Beiträge von Lucius Duccius Ferox

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    Original von Aulus Iunius Seneca
    "Na das hoffe ich zumindest.", entgegnete Seneca noch einmal flapsig, bevor er zum Ernst der Lage zurückkehrte, immerhin hatte der Unteroffizier scheinbar eine Aufgabe zu erfüllen, also konzentrierte er sich auf die Fragen die ihm der Mann stellte..
    "Der Dicke ja..", Seneca dachte kurz nach, vielleicht kannte der Bursche den Kaiser ja gar nicht, nicht einmal von einer Skizze oder einer Statue, immerhin war er ja nicht wirklich lang am Drücker gewesen, "Salinator. Er isst scheinbar recht gerne, und oft. Und dann versteckt er seine Wampe immer unter einem Brustpanzer auf welchem Muskeln abgezeichnet sind. Es ist zum todlachen.", sagte Seneca recht sachlich, auch wenn der Anblick so manchem Prätorianer eine zuckende Lippe einbrachte, bei dem verzweifelten Versuch, nicht zu lachen wenn er sich durch den Palast schob.
    "Viel mehr weiß ich nicht. Der Helvetier ist wohl auf der anderen Seite der Brücke, und noch eine Centurie. Der Rest ist hier auf dem Marsfeld, oder auf der Brücke. Mehr wurde mir auch nicht mitgeteilt."


    Hadamars Stirn runzelte sich, als er der Erzählung des Centurios über den Dicken, der sich als der Kaiser der Gegenseite entpuppte, zuhörte. Er schwieg zunächst, ritzte die weiteren Informationen in die Tafel ein und stellte mit einem unterdrückten Seufzen fest, dass er hier noch weiter würde rumlaufen müssen, weil so viel ich weiß Angaben nicht gerade das waren, was der Primus Pilus hören wollte. Zur Not musste er alle irgendwie ablaufen... aber bevor er das tat, ging er lieber wieder zurück und schickte doch noch einen seiner Leute, der dann die Laufarbeit erledigen konnte.


    Anschließend ließ er die Tafel wieder sinken und musterte den Centurio. „Wenn dieser... Dicke. Salinator. Wenn der so lächerlich ist, warum habt ihr dann für ihn gekämpft?“ fragte er offen heraus, was er dachte. Klar bestand die Gefahr, dass er eine unsichtbare Grenze überschritt, dass er jetzt eins auf den Deckel bekam... aber er wollte das wissen. Er machte eine vage Geste mit einer Hand in die Richtung, in der das Nervenzentrum ihrer Belagerung zu finden war. „Ich mein, man muss die Oberen net mögen, wenn man sie denn überhaupt gut genug kennt dafür... aber man sollte Respekt vor ihnen haben können, find ich. Der Romkaiser klingt nicht so, als man das vor ihm haben kann.“

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    Original von Marcus Iulius Dives
    Tatsächlich schien der Optio einem kleinen Geschäft nicht unbedingt abgeneigt zu sein. Zumindest ging er erst einmal auf das Angebot ein, statt es sofort kategorisch auszuschließen. In diesem Punkt waren Militärs und Politiker und Verwalter wohl gar nicht mal so verschieden...
    "Nun, erst der Aufwand meinen Großonkel in einer anderen Legion zu finden... und dann der Aufwand ihm anschließend die Nachricht von meiner Festsetzung hier zu überbringen... Dafür sollten zwei Goldstücke eine gute Entschädigung sein, oder?", bot Dives an, bevor er anschließend kurz überlegte, wie viel ein Optio hier derzeit überhaupt so verdienen mochte. Immerhin waren die Truppen aus den Germaniae wie lange hierher unterwegs gewesen und hatten bezahlt werden müssen? Andererseits natürlich war wohl davon auszugehen, dass die Kassen dieses riesigen Heeres hier und dort durch diverse Plünderungen auch aufgebessert worden waren, sodass für den iulischen Duumvir unterm Strich unklar blieb, ob die Soldaten aktuell mehr als oder weniger als oder genau ihren Standardsold erhielten...


