Interessiert lauschte sie seinen Worten und nickte zwischendurch. "Von Romulus und Remus hörte ich bereits," erwiderte sie schließlich, als er eine kleine Pause einlegte. Sie sollen Nachfahren des berühmte Aeneas gewesen sein, richtig? Auf dem Weg nach Italia habe ich eine Schrift von Plutarch dazu in Teilen lesen können." Sie empfand die Schriften des Autors als angenehm, besonders, weil er wohl durchaus auch kritisch sein konnte. Allerdings verstand sie nicht immer die Vergleiche und daraus resultierenden Ähnlichkeiten der griechischen und römischen Kultur, was daran lag, dass sie eben noch viel über diese lernen konnte. "Welcher erschlug welchen? Aus der Logik Deiner Beschreibungen heraus, würde ich sagen Romulus Remus, da sonst wohl der Stadtteil des Remus eher den gut betuchten angedacht wäre, nicht wahr? Was war der Grund für die letzte Tat? Weshalb lagen sie im Streit?" Geschichte war noch interessanter als Philosophie, auch wenn Geschichte immer von den Siegern geschrieben wurde und deshalb stets skeptisch betrachtet gehörte. Bezüglich der vielen Götter der Römer schüttelte sie leicht den Kopf. "Warum nur habt Ihr so viele verschiedene Götter?" fragte sie ihn offen und ehrlich, jedoch war in ihrem Tonfall kein Mißfallen zu erkennen, warum auch. Ihr Volk galt, was Religion betraf, als äusserst tolerant, jedoch war ihre so völlig anders als die der Römer und der Griechen.
Beiträge von Roxane
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Er wirkte, als täte ihm sein Angebot schon wieder leid und gerade das reizte sie um so mehr es voll auszunutzen. Zumindest in diesem Zusammenhang. Es machte ihr eine diebische Freude ihn ein wenig zappeln zu lassen und sie wusste nicht mal warum. Vielleicht weil er wie jemand bisher aufgetreten war, der durchaus seinen Spaß verstand. "Nun," meinte sie und begann auch sogleich Richtung Süden loszulaufen. "Erzähl mir mehr zur Gründung dieser Stadt und darüber, wieso sie auf sieben Hügeln erbaut wurde und welche Bedeutung diese im Einzelnen haben. Auch verstehe ich Euer politisches System noch nicht so recht, aber das nur am Rande, dürfte ich ja weder als Frau noch als Peregrina da mit mischen - davon abgesehen, das ich es nicht wollen würde," schmunzelte sie. "Dann erzähl mir mehr über die Aquädukte. Und wenn wir dann schon bei diesen sind. Haben die Römer auch welche in Germanien gebaut? Gibt es dort größere Städte? Was sind die Germanier," sie wusste noch nicht, wie man sie richtig nannte, "für ein Volk? Einer Eurer Feldherren und Herrscher soll einmal über sie geschrieben haben. Allerdings weiß ich gerade nicht mehr, ob sie da nicht anders hießen." Ihr war ganz dunkel in Erinnerung mal was gehört zu haben und der Beginn mit G spukte da irgendwo im Kopfe rum. "Wie groß ist das Gebiet und gibt es dort ausser Wald noch andere Dinge? Haben sie Wasser und Meer oder Sand und Wüste? Gibt es dort dieses weiße, kalte Zeug, das gefrorene Wasser," sie überlegte einen Moment, ehe ihr der Begriff wieder einfiel: "Schnee?"
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Sie wartete auf seine Reaktion und nickte schließlich leicht und dankbar, als er sie hinein bat. Während des Weges schaute sie sich mehr oder minder verstohlen um. Man konnte nicht gerade sagen, das sie nervös war, aber doch gespannt. Immerhin wäre es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie nach Arbeit fragen würde. Ihr Großvater würde wahrscheinlich die Händer über dem Kopf zusammenschlagen, aber sie wollte es so. Irgendwie hatte sie eben doch einiges von dem Dickschädel ihrer Mutter geerbt.
