[Habitatio] Unterkunft des Centurio Cohors II, Centuria IV


  • Centurio Marcus Artorius Massa


    Die wohl einschneidendste Erfahrung für Tiro Duccius Ferox lag lange zurück. Just am letzten Tag seiner Grundausbildung – er wusste noch nicht, dass sein Centurio sogar bereits die erfolgreiche Probatio in der Principia gemeldet hatte – leistete er sich einen Fehltritt mit schwerwiegenden Folgen. Er stahl sich nicht nur unangekündigt aus dem Lager, sondern missachtete das Ausgehverbot für Tirones. Zu seinem Unglück wurde er beim Zurückschleichen ins Lager erwischt, verletzt und mit seinem ganzen Contubernium bestraft.
    Vierzehn Tage lang leistete die Gruppe neben der Mittelschicht nachts am Tor täglich neue Strafarbeiten. Mit der Ausführung der Arbeiten zeigte er sich zufrieden, sonst wären längst weitere Strafarbeiten gefolgt. Er bemerkte, wie bei den Betroffenen die Schatten unter den Augen dunkler und größer wurden, erkannte aber auch den gewachsenen Zusammenhalt. Natürlich blieben ihm die Erziehungsmaßnahmen der Soldaten untereinander nicht verborgen, aber auch diese bewirkten einen Lerneffekt.


    Nach Abschluss der zwei Wochen bestellte Centurio Massa das gesamte Contubernium zu sich und wartete in seinem Officium, bis die Soldaten geschlossen eintraten.


  • Zuletzt hatten sie geschrubbt. Und geschrubbt. Und geschrubbt. Aber wenigstens nicht die Latrine. Und noch mehr hatte sich getan innerhalb der zwei Wochen, was man als positiv bezeichnen konnte, jedenfalls im Vergleich zum Rest der Strafe. Nachdem die Wunde an seinem Bein am Abend des dritten Tages noch schlimmer ausgesehen hatte als davor, hatte Mugillanus die Schnauze voll gehabt und Hadamar erneut ins Valetudinarium geordert, weil, so der Legionär: es brachte niemandem was, wenn ihr Küken an einer Blutvergiftung oder ähnlichem verreckte. Und da war es erst mal richtig ätzend geworden für Hadamar... der Medicus da nämlich hatte die Wunde wieder aufgeschnitten, damit Eiter und Entzündungsflüssigkeit und ganz allgemein böse Säfte abfließen konnten, was sie auch taten. Und dann hatte er Alkohol drüber gekippt, und obwohl Hadamar es sich fest vorgenommen hatte, keinen Mucks von sich zu geben, hatte er da dann natürlich doch geflucht. Und geschrien. Die Prozedur hatte er noch zweimal über sich ergehen lassen müssen, aber bereits beim zweiten Mal war schon eine deutliche Besserung eingetreten, und als er den vierten Abend in Folge im Valetudinarium auftauchte, hatte der Medicus endlich gemeint, dass es genug war mit der Aufschneiderei. Zufrieden war Hadamar wieder in seine Unterkunft gehumpelt, und von da an machte die Wunde tatsächlich Fortschritte. Also, nicht die Wunde – der Heilungsprozess. Die Nachwirkungen von Fuscus' Prügel waren zu dem Zeitpunkt schon längst nicht mehr der Rede wert gewesen, auch wenn er die blauen Flecke, Schrammen und Prellungen freilich noch spürte. Und sogar die Müdigkeit hielt sich in Grenzen: zum einen gewöhnte man sich irgendwann daran, wenig Schlaf zu haben, und stahl sich tagsüber immer mal wieder ein paar Augenblicke... zum anderen, und das betraf ganz konkret ihn, hatten seine Kameraden nach ein paar Tagen wieder damit begonnen, ihre Ausrüstung selbst zu reinigen. Diesen Bußdienst hatte er sich ja freiwillig auferlegt, weil er wirklich bereute, seine Kameraden in Schwierigkeiten gebracht zu haben – und dass sie diesen nun ablehnten, war ein deutliches Zeichen dafür, dass sie es ihm nicht mehr übel nahmen. Und vermutlich war dem ein oder anderen auch aufgefallen, dass Hadamar sonst irgendwann aus den Latschen gekippt wäre, weil er durch die ganze Putzerei immer erst nach der Mittelwache zum Schlafen gekommen war... Hadamar war in diesen Tagen so müde gewesen, dass er nicht einmal mehr Hunger gehabt hatte. Kein Wunder, dass er am ersten Tag nach seinem privaten Bußdienst nicht einmal mehr der eigenen Ausrüstung oder dem Essen einen Blick geschenkt hatte, sondern gleich auf seine Pritsche gefallen war – und durchgeschlafen hatte bis es Zeit wurde für die Wache. Was sein Schlafpensum locker verdoppelt hatte.