    Hadamar musterte den Mann ein bisschen schräg von der Seite. Zwei Goldstücke klangen gut, selbst mit der Beute aus der Plünderung, die er abgesahnt hatte. Aber er war sich nicht ganz so sicher, ob der Mann sich das überhaupt leisten konnte. Ganz so wirkte er jedenfalls nicht... andererseits: so lang es nichts gab, brauchte er auch nichts zu tun, insofern konnte er das Spielchen ruhig ein bisschen weiter treiben. „Mh, du darfst nicht vergessen, dass meine Leute die uns begleiten auch was dazu beitragen müssen... sicher deutlich weniger, aber trotzdem sollten sie nicht leer ausgehen dafür...“

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    Original von Lucius Helvetius Corvinus



    Hadamars Grinsen wurde breit, als Corvinus zu erzählen begann, und natürlich hörte er damit nicht auf, als der Kumpel ihn aufforderte, sondern es wurde nur noch breiter. „Du dreckiger Glückspilz, ey, mir is keine über den Weg gelaufen... also, Lupae zur Genüge, aber keine die's mit deiner offenbar aufnehmen kann...“ Der Beschreibung nach jedenfalls. Wer wusste schon, ob die wirklich so scharf ausgesehen hatte, aber Hadamar stellte das nicht wirklich in Frage. „Klar“, kommentierte er dann und reichte den zweiten Schlauch rüber, den er bereits angebrochen hatte. „Na los, erzähl weiter... was lief?“

    „Und da hätt ich gedacht, spätestens als Centurio wär die Sache mit den Latrinen endgültig so rum, dass man das nur noch befiehlt...“ grinste Hadamar zurück – und dachte flüchtig wieder mal daran, dass er Alrik noch eine Antwort schuldig war. Er... als Centurio... konnte er sich immer noch nicht so ganz vorstellen.


    „Mh... in Ordnung.“ Hadamar klopfte suchend eine Stelle an seinem Oberkörper ab und zog dann eine Tafel hervor, die er vorher zwischen Rüstung und Tunika verstaut gehabt hatte. „Der Dicke?“ fragte er neugierig nach, während er einritzte, was er gerade gehört hatte. „Weißt du noch mehr? Wer steht wo, wer ist hier im Lager, wer steht als Reserve bereit...“ Erst als er das letzte ausgesprochen hatte, fiel ihm auf, dass das vielleicht das Klügste war jemanden zu fragen, der wohl mit ziemlicher Sicherheit nicht einmal als Reserve eingeteilt werden würde... sondern dazu verdammt war, hier im Lager zu bleiben. Umso mehr, da seine Einheit offenbar kaum oder gar nicht auseinander gerissen und verteilt worden war.

    Hadamars Augenbrauen zuckten amüsiert nach oben. „Die nächste Latrine? Tatsächlich?“ Jetzt musste er ernsthaft grinsen. „Die Wegbeschreibung ist einfach, die kannst du auch von mir kriegen – immer der Nase nach.“ Er lockerte seine Haltung, als der Centurio es erlaubte, und beschloss einfach mal zu sehen, wo das Gespräch hinführte... hatte er schon lang nicht mehr gemacht, einfach mit irgendwelchen Soldaten gequatscht, obwohl er das in Mogontiacum regelmäßig gemacht hatte... „Eigentlich suche ich nach dem Centurio der IV., Helvetius Corvinus, nur von der IV kann ich hier niemanden sehen...“ Hadamar zuckte die Achseln und erklärte dann kurz sein Anliegen. „Ich bin Optio der I. Centurie, I. Cohorte. Der Primus Pilus braucht einen aktuellen Stand, welche Einheiten was übernommen haben. Kannst du mir was über die II. Cohorte erzählen?“

    Sie setzten sich in Bewegung, mit Hadamar an der Spitze, der sie durch das Lager hindurch schleuste, danach erst einer der Duumvirn mit zwei Männern links und rechts neben ihm, danach der zweite, in derselben Weise flankiert. Hadamar verzichtete darauf, die beiden zu fesseln – sie befanden sich hier mitten in ihrem Lager, sollten die tatsächlich so idiotisch sein weglaufen zu wollen, würden sie nicht weit kommen. Und bei zwei Verwaltungshanseln waren vier, ihn selbst mitgerechnet fünf Mann eigentlich schon zu viel. Entsprechend war Hadamar zwar aufmerksam, machte sich aber nicht groß Gedanken. Erst als einer der Männer ihn ansprach, während sie gingen, wandte Hadamar sich leicht um – und gab dann den beiden Soldaten einen Wink, dass sie sich ein bisschen zurückfallen lassen sollten, während er seinen Schritt verlangsamte bis er auf Höhe mit dem Mann war. „Über deinen... Aufenthalt.“ Aufenthalt war eine lustige Umschreibung dafür, dass er gerade gefangen genommen worden war. Andererseits: er war ja bisher auch nur als Gast bezeichnet worden... egal. Interessanter war ohnehin was anderes: „Naja, der ist in ner anderen Legion, muss ich erst mal sehen ob ich den find... An was hattest du denn dabei gedacht als Entschädigung?“