Geduldig wartete sie darauf, dass der Mann, nachdem er sie im Inneren warten ließ, wieder kehrte und folgte ihm schließlich in die weiteren Räumlichkeiten, wo sie augenscheinlich dem Leiter der Acta gegenüber trat, auch wenn sie erstaunt über die Tatsache war, dass es sich dabei um eine Frau handelte. Eine Überraschung, in jeglicher Hinsicht jedoch positiv. Da sie in den drei Jahren, die sie nun durch Italia reiste bemerkt hatte, dass viele Römer es befremdlich fanden, wenn man nur den Namen und Tochter oder Sohn von dazu nannte - was in ihrer Heimat normal war und in anderen Ländern noch mehr - hatte sie beschlossen hier - zu Ehren ihres Großvaters - dessen Namen mit anzunehmen bei der Nennung um keine Verwirrung zu stiften und gleichzeitig ihrem eigenen Anspruch etwas gerechter zu werden. "Ich bin Roxane Enkidu," das Enkelin des ersparte sie sich und der Auctrix. "Sei gegrüßt. Ion," sie sprach den Namen mit einem ganz leichten fragenden Unterton aus um sicher zu gehen, dass sie ihn richtig ausgesprochen hatte. "Hat Recht. Ich bin auf der Suche nach einer Tätigkeit und erhoffe mir diese hier zu finden."
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Sie musterte den Ianitor - wie ihr jemand erklärt hatte, das Türsklaven so hießen und diesen hier hielt sie nun einfach mal für einen - einen Moment lang und nickte dann ansatzweise aber nicht unfreundlich grüßend. "Salve, ich bin auf der Suche nach dem Leiter oder der Leiterin der Acta Diurna." Sie sprach auch hier klares und gutes Latein, welches durch ihren Akzent aber eindeutig auf eine Fremde hinwies. Einen Moment überlegte sie auch noch, wie weit sie dem Manne bereits sagen konnte oder musste, was sie eigentlich wollte und schließlich beschloss sie, dass es nicht schaden konnte. "Ich bin auf der Suche nach einer Möglichkeit der Zeitung behilflich zu sein und zugleich damit meinen Lebensunterhalt zu bestreiten." Zumindest in Teilen, dachte sie bei sich, denn die Aufgaben, die sie erwartete, würden wohl nicht viel einbringen, aber sie benötigte auch nicht viel.
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Nun, das war nicht so weit, bedachte man die Strecke, die sie bereits zurück gelegt hatte. Wenn man sie ein wenig kannte und ihren Gesichtsausdruck betrachtete, bemerkte man nun, wie sie bereits Pläne schmiedete. Aber diese hatten noch Zeit, da war sie sich sicher. Denn immerhin war nun Winter und sie hatte in den Gebirgen des Südens tatsächlich schon etwas gefühlt, was sie bisher nur einmal aus der Entfernung gesehen hatte: Schnee. Sicherlich gab es den in den Gebirgen zwischen hier und diesem Germanien auch, aber so faszinierend sie ihn fand und so sehr sie in diesem auch getobt hatte, beim ersten Mal, so halb erfroren war sie danach auch gewesen und hatte kein Verlangen gehabt es zu oft zu viel zu erleben. Deshalb schob sie die Pläne erst einmal zurück. "Was zieht Dich nach Germanien?" fragte sie stattdessen neugierig.
Ob er ihr helfen konnte? Dürftige Erklärungen? "Du irrst," lächelte sie leicht. "Keine der Erklärungen sind dürftig. Auch wenn ich die seltene Gnade erleben durfte wie ein Enkelsohn des bekannten Kaufmanns unterrichtet worden zu sein und nicht wie eine Enkeltochter - oder vielleicht sogar gerade deshalb - lerne ich gerne dazu. Natürlich sind die Texte Homers und die Philosophien Aristoteles interessant und beeindruckend, wie auch die Schriften aus der Zeit des Etana-Mythos, aber sie sind doch nichts im Vergleich mit dem selber Erleben. Als ich die Odyssea gelehrt bekam, wollte ich mit dem berühmten Seefahrer reisen, wollte die Welt entdecken. Deshalb kam mir das Versprechen durchaus gelegen," lächelte sie verschmitzt und man sah durchaus auch den Schalk, der ihr immer noch manchmal im Nacken saß. "Du kannst mir mehr über dieses Germanien erzählen," schmunzelte sie weiter. "Oder wenn Du möchtest auch mehr über Rom. Ich bin zwar bereits einige Wochen hier, aber eigentlich kenne ich es noch nicht wirklich." So wie sie eigentlich auch niemanden hier wirklich kannte, denn zuvor war sie meist mit dem Begleiter unterwegs gewesen und danach hatte sie nur bedingt das Bedürfnis gehabt Bekanntschaften zu schließen.
