Beiträge von Lucius Duccius Ferox



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    Optio Iullus Servius Iuvenalis
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    Und noch ein Neuer... Iuvenalis war sich durchaus bewusst, dass er ja mit den Rekruten keinen Stress hatte, er musste sich ja nicht um die Ausbildung kümmern, darum, dass sie möglichst schnell einsatzbereit waren... trotzdem befand er, dass sie mehr Männer gebrauchen konnten für das, was ihnen bevorstand.


    „Salve Quintilius...“ Das mit dem ordentlich Melden mussten die allermeisten noch lernen, selbst die, die sich das Salutieren schon mal irgendwo abgeguckt hatten.
    Auch diesen Rekruten betrachtete Iuvenalis kurz, um seine Größe abzuschätzen, bevor er auch hier verschwand und einige Zeit später mit dem Stapel Ausrüstung wiederkam. „So“, machte er und setzte den Stapel auf der Theke ab. „Hier hast du deine Ausrüstung. Sieh nach, ob alles dabei ist und alles in nem ordentlichen Zustand. Nachher gibt’s keine Beschwerden mehr, da wirst dich dann selbst drum kümmern müssen. Oder es ersetzen. Ist dein Sold, der drauf geht.“ Wie so häufig schob er auch diesem Rekrut bereits die Tafel an, auf der er den Empfang der Sachen gegenzeichnen sollte. „Da drauf krieg ich dann dein Zeichen.“


    Hiermit bestätige ich den Erhalt der folgenden Ausrüstung:


    - I Lorica Segmentata (Schienenpanzer)
    - I Galea (Helm)
    - I Mantel
    - II Leinentunika
    - II Cingulum (Gürtel)
    - II Paar Stiefel
    - I Lederriemen
    - I Öllampe
    - I Furca (Tragestange)
    - I Tragenetz
    - I Tasche
    - I Sack
    - I Bronzetopf
    - I Patera
    - I Löffel
    - I Messer
    - I Feldflasche
    - I Gurt
    - I Cassis (Helm)
    - II Beinschienen
    - I Gladius
    - I Pugio
    - II Pila
    - I Scutum
    - I Schildhülle


    Unterschrift des Soldaten:


    Zitat

    Original von Gaius Artorius Regulus
    Gespannt und ein wenig aufgeregt war Regulus bevor er das Magazin betrat. Die Aussicht bald die Ausrüstung eines Legionärs an sich zu nehmen, hob die schwermütige Stimmung, die ihm das Aufnahmeverfahren bereitete, ein wenig. Er wusste bereits aus Erzählungen, dass ein Legionär wahnsinnig viel Gepäck bei sich trug, besonders wenn es auf einen Marsch ging. Wurden die Legionäre nicht sogar manchmal als zweibeinige Packesel bezeichnet? Wie dem auch sei. Er meldete sich beim zuständigen Unteroffizier und grüßte ihn freundlich: "Salve, mein Name ist Gaius Artorius Regulus und ich soll als neuer Rekrut hier meine Ausrüstung empfangen.".



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    Optio Iullus Servius Iuvenalis
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    In letzter Zeit hatte Iuvenalis doch ganz gut zu tun... aber angesichts des bevorstehenden Feldzugs war er ganz froh drum, dass sie ein bisschen Frischfleisch bekamen. Wenn sie Talent hatten, würden sie ganz hilfreich sein... und wenn nicht, stellte man sie halt als Speerfutter in die erste Reihe.


    „Salve und einen Moment...“ Iuvenalis maß den Rekruten mit einem Blick von oben nach unten und verschwand dann nach hinten. Es dauerte nicht lang, bis er wieder auftauchte und dem Artorius eine Ladung Ausrüstung auf die Theke legte. „Da. Größe müsste stimmen... Sieh das Zeug durch, ob alles da ist und nix kaputt. Bist du einmal raus damit, bist du dafür verantwortlich, denk dran.“ Noch während er sprach, schob er dem Rekruten zusätzlich eine Tabula hin, auf der die Einzelteile vermerkt waren. „Und da unten dann bitte dein Zeichen.“


    Hiermit bestätige ich den Erhalt der folgenden Ausrüstung:


    - I Lorica Segmentata (Schienenpanzer)
    - I Galea (Helm)
    - I Mantel
    - II Leinentunika
    - II Cingulum (Gürtel)
    - II Paar Stiefel
    - I Lederriemen
    - I Öllampe
    - I Furca (Tragestange)
    - I Tragenetz
    - I Tasche
    - I Sack
    - I Bronzetopf
    - I Patera
    - I Löffel
    - I Messer
    - I Feldflasche
    - I Gurt
    - I Cassis (Helm)
    - II Beinschienen
    - I Gladius
    - I Pugio
    - II Pila
    - I Scutum
    - I Schildhülle


    Unterschrift des Soldaten:


    Auch Hadamar hatte sich eingefunden und salutiert, und als Corvinus mit seinem Bericht fertig war, trat er nach vorne, um Meldung zu machen. „Miles Duccius Ferox. Das Gladiustraining bei Tiro Marius macht gute Fortschritte. Er hatte schon Training gegen die Pfähle, als ich eingeteilt wurde... ich hab dann den Zweikampf übernommen.“




