Beiträge von Xenophanes

    Myson hieß er also, ein weiterer Grieche, der sich hier in Alexandria aufhält. Doch er wirkte etwas besorgt. Zeit kann ich definitiv erübrigen, vor allem für einen werten Gast, wie Myson es war.


    "Sogleich sprechen?"


    Es scheint dringlich zu sein. Xenophanes räumte die vielen Papyri und Pergamena vom Tisch und bat Myson einen Platz an. Es war ihm äußerst peinlich, ihm nichts zu essen oder zu trinken anbieten zu können, aber ich denke, das lässt sich nachholen.


    "Was gibt es? Kein anderes Ohr vermag hier deine Worte hören außer die meinen."


    ... denn kaum jemand vermutet Xenophanes hier in seinem oikos. Wenn ihn jemand suchte, würde er wohl in der Bibliothek erwarten. Gespannt setzte sich Xenophanes Myson gegenüber.

    Xenophanes nahm gespannt die Nachricht entgegen und las sie. Ist es möglich? Mein guter Flaccus, der mir der liebste unter allen Römern ist, schickt mir einen Gesandten? Strahlend vor Freude blickte er über das Schreiben und hieß den Mann willkommen:


    "Khaire, mein Bester! Tritt ein!"


    Xenophanes öffnete die hölzerne Eingangstür so weit er nur konnte und bat den Gast herein. Er konnte es immer noch nicht ganz fassen. Zwar hätte sich noch mehr über den Besuch des Flaviers persönlich gefreut, doch seinen Vertrauen zu schicken erfreute ihn ebenso!


    Auf dem Weg hinein, der nicht besonders lang gewesen ist, da die Behausung des Xenophanes eher klein ausfällt und der Platz, den es gerade bietet, durch Regale und Bücher belegt ist, antwortete Xenophanes seinem Gast:


    "Ja, so ist es. Ich bin Xenophanes!"


    Im einzigen Zimmer angekommen wollte er seinem Gast gerne etwas anbieten, etwas zu trinken, etwas zu essen oder wenigstens eine Sitzgelegenheit. Doch dies erwies sich als äußerst schwierig. Dafür hielt sich Xenophanes zu selten in seiner Wohnung auf, als dass er auf Besuch vorbereitet wäre. Die meiste Zeit war er schließlich in der Bibliothek und bis auf die Sklaven des Mouseions hatte er keine eigenen Sklaven zur Hand, die sich um seine Behausung kümmern könnten.


    "Wie du siehst, ist diese Wohnung mehr als unbelebt. Du bist sicher etwas müde von deiner Reise und brauchst etwas Ruhe, mein .. wie war noch gleich dein Name?"


    In der Zwischenzeit müsste Xenophanes überlegen, wie er den unerwarteten, aber keinesfalls störenden Gast am besten bewirtschaften kann. Ansonsten müsste er improvisieren.

    Es klopfte an der Tür? Nein, wer würde Xenophanes überhaupt hier auffinden wollen? Meist hält er sich sowieso in der Bibliothek auf, sodass die Alexandriner es bereits aufgaben, ihn in seinem Zuhause ausfindig zu machen. Doch zufällig war Xenophanes für einen Moment in sein kleines Häuschen zurückgekehrt, um einige Schriften aus seiner privaten Bibliothek zu suchen, die er mit einigen Exemplaren aus der alexandrinischen Sammlung vergleichen wollte.


    Es war unmöglich, dass es sich bei dem Geräusch um ein Klopfen an der Tür gehandelt hat. Xenophanes suchte weiter in seinen Papyri, doch als es erneut an der Tür klopfte, ging Xenophanes zur Tür und öffnete sie. Beim Zeus, es war tatsächlich jemand an der Tür. Erwartungsvoll schaute er den Besucher an.

    So, bin jetzt endlich mal zu Hause angekommen und kann mal nach gucken. Die Informationen waren noch so grob aus dem Kopf irgendwo gekramt... Also du hast Recht, Flashar war der Herausgeber der Übersetzung von Schütrumpf. Es gibt eine Übersetzung von Flashar der aristotelischen Poetik, mit der ich das jetzt verwechselt habe. Aber 300€ ist echt krass, ich wusste auch nicht, dass du dir die kaufen möchtest.