    Was dann kam, überraschte Hadamar dann doch – und ärgerte ihn ein wenig. Eigentlich hätte er es sich ja denken können, dass ein einfacher Soldat nicht so mit einem Optio sprach, schon gar kein Überläufer. Centurio also... und er hatte ihm schon den Rat geben wollen, dass er besser aufpassen sollte, wem er sich so flapsig gegenüber verhielt, weil es so einige Optiones gab, die da mit Sicherheit anders reagiert hätten. Wär ein wenig peinlich geworden, das Ganze.
    Hadamars erste sichtbare Reaktion auf die Worte des Centurios war erst mal, dass er salutierte, und der Wechsel von lockerer Pose in Habachtstellung vollzog sich dabei fließend. Centurio war Centurio, egal ob übergelaufen oder nicht, auch wenn Hadamar es ein wenig ärgerte, dass er vor einem Verlierer der Schlacht jetzt salutieren musste. „Optio Lucius Duccius Ferox“, antwortete er und musterte den Mann ein weiteres Mal. Schien immer noch recht locker drauf zu sein. Hadamar war sich trotzdem unschlüssig, wie er jetzt weiter vorgehen sollte – sicheres Terrain wäre, einfach im formalen Ton zu bleiben... aber sicheres Terrain war nicht unbedingt seins. „Und wenn mir die Bemerkung gestattet ist: ich bin nicht dein Optio. Gewissermaßen.“ Er grinste erneut, flüchtig, während er zugleich noch in derselben strammen Stellung blieb. „Ich wüssts, wär ich zu den Prätorianern berufen worden.“

    Statt einer Antwort kriegte er eine Gegenfrage. Hadamar musste zugeben, dass er damit nicht unbedingt gerechnet hätte... auch nicht im Spaß. Nicht von einem Soldaten, der ihn nicht kannte, und schon gar nicht von einem, der zu den Überläufern gehörte. Man sollte doch eigentlich meinen, dass gerade die im Augenblick nix tun würden, was negativ auffallen könnte – mal abgesehen davon, dass die Hierarchie in der Legion so was wie der hier brachte eigentlich eh nicht vorsah, wenn man sich nicht gerade kannte.
    Für einen Augenblick musterte Hadamar den Kerl nur von oben bis unten... bevor er innerlich mit den Achseln zuckte. War am Ende nicht seine Einheit, und damit nicht sein Problem, warum sich also selbst Stress machen? Davon abgesehen wirkte er nicht so, als ob er auf Krawall aus war... sondern als ob er einen Scherz machte. „Wüsste nicht, was dich das interessieren könnt“, antwortete er daher nur schließlich mit einem Achselzucken und grinste dann flüchtig, wenn auch auf eine Art, die nicht so recht zeigte, wie es gemeint war. „Redst du immer so mit einem Optio?“

    Es war am zweiten Nachmittag der Belagerung, als Hadamar – mal wieder – durch das Lager strich, um – mal wieder – für den Primus Pilus die Lage der Legion zu erfassen. Er hatte Milites in die eigene und zu den anderen Cohorten geschickt, um da die Informationen zu sammeln, aber zur zweiten ging er selbst... vielleicht hatte Corvinus ja ein bisschen Zeit und sie konnten ein bisschen abhängen, bevor sie beide wieder weiter machen mussten. Also streifte er durch den Teil des Lagers auf dem Marsfeld, der der zweiten Cohorte zugewiesen war, und hielt Ausschau nach der vierten Centurie. Da das seine alte war, kannte er die meisten noch mehr oder weniger... aber die vierte war nicht aufzutreiben. Er sah keinen, den er Corvinus' Einheit hätte zuordnen können... was dann wohl leider hieß, dass er sich an wen anders würde wenden müssen. Hadamar knurrte leise und versuchte, den Ärger darüber zu unterdrücken, dass er dann doch auch hierher einfach jemanden hätte schicken können, anstatt das selbst zu erledigen, aber jetzt wo er schon mal da war, wäre es auch bescheuert gewesen, einfach unverrichteter Dinge wieder zu gehen. Er ging noch ein Stück im Lager herum, warf einen weiteren Blick in die Runde... und nach ein paar weiteren Schritten fiel ihm plötzlich der Teil des Lagers auf, in dem sich ein paar Schwarzröcke herumtrieben. Hadamar runzelte flüchtig die Stirn. Sie hatten so einige Gefangene gemacht, und nicht wenige von denen waren übergelaufen, um ihren Hals zu retten... aber es gab nur eine Sorte von denen, die schwarz gekleidet waren – und die deshalb in der Legion auffielen wie ein bunter Hund. Das Ding mit den Überläufern war: in der Regel erkannte man sie nicht mehr, nachdem sie sich erst eingefügt hatten, jedenfalls nicht über die jeweiligen Einheiten hinaus. Mit denen hier war das anders. Jeder wusste, wer sie waren, und jeder wusste vor allem, dass sie Überläufer waren, sah man ja auf den ersten Blick.
    In die erste Cohorte hatten sie keine Überläufer gesteckt, und Hadamar selbst hatte auch sonst noch keinen von denen gesehen... und beschloss, als er die Schwarzröcke sah, das jetzt zu ändern. Er trat an einen heran und fragte: „Wo ist dein Centurio, Miles?“

