Beiträge von Lucius Duccius Ferox

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Corvinus grinste ihn an
    "Ja sieht wohl so aus, mann ich kann dir sagen da bin ich auch echt mal froh drüber. Wusste schon gar nicht mehr wie ich sonst hier meinen jungfräulichen Arsch hätte bewahren sollen so schwach wie ich alleine doch bin!"


    Lachend gab Corvinus ihm danach die Pulle.


    Hadamar stimmte in das Lachen mit ein. „Hast du das bisher noch nicht geschnallt? Du wärst doch verloren, wenn du mich net hättst“, alberte er weiter, bevor er noch einen Schluck trank. Sie beide wussten, dass das Gegenteil der Fall war... jedenfalls wenn man nur die Ausbildung hier betrachtete. Hadamar wusste nicht, ob er die schaffen würde, wenn Corvinus ihn nicht unterstützen würde – gut, vielleicht hätte das sonst jemand anders aus dem Contubernium übernommen, denn das hatte er mittlerweile auch gemerkt, dass der Zusammenhalt in dieser Gemeinschaft groß war... und etwas besonderes. Trotzdem änderte das nichts an der Tatsache, dass es Corvinus war, der ihm da am meisten half. Und ohne viel Worte darüber zu verlieren, war doch klar, dass Hadamar dankbar dafür war.


    Er reichte Corvinus die Amphore zurück und ließ sich wieder auf seine Pritsche fallen. „Hast du eigentlich Geschwister?“ fragte er dann unvermittelt. „Oder engeren Kontakt mit deiner sonstigen Familie? Oder war das immer nur du und dein Vater und sein Kumpel... und das Training?“

    Hadamar hatte Wachdienst, als zum Appell gerufen wurde. Einen langen, laaangweiligen Wachdienst, weil ja nichts passierte... Er hätt sonst was für gegeben, jetzt ebenfalls auf dem Sammelplatz sein zu können, weil da wenigstens was los war, und weil sie da auch noch erfahren würden, was die nächsten Tage los sein würde – so allerdings würde er wohl oder übel abwarten müssen, bis sich da wieder alles in Wohlgefallen auflöste. Und jemand zu ihm kam und ihm erzählte, was grad gesagt worden war.

    Obwohl er ja selbst dazwischen gegangen war, war Hadamar fast ein bisschen enttäuscht, dass da nun keine Prügelei draus geworden war. So ein bisschen sich schlagen... das hätte gerade gut zu seiner Stimmung gepasst. Aber Corvinus ließ seine Hand sinken, und Thyrsus trat den Rückzug an. Mit einem Kommentar allerdings, der ihn auflachen ließ. Wachmeister? Er? Er?!? Als Thyrsus gegangen war, boxte er Corvinus gegen Oberarm und grinste. „So, jetzt bin ich also dein Wachmeister... nehm ich gleich nochn Schluck als Bezahlung für meine Dienste.“

    Hadamar hatte sich ebenfalls eingefunden... und beschlossen die Schnauze zu halten. Da waren so viele Tirones um ihn herum, irgendjemand würde schon wissen, was der Centurio da wissen wollte. Beim heimischen Unterricht hatte er das auch immer so gehalten... war nur schwerer möglich gewesen, weil sie da einfach zu wenige gewesen waren. Aber trotzdem hatte Hadamar auch da lieber anderen den Vortritt gelassen, jedenfalls was die Wiedergabe von Wissen betraf. Wenn es darum ging, einen Spruch zu reißen, war das freilich was anderes, allerdings verstand der Centurio noch weniger Spaß als sein Lehrer, von daher... nein, Klappe halten und still gestanden, das war die bessere Alternative.


    Oh, und aufmerksam zuhören... das machte sich im Castellum auch bezahlt. Wie hier beispielsweise. Der Centurio donnerte gleich Anweisungen hinaus, und Hadamar stellte sich mit seinem Contubernium und einem weiteren gemeinsam auf. Fuscus, der Älteste von ihnen, übernahm dabei die Spitze... und Hadamar musste kurz grinsen. Wenn er Glück hatte, fiel er da vorn auf die Schnauze oder bekam sonstwie Dresche. Und das würde Hadamar ihm gönnen... rein kameradschaftlich, versteht sich. Fuscus war sehr gut im Austeilen, was Hadamar mehr als einmal durchaus schmerzhaft hatte erfahren dürfen, weil er seine Zunge einfach nicht immer im Zaum halten konnte, und weil Fuscus nicht lange fackelte dann. Da konnte er auch mal was einstecken... Rein kameradschaftlich also, denn: Hadamar mochte ihn trotzdem. War ja auch nun nicht unbedingt etwas Ungewohntes für ihn, dass er öfter mal eins hinter die Ohren bekam, und davon abgesehen konnte man mit Fuscus gut klar kommen, sofern man ihn als Anführer des Contuberniums respektierte. Und das tat Hadamar... auch wenn es ihn nicht davon abhielt, trotzdem frei Schnauze zu reden, denn wofür sonst war eine Stubengemeinschaft da? Und nachdem Fuscus klar geworden war, dass Hadamar deswegen noch nicht notwendigerweise seine Autorität anzweifelte... waren die Schläge weniger schmerzhaft geworden, sondern mehr... kameradschaftlich.