    Zur erschwinglichen Anschaffung gibt es ja auch eine Reclam-Ausgabe mit griechischem Originaltext und Übersetzung herausgegeben von Schwarz. Da hab ich aber auch noch nicht reingeschaut. Aber das sollte in jedem Fall im Budget drin sein. ;)


    Am besten ist es natürlich, sich generell alle Werke von Aristoteles im Original anzuschauen. Aber das ist natürlich viel verlangt und sagt sich so leicht ^^ Bei den Übersetzungen muss man halt immer dazu sagen, dass es gute und schlechte Übersetzungen gibt und ich habe irgendwie die Erfahrung gemacht, das viele deutsche Übersetzungen (selbst die von namentlichen deutschen Altphilologen wie Manfred Fuhrmann, etc.) nicht oft gut gelungen sind. Englische Übersetzungen leisten dabei häufig bessere Arbeit.


    Ich würde mir mal an deiner Stelle die Übersetzungen und Kommentare in der Bibliothek anschauen und gucken, wie brauchbar die wirklich sind. Das Ding ist halt zumindest bei mir, dass ich mir nicht verschiedene Übersetzungen zu einem Text angeguckt habe und nicht alle Literaturvorschläge selbst einschätzen kann. Die, die ich dir empfehlen kann, sind in jedem Fall die englischen Varianten, vor allem die zur NE!

    Also, zur Politik gibt es eine gut kommentierte Übersetzung von Flashar, der allerdings manchmal zu einer etwas zu modernisierenden Übersetzung tendiert. Das macht nur Probleme, wenn man das Werk in den aristotelischen Gesamtargumentationskomplex (was für ein Wort ^^) einzuordnen versucht. Desweiteren sehr zu empfehlen ist Keyt und Miller: A Companion to Aristotle’s Politics. Glaube, der ist aus Cambridge. Es ist auch eine ganz neue Essay-Sammlung zur aristotelischen Politik, vielleicht aus dem Jahre 2004 oder 2005 so in dem Dreh, erschienen. Den Herausgeber weiß ich gerade nicht.


    Für die nikomachische Ethik kann ich dir eine brandneue Übersetzung von Robert Bartlett und Susan Collins empfehlen! Die ist dieses Jahr (!) erschienen, aber halt auf Englisch. Generell sind die besseren Bücher meist in englischer Sprache zu finden. Fall es doch etwas deutsches sein soll gibt es eine von Ursula Wolf oder auch eine von Olof Gigon. In beide habe ich noch nicht reingeguckt, als dass ich sagen könnte, sie seien zu empfehlen. Erstere hat jedoch zumindest noch eine Einführung in die nikomachische Ethik bei der WBG publiziert.


    Das ist so mein erster grober Anhaltspunkt, da für mehr oder genaueres die Zeit fehlt. Bei Fragen gucke ich auch gern nochmal genauer hin! :D


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    EPISTVLA AD DECIMAM SEIANAM MITTENDA
    SCHOLA ATHENIENSIS
    ROMA - ITALIA



    Xenophanes philologus Decimae Seianae salutem dicit plurimam.



    Obwohl ich bereits seit einigen Monaten die Stelle des Philologos am Museion in Alexandria angetreten habe, finde ich erst jetzt die Zeit, mich in aller Ruhe an einem angenehmen Abend in meinem Arbeitszimmer daran zu machen, endlich einen freudigen Brief über das Meer nach Rom an die Leiterin der Schola Atheniensis zu schicken. Derzeit arbeite ich hier an einer interessanten Untersuchung des didaktischen Epos mittels eines Vergleiches der Werke und Tage des Hesiod mit den Georgica Vergils. Dabei versuche ich vor allem die äußeren Umstände, in denen die beiden Autoren jeweils ihr Lehrgedicht verfasst haben, und deren Einfluss auf ihr literarisches Werk herauszuarbeiten. Daher verbringe ich derweil die meiste Zeit in der Bibliothek und suche nach brauchbaren Textexemplaren.


