Beiträge von Roxane

    "Öhm, aha," war erst einmal das Erste, was sie sagte und runzelte die Stirn. "Ich glaube, wir müssen noch einmal an unserer Kommunikation arbeiten," fügte sie dann leicht grinsend an. "Ich meinte eigentlich den Betrieb, seine Zukunft und keine Ahnung ob Expansionswünsche." Ihre Zustimmung? Das kam ja gar nicht in die Tüte. Wer wusste schon, was für eine Kuh sie sich damit einhandelte. "Bei aller Liebe zu Dir," wurde das hier plötzlich wärmer? Nein, das musste täuschen. "Aber ich gebe nicht einfach blind meine Zustimmung," meinte sie durchaus freundlich und mit einem leichten Lächeln aber auch ernst. "Wer weiß, was Du mir damit aufschwatzt," zwinkerte sie ihm zu. Am Ende wollte er sie als Überraschung in einen Färberbottich schubsen weil er sowas schon immer mal machen wollte. Gut, für so kindisch hielt sie ihn nicht, aber wusste man es denn?

    Bei seinem ersten Satzteil grinste sie frech und wollte gerade schon was erwidern, als er ihr auch noch ein Kompliment machte. Nun gut, sie wusste, dass sie nicht hässlich war, bildete sich darauf aber in der Regel nichts ein. Auch hatte man ihr das durchaus schon öfter gesagt, aber irgendwie gelang es ihm heute als Ersten, dass sie - schon wieder - rot wurde. Ein leichtes, zartes rot, aber eben ein rot. "Danke," brachte sie schließlich fast schon stotternd raus und war froh, dass er sich längst anderen Dingen gewidmet hatte und die Ware untersuchte. So erhielt sie Zeit sich zu fassen und wieder geschäftstüchtiger zu werden. Sie strich sich die nassen Strähnen hinter die Ohren und strich über einen weiteren Stoff, ehe sie sich ihm zuwandte. "Nun, da muss man wohl bei den alten Schafen in Zukunft aufpassen," meinte sie durchaus in einem leicht schalkhaften Tonfall. "Bezüglich der Farben und Methoden würde ich mich gerne erst mit den hiesigen vertraut machen. Anschließend können wir weiter sehen. Hast Du irgendwelche speziellen Wünsche bezüglich der Zukunft?" Womit sie das Geschäft meinte auch wenn sie es durchaus so offen in den Raum stellte.

    "Ich verstehe," antwortete sie und betrachtete ihn dann leicht amüsiert bei seiner Tätigkeit, bis ihr klar wurde, was er gerade sagte. Sie schwankte zwischen Neugierde und Schalk und beschloss beide Punkte zu vereinen. "So? Was ging Dir denn so haarsträubendes durch den Kopf?" Fast hätte sie noch einen frechen Spruch hintenan gehangen, beließ es aber dabei und sah ihn nur offen und neugierig an.


    Als er seine Erklärungen tätigte, betrachtete sie alles, was er meinte und befühlte auch den Stoff. "Nein, tatsächlich, eine sehr gute Qualität," bestätigte sie und beließ es aber nicht nur bei einem derer als Proben. "Dieser hier ist ein klein wenig rauher, aber nicht unangenehm. Ist das Absicht und er ist nur in die falsche Ablage geraten oder ein 'Fehler'?" Sie empfand es nicht mal als Fehler, sondern durchaus als ein Stoff, der für viele Dinge genutzt werden konnte. Aber er war in diesem Stapel der Einzige und der Rest war schon von fast perfekter Qualität. "Welche Farben verarbeitet Ihr? Gibt es spezielle Rezepturen dafür oder nur die Typischen?" Vielleicht konnte sie da ein wenig zur Not aushelfen. Immerhin hatte sie durchaus schon gelernt, das hüben und drüben sowohl Gleiches als auch Unterschiede herrschten.