    „Wouw. Wouwouwouw!“ machte Hadamar beschwichtigend, als Corvinus urplötzlich auf ihn losging, ihn packte, ihn so laut anfuhr, dass es fast schon ans Brüllen grenzte. „Alter! Jetzt beruhig dich ma!“ Kopfschüttelnd zog er seine Tunika wieder zurecht, als Corvinus ihn losließ, und setzte sich wieder. Und betrachtete ein wenig betrübt die Sauerei auf dem Tisch, weil durch die Aktion da freilich einiges durcheinander gekullert war. „He, äh... noch zwei Bier, ja?“ winkte er der Bedienung zu und zog dann einen Hähnchenschenkel aus einer Bierpfütze, um davon abzubeißen. „Ich hab net von ihr geredet, Mann, sondern von uns. Und erzähl mir net dass du net dran gedacht hast, ey. Deswegen wolltest du sie doch überhaupt erst kennen lernen...“ Er schüttelte den Kopf und griff nach dem Krug, den die Bedienung auf den Tisch knallte, um einen Schluck zu trinken. Und prustete im nächsten Augenblick das Bier in seinem Mund quer über den Tisch – bis zu Corvinus. „Du willst WAS?“

    Zitat

    Original von Marcus Marius Madarus
    "Dein Wort in der Göttern Ohr..." , frotzelte Sönke, wobei sich gerade diese Phrase seltsam anhörte, wenn man sie auf Latein aussprach. So wie es sich generell seltsam anhörte, mit Hadamar in der Sprache Roms zu reden.. fremd, einfach.


    "Das Sax ist zum zuschlagen..." , zitierte Sönke aus dem Gedächtnis, schließlich war das etwas, was er schon als Kind gelernt hatte, als ein Legionär ihm einmal lachend sein Schwert zum fühlbaren bewundern gegeben hatte, "...das Gladius zum Zustechen."
    Nicht, dass er jemals in den Genuss gekommen wäre ein eigenes Sax zu besitzen. Saxa waren dem wohlhabenden Adel vorbehalten, und NUR ihm, weil das Metall ansonsten für den normalsterblichen Muntling viel zu teuer war. So hatte Hadamar bei seiner Mannbarkeit eben ein Sax bekommen... und Sönke nur einen Speer aus Holz.


    „Genau“, nickte Hadamar und hob sein Scutum an. „Deswegen auch der große Schild... bei ner Schlagwaffe wär der hinderlich.“ Er überlegte kurz, beschloss dann aber einfach anzufangen. So konnte er am ehesten sehen, wie Sönkes Stand war. „Also. Schild in Position. Du greifst an. Erst mal aus der einfachsten Lage heraus, rechts am Scutum vorbei.“




    Ein wenig nervös verfolgte Hadamar, wie sein Centurio die Sachen durchging, wie er die anderen Geschütze vorstellte, und die Munition... aber er konnte kein Anzeichen dafür erkennen, dass Artorius womöglich unzufrieden war, also hatte er wohl alles richtig gemacht bei der Vorbereitung.


    „Ihr habt's gehört, Jungs“, rief Hadamar seiner Centurie zu, klatschte in die Hände und mischte sich dann unter seine Leute, um sie in Gruppen aufzuteilen und das Ganze etwas zu beschleunigen. Nachdem sie fertig waren, gesellte er sich zu einer der Gruppen dazu und dirigierte sie zu einem der Scorpios. „Was haben wir hier?“
    „Einen Scorpio“, ertönte die Antwort.
    „Na los, erklären!“ Hatte der Centurio vorhin zwar schon, aber Hadamar wollte ja wissen, ob die Jungs aufgepasst hatten.
    „Ein Scorpio ist im Grunde eine überdimensionierte Armbrust... und funktioniert nach demselben Prinzip. Man ballert Pfeilgeschosse, und schießt damit Feinde über den Haufen, aber für Wälle eignet der sich kaum.“
    „Richtig“, bestätigte Hadamar. Dass der Primus Pilus plötzlich herantrat, bemerkte er zunächst gar nicht, weil er mit dem Rücken zu ihm stand – es wunderte ihn nur ein bisschen, dass die Soldaten für ihm plötzlich noch ein bisschen... gerader da standen. Und angestrengter wirkten. „Wir haben hier einen stationären Scorpio, der muss also extra auf- und abgebaut werden. Es gibt ihn aber auch in tragbar als Manuballista“, Hadamar gestikulierte zu einer anderen Gruppe hinüber, die gerade mit einem solchen Geschütz beschäftigt war, und gleich darauf zu einer weiteren um einen Karren, „und als Carroballista.“ Oh ja, er hatte sich gründlich auf die heutige Trainingseinheit vorbereitet. Die Schatten unter seinen Augen verrieten, dass er sich die Nächte um die Ohren geschlagen hatte, um alles in sich reinzupauken, was es zu wissen gab... aber wenn er den Milites was beibringen sollte, dann musste er das halt vorher wissen. Und Geschütze hatten sie in der Grundausbildung nicht gehabt. „Die Reichweite von unserem hier liegt bei ungefähr 500 Fuß.“ Hadamar wollte noch etwas anfügen, aber da ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Die des Centurio. Er konnte sich gerade noch zusammenreißen nicht herumzufahren, sondern machte nur eine auffordernde Geste. „Holt euch passende Munition, stellt euch am Geschütz auf, immer drei zusammen, und ein bisschen Tempo dabei!“ Hadamar wartete flüchtig, bevor er das Kommando gab: „ANSAS APERITE!“