    Sobald ich mit dieser Untersuchung fertig bin, werde ich mit der didaktischen Aufbereitung des Museions beginnen. Dies ist nämlich der zweite Grund meines Schreibens. Solltest du jetzt zu Recht fragen, welches der erste Grund war, nun: ein einfaches "Hallo". Ich hatte mir nach meiner Ankunft in Alexandria großes von dem Museion in Alexandria erhofft und sofort habe ich mir - nachdem alle bürokratischen Angelegenheiten geklärt worden waren - die vielen Listen bringen lassen, in denen die letzten Kurse aufgeführt waren. Mit Schrecken musste ich eine starke Abnahme feststellen, die Kursanzahl wurde heruntergeschraubt und die wenigen Kurse, die angeboten werden konnten, waren spärlich besucht. Dies bin ich von meiner Zeit als Dozent an der Akademie in Athen (!) überhaupt nicht gewohnt. Doch dies mag vermutlich daran liegen, dass die Griechen mehr nach theoretischem Wissen um seiner selbst willen streben als die Ägypter oder Römer. Dennoch bin ich gewillt, das berühmte Museion, dessen Ruf doch einst so weit über das Imperium zog und selbst in den entferntesten Ecken des Reiches nicht weniger bekannt war als in Alexandria selbst, aus seiner Lage herauszuhelfen.


    In Athen war ich ebenfalls jahrelang als Philologos angestellt und habe Vorträge, Kurse und Prüfungen zu den verschiedensten Themen durchgeführt. Darunter vor allem Kurse zur griechischen und römischen Literatur, zur Rhetorik, aber auch zur Mathematik und Astronomie. Für die Philosophie waren in Athen die Philosophen selbst zuständig, hier in Alexandria ist die Stelle derzeit unbesetzt. Daher kann ich bei Bedarf diesen Bereich ebenfalls abdecken.


    Der letzte Grund meines Schreibens ist recht banal, denn wir haben gestern neues Papyrus in das Museion bekommen. Einstweilen verbleibe ich mit den besten Wünschen nach Rom.



    Alexandria ante diem IX KAL APR DCCCLXI a.u.c.






    PS. Bitte lasse die Briefe in mein Arbeitszimmer im Museion schicken, da ich es selbst nicht schaffe, regelmäßig meine Post in meinem privaten Arbeitszimmer zu öffnen. Bei Gelegenheit werde ich mir wohl doch einen eigenen Sklaven zulegen müssen.





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    PROVINCIA ALEXANDRIA ET AEGYPTVS


    Sim-Off:

    bezahlt


    EPISTVLA AD Q. FLAVIVM FLACCVM MITTENDA
    VILLA FLAVIA FELIX
    ROMA - ITALIA



    Xenophanes philologus Quinto amico salutem dicit plurimam,



    Wie du sicherlich gemerkt hast, mein guter Freund, musstest du lange auf eine Antwort warten, doch kein Grund zur Sorge. Mir geht es bestens. Zur Zeit stecke ich jedoch in den Tiefen meiner Arbeiten. Zur Zeit untersuche ich die Typologie des Lehrgedichtes vor allem im Vergleich der Erga kai Hemerai des Hesiodos und die Georgica des Vergilius. Ich habe mir außerdem einige Textbelege des Aratos und Kallimachos sowie Lukrez und Ovid heraussuchen lassen. Mal sehen, zu welchen Ergebnissen ich kommen werde.


    Bei mir in Ägypten ist alles noch beim alten. Am Museion passiert derweil nicht viel, aber ich hoffe, sobald ich meine Arbeiten beendet habe, wieder mehr Programm an dieser Einrichtung anbieten zu können. Ich halte dich in jedem Fall auf dem Laufenden, wenn es Neuigkeiten aus Alexandria gibt.


    Was macht die Vrbs aeterna und deine politische Karriere? Hast du in Rom eigentlich mittlerweile die Möglichkeit, so wie damals in Athen mit wissbegierigen Freunden zu philosophieren und zu diskutieren? Ich erwarte dein Schreiben und werde dir keineswegs böse sein, wenn du dir ebenso viel Zeit für deine Antwort lässt, wie ich es tat.


    uide, ut ualeas bene.






    Sim-Off:

    bezahlt

    Die Arbeit für heute ist getan. Für heute würde Xenophanes nichts mehr machen außer den schönen Abend am Hafen der Stadt verbringen. Am Rand der Straße war noch ein angenehmes Plätzchen frei, von dem aus man gemütlich auf das ruhige Meer blicken konnte. Xenophanes ging auf die leere Bank zu und setzte sich hin. In Gedanken war er überall, in den tiefen Schriften, die er soeben in der Bibliothek zurückgelassen hatte, bei seinem Freund Q. Flavius Flaccus in Rom. Er dachte oft an seine Zeit in Athen zurück und was ihm die Zeit in Alexandria noch bringen würde.



    Sim-Off:

    Ein philosophischer Abend mit Sergia Plotina.

