Beiträge von Lucius Duccius Ferox

    Inmitten der acht aus ihrer Centurie, umgeben von den Abordnungen der anderen Einheiten der Legion, stand Hadamar hinter Corvinus. Dass der jetzt Optio war, hatte noch einen ziemlich ungeahnten Effekt auf ihn – mal davon abgesehen, dass er ihm im Contubernium fehlte und dass es irgendwie seltsam war auf ihn zu treffen, jedenfalls in Gegenwart anderer, wenn sie sich einfach an die Hierarchie und die Regeln halten mussten. Der dritte Effekt also, den das hatte, war eigentlich recht simpel, aber nichtsdestotrotz überraschend, am meisten vielleicht für Hadamar selbst: er hatte mehr denn je das Bedürfnis, sich anzustrengen. Er wollte Corvinus keine Schwierigkeiten machen. Er wollte nicht, dass der Kamerad je in die Situation kam, wo er sich entscheiden musste zwischen seinen Aufgaben als Vorgesetzter und seiner Loyalität als Freund. Und der einzige Weg, den Hadamar da sah, war eben dass er sich anstrengte – und dabei nicht nur keinen Ärger mehr machte, sondern überhaupt keinen Anlass mehr zur Beschwerde gab. Oder, naja, es zumindest versuchte. Und dann war da noch der Fakt, dass er wollte, dass Corvinus als Optio Erfolg hatte, dass er Lob dafür bekam, dass alle sahen, dass er gute Arbeit leistete und die Beförderung auch verdient hatte, trotz seiner Jugend und seiner erst kurzen Dienstzeit – und wie ging das am besten? Natürlich. Indem die Leistung der Soldaten seiner Centurie über jeden Zweifel erhaben war. Und das schloss ihn mit ein, denn gemessen wurde so was ja nicht an denen, die ohnehin immer gut waren und ihre Arbeit tadellos machten, sondern an denen, die auffielen.


    Also strengte Hadamar sich an, auf eine Art, die ihm bisher völlig fremd war – und das wiederum hatte nun dazu geführt, dass Corvinus tatsächlich zufrieden genug mit seiner Polieraktion und Haltung und überhaupt war, dass er ihn ausgesucht hatte mitzukommen. Was ihn ja schon ein klein wenig stolz gemacht hatte... aber nun ja, seine Paradeausrüstung blitzte auch so sehr, dass es fast in den Augen weh tat.

    Gemeinsam mit Senecio betrat Hadamar nach der gefühlt endlosen Wartezeit schließlich hinter Corvinus das Büro. Ein bisschen bemitleidete er ja die beiden Scribae... aber nach der Warterei draußen in der Kälte hielt sich das dann doch ziemlich in Grenzen. Neugierig musterte er einen Stapel Tabulae und wartete darauf, bis die Scribae in die Gänge kamen, Corvinus deren Fragen beantwortete und sie wieder verschwinden konnten.

    Unwillkürlich stand Hadamar noch ein kleines Stückchen gerader, als er die Urkunde überreicht bekam, und neigte sich dann vor, um wie gewünscht auf einer Wachstafel zu unterschreiben. Und dann noch mal auf der nächsten, wegen der... wegen der Prämie? Kurz sah er den Scriba verwundert an, und tatsächlich, damals auf dem Markt, wo er sich hatte anwerben lassen, da war ja irgendwas gewesen... nur hatte er daran gar nicht mehr gedacht. Und selbst wenn er daran gedacht hätte, hätte er wohl nicht geglaubt, dass er die Prämie noch bekommen würde, nach dem was er sich geleistet hatte. Aber sein Benehmen während der Strafaktion schien den Centurio irgendwie doch überzeugt zu haben. Er unterschrieb also auch die zweite Tafel und grinste den Scriba dann an. „Danke. Und keine Sorge. Ich find schon was wie ich die Kohle verjubeln kann.“

    Ein paar Tage nach dem Appell tauchte Hadamar am späten Nachmittag, nach Trainingsende, vor der Unterkunft des Centurio auf, in der sich Corvinus in letzter Zeit häufig aufhielt, um irgendwelchen Kram zu erledigen – irgendwer hatte ihm erzählt, dass er auch jetzt da drin sein würde. Er klopfte und trat dann ein, ohne auf eine Antwort zu warten, schob die Tür hinter sich zu und grinste Corvinus an. „Hey, Alter. Hast nen Augenblick Zeit für mich?“

    Hadamar runzelte die Stirn. „Warum redst dann von Optio? Und Signifer?“ Die ganze Zeit nur das Zeichen rumtragen, das für ihn trotz allem, trotz allen Trainings und allem Wissen darüber, was es den anderen bedeutete, seit seinem ersten Tag hier nur ein Ding war? „Nä“, machte er überzeugt. Und zuckte dann die Achseln. „Keine Ahnung. Ich hab da net drüber nachgedacht.“ Er war erst 17... und bis zu seinem Eintritt in die Legio hatte er ja noch nicht mal wirklich gewusst, was er überhaupt machen wollte – er war sich nur ziemlich sicher gewesen, was er eben nicht wollte.