    Hadamar war regungslos stramm stehen geblieben, nachdem vom Tribun nichts kam, was er auch nur ansatzweise so hätte deuten können, dass er entlassen war. Ohne mit einer Wimper zu zucken, stand er am Eingang des Zelts und hörte sich den Wortwechsel an – und selbst als dieser ein Ende fand, das er nicht erwartet hätte, war ihm außer einem überraschten Aufblitzen in den Augen nichts anzumerken. Er salutierte nur erneut mit einem „Zu Befehl, Tribun“ und wandte sich dann an die Duumvirn, von denen einer noch etwas sagte. Widerstandslos. In Hadamars Gesicht zuckte es kurz, und er war fast ein bisschen enttäuscht, dass es offenbar ziemlich langweilig über die Bühne gehen würde... keine Schläge zu verteilen, nichts. Man konnte wohl nicht alles haben... Er machte eine einladende Handbewegung zum Zelt hinaus. „Wenn ich die Herren bitten dürfte...“
    Dicht hinter den beiden Männern – so dicht, dass es vermutlich schon unangenehm nah sein dürfte – verließ Hadamar das Zelt und brüllte dann erst mal: „Turius!“ Als der Soldat angelaufen kam, gab Hadamar seinen Leuten einen Wink. „Milites, die beiden hier werden für einige Zeit unsere Gäste sein. Wir“, dabei machte er eine Handbewegung, die neben den drei, die mit ihm mitgekommen waren, noch Turius einschloss, „begleiten sie zu ihren neuen Quartieren.“ Die vier Soldaten rahmten je zwei und zwei die Duumvirn ein, und Hadamar begann, loszugehen.

    Corvinus schien ordentlich was gebechert zu haben... als Hadamar den Schlauch erneut in den Händen hielt, spürte er auch, wie leicht er geworden war. Dazu kam wahrscheinlich, dass Corvinus einfach nicht auf der Höhe war und da wohl etwas weniger als sonst vertrug, vermutete er. „Pass trotzdem einfach auf“, brummte er nur zurück und kippte sich dann selbst wieder was von dem Wein in den Rachen. „Du bist auch so'n Vollpfosten, oder? Der Boden bewegt sich kein Stück“, lachte er dann. „Setz dich lieber, bevor du dir noch weh tust... noch mehr als eh schon, heißt das.“ Er grinste gutmütig und warf Corvinus dann den Weinschlauch rüber. „Trink aus. Hab hier noch nen zweiten.“ Mit eben jenem wedelte Hadamar herum und entkorkte ihn dann gleich darauf, um noch einen Schluck zu trinken. „Jap. Genau das wolltest du“, bestätigte er. Genau genommen hatte Corvinus nichts davon gesagt, aber Hadamar ging einfach mal davon aus, immerhin hatte sein Kumpel das Thema ja überhaupt erst angeschnitten.

    Den zweiten Ring, den der eine Duumvir wie zufällig auch vorzeigte, als er seinen Familienring vom Finger zog, damit Hadamar ihn sich ansehen konnte, sagte dem – so ziemlich gar nix. Nochn Ring. Grandios, mit was für Klunkern die Leute hier rumliefen, würde sicherlich einiges bringen, wenn man die verkaufte... zum Tragen waren die Dinger eher unpraktisch, selbst die, die ein Römer zwangsläufig mal mitnahm, weil er sie brauchte, so wie jetzt.
    Hadamar ignorierte also den zweiten Ring, weil der ihm nichts sagte – weder bei seinem Legaten noch bei einem der senatorischen Tribuni, die er bisher kennen gelernt hatte, hatte er je einen der Ringe nah genug gesehen, um sich daran jetzt noch erinnern zu können –, reichte nur die Familienringe zurück und gab dann den Wink zum Losmarschieren. Kaum hatten sie sich in Bewegung gesetzt, fing der eine wieder zu sprechen an, und Hadamar wandte leicht den Kopf, um ihn zu mustern. „Zu unserem Tribunus laticlavius“, antwortete er knapp. Der würde dann schon irgendwas mit den beiden Kerlen anzufangen wissen... schätzte Hadamar.


