Beiträge von Iullus Octavius Ofella

    Beim Tor angekommen beobachtete Ofella den Sklaven genau bei der letzten Ansage des Centurios. Er blieb nach wie vor voller Misstrauen ihm gegenüber und glaubte nicht wirklich, dass dieser kommen würde. Ob die Sklavin überhaupt noch daran denkt, dass sie mir etwas schuldet, wenn ich sie nicht eingelassen hätte, säße ihr Aretas noch immer, dachte er als er auch diese betrachtete. Innerlich musste er nun schmunzeln, aber wie heißt es so schön, man trifft sich immer zweimal.

    An dem Gesichtsausdruck des Sklaven konnte Ofella erkennen,
    dass die Entscheidung des Centurio diesem gar nicht passte.
    Wenn er ehrlich war, ihm selber auch nicht so ganz. Er hätte dem Bürschen liebend gerne eine übergezogen, aber ihn an drei Tagen beaufsichtigen, bedeutete ständiger Ärger.
    Alleine die maulige Art wie er jetzt schon wieder antwortete, sagte doch alles.
    Es war ein Glück, dass die Sklavin da war, sie war wohl die einigste die Einfluss auf ihn hatte. Vielleicht war sie fähig ihn zur Vernunft zu bringen.
    Ofella nickt nur, damit sein Centurio sah er hätte ihn verstanden.
    Sich jetzt dazu, vor den Beiden zu äußern, verkniff er sich deshalb.

    Ihn ans Kreuz nageln wäre die einfachste Lösung, dachte Ofella,
    nachdem der Centurio ihn gefragt hatte wie er entscheiden würde. Doch der Sklave war nicht entflohen, hatte nicht gestohlen, zumindest gab es keine Anzeichen dafür und gemordet hatte er auch nicht. Es müsste eine Strafe sein bei er lernen konnte wo er hin gehörte und seine Arroganz vergaß, überlegte er weiter.
    Dann gab es noch die Tatsache, dass sich aus dem Hause Tiberia niemand um ihn kümmerte.
    Nachdenklich schaute Ofella zu dem Sklaven rüber. “Eine Strafe sollte er schon erhalten, auch müssen wir ihn im Auge behalten bis sich einer von dem Hause Tiberia um ihn kümmert. Er sollte so lange etwas Rom tun. Beim Straßenbau wird er bei der ersten Gelegenheit fliehen. Vielleicht vergeht ihm ja sein Stolz im Bergwerk?” Fast entschuldigend für seine Überlegungen fügte Ofella noch hinzu: “Aber wer bin ich das ich mir so ein Urteil anmaße? Es sind nur die Gedanken eines Miles.”

    Ofellas Augen funkelten als der Bursche schon wieder anfing alle Schuld von sich zu weisen.
    “Ach und als Aurelia Flora dir sagte wer dich festhielt, musstest du unbedingt angreifen und dich weigern deinen Namen zu nennen. Aber ich vergaß du bist ja nur ein Sklave und hast die Rechte eines Kaiser.” Bei den letzten Worten troff seine Stimme nur so von Spott.
    Langsam hatte Ofella wirklich genug, er hatte das Gefühl sich im Kreise zu drehen. Sollte doch mit dem passieren was wollte, ihn interessierte es nicht mehr.

    Jetzt reichte es Ofella bald wirklich. Der Kerl war ein Meister im sich raus und rein reden.
    „Du wolltest es doch nicht anders, du fühltest dich doch vor den Frauen ganz toll. Eine Chance hattest du mehrmals. Nein du wolltest den Starken spielen, ignoriertest einfach die mehrmalige Aufforderung deinen Namen zu nennen. Nein du setztes noch einen drauf und griffst mich an, dabei geht es nicht um meine Person sondern um das was ich in dem Augenblick vertreten habe. Solange du dies nicht einsiehst sollte man dich hierbehalten und täglich einmal auspeitschen, damit dir deine Arroganz ausgetrieben wird."
    Ofella schaute nun zu seinem Centurio, er wusste das solche Äußerungen ihm noch nicht zustanden, aber er kannte auch seinen Centurio und der liebte nun mal Ehrlichkeit und dies war eben seine Meinung zu der Angelegenheit.

    Nur die Anwesenheit des Centurio Quintilius Valerian rettete den Sklaven vor einer gewaltigen Ohrfeige. Der Kerl dachte wirklich er stände auf der Stufe mit einem Römer. Er wollte einfach nicht einsehen, dass er das ganze selber herauf beschworen hatte. Nicht nur, das er sich geweigert hatte seinen Namen zu nennen, nein, er hatte auch noch frech rumgemault und einen Urbaner angegriffen. Jetzt in seinem Zustand zeigte er noch immer keine Einsicht.
    Ofella fragte sich nun wirklich, warum sich die Kleine solch eine Mühe wegen ihm machte. Das sie einen Alleingang machte stand für ihn außer Frage. Mit einer Entschuldigung wäre die Sache für ihn bestimmt nicht erledigt.
    Ich wünschte das wäre mein Sklave, der käme dann schon auf den Boden der Tatsache zurück, dachte Ofella und schaute Aretas nun noch finsterer an.

    Ein atemberaubender Gestank schlug Ofella entgegen als die Türe aufgestoßen wurde. Seine Augen mussten sich zunächst an die Dunkelheit gewöhnen. Doch da hörte er schon, dass Aretas die Sklavin erkannte.
    Wenigstens dies scheint bei der Geschichte zu stimmen, dachte er sich.
    Nun blieb noch ihre Reaktion abzuwarten, auf Aretas Frage.