    Hadamar also begab sich ebenfalls in Stellung, weiter hinten in der Formation, korrigierte auf Anweisung des Centurios seine Position, korrigierte sie noch einmal auf Anweisung des Legionärs neben ihm, der ihm kurz das Scutum zurechtrückte, und verfiel dann, als der Befehl kam, mit den anderen in Laufschritt. Und musste sich mächtig konzentrieren, dass er auch wirklich im Gleichschritt mit den anderen blieb.

    Zusammenreißen. Ha! Er sollte sich zusammenreißen! Würde er ja gerne, aber wie, wenn der Centurio ihm so auf die Pelle rückte? Hadamar verkniff sich auch den Kommentar, dass er das nicht so ganz glaubte, dass der Centurio noch keinen gefressen hatte... naja gefressen vielleicht nicht, aber gebissen hatte der doch ganz sicher, so wie er immer die Zähne fletschte. Aber nein, da sagte sogar sein Hirn rechtzeitig, dass er mal lieber nicht aussprechen sollte, was er dachte, sondern lieber die Schnauze halten. Stattdessen kreiste er gehorsam seine Schultern ein wenig, um sie zu lockern, nahm sich den nächsten Speer und hörte sich die Anweisungen an. „Ja, Centurio.“ Schultern nicht hochziehen. Locker lassen. NICHT hochziehen. Grundstellung einnehmen, und Schultern... ja, genau. Nicht hochziehen. Aber den Arm heben, mit dem Pilum, das musste ja sein, und Hadamar ignorierte kurz seine SCHultern und rief sich stattdessen in Erinnerung, was der Centurio zum Wurf selbst gesagt hatte: den Speer am Kopf vorbeiziehen und dann loslassen. Nicht vorher, und schon gar nicht irgendwann deutlich später – wie das ausging, hatte er ja gerade erlebt. Die Spitze musste noch schön in die Luft zeigen... Hadamar versuchte sich entsprechend an seinem nächsten Wurf, und siehe da, der wurde schon deutlich besser – freilich noch weit entfernt von gut, aber immerhin: der Speer beschrieb nun wenigstens eine ordentliche Flugbahn, und das auch so ziemlich in die richtige Richtung. Nur weit genug kam er nicht, aber deutlich weiter als noch gerade eben.


    Hadamar, der sich durchaus ein klitzekleines bisschen darüber freute, dass der zweite Wurf besser geworden war, holte sich den nächsten Speer – und bekam mit, wie Corvinus freibekam, als Belohnung. Weil er so gut war. Na ganz toll. „Streber“, grinste Hadamar ihm entgegen, freundschaftlich, nicht etwa missgünstig, als er an ihm vorbeilief. Solche Gelegenheiten waren einfach zu gut, um Corvinus das nicht unter die Nase zu reiben, dass er häufig der Beste war, und Hadamar fand auch, dass er das ab und zu vertragen konnte... wusste Corvinus doch haargenau, wie gut er war. Aber zumindest Hadamar meinte das nie böse, im Gegensatz zu manchen anderen, die neidisch reagierten. „Oh ja, das wär echt klasse...“ Ein wenig betrübt sah Hadamar auf den Speer hinunter, den er in der Hand hielt. Er würde ganz sicher nicht früher frei bekommen. Er klopfte Corvinus einmal leicht auf die Schulter, als der davon lief, und stellte sich wieder auf, um ein weiteres Mal zu werfen.

    Sim-Off:

    Der Vollständigkeit halber: Feld 59, Blick nach Osten/rechts


    Ein letzter Durchlauf, für den diesmal sogar Corvinus nach vorne gerufen wurde, und Tatsache: das lief immer besser. Hadamar sah zwar den Großteil nicht, weil er nun ebenfalls weiter vorne stand, aber man hörte jedenfalls deutlich weniger dieses typische Scheppern, wenn Rüstungsteile aneinander krachen, weil die Träger gegeneinander laufen. Und das Wunder geschah: der Centurio schien zufrieden zu sein. So zufrieden, dass er das sogar sagte – und sie entließ! Naja gut, Rüstung putzen war angesagt... aber das war es sowieso irgendwie immer. Hadamar hatte schon Schwielen vom Polieren... und er freute sich schon darauf, wenn er erst mal Legionär war und für irgendwelche kleineren Gefallen – wie beispielsweise den, einen Brief mit in die Stadt zu nehmen, weswegen er sich ja ein paar Wochen Polierdienst eingehandelt hatte – den zukünftigen Tirones das Putzen seiner Rüstung aufdrücken konnte. Wenigstens ab und zu.