    Es dauerte nicht allzu lang, bis sie das provisorische Lager erreichten, mit dem sie sich hier eingerichtet hatten – Hadamar wusste schon gar nicht mehr, das wievielte es inzwischen war, dass sie mittlerweile gebaut hatten... Er bedeutete einem seiner Leute, mit den beiden Gäulen zurückzubleiben, bevor er sie weiter führte, durch das Lager hindurch bis zum Zentrum der Belagerung auf dem Marsfeld, dort, wo auch die Führungsspitze der Secunda sich eingerichtet hatte. „Wartet hier einen Moment“, wies er die beiden Männer an, dann begab er sich zum Zelt des Aurelius, wo er erst salutierte und dann Meldung machte. „Optio Duccius Ferox, Tribun. Draußen warten zwei Männer, die behaupten Duumvirn von Ostia zu sein. Sie bieten die Hilfe ihrer Stadt an, sagen sie.“

    „Aurelia? Was für ne Aurelia?“ horchte Hadamar auf. Weib im Lager, eines mit einem Namen, hieß keine Lupa, hieß vielleicht... aber nee. Aurelia. So hieß doch auch ihr TribLat... erst mal abwarten, was Corvinus da zu erzählen hatte. Außerdem war dessen Gesundheitszustand grad dann doch etwas wichtiger: „Pass bloß auf dich auf. Damit ist net zu spaßen, wenn dir das ständig aufgeht, entzündet sich das noch.“


    Was dann passierte, damit hätte er dann allerdings weniger gerechnet. Corvinus ereiferte sich regelrecht, kaum dass Hadamar geendet hatte. „Also... mal langsam...“ Mehrfach wollte er dazwischen fahren, wollte etwas sagen, aber er kam gar nicht zum Zug, und er wünschte sich abwechselnd, nichts von seinen Zweifeln gesagt zu haben, oder sich klarer ausgedrückt zu haben, oder aber das Verständnis in Corvinus einzuprügeln, das dem offenbar fehlte... vor allem aber wünschte er sich, ganz einfach nichts gesagt zu haben. Klang jämmerlich, was er so von sich gegeben hatte, wenn er da im Nachhinein drüber nachdachte, und so wollte er gar nicht klingen. Er wollte sich auch nicht so fühlen. Und er wollte es schon gar nicht sein... aber er hatte die Befürchtung, dass es genau das sein würde, was ihm blühte, wenn er wirklich Centurio werden würde. Jämmerlich... ein jämmerlicher Centurio.
    Andererseits... Alrik hatte ihm auch schon den Kopf gewaschen, als der was von seinen Selbstzweifeln mitgekriegt hatte. Jetzt Corvinus, der noch weit deutlichere Worte fand als sein Vetter. Dazu die Art, wie er neuerdings angesehen wurde, seit der Schlacht. Vielleicht wär das doch keine so schlechte Sache. Vor der Arbeit an sich scheute er sich ja nicht, da glaubte er im Gegenteil schon ziemlich genau zu wissen, was auf ihn zukommen würde, und dass er das schaffen würde... zumal er ja dann einen Optio haben würde, auf den er das langweilige Zeug würde abwälzen können. War halt nur die Verantwortung, die man dann hatte... und der Respekt, den man sich sichern musste. Er rieb sich das Kinn und begann sich ernsthaft zu fragen, ob Corvinus... naja, vielleicht tatsächlich Recht hatte.


    Als der dann allerdings zum Ende kam, guckte Hadamar gleichermaßen irritiert wie besorgt. „Erdbeben? Wasn fürn Erdgeben?“ fragte er nach, während er sich ein wenig nach vorn beugte, bereit, Corvinus aufzufangen, sollte der plötzlich umkippen... wonach er gerade ein wenig aussah. „Alles klar?“

    Götter. Schon wieder so Römer, die so furchtbar hochgestochen quatschten. Was würde Hadamar froh sein, wenn sie endlich wieder zurück in Mogontiacum waren, wo die Leute auch Latein anständig sprachen, so, dass man sie verstand, und nicht irgendwie... möglichst verdreht und verschwurbelt.
    Dass sie nichts dabei hatten, was sie als Duumvirn ausgewiesen hätte, brachte Hadamar für einen Moment zum Stirnrunzeln. Selbst ein Tiro bekam bei der Beförderung zum Legionär eine Urkunde, schön mit Unterschrift und Siegel vom Legaten, was er – wenn er es denn dabei hatte – im Zweifel vorzeigen konnte, und ein Duumvir hatte nichts? Ziviler Sauhaufen. Und seine Mutter hatte gewollt, dass er sich so was antat... „Dann zeigt die mal her“, winkte Hadamar auf den Kommentar mit den Siegelringen hin, während er die Ohren spitzte, als der eine plötzlich von Verwandten sprach. Den Primus Pilus von der I kannte er vom Hörensagen, der Name immerhin stimmte... Allerdings sagte er nichts dazu. Er wartete nur ab, bis ihm die Ringe gezeigt wurden, betrachtete sie für einen Augenblick und machte dann einen Wink. „Ihr vier kommt mit, der Rest macht hier weiter“, meinte er zu den Milites, bevor er sich an die beiden Fremden wandte. „Dann kommt mal mit.“

