Und ob er was zu essen vertragen konnte. Im Grunde spürte Macro ständig Hunger und wegen Linos' Ankunft und Versorgung lag die letzte Mahlzeit lange zurück. "Ich denke, wir haben besser gelebt als die Soldaten, aber Puls scheint hier das Nationalgericht zu sein. Ich kann es nicht mehr sehen."
Als Quittung für sein Entsetzen über den schlafenden Linos erhielt Macro einen Knuff in die Seite. Im Normalfall hätte er ein Hehe erwidert, aber aktuell arbeitete sein Hirn durch das Wechselbad der Gefühle verlangsamt. Macros Gemütslage fand auch jetzt kein ruhiges Wasser, erst der Schreck, Linos könne schlafen und ihn doch mit Morrigan und ihren Fragen alleine lassen, dann stürmte Morrigan auf den erwachten Linos zu und umarmte ihn. Warum zum Hades gab ihm das eigentlich einen Stich in die Brust? Erstens hätte ihn selbst eine solche Begrüßung vermutlich überfordert und zweitens hatte er doch dafür gesorgt, dass sie bei ihm anders reagieren musste. 'Idiot', schimpfte er sich. Er musste sich hier bei Zeiten abseilen, um seine innere Ruhe wiederzufinden. Dann konnte er auch wieder vernünftig agieren.
Wie er fand, entwickelte sich die Lage dennoch gut, denn nicht Nachfragen standen auf dem Plan, sondern feiern und essen. Da ließ sich Macro kein zweites Mal heran bitten. Er trat näher, übergab den Korb und setzte sich auf die Bettkante. Er grinste, als ihm Wein eingeschenkt wurde, während Linos Wasser bekam. Seine Belustigung steigerte sich in unterdrücktes Glucksen, als er genau in dem Moment Linos beobachtete, als der zunächst sein Wasser und dann ihren Wein betrachtete.
Er griff nach einem Brotstück, riss den Laib auseinander und steckte sich ein Stück in den Mund, bevor er noch einmal den Duft inhaliert hatte. Die Unterarme auf den Schenkeln abgestützt, hielt er das Brot in den Händen und aß, während Morrigan erzählte. Er kannte alle, von denen sie berichtete und lauschte interessiert. Nur als die Rede auf diesen Antoninus kam, stockte der Nahrungsfluss. Es benötigte ein angestrengtes Schlucken, damit der Bissen nicht im Hals stecken blieb. Dann konnte er nicht mehr weiteressen, weil alle Aufmerksamkeit beim Zuhören lag, denn jetzt kam die Bestätigung: Sie hatte Liebeskummer, weil sich herausgestellt hatte, der Kerl liebte sie nicht. Viel zu schnell überging sie dieses Thema und befand sich bereits im nächsten, das Macro ganz leicht die Brauen heben ließ. Ihr ging es als Sklavin gut? Sie hatte sich arrangiert, weil sie glaubte, nicht mehr nach Hause zu können? Sie genoss die Versorgung und schätzte, dass sie nicht übermäßig viel arbeiten musste? Ohne es zu beabsichtigen, schaute er Morrigan fragend an.
Ihre Aufforderung, nun selbst was hören zu wollen, riss ihn aus den Gedanken und gänzlich wach machte ihn Linos Vorschlag, er solle beginnen.
"Vergiss es, Junge. Erstens bin ich noch nicht mit dem Essen fertig und zweitens hast du weit mehr zu berichten." Er richtete sich auf, griff nach einem Obststück und biss hinein. "Ich bin gespannt, ob du Morrigan genau dieselbe Geschichte berichtest wie mir." Die Bemerkung verdeutlichte, wie wenig er Linos' Antrieb für die Flucht folgen konnte.