    Mit Waffen nun also... Hadamar folgte den Anweisungen, holte sich wie die anderen auch die Waffen und trat erneut an, legte einen Zahn zu, als der Centurio mal wieder Ungeduld zeigte... was zwar inzwischen altbekannt war, dass der Centurio Geduld nicht gerade mit Löffeln gefressen hatte, aber nun, ebenso altbekannt war, dass er keinen Spaß verstand, wenn man seine Geduld überstrapazierte... also spurten die meisten Tirones lieber, Hadamar eingeschlossen.


    Und weiter ging es im Text, der Centurio gab die Anweisungen, die Tirones folgten, und nach und nach lief es auch deutlich besser.



    Sim-Off:

    Feld 53, Blick nach Westen/links


    Für heutige Reenactmentgruppen ist Latein allerdings nicht nur eine Fremdsprache, sondern eine tote Sprache, die sie im Alltag nie zu hören kriegen... Anders als bei den Rekruten, die wir da spielen ;)

    „Heheheeeeeemmmmpf!“ machte Hadamar, als Corvinus plötzlich ankam und seinen Kopf einklemmte, versuchte sich zu wehren, was allerdings eher in einem – wohl ungewollt komisch aussehenden – Zappeln endete. Allerdings: er war es ja gewohnt, bei so was den Kürzeren zu ziehen. Seine Kumpels draußen, außerhalb des Castellums, waren ja auch fast alle stärker als er... hauptsächlich weil er der Jüngste war, und noch in einem Alter, in dem sich so etwas noch bemerkbar machte. Bei seinen Geschwistern, als Ältester, sah das anders aus, da trat Hadamar auch entsprechend auf... nur bei seinen Freunden, da hatte er lernen müssen einzustecken. Und wie, immerhin hatte er sich ganz sicher nicht darauf verlegt, sein Mundwerk besser im Zaum zu halten.


    Corvinus ließ ihn allerdings recht bald wieder los und gab ihm die Flasche, und noch während Hadamar einen weiteren Schluck nahm – und sich danach schüttelte –, kippte die Stimmung im Raum ein weiteres Mal... und diesmal deutlich heftiger als noch vorhin. Thyrsus begann auf Corvinus loszugehen, und das war kein Spaß, das war deutlich. Hadamar stellte die Amphore beiseite, sprang ebenfalls auf und drängte sich dazwischen. Was irgendwie lustig sein musste, das war einem distanzierteren Teil von ihm durchaus klar, war er doch sowohl ein wenig kleiner als die beiden – was an und für sich komisch war, so als Germane, aber Hadamar war für seine Abstammung nicht sonderlich groß gewachsen... auch wenn er hoffte, dass er noch ein bisschen wachsen würde –, er war also sowohl ein wenig kleiner als die beiden, als auch vor allem nicht so breit, nicht so... muskulös. „Jetzt lass ma gut sein. Wenn du keinen Alkohol verträgst, solltest du das Trinken lassen. Oder verstehst du ganz allgemein keinen Spaß?“

    Hadamar zuckte zusammen, als der Centurio nun ihn anbrüllte, nicht ihn gemeinsam mit allen anderen, sondern ganz konkret und gezielt ihn, und wäre jetzt dann doch ein bisschen froh gewesen um den Gesprächstherapieansatz, den der Optio scheinbar hatte.


    Er verzichtete darauf, auf den Heuballen hinzuweisen. Was er sich allerdings nicht verkneifen konnte, war die Verlautbarung eines Gedankens, der – wie so vieles, was ihm Ärger einbrachte – einfach so, urplötzlich, in seinem Kopf auftauchte. Und das Problem bei Hadamar war: er dachte zu wenig nach, bevor er redete. Ihm war zwar durchaus klar, dass der Centurio nicht in der Stimmung für Sperenzchen zu sein schien. Das war er selten... und jetzt, davon zeugte der Volumeneinsatz seiner Stimme, ganz sicher nicht. Aber was machte das schon, man konnte ja leise reden, so dass nur die Tirones direkt um ihn herum ihn verstehen konnten... „Naja, Pfähle und Pfosten... wenn ich auf nen Vollpfosten zielen soll, wär Repentinus ein gutes Ziel“, murmelte er in seinen nichtvorhandenen Bart, und er konnte den ein oder anderen Lacher um sich herum hören... und wollte schon zu einer Erläuterung ansetzen über den gefühlten Unterschied zwischen Holzpfählen und Vollpfosten, die da wohl gelautet hätte, dass Pfosten doch um einiges massiver seien in Hadamars Auffassung, dabei allerdings paradoxerweise weicher, weniger widerstandsfähig, und zudem üblicherweise dazu tendierten wenigstens um eine Winzigkeit größer zu sein als der gemeine Pfahl...