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    Original von Lucius Helvetius Corvinus



    Hadamar lehnte sich grinsend etwas zurück und war kurz versucht zu fragen, wer nun den Griechen gab, als Corvinus seine Tunika lüftete um seinen Arsch zu präsentieren. Naja, die Hüfte. Die verbundene Hüfte. Als er das Blut sah, das durchsickerte, verschwand der Schalk aus seinen Augen, und er runzelte die Stirn. „Das blutet immer noch so? Seit die Schlacht rum is?“ Da waren mittlerweile ein paar Tage vergangen... und Hadamar konnte sich noch gut erinnern, als er damals den Speer im Oberschenkel stecken hatte, als er als Tiro ausgebüxt war – und wie langwierig sich der Heilungsprozess danach hingezogen hatte. Der Trottel damals im Valetudinarium hatte da auch nix nähen wollen, hatte im Gegenteil sogar gemeint, das wär nix, und prompt hatte die Wunde später angefangen sich zu entzünden und zu eitern... nein, war definitiv nicht schön gewesen, und ein paar Tage lang war es ihm ziemlich dreckig gegangen, bis das besser wurde... und es hatte noch weit länger gedauert, bis es schließlich komplett verheilt gewesen war. Und bis heute hatte er eine ziemlich hässliche Narbe auf seinem Oberschenkel. Immerhin war das, was bei Corvinus da durchnässte, rot und nicht irgendeine undefinierbare Pampe... trotzdem war das nicht gut, dass die Wunde immer noch blutete. „Hat dir das kein Trottel genäht oder was?“


    Tatsächlich ein wenig besorgt beobachtete er, wie Corvinus sich wieder hinsetzte, grinste aber dann gleich wieder. „Genau das. Mir alles überlassen. Das wär die richtige Einstellung...“ Er nahm den Schlauch wieder entgegen und trank selbst ein paar kräftige Schlucke. Vorausschauenderweise hatte er ja einen zweiten mitgenommen... und wenn das nicht reichte, mussten sie irgendwo Nachschub auftreiben. Das hieß, so wie Corvinus Hüfte aussah wohl er, während Corvinus auf ihn warten würde. Aber für einige Zeit würden die zwei, die er dabei hatte, wohl reichen.
    „Duccius Vala. TribLat der VIII. Der der den Ausfall kommandiert hat, der uns den Arsch gerettet hat...“ Zum ersten Mal in seinem Leben wollte Hadamar mit etwas angeben, was jemand aus seiner Familie gemacht hatte. Und er war tatsächlich irgendwie stolz drauf, mit Alrik verwandt zu sein. Außerdem: um klar zu machen, welchen Einfluss Alrik geltend machen konnte, musste er ja auf solche Sachen hinweisen. Auch darauf: „Der hatte eigentlich die ganze Zeit das Kommando der VIII., weil der LAPP ja anderweitig beschäftigt war. Ich denk mal genug Einfluss hätt der schon...“ Er musterte den anderen, unschlüssig, was er jetzt denken sollte. Corvinus hielt das also für eine gute Idee... und dachte, dass er auch ohne Alriks Hilfe wohl befördert werden würde. Sein Blick wanderte wieder auf den Schlauch in seinen Händen, und er trank erneut. „Fast alle Cohorten hatten Verluste. Bei der dritten ist's keiner, bei der vierten dafür auch drei... und so weiter.“ Er wusste das. Er hatte die Zahlen zusammengestellt, für den Primus Pilus, der sie an den Stab weiter gereicht hatte. Seit er Optio geworden war, wusste er mittlerweile so gut wie alles über den Zustand der Legion. „Nee, der ist putzmunter, nach wie vor. Und sonst hat die erste nur einen verloren... und einer ist erst mal außer Gefecht, aber der kommt wieder.“ Noch ein Schluck, dann reichte Hadamar den Schlauch wieder weiter. „Weißt du, ich... das klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich bin mir net so sicher, ob ich wirklich zum Centurio taug. Weißt was ich mein? Und...“ Corvinus hatte ja sogar selbst nur davon gesprochen, dass die Chancen gut standen, weil einfach viele Posten frei geworden waren – und auch unter den Optiones hatte es Verluste gegeben, also war die Konkurrenz gar nicht mal so scharf. Aber das sagte noch nichts darüber aus, ob er geeignet war, und er... er hatte ja schon so Probleme als Optio gehabt, wirklich anzukommen. Wie würde das erst als Centurio werden? Hadamar rieb sich den Nacken, während er seinen Kopf von rechts nach links und wieder nach rechts legte und die Wirbel knacken ließ. „Ich bin mir ja bis heut net so sicher, ob ich als Optio wirklich geeignet bin. Also, was den ganzen Arbeitskram angeht schon, aber... so... diese Respektsache...“