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"Roxane ist mein Name," erwiderte sie ihm schmunzelnd. "Beth Narin ist der Name Mesopotamias in meiner Muttersprache." Bei der Frage nach ihrem Vater zuckte sie leicht mit den Schultern. Sie hatte dazu ein zwiespältiges Verhältnis, weshalb sie nur - fast schon lapidar antwortete: "Angeblich, ja." Mehr wollte sie zu dem Thema nicht sagen. Stattdessen lauschte sie seinen Erklärungen über die Regionen im Norden und in ihren Augen sah man nicht nur Interesse sondern auch so etwas wie Abenteuerlust aufblitzen. "Unwirtlich? Durch die Wälder? Oder durch die Völker dort? Habt Ihr auch den Namen.. ach ja, was frage ich, natürlich," lächelte sie leicht und ein wenig ironisch. "Ihr nennt Fremde, die nicht dem römischen Reich angehören auch Barbaren, wie die Griechen Fremde nennen. Nur ist die Sichtweise der Römer da ein wenig anders zu, nicht wahr?" Es klang nicht bitter oder verärgert, eher wie eine Frage, die sie einfach aus Neugierde geklärt sehen wollte. Ein Wort allerdings war ihr nicht geläufig, wie auch nicht das, was es darstellte. "Was ist Nebel?" Im Süden Italiens war ihr dieses Phänomen nicht begegnet und auf ihren Reisen auch nicht, geschweige denn zu Hause. Sie rieb sich kurz nachdenklich die Nasenspitze. "Wie weit ist es bis zu diesen Ländern?"
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Sie war erstaunt und auch irgendwie erfreut, das er nicht gleich die Flucht ergriff unf hob kaum merklich beide Brauen. "Beth Narin," lächelte sie leicht und nickte. "Ja, es stimmt. Mesopotamia. Nun, es kommt darauf an, wo man sich befindet. Es ist das Zwischenstromland und auch dort gibt es viele fruchtbare Gebiete. Edessa liegt im Nordwesten einer sehr fruchtbaren Ebene und ist sehr schön." Sie lächelte auf eine Art und Weise, die bewies, dass sie - trotz aller Abenteuerlust und Liebe zum Kennenlernen fremder Länder - ihre Heimat liebte. "Aber auch wir besitzen Pferde. Wenn auch Kamele in vielen Punkten geeigneter sind. "Auch Palmyra, wo ich geboren wurde und die ersten Jahre meines Lebens verbrachte, ist in einer fruchtbaren Oase und sehr schön. Doch rundum ist nur Wüste mit der bekannten Karawanenstraße. Dort sind Kamele überlebenswichtig, denn sie können über Tage Wasser in ihren Höckern speichern und somit in dem trockenen Gebiet lange überleben. Pferde verdursten zu schnell. Die Menschen dort sind auf die Kamele angewiesen, wenn sie überleben wollen." Ob sie ihn damit langweilte? Nun, wenn dem so war, musste er es sagen. Sie selber langweilte sich nicht dabei, denn es kam selten genug vor, dass sie über ihre Heimat mit Fremden sprechen konnte. Immerhin war sie ja eine "Feindin". "Aber letztlich ist es dort sehr viel anders als hier." Sie machte eine leicht ausholende Bewegung mit dem Arm, welche Rom und ganz Italien umfassen sollte. "Ich hörte, noch weiter im Norden soll es ähnlich dem Hindukusch große Gebirge geben und dahinter ein waldreiches, wildes Land? Meine Mutter erzählte mir diverse Dinge, die ihr wohl mein Vater erzählt hatte." Das hatte sie eigentlich nicht sagen wollen, aber nun war es raus und nicht mehr zurück zu nehmen und dementsprechend nahm sie es mit einem innerlichen Schulterzucken hin.