    Bevor er allerdings noch etwas sagen konnte, erstarb das Kichern um ihn. Im nächsten Augenblick spürte er, dass jemand an ihn herangetreten war... und er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass das wohl der Centurio war. Das plötzliche Schweigen um ihn war deutlich, und als wäre das noch nicht genug, hörte er dann auch noch seine Stimme dicht neben sich. Und irgendwie sorgte das recht effektiv dafür, dass sich Gedankenspielereien über Holzpfähle und Vollpfosten verflüchtigten. „Äh, ja. Zu Befehl, Centurio!“ Hadamar nahm erneut Aufstellung ein, wie schon zuvor, machte einen Schritt nach vorn und brachte seine Beine so in eine breitere Grundstellung, hob den rechten Arm und wog das Pilum ein wenig, versuchte das Ding so auszubalancieren, dass er es gut im Griff hatte... und warf es dann. Oder besser: versuchte es zu werfen. Nur leider, leider ließ er das Ding zu spät los... viel zu spät. Das Pilum krachte so ziemlich schnurstracks zu Boden, und weil Hadamar doch ein wenig Wucht hineingelegt hatte, bohrte sich die Spitze in den Boden, so dass der Speer wackelnd stehen blieb... nur wenige Schritte von Hadamar entfernt.

    Ein wenig verblüfft bekam Hadamar mit, wie sich ein handfester Streit zu entwickeln begann zwischen... und noch verblüffter hörte er, was der Optio zu dem Ganzen zu sagen hatte. Irgendwie viel zu viel, fand er. Wenn er daheim irgendwas angestellt hatte oder auch nur mit einem dummen Spruch angekommen war, hatte sich kaum einer die Mühe gemacht, lang und breit irgendwas zu erklären... nä, da gabs ne verbale Kopfnuss und vielleicht noch ne physische dazu, aber das war's dann auch schon wieder gewesen. Gesprächstherapie hatte es nicht gegeben, und Hadamar fand das auch etwas... seltsam. Irgendwie. Er war beinahe froh, als sich der Centurio wieder mit seinem gewohnten Befehlstonfall einschaltete, da wusste man wenigstens, woran man war.


    Einziges Problem: jetzt rief er ihn nach vorn. Oh bei allen Göttern, musste das sein? ... Hadamar trat nach vorne, Pilum etwas unbeholfen in der Hand, nahm Aufstellung und hob den Speer an. Dann ließ er ihn wieder sinken. „Äh. Worauf genau soll ich denn jetzt zielen?“ Heuballen oder Pfosten. Klar könnte er einfach auf den Pfosten zielen, das hatte der Centurio immerhin zuletzt noch mal wiederholt, aber... naja. Hadamar war froh um jeden Aufschub, den er hier gerade noch rausschlagen konnte.

    Scheiße. Scheißescheißescheiße. Irgendwie versammelten sich schon alle, stellte Hadamar fest, als er nun auch antanzte. Verschlafen hatte er nicht wirklich… nein, ging auch schlecht, wenn in dem engen Zelt alle anderen auf einmal rumrumorten und Lärm machten und überhaupt und sowieso. Wie sollte da ein vernünftiger Kerl noch schlafen können? Nein, verschlafen ging also kaum, aber trotzdem kam Hadamar in der Früh einfach schwerer in die Gänge, weswegen er immer diesen einen Moment länger brauchte bei allem möglichen. Er hatte ja nun inzwischen gelernt, dass er sich morgens besser gleich an Corvinus dranhängte oder einen der anderen, die ihn dann einfach mitzerrten, aber heute war da irgendwie keiner greifbar gewesen. Weswegen Hadamar durch die morgendliche Routine allein und in seinem eigenen Tempo durch musste… und diese verschiedenen einzelnen Momente summierten sich dann zu mehreren – bis er schließlich mal wieder als einer der letzten auftauchte. Zwar noch nicht der letzte, wie er mit einem raschen Blick feststellte, es trudelten auch noch andere jetzt erst ein, aber trotzdem… Naja. Musste er halt mit leben. „Moin“, brummelte er vor sich hin, während auch er Aufstellung nahm.