    Müde war er freilich immer noch, als er jetzt gemeinsam mit seinem Contubernium wie befohlen beim Centurio antrat. Und er war ein wenig hagerer geworden in den vergangenen zwei Wochen, weil sein Appetit nach wie vor zu wünschen übrig ließ zwischen der ganzen Schufterei und dem Schlafmangel. Aber er humpelte nicht mehr ganz so schlimm, und auch sonst... war er zufrieden mit sich. Die bisherige Strafe immerhin hatten sie ganz gut überstanden, und gerade Hadamar hatte sich da angestrengt wie selten in seinem Leben, weil es ihm eben leid tat die anderen mit hineingezogen zu haben. Und dass ihm kein Patzer während der Nachtwache unterlaufen war, wo der Optio ihm die Verantwortung übertragen hatte – und wo Fuscus das eisern durchgezogen hatte, ihn entscheiden zu lassen, wenn irgendwas war, darauf war er sogar ein bisschen stolz.
    So standen sie also vor dem Centurio, und Fuscus übernahm die Meldung: „Contubernium VI meldet sich wie befohlen.“

  • Corvinus stand ebenfalls mit seinen Brüdern zusammen bei Centurio. Er hoffte das Massa zufrieden sein würde und es bei der Bestrafung belassen würde. 15 Tage Mittelwache, er hatte ja in der Nacht von Ferox Abgang schon regulär die Mittelwache gehabt, und tägliche Strafarbeiten hatten auch an ihm gezerrt. Freiiich Gewicht hatte er nicht verloren da ihn keine Essstörungen getroffen hatten. Doch auch ihm sah man den Schlafmangel an. Ebenso war er für seine Verhältnisse geradezu schlampig angezogen. An seiner Lorica Segmenta gab es eine Stelle die nicht glänzen poliert war, an der Ecke seiner Tunica war ein kleiner Erdspritzer und eine Schlaufe seiner Calligae war verdreht. Alles Sachen die passierten wenn man unter massiven Schlafmangel versuchte arbeiten zu erledigen bei denen volle Aufmerksamkeit und Ausdauer gebraucht wurden.
    Als Ferox die Meldung machte ging er in Grundstellung und wartete.


  • Centurio Marcus Artorius Massa



    Massa beobachtete das Aufstellen und die Meldung durch Fuscus. Er prüfte nebenbei, wie diszipliniert der Vorgang geschah und in welcher Haltung die Männer verblieben. Die letzten beiden Wochen lagen sichtbar auf den Antlitzen der Männer, denn für Friedenszeiten lagen verhältnismäßig große Strapazen hinter ihnen. Doch Strafe musste sein und im Krieg würde noch mehr von ihnen verlangt werden, daher hielt sich Massas Verständnis für die Stubengemeinschaft in Grenzen.
    Er dankte mit einem Nicken für die Meldung und stellte sich mit verschränkten Armen vor ihnen in Positur, das Rühren erlaubte er ihnen nicht.


    "Duccius Ferox, progredere. Was nimmst du als Erfahrung aus den vergangenen zwei Wochen mit?" Er hoffte für den Junglegionär, dass der nachdachte, bevor er losplapperte. Gerade Duccius war ihm wegen seines losen Mundwerks schon häufiger aufgefallen.