    „Oh nee, bitte nicht!“ murrte Hadamar und verdrehte die Augen. Als ob er heute nicht schon genug herumgelaufen war... nein, da musste jetzt genau der Tesserarius, den er noch mal brauchte, einen auf freien Abend machen. „Dann mach ich mich mal besser auf den Weg und versuch, den Kerl aufzutreiben, damit der auch beim Legaten aufschlägt. Drück mir die Daumen, dass ich den schnell find...“ Mit diesen Worten verließ Hadamar das Zimmer und machte sich auf die Suche.

    Hadamar lockerte seine Haltung und verschluckte, was ihm auf der Zunge lag: dass sein eigentliches Problem ja darin lag, dass sie im Grunde irgendwie immer dienstlich waren. Vor allem wenn unterschiedliche Dienstgrade aufeinander trafen. Für ihn war das nicht ganz so einfach, wie es für Corvinus scheinbar war, aber das mochte auch daran liegen, dass Hadamar oft genug eins auf den Deckel gekriegt hatte wegen seiner laxen Art – und noch öfter von Kameraden, nicht zuletzt Corvinus selbst, davor bewahrt worden war, wegen seiner lockeren Zunge Ärger zu bekommen. Was sich mittlerweile ja etwas gelegt hatte, weil er gelernt hatte sich gegenüber Vorgesetzten zusammenzureißen, aber da lag eben der Hund begraben: Corvinus war jetzt ein Vorgesetzter. Und zumindest wenn andere dabei waren, musste Hadamar einfach aufpassen, irgendwie sah er keinen anderen Weg, wenn er nicht riskieren wollte dass Corvinus in eine Zwickmühle kam. Oder ihn tatsächlich mal bestrafen musste.


    „Ja, ich-“, begann er, aber dann sagte Corvinus etwas, was ihn stocken ließ. Optio? Er und Optio? Wie kam der Kerl denn auf die Idee? Mit offenem Mund starrte Hadamar ihn an. „Eh. Optio? Ich? Wie-“ Weiter kam er nicht, als auch schon Senecio auftauchte und sich meldete.

    Hadamar zog die Augenbrauen hoch – kein Ersatz für einen jungen Kerl, der in den letzten Jahren vermutlich voll mitgeschuftet hatte, war nicht ganz einfach zu stemmen bei der Bewirtschaftung eines Hofs. Aber wenn klar war, dass einer der Söhne den Hof halt nicht übernehmen sollte, blieb manchmal nichts anderes übrig.


    „Jap, irgendwann muss man einfach los... so, da wären wir, das ist das Rekrutierungsbüro. Der Optio Tabellarii erklärt dir alles.“ Hadamar wies auf die Tür und hob kurz die Hand zum Gruß. „Viel Erfolg. Und bis demnächst, wenn's klappt.“

    „Oh ja, das geht hier ja einigen so“, antwortete Hadamar – zwar kannte er das nicht von sich selbst, weil seine Familie genügend hatte, die in ihrer Munt standen und die Höfe bewirtschafteten, aber von Freunden und Bekannten wusste er das nur zu gut. Nicht zuletzt von Sönke, der ja zähneknirschend seinen Eintritt in die Legio immer weiter hatte verschieben müssen, weil sein Vater ihn noch gebraucht hatte. „Und jetzt konnt wer deine Arbeit übernehmen?“ fragte er, um übergangslos anzuknüpfen: „Das hier ist die Principia.“ Er wies auf das Gebäude vor ihnen und trat dann vor dem Terentius ein, um ihn zum Rekrutierungsbüro zu bringen.