Sie hatte sich noch nicht vorgestellt? Tatsächlich... Irgendwie war ihr das entgangen und so unhöflich es ihrerseits gewesen war, denn sie entsann sich, dass er sich durchaus vorgestellt hatte, so wenig konnte man das nun rückgängig machen. Nur nachholen. "Mein Name ist Roxane, Tochter der Ningal und Enkelin des Enkidu." Ob er wohl so gebildet war um die Ähnlichkeit des Namens...? Nein, wahrscheinlich nicht. Die Literatur und die Legenden ihrer Heimat waren in Rom sicher unbekannt oder gar verpönt. Ihr Großvater hatte sich immer ein Vergnügen daraus gemacht einen Verweis zu geben. Auch meinte er, wenn er einen Sohn bekommen hätte, hätte er diesen sicherlich nach seinem Gegenspieler und späteren besten Freund benannt. Doch er hatte nur eine Tochter. Eine sture, hitzköpfige und dickköpfige Tochter, die sich in den Kopf gesetzt hatte ihrem Elternhaus zu entfliehen und die Welt zu erkunden. Sie kam nur bis Palmyra und dort lief sie dann dem Mann über den Weg, den sie über alles lieben sollte - bis in den Tod. Ihr Großvater war unendlich glücklich, als seine heißgeliebte, wenn auch manchmal ihn zur Weißglut treibende Tochter zurück gekehrt war, so dass er sogar über ihre Schande hinweg sah und schnell lernte diese zu lieben. Niemand in der Stadt hatte je erfahren, dass sie selber in Schande gezeugt worden war und das ihr Vater ein Feind war.
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Nach einer gewissen Weile des Aufenthaltes in Rom bekam man auch als Fremdling mit, dass es so etwas wie die Acta Diurna gab. Wenn man dann noch lesen konnte, wurde man durchaus auch zu einem Stammkunden dieser Informationsquelle - vielleicht sogar gerade weil man ein Fremdling in der Stadt war. Wenn dann das Eine mit dem Anderen Hand in Hand geht, dann kommt man unweigerlich zu weiteren Schritten und Schlüssen, die schließlich in diesem Fall dazu führten, das ihre Füße sie im Laufe der Zeit immer näher an dieses Gebäude geführt hatten und sie das Ansinnen dieser und ihres Unterbewusstseins heute endlich verstanden hatte und sich schließlich bis vor die Tür wagte. Weder Schüchternheit noch Ängstlichkeit hatten sie bisher davon abgehalten, sondern vielmehr die Tatsache, dass sie sich bis heute gar nicht darüber im Klaren war, weshalb sie das vielleicht tun sollte.
Nun aber stand sie vor der Tür, gut und ordentlich gekleidet, aber eben als Nicht-Römerin erkennbar, ohne Begleitung und doch sehr selbstsicher wirkend. Ihre Hand hob sich, ballte sich im gleichem Zuge zur Faust und schlug dann kräftig gegen die Tür. Geduldig wartete sie, ob sich diese auftun würde.
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Ich bitte um die Eröffnung eines Kontos. Danke!
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Einen Moment überlegte sie, wie weit sie ihm sagen sollte, von wo sie stammte, denn sie hatte durchaus schon bei einigen Römern eine extreme Abwehrreaktion bemerkt, wenn es zur Sprache kam. Aber so war es nun mal und sie neigte nicht dazu zu lügen. "Meine Familie stammt aus Edessa und ich bin die meiste Zeit meines Lebens dort aufgewachsen. Geboren wurde ich allerdings in Palmyra." Vermutlich würde er sich nun fragen, warum sie nicht wie eine typische Frau ihrer Heimat aussah, sondern eine Mischung aus zwei Welten darstellte, aber wahrscheinlich würde er wohl eins und eins zusammen zählen können. Ob das Ergebnis dann allerdings richtig war, musste man noch sehen. "Vor einigen Jahren brach ich auf die Welt kennen zu lernen - nun ja, eigentlich nur um ein Versprechen einzulösen," schmunzelte sie leicht. "Aber ich gestehe, ich habe Gefallen an dem Kennen lernen der Welt gefunden."
