Quasi sofort begann der erste Vorteil, den Centurio angesprochen zu haben, zu wirken: zielgerichtet lief der durch die Stadt hindurch zu einer Taverne. Hadamar wäre wahrscheinlich erst mal eine Zeitlang durch die Gegend geirrt, bis er etwas gefunden hätte, und so landete er vermutlich – nein, sicher, wie er feststellte sobald sie drinnen waren – in einer der beliebtesten Tavernen. Naja, beliebt bei Soldaten zumindest, aber genau das war es ja, wonach ihm der Sinn stand. Mit einem Seufzen ließ er sich auf eine Bank fallen, lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. „Ein Bier“, antwortete er und fügte an: „Danke.“ Endlich. Raus aus dem Lager. Abwechslung. Und die Möglichkeit sich zu besaufen, ohne dass gleich sämtliche Untergebenen das mitbekamen. Und Weiber, endlich mal wieder andere als die üblichen Lagerhuren! Nicht dass Schankmädchen in einer Soldatentaverne sehr weit über der ein oder anderen Lupa ranigerte... aber eben doch ein bisschen darüber. Als eines von ihnen mit seinem Bier kam und dem Getränk, das der Centurio sich geordert hatte, grinste Hadamar sie offen und zwinkerte ihr kurz, als sie kurz zurück grinste, bevor sie wieder verschwand. Ja, doch, so war das schon deutlich besser, fand er... Er hob den Bierkrug und prostete dem anderen zu, trank einen Schluck und stieß dann ein weiteres, diesmal deutlich befreit klingendes Seufzen aus. „Bei Teiwaz, das hat mir gefehlt.“ Noch ein Schluck. Das Bier war deutlich besser als vieles, was er in der letzten Zeit so zum Trinken gekriegt hatte. Vor allem: es war nicht abgestanden. „Um ehrlich zu sein, ich hab mir deinen Namen nicht gemerkt... aber nachdem wir heut Abend zusammen unterwegs sind, wär's doch schön den zu wissen“, grinste er dann sein Gegenüber ziemlich unbekümmert an, und ohne jede Spur von Verlegenheit darüber, dass er den Namen nicht mehr wusste.
Beiträge von Lucius Duccius Ferox
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Original von Aulus Iunius Seneca
Er hatte natürlich gehofft dass der junge Optio irgendetwas in diese Richtung vorschlagen würde, nicht dass er das zeigen würde, er war immerhin Centurio, und diese Barriere würde sich wohl erst mit ein wenig Alkohol abbauen lassen, aber er freute sich durchaus, denn das Leben der Truppen im pulsierenden Rom war zu diesen Tagen wirklich ziemlich langweilig...
"Wenn du mich so fragst..", sagte der Centurio, und grinste, "Eigentlich ganz gerne, ja. Ich kenne da ein paar nette Tavernen.", antwortete er, und machte eine Handbewegung in Richtung des Viertels wo auch die klassische Taverne der Soldaten Roms lag..
"Wann willst du los?"Als Hadamar den anderen grinsen sah, wusste er, dass die Sache gelaufen war. Konnte schon sein, dass es sich vielleicht noch als Fehler herausstellte irgendwann am Abend... aber jetzt, in diesem Moment, wirkte der Centurio sogar erfreut. „Sehr gut.“ Hadamar entspannte sich also ein bisschen und grinste flüchtig zurück. „Bin schon auf dem Weg, eigentlich. Aber ich kann auch warten, wenn du noch was zu erledigen hast.“
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Während Sönke sich schwankend aufrappelte, nur um dann ein weiteres Mal im Dreck zu landen, wäre Hadamar beinahe selbst zur Seite gekippt, weil er sich vor Lachen nicht mehr halten konnte. „Dea do“, lachte er und zeigte auf Sönkes linken Fuß, „schlog mi mit deam.“ Sein Mitgefühl mit dem Freund hielt sich doch sehr in Grenzen, dafür war sein Auftritt einfach zu lustig – und abgesehen davon war Hadamar zu froh darüber, dass Sönke scheinbar aus der weinerlichen Phase rauskam. „Des weards sei. Irgendwea dead Woid draht, nua damit du di hiflagst. Nimms ois Zeichn dassd liang bleim soist.“
Ha, und tatsächlich: das Gespräch auf Weiber zu lenken half endgültig. Warum auch nicht? Ging ihm ja genauso. „Übanimm di vei bloß neda“, frotzelte er, „am End bisd no froh wannsd so a Weib wiada los bisd. Lass di amoi liaba mia un hoid du di an wos oafacheres.“
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Lief doch ganz gut. Was Hadamar umso besser fand, weil er in den letzten Monaten nur Kameraden als Gesprächspartner gehabt hatte... und die ein oder andere Lupa, aber mit denen redete er eigentlich nicht viel. Sie stellte sich sogar vor, und das war immer ein gutes Zeichen. Wenn eine Frau eigentlich überhaupt keine Lust hatte mit einem zu reden, verzichtete sie in der Regel auch darauf, ihren Namen zu nennen, jedenfalls so lange man nicht danach fragte. Octavia Melina also. Hadamar grübelte kurz, und er meinte sich zu erinnern, dass der Praefect der Classis Misenensis ein Octavier war... aber ganz sicher war er sich nicht, ob er das richtig gehört hatte, und wer wusste außerdem schon, ob sie wirklich mit ihm verwandt war. Und selbst wenn: Rom war in ihren Händen. Ostia auch. Die Classis hatte sich ergeben, so weit er wusste, und der Kaiser – der wahreechtewirkliche Kaiser, das musste man irgendwie immer mit dazu runterbeten momentan, wenn man das sagte – war auf dem Weg nach Rom. Und außerdem war ihm sowieso ziemlich egal, wer auf welcher Seite gestanden hatte, vor allem jetzt, wo es vorbei war.