    "Na das wäre ja ne schöne Götze," murmelte sie sarkastisch und sah an sich runter, froh den Blick abwenden zu können. "Solltest Du vielleicht eher in trockenen Zeiten und unter anderen Umständen machen." Mist, wieso konnte sie selbst in verlegenen Momenten nicht ihre Zunge im Zaum halten? Als dann auch noch die nächsten Worte kamen, blieb ihr einen Moment der Mund offen stehen und sie sah langsam wieder hoch. Bitte? Ah ja...
    In späteren Zeiten würde man dies wohl eindeutig als freudschen Versprecher deklarieren, aber noch kannte man diese Begrifflichkeit nicht, weshalb sie es einfach nur als die klassische Verwirrtheit eines Mannes abtat, welche allerdings wohl nicht von irgendwoher kam. Deshalb verschränkte sie ihre Arme vor der Brust, was nicht nur einen Sichtschutz sondern auch einen wärmenden Effekt bringen sollte und war froh, als irgendwann die Decken kamen. Allerdings... es war unsinnig, sie über die nasse Kleidung zu ziehen. Das würde nichts bringen. Deshalb sah sie sich suchend um und fand ein Fleckchen, wo sie halbwegs unsichtbar war. Dort schlüpfte sie nach einer kurzen Entschuldigung hin, zog sich - halb unter den Decken versteckt - alle nassen Kleider aus - und somit wohl alle - und wickelte sich dann geschickt in diese, so dass es sogar recht anständig aussah. Auf nackten und nicht unbedingt warmen aber immerhin langsam trockenen Füßen trat sie dann wieder zu Aculeo, während eine der Damen, es war wohl Leila ihr mit einem Lächeln die nassen Kleider und Schuhe abnahm um sie irgendwo zum Trocknen hinzubringen.


    Als sie wieder bei Aculeo war, meinte sie lächelnd: "Die Sturmfrisur steht Dir." Er schien sich entweder die Haare gerubbelt oder zumindest dadurch gefahren zu sein. Machte ihn jünger, kecker. "Kommen wir noch mal auf meine Frage zurück," schmunzelte sie dann allerdings, sich nun sichtlich wohler in ihrer Haut fühlend, obwohl sie unter den Decken eigentlich schutzloser war als zuvor. "Woran liegt es? Nicht genug Nachfrage oder zu viel Konkurrenz?"

    Was für ein Wetter. Kalt war ihr schon ein wenig bei der Menge Regen, die da hinunter kam und anbetracht der Tatsache, dass sich ihre Kleidung nun sehr eng an den Körper schmiegte, egal wie sehr sie daran zupfen wollte, war ihr das sogar ein kleines bisschen unangenehm. Irgendwie zeigte die Kleidung plötzlich bedeutend mehr, als sie verbrag. Ausserdem sah sie auch so eher wie ein begossener langhaariger Hund aus, denn die Haare hingen nass über ihre Schulter hinunter und die leichten Locken wichen glatten, tropfenden Strähnen. Während sie so an sich rumzupfte, hörte sie ihm zu und konnte es mal wieder nicht sein lassen eine Frage zu stellen: "Weisst Du, woran das mit den Kunden liegt? Zu viel Konkurrenz oder zu wenig Nachfrage allgemein?"


    Gerade war sie wieder dabei an sich rumzuzupfen und das sah sicherlich komisch aus, denn sie hörte ihn lachen und sah auf. Leicht errötete sie und ließ ihre Kleidung los, die sich sofort wieder wie eine enge Schale auf ihrer Haut bequem machte und so wie eine Zweite wirkte. Sich dessen durchaus bewusst wurde sie noch ein klitzekleines bisschen roter und wusste zum ersten Mal nicht wirklich was sagen. Dafür zitterte sie leicht vor der Kälte, die sich in ihr durch die Nässe und die Kühle hier drinnen ausbreitete. Obwohl sie das italische Klima nach nun 3 Jahren in dem Land durchaus gewohnt war, konnte sie sich an diese Jahreszeit einfach nicht so recht gewöhnen.