  • Gehorsam trat Hadamar einen Schritt nach vorn, als der Centurio ihn dazu aufforderte, und nahm wieder stramm Haltung an. Nur was er auf die Frage antworten sollte, wusste er nicht recht. Dass es absolut ätzend war, zwei Wochen lang Strafdienst leisten zu müssen, kam kaum in Frage, genauso wenig, was er von den einzelnen Aufgaben im Genauen hielt, die der Centurio ihnen aufgebürdet hatte, oder was genau er nun beim Latrinen putzen, Kalk anrühren oder sonst was gelernt hatte. Aber was nahm er sonst schon mit? Dass er sich mehr Gedanken hätte machen müssen, wie er ungesehen wieder reinkam? Anstatt nur bis ins Detail zu planen, wie er hinaus kommen würde, denn das hatte er getan, und das hatte ja auch wunderbar geklappt. Das war allerdings auch nichts, was er dem Centurio nun auf die Nase binden konnte. Oder: konnte schon, aber sollte wohl nicht, wenn er nicht noch zwei Wochen Strafdienst leisten wollte.


    „Dass meine Kameraden große Klasse sind, Centurio“, antwortete Hadamar schließlich das einzige, was er tatsächlich sagen konnte. Er wollte nicht irgendwas daher reden, was nicht wirklich stimmte, von wegen wie geläutert er durch die Strafe geworden sei und dass ihm klar geworden war wie groß sein Fehler gewesen war und dass er nie wieder gegen Regeln verstoßen würde und überhaupt und sowieso. Geläutert war er nicht, jedenfalls dachte er das nicht – obwohl die letzten zwei Wochen natürlich ihres Auswirkungen gehabt hatten, gerade der Fakt, dass er sein Contubernium ungewollt in Schwierigkeiten gebracht hatte –; dass es ein Fehler war, sich aus dem Castellum schleichen zu wollen, das war ihm schon vorher klar gewesen; und Regeln waren dazu, um gegen sie zu verstoßen, fand er. Freilich nicht immer, die Legion konnte nur funktionieren, wenn die meisten sich die meiste Zeit an die Regeln hielten. Aber es gab eben auch die Situationen, in denen man seinen eigenen Kopf benutzen und selbst entscheiden musste, anstatt stumpf irgendwelchen Regeln oder Befehlen zu folgen, und auch wenn der Centurio die Sache mit Hadamars Familie anders gesehen hatte, für ihn war das so ein Moment gewesen. Die allermeisten Legionäre verhielten sich da anders, das wusste Hadamar, aber die meisten von denen konnten auch nicht für fünf Sesterzen denken. Weswegen es ja auch so leicht war, sie beim Soldatenspiel abzuzocken... obwohl es mittlerweile einige gab, die gar nicht mehr gegen ihn spielen wollten, aus eben dem Grund, dass er besser war als sie.
    So oder so: er wollte nichts behaupten, was nicht stimmte. Und diverse Dinge, die stimmten, konnte er einfach nicht sagen. Der Punkt mit seinen Kameraden allerdings war einer der wenigen, auf die beides zutraf: er war zutiefst davon überzeugt, dass sie einfach klasse waren, und es war etwas, was er dem Centurio antworten konnte auf seine Frage hin. Vielleicht war es sogar wirklich das Wichtigste, Wesentlichste, was er in den letzten zwei Wochen gelernt hatte... aber ihm selbst kam der Gedanke erst später.


  • Centurio Marcus Artorius Massa



    Massa runzelte die Stirn, denn erstens fiel die Antwort mager aus und zweitens konnte man sie sogar missverstehen.


    "Daraus leite ich ab, dass du vorher deine Kameraden nicht große Klasse gefunden hast" Er fixierte Ferox und verspürte in sich den Wunsch, selbst einmal Hand an den Junglegionär zu legen. Der schien noch immer nicht begriffen zu haben, was von einem Soldaten der römischen Armee erwartet wurde, was Massa erwartete. Nicht einmal die kollektive Bestrafung und deren Folgen schien ein Überdenken der egoistischen Handlungsweise bewirkt zu haben.