    Hadamar hielt es ähnlich wie Corvinus… er sagte einfach gar nix, sondern nickte nur zu den Anweisungen und verkroch sich danach in das Zelt seines Contuberniums. Ein schwaches Grinsen flog über sein Gesicht, als er Corvinus etwas murmeln hörte. „Was denn, mein Gesicht siehst du doch den ganzen Tag… Reicht dir das etwa nicht?“

    Diesmal endete alles im Chaos. Hadamar wusste zwar nicht so genau warum oder wieso, weil die Kommandos, auch wenn sie schneller kamen, immer noch einfach waren – aber: irgendwie endete es im Chaos. Aber es gab ja die Spezialisten, die links und rechts nicht auseinander halten konnten… obwohl er das bisher eigentlich nur bei den Mädels erlebt hatte, die er kannte. Und freilich gab es noch die anderen Spezialisten, die es selbst mit Hilfe ihrer Finger nicht schafften, bis zehn zu zählen… Hadamar schätzte mal nicht, dass diese Sorte Tiro es wirklich bis zum Legionär schaffte. Die Legio müsste schon sehr arm dran sein, wenn sie auf solche Rekruten angewiesen war.


    Wie auch immer: Hadamar begriff nicht, wie da so viel falsch laufen konnte, aber das tat es, und er war irgendwie mittendrin, versuchte den Kommandos zu folgen, so gut es ging, wies hie und da den ein oder anderen Mittiro in seiner direkten Umgebung darauf hin, was mit links oder rechts gemeint war, und neeiiiin, der Centurio hatte eins gesagt, nicht eins, zwei, und ja, einmal umdrehen bitte, sehr gut. Dafür dass manche der Tiros sonst sehr gut darin waren, ihren Kopf auszuschalten und einfach stumpf den Befehlen zu gehorchen, gelang ihnen das jetzt, wo es tatsächlich mal sinnvoll war, erstaunlich schlecht, fand er.


    Danach gabs erst mal eine Ladung Gebrüll vom Centurio. Das war ja nun etwas, was Hadamar schon gar nicht mehr so richtig hörte, also schon, was er da brüllte, aber nicht mehr dass er brüllte, weil der Kerl irgendwie ständig am Brüllen war. Überhaupt wurde gern gebrüllt bei der Legio, so kam es Hadamar jedenfalls vor. So oder so, die Lautstärke beachtete er schon gar nicht mehr so wirklich, höchstens dass er dankbar darum war, weil man so die Kommandos wenigstens auch bei größerem Tumult gut verstehen konnte. Und so lief er erneut los... er hatte den vagen Eindruck, dass die Masse als Ganzes sich diesmal durchaus besser machte, was wohl daran lag, dass nach dem Anschiss der ein oder andere Tiro ein wenig besser aufpasste. Mit dem exakten Gleichschritt war es freilich noch weit her... aber wenigstens rannten nicht mehr gar so viele ineinander, jedenfalls nicht in Hadamars Nähe. Was aber auch daran liegen mochte, dass die Tirones um ihn herum kapiert hatten, dass er kein Problem damit hatte, simplen Kommandos wie rechts, links, einszweidrei zu folgen... und sich an ihm orientierten.


    Sim-Off:

    Teil 1: Auch Feld 20, Blick nach Norden/oben
    Teil 2: Feld 74, Blick nach Osten/rechts


    Und noch eine kleine Anmerkung: beim besten Willen, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass beim simplen in Formation laufen mit Kommandos wie „nach rechts“, „nach links“ etc. ein solches Chaos zustande kommen kann. Natürlich gibt es immer mal wieder einen (oder auch zwei oder drei) dazwischen, der durcheinander kommt, aber das verursacht nicht so was - da müssen schon die Leut die da mitlaufen zu 90% komplett bescheuert sein. In jedem Aerobic-Kurs sind selbst die Grundbewegungen (inklusive der dazu gehörigen Anweisungen) komplizierter und schwerer verständlich, und trotzdem entsteht da auch unter Anfängern kein solches Chaos, sobald die Kommandos halbwegs bekannt sind...

    Zitat

    "Siehste den da?"
    Corvinus zeigte auf Hilfsausbilder den Immunes Turex der inzwischen auch wieder beim Campus angekommen war und eine dicke Bandage um sein eines Bein trug und dieses auch nicht wirklich belastete.


    "Mit dem hab ich nach dir ein Tänzchen gewagt und ich finde ich bin ganz gut weggekommen. Mal schauen vielleicht bringen wir das nochmal zu Ende wenn der Optio und der Centurio nicht dabei sind. Kannst dann ja aufpassen das mir niemand in den Rücken fällt. Der alte Mann hat ja alleine keine Sonne gegen mich und holt bestimmt Hilfe!"