    Ah, jetzt wurde es kompliziert, denn wenn man einem Aussenstehenden versuchte die vielfältigen philosophischen und religiösen Ansätze und Ideen von Zarathustra auseinander zu setzen, musste man zunächst ein Grundverständnis aufbauen. Einen Moment legte sie nachdenklich die Stirn in Falten, während sie erwiderte: "Ich will versuchen es Dir zu erklären, allerdings muss ich wohl dazu ein wenig ausholen," meinte sie und begann sogleich. "In unseren Lehren ist Ahura Mazda - welcher in Latein der Weise Herr bedeutet - der Erschaffer der Welt und zugleich der Anfang und das Ende. Er hat die 6 guten Geister erweckt, welche Amschspands sind. Ihr würdet wohl unsterbliche Heilige dazu sagen. Sie stehen für die Tugend, die Wahrhaftigkeit, die gute Gesinnung, die Demut und Weisheilt sowie den Besitz, die Gesundheit und zuletzt die Langlebigkeit oder auch Unsterblichkeit.


    Ihm gegenüber steht Angra Mainyu, der böse Geist, der ihm stets in seinen Gedanken, seinen Worten und seinen Werken entgegengesetzt ist. Obwohl sie sich gegensätzlich sind, sind sie doch auch Zwillinge, die das Gute und Böse geschaffen haben. Der Pfad und der Antipfad, das Positive und das Negative. Sie liegen irgendwie immer im Streit und doch ist es Ahura Mazda, der immer das letzte Wort, die letzte Macht besitzt. Neben den sechs guten Geistern gibt es im Übrigen auch sechs Böse: Lüge und böse Gesinnung sind zum Beispiel zwei davon.


    Die anderen Gottheiten - Mithras, den selbst die Römer teilweise verehren, Haoma, Fravashi oder Aschi, sind so genannte Urgötter, sie stammen aus der Urreligion, die galt, ehe Zarathustra uns die Heutige brachte, ehe er uns mit seiner Weisheit und Philosophie in eine neue, bessere oder vielleicht gar die einzig wahre Richtung führte und uns zeigte, dass der Eine, der wahre und große Ahura Mazda längst die Macht inne hielt und sie stets inne halten wird. Die alten Götter gab es, aber sie wurden fälschlich noch immer angebetet. Dennoch ehrte man sie weiterhin in gewisser Weise, da sie ja doch vieles in der Vergangenheit taten und dem Weisen dienten. Sie dienen auch heute noch, doch sind sie für die Menschen fast in die Bedeutungslosigkeit versunken gewesen zwischendurch, weil Ahura Mazda sie alle überstrahlte. Mittlerweile ist es so, dass er ihnen einen gewissen Eigenglanz gewährt und sie sich auch zeigen und auch immer noch verehrt und geehrt werden, doch auch wenn wir sie ehren, glauben wir doch letztlich nur an die Allmacht Ahuras und an seinen stetigen Streit mit seinem Bruder und Rivalen, der dafür sorgt, das die Menschen sich ebenfalls im Streite wieder treffen." Sie hielt mit ihrem Vortrag inne und war sich nicht sicher, ob sie es gut genug erklärt hatte, ob die Grundlagen reichten, ob ihre Sprache reichte und vor Allem, ob ihr eigenes Wissen und Verständnis für die Religion,den Glauben und die Philosophie hinter Allem reichte. "Es tut mir leid, wenn ich es unzureichend erklärt habe, aber ich bin leider kein Gelehrter oder Mobet - unsere Priester. Diese würden es Dir sicherlich bedeutend besser, genauer und mit allen Facetten erklären können." Sie sah etwas bedauernd drein und hoffte auf Verständnis. Immerhin hatte sie selber die Diskussion loegetreten.


    Aufmerksam lauschte sie den Worten der Frau und nickte hier und da. "Ich denke, ich verstehe. Doch was sind Libri Sibyllini?" hakte sie nach. "Hat sie sich dazu geäussert, was sie an den Lehren als Irrlehren ansieht?" Sie schmunzelte, weil ihr gerade der Gedanke kam, dass Serrana vielleicht glaubte, sie würde konvertieren wollen. "Versteh mich nicht falsch, aber ich versuche zu verstehen. Ich bin, von dem was ich bisher hörte, nicht sehr begeistert, bin mir aber sicher, dass ich nicht alle Facetten mitbekommen habe. Dennoch würde ich gerne verstehen, warum sie diese teilweise doppelmoralischen Elemente in ihrem Glauben haben oder ob ich das eben nur falsch verstehe." Sie rieb sich leicht das Kinn. "Verstehst Du, was ich meine?"

