Beiträge von Lucius Duccius Ferox

    Wie üblich war der Andrang abends, kurz vor Sonnenuntergang, groß... und die Milites, die Wache hielten, freuten sich darüber, dass sie wenigstens noch etwas Pause hatten, bevor der allabendliche Ansturm losging. Nur hin und wieder drängte sich jemand durch die wartenden Menschen mit ihren Karren hindurch, und wenn das der Fall war, waren diese in der Regel schnell abgefertigt. Als mal wieder zwischen den Karren hervorkamen in Richtung des Tors, waren allerdings auch wieder die Milites schnell genug bei der Sache und musterten die Männer eingehend, die da in die Stadt wollten... da ihnen aber nichts Verdächtiges auffiel, hielten sie sich zurück. Die Arbeit würde ja noch kommen, sobald die Sonne unterging, so lang die Männer hier keine Fragen hatten und nicht noch sonst wie Aufmerksamkeit auf sich zogen, musste man sie nicht unbedingt rausziehen und befragen.




    Mit einer kleineren Abordnung war Hadamar unterwegs auf den Märkten, um zu patrouillieren. Auch etwas, woran er sich erst gewöhnen musste: Gewaltmärsche in Wiesen und Wäldern – kein Problem, alles schon öfter gemacht als er zählen konnte. Aber Patrouille in der Stadt? Das war neues Terrain. Zum einen war dafür nicht die Legion zuständig, sondern die Stadt selbst. Und zum anderen... wozu groß patrouillieren? Mogontiacum war ein Kaff. Sicher gab es Trickser und Kleinkriminelle, aber das war's auch schon, jedenfalls in seinen Augen.
    Hier in Rom war das allerdings anders. Hier waren die Urbaner zuständig für die Sicherheit... und hier gab es weit mehr als nur Trickser und Kleinkriminelle. Und so gehörte zu den alltäglichen Pflichten, von denen sich die meisten nicht so sehr von denen einer Legion unterschieden, auch noch die Patrouille hinzu. Ein paar davon hatte Hadamar schon hinter sich, mal mit größeren, mal mit kleineren Trupps, und bisher war nie etwas passiert. Häufig reichte es schon, gesehen zu werden, dass es einfach ruhig war um sie herum, argwöhnte er. Entsprechend ging er allerdings davon aus, dass es auch heute ruhig sein würde – und wurde prompt eines Besseren belehrt, als er Schreie hörte. „Los“, machte er nur, und gemeinsam mit dem Contubernium, mit dem er unterwegs war, setzte Hadamar sich in Bewegung und lief in Richtung der Schreie, bis er ankam bei der Szene... die nicht sonderlich schwer war zu begreifen. Am liebsten wäre er sofort dazwischen gegangen, aber er sah die Messer aufblitzen am Hals der einen Frau, und auch die andere wurde auf eine Art gehalten, die zumindest vermuten ließ dass da ein Messer im Spiel war. Weshalb Hadamar zwar seine Waffe zog, aber langsamer wurde, anstatt sich mit vollem Karacho mitten hinein zu stürzen. „Lasst die Frauen los“, kam ihm über die Lippen, ruhig zwar, aber man konnte ihm anhören dass er sich zwingen musste ruhig zu bleiben, dass Wut unter der Oberfläche brodelte, und ansehen konnte man es ihm auch, finster wie seine Miene war. Gleichzeitig signalisierte er seinen Milites auszufächern, damit sie die Kerle mitsamt der Frauen umzingeln konnten. Dass er eine der Frauen sogar kannte, realisierte Hadamar in diesem Augenblick hingegen noch nicht, er fokussierte sich mehr auf die Männer... und die Messer.