    Hadamar reckte den Kopf und sah hinüber zu dem Legionär, auf den Corvinus zeigte. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er den Verband sah. „Och… joah… sieht ganz so aus… Klar pass ich auf, gib einfach Bescheid wann und wo.“ Das klang doch nach ein bisschen Spaß… nicht so wie das Training, das doch ein wenig… verbissen war, wie er fand. Was sich grad schon wieder bewies, weil sie nicht weiter Gelegenheit hatten sich zu unterhalten – das Pilumtraining ging los. Der Reihe nach kamen sie dran und sollten erst mal zeigen, was sie da so drauf hatten… und unauffällig bemühte Hadamar sich, sich eher bei den Letzten einzureihen. Er hatte eigentlich kein gesteigertes Bedürfnis danach, sich vor allen zum Deppen zu machen, und so anstrengend wie das bisherige Training für ihn schon gewesen war, hatte er eine dunkle Ahnung, dass genau das passieren würde: er würde sich zum Deppen machen. Er wusste nicht genau wie, aber irgendwie würde ihm das sicher gelingen… und so stand er da und wartete, bis er an der Reihe sein würde.

    Trotz seiner Stimmung musste Hadamar grinsen, als Corvinus erzählte, wie er an das Zeug gekommen war. Als er Thyrsus‘ Kommentar hörte, zog er allerdings wieder die Augenbrauen hoch. „Hör ma, ich bin Germane, und eins kann ich dir sagen: das Gesöff da ist weit davon entfernt, guter Met zu sein. Das zieht einem ja alle Zähne raus…“ Er zuckte die Achseln. „Und trotzdem… Rom bleibt Rom. Du brauchst mindestens einen Monat, bis du da bist – eher länger, jetzt im Herbst. Dazu die Tage dort, dazu die Rückreise… Warum sollte das irgendeinem Tiro erlaubt werden, egal mit wem der verwandt ist?“


    Da es auf dem Boden ziemlich schnell ziemlich kalt wurde, rappelte Hadamar sich wieder auf und fläzte sich auf seine Pritsche. „Abgenommen klingt hervorragend“, widersprach er Thyrsus dann. „War ein astreiner Tausch, haste grad nicht zugehört? Der Depp ist doch selbst schuld, wenn er sich übers Ohr hauen lässt. Noch dazu von Corvinus“, frotzelte er leicht in dessen Richtung, bevor er unverfroren die Hand ausstreckte: „Gib ma noch was ab.“ Äußerlich war er jetzt wieder nahezu der alte… einen lockeren Spruch auf den Lippen, gut gelaunt, ein wenig frech, ein leichtes Grinsen. Er tat so, als ob überhaupt nichts gewesen wäre – keine Anfrage, ob er für irgendetwas freibekommen würde, keine Absage, und schon gar kein Grund dafür warum er das gewollt hatte. Und tatsächlich machte er sich im Augenblick auch nicht groß Gedanken darum… natürlich war da immer noch die Fassungslosigkeit über Elfledas Tod und darüber, wie es nun mit seiner Familie weiterging… und natürlich war da immer noch dieser Gedanke, dass er bei der Bestattung dabei sein wollte. Aber gerade letzteres war… nun… kein Grund, darüber nun zu grübeln. Erst recht keiner, zu jammern. Ohne dass er bewusst darüber nachgedacht hätte, formte sich in diesem Moment in ihm der Beschluss, dass er dort hingehen würde – Absage hin oder her. Ein Verbot hatte ihn noch nie wirklich aufhalten können… warum also diesmal?


    Das Thema, zu dem sich das Gespräch nun allerdings wandte, diente eher dazu, seine Leichtigkeit wieder zur pulverisieren. „Ach, Leute sterben doch ständig“, brummte er. „Mein Vater ist auch schon lang hinüber, den hats in Borbetomagus erwischt, im Dienst der II.“ So wie einige andere seiner Verwandten. Und jetzt auch Elfleda...

    Ärger. Das würde Ärger geben, und zwar gewaltigen, das war Hadamar klar. Wenn er erwischt wurde, hieß das… und er hoffte ja sehr, dass er das vermeiden konnte. Hinaus schleichen aus dem Castellum hatte ja schon mal geklappt… immerhin: er war ja gut darin, im raus oder rein schleichen, er hatte das oft genug gemacht schon, daheim auf dem Hof, und auch in der Casa Duccia in der Stadt. Natürlich war das Castellum ein anderes Kaliber gewesen, es war schon um einiges herausfordernder gewesen, da ungesehen hinaus zu kommen. Aber er hatte ja Zeit gehabt, zu überlegen, und mit einer entsprechenden Planung war es letztlich auch nicht allzu schwierig gewesen. Hinein zu kommen würde da schon schwieriger werden, aber es war mitten in der Nacht, und er musste im Grunde nur den richtigen Zeitpunkt abpassen.
    Nein, das eigentliche Problem lag woanders… Das eigentliche Problem lag darin, dass er einfach verdammt lange weg sein würde, und da die reelle Gefahr bestand, dass das jemand bemerken würde – und im Castellum war das noch wahrscheinlicher als es daheim bei der Familie gewesen war. Dazu kam, dass er niemandem etwas gesagt hatte, nicht einmal jemandem in seinem Contubernium… und so auch niemand für ihn lügen konnte, falls irgendwer nach ihm fragte. Aber das hatte Hadamar bewusst so entschieden. Natürlich war so das Risiko höher, dass er erwischt wurde – aber er wollte da niemanden mit hineinziehen. Das war seine Privatsache, seine eigene Entscheidung, und damit auch sein persönliches Risiko. Er wollte nicht, dass da einer seiner Kameraden Ärger dafür bekam, weil er versucht hatte ihn zu decken und das dann aufflog. Nein, da nahm er lieber das erhöhte Risiko in Kauf, aufzufliegen.