    Zitat

    Original von Xenophanes


    Was ich damit eigentlich meinte, war die Frage, ob sich die Nicht-Lateiner davon gestört fühlen, wenn sie wissen, hier falsches Latein zu lesen und es hier vielleicht noch anwenden.


    Wie sagte einmal jemand: ich kann eh nur Asterixiensis und ob das nun immer so richtig ist...
    Mir ist es fast egal, denn Latein, so nett die Sprache sein mag, ist mir weder wichtig noch benötige ich es im Alltag oder Beruf. Die Worte die ich hier lese, sind in der Regel auch nach dem Lesen - so ich sie nicht im Spiel gerade benötige - gleich vergessen. Ich nutze zwar für den ein oder anderen Post auch mal lateinische Überschriften oder Textabschnitte, aber ich wage ganz stark zu bezweifeln, dass die auch nur im Ansatz dann grammatikalisch richtig sind - von den Vokabeln vielleicht noch, wenn die Online-Wörterbücher da verlässlich sind.
    Von daher: mich stören die aktuellen Bezeichnungen absolut nicht, selbst wenn sie nicht ganz korrekt sein mögen.

    Seine Reaktion verwirrte sie ein wenig. Wo war der Charme und der Witz geblieben, die er noch vor wenigen Tagen ans Licht geführt hatte? Gut, sie hatte die Grenzen austesten wollen, aber das war nun so komplett ein anderes Ergebnis als erwartet. Skeptisch betrachtete sie ihn erst von vorne und nachdem er sie an der Hand nahm und hinaus führte von der Seite. Schweigend nickte sie schließlich aber nur und ließ sich von ihm führen. Diesmal überraschte sie ihre Hand in der seinen nicht so sehr und sie empfand es auch durchaus als angenehm, weshalb sie seinen Händedruck auch leicht erwiederte und nicht, wie beim ersten Mal eher überrascht willenlos geschehen ließ.

    "So so," meinte sie wieder, diesmal in einem undeutbaren Tonfall. Was die hohen Herren betraf, wusste sie dies sehr wohl, aber dennoch musste man dazu sagen, das man selbst diese locken konnte, wenn man denn nur etwas Spezielles anzubieten hatte. Aber das konnte man später noch sehen.


    "Nun gut, ich denke, ich habe hier einen ersten Eindruck gewinnen können. Ich würde in einer ruhigen Minute auch gerne noch mit Deinen Angestellten sprechen, aber das hat im Zweifel Zeit. Wie sieht es mit dem Rest aus?" Immerhin sollte sie sich ja nicht nur um den Barbier kümmern. "Ach," fügte sie schmunzelnd hinzu. "Ich nehme doch an, dass Du auch Dein eigener Kunde bist."

    Sie hatte die Vermutung, dass sie ihn mit ihren vielen Fragen und durchaus auch dem vorherrschenden Geschäftssinn ein wenig überforderte und irgendwie amüsierte sie das sogar. "So so," meinte sie dann mehr vor sich hinmurmelnd als ihm wirklich zugewandt, aber extra laut genug, als das er es durchaus auch hören konnte. "Und die Reichen und jene aus der besseren Gesellschaft? Kommen sie hierher? Oder geht jemand von Deinen Angestellten zu ihnen? Oder gehen sie gar zur Konkurrenz oder vertrauen nur auf die Fähigkeiten ihrer Sklaven? Wie sieht es hier im Übrigen mit der Konkurrenz aus?"


    In ihren Augen blitzte es einmal kurz schalkhaft auf, als sie mit ihren Fragen weiter fortfuhr. Sie war gespannt, wie lange er das mitzumachen gedachte, würde aber sich wohl dennoch bemühen den Bogen nicht zu weit zu überspannen. Aber wie überall im Leben musste man auch hier zunächst die Grenzen auskundschaften.