    Gemeinsam mit seiner Familie war auch Hadamar zum Frühlingsfest gekommen – beim vorigen Opfer in der Casa war er zwar dabei gewesen, aber erst ziemlich zum Schluss gekommen, weil er nicht früher frei bekommen hatte. Aber er war schon froh, überhaupt privat hier zu sein. So weit er wusste, hatte Corvinus beispielsweise Dienst, und ein paar arme Schweine mussten auch im Castellum bleiben und da Wachdienst schieben. Aber davon abgesehen hatten viele freibekommen, um heute noch einmal feiern zu können, und darunter war auch er gewesen – aber halt relativ knapp, so, dass sie es bequem zum Fest schaffen konnten... private Feiern waren nicht eingeplant gewesen. Hadamar hatte ziemlich gehetzt, dass es sich wenigstens noch ein bisschen lohnte, vorher in der Casa vorbeizuschauen. Und als er da dann angekommen war – in seiner besten Militärtunika und mit Cingulum militare, aber sonst so privat wie möglich –, hatte er festgestellt, dass nicht nur die Familie da war... sondern sie einen Gast hatten. Ein ziemlich hohes Tier, wenn er seinen Geschwistern glauben konnte, und als das Wort Senator fiel, wurde ihm klar dass sie damit wohl Recht hatten.


    „Warum hast du nicht deine ganze Rüstung an?“ quengelte Rhaban neben ihm, und Hadamar, der seit Betreten des Festplatzes im Grunde schon Ausschau hielt nach der Petronia, verdrehte die Augen und verpasste seinem kleinen Bruder eine Kopfnuss. „Bin ich im Dienst? Nein? Na also“, brummte er. „Und jetzt halt die Schnauze, Kleiner.“ Rhaban sah ihn empört an und boxte ihn in die Seite – manche Angewohnheiten legten kleine Geschwister offenbar nie ab –, aber bevor er den Mund wieder aufmachen konnte, hielt Hadamar ihm einfach den Mund zu. „Wenn du wen nerven willst, lauf los und such deine Freunde...“ Was Rhaban dann auch tat, nachdem er kurz zu ihrer Mutter gesehen hatte, die mit einem Nicken die Erlaubnis gab. Danach begegnete ihr Blick flüchtig dem Hadamars, und einen Moment lang sahen sie sich an. Hadamar hatte den Weg von der Casa hierher genutzt, um sich mit ihr ein bisschen abzusetzen. Und hatte sich bei ihr entschuldigt, für den Streit, für seine Worte – auch wenn ihm das ganz und gar nicht leicht gefallen war. Ihr die Kette zu geben war dagegen leicht gewesen, und über die hatte sie sich auch gefreut... trotzdem war irgendwie nicht alles in Ordnung, hatte er das Gefühl. War vielleicht auch kein Wunder. Auch sie wusste mittlerweile von dem, was bevorstand, wusste, dass die Secunda wohl in den Krieg ziehen würde... und so wie sie all die Jahre immer über die Legion geredet hatte, wie sie versucht hatte alles zu tun, damit ihre Söhne gar nicht erst auf die Idee kamen sich zum Dienst zu melden, vermutete Hadamar, dass sie schlicht Angst um ihn hatte. Sie hatte ihm das nicht gesagt, sie hatte ihn auch um nichts gebeten... aber sie konnte halt auch nicht gut schauspielern. Sie hatte einfach kaum reagiert – und sich auch nicht wirklich gefreut, als er ihr erzählt hatte, dass er jetzt Optio war. Entsprechend merkwürdig war die Stimmung zwischen ihnen... aber jetzt lächelte sie ihm immerhin kurz zu, bevor sie sich wieder abwandte und sich von Rhaban wegziehen ließ, der in Nullkommanix zurückgekommen war, als er einen Stand entdeckt hatte mit irgendwelchen gebratenen Leckereien, von denen er unbedingt was haben wollte, bevor er seine Freunde suchte.


