jeder erwachsene Mann wissen sollte, was er mit alles meinte. Nigra selbst war eine jener Sklavinnen, die nicht viel Gutes im Leben erfahren hatte. Doch wenn man sie glauben ließ, dass man sie interessant fand oder sogar mochte, vergalt sie dies auf vielfache Weise. -
Alle Blicke lasteten auf mir, ob meines voluminösen Auftrittes. Hatte ich etwa ein bisschen zu dick aufgetragen? War ich sozusagen "overslaved"? Nun ja, ich lächelte einfach und dachte nicht mehr weiter darüber nach.
Eine der jungen Damen war gleich sehr freundlich zu mir. So fühlte ich mich doch gleich viel besser aufgenommen. Wie sich herausstellte, waren wir vor einiger Zeit ebenfalls gleichzeitig am selben Ort, ohne es zu ahnen, natürlich. Der Sklavenmarkt, der Tag, an dem ich Aoife und Aidan gekauft hatte.
"Salve Aurelia Flora!", erwiderte ich. Salvete, ich bin Flavia Domitilla," grüßte ich nun auch alle anderen Damen, die sich in der unmittelbarer Nähe befanden. Ach, ich war ganz stolz,kaum war ich in den Thermen und schon hatte ich meine erste Bekanntschaft außerhalb der Familie geschlossen."Ach ja wirklich?", stellte ich fest und warf Aoife einen kurzen Blick zu. "Ihre Haare sind wirklich bemerkenswert, findest du nicht?" Nein, ich war doch nicht "overslaved". Ich hatte genau die Richtige mitgenommen. "Unglücklicherweise sprach sie am Anfang gar nicht unsere Sprache. Doch Aoife ist sehr lernwillig." Nun winkte ich die Sklaven herbei, damit sie zum Beckenrand trat, um uns etwas von ihrem Können zu demonstrieren.
"Aoife, zeige uns etwas von deinem Können! Zeig uns, was du bisher gelernt hast!"