    Er hatte sie abgeholt und war mit ihr zusammen nach Ostia "gereist". Hier gingen sie auch sogleich zu dem kleinen Barbierladen und betraten diesen. Spartanisch war er wirklich aber zugleich pragmatisch ausgelegt. Sie hatte ihn noch gar nicht über Angestelltenanzahl, Umsatzzahlen und Auftragsbücher richtig befragt. Auch war interessant zu wissen, wie sich die Aufträge verteilten. Ausschließlich Laufkundschaft oder waren auch Hausbesuche dabei? Wie sah es mit Stammkunden aus? Gab es nur Standarddienstleistungen oder wurden auch Spezielle angeboten? wie sah der Dienstleistungskatalog überhaupt aus? All diese Fragen gingen ihr durch den Kopf, während sie sich Alles in Ruhe und bedächtig anschaute.


    Nach einer Weile wandte sie sich ihm wieder zu und formulierte diese eben dann doch in Worte. Sie war gespannt, ob es hier noch Spannen in diverse Richtungen gab.

    Irgendwann bemerkten die Kinder nun doch, das sie ungewollt einiges an Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten und es war ihnen scheinbar sehr unangenehm. Das Mädchen lief gar rot an und versteckte sich hinter dem Jungen, der augenscheinlich ihr Bruder war. Dieser ließ seine Stöcke sinken und starrte verwirrt auf die Menge, bis er bemerkte, was diese bedeutete. Dann wirbelte er schließlich herum, ließ die Stöcke fallen und griff nach der Hand seiner Schwester, mit der er wenig später die Beine in die Hand nahm. Roxane verstand zwar nicht ganz, wieso dem so war, aber zugleich konnte sie es den Beiden dennoch nachfühlen.


    Nur schleppend löste sich die Menge auf, die Roxane jedoch relativ schnell verließ. Ihr hatte der Rhytmus gefallen. Sehr sogar. Entsprechend vernahm sie ihn auch, während ihr Weg sie weiter durch Roms Straßen führte. Ob es sich wohl lohnen würde darüber zu schreiben? Nein, wahrscheinlich nicht. Das war nicht die Zeit dafür. Also etwas Anderes. Und so ging sie - immer noch den Klang im Ohr - weiter, Ausschau haltend nach einem Thema.

    Sie spazierte einmal mehr durch Rom und besah sich die große Stadt, welche nun - zumindest für eine Weile - ihr Heimat war. In Gedanken ging sie ihre Aufgabenliste durch, denn mittlerweile hatte sie eine Anstellung und konnte vielleicht sogar noch nebenbei ein wenig für die Acta etwas tun. Das musste sich noch herausstellen. Dennoch, es entwickelte sich alles zu ihrer Zufriedenheit. Nur eine Sache lag ihr noch quer, denn sie musste wohl oder übel endlich mal wieder einen Brief an ihren Großvater schicken. Tat sie dies, würde er sie jedoch eventuell nach Hause beordern und irgendwie wollte sie dies nicht - wie sie auch nicht ihm gegenüber ungehorsam sein wollte. Ergo ließ sie es erst einmal dabei bewenden und zögerte das Schreiben immer weiter hinaus.


    Während sie so durch die Stadt wanderte, hörte sie plötzlich ganz in der Nähe rhytmisches Klopfen. Es war nicht das Klopfen eines Wassertropfens, welcher stetig auf etwas Hohles von Außen aufschlug, nein, es war eines, welches einem ganz eigenen Rhytmus folgte, einem von Menschenhand geführten Rhytmus. Fasziniert blieb sie stehen, denn es waren Töne, die sie in dieser Anordnung noch nie vernommen hatte. Ihr waren durchaus die Töne der Pauken bekannt, die es auch in ihrer Heimat gab. Doch dies hier war anders.