    Dagny unterdessen kicherte leise, als sie den Blick und das Lächeln des Ehrengasts auffing, den der dem weiblichen Teil der Runde zukommen ließ. Hadamar war sich nicht ganz so sicher, ob ihr Latein wirklich gut genug war um zu verstehen, was der Mann gesagt hatte... Aber das Lächeln war auch so deutlich genug, und er ertappte sich sogar bei dem Gedanken, dass er sich das abgucken musste – zumal nicht nur Dagny darauf reagierte, sondern auch Eldrid. Zwar nicht mit einem Kichern, aber einem schüchternen Lächeln, und wurde sie nicht sogar ein bisschen rot? Iring hatte dafür nur ein Augenrollen übrig, aber Hadamar fand das eher faszinierend. Oh ja, das musste er sich abgucken. Das Zauberwort war und blieb wohl Senator, aber das Lächeln trug schon auch seinen Teil dazu bei – und sobald sich die Senatoren wieder verdrückt hatten, war auch ein Optio wieder mehr Wert.
    Seine Schwestern jedenfalls schienen den Aurelier ziemlich imposant zu finden. Allerdings reagierten sie völlig unterschiedlich. Eldrid hielt sich ziemlich schüchtern im Hintergrund. Dagny war da völlig anders. Bevor Hadamar, Iring oder Eldrid auch nur mitbekamen, was die Kleine vorhatte, stand die plötzlich schon bei Witjon, Alrik und dem Aurelier und schenkte Letzterem ein fröhliches, zahnlückiges Grinsen. Und gleich darauf stellte Hadamar fest, dass ihr Latein offenbar wesentlich besser war, als er bislang gedacht hatte – in jedem Fall besser als seins in ihrem Alter. „Wir verbrennen den Winter. Da muss das Feuer groß sein“, erklärte sie ihm, immer noch grinsend, und bevor sie noch etwas sagen konnte, war Hadamar da. „Saufratz, kloaner“, brummte er und warf sie sich kurzerhand über die Schulter, ihre Beine über seinem Rücken, ihr Kopf nach vorne, was Dagny mit einem fröhlichen Kreischen quittierte. „Tschuldigung“, machte er dann in die Richtung der drei Männer.

    „Ich will damit sagen, dass du die germanischen Stämme auch nicht in einen Topf werfen kannst. Genauso wenig wie die Griechen und Römer.“ Der letzte Satz kam etwas unverständlich hervor, weil er zwischendrin wieder vom Brot abgebissen hatte. Er kaute, schluckte, und spülte den Rest in seinem Mund mit einem großen Schluck Bier hinunter. „Das heißt aber net, dass sie zu den wenigen Intelligenten gehört. Du tust ja grad so, als ob der Rest dumm wär, und nur zur Info, dazu gehören auch meine Leut“, wurde er dann ein wenig deutlicher und wischte dann die anderen Argumente weg. „Varus undwerauchimmer – was war denn immer das Ende vom Lied? Dass die Römer es nicht geschafft haben. Dass sie sich hinter dem Limes verkrochen haben.“


    Als klar wurde, dass Corvinus das Thema wechseln wollte, zuckte Hadamar mit den Achseln – runzelte dann aber auch wieder die Stirn. „Kommt drauf an wen sie heiratet. War sie vorher nix, wird sie auch keinen tollen Kerl abkriegen. War ihre Familie wer, dann landet sie auch net durch ne Heirat ganz unten. Ist auch net anders wie hier bei den Römern.“ Jedenfalls so wie er das bisher mitgekriegt hatte. „Und jetzt ist sie net alt, aber ich mein ja nur: es wird net einfacher. In zehn Jahren wird sie nimmer so schuften können wie heut, um ihr Überleben zu sichern. Und dann ist sie in nem Alter, in dem Heiraten auch schwierig wird, weil von wegen Fruchtbarkeit und so. Wenn sie dann immer noch allein ist... nä, wär besser wenn sie die Vorteile, die sie hat, jetzt ausspielt und net allzu lange wartet.“ Und nachdem ihre Familie tot war und ihr aus deren Namen nichts mehr blieb, war ihr größter Vorteil nun mal ihre Jugend – und damit verbunden ihre Arbeitskraft, ihr Aussehen, und ihre Fruchtbarkeit.
    Bei Corvinus' letztem Satz allerdings musste Hadamar fast lachen. „Anschluss bei uns? Nem Haufen Legionäre in ner Taberna, die dabei waren sich zu besaufen und von denen so ziemlich jeder sie am liebsten sofort gevögelt hätt, du eingeschlossen? Klar, das ist nen toller Anschluss für nen Mädel, das allein unterwegs ist und sich längerfristig seinen Lebensunterhalt sichern will...“

    Hadamar nickte sichtlich erleichtert. „Danke, Centurio.“ Und obwohl er immer noch aufgewühlt war und unschlüssig, was er von dem Ganzen zu halten hatte, und auch nicht sicher, ob er gerade wirklich das Richtige getan hatte, dass er der Legio den Vorzug gegeben hatte... freute er sich doch über das Lob des Primus Pilus. Er klopfte ihm sogar auf die Schulter, das wollte was heißen.
    Er salutierte, als der Centurio dann den Raum verließ, und stellte sich danach erst die Frage, was er jetzt machen sollte – immerhin hatte Artorius nichts zu ihm gesagt. Aber da konnte er dann wohl einfach davon ausgehen, dass er erst mal nicht mehr gebraucht werden würde... die würden ihn schon holen dann. „Vale“, warf er also dem Scriba noch hin und verließ dann ebenfalls das Büro.

    „Ja“, gab er simpel, aber mit einem frechen Grinsen zurück. „Ja, das glaube ich.“ Gleich darauf war die – gespielte, wie er jedenfalls glaubte – Strenge schon wieder aus ihrer Miene verschwunden, und sie strahlte ihn erneut an. Und Hadamar konnte nicht anders, er musste für einen Augenblick zurückstrahlen, auch wenn er dabei wahrscheinlich etwas doof aussah – aber ihre gute Laune war einfach ansteckend. Und er freute sich, dass sie Spaß hatte. Dass er ihr ganz offenbar gefiel.