Sie sollte sich mit Informationen wohl zurück halten, immerhin war der Mann ihr fremd. Aber noch hatte sie nicht zu viel verraten, beschied sie für sich und demnach war das noch Alles in einem halbwegs vernünftigen Rahmen. Im Zweifel würde er sich eh gleich grußlos wegdrehen und gehen. Geschah zwar selten, aber doch noch oft genug. Menschen aus ihrer Heimat wurden hier wohl manchmal höchstens als Sklaven oder Tote gerne gesehen. Zumindest hatten einige wenige Menschen versucht ihr diesen Eindruck zu vermitteln, aber bisher sah sie das meist recht gelassen. "Das Land liegt weit hinter dem Gebirge, das wir den Hindukusch nennen."
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Sie schmunzelte leicht bei seiner Aussage über die Kuh, schüttelte dann aber auch den Kopf. "Das kommt wohl darauf an, in welchem Land man diese Kuh ist. Ich hörte, dass ganz weit im Osten die Kühe einen heiligen Status genießen und nicht geschlachtet werden dürfen." Das sie mit dem ganz weit im Osten nicht das ganz weite im Osten von Rom, sondern von ihrer Heimat meinte, war für sie glasklar, war nur die Frage, ob er es auch so verstehen würde. Aber wenn nicht, so hatte er ja eindeutig einen Mund zum Fragen. Zumindest drangen Worte daraus hervor, also würde er dies wohl sicher auch hinbekommen.
"So so," meinte sie auf seine Aussage mit den Persönlichkeiten und lächelte nun richtig. "Und Du verfügst vermutlich über mutiple, wenn Du so wissend darüber sprichst." Wieder blitzte es amüsiert in ihren Augen auf und sie musterte ihn einmal mehr. "Das muss auf Dauer sehr anstrengend sein. Mit welcher der Persönlichkeiten habe ich denn gerade das Vergnügen?" Sie nickte sachte und fügte an: "Nirgendwo und überall hin. Ich bin noch nicht lange in dieser Stadt und gedenke möglichst viel kennen zu lernen, so lange ich die Zeit noch dafür habe. So führt mich mein Weg mal nach links, mal nach rechts und im Moment durchaus geradeaus." Sie schmunzelte und schob sich eine der wiederspenstigen Strähnen hinter das linke Ohr. "Wenn Du Römer bist und noch nicht oft hier warst, dann hast Du wahrlich etwas verpasst," fügte sie an und deutete auf einige der Bauten. "Dort wo ich herkomme, sieht man durchaus eine andere Architektur, doch muss ich gestehen, dass ich diese samt ihrem Pomp und Gloria durchaus zu schätzen weiß."
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Überrascht, denn sie hatte ihn nicht bemerkt, war sie doch zu sehr in den Anblick einer Säule vertieft gewesen, die unweit von ihr zu finden war, blickte sie zur Seite und hob eine Augenbraue. "Sich selber mit einer Kuh zu vergleichen, spricht nicht von großem Selbstvertrauen," meinte sie in sauberen und gutem, aber doch akzentuiertem Latein und schmunzelte etwas. "Und von sich in der Mehrzahl zu sprechen scheint ein Anzeichen von leichter Persönlichkeitsstörung zu sein," fügte sie an, wohlwissend, dass diese Reaktion recht frech war und von dem Fremden durchaus als Beleidigung aufgefasst werden konnte. Wenn er jedoch genau hinsah, würde er das amüsierte Funkeln in ihren Augen und das gleichfalls amüsierte Zucken der Mundwinkel bemerken. "Aber wenn es einer Erklärung des Weges bedarf, kann ich vielleicht weiter helfen. Wobei die Betonung wohl bedauerlicherweise auf dem kleinen, aber entscheidenden Wörtchen Vielleicht liegt."