    Langsam folgte sie dem Klang des Rhytmus und fand schließlich die Urheberquelle. Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, standen mit jeweils zwei beinahe geraden und dünnen, aber augenscheinlich stabilen Stöcken bewaffnet an einem Fass wie dereinst es schon Plinius beschrieb und trommelten mit diesen Stöcken auf dem hohlen, weil leeren, Körper ein. Fasziniert stand Roxane eine Weile so da und konnte weder Blick noch Ohren von diesem Rhytmus verschließen. Es waren zwar nur Kinder, aber sie besaßen ein erstaunliches Gefühl für Rhytmus und entlockten dem Fass eine Klangfolge in schnellen und oft auch langsamen, dennoch irgendwie immer zueinander passenden Verbindungen, welche dafür sorgten, dass sich die junge Frau schließlich sogar in einem leichten Rhytmus dazu bewegte. Nicht das sie tanzte, nein, ihr Kopf passte sich mit leichtem rhytmischen Wackeln den Tönen an und ein Fuß wippte ebenfalls mit.


    Manches mal spielten die Beiden paralell, im selben Rhytmus, angeglichen, ja schier synchron, dann aber wechselte einer die Schlagfolge und schlug komplett anders und doch - es passte. Die Kinder schienen sie und ein paar andere Schaulustige, die sich mittlerweile auch eingefunden hatten, nicht zu bemerken, so gefangen waren sie in ihren Rhytmen, die teilweise so unendlich fremd und doch manches Mal völlig vertraut waren. Wechselten die Tempi, die Folgen, die Themen. Hier und da entnahm man der kleinen Menge eher Empörung, was für einen Unfug denn die Kinder da treiben würden, aber kaum einer konnte sich dennoch der Faszination des Spiels derer entziehen.


    Sim-Off:

    [SIZE=5]Falls wer Ähnlichkeiten zu modernen Drumlines o.ä. entdeckt zu haben meint - woher das nur kommt ^^[/SIZE]

    Zitat

    Original von Roxane
    Mich hat pünktlich zu Heiligabend eine schwere Bronchitis mit allen Nebenwirkungen heimgesucht, weshalb ich leider noch ein paar Tage eher komplett ausfallen werde. Tolles Weihnachtsgeschenk^^


    Melde mich und Anhang unter Vorbehalt und noch leicht eingeschränkt zurück.

    Sie nickte kurz bestätigend und machte sich eine geistige Notiz deswegen, allerdings würde es wohl nur Zeitprobleme geben, wenn ihr nichts einfallen wollte oder sie plötzlich noch weitere Aufgaben finden würde. So versprach sie denn noch einmal eine baldige Lieferung und erwiederte knappaber freundlich die Verabschiedung, ehe sie wenig später das Haus verließ, tief in Gedanken und bei der ein oder anderen Idee.

    Sie war dankbar und zeigte dies mit einem Lächeln. "Aber ich bitte Dich, nein, nur zu." Einen Moment musterte sie die junge Frau offen und durchaus neugierig, besonders die offenkundigen Anzeichen der Schwangerschaft, ehe sie sich ebenfalls setzte und kurz von Aculeo abgelenkt wurde. "Bis später. Fahren wir dann Morgen nach Ostia?" fragte sie noch schnell, denn das wäre durchaus wichtig zu wissen. Dann aber wandte sie ihre volle Aufmerksamkeit ihrer Gastgeberin zu.


    "Nun, ich hatte bereits eine Diskussion mit Aculeo über das Thema der Religion, denn die polytheistische Religion wie die Römer, Griechen und Ägypter, scheinbar auch noch viele andere Völker diesseits des Meeres leben, ist mir so fremd. Sicher ich kenne sie, ich habe auch das ein oder andere Wissen dahingehend bereits gesammelt, dennoch sind noch immer viele Aspekte darin für mich mit Fragezeichen behaftet. Ich bin mit dem Zorostrismus groß geworden, der Religionsform, welche von Zarathustra ins Leben gerufen wurde. Unser Glaube ist monotheistisch, ähnlich der Christen und doch ganz anders. In einigen Ausprägungen ist diese Religionsform durchaus auch dualistisch und früher war sie es fast immer. Im Zentrum unseres Glaubens steht Ahura Mazda, unser Schöpfergott. Ihn begleiten diverse unsterbliche Heilige sowie sein größter Widersacher, der Dämon Angra Mainyu. Der Dualismus beruht auf den Schöpfergott und den Dämon, der Monotheismus ausschließlich auf Ahura Mazda. Doch auch wenn unser Glaube monotheistisch oder dualistisch ist, so kennen wir doch eine Vielzahl anderer Götter, die auch in unserer Religion eine Rolle spielen, doch sind sie nur die Unterstützer des Einen, des Ahura Mazda. Mithras zum Beispiel." Das sollte wohl erst einmal zur Einführung genügen, so dass ihr Gegenüber einen Einblick darin hatte, wie viel sie sich mit Religion auskannte, ihr die Unterschiede bekannt waren und auch das sie in vielen Dingen recht offen war. Ausserdem hatte sie ihr durch die Blume und doch auch deutlich gesagt, dass sie Parthin war.