    Nach dem Gespräch mit dem Optio hatte Hadamar die Centurie gesammelt antreten lassen, um sich als neuer Centurio vorzustellen, und gleichzeitig sich selbst vom Ausbildungsstand der Männer zu überzeugen. Berichte und Erzählungen waren schön und gut, trotzdem wollte er das lieber mit eigenen Augen sehen, und obwohl er noch recht jung war für einen Centurio – und als Optio der ersten Cohorte auch nicht wirklich betraut mit Ausbildung –, traute er sich das doch zu, so was gut beurteilen zu können.
    Er ließ die Centurie also antreten, und als ihm der Centurienscriba meldete, dass alle da waren, tauchte auch er auf. Ein bisschen nervös war er schon, andererseits – wie schlimm konnte das schon werden? Er hatte Vicetia überstanden, mehr noch, er war für seine Leistung in der Schlacht ausgezeichnet worden. Sie verfolgte ihn immer noch in seinen Träumen und manchmal auch tagsüber, aber das stand ja auf einem völlig anderen Blatt und hatte mit dem hier nichts zu tun. Wichtig war: er hatte sie überstanden. Und er hatte es geschafft, sich den Respekt von Männern zu verdienen, die die Besten der Legio II waren. Sein Centurio zu der Zeit war auch nur selten da gewesen... also wirklich: was war denn nun groß anders? Nur die Tatsache, dass er jetzt nicht mal mehr theoretisch einen Centurio hinter sich hätte. Also: wär doch gelacht, wenn er das hier nun in den Sand setzen würde.


    „Die Centurie ist vollständig angetreten, Centurio“, meldete einer der Soldaten, als Hadamar auftauchte, was er mit einem Nicken quittierte. „Wie manche von euch wohl schon gehört haben, ist Centurio Numitorius aus dem Dienst entlassen worden. Ich bin Lucius Duccius Ferox, bisher in Diensten der Legio II, stationiert in Mogontiacum, Germania, nach der Schlacht von Vicetia und der Belagerung Roms zu den Cohortes Urbanae versetzt... und euer neuer Centurio.“ War wohl nicht schlecht explizit zu erwähnen, dass er trotz seiner Jugend ein Veteran des Bürgerkriegs war, und zwar einer, der tatsächlich auf dem Schlachtfeld gestanden und gekämpft hatte. Trotzdem musste er der Versuchung widerstehen, sich am Kopf zu kratzen, räusperte sich stattdessen und streckte fordernd die Hand aus in Richtung des Scriba – der dankenswerterweise sofort reagierte, so dass Hadamar nicht einfach blöd in der Gegend stand, was er halb und halb befürchtet hatte. Was der Scriba ihm in die Hand drückte, war eine Liste mit allen Soldaten seiner Centurie, Milites und Tirones gleichermaßen. Hadamar sah kurz darauf und pickte willkürlich einen Namen heraus. „Miles Domitius. Was kannst du mir über den aktuellen Trainingszustand der Centurie sagen?“

    Hadamar hatte noch nicht wirklich das Gefühl, sich eingewöhnt zu haben hier... und er hatte auch nicht das Gefühl, sonderlich gut hier reinzupassen. Rom war einfach etwas anderes als Mogontiacum, etwas völlig anderes. Und nicht nur Rom selbst, auch der Rest war... anders. Die Menschen, beispielsweise. Und sogar das Wetter. Allerdings half das alles irgendwie nichts, und so versuchte Hadamar, irgendein reinzurumpeln in dieses neue Leben.


    Die Post von zu Hause war dabei auch nur mäßig hilfreich. Einen Magister sollte er sich also leisten... Hadamar schnitt eine Grimasse und ließ Witjons Brief fallen. Der Unterricht früher hatte schon nur bedingt etwas gebracht, und jetzt hatte er erst recht keine Lust mehr den ganzen Kram weiter zu lernen. Er hatte genug um die Ohren... und bis jetzt war er ja auch durch gekommen. Witjon hatte sie einfach nicht mehr alle. Aber immerhin: es war schön, etwas von zu Hause zu hören.