Sie musterte den Mann - nicht so verstohlen wie es vielleicht schicklick wäre - und hob erneut eine ihrer Brauen. "Aber ich bin mir beinahe sicher, dass Dein Wissen über diese Stadt und ihre Gassen größer ist als das Meine, was jedoch nichts daran ändert, das ich für meinen Teil weiß, wohin," fügte sie an und vielleicht war da sogar so etwas wie ein kleines Zwinkern zu erkennen, wenn man im richtigen Augenblick ganz extrem aufpasste.
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Was für ein Leben. Seit drei Jahren war sie nun schon in Italia, aber erst seit einigen Wochen in dessen Hauptstadt und somit der Hauptstadt des römischen Imperiums. Wie hatte ihre Mutter ihr all die Jahre in den Ohren gelegen, das sie eines Tages einmal dahin gelangen würde, eines Tages die Familie ihres Vaters aufsuchen würde und dann eine Römerin wurde. Welch naive Gedanken ihre Mutter da doch gehabt hatte. Aber für Naivität im Zusammenhang mit ihrem Vater war sie ja durchaus bekannt. Er war ein römischer Soldat gewesen, der in irgendeinem dieser nutzlosen Kriege im Südosten sich eine Frau für das Vergnügen gesucht hatte und sie - ihre Mutter - gefunden hatte. Dann war er so blöd gewesen und hatte sich in einem der vielen Kämpfe von den Landsleuten ihrer Mutter umbringen lassen. Schön dumm sowas. Aber sie wollte nicht klagen, denn die Naivität der Mutter hatte dafür gesorgt, dass sie viele Möglichkeiten erhalten hatte, die sonst höchstens dem männlichen Nachkommen angediehen worden wäre: sie hatte eine gute Ausbildung bekommen. Eine, die sie nicht nur die Sprache ihrer Heimat lehrte, sondern auch das Lateinisch. Eine die sie Lesen, Schreiben und Rechnen lehrte und eine, die sie sogar mit ihren Lehrern über diverse Themen sprechen und diskutieren lies. Ihre Mutter hatte gewollt, dass sie einmal der Familie ihres Vaters gegenüber mit hoch erhobenen Kopf entgegen treten konnte und beweisen konnte, dass sie wer war.
Wenn sie an all diese Stunden zurück dachte, musste sie nicht selten den Kopf schütteln. Es war ihr durchaus bewusst, dass sie etwas ganz Seltenes hatte erfahren dürfen, denn normalerweise erhielten nur wenige Frauen ihrer Heimat auch nur die Möglichkeit lesen zu lernen. In der Regel dann auch nur jene, deren Familie über viel Geld verfügte. Nun, die Familie ihrer Mutter war nicht arm, aber dennoch war es nicht normal, dass ihr Großvater zugestimmt hatte, das sie all das lernen durfte. Sie hatte diesen stolzen Mann dahingehend nie begriffen, was aber nichts an ihrer Dankbarkeit änderte, denn sie liebte das Lesen und auch das Schreiben. Das Rechnen war nur eine Notwendigkeit um nicht übers Ohr gehauen zu werden.
Als ihre Mutter an einer schweren Krankheit zu Grunde ging, musste sie ihr auch noch versprechen nach Rom zu gehen, damit sie die Familie ihres Vaters finden würde. Ein gegebenes Versprechen durfte man nicht brechen aber sie hatte nicht vor gehabt diese Familie ausfindig zu machen, denn was sollte ihr das bringen? Was wollte sie von denen? Sie hatte eine Familie! Dennoch hatte sie ihrer Mutter versprochen nach Rom zu gehen, wenn auch nichts, was die Familie betraf. Ihr Großvater hatte sie schweren Herzens gehen lassen und ein paar Begleiter mitgegeben. Über Judaea und Arabia waren sie nach Alexandria gezogen und von dort mit einem Schiff auf die Insel Sicilia. Eigentlich hätte sie gleich weiter gesollt, aber sie wollte die Insel erkunden, mehr davon sehen, von den griechischen Ursprüngen, den Berg der Feuer spucken konnte und vieles mehr. So waren sie erst viele Monde später über die enge Meeresstraße gefahren und hatten schließlich italisches Festland betreten. Doch wieder weigerte sie sich gleich nach Rom zu ziehen - sehr zum Verdruss ihrer Begleiter, die sich jedoch ihren Anweisungen gefügt hatten. Aus Tagen wurden Wochen und aus Wochen Monaten, bis es schließlich Jahre waren, die sie durch Italien zog. Zuletzt dann war sie doch in Rom angekommen. Nun großjährig und nur noch in Begleitung eines Mannes. Die Anderen waren im Laufe der Zeit auf die unterschiedlichste Art und Weise auf der Strecke geblieben. Meist dadurch, dass sie sie mit Botschaften nach Hause sandte und nicht wissen ließ, wo sie als Nächstes hingehen würde.