    Auch wenn Hadamar mit diesem ganzen Sklavenkonzept nicht ganz so vertraut war und er so ziemlich den Eindruck, dass das doch irgendwie noch mal was anderes war als in einer Munt zu stehen, nickte er zustimmend. Was diesen Linos anging, hatte Corvinus in jedem Fall Recht, der war einfach... aufsässig. Zu aufsässig für einen Sklaven. „Muss der Legat wissen, was er mit ihm treibt. Wer weiß, vielleicht kann er ja auch irgendwas besonders gut“, grinste er dann. Immerhin, der Kerl hatte Köpfchen. Hadamar fand schon, dass man damit, richtig eingesetzt, was anfangen konnte – aber vielleicht dachte er das auch nur, weil da ein bisschen sich selbst wieder erkannte, jedenfalls in dieser Aktion von heute Abend.


    „Najaaa... stimmt schon, die ham irgendwie nen Schaden. Musst mir dann erzählen was bei rausgekommen ist, das heißt, wenn du das mitkriegst“, meinte er, nur um bei den anschließenden Worten abzuwinken. „Absichtlich verlieren, meinst? Nä, das ist net mein Ding. Ich muss einfach nen paar Jungs finden, die besser sind als ich. Ich brauch da die Herausforderung, macht mehr Spaß“, grinste er. Und schaute dann erleichtert drein. Um gleich darauf den Hauch eines schlechten Gewissens zu haben, weil er sich nicht sicher war, ob Corvinus das nur machte, weil sie befreundet waren... aber er würde ganz sicher nicht ablehnen, wenn er ihm eine Aufgabe wieder wegnahm. „Mensch, danke dafür. Ich kann nachher ja noch mal reingucken, ob Senecio noch Hilfe braucht“, bot er trotzdem noch an, allein um zu zeigen, dass er nicht vorhatte das auszunutzen, und runzelte die Stirn. „Wie, abgehauen? Wohin abgehauen? Der hat aber doch net das Lager verlassen, oder?“

    Hadamar legte den Kopf schief und musterte den vielleicht bald neuesten Tiro kurz. „Na dann. Komm mit, ich zeig dir den Weg.“ Er gab seinen direkten Wachkollegen mit einem Wink zu verstehen, dass er bald wieder kommen würde, und nickte auch Corvinus kurz zu, während er dem Terentius bedeutete, ihm zu folgen. „Ich bin Lucius Duccius Ferox“, stellte er sich dann vor. Sprach ja nichts dagegen, sich den Weg mit ein bisschen Plaudern zu vertreiben. „Was hast in Bingium so getrieben bisher?“

    „Tut er, ja.“ Hadamar grinste schief und überlegte kurz, ob er Corvinus sagen sollte, dass er den Sklaven ja fast bewunderte dafür, wie er das hingekriegt hatte – allein schon die Idee zu haben, und dann auch noch den Nerv, das durchzuziehen. Aber er beschloss, dass es wohl besser war das unerwähnt zu lassen. Zum einen hatte Corvinus Recht, dass er dem Kerl am liebsten eine reingehauen hätte... und zum anderen, nun ja. Corvinus. Optio. Vorgesetzter. Er kannte Hadamar zwar, trotzdem war es wohl angesagt, sich ihm gegenüber zurückzuhalten, was all die Dinge betraf, die vielleicht nicht ganz so konform gingen mit all den Regeln und Vorschriften hier.


    „Ich hab keine Ahnung, ob der überhaupt bestraft worden ist...“ war also das einzige, was Hadamar dazu sagte, bevor er einen ziemlich wehmütigen Blick auf die Tabulae warf. Die sollte er jetzt noch zusammen räumen? Nach allem, was er eh schon hatte machen müssen heute, zusätzlich zu seinem normalen Dienst? Er schnitt eine Grimasse und unterdrückte ein Seufzen, eine Reaktion, die ihm bei einem anderen Optio vermutlich schon irgendeine weitere Aufgabe eingebracht hätte. „Ich mach's nachher, in Ordnung? Muss erst noch den Tesserarius von der Fünften holen, den will der Legat auch noch sehen. Wegen dem Sklaven und dem Auftrag und so.“ Jetzt seufzte er doch, bevor er schief grinste. „Ach geh, würfeln tun noch einige mit mir. Das Soldatenspiel, das ist es was kaum noch wer mit mir spielen will... weil man da mehr als nen glückliches Händchen braucht. Außerdem sind mittlerweile eh fast alle schon am Pennen.“

    Hadamar hatte mal wieder der Wachdienst getroffen – und seit dem Appell, seit der Nachricht vom Tod des Kaisers, war die Wachsamkeit genauso wie die Nervosität etwas gestiegen. Bei den meisten, jedenfalls. Hadamar selbst wusste immer noch nicht so recht, was er mit dem Ganzen anfangen sollte, weil es irgendwie... seiner Lebenswelt nach wie vor so fern war.