  • Hadamar war erst mal baff, als er hörte, was der Centurio aus seinen Worten machte – dann runzelte er leicht die Stirn. „Nein!“ widersprach er. „Ich war nur... ich hätt nur davor nicht gedacht, dass sie trotzdem so zu mir halten würden, obwohl ich sie so in die Sch... in Schwierigkeiten gebracht hab. Die haben zum Beispiel vor den andern nicht nur dicht gehalten, sie haben mich sogar verteidigt, das hätt ich nie erwartet!“


  • Centurio Marcus Artorius Massa



    "Gut", erwiderte Massa, was anzeigte, dass sich Ferox nach seinem Empfinden in die richtige Richtung bewegte. "Und was haben nach dieser Erkenntnis deine Stubenkammeraden zukünftig von dir zu erwarten?" Ob es Ferox bemerkte, dass Massa nur mit anderen Worten und einer eleganten Schleife im Groben wieder beim Inhalt seiner ersten Fragestellung war? Die Antwort würde für Massa auch die ungestellte Frage beantworten, was er zukünftig von diesem Junglegionär zu erwarten hatte. Dumm schätzte er den Duccius nicht ein, nur manchmal undiplomatisch und noch mit zu vielen Flausen im Kopf. Andererseits könnte man dessen Eifer und Begeisterung - in die richtigen Bahnen gelenkt - durchaus nutzbringend verwerten.



  • Hadamar musterte den Centurio weiterhin, verwirrt, etwas unschlüssig und sogar ein klein wenig empört, weil er aus seinen Worten zuvor den falschen Schluss gezogen hatte. Er war sich gerade gar nicht so sicher, was der Centurio überhaupt von ihm wollte, warum er dieses Gespräch mit ihm führte, aber ihm war klar, dass er da wohl genauso durch musste wie durch die Strafen in den letzten zwei Wochen.


    Worauf der Centurio allerdings jetzt hinaus wollte, wusste Hadamar nicht – aber er hielt es hier wie im Grunde die meiste Zeit: er sagte einfach ehrlich, was er dachte. „Ich werd das net noch mal machen, sie so in Schwierigkeiten zu bringen“, antwortete er. Es war eine Sache, wenn nur er bestraft wurde für sein Fehlverhalten, aber eine völlig andere, wenn seine Kameraden dann mitreingezogen wurden... das hatte er ja schon vorher nie gewollt, und jetzt, wo es zum ersten Mal geschehen war, stand für ihn fest, dass er das um jeden Preis vermeiden würde in Zukunft. Er deutete ein hilfloses Achselzucken an, nur um sich daran zu erinnern, dass er ja eigentlich nach wie vor stramm stand, und wieder die korrekte Haltung einzunehmen. „Sie haben’s nicht verdient, so was ausbaden zu müssen... sie haben’s verdient jemanden zu haben, der... naja, der unser Contubernium gut da stehen lässt. Da werd ich mich anstrengen.“


  • Centurio Marcus Artorius Massa



    Manchmal bedurfte es einer gezielten Wortauslegung, um Soldaten wie Ferox zum Sprechen zu bewegen. Mit den letzten Ausführungen konnte Massa jedenfalls sehr viel mehr anfangen als mit dem ersten Satz. Nett anzusehen war auch die Empörung, die er zwischen den Zeilen heraushörte. Ein Schmunzeln jedoch gestattete sich Massa nicht. Er nickte, als Ferox aussagte, er wolle seine Kameraden nicht noch einmal in Schwierigkeiten bringen. Doch für Massa war nicht klar, ob Ferox zukünftig besser aufpassen oder sich vorbildlicher verhalten wollte, daher wartete er ab.
    Wichtig empfand er die Erkenntnis, dass Ferox gedachte, sein Contubernium gut dastehen zu lassen. Das Vorhaben beinhaltete Verantwortung, positive Grundhaltung, Einsatz für andere, weniger Egoismus. Besonders gern hörte Massa jedoch, dass sich Ferox zukünftig anstrengen wollte.