    Einen Augenblick grinste er sie noch an, dann ging es schon um die Wette, und er war mit ihr auf dem Weg zum Händler, wo er über den Preis zu verhandeln begann. Als er mittendrin plötzlich erneut ihre Hand in der seinen spürte, die er losgelassen hatte, als sie beim Händler angekommen waren, unterbrach er sich kurz und sah sie an. Und erkannte an ihrem breiten Lächeln, dass er einen Volltreffer mit der Aktion gelandet hatte. Da war nichts von wegen, dass sie das nun für zu aufdringlich hielt. Ein wenig überrascht wirkte sie noch, aber nicht unangenehm berührt. Und sie sagte auch nichts in der Richtung, dass das nicht nötig wäre, oder sich nicht gehörte oder sonst was... sie lächelte einfach nur und bedankte sich. Hadamar erwiderte den Druck ihrer Finger flüchtig und war fast ein wenig enttäuscht, als sie nun ihre Hand wieder zurückzog, erwiderte aber trotzdem ihr Lächeln. „Gern geschehen“, antwortete er ihr ebenso schlicht, weil er irgendwie was anderes unpassend gefunden hätte. Nichts zu danken, oder selbstverständlich, oder irgendwas anderes, eine längere Erklärung mit Hinweis auf die Wette oder so... Nein. Er kaufte ihr die Spange, weil er sie ihr einfach schenken wollte – natürlich war da auch der Hintergedanke dabei, sie beeindrucken zu wollen, und dass sie ihn mochte und ihn auch wiedersehen wollte und all das, aber in erster Linie wollte er ihr tatsächlich einfach nur eine Freude machen, und die Spange zu kaufen schien irgendwie völlig logisch dabei zu sein. Schon allein, weil er ja sogar die Idee dazu gehabt hatte, dass sie eine bräuchte.
    Mit einem Räuspern wandte er sich wieder dem Händler zu und beendete die Verhandlung, dann wechselten Münzen den Besitzer, und der Mann legte ihm die Kette noch in einen kleinen Beutel hinein, den Hadamar dann entgegennahm und an seinem Gürtel befestigte. Danach sah er wieder zu Octavena und ging erst mal ein paar Schritte mit ihr, weg von den Ohren des Händlers. „Ehm.“ Er räusperte sich. Die Unterhaltung bis gerade war ihm unglaublich leicht gefallen, die Plauderei, der verbale Schlagabtausch... aber jetzt die richtigen Worte zu finden war da schon etwas schwieriger, fand er. „Ich würd gern noch länger hier bleiben, aber ich hab heut leider nicht so viel Zeit. Muss das“, er tippte auf den Beutel mit der Halskette, „noch vorbeibringen und dann zurück ins Castellum. Aber... bald findet doch das Frühlingsfest statt...“ Und er ging mal stark davon aus, dass sie da hingehen würde. Jetzt hieß es nur Daumen drücken, dass sie zu seinem folgenden Vorschlag ja sagen würde. „Was hältst du davon, wenn wir uns da treffen und zusammen feiern?“ Unwillkürlich hielt Hadamar die Luft an, während er auf eine Reaktion wartete.

    Und weiter ging es. Warum um alles in der Welt schickte der Kerl einen Optio zum Sichern ins Gelände? Einen Unteroffizier, noch dazu einen, der gar nicht ihm direkt unterstand, der kein Reiter war, sondern von den Fußeinheiten als zusätzlicher Mann dazu gekommen war? Nicht dass Hadamar ein Problem damit hatte, die Flanke zu sichern, aber es war einfach nicht richtig. Dafür hatten sie die normalen Equites dabei. Und er bemerkte auch, dass der ein oder andere der Equites, die bei der Regia schon dabei gewesen waren und seinen Rang kannten, ihm einen verwunderten Blick zuwarfen.


    Einen Moment lang zögerte Hadamar, überlegte, ob er das ansprechen sollte – ob er das klären sollte. Er mochte sich noch nicht so ganz in seine Rolle als Optio hinein gefunden haben, aber welchen Anspruch er damit hatte, das wusste er schon. Und er hatte keine Lust, sich während der ganzen Reise fast schon wie ein Tiro behandeln zu lassen. Nur: wenn er was gesagt hätte, dann wäre das hier auf eine Auseinandersetzung hinaus gelaufen, und angesichts der Tatsache, dass sie noch Tage unterwegs sein würden, war das wohl nicht so klug.


    Bei einer anderen Sache allerdings konnte er gar nicht still sein. Der Decurio wollte sie in die falsche Richtung schicken... und Hadamar fragte sich, warum. Hatte er sich gar nicht die Mühe gemacht, sich wirklich auf einer Karte zu orientieren? „Eine Frage, Decurio... Augusta Vindelicum liegt in dieser Richtung.“ Er wies die Straße hinunter, die sich nach Süden weiter wand. „Gibt es einen Grund, warum du zurück nach Mogontiacum willst?“ So wie sich der Kerl ihm gegenüber aufführte, konnte er ihn ruhig auch mal auflaufen lassen, wenn der Blödsinn quatschte.