„Eh, ja...“ machte er und kratzte sich, ihr Lächeln erwidernd, am Kopf, als sie davon sprach, dass er weit weg von Zuhause sei – hatte aber keine Gelegenheit im Moment, genauer darauf einzugehen, weil sie gleich weiter sprach. Und er musste zugeben: ein bisschen fasziniert war er ja schon von dem Grund, den sie angab. Es war auf jeden Fall einer, mit dem er ganz sicher nicht gerechnet hätte. „Also um Ostias Wirtschaft anzukurbeln. Eine Frau mit Sinn für die Handelswelt... Ich glaube du könntest dich mit ein paar meiner Verwandten ganz gut verstehen.“ Hadamar selbst hatte mit der Freya Mercurioque wenig am Hut gehabt, und als Soldat in den Mannschaftsrängen durften noch nicht einmal Betriebe auf seinen Namen laufen – aber natürlich wusste er, dass seine Familie in Germanien ein kleines Wirtschaftsimperium aufgebaut hatte.
Sein Schmunzeln vertiefte sich, als er die Herausforderung in ihrem Lächeln sah und sie gleich noch einen Grund lieferte... und damit eigentlich dafür sorgte, dass er so schlau war wie vorher, warum genau sie nun dem Händler doch mehr gezahlt hatte. Und das obwohl sie ziemlich ausführlich geantwortet hatte.
„Wenn schon Wohltäterin, dann bitte mit einem Herz für arme Soldaten, die weit weg von ihrer Heimat sind...“ Er zwinkerte ihr kurz zu. „Und ich... naja, der Krieg ist vorbei.“ Hadamar zuckte die Achseln und verbot sich, an die Albträume zu denken, die zumindest mit dafür verantwortlich waren, dass er heute hier war. „Rom ist gesichert, Ostia genauso, die Truppen haben nicht mehr wirklich viel zu tun... außer für Ordnung zu sorgen und darauf zu warten, dass der Kaiser eintrifft. Da dachte ich mir, ich nutz meinen freien Tag und schau mir Ostia an, wenn ich schon mal hier bin.“ -
Hadamar war schon einigen Frauen begegnet bisher, und hatte dabei auch die unterschiedlichsten Verhaltensweisen beobachtet inzwischen... aber das war ihm noch nicht passiert. Dem Händler scheinbar auch nicht, so wie der dreinsah, und sogar die Sklavin, die die junge Frau begleitete, wirkte überrascht – was ein Indiz dafür war, dass sie offenbar nicht ständig solche Anwandlungen hatte. Hadamar machte das nur noch neugieriger... sie war auf jeden Fall niemand, der sich einfach über den Tisch ziehen ließ, dass sie gehandelt hatte zeigte das ja. Kein kleines Naivchen, wie es wohl bei Römern öfter mal vorkam, je reicher die Familien waren, je besser sie ihre Töchter schützen konnten. Und der Überraschung der Sklavin nach zu schließen war sie auch keine von denen, die ganz generell Mitleid mit allem und jedem hatten und am liebsten die ganze Welt retten wollten. Wobei sie dann auch nicht erst gehandelt hätte. Was also war es, was sie da zum Umschwenken gebracht hatte? Warum auf einen Vorteil verzichten, den man schon sicher in der Tasche hatte? Aus Spaß? Einfach weil man es konnte? Sie wirkte irgendwie auch nicht wie eine Spielerin auf ihn, eine, die einfach austesten wollte, wie weit sie gehen konnte... Egal. Es gab nur einen Weg, das wirklich rauszufinden, und Hadamar gedachte genau das zu tun – also: lief er ihr nach und sprach sie an.
Sie lächelte. Das war schon mal ein gutes Zeichen, immerhin war sie nicht erschrocken, und sie reagierte auch nicht ablehnend. Man wusste ja nie, ob Mann jetzt mit der gewählten Form der Ansprache wirklich richtig lag, bis Frau nicht reagiert hatte... Und gerade in diesen Zeiten hätte es auch sein können, dass sie nicht einfach nur unmöglich fand, dass ein Mann sie so direkt ansprach mitten auf dem Markt, sondern dass sie irgendwie Angst bekam, weil er Soldat war und als solcher auch deutlich zu erkennen. Aber dieser Frau hier schien es nichts auszumachen, dass er sie so direkt angesprochen hatte, und scheinbar hatte er auch den richtigen Tonfall gewählt, dass sie nicht etwa glaubte er bedeute Ärger für sie. Dem Lächeln nach zu schließen gefiel es ihr sogar eher. Hadamar lächelte zurück, und bemühte sich dabei um seine charmanteste Variante davon. „Naja... ich hab das gerade eben beobachtet, beim Händler.“ Ohne die Augen von ihr zu lassen gestikulierte er kurz zurück zu dem Stand, wo der Händler sich nun vermutlich ins Fäustchen lachte, nachdem er sein Erstaunen überwunden hatte. „Du hattest ihn schon da, wo du ihn haben wolltest. Gut gehandelt, übrigens“, flocht er nebenbei ein Kompliment ein und schloss dann neugierig an: „Warum hast ihm dann doch das gezahlt, was er haben wollte? ... Entschuldige, Lucius Duccius Ferox ist mein Name. Optio der Legio Secunda aus Mogontiacum“, stellte er sich dann nach einer winzigen Pause vor, noch bevor sie antworten konnte. Zwar etwas verspätet, daran hätte er eher denken sollen, aber dafür ziemlich formvollendet, wie er zumindest selbst fand.