    Sorry für den Doppelpost, aber ich möchte das, was jetzt folgt, doch von meinem vorhergehenden Beitrag abgesondert lassen. ^^



    Mein persönlicher Eindruck ist, dass scheinbar die Mehrheit hier - egal ob Lateiner oder Nicht-Lateiner - sich nicht an den aufgezeigten Problemen stört. Damit meine ich in keinem Fall Latein innerhalb der Beiträge und innerhalb des Rollenspiels, sondern die allgemeinen Begrifflichkeiten die hier überall aus organisatorischen Gründen (z.B. im Tabularium etc.) eingeführt worden sind.


    Wie dem auch immer sei, ich denke, ich werde die Diskussion einfach allen weiter offen lassen, falls es noch Diskussionsbedarf gibt. Ansonsten würde ich mich gerne aus der ganzen Sache erstmal ausklinken. Ich will nämlich in keinem Fall eine Änderung durchprügeln, sondern nur meine Hilfe und mein Wissen der gesamten Spielwelt des IR zur Verfügung stellen. Mehr als meine Hilfe bei allen möglichen Problemen einer deutsch-lateinischen Übersetzung anzubieten, kann ich nicht.


    I'm off, friends! :D
    [SIZE=7]Bei deutsch-lateinischen Übersetzungen bitte hier im SimOff Forum oder per PN an mich posten.[/SIZE]

    Ich habe in der Ubahn noch mal etwas darüber nachgedacht, um nach Alternativen zu suchen. Und meine Gedanken gehen etwa in deine Richtung, Iunia. Vielleicht aber grundsätzlich der Hinweis, dass wir bitte nicht nach zwingend nach Substantiven wie doctor oder so suchen, denn das ist der deutsche Nominalstil. Im Lateinischen werden Verbalphrasen bevorzugt. Ich denke einfach mal, ihr könnt dahingehend auf meine Erfahrung als Seminarleiter zu deutsch-lateinischen Übersetzungsübungen vertrauen.


    In der Ubahn sind mir jedenfalls auch die Worter doctus und besser eruditus in den Kopf gekommen. Ich denke, man sollte da nicht von der deutschen Wirkung ausgehen, sondern wirklich von der Verwendung im Lateinischen selbst. Da wäre das angebrachteste wirklich eruditus.


    versatus ist allerdings nicht direkt vom Verb versare (= frequentativum von vertere = hin und her wenden), sondern ist eine mediale Deponenz, versari in bedeutet tatsächlich nur "sich beschäftigen mit", sodass einer, der versatus ist, sich ausreichend mit einer Sache beschäftigt hat.

    Hehe, ja das Oberlehrerhafte hat wohl damit zu tun, dass ich zum einen an der Uni gerade solche Sachen ständig in den Tutorien zur deutsch-lateinischen Übersetzungsübung erzähle und runterrattern muss und dann noch jetzt hier in Alexandria an einer Bildungsstätte bin, hihi... Da gerade ich manchmal meine Routine, hehe


    res publica ist nochmal etwas anderes, denke ich. Die Schnittmenge zwischen dem lateinischen res und dem deutschen Sache ist einfach geringer, als es die ganzen Wörterbücher erahnen lassen. Res im Singular ist in der Bedeutung eigentlich soetwas wie Angelegenheit, Umstände, sodass man mit res publica im Singular (!) daraus keine Sache, sondern eher eine öffentliche Angelegenheit (vgl. res male se habet, res in summo discrimine est, usw.), d.h. die alle etwas angeht, macht. Manche Forscher vertreten auch die Meinung, dass es sich hier um das Prinzip der Univerbierung handelt, mal so nebenbei.
    Um das deutsche Sache, Ding auszudrücken benutzt man im Nominativ und Akkusativ immer das Neutrum Plural, bspw. multa = viele Dinge. In allen anderen Kasus muss eine Ergänzung mit res gemacht werden, weil ansonsten eine Verwechslung mit den "Männern" möglich wäre, also multorum = von den vielen Männern und eben nicht von den vielen Sachen. Dafür wählt man also als Hilfskonstruktion multarum rerum.


    Das mit den Anführungsstrichen ist halt auch wieder etwas modernes. Solche Anführungsstriche macht man im Lateinischen über den Genitiv. Zum Beispiel wenn du sagen willst - das Wort "Liebe" - würdest du immer sagen vox amoris, oder verbum amoris.