    Hadamar lehnte mit verschränkten Armen an seinem Stuhl und lauschte der Unterhaltung. Wirklich viel dazu beisteuern konnte er ja nicht... und ohnehin war er mehr damit beschäftigt, erst mal zu verdauen, was er da alles hörte. Vor allem als Alrik darauf zu sprechen kam, dass ihm egal war, wer den Kaiser ermordet hatte. Hadamar war unschlüssig, was er davon halten sollte. Feiger Mord? Das war... so jemandem wollte er nicht wirklich folgen. Andererseits war der Kaiser unglaublich weit weg. Und es wusste sowieso niemand, was wirklich passiert war, sie, hier, in Mogontiacum schon gar nicht. War es da nicht besser, pragmatisch an die Sache ranzugehen, wie Alrik offenbar? Und wenn sich der neue Kaiser tatsächlich gegen ihn gestellt hatte – auch wenn Hadamar sich nicht so wirklich vorstellen konnte wie der das gemacht haben sollte, also, auf diese persönliche Art, wie es bei Alrik gerade klang, hatte der wirklich so direkten Kontakt mit dem Kaiser? Dann musste der in Rom doch nen ganze Stück mächtiger sein, und das fiel Hadamar gerade etwas schwer zu glauben, weil Alrik hier einen anderen Anschein hatte, einen... einen familäreren halt –, jedenfalls: wenn der Kaiser sich gegen ihn gestellt hatte, was blieb ihm dann anderes übrig, als damit irgendwie umzugehen?


    Und davon abgesehen: sein Legat schien ja auch schon der Meinung zu sein, dass dieser Vescularius einfach gar nicht ging. Auch wenn der wohl auch nicht wusste, wer den Kaiser, den alten, umgebracht hatte. Das war auch der Grund, warum Hadamar Witjon jetzt wieder ein wenig verblüfft anstarrte. Hallo? Er hatte ihm doch gerade noch erzählt, dass die Legio II sich gegen diesen Vescularius positioniert hatte, glaubte er etwa, der Legat der Secunda wäre so lebensmüde das zu tun, wenn der Legat der Provinz was anderes vorhatte? Zumindest diese Pläne stimmten dann doch offenbar überein, dass der Kaiser fallen musste. Also, der, den sie da in Rom ausgerufen hatten. Aber auch jetzt mischte er sich lieber nicht ein, sondern hörte erst mal weiter zu... und versuchte irgendwie einen Durchblick zu bekommen.

    Hadamar grinste, als sie nach Worten suchte und schließlich widerwillig zugab, dass er Recht hatte – was ihm letztlich auch half, seine eigene kurzzeitige Verlegenheit zu überwinden. „Man könnte im Gegenteil sogar sagen, dass ihr Frauen da schon wieder einen Vorteil habt... Aussehen zu beurteilen.“ Der Schalk in seinen Augen glitzerte noch ein bisschen mehr, bevor er dann beschloss, dass er es besser nicht zu weit trieb. Er wollte sie vielleicht ein wenig aufziehen, so wie sie ihn ja auch... aber er wollte sie nicht wirklich ärgern. „Andererseits“, fügte er deswegen an, „haben wir Legionäre zwar wenig mit Schönheit zu tun, aber wenn wir einer begegnen, erkennen wir sie dann doch. Ich jedenfalls.“ Jetzt war sein Lächeln wieder charmant.


    Und gleich darauf stellte er fest, dass er... nun ja... irgendwie fasziniert von ihr war. Er fand sie hübsch, sympathisch, und er wollte definitiv mehr von ihr. Er gab sich also wirklich Mühe, ihr zu schmeicheln, ihr zu gefallen. Aber: gerade eben, auf ihre Stichelei hin, da hatte er einfach reagiert ohne wirklich nachzudenken. Und gerade darauf strahlte sie ihn plötzlich noch mehr an? Was genau war daran denn so toll gewesen? Er wusste es nicht, aber es faszinierte ihn definitiv, wie sie reagierte. „Wenn es eine Rolle spielt, womit eine Frau schön aussieht, dann müssen wir fairerweise aber sagen, dass ich es sehr leicht hatte. An dir würd so ziemlich alles hier gut aussehen“, antwortete er und berührte noch einmal kurz die Spange in ihrem Haar. „Aber die hier steht dir wirklich gut. Hab ich wohl was richtig gemacht“, grinste er, und gleich darauf vertiefte sich das noch. „Wie, das war ne richtige Wette? Und das ohne jeden Einsatz, das geht doch net... Aber ich weiß schon was.“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich zum Händler. Eigentlich hatte er sowieso vorgehabt, ihr die Spange auch zu kaufen, solange er nicht das Gefühl gehabt hätte, damit zu aufdringlich zu wirken – aber umso besser, wenn sie ihm eine so gute Vorlage dafür lieferte. „Ich nehm die Kette hier“, meinte er zum Händler und ließ das Schmuckstück kurz vor ihm baumeln, das Octavena zuvor für ihn ausgesucht hatte, und wies dann auf das in ihrem Haar, „und die Spange.“