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Original von Aulus Iunius Seneca
Seneca hatte eigentlich andere Sorgen als sich hier im Lager rumzutreiben und seine nur noch auf dem Papier vorhandene Centurie auf Trapp zu halten, denn schließlich waren sie durch die, mittlerweile nannte er sie nicht mehr Rebellen, Truppen Palmas aufgeteilt worden. Plötzlich hörte er aber dennoch ein "Centurio", und er war schon drauf und dran seine Stimme in den rauen Befehlston einzustellen, welchen seine Männer von ihm gewohnt waren, als er erkannte, dass es gar keiner seiner Männer war, sondern der Optio, welcher sich zeitweise recht sonderbar verhielt und vom informellen in den militärischen Umgangston mit ihm und den anderen Prätorianern wechselte, und wieder zurück, und in der ein oder anderen Situation ein paar verwirrte Gardisten zurückließ..
"Optio.", grüßte er also etwas knapp angebunden als ihn der junge Unteroffizier grüßte, aus welchem Hause der Junge stammte hatte Seneca ehrlich schon wieder vergessen, aber das könnte er beizeiten nochmal in Erfahrung bringen, als sich plötzlich unverhofft die Chance für ein wenig Zerstreuung zu ergeben schien, "Naja, ich hab eigentlich nichts vor.", sagte der Centurio scherzhaft und deutete mit einer Handbewegung auf ein perfektes Lager, weil er einfach nichts anderes zutun hatte als immer und immer wieder die Ausrüstung und die Arbeitsweisen seiner Männer zurechtzuweisen, was diese wohl auch ein wenig entnervte, "Warum fragst du?", fragte er dann etwas neugierig, und implizierte eigentlich schon in seinem Unterton dass er etwaigen Ideen durchaus aufgeschlossen gegenüber stand.Jetzt, natürlich erst nachdem er ihn angesprochen hatte, fragte Hadamar sich ob das wirklich so eine gute Idee war... einen Centurio zu fragen, ob er mit ihm um die Häuser ziehen wollte. Und dann noch einen der Überläufer. Aber jetzt war es zu spät, weil er ihn schon angesprochen hatte, und davon abgesehen: was sollte schon passieren? Die Chancen standen gut, dass er den Mann nie wieder sah, wenn sie endlich die Heimreise nach Germanien antreten konnten. Und naja, wenn der Abend gut lief, konnte es wohl nicht schaden, sich mit einem Centurio gut gestellt zu haben. Nur für den Fall, dass er auch weiter Centurio blieb und was zu sagen hatte. Man begegnete sich ja immer zweimal im Leben... oder so ähnlich. Und der Mann freute sich vielleicht auch darüber, etwas Gesellschaft zu haben.
Er machte also eine vage Handbewegung in die Richtung, in der das Zentrum der Stadt lag. „Ich hab heut Abend frei und wollt mir Roms Tavernen mal ansehen... und könnt Gesellschaft dabei vertragen. Willst du mitkommen?“
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Gemeinsam mit den Soldaten der VIII sicherten Hadamars Leute die Casa, und auch er leistete dazu seinen Teil – er war zwar der ranghöchste Offizier seiner Einheit... trotzdem hätte er ein verdammt blödes Gefühl dabei gehabt, es dem Primus Pilus der VIII und seinem Vetter gleich zu tun und langsam hinterher zu kommen. Er hielt sich zwar etwas zurück und ließ die Milites die Arbeit machen, ging ihnen aber gleich hinterher und machte die Runde durch die gesicherten Bereiche. So war er auch bei dem Arbeitszimmer des Consuls, kaum dass der Ruf erklungen war... und unterdrückte einen Fluch. Noch bevor er es sah, sagte ihm schon dieser leicht metallische Geruch, was Sache war – und plötzlich schien Vicetia wieder lebendig zu werden. Diese Unmengen an Blut, die vergossen worden waren... Hadamar ließ einmal den Kopf kurz kreisen, so dass seine Halswirbelsäule knackte, und konzentrierte sich auf die Gegenwart. Langsam ging er ein paar Schritte in den Raum hinein und musterte die Toten. Hergerichtet bis aufs Feinste... und das nur, um dann Selbstmord zu begehen. Römer waren doch alle irgendwie ein bisschen irre.
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Als die Tore geöffnet wurden und sie den Palast stürmen konnten, sicherte Hadamar gemeinsam mit seinen Soldaten den Teil des Palasts, der ihnen zugewiesen worden war. Gang für Gang, Raum für Raum arbeiteten sie sich vor, aber auf nennenswerten Widerstand trafen sie nicht... dafür auf eine Pracht, einen Reichtum, der seinesgleichen suchte. Hadamar bemühte sich ja, sich zu konzentrieren darauf, alles zu sichern... aber je mehr Zeit verging, ohne dass sie auf Widerstand stießen, desto öfter kam es vor, dass er sich ablenken ließ und einfach... nun ja: einfach nur noch staunte. Er hatte in Rom jetzt schon so einiges gesehen, war von Eindrücken regelrecht überflutet worden, und das Hus des Consuls war ja auch nicht ohne gewesen. Irgendwie hatte er geglaubt, dass es da nichts mehr geben könnte, was das noch übertraf, zumal es irgendwann zu viel der Eindrücke geworden war. Man stumpfte ab einer gewissen Grenze ab.