    Hadamar sah hoch, als es an seiner Tür klopfte, und rief: „Reinkommen!“ Nachdem der Optio entsprechend salutiert und sich vorgestellt hatte*, nickte Hadamar grüßend zurück. „Du kannst bequem stehen, Optio.“ Es fühlte sich... merkwürdig an. Aber nicht so merkwürdig, wie er erwartet hätte, stellte Hadamar fest. Die Erfahrungen, die er selbst als noch ziemlich junger Optio mit weit älteren Milites gesammelt hatte, erwiesen sich auch für sein neues Dasein als noch verhältnismäßig junger Centurio nützlich – in jedem Fall verliehen sie ihm eine gewisse Selbstsicherheit. „Salve, Optio... Um mich erst mal kurz vorzustellen: ich bin Lucius Duccius Ferox und wurde von der Legio II zu den Cohortes Urbanae versetzt. Nachdem ich völlig neu hier bin, möchte ich erst mal den Zustand der Centurie mit dir durchgehen... wie viele Ausfälle hattet ihr während des Kriegs, Verletzte, Tote, wie viele wurden nach Ende des Kriegs zu anderen Einheiten versetzt, welche neue Rekrutierungen gab es, solche Dinge.“ Abwartend sah Hadamar den Optio an.



    Sim-Off:

    *Geh ich jetzt mal von aus, dann geht's schneller :)

    Hadamar war schon ein bisschen inzwischen bei den Urbanern, bis er tatsächlich an dem Punkt kam, an dem er sich nicht mehr davor drücken konnte, endlich ein paar Briefe zu schreiben. Eigentlich nur zwei, um genau zu sein: an Alrik und an seine Familie. Es wurde wirklich langsam Zeit, aber er schrieb nicht gern, er konnte es nach wie vor nicht sonderlich gut... und wo er offizielle Sachen mittlerweile einfach dem Centurien-Scriba diktieren oder ihm sogar auftragen konnte, selbst einen Entwurf zu machen, den Hadamar nur noch abnicken musste, waren private Briefe dann doch etwas, von dem er nicht wollte dass jemand anders da was mitbekam. Ging niemanden was an, und am Ende machten sie sich noch lustig über ihn, oder nahmen ihn nicht mehr ernst.


    So oder so: es wurde langsam Zeit, dass seine Familie was von ihm zu hören bekam. Als er sich also beim besten Willen nicht mehr davor drücken konnte, setzte er sich zähneknirschend hin, schnappte sich einen Griffel und begann loszukritzeln. Wie üblich war das Ergebnis am Ende nicht allzu zufriedenstellend, das war ihm schon klar... aber er hatte auch keine Lust, alles noch mal zu schreiben. Lieber hier und da ein paar Sachen ausgebessert, ging ja so einfach in einer Tafel... würde schon passen.



    Nachdem Hadamar sich mit dem Scriba im Vorzimmer des Praefectus noch kurz unterhalten hatte, während er seine Sachen dort wieder eingesammelt hatte, wusste er auch wohin er musste. Sein erster Weg führte ihn also zu seiner neuen Unterkunft, wo er seinen Kram – wirklich viel war es ja nicht – ablud, bevor er sich auf den Weg zu seiner neuen Einheit machte und erst mal so ein bisschen herumlief und sich umsah. Danach griff er sich einen Miles und trug ihm auf, Optio Aemilius zu ihm zu schicken, bevor er sich wieder auf den Rückweg zu seiner Unterkunft machte.

    Zitat

    Original von Narrator
    Gaius Flaminius Cilo
    Der Flaminier nickte wieder knapp. Dann sah er kurz auf eine andere Tabula und überlegte einen Moment.
    "Gut, kommen wir zu deiner Verwendung: Du wirst vorerst die Centuria des Numitorius übernehmen. Er wurde vor kurzem aus dem Dienst entlassen, seither leitet Optio..." Er sah noch einmal auf seine Tabula. "...Aemilius die Einheit. Zusätzlich wird voraussichtlich etwas Stabsarbeit auf dich zukommen, das muss aber noch organisiert werden." Er machte eine Notiz und klappte die Tabula zu. "Gibt es Fragen dazu?"


    Hadamar nickte, als er seine Zuteilung hörte. Centuria des Numitorius, Optio Aemilius. Und tatsächlich Stabsarbeit...
    Eine Frage dazu hatte er sogar tatsächlich – aber welche Centurie das nun genau war, welche Nummer, in welcher Cohorte, das konnte er auch anders herausfinden, dafür musste er nicht seinen Kommandanten nerven. „Keine Fragen, Praefectus“, erwiderte er, „aber ich hab hier noch ein Schreiben, das im Legionslager vor Rom abgegeben wurde und an dich adressiert ist.“ Mit diesen Worten überreichte er die Nachricht.