    "Gemeinschaftsgedanke und Fleiß, Kameradschaft und natürlich bedingungslose Treue sind wichtige Grundhaltungen eines Tiro, die er neben der bestandenen Grundausbildung vorweisen sollte, wenn er in die römische Armee übernommen wird. Ich gestehe, bei dir fehlte mir bisher der entsprechende Beweis für die Existenz des einen oder anderen Charakterzugs. Was noch fehlt, werden dir deine Stubenkameraden beibringen."


    Massa blickte in die Runde und verweilte etwas länger bei Fuscus.
    "Mit der Ausführung der Strafarbeiten bin ich zufrieden, mit der restlichen Pflichterfüllung auch. Contubernium Sextus gliedert sich ab sofort wieder in den regulären Dienst ein. Dein Dienstgrad bleibt erhalten. Die Auszahlung der Erfolgsprämie werde ich morgen veranlassen. Abzuholen ist sie in der Principia.


    Milites, state! Retro und abite!"



  • Hadamar wusste nicht so recht, was er von der jetzigen Ansprache des Centurio halten sollte. Bei ihm fehlte noch der Beweis dafür, dass er wirklich alles hatte, was ein Legionär brauchte? Das kratzte an seinem Ego. Aber ziemlich. Ziemlich gewaltig sogar. Gut, Fleiß, darüber konnte man sich streiten, oder besser: eben nicht – da gab Hadamar freimütig zu, dass er davon zu wenig an den Tag legte, auch wenn er hier doch um einiges fleißiger war als früher daheim. Aber Gemeinschaftsgedanke? Kameradschaft? Treue? Das hatte er doch alles, das... hatte er... dachte der Centurio etwa, er hätte das nicht, weil er auf eigene Faust rausgeschlichen war? Was hatte das eine denn mit dem anderen zu tun? Er war ja nicht davon ausgegangen, dass sein Contubernium mitbestraft werden würde, wenn er das vorher gewusst hätte... dann... naja, das hätte vielleicht doch was geändert. Er wäre vorsichtiger gewesen. Hätte sie vorher doch gefragt. Hätte sich vielleicht sogar doch nicht rausgeschlichen, wenn sie alle strikt dagegen gewesen wären.
    Und trotzdem: es störte Hadamar, störte ihn sehr, dass der Centurio so von ihm dachte, und es packte ihn irgendwie bei seinem Ehrgeiz, ihm zu beweisen, dass er falsch lag. Er konnte das. Körperlich war er deutlich fitter geworden, das regelmäßige Training machte ihm nichts mehr aus, und was alles andere anging: natürlich konnte er das!


    Der Rest von dem, was der Centurio zu sagen hatte, klang aber schon weit erfreulicher. Er war zufrieden mit den Strafarbeiten, er brummte ihnen nicht noch mehr auf, und das Beste von allen: Hadamar durfte Legionär bleiben. Er durfte Legionär bleiben! Am liebsten hätte er jetzt einen Luftsprung gemacht, oder Corvinus umarmt, oder sonstwie seiner Freude Ausdruck verliehen, aber er riss sich zusammen und blieb in Haltung stehen, konnte nur nicht unterdrücken, dass sich ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. „Danke, Centurio!“ Das Grinsen allerdings gleich wieder in Unglauben erstarrte, als der Centurio von einer Prämie sprach. Klar, da war ja irgendwas gewesen, da auf dem Marktplatz wo er sich hatte anwerben lassen... aber daran hatte er gar nicht mehr so wirklich gedacht während der Zeit, die er nun schon hier verbracht hatte. Und hätte er es, hätte er erst recht nicht geglaubt, dass er die noch bekommen würde nach dieser Sache... „Jawohl, Centurio.“
    Und dann entließ der Centurio sie. Hadamar stellte sich wieder zurück in die Reihe, salutierte mit den anderen und verließ den Raum.

  • Corvinus saß in der Schreibstube der Centurie und grübelte über den Dienstplan. War natürlich typisch das der Tessarius der Einheit ausgerechnet jetzt mit Rüsselseuche oder sowas im Valetudinarium lag wo Centurio Massa befördert worden war und er den Laden schmeißen musste. Mit wallendem Blut schweiften seine Gedanken immer wieder zu den Kaisermördern ab und er musste sich fast körperlich zwingen an der Arbeit zu bleiben.