Warum sie so verrückt war, wusste sie selber nicht, aber eigentlich wollte sie alleine sein. Wollte ihr Leben alleine in die Hand nehmen und auf eigenen Beinen stehen. Ein unmögliches Unterfangen für eine Frau. Der helle Wahnsinn, aber sie hatte es sich in gewisser Weise in ihren kleinen Dickschädel gesetzt und so war auch der letzte Begleiter, nach vielen Streitigkeiten in der Sprache ihrer Heimat, schließlich von dannen gezogen um Bescheid zu geben, dass es ihr gut gehe, sie irgendwann wieder käme (das Vielleicht hatte sie im Raum stehen lassen) und sie erst einmal in dieser riesigen Stadt bleiben würde (auch ob sie nach der Familie ihres Vaters suchen würde, an den sie selber nie wirklich dachte, ließ sie im Raum stehen). Seit zwei Wochen hatte sie endlich Ruhe und war auf sich gestellt und sie genoss es! Genoss es in vollen Zügen!
Schon einige Male war sie am Forum vorbei gekommen, doch meist hatte sie sich nicht lange hier aufgehalten. Heute jedoch wollte sie alles hier erkunden und die Leute beobachten. Die Römer faszinierten sie, auch wenn sie nicht ganz verstand, wieso sich ihr Volk so schwer mit ihnen getan hatte, dennoch hatten sie irgendwas an sich, was sie in ihren Bann zog. Ob es das Blut ihres Vaters in sich war, welches sie so denken und fühlen ließ? Wer wusste das schon. Ihr war es egal, denn sie genoss einfach nur den Aufenthalt in dieser Stadt, wohlwissend, dass sie nicht ewig würde so weiter machen können, aber darüber wollte sie sich heute keine Gedanken machen, denn dafür war anderntags noch genug Zeit. Noch hatte sie bei weitem genügend Reserven um die Zeit einfach nur zu genießen und sie war sicher, dass sie eine Möglichkeit finden würde vor dem Aufbrauchen dieser zu neuen zu gelangen.
Dort lag die Rostra und wenn man in diese Richtung ging - sie drehte sich einmal um sich selbst und blieb in einer bestimmten Richtung blickend stehen - dann kam man zum Palatin. So viel wusste sie bereits. Auch das dort in der Richtung viele Tempel standen. Da hinten fanden immer Sklavenverkäufe statt und dort waren Stände, an denen man alle möglichen Waren feil bot. Mit der linken Hand fuhr sie sich leicht durch ihr langes, leicht gewelltes Haar und schob es hinter das Ohr, ehe sie sich langsam in eine Richtung bewegte, mehr schlendernd, um sich schauend und alles in sich aufnehmend. Einfach die Zeit genießen, trotz der Kühle, die für sie auch jetzt noch ungewohnt war, nach all der Zeit in dem Land, und trotz der Aussicht am Himmel, dass es wohl bald regnen würde.
Sim-Off: Nicht reserviert, falls also wer mag
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Vielen Dank!
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Salve Marcus Tiberius Magnus,
ich bitte um Freischaltung.
Name: Roxane
Status: Peregrina
Wohnort: RomaBenötigst Du noch weitere Informationen?
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