    Als nun also jemand zum Tür kam, lehnte Hadamar weiterhin gemütlich an seinem Speer und musterte den Kerl. „Salve. Was darfs sein?“

    Hadamar wehrte sich lachend, und von einem Moment zum anderen waren seine Zweifel verflogen – für den Augenblick jedenfalls. Es war einfach wie vorher, bis hin zu der Tatsache, dass er wie üblich keine Chance gegen Corvinus hatte. „Heeee... heemmpf!“ machte er, kam aber nur frei, weil Corvinus ihn wieder losließ. Er boxte ihn leicht in die Seite und tanzte dann weg von ihm, bevor der wieder nach ihm greifen konnte.


    „Naja, dieser Sklave halt. Linos heißt der wohl. Der den wir einfangen mussten. Der hat wohl eigentlich den Auftrag gekriegt. Der kleine Scheißer muss aber wohl den wachhabenden Tesserarius verarscht haben. Jedenfalls hat der – also der Tesserarius – offenbar geglaubt, dass der Sklave nur den Auftrag des Legaten vorbei bringt, und nicht, dass der das selbst machen soll alles. Jedenfalls: ich hab also nach der Abendwache das gesamte Lager abgeklappert, jede einzelne Centurie, annähernd 60 Leute.“

    Ein wenig neugierig sah Hadamar sich in dem Raum um, der vollgestopft schien mit Zeug. „Centuria IV, Cohors II“, antwortete er, und fragte sich lautlos, wie der Mann sich hier überhaupt zurechtfand, bei dem was sich hier alles stapelte. Auch wenn er immer besser wurde, was lesen und schreiben anging – so ein Verwalterposten war ganz sicher nichts für ihn, stellte er mal wieder fest. Was für ein Glück, dass er nicht das getan hatte, was seine Mutter sich für ihn gewünscht hätte...

    „Also doch üben. Immer noch der alte Streber“, grinste Hadamar. Und dann machte er große Augen und setzte sein unschuldigstes Gesicht auf. „Iiich? Was ausgefressen? Wo denkstn du hin...“ lachte er – und fragte sich gleichzeitig, ob Corvinus ihm das wirklich zutraute. Naja, vielleicht nicht ganz ungerechtfertigt, aber trotzdem... er hatte seine Lektion gelernt aus der Strafe, die das ganze Contubernium hatte tragen müssen, denn so was hatte er nie gewollt. Aber grundsätzlich war das wohl auch etwas, wo er sich in Zukunft noch mehr würde zusammenreißen müssen. Himmel war das ätzend, wenn einer der besten Freunde auf einmal zum Vorgesetzten wurde und damit nicht mehr da war, um mit einem irgendeinen Blödsinn anzustellen oder einen rauszupauken... sondern auf der anderen Seite stand.


    Hadamar verdrängte diese Gedanken. „Wobei: also, wenn ich's richtig begriffen hab, hätte wohl der Sklave jeden Tesserarius abklappern müssen. Der war zuerst beim wachhabenden Tesserarius, und... frag mich net wie, aber irgendwie hat der Kerl es hingekriegt, dass der Tesserarius mich losgeschickt hat mit dem Auftrag. Ich hab mir nix dabei gedacht... aber der Legat war dann ziemlich verwundert.“ Hadamar zuckte die Achseln. „Ich glaub aber net, dass er deswegen wen von unserer Centurie sprechen will. Wegen der Sache soll ich den Tesserarius holen, der vorhin mit mir Wache hatte, also schätz ich mal er will was anderes von dir.“

    Corvinus fehlte ihm. Oh ja, Corvinus fehlte ihm wirklich. Er kam so unglaublich schlecht aus dem Bett in der Früh, und Corvinus, nun ja, der hatte ihn halt immer geweckt – so rechtzeitig, dass sogar Hadamar nicht zu spät kam, auch wenn er gefühlte Ewigkeiten brauchte, bis er schließlich aufstand. Was wunderbar funktionierte, weil Corvinus so ein elender Frühaufsteher war, der immer schon aufstand, während alles andere noch ratzte. Und wenn Corvinus mal weg war oder so... dann hatte ihn immer Fuscus von der Pritsche geholt. Mit einem ordentlichen Tritt gegen das Gestell, der ihn in der Hälfte der Fälle direkt auf den Boden beförderte. Oder einem Eimer kaltem Wasser ins Gesicht. Danach war er dann immer sofort wach.