Hier allerdings musste Hadamar feststellen, dass es sehr wohl möglich war, das bisher Gesehene noch zu übertreffen, und auch ihn aus der Abgestumpftheit herauszureißen. Aber: er war Soldat. Er war Optio. Er war ja sogar ein Veteran mittlerweile, Veteran von Vicetia. Also hieß es sich zusammenreißen... bis auch der Palast tatsächlich gesichert war. -
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Original von Marcus Iulius Licinus
"Nein! Ab hier komm ich alleine klar! Danke!" Da der Mann nicht zu seiner Einheit gehörte, also nur der Dank des praefectus nicht besonders viel wert war, fingerte er noch zwei Münzen aus seinem Geldbeutel und drückte sie dem optio in die Hand. Allerdings ohne nachzusehen, was genau er ihm da gab.Hadamar salutierte, steckte mit einem kurzen Nicken die Münzen ein – ebenfalls ohne nachzusehen, welche es genau waren, irgendwie gehörte sich das nicht in Gegenwart eines quasi-Vorgesetzten –, und verschwand dann wortlos.
Sim-Off: Zur Zeitlinie: eigentlich hat Hadamar Licinus sofort geholt, nachdem er Dives abgeliefert hatte. Da können höchstens ein paar Stunden vergangen sein
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Hadamar genoss das Leben. Endlich mal wieder. War auch Zeit geworden, fand er, dass es dazu wieder Gelegenheit gab, nach Monaten, in denen es kaum etwas anderes als Marschieren, Orgakram erledigen und in den letzten Wochen dann Kämpfen gegeben hatte. Und dabei so viel zu sehen, so viel zu erleben – im Guten wie im Schlechten –, dass es kaum möglich gewesen war, das auch nur annähernd zu verarbeiten. Was sich jetzt im Nachhinein bemerkbar machte... so lange der Krieg noch nicht vorbei gewesen war, war da ständig eine mal mehr, mal weniger deutliche Anspannung gewesen, die ihn im Griff gehabt und nicht losgelassen hatte – und die dafür gesorgt hatte, dass so einiges einfach im Hintergrund geblieben war, wo es ihn nicht störte. Jetzt, nachdem Rom endlich, endlich offen und gesichert war, und nachdem sie auch Ostia gesichert und die Nachricht bekommen hatten, dass auch ihr Kaiser im Süden siegreich gewesen war und es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er nach Rom kam, ließ die Anspannung spürbar nach, und erst durch dieses Fehlen bemerkte Hadamar so wirklich, wie groß sie gewesen war. Und er bemerkte es, weil er jetzt die Bilder nicht mehr verdrängen konnte. Bilder von der Schlacht bei Vicetia... von dem Blut, den Verletzten, den Toten, freizügig ergänzt von seiner Vorstellung durch die passenden Geräusche, und manchmal meinte er sogar, die Gerüche wahrnehmen zu können. Passierte das, wenn er wach war, konnte er damit immerhin auch noch einigermaßen umgehen... schlimmer war, dass er seit dem Fehlen der Anspannung begonnen hatte, davon auch zu träumen, und regelmäßig nachts schweißgebadet aufwachte.
Die gestrige Nacht war wieder so eine gewesen... er konnte sich an keine Details mehr erinnern, wollte es auch gar nicht, aber das Gefühl war geblieben und zerrte immer noch an seinen Nerven, und er hatte beschlossen, dass es keinen Sinn machte zu versuchen, noch mal etwas zu schlafen... zu groß das Risiko, dass der Traum sich nahtlos fortsetzen würde, wo er unterbrochen worden war. War eigentlich mies, weil er heute frei hatte – nachdem der Krieg nun vorbei war, konnten sie es sich erlauben, den Soldaten wechselweise komplett freie Tage zu geben –, und er damit sogar länger schlafen könnte als normalerweise, aber nun ja, man konnte nicht alles haben. Dafür hatte er einen kompletten Tag für sich, und davon sogar recht viel, bedachte man wie früh er wach war... er musste ihn nur so füllen, dass der fade Nachgeschmack des Traums sich schnell verflüchtigte, und dass weitere Gedanken in der Richtung gar keine Chance bekamen aufzukommen. Und er hatte da auch schon eine Idee...Ein paar Stunden später streunte Hadamar auf dem Markt in Ostia herum. Es war die perfekte Idee gewesen, fand er – die Hafenstadt Roms, das Tor der Hauptstadt zum Imperium und der restlichen Welt, hatte er sich ohnehin vorgenommen anzusehen, aus reiner Neugier, weil er, wenn er schon hier war, so viel wie möglich sehen und erleben wollte, und weil es ihm eine angebrachte Taktik schien, einfach so viel Eindrücke wie möglich aufzuhäufen – je mehr neue hinzukamen, desto mehr wurden andere darunter erdrückt, spekulierte er. Funktionierte ja vielleicht, und selbst wenn nicht, wollte er viel sehen. Und da er für Ostia so oder so einen freien Tag hätte haben müssen, warum also nicht dann den Tag nutzen, wo er ohnehin viel zu früh wach geworden war – auch wenn er das vorher nicht unbedingt für heute geplant hatte? Also hatte er den Wachhabenden Bescheid gegeben, wo er sein würde, hatte sich ein Pferd von einer der Turmae geliehen und war los geritten, und jetzt war er hier, in der Stadt, das Pferd außerhalb untergebracht, und er streunerte zu Fuß herum. Ostia war... anders als Rom... aber gut, das traf wohl auf so ziemlich alles zu. Rom war einfach außergewöhnlich, jedes Mal wenn er da reinlief, erschlug die Stadt ihn mit ihren Eindrücken, und er kam selten sonderlich weit. Er bezweifelte, dass die Zeit, die sie noch hier in Italia verbringen würden, reichen würde, um Rom auch nur halbwegs kennen zu lernen... aber Ostia war ein anderes Blatt. Kleiner war es, nicht ganz so chaotisch, man fand sich besser zurecht, wie er durchaus erleichtert feststellte... und trotzdem hatte auch diese Stadt eine Atmosphäre von... was war das eigentlich? Von... Weltgewandtheit, vielleicht. Es fehlte der Hauch der Provinz... wie in Rom waren auch hier so viele unterschiedliche Menschen unterwegs, aus allen möglichen Provinzen, er sah unterschiedliche Hautfarben, hörte die merkwürdigsten Laute aus Mündern kommen, und auf dem Markt, zu dem es ihn zuerst gezogen hatte, gab es die verschiedensten Waren zu kaufen, darunter so einige Dinge, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Roms Tor zur Welt... als er einen seiner Leute das über Ostia hatte sagen hören, hatte er sich ja noch gedacht, dass man es auch übertreiben konnte, aber jetzt, wo er hier war, stellte er fest, dass da wohl doch was dran sein musste.
Er ließ sich ein wenig treiben, sah sich mal hier die Auslage eines Stands genauer an und stand dann mal dort eine ganze Zeit lang rum, um einfach nur die Leute zu betrachten, bevor er wieder weiter ging... bis er plötzlich etwas sah, was seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Da war eine junge Frau – Mädchen traf es eigentlich fast besser noch –, an einem Stand mit Schmuck. Jung, und vor allem: hübsch. Er konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal mit so einer ins Gespräch gekommen war... fühlte sich wie eine Ewigkeit an, seit sie Mogontiacum verlassen hatten, und seitdem hatte es keine Gelegenheit mehr gegeben, was Frauen betraf – die Huren, die den Tross begleitet hatten, zählte er definitiv nicht dazu, das war etwas völlig anderes.
Und die Kleine hier war noch mal deutlich mehr, die hätte so oder so seine Aufmerksamkeit erregt, weil sie einfach... Klasse hatte, fand er. Er blieb also, wo er war, beschäftigte sich mit irgendwelchen Spielereien an einem anderen Stand und behielt doch das Mädchen im Blick, lauschte mit halbem Ohr, auch wenn er nicht alles richtig verstand. Genug allerdings, um zu begreifen dass sie handelte, und das gar nicht mal so schlecht... nur um dann doch den vollen Preis zu bezahlen. Und das gerade als er sich überlegt hatte, aufzutauchen, bevor sie zahlen konnte, und das zu übernehmen. Das überraschte nicht nur den Händler, sondern auch ihn, hätte wohl jeden überrascht, und wo ihn bis jetzt nur das hübsche Gesicht gereizt hatte, war er nun wirklich neugierig... Hadamar verließ den Stand, an dem er gewesen war, holte auf zu der jungen Frau und räusperte sich erst mal, damit sie nicht erschrak, nur um dann mit der Tür ins Haus zu fallen: „Entschuldige... warum hast du das gerade gemacht?“ -
Vor der Zelle des Iulius angekommen, blieb Hadamar stehen und nahm Haltung an. „Benötigst du noch meine weitere Unterstützung, Praefectus?“
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Hadamar grinste unwillkürlich, als er die letzten Gesprächsfetzen mitbekam, unterdrückte das aber ziemlich schnell wieder. „Ja...“, machte er nur und fügte ein: „Danke, Soldat“, an, als sie problemlos durchgewinkt wurden. Er begleitete den Praefectus Castrorum ins Innere der Castra, fragte sich durch zu der Zelle des Iulius, bis sie schließlich bei dieser ankamen.