    Ach und die Tiberia Faustina beauftragt eine Sklavin die das Training überwachen soll, dach Ofella. Deshalb hätte er auch fast gesagt und du hast dafür die Fähigkeiten. Mädel halte mich doch nicht für dumm, bei euch läuft doch was ganz anderes.
    Doch statt dessen antwortete er auf die Frage seines Centurios. “Leider habe ich in der Doma der Factio niemanden angetroffen. Es scheint fast so als wenn niemand etwas von dem Sklaven wissen will und sich für ihn verantwortlich fühlt.“

    Durch den Wachdienst, war Ofella noch nicht dazugekommen
    seinem Centurio Bericht zu erstatten.
    Auf die Frage von Quintilius Valerian antwortete er: "Nein Centurio, ich sah dort nur den Ianitor und den Konsul Tiberia.”
    Die kleine hat etwas zu verbergen, wie ich schon vermutet habe, entschied Ofella für sich. Sie schwindelt ganz schön geschickt. Sie sollte nur aufpassen, dass sie sich nicht in ihrem Lügennetz verstrickte. Tiberia Faustina hätte ich bestimmt ein Schreiben mitgegeben.

    Nach langer Zeit des vergeblichen Wartens beschloss Ofella zurück zur Castra Praetoria zu gehen. Es war schon eine seltsame Sache mit dem Sklaven.
    Für ihn entstand der Eindruck, dass sich alle zu gut waren eine vernünftige Auskunft geben.
    Sein Wachdienst stand an, somit blieb keine Zeit für die Stallungen. Nach seinem dafürhalten wäre die bestimmt auch vergebliche Mühe.

    Ofella öffnete die Türe und stieß die Sklavin hinein. Er selber
    Stand nachdem er eingetreten war in vorschriftsmäßiger Haltung und grüßte. “Salve Centurio diese Sklavin verlangt den Sklaven Aretas im Carcer zu besuchen. Sie behauptet ihre Herrin Tiberia Faustina habe sie geschickt.”
    Voller Spannung erwartete Ofella wie sie sich nun herauswinden würde.

    “So du willst? Seit wann habt ihr etwas zu wollen? Weißt du was ich jetzt will?” In einem bewusst scharfen Ton fuhr Ofella sie nun an. “Ich will dich nach Waffen untersuchen und dann bringe ich dich zum Centurio.” Schon stand er dicht bei ihr und taste sie ab. Dabei verkniff er es sich, sie länger wie nötig zu berühren. “In Ordnung nun komm mit” Schon hatte er sie fest am Arm gepackt und trat mit ihr zum Tor. Zu dem anwesenden Kameraden gewandt, der die ganze Zeit grinsend da stand meinte er nur kurz. “Ich bringe die Sklavin eben zum Centurio

    Dieses kleine Biest belügt mich doch glatt, na warte so leicht kommst du mir nicht vom Haken, dachte Ofella. “Ich sagte ich kenne ihn, nicht das er hier ist. Er hat mich in Begleitung zweier Frauen angegriffen. Dafür muss jetzt einer bezahlen.”
    Das wäre doch ein hübsches Spielzeug für die Freizeit.
    Selbstgefällig schaute er sie nun herausfordernd an. “Dir wird bestimmt eine Belohnung für mich einfallen, für euch gibt es immer eine Möglichkeit uns zu bezahlen.” Dies sollte ihr klar machen wer sie war und was er fordern konnte.

    Fast hätte Ofella gegrinst, bei ihrer sichtlichen Verlegenheit. Er verkniff es sich doch und schritt mit ernster Mine, sie eingehend betrachtend um sie herum. Zufrieden nickend blieb er vor ihr stehen und meinte gelassen: “Den Kerl kenne ich, doch wenn ich dir weiterhelfen soll musst du mir schon etwas mehr bieten.” So leicht wollte er es ihr nicht machen, dafür gefiel sie ihm viel zu gut. Seltsam war es schon, dass sie hier aufkreuzte und nachfragte. In der Villa kannte man ihn nicht und nun wusste sie dass er hier war. Ein bisschen mehr Druck ausüben wäre jetzt angebracht. “Wenn man ihn nicht in der Villa kennt, wieso kennst du ihn und wieso weißt du, dass es dein Aretas, ich meine euren Sklaven war, den man hierher brachte.” Bewusst hatte Ofella, dein Aretas einfließen lassen, es war ihm da so einen Verdacht gekommen. Welche Römerin schickte schon nur eine Sklavin los um nach einem Sklaven forschen zu lassen.

    Ah von Tiberia Faustina kommt sie also, so was hübsches hat sie also auch noch, fast hätte Ofella bei ihrem Anblick zufrieden genickt.
    Irgendetwas stimmt hier aber nicht, schaltete sich dann doch relativ schnell sein Verstand ein. Seneca kam mit ihm hierher, weil man ihn in der Villa Tiberia angeblich nicht kannte.
    Jetzt kommt sie und behauptet Tiberia Faustina habe sie geschickt. Da steckt doch was anderes hinter, überlegte er sich.
    Sie versucht es ja ganz geschickt, doch so ganz kann sie ihre Nervosität doch nicht verbergen.
    Schon hatte er sich einen Plan zurecht gelegt, wenn er ihr helfen sollte müsste schon etwas für ihn dabei herausspringen.
    „Wie kommt es denn, dass man ihn in der Villa Tiberia nicht kannte?“ Fragte er sie deshalb betont streng.

    „Das stimmt, ich komme nicht direkt aus Rom. Darum vermisste ich auch die Stallungen, ich hatte es mir schon fast gedacht. Danke“
    Etwas verlegen wegen seiner Unkenntnis ging Ofella weiter.
    Irgendwann werde ich sicher alle Straßen Roms kennen, tröstete er sich dabei selber.