    Hadamar warf dem Eques einen flüchtigen Blick zu. Er meinte, in dessen Worten so etwas wie... Unglauben herauszuhören. Was er allerdings nicht ganz verstand. Als Optio hatte man in der Regel das Vertrauen seines Centurio, sonst wäre man nie Optio gewürden – oder wäre es zumindest die längste Zeit gewesen. Eine rechte Hand und Stellvertreter, dem man nicht vertrauen konnte, war immerhin ziemlich nutzlos.
    Oder hatte der Kerl gar keine Ahnung, dass er Optio war? Er war in jedem Fall vorhin nicht bei der Regia mit dabei gewesen, denen hatte er sich ja vorgestellt, als sie losgeritten waren... konnte es sein, dass der Decurio seinen Leuten gar nicht gesagt hatte, wer sie da noch begleiten würde? Die nächsten Worte des Eques schienen das noch zu unterstreichen – so unterhielten sich Legionäre untereinander, aber selten mit jemandem, der im Rang eigentlich über ihnen stand... aber Hadamar beschloss, dass ihm das eigentlich ganz gut gefiel, dass der Kerl nicht von irgendeiner falschen Scheu befallen war, aus welchen Gründen auch immer. Und er beschloss darüber hinaus, aus dieser Reise das Beste zu machen. Was hatte Witjon gesagt? Wenigstens mal rauskommen aus dem Castellum, irgendwas in der Art war es gewesen, und er hatte Recht gehabt. Er kam ein bisschen raus – und weg von dem Riesenberg an Arbeit, den er Tag für Tag vor sich hatte, seit er Optio geworden war.


    „Ich-“ setzte Hadamar an, wurde allerdings in genau dem Moment vom Vibius unterbrochen – und sah sich bestätigt in der leisen Vermutung, dass der niemandem gesagt hatte, wer er war. Er hielt es ja noch nicht mal jetzt für nötig, ihn mit seinem Rang anzusprechen. Oder wenigstens seinem römischen Familiennamen. Hadamar war für gewöhnlich ziemlich wurscht, ob andere sich an Formalitäten hielten, er legte da wenig Wert drauf, aber zum einen hatte er schon als Tiro sehr rasch gelernt, dass in der Legio Wert auf so was gelegt wurde – und zum anderen hatte er den Verdacht, dass der Decurio ihn nicht deshalb Ferox nannte, weil ihm Formalitäten genauso egal waren... sondern weil er damit seine Verachtung ausdrücken wollte. Und das nervte Hadamar. Was hatte er dem Kerl denn schon getan, dass der so rumzickte?
    Allerdings: das war keine Frage, die er ihm stellen würde. Oder sonst jemandem. Augen zu und durch, im übertragenen Sinn, das war das Leitmotiv für die nächsten Tage. Hadamar veränderte seinen Sitz und ließ seinen Gaul kurzzeitig etwas schneller gehen, bis er vorne beim Vibius angelangt war. „Decurio“, meldete er sich bei ihm.

    Schriftlich. Schriftlich? Hu? Wieso sollte er das Zeug jetzt aufschreiben, bei allen Göttern? Wo er doch alles andere als gut war, was Lesen und Schreiben betraf? Gut, er hatte häufig geübt, hatte echte Fortschritte gemacht, war deutlich schneller als früher, und auch besser... dafür, dass er bei seiner Musterung noch so elend langsam im Lesen gewesen war, dass er die Bildchen für den Sehtest hatte beschreiben müssen, damit der Medicus hatte sicher gehen können dass er keine Sehschwäche hatte, hatte er sich doch deutlich verbessert. Aber gut war halt doch noch was anderes. Er konnte nicht sonderlich schön schreiben, und er wusste selbst, dass er nicht alles richtig schrieb, jedenfalls nicht wenn er unter Druck stand. Und so gut er reden konnte – wenn es darum ging, Worte dann zu schreiben, dann... fehlten sie ihm irgendwie scheinbar.
    Dem Primus Pilus konnte er allerdings schlecht nein sagen, und deswegen nickte Hadamar nur – ein wenig unglücklich – und wandte sich zum Scriba um. „Ehm. Was zum Schreiben. Bitte.“ Er zog sich einen Stuhl heran und begann, auf der Wachstafel zu kritzeln, die der Scriba ihm in der Zwischenzeit hingelegt hatte. Seine Stirn lag in tiefen Furchen, aber er konnte sich kaum die Zeit lassen, die er sich eigentlich gewünscht hätte, um das wenigstens so gut wie möglich zu machen. Ordentlicher schreiben. Schöner formulieren. Noch mal lesen. Fehler verbessern. So was halt. Himmel, das landete beim Legat, und er... Hadamar presste die Kiefer aufeinander und verdrängte den Gedanken. Half ja nix – also schrieb er einfach. Würde schon irgendwie passen.