  • Auch beim Zimmer des Centurio klopfte Hadamar zunächst an, aber diesmal wagte er es dann doch, gleich einzutreten. „Hey“, machte er dann – wohlweislich erst, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. War zwar schon spät, und die meisten schliefen schon, aber es würde wohl trotzdem nicht gut wirken, wenn irgendjemand durch Zufall mitbekam, wie salopp er den neuen Optio begrüßte, anstatt zu salutieren und ordnungsgemäß Meldung zu machen. „Was sitztn immer noch über den Plänen? Ich hab dir doch vorhin gesagt, dass der Legat die für ungültig erklärt hat und morgen neue bringen lässt. Willst üben?“ grinste er ihn an und fuhr dann fort: „Der will dich übrigens sehen. Also, der Legat. Hat's mir vorhin gesagt, als ich Meldung gemacht hab wegen der Dienstpläne.“

  • "Hey," gab Corvinus zurück und blickte auf.


    "Ich kann dir sagen das ist alles eine Scheiße... da muss man soviel beachten, wer ist Immunes und braucht keine Wache machen, wer hat Urlaub, wer wurde irgendwohin abkommandiert... ein Sack Flöhe sag ich dir. Der alte Senecio labert das dann auch noch alles in einem Tempo runter mit ständigen blöden Kommentaren... ich kann dir sagen am liebsten hätte ich ihm vorhin eine reingehauen damit er das Maul hält."


    War Corvinus Antwort und er schien schon auf eine Kommentar von Ferox zu warten als er stutzte.
    "Wie wat ich soll zum Legaten wegen der Dienstpläne?"

  • „Jaaaa, ich weiß du meinst... Senecio könnt mal eins aufs Maul vertragen. Aber: du machst dir die ganze Arbeit grad umsonst... Der Legat lässt von seinem Sekretariat neue Pläne anfertigen. Die schickt er morgen. Hab ich doch vorhin gesagt“, verdeutlichte Hadamar noch mal. Deswegen hatte er ja vorhin sämtliche Centurien aller Cohorten abgelaufen, um jedem Dienstplanverantwortlichen – Tesserarius oder wer auch immer den gerade ersetzte – das mitzuteilen. „Warum du zum Legaten sollst, weiß ich net. Ich hab Meldung gemacht, dass ich allen Bescheid gegeben hab wegen der neuen Pläne... da meinte er danach, er müsste unsern Centurio sprechen. Oder ranghöchsten Offizier, nachdem ich ihm gesagt hab wir haben grad keinen Centurio. Und da dacht ich mir ich hol dich.“

  • "Verdammt... ich will es ja nur nachvollziehen was Senecio alles gesagt hat und wann hab ich da ne bessere Gelegenheit zu als jetzt wo der Legat die Pläne für morgen schreibt. Da kann ich in den alten rummachen wie ich will...."


    Corvinus schaute Ferox prüfend an


    "Du oder irgendwer hast aber nichts ausgefressen oder? War der Sklave vom Legaten noch da? Nicht das der wieder weggelaufen ist. Ich hab keine Lust wo es jetzt bald gegen die Kaisermörder geht durch irgendwelche Wälder zu stolpern und Sklaven zu jagen..."

  • Corvinus fehlte ihm. Oh ja, Corvinus fehlte ihm wirklich. Er kam so unglaublich schlecht aus dem Bett in der Früh, und Corvinus, nun ja, der hatte ihn halt immer geweckt – so rechtzeitig, dass sogar Hadamar nicht zu spät kam, auch wenn er gefühlte Ewigkeiten brauchte, bis er schließlich aufstand. Was wunderbar funktionierte, weil Corvinus so ein elender Frühaufsteher war, der immer schon aufstand, während alles andere noch ratzte. Und wenn Corvinus mal weg war oder so... dann hatte ihn immer Fuscus von der Pritsche geholt. Mit einem ordentlichen Tritt gegen das Gestell, der ihn in der Hälfte der Fälle direkt auf den Boden beförderte. Oder einem Eimer kaltem Wasser ins Gesicht. Danach war er dann immer sofort wach.