    Salve legatus Flaminius,


    ich habe in Erfahrung gebracht, dass der gesuchte Augur und Senator Iulius Centho sich in der villa urbana des Quintus Petilius Sophus befindet. Er scheint gesundheitlich angeschlagen, seine Verhaftung wrude dennoch in die Wege geleitet.


    Marcus Iulius Licinus
    Praefectus castrorum der legio prima


    Sim-Off:

    Sim-off-Kommentar von Licinus dazu:


    Sorry, dass es erst jetzt kommt, aber ich konnte mich in den letzten WOchen nicht aufraffen zu posten. RL-Stress
    Ich denke, mit dem Tag, den Licinus gebraucht hat, können wir Centho am besten überlassen, ob er festgenommen wurde, oder noch geflohen ist. In letzterem Fall darf irgendjemand Licinus gerne scharfe Vorhaltungen machen.

    Zitat

    Original von Narrator
    Der Flaminier nickte nachdenklich. Momentan brauchte er hinten und vorn Leute, sodass es mehrere Möglichkeiten gab, wie sich der Duccier einsetzen ließ.
    "Voraussichtlich werden wir deine Erfahrungen im Stabsdienst hier einsetzen können. Wie sieht es im Truppendienst aus? Hast du bereits Ausbildungen durchgeführt?" Auch hierfür würde er Männer brauchen, denn die Reihen der gemeinen Soldaten mussten ebenfalls möglichst bald und möglichst rasch aufgefüllt werden.


    Im Stabsdienst einsetzen. Hadamar nahm den Kommentar mit gemischten Gefühlen auf – sicher hatte er mittlerweile einige Erfahrung darin, aber er war sich nach wie vor unsicher, ob der ganze Verwaltungskram wirklich seins war. Weshalb er nicht so recht wusste, ob er sich über die Aussicht freuen sollte, dass seine Erfahrung als Optio der Prima ihn für den Stabsdienst hier zu qualifizieren schien.
    Die nächste Frage konnte er allerdings leicht beantworten. Hadamar deutete ein Kopfschütteln an. „Ich hab ausgeholfen, wenn woanders Not am Mann war, aber in der Prima gab es keine Ausbildung. Nur das normale Training gab's, das hab ich regelmäßig mit durchgeführt.“ Manchmal mit dem Primus Pilus, manchmal ohne ihn, manchmal, wenn sie beide zu tun hatten, ohne sie und stattdessen unter dem Kommando eines Veteranen.

    Hadamar zuckte nur leicht die Achseln. Er konnte sich an seinen Vater nur noch vage erinnern... auch als er noch gelebt hatte, war er ja selten bei ihnen gewesen. Wirklich gefehlt hatte er ihm jedenfalls kaum. Natürlich hatte er mitgekriegt, wie seine Mutter ihn vermisst hatte, aber für ihn und seine Geschwister hatte es genug Verwandte und Freunde gegeben, die sie sich um sie gekümmert hatten, so dass der Verlust des Vaters nicht allzu schwer wog. Ein guter Freund seines Vaters, der häufig da gewesen war, und Witjon, das Oberhaupt der Sippe, die waren für ihn eine Art Vaterersatz gewesen. „Ist lange her, ich war noch ziemlich jung“, antwortete er, und man konnte seiner Stimme anhören, dass es ihn tatsächlich nicht wirklich berührte. Interessanter fand er da definitiv, dass der Iunius offenbar denselben Hintergrund hatte wie er. Mit einem leichten Lächeln hob er seinen Krug und prostete dem Centurio zu. „Da haben wir scheinbar was gemeinsam. Auf unsere Väter...“
    Er kippte den Krug, nahm einen tiefen Zug und musste dann lachen, als er sah, dass auch der Iunius jetzt grinste. „Verwaltung. Erst mal jedenfalls. Meine Mutter hätt mich gern in der Stadtverwaltung von Mogontiacum gesehen, mein Sippenoberhaupt wohl auch... keine Ahnung ob das dann in der Politik geendet hätt irgendwann. Naja. Wahrscheinlich eher net. Ich hab ihnen ständig damit in den Ohren gelegen, dass das nix für mich ist, aber wollt ja keiner auf mich hören... Irgendwann hab ich mich dann einfach bei der Legion eingeschrieben. Da war nen Rekrutierer aufm Marktplatz, bei dem bin ich einfach mit.“ Noch ein Schluck.„Ich wollt eigentlich net unbedingt zur Legion, das war mehr ne kleine Rebellion... ich wollt nur einfach net das machen, was meine Familie wollte, und da meine Familie mich net bei der Legion sehen wollt, war die Sache irgendwie klar. Einzig irre an der Sache ist: als Optio des Primus Pilus mach ich jetzt mehr Verwaltungskram, als ich mir je hätt träumen lassen.“