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Rom war inzwischen eingenommen und sicher in ihrer Hand... und dennoch lagerten sie nun schon seit Tagen hier. Sie warteten auf den Cornelius, darauf dass er hier auftauchte und dieser Krieg endlich ein für allemal beendet wurde, richtig beendet, hieß das. Mit Belagerung und allem, so dass sie nach Hause konnten. Hadamar fand das Leben im Lager reichlich eintönig... und gleichzeitig anstrengend, weil die Bilder des Kriegs auf ihn einstürmten. Er bekam sie nur schwer aus seinem Kopf, jetzt, wo es nur noch wenig Ablenkung gab... und er tat alles mögliche, um zu verhindern dass sie über ihm hereinbrachen. Tagsüber gelang das auch wenigstens halbwegs, denn obwohl weniger zu tun war als in den ganzen letzten Wochen, gab es doch für ihn als Optio des Primus Pilus dann doch immer irgendwas zu tun, irgendwas, womit er sich ablenken konnte, und wenn er zum gefühlt hundertsten Mal irgendwelche Listen durchging. Er stürzte sich regelrecht in Arbeit und ackerte. Und wenn er das nicht tat... stürzte er sich eben in Alkohol, Glücksspiele, Weiber. Das Problem war nur, wie ihm der Scriba der seiner Centurie irgendwann mal verklickerte, dass er vor seinen Männern nicht so aufführen sollte. Ab und zu mal einen zu bechern mit ihnen – das war in Ordnung. Das regelmäßig zu tun – ganz sicher nicht. Als Optio war er eine Respektsperson, und gerade er, meinte der Scriba, hatte lange und hart darum kämpfen müssen, bis die Männer ihn auch wirklich respektiert hatten... und jetzt, wo er endlich so weit war, wäre es einfach nur dumm ihn zu verspielen, indem er sich zu häufig auf unangemessene Weise mit denen verbrüderte, die ihm untergeben waren. Und Hadamar musste zugeben, dass der Kerl Recht hatte... was ihn erneut vor das Problem stellte, was er abends mit seiner Zeit anfangen sollte. Also arbeitete er zunehmend auch abends... und schloss sich im Übrigen mit anderen Optiones zusammen, mit denen er ab und zu mal einen saufen konnte. Immer häufiger allerdings hatte er die Nase voll davon einfach nur im Lager zu bleiben... und als er eines Abends Ausgang bekam, fackelte er nicht lange, sondern beschloss sich irgendwo in Rom die Kante zu geben. Mit langen Schritten zog er durchs Lager, allein, weil keiner der anderen Optiones Ausgang hatte – in Mogontiacum war es etwas anderes, hier bekamen sie in der Regel nicht gleichzeitig Ausgang –, als ihm jemand auffiel, den er kannte. „Centurio...“ grüßte er mit Haltung. Centurio. Der konnte wahrscheinlich selbst entscheiden, ob er ging oder nicht. Und Hadamar wollte eigentlich nicht alleine um die Häuser ziehen... und außerdem kannte er sich in Rom kaum aus. „Schon was vor heute Abend?“
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Original von Titus Duccius Vala
http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/16.jpg
"Naaa.. nicht wirklich.", brummte der Anführer der Wache, während ein anderer in die Wachstube eilte um der Eskorte ein wenig Brot, Käse und Posca zu reichen, "Wir stehen uns hier die Füße in den Bauch... oder schlagen uns miteinander in den Häusern da drüben, zur Übung für den Ernstfall...", ein schiefes Grinsen zeigte, dass dem Mann zwei Schneidezähne fehlten, "..aber bei uns glaubt schon kaum einer an den Ernstfall. Die Tore bleiben zu, wir bleiben draußen... und irgendwann belagern wir eine Stadt von Wiedergängern, ich sag's dir."
"Darüber macht man keine Witze, Marcellus.", nörgelte einer der anderen Wachen.
"Jetzt mach dir nicht in die Tunika, bis da drinnen alle dran glauben und wieder aufstehen wird es noch ne ganze Weile hin sein. Und wenn, werden sie sich dich zuerst packen!", lachte der Anführer und nahm selbst einen Schluck Posca.
"Halt's Maul, verdammt nochmal... das ist nicht witzig... Wiedergänger haben sich einen Vetter von einem Typen den ich mal kannte geschnappt.", brachte der andere hervor, der alles andere als amüsiert dreinschaute.
"Oh mann.. und mit sowas muss ich hier Wache halten. Du siehst, Duccius, das einzige was uns hier gefährlich werden kann sind Männer, die nicht wissen wohin mit ihren Gedanken.", brummte der Anführer mit einem nunmehr grimmigen Seitenblick auf den Angsthasen, "Es wird Zeit, dass sich was tut. Und wir alle wollen einfach nur noch wieder nach Hause. Auch wenn ich mich an das Wetter hier gewöhnen könnte."Hadamar blieb noch ein bisschen und unterhielt sich mit den Soldaten – seinen und denen der VIII –, aber er verabschiedete sich bald. Der Iulius hatte ihm Kohle dafür gegeben, dass er seinen Verwandten herschaffte, und so viel Anstand hatte Hadamar dann doch, dass er das eher früher als später erledigte... zumal er auch sonst noch genug zu tun hatte.
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Es dauerte eine ganze Weile... schon allein weil der Weg nicht ohne war, aber schließlich tauchte Hadamar zum zweiten Mal vor der Porta der Castra Praetoria auf – diesmal mit dem Praefectus Castrorum der I im Schlepptau. „Salve, Kamerad. Der Praefectus Castrorum der Prima wünscht mit einem der Gefangenen zu reden, die ich vorhin hergebracht habe.“
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Original von Marcus Iulius Licinus
Licinus sah für einen Augenblick consterniert in die Luft und hätte fast angehalten, was sich in einem kleinen Stolperschritt bemerkbar machte.Schwachsinn, schalt er sich, während er weiter ging und brummte:
"Natürlich, Sextus Aurelius Lupus, der Verwandte unsere legatus." Sein Fehler, den er auf die lange beinahebewusstlosigkeit im Nachklang seiner Verwundung zurückführte - früher hatte er nie einen Namen vergessen - rief ihm genau jene wieder zurück ins Gedächtnis. Noch immer hatte er die Befürchtung mehr vergessen zu haben, als er erfahren hatte. Unbewusst griff er an die Torques, von der er nie hatte sagen können wie genau er sie verdient hatte. Als er seine Bewegung bemerkte, riss er seine Hand herunter und folgte dem optio den Rest des Weges schweigend.Hadamar nickte, auch wenn er nicht wirklich wusste, ob der Tribun der II mit dem Legat der I verwandt war. Konnte gut sein. Hatte sogar Tratsch darüber gegeben in der Secunda, wenn er sich nicht irrte... aber getratscht wurde viel in der Legion, und nicht alles entsprach der Wahrheit. Er musterte den Praefectus kurz von der Seite und bemerkte die Bewegung, mit der dieser nach der Torques griff... so ein Ding hatte er auch bekommen, erinnerte Hadamar sich flüchtig. Aber er kommentierte weder die Bewegung noch sagte er sonst etwas – der Praefectus schwieg, und es wäre an ihm gewesen, als deutlich Höherrangigem, das Gespräch am Laufen zu halten, wenn er denn Interesse daran gehabt hätte. Hadamar schwieg also ebenfalls und führte den Praefectus aus dem Lager hinaus hin zur Castra Praetoria.