    Seitdem die beiden weg waren, geschah es wieder häufiger, dass Hadamar verschlief. Nicht so, dass er wirklich zu spät dann kam, irgendwer weckte ihn immer noch gerade so rechtzeitig – aber so, dass er sich wieder häufiger ziemlich beeilen musste und auf den letzten Drücker kam.
    An diesem Tag war er auch noch in seiner Stube, als er draußen Corvinus' Stimme hörte, und neugierig linste er hinter Tappulus hervor. Laufen. Na super... aber dass es mit Corvinus als Optio wenn überhaupt nur noch anstrengender werden würde, war ja klar gewesen.
    Ziemlich erfreut allerdings hörte er dann, dass er ausgenommen werden sollte. Mit breitem Grinsen boxte er Tappulus in den Rücken. „Viel Spaß beim Laufen, Alter.“
    „Na warte, du...“ Tappulus langte mit seiner Hand blitzschnell nach hinten, aber Hadamar war schneller und sprang nur lachend außer Reichweite. „Dich krieg ich noch, Kleiner!“ drohte der Veteran, allerdings mit einem Grinsen, und verschwand dann nach draußen. „Ihr habts gehört, Leute. AUF!“ brüllte er, während Hadamar in der Stube schnell die Klamotten wechselte, seine beste Tunika anzog, darüber die Uniform, komplett mit den Teilen, die am meisten blitzten. Im Anschluss machte er sich auf zur Unterkunft des Centurio. „Da bin ich. Äh... Miles Duccius Ferox meldet sich wie befohlen“, ratterte er herunter, sich schnell verbessernd und noch schneller stramm stehend. Und kam sich dabei noch dämlicher vor als sonst so häufig. Immerhin war das Corvinus, der da vor ihm stand, und vor ihm nun so offiziell Meldung zu machen... war einfach... merkwürdig.

    „Jaaaa, ich weiß du meinst... Senecio könnt mal eins aufs Maul vertragen. Aber: du machst dir die ganze Arbeit grad umsonst... Der Legat lässt von seinem Sekretariat neue Pläne anfertigen. Die schickt er morgen. Hab ich doch vorhin gesagt“, verdeutlichte Hadamar noch mal. Deswegen hatte er ja vorhin sämtliche Centurien aller Cohorten abgelaufen, um jedem Dienstplanverantwortlichen – Tesserarius oder wer auch immer den gerade ersetzte – das mitzuteilen. „Warum du zum Legaten sollst, weiß ich net. Ich hab Meldung gemacht, dass ich allen Bescheid gegeben hab wegen der neuen Pläne... da meinte er danach, er müsste unsern Centurio sprechen. Oder ranghöchsten Offizier, nachdem ich ihm gesagt hab wir haben grad keinen Centurio. Und da dacht ich mir ich hol dich.“

    Auch beim Zimmer des Centurio klopfte Hadamar zunächst an, aber diesmal wagte er es dann doch, gleich einzutreten. „Hey“, machte er dann – wohlweislich erst, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. War zwar schon spät, und die meisten schliefen schon, aber es würde wohl trotzdem nicht gut wirken, wenn irgendjemand durch Zufall mitbekam, wie salopp er den neuen Optio begrüßte, anstatt zu salutieren und ordnungsgemäß Meldung zu machen. „Was sitztn immer noch über den Plänen? Ich hab dir doch vorhin gesagt, dass der Legat die für ungültig erklärt hat und morgen neue bringen lässt. Willst üben?“ grinste er ihn an und fuhr dann fort: „Der will dich übrigens sehen. Also, der Legat. Hat's mir vorhin gesagt, als ich Meldung gemacht hab wegen der Dienstpläne.“

    Diesmal schnitt Hadamar eine Grimasse. „Na dass der mich net laufen lässt, ist mir auch klar. Der kennt mich besser als jeder andere hier...“ erwiderte er den Scherz allerdings mit einem Grinsen – und hörte dann überrascht, dass Corvinus immer noch über den Dienstplänen saß. Immerhin war es schon ein bisschen her, dass er hier durch gekommen war und ihm Bescheid gegeben hatte, dass die Pläne ab morgen nicht mehr galten und vom Legat selbst neue kommen würden. „In Ordnung... danke. Und vale.“