    Und wieder hm. Verantwortlich war er ja für beides gewesen, aber um beides hatte er sich freilich nicht komplett selbst kümmern können – war immer irgendwie ein Jonglieren gewesen, und ohne Hilfe aus den Reihen der Milites wäre es auch nicht gegangen. „Beides, Praefectus.“ Irgendwie. „Wobei der Stabsdienst meistens den größeren Teil ausgemacht hat... so lang nichts besonderes angestanden ist, hab ich die Organisation der Centurie an Veteranen abgeben können. Um die Arbeiten, die für den Primus Pilus beim Stabsdienst angefallen sind, hab ich mich selbst gekümmert.“ Da wäre es auch weniger gegangen, das komplett abzugeben – kleinere Aufgaben, ja, wenn es darum ging Berichte einzutreiben von den verschiedenen Cohorten über deren Stand beispielsweise... aber so was waren ja auch im Grunde nur Zuarbeiten.

    Inwiefern er sich... bei... öhm. Hadamar konnte ja noch nicht mal so ganz genau sagen, inwiefern er sich bei der Schlacht von Vicetia hervor getan hatte, und dafür war er ausgezeichnet worden. Es war einfach... zu viel gewesen, auch im Rückblick, und er mitten drin, da war es schon schwer genug gewesen den Überblick über seine Einheit zu behalten, geschweige denn in irgendeiner Form darauf zu achten, wie er sich da nun hervor getan hatte. Er hatte einfach getan, was er für richtig gehalten hatte, und scheinbar war es auch das Richtige gewesen.
    Trotzdem musste er dem Praefectus Urbi auch jetzt eine Antwort geben, selbst wenn er nicht so recht wusste welche, jedenfalls nicht auf diese konkrete Fragestellung. „Ich war mit meinen Männern gemeinsam mit meinem Vetter und der Prima der VIII daran beteiligt, ein paar h...“ ohe Viecher, lag ihm auf der Zunge, aber das verschluckte er noch rechtzeitig, „Würdenträger festzusetzen, Praefectus. Bei den Consuln sind wir zu spät gekommen, ein paar andere konnten wir festsetzen.“ Am liebsten hätte Hadamar sich jetzt am Kopf gekratzt... aber auch das verkniff er sich, sondern blieb in tadelloser Haltung stehen, während er noch erklärend anfügte: „Zu dem Zeitpunkt war ich noch Optio, aber der Primus Pilus hat schon während des Zugs über die Alpen begonnen, viel Zeit mit dem Stab zu verbringen, um die Krankheit des Legaten aufzufangen, und hat mich viel eigenständig machen lassen. Deswegen war ich da auch allein mit den Milites unterwegs.“

    Hadamar hatte nicht damit gerechnet, dass er gleich mit dem Kommandanten sprechen würde, sondern eher, dass der Scriba ihm erst mal einfach nur sagte, wo er hin sollte... und war ein wenig verdutzt, als er gleich vorgelassen wurde. Mit Sack und Pack konnte er wohl kaum zum Praefectus Urbi gehen, also platzierte er den Kram ziemlich unzeremoniell bei dem Scriba im Vorzimmer – was der davon hielt, interessierte Hadamar wenig –, betrat den Raum seines neuen Kommandanten und salutierte. Und hatte dann erst mal Mühe, nicht den Unterkiefer aufzuklappen. Alrik steckte dahinter? Musste er den unbedingt mal besuchen... das Problem war nur: der Praefectus Urbi stellte jetzt genau die Frage, die er eigentlich seinem Vetter hätte stellen wollen. Hadamar hatte nicht wirklich eine Ahnung, warum er hier war... aber so konnte er das seinem neuen Kommandanten freilich nicht hinklatschen. „Mein Vetter...“ ...wird sich schon was bei gedacht haben. Hm. Hmhmhm. „...hat in der letzten Zeit ein bisschen Gelegenheit gehabt, mich beim Dienst zu sehen. Grad auch als wir Rom eingenommen haben, da war ich mit meiner Centurie gemeinsam mit ihm und ein paar seiner Männer unterwegs. Ich denk mal er wird sich gedacht haben, ich könnt hier mehr nützen. Praefectus.“