    Autsch... Corvinus schien es wirklich übel erwischt zu haben, so wie er plötzlich ein wenig sich zusammensackte, kaum dass die Zeltplane hinter ihm zugefallen war. Hadamar neigte sich ein wenig vor und klopfte ihm kurz auf die Schulter. „Klingt absolut beschissen, Alter... Dich hat's ja ordentlich erwischt. Hättst draußen bleiben sollen, als ich da rausgezogen hatte...“ Ein eher unpassendes Grinsen zuckte kurz über sein Gesicht, als es um Corvinus' Arsch ging. „Wer weiß schon wo der herkam... bei Germanen kann dir das net passieren. Kannst denn überhaupt gscheit sitzen?“
    Er trank einen weiteren tiefen Schluck und wurde etwas... nun ja... er fühlte sich etwas peinlich berührt, als Corvinus von Alwina sprach. Er kannte das nicht. Hatte keine Ahnung davon. War auch ziemlich froh, dass es so war, denn Corvinus schien es dreckig zu gehen damit. Entsprechend hatte er keinen Peil, was er darauf nun sagen sollte, schon gar nicht, was da angebracht war, damit es ihm vielleicht besser ging. Außer halt den Standardspruch: „Naja... wirst sehen, dauert nimmer lang, und wir marschieren heimwärts. Rom noch... dann geht’s zurück.“
    Noch ein Schluck, ebenso wie bei Corvinus, dann räusperte Hadamar sich. „Ich weiß net... ich...“ Er kratzte sich heftig am Ohr. „Mein Vetter hat da so was anklingen lassen. Dass er da... weiß net, nen gutes Wort für mich einlegen könnt... oder so...“ Das war mit ein Grund, warum er hier war. Weil er Corvinus' Meinung hören wollte, bevor er mit Alrik noch mal darüber sprach. Oder ob er überhaupt Alrik noch mal drauf ansprach. So lange hatte er sich dagegen gewehrt, sich von seiner Familie helfen zu lassen... wurde man nicht so leicht los, so was. Und dann waren da noch seine Selbstzweifel. Hadamar ließ die Hand von seinem malträtierten Ohr sinken und starrte erst auf den Weinschlauch, bevor er etwas zögernd zu Corvinus aufsah. „Was hältst du davon?“

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    Original von Marcus Iulius Dives



    Es war eine Abordnung der Secunda, genauer gesagt: der ersten Centurie erste Cohorte, der die beiden Duumvirn in die Hände liefen. Hadamar war mit ein paar Leuten unterwegs, um die äußeren Verteidigungslinien zu kontrollieren und Wachpunkte und -routen festzulegen, als ihnen die Männer auffielen, die sich ihnen – noch in einiger Entfernung – zu Pferd näherten. Hadamar beschloss, erst mal einfach zu bleiben wo er war und abzuwarten... sie bildeten im Moment die äußerste Linie, trotzdem hatten sie eine Legion hinter sich, und die nächsten Abordnungen waren nicht weit entfernt... und selbst vor der Schlacht von Vicetia hätte es mehr als nur ein zwei Männer zu Pferd gebraucht, die noch dazu weder einen sonderlich bewaffneten noch aggressiven Eindruck machten, um ihn zu mehr Vorsichtsmaßnahmen zu verleiten. Er verteilte lediglich mit ein paar Handbewegungen seine Soldaten, die daraufhin in einem lockeren Halbkreis ausfächerten, in den die Männer direkt hinein reiten würden, wenn sie ihren Weg beibehielten. Insgesamt blieb die Gruppe Soldaten dabei recht locker... aber es war jene Art von Lockerheit, die aussagte, dass sie – zu Recht – ziemlich wenig zu fürchten hatten hier, und nichts konnte darüber hinwegtäuschen, dass sie wachsam waren und jederzeit bereit, ihre Waffen zu ziehen und auf die Fremden loszugehen.