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Im ersten Moment wollte Hadamar wieder etwas zurückgeben, aber als Sönke versuchte aufzustehen und das nur darin endete, dass er wieder im Matsch landete, musste er einfach nur lachen, und noch mehr, als Sönke anfing zu schimpfen. „Dann friss es neda...“ grinste er schließlich nur. Es gab Momente, da war es schwer auszuhalten mit einem Besoffenen, wenn man selbst nüchtern war... und es gab Momente, in denen es einfach nur saukomisch war.
Gleich darauf grinste er noch mehr, diesmal ein wenig selbstgefällig. Er hatte darauf gebaut, dass der Kommentar über weibliche Gesellschaft funktionieren würde, und tatsächlich schien der Gedanke Sönke vom Trübsal blasen abzulenken. „Na freili, des is dead a af moana listn stengan. Ois Heidn vo Vicetia un Erobara vo Rom kriang ma da sicha an guadn Preis... un a no bessare Auswoi. Nua dass du neda übanimmst...“ frotzelte er.
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Hadamar nickte nur kurz auf die Antwort hin, aber anstatt selbst etwas zu sagen, wandte er sich zunächst um und verteilte ein paar Befehle – übergab das momentane Kommando über die Centurie an einen der Veteranen, so lange er fort war, stellte zwei Leute ab, die mitkommen würden, und schickte zuletzt den Artorius wieder zurück zu seiner eigenen Einheit – nicht dass der dort noch vermisst wurde. Danach, nun wieder an die Schwarzröcke gewandt: „Dann wollen wir mal, Praefectus. Centurio.“ Er ging einfach mal davon aus, dass letzterer ebenfalls mitkommen würde... auch wenn er ihn lieber bei seinen Männern gewusst hätte, damit die einen Führer im Palast hatten – egal ob das nun mit der Verhandlung was wurde oder nicht –, aber der Mann hatte einen höheren Rang inne als er... was es schwierig machte, ihm Anweisungen erteilen zu wollen. Es machte es überhaupt schwierig, in dieser Situation zu agieren, weil er die beiden Prätorianer im Grunde immer bitten musste, anstatt einfach zu befehlen, und im Moment nervte ihn das tierisch, auch wenn er versuchte sich das nicht anmerken zu lassen.
Wenigstens eine Sache war allerdings klar: der Praefectus würde mit zum Tor kommen. War immerhin Anweisung des Feldherrn... also wartete Hadamar nicht großartig auf Rückmeldung, sondern lief einfach los, davon ausgehend, dass die Schwarzröcke ihm folgen würden, und dahinter die beiden Soldaten von ihm, bis er beim Haupttor angekommen war und Meldung machte beim ranghöchsten Offizier dort: „Optio Duccius Ferox, Secunda. Der Princeps Praetorii“, Hadamar wies mit einer leichten Kopfbewegung zu dem Mann hin, „soll auf Befehl des Legatus Flaminius einen Verhandlungsversuch starten.“ Und machte dann einen Schritt zurück, um dem Prätorianerprinceps die Bühne zu überlassen. -
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Original von Marcus Iulius Licinus
Unten angekommen übernahm dann der optio die Führugn und bestätigte gleichzeitig Licinus Theroie, dass die beste Methode einen Mann zum Reden zu bringen das eigene Schweigen war.
"Der tribunus Laticlavius", sagte er gedehnt darüber nachdenkend, was er nun machen wollte. Naja, was er wollte war klar: Herausfinden, ob der Mann, der sich für den jungen Dives ausgab, auch tatsächlich dieser war und nicht irgendein Hochstabler. Er hoffte, dass ihm etwas einfallen würde, bis er dort war, und versuchte weiterhin sich das Gesicht des Vaters des jungen Mannes in den Kopf zu rufen.
