...war der Tross aufgebrochen, auf der breiten strasse richtung Geneva, der ersten Etappe auf unserm weg. Der Abschied von Mogontiacum und Germania fiel mir doch schwerer, als ich zugeben mußte. Dieses Land war mittlerweile so etwas wie meine zweite Heimat geworden. Ich wußte nicht, was aus Rom geworden ist in all der zeit, wie es sich verändert haben mußte. Es ist ein schmelztiegel, fernab der Beschaulichkeit und der Gemütlichkeit germanischer Dörfer und Städte. In seinem Herzen tag der senat und entscheidet über ein weltreich unvorstellbarer Größe. Das Forum Romanum, das Herz dieses Reiches, ist überfüllt mit Prachtbauten in alle Richtungen. Ich wagte nicht daran zu denken, mich dort erneut zurechtzufinden. Zu meiner Familie hatte ich keinen Kontakt mehr, auch diese Ungewissheit quälte mich und verlangte, herauszufinden, wer von ihnen noch am Leben war. Seit meinem Verschwinden mußten sie angenommen haben, dass ich tot sei. Briefe, die ich nach meiner Rückkehr über Eilboten nach Rom sandte, blieben ohne antwort. von meinem Vetter dem Consul hatte ich schon lange nichts mehr gehört. Er hatte sich seinerzeit auf Sardinien zurückgezogen und mit ihm von allen öffentlichen Ämtern verabschiedet. Seine Frau hatte eine fehlgeburt, möglicherweise hatte er den frühen Tod seines sohnes nicht verkraftet.
So schossen mir die Gedanken in den Kopf über längst vergangenes, aber auch über die Pläne, die ich schmieden wollte, während wir dank des geringen Verkehrs zügig vorankamen. Ich nutzte die Gelegenheit, solange wir noch nicht in den Alpen waren, möglichst lange neben dem Wagen herzulaufen, spürte dabei die rauhe und frische germanische Luft, die Brise des Windes und schmeckte den Geruch des Grases. Tief sog ich diese gefühle durch die nase ein. Es war ein herrlicher Tag.