    Was auch immer die Männer wollten, sie schienen tatsächlich mit ihnen reden zu wollen, in jedem Fall begaben sie sich freiwillig in den Halbkreis hinein – und stiegen dann auch noch von ihren Pferden ab. Wenn etwas ihre Friedfertigkeit bewies, dann wohl das – wer auf Stunk aus war, gab nicht einfach so einen derartigen Höhenvorteil auf. Als sie allerdings den Mund aufmachten und zu sprechen anfingen, war Hadamar dann doch etwas verwundert. Duumvirn? Und da waren die beiden ganz allein unterwegs, ohne Begleitschutz, ohne eigene Waffen, in einem, nun ja, Kriegsgebiet? Hadamar war sich nicht ganz sicher, ob das nun noch unter die Kategorie Mumm fiel, oder doch nicht einfach nur pure Dummheit war. Die spinnen, die Römer... ging ihm durch den Kopf. Auch wenn er nicht ganz so genau sagen konnte, was sein Sippenoberhaupt in seiner Zeit als Duumvir von Mogontiacum alles gemacht hatte, aber eines meinte er dann doch zu wissen: ohne Begleitschutz hätte Witjon so was sicher nicht gemacht. Und auch nicht ohne sein eigenes Sax dabei zu haben.
    „Salvete, die Herren. Ich bin Lucius Duccius Ferox, Optio der Secunda“, grüßte er die beiden und stellte sich und seine Funktion in Kurzform vor. „Als Duumvirn von Ostia habt ihr sicher etwas dabei, was eure Identität bestätigt?“

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    Original von Lucius Helvetius Corvinus



    Corvinus schien wirklich einiges abbekommen zu haben, und Hadamar hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil er im Vergleich dazu einigermaßen glimpflich davon gekommen war... sicher, wenn sie wieder daheim sein würden, würde er um ein paar Narben reicher sein, die Wunden machten ihm noch zu schaffen, und er spürte die Schlacht ganz allgemein noch ein bisschen in seinen Knochen – trotzdem bot Corvinus ein deutlich schlechteres Bild als er. Hadamar war zwar blass und hatte zwar tiefe Augenringe, weil er die ganzen letzten Tage kaum geschlafen hatte – immerhin: nachdem er verhältnismäßig gut davon gekommen war, hatte er ja schuften können –, aber davon abgesehen sah man neben zwei Kratzern zumindest seinem Gesicht nichts weiter an.
    Davon, wie Corvinus aussah, ließ sich Hadamar allerdings nichts anmerken. Er hatte zu viel lädierte Soldaten gesehen in den letzten Tagen, um darauf noch großartig zu reagieren. Er ließ sich einfach nur auf den Sitzplatz fallen, den Corvinus angedeutet hatte, und reichte dem Kamerad einen der Schläuche hinüber. „Ist sogar recht guter Stoff. Aus der Plünderung.“ Er entkorkte seinen, trank einen kräftigen Schluck und streckte seine Beine aus. „Passt, so weit. Sind einige gefallen, gibt viel zu tun...“ Er deutete ein Achselzucken an. „Was ist mit dir?“

    „Des mechat i seng, wia'sd des vasuachst...“ Hadamar nahm den Weinschlauch, der ihm entgegen gereckt wurde, und trank erst mal einen großen Schluck. Sönke schien schon einiges gebechert zu haben... und ziemlich fertig zu sein. Also, so RICHTIG fertig. Als er erneut im Dreck landete, zuckte Hadamars Arm kurz nach oben, in dem Versuch, sich von den Dreckspritzern abzuschirmen, aber sein Grinsen blieb unverändert auf seinem Gesicht. „Bist dia do sicha, ha? Du worsd do scho imma a kloana Trampl, do is des doch nix neis net.“
    Selbst, als Sönke anfing darüber zu jammern, wie viele gestorben waren, konnte Hadamar nicht anders als weiter grinsen... der Kumpel hatte ja Recht, Hadamar war selbst fassungslos gewesen, so fassungslos, darüber, wie viele gestorben waren, und wie leicht so ein Mensch starb, und was so eine Schlacht, so ein Krieg wirklich bedeutete... Aber im Moment konnte nicht einmal das seine Laune trüben. Sönke war am Leben. Und Hadamars Grinsen blieb auf seinem Gesicht, als wäre es dort festgeklebt.
    Trotzdem war da der Fakt, dass Sönke gerade in Jammerlaune zu sein schien... und so viel Taktgefühl hatte Hadamar, dass er darüber nicht einfach hinweg ging. Allerdings wusste er auch nicht so genau, was er sonst sagen sollte. Mpf. Für den Moment langte er hinüber und klopfte Sönke erst mal auf die Schulter, während er noch einen Schluck Wein trank. Genug Alkohol, und das Nachdenken hörte eh auf. „So vui, des scho... Aba mia zwoa san no da.“