"er ist ein Tiberier, nicht wahr? Tiberius Lupus."Hadamar nickte, sagte aber nichts, weil das die langgezogene Wiederholung des Titels irgendwie nicht so wirkte, als ob da eine Frage dahinter steckte. Erst als der Praefectus den falschen Namen sagte, machte er wieder den Mund auf. „Aurelius“, korrigierte er. „Der Tribunus laticlavius der Secunda ist ein Aurelius, Praefectus. Sextus Aurelius Lupus ist sein Name, um genau zu sein.“
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Original von Gaius Artorius Regulus
Wieder ging es quer durch die Ansammlung von Legionären, die sich hier gesammelt hatten, Schritt für Schritt kam er dem Optio wieder näher. Etwas außer Atem, weil er sich ja wirklich stark beeilt hatte, musste er erst einmal kurz duchschnaufen, bevor er sich an Ferox wandte: "Optio! Optio! Ich habe Meldung von Flaminius Clio persönlich: Der Praefectus Praetorii soll mit den Männern sprechen da drinnen sprechen und ihnen sagen, dass sie den Usurpator ausliefern sollen oder mit ihm untergehen werden. Nur so können sie sich retten. Keine großen Verhandlungen! Achja, und er hat dafür genau eine Stunde Zeit!" Obwohl der Praetorianer direkt daneben stand, wandte sich Regulus nur an Ferrox. Schließlich hatte er ja nur von diesem den Auftrag erteilt bekommen.Hadamar kritzelte weiter, während der Praefectus nun erzählte und der Centurio sich zurückhielt, trug auch die Informationen ein, die nicht den Bereich betrafen, die seine Centurie abdecken würde – sicher war besser.
Erst am Schluss sah er auf, sah das schiefe Grinsen – und erwiderte es diesmal sogar, auch wenn es bei ihm nicht nur schief, sondern auch grimmig wirkte. „Das ist uns auch bekannt, Praefectus... aber wir sind mehr.“Bevor er noch mehr sagen konnte, tauchte allerdings der Legionär wieder auf, den er vorhin weggeschickt hatte, und machte Meldung. Hadamar nickte dem Legionär kurz zu und wandte sich an die beiden Prätorianer. „Meine Herren, ihr habt es gehört. Praefectus, wenn du mich zum Haupttor begleitest? Oder würdest du eine andere Stelle vorschlagen, an der du besser Kontakt aufnehmen kannst mit denen im Inneren vom Palast?“
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Einen Moment lang schwieg der Praefectus nur und sah Hadamar an, und der fragte sich kurz, ob er vielleicht was falsches gesagt hatte... schob den Gedanken dann aber weg, weil der irgendwie abstrus erschien. Was hätte auch falsch sein sollen an dem, was er gesagt hatte?
Als der Mann dann doch anfing zu reden, hatte Hadamar auch den Beweis dafür, dass da nix Falsches gewesen war. Hatte er wohl aus irgendeinem anderen Grund sich erst mal ein bisschen Zeit genommen, ihn anzusehen. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte war, dass er ihn hinbringen sollte... Hadamar behielt seinen Gesichtsausdruck sorgfältig unter Kontrolle, aber am liebsten hätte er die Augen verdreht. Noch mal den ganzen Weg zur Castra zurück laufen? Na super! Was für ein Aufwand für diesen Sack von Duumvir, von der Zeit gar nicht zu reden, die ihm dadurch durch die Lappen ging. Er hätte dem Kerl definitiv mehr Kohle abknöpfen sollen dafür! Umso mehr, da Hadamar solche Laufarbeiten in letzter Zeit kaum noch gewohnt war – dadurch, dass sein eigener Primus Pilus sich die meiste Zeit um den kranken Legaten kümmerte, ihn auf dem Laufenden hielt und den Stab koordinierte, und entsprechend in seiner Centurie mit Abwesenheit glänzte, gab es da nur noch selten jemanden, für den er so was wirklich erledigen musste... Hadamar ließ inzwischen laufen, anstatt das selbst zu tun.Aber die Worte des Praefectus waren klar, und sie waren keine Bitte gewesen, sondern ein Befehl. Andere Einheit hin oder her, dem widersetzte man sich nicht. Hadamar salutierte also nur zackig. „Zu Befehl, Praefectus.“ Und verlor dann doch die Kontrolle über seine Miene, aber aus einem völlig anderen Grund. Als er den Praefectus seine Scribae so anbellen hörte, flog ohne sein Zutun ein breites Schmunzeln über sein Gesicht. Das kannte er ja so gut... wenn auch freilich aus der mittleren Position, wo er sowohl nach unten schnauzte als auch von oben angeschnauzt wurde, irgendwas rechtzeitig zu erledigen.
Beim Hinausgehen war der Praefectus noch vor ihm, und da fiel Hadamar zum ersten Mal auf, dass der Mann seinen Arm irgendwie auf eine... nicht ganz so natürlich wirkende Art an seinen Körper presste... und er fragte sich unwillkürlich, was der Mann bei Vicetia abgekriegt hatte. Aber er verkniff sich auch danach die Frage, überholte ihn stattdessen, sobald er die Gelegenheit dazu hatte, und begann nun wieder denselben Weg durchs Lager einzuschlagen, den er schon zuvor genommen hatte. „Hier entlang, Praefectus...“, wies er die Richtung. „Der Duumvir wurde auf Befehl des Tribunus laticlavius der Secunda festgesetzt“, begann er dann unaufgefordert, eins der eventuell wichtigen Details zu berichten. Hadamar hatte schon immer ein bisschen Schwierigkeiten gehabt, seinen Mund zu halten... als Tiro und Legionär hatte er da zwar einiges gelernt, aber seit er Optio war, mit einem Centurio, der fast nie anwesend war, hatte sich wieder mehr von seiner früheren Art eingeschliffen – und wenn der Primus Pilus Zeit für ihn hatte, erwartete er zudem in aller Regel, dass Hadamar noch schneller und punktgenauer berichtete als sowieso schon immer... um nur ja keine Zeit zu vergeuden. Weswegen Hadamar inzwischen häufig einfach loslegte, wenn er dann mal bei ihm war.