    Sönke war der letzte, den Hadamar aufsuchte... weil er das Gefühl hatte, dass es ihm bei seinem ältesten Kumpel am schwersten fallen würde, sich zu verabschieden. Aus verschiedenen Gründen – sie kannten sich schon ihr ganzes Leben lang, oder zumindest lang genug, dass Hadamar sich nicht daran erinnern konnte wann sie sich je nicht gekannt hätten. Und dann war da noch die Tatsache, dass Sönke bald nach Hause konnte... und er nicht. Gut, das konnte jeder der Secunda, aber die anderen hatten nichts mit seiner Familie zu schaffen, während Sönke bald alle treffen konnte, die Hadamar auch gerne wieder gesehen hätte. „Sönke!“ rief Hadamar, als er das Contubernium des Freunds erreicht hatte. „Kimmst hera!“

    Den Weg vom Lager der Secunda zur Castra Praetoria kannte Hadamar mittlerweile zur Genüge, aber es war das erste Mal, dass er das Lager nicht als Soldat einer fremden Einheit betrat, sondern hierher gehörte... auch wenn er sich noch nicht danach fühlte. Mit gemischten Gefühlen also betrat er schließlich die Principia und meldete sich im Vorzimmer seines neuen Kommandanten: „Op... Centurio Lucius Duccius Ferox meldet sich zum Dienst. Ich wurde von der Secunda zu den Cohortes Urbanae versetzt.“ Mit diesen Worten zeigte er den Schrieb, der seine Worte bestätigte.




    Legatus Legionis
    Manius Arennius Cavarinus

    Castra in Campo Martio
    Roma, Italia



    N. Negidius Primicerius ab Epistulis
    Legati Arennio Cavarino s.d.



    Salve Präfekt,


    die Administratio ab Epistulis hat dem Versetzungswunsch des Optio Lucius Duccius Ferox von der Legio II Germanica zu den Cohortes Urbanae zugestimmt. Dies ist dem Optio mitzuteilen. Er hat sich unverzüglich bei seiner neuen Dienststelle zu melden.


    Vale.


    Im Auftrag


    Numerius Negidius
    ~~ Primicerius ab Epistulis - Admistrationis Imperatoris ~~



    Hadamar salutierte und machte sich dann aus dem Staub, lief zurück zu den Zelten seiner Centurie und machte sich daran, die Sachen zu packen... und sich zu verabschieden. Von ein paar gleich, mit ein paar anderen verabredete er noch ein Treffen für abends, irgendwo in einer Taberna, um noch mal zu feiern... oder so. Hadamar war sich immer noch nicht ganz sicher, was er davon halten sollte hier zu bleiben, aber die meisten fanden eher dass es etwas positives war, also... schloss er sich dem Gedanken einfach mal an.
    Nachdem er auch bei Corvinus und Sönke gewesen war und ein paar anderen Kameraden, die er noch von seiner alten Centurie kannte – und dort ebenso rumposaunt hatte, dass er am Abend vorhatte noch mal ausgiebiger, äh, sich zu verabschieden – machte er sich auf den Rückweg und holte seine Sachen, und kurz bevor er tatsächlich drauf und dran war das Lager zu verlassen, erreichte ihn noch mal ein Bote des neuen Legaten. Mit einer Nachricht des Praefectus Castrorum der I, die er zum Praefectus Urbi bringen solle. Mit dieser Botschaft und Sack und Pack verließ Hadamar das Lager der II, wo alle Zeichen auf Aufbruch standen, und machte sich auf den Weg zu seiner neuen Einheit.