    "Meine Fragen sind vermutlich in vielerlei Hinsicht vor Allem religionsgeschichtlicher Natur aber auch kultureller. So versteh ich zum Beispiel nicht ganz, warum die Götter nicht Hand in Hand arbeiten, wie dies zum Beispiel in unserer Religion - sieht man von dem Dämon ab, welcher als Gegengewicht, als Gegenpart, als das Andere gesehen werden muss - der Fall ist. Warum sind sie sich teilweise Feind untereinander und doch nicht so klar abzugrenzen als Gegenparts? Sie wirken dadurch sehr menschlich und sehr fehlerbelastet, aber sollten Götter nicht eher fehlerlos und vorbildich sein? Wieso wächst die Göttergemeinschaft der Römer mit jeder weiteren Eroberung? Ich verstehe durchaus den theoretischen Sinn dahinter, denn so lässt man den eroberten Völkern etwas was sie wieder erkennen,weil es aus ihren Ursprüngen kommt und macht es ihnen leichter sich zu integrieren.Zugleich sieht man zu sich die besten Attribute deren Mythologie und Religion mit anzueignen. Aber ist dies nicht widersinnig? Schwächt man damit nicht sein ursprüngliches Pantheon und führt den eigenen Glauben ad absurdum, weil man frei Schnauze einfach noch hier und da beliebig wen hinzufügt? Wenn Du den Vergleich gestattest, der wahrlich nicht respektlos sein soll, bei einer Pferdezucht würde man von der Verwässerung einer Blutlinie sprechen." Respektlos wollte sie wahrlich nicht erscheinen und der Ernst in ihrer Stimme und das Interesse darin zeigten wohl auch, wie wichtig ihr die ganze Thematik war. Nicht weil sie vielleicht konvertieren wollte, das möchte der Eine bewahren,aber weil sie verstehen wollte. "Und dann ist da noch die Frage danach, welche Probleme die Römer mit dem Monotheismus der Christen haben. Ich kann nicht gerade behaupten mit deren Glaubensgrundsätzen und einigen Systemen konform zu gehen, alleine die Frage nach Sünde und Sühne und das jemand Anderes für den eigenen Mist herhalten muss, den man verzapft, ist etwas, was ich abstoßend finde, aber zumindest der monotheistische Grundgedanke der "Sekte" wie Aculeo sie nannte, ist mir nicht fremd. Auch wenn mir bei diesen die ganzen Unterstützer fehlen, doch auch sie haben den Part und seinen Gegenpart und auch sie haben Heilige." Womit die Ähnlichkeiten in vielerlei Hinsicht schon wieder aufhörten, aber das waren Details, auf die man im Zweifel später noch eingehen konnte.


    Erst als sie jetzt jedoch mit ihrem ersten Fragenkatalog fertig war, bemerkte sie, dass sie wieder einmal viel auf einmal los werden und wissen wollte und ihre Neugierde, ihren Wissensdurst beinahe hektisch zu stillen suchte. Als ihr das Gewahr wurde, entschuldigte sie sich leicht lächelnd bei ihrer Gastgeberin für diesen Überfall, versprach aber wohlweislich nicht in Zukunft weniger schwungvoll zu sein. Das war sie nämlich nicht und das würde sie wohl auch nie sein.