    Hinaus zu kommen war mit der entsprechenden Planung gar nicht mal sooo schwer gewesen. Hadamar hatte die kurze Phase der Ablenkung während der Wachablösung für sich ausgenutzt, um ungesehen durch das Tor zu kommen, und genau so würde er auch versuchen wieder ins Castellum zu gelangen – er musste nur draußen dann warten, in der Nacht, bis es so weit war. Aber bis dahin war noch Zeit... jetzt stand erst mal die Bestattung an. Er hatte seine alten Klamotten mitgenommen und sich in der Stadt rasch umgezogen, weil es gar nicht in Frage kam, in römischer Militärkleidung da aufzutauchen, und da er ohnehin die Wachablösung hatte abpassen müssen, kam er nun ein wenig zu spät. Versammelt waren schon alle, der Gode hatte schon das Wort ergriffen... und Hadamar gesellte sich einfach dazu, in der Hoffnung, dass es nur wenigen auffiel, wie er als Nachzügler dazu gekommen war, stand im Hintergrund, lauschte den Worten... und sah dann schweigend, und nach wie vor ungläubig, dabei zu, wie Elfledas Körper dem Feuer übergeben wurde.

    Hadamar wollte gerade fragen, von welchem Einfluss Thyrsus genau sprach, und wie genau dieser Einfluss dann ihren Legaten hier überzeugen sollte, auf einen seiner Tirones – die ja noch nicht mal die Probezeit hinter sich hatten – für Wochen und Wochen zu verzichten, als Corvinus ihm zuvor kam. Und Thyrsus nahm das nicht sonderlich... positiv auf. Passte allerdings hervorragend zu Hadamars Stimmung. „Na wie hoch willst du als einfacher Legionär schon kommen? Wenn du wirklich Karriere machen willst, hättst du in der Verwaltung anfangen müssen, um dir da irgendwo den Ritterstand zu verdienen. Ist wesentlich einfacher...“ Davon wusste er ein Lied zu singen. Genau das nämlich hatte seine Mutter im tagein, tagaus vorgebetet... Mal ganz abgesehen von dem Widerspruch in Thyrsus' Worten: „Und wenn dein Verwandter seinen Einfluss nicht geltend macht, um dir ne bessere Stellung zu verschaffen, warum sollte er seinen Einfluss dann geltend machen, um nen einfachen Tiro über mindestens zwei Monate vom Dienst loszueisen? Eher länger, denn so ne Reise wirst ja nicht auf dich nehmen, nur um dann nur zwei Tage in Rom zu bleiben. Das wär Schwachsinn.“ Das konnte Hadamar nun wirklich keiner einreden, dass irgendjemand so doof sein sollte, sein Leben für so was zu riskieren.


    Corvinus wandte sich allerdings auch noch an ihn... und in Hadamars Stimmung kam auch das nicht sonderlich gut bei ihm an. „Nix ist los“, ranzte er erst mal zurück. „Und ich keif auch net rum, bin doch kein Waschweib!“ In einer plötzlichen Kurzschlussreaktion krachte er seinen Handballen gegen den oberen Teil des Stockbetts, ignorierte den darauf folgenden Schmerz und stützte sich nur mit beiden Händen dagegen ab. Er musste irgendwie zu dieser Bestattung. Er hatte das Gefühl, dass es seine Pflicht war, gegenüber seiner Familie, und er wollte auch dorthin… er wusste, dass es nichts gab, nicht das Geringste, was er würde tun können. Aber er konnte immerhin zeigen damit, dass er da war. Er konnte zeigen – und selbst fühlen –, dass sie nach wie vor zusammenhielten.