    Seitdem die beiden weg waren, geschah es wieder häufiger, dass Hadamar verschlief. Nicht so, dass er wirklich zu spät dann kam, irgendwer weckte ihn immer noch gerade so rechtzeitig – aber so, dass er sich wieder häufiger ziemlich beeilen musste und auf den letzten Drücker kam.
    An diesem Tag war er auch noch in seiner Stube, als er draußen Corvinus' Stimme hörte, und neugierig linste er hinter Tappulus hervor. Laufen. Na super... aber dass es mit Corvinus als Optio wenn überhaupt nur noch anstrengender werden würde, war ja klar gewesen.
    Ziemlich erfreut allerdings hörte er dann, dass er ausgenommen werden sollte. Mit breitem Grinsen boxte er Tappulus in den Rücken. „Viel Spaß beim Laufen, Alter.“
    „Na warte, du...“ Tappulus langte mit seiner Hand blitzschnell nach hinten, aber Hadamar war schneller und sprang nur lachend außer Reichweite. „Dich krieg ich noch, Kleiner!“ drohte der Veteran, allerdings mit einem Grinsen, und verschwand dann nach draußen. „Ihr habts gehört, Leute. AUF!“ brüllte er, während Hadamar in der Stube schnell die Klamotten wechselte, seine beste Tunika anzog, darüber die Uniform, komplett mit den Teilen, die am meisten blitzten. Im Anschluss machte er sich auf zur Unterkunft des Centurio. „Da bin ich. Äh... Miles Duccius Ferox meldet sich wie befohlen“, ratterte er herunter, sich schnell verbessernd und noch schneller stramm stehend. Und kam sich dabei noch dämlicher vor als sonst so häufig. Immerhin war das Corvinus, der da vor ihm stand, und vor ihm nun so offiziell Meldung zu machen... war einfach... merkwürdig.

  • „Also doch üben. Immer noch der alte Streber“, grinste Hadamar. Und dann machte er große Augen und setzte sein unschuldigstes Gesicht auf. „Iiich? Was ausgefressen? Wo denkstn du hin...“ lachte er – und fragte sich gleichzeitig, ob Corvinus ihm das wirklich zutraute. Naja, vielleicht nicht ganz ungerechtfertigt, aber trotzdem... er hatte seine Lektion gelernt aus der Strafe, die das ganze Contubernium hatte tragen müssen, denn so was hatte er nie gewollt. Aber grundsätzlich war das wohl auch etwas, wo er sich in Zukunft noch mehr würde zusammenreißen müssen. Himmel war das ätzend, wenn einer der besten Freunde auf einmal zum Vorgesetzten wurde und damit nicht mehr da war, um mit einem irgendeinen Blödsinn anzustellen oder einen rauszupauken... sondern auf der anderen Seite stand.


    Hadamar verdrängte diese Gedanken. „Wobei: also, wenn ich's richtig begriffen hab, hätte wohl der Sklave jeden Tesserarius abklappern müssen. Der war zuerst beim wachhabenden Tesserarius, und... frag mich net wie, aber irgendwie hat der Kerl es hingekriegt, dass der Tesserarius mich losgeschickt hat mit dem Auftrag. Ich hab mir nix dabei gedacht... aber der Legat war dann ziemlich verwundert.“ Hadamar zuckte die Achseln. „Ich glaub aber net, dass er deswegen wen von unserer Centurie sprechen will. Wegen der Sache soll ich den Tesserarius holen, der vorhin mit mir Wache hatte, also schätz ich mal er will was anderes von dir.“

  • Corvinus stand auf ging zu Ferox hinüber und nahm ihn in den Schwitzkasten.
    "Na weil ich dich kenne du kleines Stinktier."
    Er ließ ihn aber gleich wieder los und hörte sich mit immer größer werdenden Augen die Geschichte von Ferox an.


    "Hä... was für ein Sklave denn jetzt... hast du getrunken... Ich versteh gar nix mehr außer das ich zum Legaten muss..."

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