    Als Hadamar fertig war, stand er auf und reichte seinem Centurio die Tafel. Seine Ohren nahmen dabei eine leicht rötliche Färbung an, und er räusperte sich, um seine Verlegenheit zu überspielen. „Uhm... Meine Familie weiß nicht, dass ich diese Infos weiter geb. Könntest... würdest du den Legaten bitten, meinen Verwandten nicht bloß zu stellen, wenn... wenn er's vermeiden kann?“


    Hadamar begann schon, im Kopf eine Liste zu machen mit den Orten, die er abklappern könnte – oder abklappern lassen. Die Legionäre, die zum Werben rausgingen, musste er gut aussuchen, die mussten schon welche sein, die auch überzeugend waren... in mehrfacher Hinsicht. Je nachdem was die jungen Kerle halt hören wollten – ob es ihnen nun ums Geld ging, um die Versorgung, Ansehen, Ruhm, Abenteuer... oder anders gesagt: er brauchte welche, die den Leuten was vorspielen konnten. „Ja, meine ganze Familie ist von der Gegend“, bestätigte er. „Ich bin hier aufgewachsen und kenn auch viele Leut...“ Das eine ging mit dem anderen nicht unbedingt immer Hand in Hand, aber Hadamar stammte nicht nur aus einer Familie, die sich im Lauf der Jahre sehr gut etabliert hatte in Mogontiacum und viele Verknüpfungen aufgebaut hatte – Hadamar war auch selbst ein Mensch, der leicht Zugang zu anderen fand und Kontakte knüpfte. Was er jahrelang in und um Mogontiacum bei allen möglichen Leuten gemacht hatte, hatte er in der Legio nahtlos fortgesetzt bei seinen Kameraden. „Da gibt’s einige Ecken, die sich eignen. Ich such mir ein paar Milites raus, die sich hier auch gut auskennen, da werden wir sicher ein paar anwerben können.“ Jetzt zog Hadamar doch eine der Wachstafeln zu sich, die er mitgebracht hatte – die mit den Wachsplänen, um genau zu sein, weil der Tesserarius die sowieso zur Genüge vervielfältigt hatte –, und kratzte sich ein paar Notizen an den Rand.


    Als der Centurio wieder das Wort ergriff, sah Hadamar gleich wieder hoch. „Ehm.“ Er kratzte sich mit der Rechten am linken Oberarm. Es war einfach viel. Und viel mehr, als er davor gedacht hatte. Aber er hatte sich in seinen ersten Tagen bisher verdammt reingekniet, gerade weil er nicht enttäuschen wollte, und es ging schon irgendwie – nur: was war jetzt der Stand seiner Einarbeitung? Da müsste der Centurio eigentlich besser Verus oder Gutta fragen... aber Hadamar ging mal davon aus, dass er das auch noch würde. Und er selbst fand, dass er mittlerweile ganz gut Bescheid wusste wenigstens – er hatte ja extra gewartet, bis er sich nicht mehr ganz so überfordert, sondern halbwegs sicher fühlte, bevor er von selbst zum Centurio gegangen war mit seinem ersten Bericht. Das immerhin war positiv daran, dass Artorius wenig Zeit hatte – er hatte Hadamar nicht schon früher sehen wollen, wo er noch gar nicht gewusst hatte wo ihm der Kopf stand vor lauter neuen Aufgaben. „Ich hab nen ziemlich guten Überblick mittlerweile. Sowohl über die praktischen Sachen als auch den Verwaltungsteil. Ich hab noch nicht alle Aufgaben übernehmen können, weil ich mich durch ein paar Dinge noch mehr durchackern muss... Ist aber nur ne Frage der Zeit.“ Er verzog einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. „Ich weiß nicht, wie's sonst ist, also wie schnell man da reinkommt, in, eh... normalen Zeiten. Aber bei mir läuft's schon auch.“

    Einen Augenblick herrschte Schweigen, und Hadamar fragte sich schon, ob er das noch mal sagen sollte. Oder eine Nachfrage stellen, so in etwa, ob der Centurio alles verstanden hatte... oder ob das vielleicht doch nicht so wichtig war, wie er geglaubt hatte. Dann allerdings reagierte der Primus Pilus doch, und Hadamar machte eine vage Geste mit der Hand. „Ich hab's von meinem Vetter erfahren, der direkt aus Aegyptus gekommen ist. Er...“ Hadamar räusperte sich ein weiteres Mal. „Er hängt da mit drin, meinte er, sein Name steht jetzt auch auf der Verräterliste.“ So nach und nach wurde Hadamar erst bewusst, was das eigentlich hieß – was Witjon schon gesagt hatte: auf dieser Verräterliste stand jetzt Duccius mit drauf. Das war auch sein Name, und damit hing auch er irgendwie noch mal ganz anders in dem Ganzen mit drin als bisher... „Er ist Familie. Ich trau ihm.“

    Und da stand er ja. Hadamar ging auf seinen Centurio zu und warf einen kurzen Blick zu dem Scriba, der ein Stück weg saß. „Hu?“ machte er dann verwirrt, bevor er kurz den Kopf schüttelte und sich räusperte. „Entschuldige, Centurio. Nein, brennen tuts nicht, nur...“ Wieder ein Blick zum Scriba. „Ich hab doch eigentlich frei gehabt und war bei meiner Familie, und einer meiner Verwandten ist wieder zurückgekommen, und...“ Er kam ins Plappern. Mist! Hadamar räusperte sich und kam auf den Punkt, mit gesenkter Stimme, so dass der Scriba ihn nicht würde verstehen können, es sei denn er strengte sich verdammt an. „Aegyptus rebelliert auch gegen den Kaiser in Rom.“