    Mit einem Seufzen drehte er sich um und ließ sich am Pfosten des Stockbetts entlang zu Boden gleiten, wo er schließlich zum Sitzen kam, mit angezogenen Beinen, die Unterarme locker auf die Knie gelegt. Erst als Corvinus ihm eine Amphore reichte, hellte sich sein Gesicht um eine Winzigkeit auf. „Woah. Sauber.“ Er nahm die Amphore entgegen, schnupperte daran… Met. Kein sonderlich guter, wie Corvinus gesagt hatte, aber das war egal. Hadamar trank einen großen Schluck und verzog ganz kurz das Gesicht. Der Alkohol brannte in seinem Mund, aber er floss wärmend seine Kehle hinunter. Nachdenklich betrachtete er dann das Gefäß, drehte es in den Fingern, bevor er es Corvinus zurückreichte, damit der trinken oder es weiterreichen konnte. Er wollte dahin. Er musste dahin. Aber der Centurio hatte nein gesagt. Nur… hatte ihn ein nein je wirklich gestört? Hatte es ihn je davon abgehalten zu tun, was er wollte?
    Nein, war die simple Antwort. Wenn er irgendwas tun wollte, hatte er es getan. Hatte sich davon geschlichen oder sonst eine Möglichkeit gefunden… und halt den Ärger in Kauf genommen, den er dabei hatte kriegen können, wenn er erwischt wurde. Hadamar kratzte sich, noch unentschlossen, am Kinn, und fragte Corvinus beiläufig: „Wie hast das denn geschafft, das Zeug zu kriegen?“

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    "Was wieso Angeber", gab Corvinus gespielt empört zurück.
    "Das ist alles hart erarbeitet."


    Die beiden liefen los und Corvinus fing an Hadamar etwas zu scheuchen:
    "Ich werd dir schon zeigen was Laufschritt heißt Bewegung... Bewegung... Bewegung... hepp hepp hepp... keine Müdigkeit vorschützen!"


    Hadamar lachte auf. „Und dann will man das auch zeigen, versteh schon“, gab er grinsend zurück… um dann, nur wenige Momente später, zu stöhnen, als Corvinus seine Drohung nicht nur wahrmachte und tatsächlich Laufschritt anschlug, sondern auch noch dazu überging, ihn zu hetzen. Hadamar beschleunigte etwas und dankte den Göttern dafür, dass die Strecke bis zum Übungsplatz nicht lang war… und immerhin einen Vorteil hatte es: sie waren schneller.

    Nachdem der Optio wieder gegangen war, trat Thyrsus auf ihn zu. Und faselte etwas von einer Hochzeit. Hochzeit! Hadamar zog eine Grimasse, reagierte darauf aber nicht. Dass Elfleda gestorben war, hatte er außer dem Optio niemandem gesagt… und der hatte gerade dankenswerterweise nur erwähnt, dass Hadamar sich verabschieden wollte. Und verabschieden konnte viel heißen, es konnte genauso gut sein, dass irgendwer auf Reisen ging. Ihm lag schon auf der Zunge Thyrsus ein paar Takte zu erzählen, was er da von einer Hochzeit hielt, aber... er wollte eben nicht, dass irgendwer erfuhr, was bei ihm in der Familie los war. Er wollte nicht als Schwächling da stehen, und da schien es ihm doch besser, wenn er von so etwas einfach gar nichts sagte…


    Aber seine Enttäuschung konnte er nicht wirklich im Zaum halten, und entsprechend reagierte er recht gereizt auf Thyrsus‘ Worte, auch wenn er nichts zu dem Grund sagte, warum genau er Freigang gewollt hatte. „Du glaubst aber doch nicht, dass du ohne das Manöver Freigang bekommen hättest. Auch nicht als Legionär oder Optio. Das ist Rom, Mann, nicht Confluentes!“ brummte er. „Da bräuchtest du Wochen allein für die Hinreise, gerade jetzt im Herbst. Wenn du überhaupt in einem Stück ankommst.“ War ja nicht so, als wäre so eine Reise in wenigen Stunden machbar, wie beispielsweise ein Ritt zu einem der Dörfer rund um Mogontiacum. Allein nach Confluentes hatten sie ja bereits knapp zwei Tage gebraucht – zwar zu Fuß und mit Marschgepäck, aber dennoch. Eine Reise über die Alpen war ein völlig anderes Kaliber. Und ungefährlich war es auch nicht… zu den ganzen üblichen Unwägbarkeiten und vor allem den ganzen Strauchdieben und Räuberbanden kamen jetzt noch die Herbststürme und die Kälte dazu, die mit dem einbrechenden Winter ganz sicher nicht besser werden würde. „Glaub ich nicht, dass unsereins so lange Freigang bekommt, dass ne Reise nach Rom drin wär.“



    Sim-Off:

    Das hier findet nach dem Manöver statt. Nur zur Info ;)